Aus für Ditib: Hessen nimmt Islam-Unterricht in die eigene Hand

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WIESBADEN. Hessen nimmt den islamischen Religionsunterricht in die eigene Hand. Kultusminister Alexander Lorz (CDU) begründete das Ende der Zusammenarbeit mit dem türkischen Moscheeverband Ditib mit einem Bruch des Vertrauensverhältnisses: Die Zweifel an der grundsätzlichen Unabhängigkeit von der türkischen Regierung hätten nicht ausgeräumt werden können, erklärte Lorz am Dienstag und verwies bei seiner Begründung auf mehrere Rechtsgutachten. Die Entscheidung sei den Verantwortlichen nicht leicht gefallen. Sie sorge nun aber für klare Verhältnisse an den Schulen.

Das heilige Buch der Muslime: der Koran. Foto: Shutterstock

Konkret bedeute die Entscheidung des Landes, dass der bekenntnisorientierte islamische Religionsunterricht von Ditib ab dem neuen Schuljahr 2020/2021 bis auf Weiteres nicht mehr erteilt wird, erklärte der Kultusminister. Davon seien alle bisherigen 56 Standorte in der Grundschule sowie zwölf weiterführende Schulen der 5. und 6. Jahrgangsstufe betroffen.

Hessen wolle aber die Schüler muslimischen Glaubens nicht ohne ein religiöses Bildungsangebot in der staatlichen Schule lassen, versicherte Lorz. Der bereits laufende Schulversuch Islamunterricht in Eigenregie des Landes soll im neuen Schuljahr 2020/2021 auf die 62 Standorte überführt werden, an denen derzeit Ditib- Religionsunterricht erteilt wird. Dieser Islamunterricht werde damit im neuen Schuljahr rund 3300 Schülern in den Jahrgangsstufen eins bis acht angeboten. Neue Standorte seien ebenfalls möglich.

Unterricht über den Islam – keine Glaubensvermittlung

Als Konsequenz aus dem schwebenden Verfahren mit Ditib war der bisherige bekenntnisorientierte islamische Religionsunterricht im laufenden Schuljahr in Hessen nur noch für Schüler bis zur Jahrgangsstufe sechs angeboten worden. Für die Schüler der Jahrgangsstufe sieben gibt es seitdem das neue Fach Islamunterricht, das zunächst als Schulversuch bis zum Ende des Schuljahres geplant war. Während es beim bekenntnisorientierten Islamunterricht um nur reine Glaubensvermittlung geht, wird beim Unterrichtsangebot des Landes auf die Vermittlung von Wissen über den Islam geachtet.

Der Moscheeverband hatte nach den aufkommenden Zweifeln an der Unabhängigkeit vom türkischen Staat nach dem Putschversuch in dem Land eine Vielzahl von Fragen zur eigenen Struktur beantworten sowie Unterlagen einreichen müssen. Ditib sei nicht untätig gewesen, das werde auch anerkannt, sagte der Kultusminister. Es sei derzeit aber nicht zu erwarten, dass die weiter bestehenden Defizite in absehbarer Zeit beseitigt werden können.

Die Tür für eine künftige Zusammenarbeit sei jedoch nicht vollständig verschlossen, betonte Lorz. Er hoffe nun, dass Ditib von juristischen Schritten absehen wird und werde das auch im Gespräch mit den Verantwortlichen erörtern. In letzter Konsequenz könne er das aber natürlich nicht beeinflussen.

Ditib: Vorwürfe des Kultusministeriums sind nicht haltbar

Der Moscheeverband reagierte mit scharfer Kritik auf den Schritt des Landes. Die Entscheidung sei enttäuschend und ein falsches und fatales Zeichen, erklärte Ditib Hessen. Die vorgebrachten Vorwürfe des Kultusministeriums seien nicht haltbar. Mit dem Aus des bekenntnisorientierten Religionsunterrichts werde es den Kindern und Jugendlichen an einem schulisch unterwiesenen Lebensweltbezug fehlen, der die Lebens- und Glaubenswirklichkeit von ihnen aufgreift und auch emotionale Komponenten berücksichtigt.

Der Landesverband werde nun zeitnah mit den beteiligten Kooperationspartnern das Gespräch suchen und keine Mühen scheuen, den Religionsunterricht zu erhalten. Zu einem früheren Zeitpunkt hatte der Vorsitzende von Ditib Hessen, Salih Özkan, bereits erklärt, die Prüfung von rechtsstaatlichen Mitteln sei nach einem Ende der Kooperation mit dem Land eine Optionen.

Zustimmung für die Entscheidung der Landesregierung kam teils auch von der Opposition. SPD und Linke mahnten jedoch, dass das Unterrichtsangebot des Landes kein ausreichender Ersatz für die muslimischen Schüler sei. Das Ziel müsse weiterhin ein Angebot sein, dass unter Muslimen möglichst große Akzeptanz findet. Dazu müsse langfristig eine Konstruktion gefunden werden, die von allen beteiligten Gruppen getragen werde. dpa

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