An der WM führt kein Weg vorbei – auch für Schulen nicht

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MAINZ. Egal wie man es selbst mit der Fußball-WM hält, in den meisten Schulen hat das WM-Fieber Einzug gehalten. Auf den Gängen oder als aktuelles Thema im Unterricht, das Großereignis im fernen Brasilien ist derzeit prägendes Thema. Die meisten Schulen haben aber bisher den Unterrichtsbeginn nicht verschoben. Einige Beispiele aus Rheinland-Pfalz:

Auch die rheinland-pfälzischen Schulen sind im Fußball-WM-Fieber. Schüler kommen in Nationaltrikots, diskutieren über die Spiele und drapieren Fähnchen in manchen Klassenzimmern. Sogar der Unterricht dreht sich teils um die ferne Weltmeisterschaft in Brasilien. Doch eines ist nicht gern gesehen: Schüler, die nach den nächtlichen Übertragungen gähnend in der Klasse sitzen. Den Unterrichtsbeginn deshalb zu verschieben, kommt für die Schulen nicht infrage.

An "König Fußball" führt derzeit kaum ein Weg vorbei. Foto: Rike  / pixelio.de
An „König Fußball“ führt derzeit kaum ein Weg vorbei. Foto: Rike / pixelio.de

«Es gibt keine landesweite Sonderregelung, dass wegen der WM-Spiele am späten Abend die Schulen am nächsten Tag später beginnen», sagt der Sprecher des Bildungsministeriums in MAINZ, Wolf-Jürgen Karle. Dies wäre schon wegen der Fahrpläne der Schulbusse nicht so einfach. Ist die WM auch Thema im Unterricht? «Die Schulen knüpfen immer an aktuelle Ereignisse an.» Bei der WM sei das genauso vorstellbar wie etwa bei den Krisen in der Ukraine und im Irak.

Ein großes Thema ist die Fußball-WM etwa an der Berufsbildenden Schule für Technik, Gewerbe, Hauswirtschaft und Sozialwesen in BAD KREUZNACH. «Schüler und Lehrer fachsimpeln auf den Gängen», berichtet Studiendirektorin Stefanie Dilling. Auch im Unterricht lasse sich die WM einbauen, etwa in Mathe bei der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Für alle Schüler gelte aber: Unterricht wird nicht verschoben. «Wer späte Spiele schauen will, muss da durch.»

Am Stefan-George-Gymnasium in BINGEN beginnt der Unterricht bereits um 7.35 Uhr. «Da werden wir in der ersten Stunde schon ein bisschen Rücksicht nehmen», teilt Schulleiterin Renate Seipel mit. Auch hier werde der Unterricht nicht verschoben. Klassenarbeiten blieben den Schülern aber erspart. «Trotz der späten Sommerferien haben wir alle Kursarbeiten bereits vor WM-Beginn geschrieben.»

In der Integrierten Gesamtschule (IGS) in ROCKENHAUSEN im Donnersbergkreis dagegen kommen die Mädchen und Jungen während der WM nicht um Klassenarbeiten herum. «Etwas anderes könnten wir uns gar nicht leisten, so kurz vor den Ferien», sagt Physik- und Sportlehrer Markus Gohl.

Der Leiter der Nibelungenschule in ALZEY, Tobias Klag, berichtet: «Wir haben in unserer Grundschule viele Nationalitäten, deswegen laufen die Kinder in vielen Fußball-Trikots rum. Es ist schade, dass die Türkei nicht bei der WM dabei ist, denn wir haben auch viele türkischstämmige Schüler.» In den Schulstunden tauche die WM beispielsweise auf, wenn es im Sachunterricht um Länder gehe.

«Am Morgen nach einem Deutschlandspiel geben wir den Kindern auch Raum, um über ihre Erlebnisse zu berichten», ergänzt Klag. Außerdem würden Fußballbildchen «hin- und hergetauscht». Eine Lehrerin, die diese selbst sammele, habe sogar in der Pause einen Tauschtermin für interessierte Kinder anberaumt.

An der Sophie-Scholl-Schule in MAINZ stehen die Abschlussprüfungen im Vordergrund. «Bei über 300 mündlichen Prüfungen können wir da auch nichts verschieben», sagt die Leiterin der Berufsbildenden Schule, Lilian Schwarzweller. Sollte Deutschland ins Finale kommen, werde man aber sicher eine Lösung finden.

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In der Neuborn-Gundschule in WÖRRSTADT (Kreis Alzey-Worms) sind einige Klassenzimmer passend zur WM dekoriert. «Die Kinder haben im Kunstunterricht Flaggen und Fußballfelder gestaltet», erzählt Rektorin Helga Schaer. Zu Spielen am späten Abend sagt sie: «Das geht nicht, dass die Kinder am nächsten Morgen übernächtigt zur Schule kommen.» Als Alternative könnten die Partien aufgenommen werden.

Auch an der «Realschule plus Kirchberg» in PIRMASENS beginnt der Unterricht während der Fußball-WM «ganz normal», sagt Konrektorin Jeanette Corbett. «Alle anderen müssen arbeiten wie immer, das gilt auch für die Schule.» Viele Lehrer seien aber mit übermüdeten Schülern nicht ganz so streng.

Das Otto-Hahn-Gymnasium in LANDAU wollte seinen Schülern am Samstag im überdachten Pausenhof ein Public Viewing für das Spiel der deutschen Mannschaft gegen Ghana bieten. Ansonsten gilt: Der Unterricht läuft regulär weiter.

An der Karolina-Burger-Realschule plus in LUDWIGSHAFEN-MUNDENHEIM bleibt es jedem Lehrer selbst überlassen, ob er die WM im Unterricht thematisiert. Anfangs habe es auch wenige Schüler mit Trikot oder Fahne im Unterricht gegeben. «Wenn die Deutschen weit kommen, ist hier vielleicht bald schon die Hölle los», heißt es in der Schule.

In der Kurfürst-Balduin-Realschule plus in TRIER ist die WM im Unterricht Thema, wie Schulleiter Eugen Lang berichtet. In Geografie etwa seien die Teilnehmerstaaten mitsamt Hauptstädten auf der Weltkarte behandelt worden. In Mathematik wurden Tabellen erstellt und im Computerunterricht werde damit gerechnet. Auch sonst spiele die WM im Schulalltag eine große Rolle. «In vielen Klassen sind Wetten am Laufen», sagt Lang.

Auch am katholischen Angela-Merici-Mädchengymnasium in TRIER ist keine Verschiebung des morgendlichen Unterrichts wegen der WM vorgesehen. «Viele von uns schauen gerne Fußball, aber wir müssen morgens trotzdem auf der Matte stehen. Auch die Lehrer», betont Schulleiter Mario Zeck. Im Unterricht sei die WM kein Thema – aber auf dem Schulhof. «Man redet darüber, man tauscht sich aus und man drückt die Daumen.»

An der IGS KOBLENZ hat Schulleiterin Eva Liss-Mildenberger nach den abendlichen Spielen festgestellt: «Der eine oder andere Schüler war sehr müde.» Bei Klausuren könne auf die WM wegen der nahenden Sommerferien keine Rücksicht genommen werden: «Wir haben gerade eine hohe Klassenarbeitsdichte.» Auch die Lehrer sind längst im WM-Fieber. Die Hälfte ist bei Fußballwetten dabei. «Das steckt ein bisschen an», freut sich Schulleiterin Liss-Mildenberger. (Simon Ribnitzky, dpa)

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