LEIPZIG. Die Ankündigung des sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich (CDU), in den nächsten Jahren jeweils 1000 neue Lehrer einzustellen, geht der Landesvorsitzenden der sächsischen Bildungsgewerkschaft GEW, Sabine Gerold, nicht weit genug.
„Diese Ankündigung des Ministerpräsidenten ist nicht geeignet, potenzielle Wähler zu beeindrucken. Jeder, der sich in Sachsens Schulen auskennt, weiß, dass in den nächsten Jahren deutlich mehr als 1000 Lehrerinnen und Lehrer die sächsischen Schulen verlassen werden“, so Gerold. Auch der Ministerpräsident kenne die Alterspyramide der sächsischen Lehrerschaft sehr genau. Selbst wenn alle Lehrer bis zur Regelaltersrente durchhalten, „was angesichts der hohen Belastung nicht sehr wahrscheinlich ist“, würden laut Gerold ab 2017/18 jedes Jahr mehr als 1300 Kollegen in Rente gehen. „Gleichzeitig wachsen die Schülerzahlen weiter an, steigen die Ausbildungsverpflichtungen der Schulen und kommen immer neue Aufgaben auf die Schulen zu. Da sind 1000 angekündigte Lehrerneueinstellungen ein ganz schlechtes Wahlversprechen.“
Die GEW-Vorsitzende weist darauf hin, dass 2015/16 auch die letzten Altersteilzeitverträge nach dem bis 2009 geltenden Tarifvertrag auslaufen, sodass alle danach aus dem Schuldienst ausscheidenden Lehrer eine sofort zu schließende Lücke in der Unterrichtsversorgung hinterließen. Selbst wenn man berücksichtige, dass etwa die Hälfte der älteren Kollegen wegen der Belastungssituation nicht mehr in Vollzeit arbeitet, werde mit 1000 Neueinstellungen von vollzeitbeschäftigten neuen Lehrern bestenfalls ein Ausgleich der Altersabgänge erreicht, aber noch lange keine Verbesserung der angespannten Personalsituation in den Schulen. Wer allein den steigenden Schülerzahlen, den hohen Ausbildungsverpflichtungen und den wachsenden Integrationsaufgaben gerecht werden wolle, müsse über den Ersatz der jährlich ausscheidenden Lehrer hinaus, mindestens 500 weitere einstellen, um das jetzige Niveau der Lehrerversorgung zu halten. Doch selbst das sei laut GEW noch nicht ausreichend, um die Schulen endlich wieder zur Ruhe kommen zu lassen. Das könnten Schüler, Eltern, Lehrer und die interessierte Öffentlichkeit seit Wochen jeden Tag erleben.
„Wenn sich der sächsische Ministerpräsident weiterhin von seinen Kollegen in den anderen Ländern für seine Schulpolitik auf die Schulter klopfen lassen will, muss er ganz schnell etwas tun, damit in den nächsten Jahren nicht nur 1000 neue Lehrer die ausscheidenden 1300 alten ersetzen können, sondern die Zahl der Lehrer in den Schulen auch absolut anwächst. 2000 neue Lehrer jährlich oder 1000 Lehrer zusätzlich zu den jetzigen, das wäre ein echtes Wahlversprechen“, sagt GEW-Landesvorsitzende Gerold. Die rund 60 Millionen Euro, um die der Lehrerpersonaletat dafür jährlich aufgestockt werden müsste, wären laut Gerold „auch sehr gut investiert“: „Die sächsischen Steuerzahler hätten ganz sicher nichts dagegen, wenn ihr Geld in eine solche sehr zukunftssichere Anlage fließen würde.“