Pro oder Kontra Gymnasialreform? – Volksbegehren in Bayern ist gestartet

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MÜNCHEN. In Bayern startet das Volksbegehren der freien Wähler für die Wahlfreiheit zwischen G8 und G9. Der Ausgang ist offen. SPD und Grüne haben bereits eigene Modelle vorgelegt, die CSU hat ebenfalls eigene Vorschläge angekündigt.

Nach jahrelangem Streit um die Dauer des Gymnasiums in Bayern ist am Donnerstag das Volksbegehren der Freien Wähler für eine Wahlfreiheit zwischen G8 und G9 gestartet.

In den beiden größten Städten München und Nürnberg lief das Volksbegehren unterschiedlich an. Bis zum Nachmittag hätten sich in der Landeshauptstadt rund 1100 Menschen in die Listen eingetragen, sagte einer Sprecherin des Münchner Kreisverwaltungsreferats – beim Studiengebühren-Begehren waren es am Ende des ersten Tages fast 5000 gewesen. Eine Sprecherin der Nürnberger Stadtverwaltung sagte dagegen: «Es läuft gut an.» Sie hatte aber zunächst noch keine genauen Zahlen zur Beteiligung vorliegen.

Damit das Gymnasiums-Volksbegehren der Freien Wähler erfolgreich ist, müssen sich bis Mitte Juli zehn Prozent der Bayern beteiligen. Foto: grueneberlin / flickr (CC BY-SA 2.0)
Damit das Gymnasiums-Volksbegehren der Freien Wähler erfolgreich ist, müssen sich bis Mitte Juli zehn Prozent der Bayern beteiligen. Foto: grueneberlin / flickr (CC BY-SA 2.0)

Nach Vorstellung der Freien Wähler soll jedes Gymnasium selbst entscheiden dürfen, ob es nur acht- oder nur neunjährige Züge anbietet – oder beide Varianten parallel. Um einen Volksentscheid zu erzwingen, müssten sich innerhalb der nächsten beiden Wochen mehr als 950 000 Menschen in die Unterschriftenlisten eintragen. Der Ausgang des Volksbegehrens ist völlig offen – auch deshalb, weil die beiden anderen Oppositionsfraktionen es nicht unterstützen. SPD und Grüne haben eigene Reformmodelle vorgelegt. Die CSU will erst nach Ende des laufenden, breit angelegten Dialogprozesses mit der Schulfamilie eigene Vorschläge machen.

Hauptinitiator Michael Piazolo (Freie Wähler) rief alle Gegner des jetzigen G8 zum Unterschreiben auf – auch die, die dem Modell der Freien Wähler vielleicht nicht hundertprozentig zustimmen.

Einige zentrale Argumente beider Seiten im Überblick:

Pro

– Die Befürworter einer großen Reform argumentieren vor allem mit einer angeblichen Überlastung der Schüler. Es fehle an der Zeit für Vertiefung und Wiederholung, die Stofffülle sei viel zu groß.

– Die bisherigen Reparaturversuche der Staatsregierung seien allesamt völlig gescheitert, das Flexibilisierungsjahr sei ein Rohrkrepierer.

– Die Schüler hätten keine Zeit mehr für Sport, Musik und Ehrenamt.

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– Der Trend in vielen anderen Bundesländern gehe zurück zum G9.

– Und die Mehrheit der Betroffenen in Bayern wolle eine große Reform.

Kontra

– Die Gegner einer großen Reform argumentieren, es müsse endlich Ruhe an den Schulen sein und dürfe keine weiteren Strukturreformen geben.

– Es gebe keinen Grund, grundsätzlich zum G9 zurückzukehren, wenn die Mehrzahl der Schüler inzwischen ohne Probleme das G8 schaffe.

– Mehr individuelle Förderung der Schüler sei auch am G8 möglich.

– Die vbw-Spitze warnt vor einem Standortnahteil gegenüber anderen europäischen Ländern, sollte es eine Rückkehr zum G9 geben.

– Das Konzept der Freien Wähler wird mit dem Argument abgelehnt, dadurch würde die Existenz von Gymnasien auf dem Land gefährdet. Eine Parallelführung von G8 und G9 sei vielerorts schlich nicht möglich.
(News4teachers mit Material der dpa)

zum Bericht: Was wird aus dem bayerischen Gymnasium? Volksbegehren der Freien Wähler startet

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