„Schulen in Not“: GEW schlägt angesichts von Lehrermangel Alarm – und kündigt Warnstreiks an

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DRESDEN. Sachsens Kulturministerin Brunhild Kurth (CDU) gerät unter Druck: Die GEW sieht die Chancengerechtigkeit an den Schulen des Freistaats durch den Lehrermangel in Gefahr. Sie ruft die Landesregierung zum sofortigen Handeln auf – und kündigt Warnstreiks an.

Viel zu tun: Sachsens Schulministerin Brunhild Kurth. Foto: Dr. Bernd Gross / Wikimedia Commons (CC-BY-SA 4.0)
Viel zu tun: Sachsens Schulministerin Brunhild Kurth. Foto: Dr. Bernd Gross / Wikimedia Commons (CC-BY-SA 4.0)

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) warnt vor einer dramatischen Verschärfung des Lehrermangels in Sachsen und ruft die Regierung zum sofortigen Handeln auf. Durch steigende Schülerzahlen und die hohe Zahl altersbedingt ausscheidender Lehrkräfte sei der Bedarf an neuen Lehrern so hoch, dass er schon jetzt nur noch über die Einstellungen von Seiteneinsteigern zu decken sei, sagte die GEW-Landesvorsitzende Uschi Kruse am Montag in Dresden. Da davon vor allem Oberschulen betroffen seien, drohe für die Schüler eine Chancenungerechtigkeit. Das Recht eines jeden Kindes auf hochwertige Bildung sei in Sachsen «akut gefährdet».

Für Donnerstag hat die Gewerkschaft Warnstreiks angekündigt. Mit den Arbeitsniederlegungen will die GEW die Staatsregierung zu Tarifverhandlungen über die Eingruppierung der Lehrkräfte und zu einer Verbesserung der Attraktivität des Lehrerberufes bewegen. Warnstreiks soll es in Dresden, Chemnitz, Görlitz, Freiberg, Plauen, Freital und Brand-Erbisdorf ab 10.30 Uhr beziehungsweise ab der vierten Unterrichtsstunde geben.

Ein Appell «Schulen in Not», der von knapp 5000 Unterstützern unterzeichnet wurde, wurde am Montag Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU), seinem Vize Martin Dulig (SPD) und Kultusministerin Brunhild Kurth (CDU) zugeleitet. Darin wird ein Sofortprogramm zur Lehrkräftegewinnung und zur Qualitätssicherung an den Schulen gefordert.

Der Lehrermangel ergibt sich laut Kruse aus den nicht ausreichend verfügbaren Kräften am Arbeitsmarkt und steigenden Schülerzahlen – hinzu komme, dass viele Lehrer in Sachsen vorzeitig in den Ruhestand gingen. «Die Situation verschärft sich dramatisch», warnte sie.

Schon jetzt empfinde fast die Hälfte der Lehrer über 35 Jahre ihre Arbeit als sehr belastend; nur 5 Prozent hielten sie für angemessen. Künftig müsse mit einer weiter steigenden Zahl von Lehrern gerechnet werden, die von der Rente mit 63 Gebrauch machen und vorzeitig ausscheiden. Dann brauche es etwa 1500 Neueinstellungen pro Jahr, «nur um zu ersetzen», sagte Kruse. Durch die steigenden Schülerzahlen käme dann noch einmal ein Bedarf an etwa 300 Lehrern pro Jahr hinzu.

«Man muss dafür sorgen, dass die Lehrkräfte, die es jetzt in Sachsen gibt, möglichst lange im Dienst bleiben», sagte Kruse. Die Attraktivität des Berufes müsse auch durch die Vergütung erhöht werden. «Da eine Verbeamtung in Sachsen nicht angesagt ist, gibt es nur die Möglichkeit, eine tarifvertragliche Regelung zu finden, die dafür sorgt, dass Lehrer in Sachsen nicht beim verfügbaren Einkommen so weit hinter ihren Kollegen in anderen Bundesländern zurückbleiben.»

Das Kultusministerium wollte sich zu den aktuellen Bewerberzahlen und Neueinstellungen für das neue Schuljahr nicht äußern. Derzeit liefen Gespräche mit dem Finanzministerium über eine Verbesserung der Attraktivität des Berufs, die abgewartet werden müssten. «Es wird im neuen Schuljahr aber vor jeder Klasse ein Lehrer stehen», hieß es.

Zum Bericht: Kurth bringt neues Schulgesetz auf den Weg – GEW: „Auf den ersten Blick enttäuschend“

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