VDR-Vorsitzender Böhm: „Die Kultusminister haben die Situation nicht ernst genug genommen“

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BERLIN. Die Ministerpräsidenten und die Kanzlerin beraten heute in einer Videokonferenz, wie es in der Corona-Krise weitergehen soll. Die Landesregierungen haben allerdings schon deutlich gemacht, dass sie nicht gewillt sind, ihren Kurs bei den Kitas und Schulen zu ändern (News4teachers berichtet aktuell). Trotz steigender Infektionszahlen soll in der Regel weiterhin Präsenzunterricht erfolgen – die Empfehlung des Robert-Koch-Instituts (RKI), Schutzmaßnahmen wie eine generelle Maskenplicht oder die Abstandsregel im Klassenraum ab einem Inzidenzwert von 50 einzuführen, lehnen sie ab. Im Vorfeld des Gipfels sprachen wir mit Jürgen Böhm, dem Bundesvorsitzenden des Verbandes Deutscher Realschullehrer (VDR). Er kritisiert die Haltung der Länder scharf.

„Wenn sich keiner mehr an Vorgaben hält, geraten wir in eine sehr schwierige Situation“: Jürgen Böhm, Bundesvorsitzender des VDR. Foto: Marco Urban / VDR

News4teachers: Wie erleben Sie die aktuelle Situation in den Schulen? Ist der Kurs „Wir behalten Regelunterricht bei!“ noch länger haltbar?

Böhm: Absolut nicht, es fehlt die Linie. Allein die Äußerung, wir halten die Schulen offen, löst das Problem nicht. Es geht nicht darum, dass die Lehrkräfte keine Lust haben zu arbeiten, es geht nicht um „Corona-Ferien“, wie manche uns Lehrkräften unterstellen. Wir brauchen abgestufte Angebote, um auf die Herausforderungen durch Corona reagieren zu können, differenzierte Lösungen je nach Infektionsgeschehen. Ich glaube, dass die Gesellschaft nicht so richtig begriffen hat, dass Distanzunterricht, Hybridunterricht oder Präsenzunterricht alles Formen von Unterricht, von Bildung also, sind – und dass wir den Schulbetrieb entsprechend anpassen müssen. Das Offenhalten von Schulen um fast jeden Preis verstärkt nur das Chaos.

News4teachers: Sind die Schulen denn auf Distanz- oder Hybridunterricht vorbereitet?

Böhm: Das kann man nur differenziert beantworten. Es gibt Bereiche, da ist es nur sehr schlecht möglich, aus der Ferne zu unterrichten – an den Grundschulen zum Beispiel. Da muss man sich schon verstärkt Gedanken um Präsenz-Elemente machen. Aber an den weiterführenden Schulen gibt es sogar hervorragende Ansätze für Hybrid- und Distanzunterricht. Wir haben im Frühjahr alle gemerkt, dass wir die Digitalisierung vorantreiben mussten, da ist einiges auf dem Weg und vielleicht noch nicht 100prozentig, aber da läuft auch Vieles. Also: Die Situation ist sehr unterschiedlich. In meinem Bereich, den bayerischen Realschulen, haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht. Dort konnten die Schüler während der Schulschließungen sehr gut erreicht werden und es wäre durchaus möglich, auch in der zweiten Welle mit Distanzunterricht Bildungsinhalte zu vermitteln. Anders sieht es aus, wenn man es laufen lässt – und immer mehr Schülerinnen und Schüler in Quarantäne gehen müssen. Das wird ein Chaos vor Ort erzeugen.

„Es geht leider vielen Kultusministern primär um Betreuung“

News4teachers: Sie sprechen von Bildung – geht es überhaupt um Bildung, oder geht es um Betreuung?

Böhm: Einem Kultusminister sollte es immer um Bildung gehen. Klar, Betreuung ist ein Aspekt. Es darf aber nicht allein wichtig sein, dass wir die Kinder in den Schulen nur aufbewahren. Deshalb halte ich zum Beispiel überhaupt nichts von einer Verlängerung oder Verkürzung von Ferien. Wir müssen in einer gewissen Regelmäßigkeit weiter agieren, um den Schülern ein Bildungsangebot liefern zu können. Das müssen die Kultusminister im Fokus behalten. Aber leider, da haben Sie wohl recht, geht es vielen Kultusministern derzeit leider primär um Betreuung.

News4teachers: Wie erleben Sie die Stimmung in der Lehrerschaft?

Böhm: Das ist ein weites Feld: von extrem verärgert über die chaotischen Regelungen, über Ängstlichkeit, bis hin zu sehr viel Energie, sich dieser Situation zu stellen. In den letzten Tagen und Wochen ist die Verunsicherung angesichts der steigenden Inzidenzien aber sehr viel größer geworden. Viele sind sich der hohen Infektionsgefahr bewusst geworden, in der sie arbeiten müssen.

News4teachers: Werden Lehrer nicht ausreichend geschützt?

