Für Männer nicht attraktiv genug? – Niedersachsens Schulen werden immer weiblicher

5

HANNOVER. Obwohl das Kultusministerium nachdrücklich um Männer wirbt, steigt der Frauenanteil unter den Lehrern seit Jahren. Die pädagogischen Berufe seien grundsätzlich nicht mehr attraktiv genug, kritisiert die GEW.

Niedersachsens Schulen werden immer weiblicher. Der Frauenanteil an der Lehrerschaft der allgemeinbildenden Schulen des Landes ist nach Angaben des Bundesamtes für Statistik (Destatis) im Schuljahr 2016/2017 auf 71 Prozent gestiegen. Bundesweit liegt die Frauen-Quote einer aktuellen Destatis-Erhebung zufolge sogar bei 73 Prozent, vier Prozentpunkte höher als vor zehn Jahren. Grund der Entwicklung ist nach Einschätzung der Bildungsgewerkschaft GEW das Geld. «Für viele Männer ist der Lehrberuf finanziell nicht mehr attraktiv genug», sagte der niedersächsische GEW-Geschäftsführer Rüdiger Heitefaut.

Immer weniger Männer entscheiden sich dafür, Grundschullehrer zu werden. Foto: Bildarchiv Universität Bielefeld / flickr / CC BY 2.0

Die Entwicklung gibt es nach Darstellung des Kultusministeriums in Hannover schon «seit der Zeit vor der Jahrtausendwende». Seither steige der Anteil der Frauen im Schuldienst immer weiter an, sagte Ministeriumsprecher Sebastian Schumacher. An den Grund- und Förderschulen in Niedersachsen liege die Quote sogar «schon seit längerer Zeit deutlich über 75 Prozent».

Auch deshalb werbe das Kultusministerium nachdrücklich dafür, dass sich wieder mehr Männer dazu entscheiden, Grundschullehrer zu werden, sagte Schumacher. Niedersachsen hat damit aber offensichtlich ebenso wenig Erfolg wie die meisten anderen Bundesländer. Denn deutschlandweit beträgt der Männeranteil an den Grundschullehrkräften nur noch elf Prozent.

«Die pädagogischen Berufe sind für viele Männer grundsätzlich nicht mehr attraktiv genug», sagte GEW-Geschäftsführer Heitefaut. Das gelte sogar für die vergleichsweise relativ gut bezahlten Stellen an den Gymnasien. Auch dort stellen die Frauen laut Destatis mit einem Anteil von 60 Prozent längst Mehrheit des Lehrpersonals. (dpa)

„Equal Pay Day“: GEW und VBE sehen Frauen im Lehrerberuf strukturell benachteiligt – und fordern deshalb „A13 für alle“

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

5 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Cavalieri
6 Jahre zuvor

In NRW ist man schon weiter. Hier steht auf Seite 52, dass an Grundschulen bereits 91 % der Lehrkräfte Frauen sind:
https://www.schulministerium.nrw.de/docs/bp/Ministerium/Service/Schulstatistik/Amtliche-Schuldaten/Quantita_2016.pdf
An den Gymnasien sind es 60 %, an Haupt- und Realschulen 67-68 %.

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Die reine Zahl für Grundschullehrkräfte in Nds. wird im Bericht vorenthalten und mit Förderschullehrkräften gemeinsam gerechnet.

Cavalieri
6 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Bei der Förderschule in NRW sind es auch 76,1 %. Mit den Grundschullehrern gemittelt ergibt das ungefähr 87 %.

PeterPan314
6 Jahre zuvor

Das ist ein sehr netter Artikel, aber mehr als das Offensichtliche zu bestätigen und wieder das Argument des Geldes zu bringen, bieten diese Ausführungen nicht.
Der Trend ist – wie es die Vorkommentatoren bereits bestätigten – bundesweit und schulformübergreifend zu beobachten.
Das Argument, dass mehr Männer Grundschullehrkräfte werden, wenn man die Bezahlung erhöht, ist dabei deshalb zu hinterfragen, da die besser bezahlten Lehrämter auch einen immer höheren Frauenanteil aufweisen.
An meiner SekI+II-Schule sind von den letzten zehn neuen Lehrkräften drei männlich gewesen.
Von den letzten neun Lehrkräften, die in Pension gegangen sind, waren hingegen nur zwei weiblich.
Man hat hier also einen Trend, der ja erstmal nicht schlecht ist.
Oder sieht man es als Problem an, wenn neben den Erzieherinnen nur noch Lehrerinnen existieren?
[Sarkasmus:]Es soll ja mal eine GEW-Studien gegeben haben, die sich mich dem Frauenanteil an Grundschulen und dem Bildungsmisserfolg von Jungen befasst hat. Darin wurde deutlich, dass Frauen keinen schlechten Einfluss auf Jungen haben. Vielmehr würden Lehrerinnen Mädchen in MINT-Fächern besser fördern und männliche Lehrkräfte würden im Hinblick auf ihre Vorbildfunktion für Jungen eher schlecht sein.
Von daher soll sich die GEW doch lieber freuen, wenn es irgendwann nur noch Lehrerinnen geben wird.

Aufmerksamer Beobachter
6 Jahre zuvor

Überschrift des obenstehenden Artikels: “Für Männer nicht attraktiv genug? – Niedersachsens Schulen werden immer weiblicher”

Überschrift des netterweise von N4t ebenfalls auf dieser Seite verlinkten Artikels zum Equal Pay Day: “GEW und VBE sehen Frauen im Lehrerberuf strukturell benachteiligt…”

Nachhaltiger kann man sich als Lehrergewerkschaft nicht lächerlich machen, oder?