Niedersächsische Lehrerverbände unzufrieden mit Entlastungspaket

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HANNOVER. Das Entlastungspaket für Lehrkräfte der niedersächsischen rot-grünen Koalitionsregierung stößt sowohl beim Landesvorsitzenden des Philologenverbands, Horst Audritz, als auch beim Landesvorsitzenden des Verbands Niedersächsischer Lehrkräfte (VNL/VDR), Manfred Busch, auf starke Kritik.

Das Entlastungspaket ist nach Auffassung von Horst Audritz nichts weiter als ein leicht durchschaubares Ablenkungsmanöver, das die wortbrüchige und einseitige Arbeitszeiterhöhung insbesondere für Gymnasiallehrer kaschieren solle. Darüber könne auch nicht die neue erweiterte Altersteilzeitregelung hinwegtäuschen, die die Landesregierung einzuführen beabsichtige, zumal ohnehin die meisten niedersächsischen Lehrkräfte davon keinen Gebrauch machen könnten, da sie nicht zu der dafür berechtigten Altersgruppe gehörten. Auch stehe zu erwarten, dass sich nur wenige Lehrkräfte eine Minderung ihres Einkommens um 30 Prozent gegebenenfalls schon ab dem 55. Lebensjahr leisten könnten. Die erweiterte Altersteilzeitregelung sei daher grundsätzlich in keinem Fall ein Äquivalent für die Arbeitszeiterhöhung und die Streichung der Altersermäßigung.

Aus Sicht des Niedersächsischen VNL/VDR-Vorsitzenden seien die erweiterten Regelungen zur Altersteilzeit zwar durchaus zu begrüßen, würden aber die ursprünglich zugesagte Wiedereinführung der Altersermäßigung ab 55 Jahren nicht ersetzen. Es bleibe daher beim Wortbruch.

Insgesamt sei es nach Angaben des Verbandsvorsitzenden Audritz mehr als dreist, mit welchen Methoden die Landesregierung versuche, von ihrer völlig verfehlten Politik gegen die niedersächsischen Lehrer abzulenken und jetzt sogar in der Öffentlichkeit noch den falschen Eindruck zu vermitteln versuche, sie schaffe erhebliche Erleichterungen für die Lehrer. In Wahrheit würden die vorgesehenen Maßnahmen aber entweder kaum Wirkung entfalten oder sie seien bereits von der vorherigen Landesregierung eingeführt worden.

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So werde im „Entlastungspaket“ mit der darin erwähnten Verkleinerung der Klassen von 32 auf 30 Schüler im Sekundarbereich I nur die bereits 2011 von der vorherigen Landesregierung beschlossene Maßnahme fortgeführt. Damit würden sowieso nur die in der Mittelstufe bis 2004 bestehenden Klassengrößen aufsteigend wieder hergestellt, während für die Oberstufe weiterhin die seit 2004 erhöhten Klassen- und Kursstärken gelten. Als wirklich neue Maßnahme dieser Landesregierung fordert Audritz, endlich auch die Klassen- und Kursfrequenzen in der Oberstufe wieder zu senken.

Für Manfred Busch sei zudem nicht nachvollziehbar, „wie Rot-Grün auf die Idee kommt, von einer Senkung der Klassenstärke in der Oberschule im Schuljahr 2014/15 zu sprechen“. Seit Einführung der Oberschule im Jahr 2011 liege die maximale Klassengröße bei 28 Schülern. „Hier hätte eine Senkung auf wenigstens 26 die nötige Entlastung gebracht.“ Der Verband fordert zusätzlich die für das Gymnasium in Aussicht gestellten zusätzlichen zwei Förderstunden pro Jahrgang auch für die übrigen Schulen des Sekundarbereichs I. Diese Stunden würden dringend zum Fordern und Fördern benötigt. Insgesamt sei das „von Rot-Grün vorgestellte Entlastungsmodell weit entfernt von einem Meilenstein auf dem Weg hin zu weniger Stress im Lehrerzimmer“, so Busch.

Audritz begrüßt nachdrücklich den für kommenden Freitag angekündigten Antrag der FDP-Fraktion, der sich mit entsprechenden Forderungen des Philologenverbandes decke, die Arbeitszeit der Lehrkräfte von einem neutralen Institut nach wissenschaftlich-empirischen Kriterien untersuchen zu lassen. Er sei überzeugt, dass das Ergebnis einer derartigen Untersuchung zweifelsfrei die hohen Belastungen der Lehrer in den niedersächsischen Schulen bestätigen werde. Dadurch würde endlich die erforderliche Grundlage für sachgerechte Lösungen in der Frage der Lehrerarbeitszeit geschaffen. Mit Sicherheit würde auch deutlich werden, dass Arbeitszeiterhöhungen gleich welcher Art für Lehrkräfte eine einzige Provokation darstellen müssten. Kultusministerin Heiligenstadt habe bisher – offenbar aus Angst vor der Wahrheit – eine solche Untersuchung stets abgelehnt. Man dürfe gespannt auf die diesmalige Reaktion der Landesregierung sein.

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