Böhm: Nein. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir die Sicherheitsmaßnahmen in der Schule optimieren  müssen. Wir brauchen FFP2 Masken, wir benötigen mobile Luftfilter. Die vielerorts maroden Gebäude sind nach wie vor ein riesiges Problem, das uns jetzt auf die Füße fällt. In vielen Klassenräumen lassen sich Fenster nicht öffnen und Lufreinigungsgeräte sind nicht vorhanden.

„Wir müssen die Schülerinnen und Schüler, die Lehrkräfte und deren Familien schützen“

News4teachers: Die KMK hatte zum kalendarischen Herbstanfang eine Expertenanhörung zum Thema Lüften angesetzt – die kalte Jahreszeit scheint in diesem Jahr überraschend schnell gekommen zu sein. Haben Sie eine Erklärung dafür, dass die Kultusminister den Sommer ungenutzt verstreichen ließen?

Böhm: Ich glaube, dass der Wunsch Vater des Gedankens war. Man hat offenbar gedacht, die zweite Welle kommt nicht, und wenn sie doch kommt, wird’s schon nicht so schlimm. Die Kultusminister haben die Situation nicht ernst genug genommen. Ja, man hätte bauliche Vorkehrungen im Sommer angehen können.

News4teachers: Was halten Sie von der Informationspolitik der Kultusminister?

Böhm: Das Vertrauen ist gestört. Wir haben ja unter unseren Kolleginnen und Kollegen auch Biologie-Lehrkräfte, die genau wissen, wie Viren wirken und sich verteilen. Lehrkräfte sind nicht ahnungslos. Ganz schlecht war, dass die Kultusminister lange ignoriert haben, dass auch Kinder, die nicht erkranken, durchaus Träger des Corona-Virus sein können. Erst in den letzten Tagen hat sich diese Erkenntnis wohl durchgesetzt. Leugnen lässt sie sich jedenfalls nicht mehr.

Was mich besonders ärgert an der ganzen Strategie, das ist, dass man gesamtgesellschaftlich diesen Lockdown light durchsetzt – mit harten Regeln – und gleichzeitig so tut, als ob die Schule von der Pandemie nicht berührt wäre. Das kann nicht sein. Schule ist ein Teil des gesellschaftlichen Lebens, und die Regeln, die außerhalb der Klassenräume gelten, können sich nicht innerhalb der Klassenräume folgenlos auflösen. Wir müssen die Schülerinnen und Schüler, die Lehrkräfte und deren Familien schützen. Der Schulbetrieb wirkt immer auch in das gesellschaftliche Leben zurück, leider auch in der Pandemie. Es ist teilweise nicht nachvollziehbar, dass man das einfach ignoriert.

News4teachers: Wie glaubwürdig ist es für Sie, wenn die Kultusminister jetzt den Präsenzunterricht als einzige Möglichkeit für Chancengerechtigkeit beschwören – sich aber jahrzehntelang nicht um förderbedürftige Schüler gekümmert haben. Immerhin wissen wir seit der ersten PISA-Studie vor 20 Jahren, dass wir Schüler haben, die besondere Unterstützung nötig hätten. Passiert ist aber nicht viel.

Böhm: Differenzierte Förderung ist ein Riesenanliegen der Lehrkräfte. Es ist unsere Hauptintention, Bildung zu leisten. Der Bildungsauftrag, den wir haben, muss differenziert umgesetzt werden, um jedem Kind und jedem Jugendlichen gerecht werden zu können. Was wir gerade erleben: ein Präsenzunterricht mit der Brechstange – es muss weitergehen, egal wie. Und Sie haben recht: Für eine echte differenzierte Förderung hätte in den guten Zeiten mehr Lehrpersonal eingestellt werden müssen. Stattdessen räsoniert man heute darüber, dass Lehrkräfte fehlen. Wir haben in Deutschland über Jahre hinweg Lehrerarbeitslosigkeit gehabt. Damals hätte man einen Einstellungskorridor schaffen müssen. Das, was wir jetzt erleben, ist an einigen Stellen populistisch.

„Es war für mich wirklich ein Schock, dass man die RKI-Empfehlungen verworfen hat“

News4teachers: Es gab frühzeitig Warnungen von Virologen wie dem Charité-Institutsleiter Prof. Drosten vor einem Regelbetrieb in den Schulen. Wie erklären Sie sich, dass die Kultusminister die Fachwissenschaften ignoriert haben?

Böhm: Das ist eine gute Frage. Ich habe immer darauf gehofft, dass Stufenpläne in Kraft gesetzt werden, die – je nach Infektionsgeschehen – einen geregelten Ablauf erlauben. Aber man hat sich ja völlig von Inzidenzwerten entfernt, die irgendetwas nach sich ziehen. Es war für mich wirklich ein Schock, dass man die RKI-Empfehlungen verworfen hat. Das ist für mich kaum nachvollziehbar. Ich kann es mir nur so erklären, dass das Infektionsgeschehen, dass sich das Coronavirus so schnell ausbreitet, alle Kultusminister überrascht hat. Der Schuss geht nach hinten los, wenn man jetzt in hoch infektionsbelasteten Gebieten die Schulen weiterhin offenhält. Man reagiert ja nur punktuell. Ich wünsche mir hier eine klare Linie, mit klaren Vorgaben. Wir haben die Instrumente, die heißen: Maskenpflicht, Abstandsregel – Hybridunterricht. Man muss sie aber zum Einsatz bringen.

