Lob und Kritik für hessischen Bildungsgipfel

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WIESBADEN. Sowohl Lob als auch Kritik erntet das hessische Kultusministerium für seine Auftaktveranstaltung des Bildungsgipfels zur Zukunft des Schulsystems in Hessen. Während der hessische Philologenverband vor allem das Bestreben der Beteiligten positiv hervorhebt, sich auf den Prozess einzulassen, kritisiert die Gruppe „Inklusionsbeobachtung“ die Auswahl der an der Veranstaltung beteiligten Organisationen.

„Eine konstruktive Diskussion, in Teilen strittig. Die politischen Gegensätze sind in Ansätzen sichtbar geworden, aber erkennbar war das Bestreben der Beteiligten sich auf den vom Ministerium angestoßenen Prozess einzulassen“, lobt Knud Dittmann, Vorsitzender des Hessischen Philologenverbandes (HPhV) die Auftaktveranstaltung des Bildungsgipfels. Zu diesem Zweck hatten sich Schüler- und Elternvertreter, Vertreter der Lehrerorganisationen, der Kommunen und Kirchen, der Bildungsträger, der Wirtschaft, der Gewerkschaften und anderer gesellschaftlicher und an Bildung beteiligter Institutionen sowie Vertreter der Landesregierung und der Landtagsfraktionen auf Einladung des Hessischen Kultusministeriums getroffen.

Ralph Alexander Lorz ist seit Kurzem hessischer Kultusminister. Foto:
Hessens Kulturminister Ralph Alexander Lorz erntet Lob, aber auch Kritik für seinen Bildungsgipfel. Foto:
Martin Rulsch, Wikimedia Commons, CC-by-sa 3.0/de

„Der HPhV begrüßt das Anliegen des Kultusministers, mit den Entscheidungsträgern im Bildungsbereich offen und konstruktiv nach Gemeinsamkeiten zu suchen“, so der HPhV-Vorsitzende, „auch wenn zu vermuten ist, dass die politischen Differenzen in den Diskussionen der verschiedenen Arbeitsgruppen nach und nach zu Tage treten werden“. Sehr positiv empfand Dittmann die sachorientierte Atmosphäre und das Bestreben aller Teilnehmer, sich auf den angestrebten Prozess einzulassen. Bei dem ersten Treffen, dem drei weitere im kommenden Jahr folgen sollen, hätten in erster Linie die Auseinandersetzung über Themenschwerpunkte und die Arbeitsorganisation im Mittelpunkt gestanden. Alle Beteiligten stünden vor großen Herausforderungen, so der Verband, der sich konstruktiv in den Prozess einbringen und mit wachsam-kritischem Blick die weitere Entwicklung begleiten will.

Kritik kam indessen von der Gruppe „Inklusionsbeobachtung“ (GIB), zu der sich 2012 der Landesbehindertenrat Hessen, die Landesarbeitsgemeinschaft Hessen „Gemeinsam leben e.V.“, der Elternbund Hessen, die Landesschülervertretung, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Hessen und der Landesausländerbeirat zusammen geschlossen haben. In einer Pressemitteilung zeigt sich die GIB „angesichts der Vorbereitung und der Organisation des Bildungsgipfels besorgt, ob dieser einen Beitrag zum Gelingen der Inklusion an den hessischen Schulen leisten kann“. „In der Vorbereitung des Bildungsgipfels bleibt Minister Lorz leider selbst hinter den Vorgaben des Koalitionsvertrages zurück. Dort hatten CDU und die Grünen noch angekündigt, dass sie ‚alle an Schule Beteiligten‘ sowie alle Landtagsfraktionen einladen wollen. Nun ist aber nur eine kleine Auswahl an Verbänden eingeladen worden – so schafft man kein Vertrauen!“, erklärt dazu Birgit Koch, stellvertretende GEW-Vorsitzende des Landesverbands Hessen.

Darüber hinaus kritisiert die GIB die bestehende Intransparenz über die Kriterien, nach denen Verbände ein- oder nicht eingeladen wurden. Nach eigenen Angaben hätten Vereine, die der Einladung des Kultusministeriums gefolgt seien, im Vorfeld zum Bildungsgipfel Themenvorschläge einzureichen, nie eine Rückmeldung auf ihre Stellungnahme durch das Ministerium erhalten. Dazu gehöre der Verein „Gemeinsam leben e.V.“, der, wie andere Verbände ebenfalls, ohne weitere Rückmeldung keine Einladung zum Bildungsgipfel erhalten habe. Voraussetzung für einen Erfolg des Bildungsgipfels sei jedoch Transparenz über das Verfahren und eine möglichst breite Beteiligung, so Dorothea Terpitz von „Gemeinsam leben e.V.“. „Das gilt ganz besonders für Organisationen von Betroffenen und für Betroffene, die zum Thema der Inklusion einen inhaltlich fundierten Beitrag leisten könnten.“

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