Astronomie: Immer mehr Menschen begeistern sich für die Sterne

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BONN. Das Sternenfieber geht um – nicht nur am Tag der Astronomie Anfang April. Fans schließen sich zusammen. Ein Privatmann hat eine Mega-Sternwarte unter sein Dach gebaut. Ein anderer Hobbyastronom schult Kinder.

Astronomie-Stammtische, private Sternwarten oder auch Fan-Vereine: In Deutschland grassiert das Sternenfieber. Ob im Bergischen Land, im Allgäu, in Sachsen oder im hohen Norden – überall haben sich Sternenfreude zusammengeschlossen. Spektakel wie besonders helle Kometen lassen die Faszination wachsen, weiß Hobbyastronom Wilfried Bongartz von der Volkssternwarte Bonn. «So was lässt einen nicht mehr los. Das Interesse zieht sich durch alle Altersklassen.»

Eine Nachtaufnahme des Sternenhimmels über den Nockbergen/Kärnten (Foto: HDRMeurer/Flickr CC BY-NC 2.0)
Eine Nachtaufnahme des Sternenhimmels über den Nockbergen/Kärnten (Foto: HDRMeurer/Flickr CC BY-NC 2.0)

Spannende Raumfahrt-Missionen wie die Entdeckungsreise des Mars-Roboters «Curiosity» steigern die Neugier zusätzlich, erzählt der 48-Jährige. Gerade hat Bongartz den Jupiter und seine vier größten Monde ins Visier genommen – strahlend schön und gestochen scharf. Wo? Unter dem Dach seines Bauernhauses bei Bonn. Hier verbirgt sich ein wahrer Schatz: ein Teleskopsystem, größtenteils Marke Eigenbau. Jahrelang hat Bongartz konstruiert und getüftelt. Alles Hightech vom Feinsten. Per Knopfdruck setzt sich das Holzdach auf Schienen in Bewegung und gibt den Blick auf den Nachthimmel frei.

«Ich habe schon mit zwölf angefangen, den Himmel zu beobachten. Damals mit dem Fernglas meines Vaters.» Was reizt den gelernten Gärtner? «Die Dynamik im Weltall. Den veränderlichen Sternen gilt mein Hauptinteresse.» Auch der Geburt und dem Sterben von Sternen – in den unendlichen Weiten des Kosmos. Um den Orionnebel oder die Strudelgalaxie M51 gut beobachten zu können, hat der Autodidakt Okulare schubladenweise in allen Ausführungen parat. Für Fotos montiert er eine spezielle Kamera. Sein über 300 Kilogramm schweres Teleskopsystem lässt sich vom PC aus lenken.

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Bongartz‘ erstaunliche Bilder – ein Flammennebel, eine Mondfinsternis oder auch mal einen Transit der Raumstation ISS vor der Sonne – sind ab und zu auch auf Ausstellungen zu sehen. Sein Wissen teilt er mit anderen Hobbyastronomen – oder Besuchern der Bonner Sternwarte. «Die Begeisterung ist groß. Wenn ich Städtern zum ersten Mal die Milchstraße zeige, ist das für viele ein Erlebnis.»

Peter Oden, als geschäftsführender Vorsitzender ebenfalls in der Volkssternwarte aktiv, lässt sich gerne und geduldig Löcher in den Bauch fragen. Von wissensdurstigen Grundschülern, die er in einer Astronomie-AG unterrichtet. «Die Kinder wollen alles wissen über unser Sonnensystem, fremde Galaxien oder Schwarze Löcher.» So erklärt der 61-jährige Physiker den Schülern etwa: «Das Universum dehnt sich immer weiter aus. Es wird immer größer.» Kurzes andächtiges Schweigen, dann gehen die Fragen wild durcheinander.

Eine ganze Menge haben die Bonner Schüler schon gelernt. Peter (9) kennt sich bestens aus beim Orionnebel. Drittklässler Henry rattert mühelos alle Planetennamen runter. Der Saturn hat 62 Monde, der Jupiter 67, weiß Leo. Diesmal geht es um die Ringe des Saturn. «Kann man durch die Ringe durchfliegen, sind die aus Luft?», will Bilal (9) wissen. «Nein, es herrscht ja Vakuum im All. Und die Ringe bestehen aus Milliarden von Eis- und Gesteinsbrocken», erklärt Oden. Die Kids nicken. Alles klar. Mit Begriffen wie planetarischer Nebel oder Supernova jongliert der Nachwuchs schon recht gut.

Physiker Oden, der auch Astronomie-Bücher schreibt, ist sicher: «Das Interesse wächst und wächst weiter. Das merken wir in der Sternwarte, bei öffentlichen Aktionen und speziell auch in den Schulen und bei der Jugend.» Eine Sorge treibt aber viele um: Lichtverschmutzung. Sie erschwert die Himmelsbeobachtung ganz erheblich, schildert Bongartz. Autolichter, Gebäude- oder Straßenbeleuchtung strahlen in den Himmel ab, hellen ihn deutlich auf. Im Lichtsmog werden die Kontraste kleiner. Und so ist der Blick in den Himmel zum Frust vieler Hobbyastronomen oft stark getrübt. Yuriko Wahl-Immel/dpa

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