Festspielintendant Hinkel: Theater wichtig für kulturelle Bildung von Kindern

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BAD HERSFELD. Die Konkurrenz fürs Theater ist groß, um die Aufmerksamkeit von Kindern zu bekommen. Dabei genießt das Bühnenspiel große Bedeutung für die kulturelle Entwicklung, wie Festspiel-Intendant Joern Hinkel sagt. In Bad Hersfeld zeigt er ein Musical, das zu begeistern vermag.

Trotz zunehmender Digitalisierung bleiben Theater-Besuche bei Kindern und Jugendlichen nach Ansicht eines namhaften Theater-Machers beliebt. «Ich habe in vielen Gesprächen mitbekommen, dass sich die Kinder wieder nach dem Live-Erlebnis sehnen. Sie wachsen in einer so künstlichen, manchmal geradezu irrealen Welt auf, dass sie gierig und neugierig auf alles sind, was sie direkt spüren und begreifen können», sagt der Intendant der Bad Hersfelder Festspiele, Joern Hinkel.

Werbeaktion für die Festspiele in der Bad Hersfelder Innenstadt. Jede einzelne Aufführung ist ein neues künstlerisches Werk, das Schülern erlaubt, die dargestellte Geschichte zu durchleben. Foto: 2micha / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Auch wenn die Ablenkungsmöglichkeiten in der digitalen Welt enorm seien, genieße Theater große Bedeutung für die kulturelle Bildung. «Es wäre der falsche Weg, im Theater dem hinterher zu jagen, was Filme, Videospiele oder das Internet viel besser können. Das Theater muss sich immer wieder auf seine Besonderheiten konzentrieren, nämlich darauf, dass es ein einmaliges, unwiederholbares Erlebnis bietet. Dass es die Vorstellungskraft der Zuschauer in Bewegung setzt.» Wenn das gelinge, könne man Zuschauer jeden Alters erreichen.

Hinkel appellierte auch: «Wir müssen über zeitgemäße Methoden nachdenken, um die jungen Leute ins Theater zu locken, also über Werbung und Marketing. Die Künstler müssen von sich aus mehr auf Kinder und Jugendliche zugehen.» An einigen Orten gelinge das gut.

Hinkel hat in der laufenden Saison der Freilicht-Festspiele Erich Kästners Klassiker «Emil und die Detektive» als Musical auf die Bühne gebracht (Regie: Rainer Niermann). Bei der Premiere bekam das aus Profis und Kindern bestehende Ensemble großen Applaus und später von Theater-Kritikern Bestnoten für ein kreatives und kurzweiliges Stück. Es ist noch bis Ende des Monats in der Stiftsruine zu sehen.

Zum Erfolgserlebnis für gutes Nachwuchs-Theater sagte Hinkel: «Wir Theaterschaffenden müssen Kinder und Jugendliche ernst nehmen, ihnen auf Augenhöhe begegnen, auf ihre Sehnsüchte und Fragen eingehen. Dann erleben sie, wie Theater Fantasie freisetzen kann, wie etwas in ihren Köpfen entsteht. Im besten Fall durchleben sie die Geschichte und überlegen: Wie würde ich wohl fühlen und handeln?»

Theater könne es sich leisten, Geschichten in einem anderen Tempo zu erzählen, anders als in den schnellen Video-Clips. «Ich bin immer wieder erstaunt und begeistert, dass Kinder gerade behutsam erzählte Geschichten mit voller Aufmerksamkeit verfolgen und genießen.»

Damit die kulturelle Bildung mit Theater nicht zu kurz komme, müsse das Theater den Schulen Angebote machen. Hinkel: «Die Lehrer stehen heutzutage unter solchem Druck, den Lehrplan einzuhalten, es gibt viele Diskussionen mit Eltern, etwa über zusätzliche Kosten, dass es ja immer ein enormer Aufwand für den Lehrer ist, eine kulturelle Veranstaltung mit der Klasse zu besuchen.» Sowohl von der Schulleitung, als auch von den Kulturschaffenden sollte es den Lehrern so leicht wie möglich gemacht werden, ein Konzert, ein Theaterstück oder ein Museum zu besuchen. (Jörn Perske, dpa)

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