VBE-Umfrage: Lehrer an Grundschulen (in Rheinland-Pfalz) kritisieren Arbeitsbedingungen

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MAINZ. Mehr Mittel und bessere berufliche Perspektiven fordert die Gewerkschaft VBE nach einer Umfrage an den Grundschulen in Rheinland-Pfalz. Das Ministerium verweist auf gestiegene Ausgaben für die Grundschulen.

Unterrichtsausfall, teilweise veraltete Technik und unbesetzte Schulleitungen – der Verband Bildung und Erziehung (VBE) hat am Montag eine umfangreiche Mängelliste für die Grundschulen in Rheinland-Pfalz vorgelegt. Befragungsergebnisse aus 410 Grundschulen im Land hätten vielfache Hinweise auf «eine systematische Unterfinanzierung der schulischen Grundbildung in Rheinland-Pfalz» sichtbar gemacht, sagte der Landesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Bold, am Montag in Mainz. «Wir müssen feststellen, dass die Grundschüler die billigsten Schüler sind.»
Jede zehnte Grundschule im Land habe keine Schulleitung mehr, vielfach schon seit mehr als einem Jahr, beklagte der VBE-Grundschulreferent Lars Lamowski. Schulleiter müssten Aufgaben des Sekretariats übernehmen, weil es dafür keine ausreichende personelle Ausstattung gebe. Zeitweise seien Grundschulen telefonisch nicht erreichbar, was auch Sicherheitsfragen aufwerfe.

Mit Blick auf zusätzliche Anforderungen wie die Inklusion von behinderten Kindern und die Unterrichtung von Kindern aus geflüchteten Familien sprach sich Lamowski dafür aus, die Klassengrößen zu senken. Der von der Landesregierung genannte Wert von 18,4 Kindern je Klasse als Durchschnittswert verberge, dass Klassen oft zusammengelegt werden müssten: «Wenn jemand krank wird im Kollegium, ist niemand da, der den Unterricht übernehmen kann.»

Die Forderungen des VBE im Einzelnen:

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  • „Die Grundschule in Rheinland-Pfalz als Volle Halbtagschule muss ihr Erbe als schulpolitisches Sparmodell aus den 90er Jahren ablegen. Eine gute Grundbildung ist essentiell für die Zukunft dieser Gesellschaft. Sie muss als Investition mehr wert sein. Die Ausgaben für Grundschüler/-innen dürfen denen der Schüler/-innen anderer Schularten nicht nachstehen.
  • Die Unterrichtsversorgung muss auch für Mangelsituationen vollständig sichergestellt werden. Der VBE fordert eine strukturelle Versorgungsquote von 110% und die Einführung der an den übrigen Schularten üblichen „Drittelpauschale“ als Versorgungsausgleich.
  • Die Absenkung der Klassengrößen auf 24 Schüler/-innen war ein wichtiger Schritt zur Einführung der individuellen Förderung. Sie ist aber nicht ausreichend zur Umsetzung der Inklusion und zur Integration von Flüchtlingskindern. Deshalb muss der Klassenteiler an Grundschulen mittelfristig weiter abgesenkt werden auf maximal 20 Schüler/-innen.
  • Die rheinland-pfälzischen Grundschulen müssen für die Inklusion und für die Integration der Kinder aus Migrantenfamilien fit gemacht werden. Die Konzepte müssen an die Realitäten angepasst werden – und nicht umgekehrt.
  • Befristete Zeitarbeit zur Sicherung des Unterrichts muss an den Grundschulen abgebaut werden. Berufliche Perspektiven für (junge) Lehrkräfte sind auch pädagogische Perspektiven für die Schülerinnen und Schüler.
  • Funktions- und Schulleitungsstellen müssen an den Grundschulen attraktiver werden durch entsprechende Rahmenbedingungen pädagogischer Führungsaufgaben. Engagierte Schulleitungen sind die Voraussetzung für eine gute pädagogische Qualitätsentwicklung.“

Bildungsministerin Vera Reiß (SPD) wies auf Daten des Statistischen Bundesamts hin, wonach die Ausgaben von Land und Schulträgern je Grundschüler in Rheinland-Pfalz innerhalb von fünf Jahren von 4500 auf 5700 Euro gestiegen seien, bei einem bundesweiten Durchschnittswert von 5400 Euro. Die 969 «Grundschulen leisten hervorragende Arbeit», sagte Reiß.

Die bildungspolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, Bettina Dickes, warf der Landesregierung hingegen eine falsche Bildungspolitik vor, die auf Kosten der Qualität gehe: «Der Druck auf die Lehrer wächst ungemein, und die Schüler müssen es ausbaden.»

Nach Angaben der stellvertretenden VBE-Landesvorsitzenden Sabine Mages sind etwa 80 Prozent der Lehrerstellen an den Grundschulen von Frauen besetzt. Der Männeranteil sei rückläufig, da immer weniger angehende Lehrer den Weg an die Grundschule wählten. Verschärft werde die Personalsituation an den Grundschulen noch durch Abwanderungen in andere Bundesländer, vor allem nach Hessen und ins Saarland. News4teachers / mit Material der dpa

Zum Bericht: Rechtsgutachten – Ungleiche Lehrerbesoldung (in NRW) ist verfassungswidrig

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