Wenn sich keiner mehr an Vorgaben hält, geraten wir in eine sehr schwierige Situation. Es muss etwas passieren. Die Gesundheitsämter vor Ort sind überlastet, und der Schulleiter vor Ort ist kein Infektiologe – der braucht klare Werte, nach denen er sich richten kann. Wir brauchen klare Regeln, und zwar nicht nur außerhalb der Schule. Alle Fitnessstudios mussten schließen – und in der Schule machen wir Sportunterricht mit 30, 40 Schülern. Das ist nicht vermittelbar. News4teachers

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Mehr Informationen dazu – gibt es hier.

Streit um Schulen auf dem Bund-Länder-Gipfel: Die Geduld der Kanzlerin mit den Kultusministern ist am Ende – eine Analyse

 

 

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Momo
3 Jahre zuvor

Sehr schön alles auf den Punkt gebracht und erklärt! Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

Mela
3 Jahre zuvor
Antwortet  Momo

Ich möchte noch hinzufügen, dass ich schon vor Corona den Kultusministerien skeptisch gegenüberstand, aber mittlerweile nur noch Verachtung empfinde.

Mutti
3 Jahre zuvor

Und vorhin klopft der Laschet auf sein Pult und lobt die Gebauer für ihre Idee, dass der Präsenzunterricht bestehen bleibt. Und dass ’selbstverständlich‘ alle Bundesländer mitziehen werden.

Die KM hatten KEINE Ideen. Das ist der größte Hohn. Nichts wurde vorbereitet, keine Pläne erstellt.
In meinen Augen ist das eine Arbeitsverweigerung, die in der Schule mit ungenügend kommentiert würde. Ein Schüler muss dann die Klasse wiederholen oder die Schule wechseln.
Ein Minister geht weiterhin in sein virenfreies Büro, lässt sich seinen Kaffee kochen und sieht jeden Monat sein üppiges Gehalt überwiesen.

Es ist eine Farce. Ich hoffe, es gibt für alle Geschädigten – egal ob physisch oder psychisch – die Möglichkeit einer strafrechtlichen Verfolgung.
Wenn aufgrund von Desinteresse der KM Menschen (langfristig) krank werden oder versterben, dann hoffe ich auf rechtliche Möglichkeiten.

Schule (im eigentlichen Sinne, also Bildung, nicht Beaufsichtigung) ist wichtig, gesund sein und bleiben ist verdammt nochmal wichtiger in diesen Wochen!

Minna
3 Jahre zuvor
Antwortet  Mutti

Wie wir schon gesehen haben, ist es recht einfach, Infektionen an den Schulen zu vertuschen – solange es nicht zu viele Lehrer*innen und Eltern erwischt. Doch auch im Falle größerer Ausbrüche wird behauptet, dass die Infektionen von außen hereingetragen werden. Einzelne Betroffene werden es schwer haben, eine berufsbedingte Erkrankung nachzuweisen.
Dazu kommt noch der Umstand, dass bei einigen mit zunächst milden Erkrankungen erst Wochen später die Folgen erkennbar werden, teilweise auch erst nach Monaten. Gerade Menschen mit Erschöpfungssymptomen werden kaum die Energie haben zu klagen.
Was eine strafrechtliche Verfolgung betrifft, so wird immer wieder darauf verwiesen, dass die anderen Bundesländer es auch so handhaben – das ist natürlich kein Zufall.
Es ist alles sehr unappetitlich, aber die Empörung in der Gesellschaft ist noch nicht groß genug.

NN
3 Jahre zuvor
Antwortet  Mutti

Genau!

Copper
3 Jahre zuvor

Sehr gutes Interview. Und ganz wichtig, bei Schulen sollte man differenzieren: In der Berufsbildung oder in weiterführenden Berufsfachschulen sitzen junge und mitunter auch (deutlich) ältere Erwachsene. Die könnten doch auch mal allein ohne Aufsicht zu Hause sein. Betreuung kann ja wohl nicht DAS Argument sein.
Wer schützt hier Dozenten und Schüler? Das offene Fenster?
Unis hingegen mit dem gleichen Alterschnitt schließen und unterrichten digital. Sind Studenten ansteckender als Gleichaltrige, die nicht an der Uni studieren? Hier fehlt jede Logik.

Tomcat
3 Jahre zuvor

Genauso ist es! Warum machen sich die Verbände, die wir haben, VDR, GEW usw. nicht mal
flächendeckend stark? Lasst doch den Eltern die Entscheidung, ob Präsenz- Distanz- oder Hybridunterricht gemacht wird. Schließlich haben sie das Sorgerecht für die Kinder.
Schulen gebetsmühlenartig als sicher vor dem Virus zu bezeichnen, hat mit Verantwortung
für Gesundheit nichts mehr zu tun. Ich weiß nicht, wie diese Leute noch in den Spiegel schauen können! Man sollte die Kultusminister samt ihrer Länderchefs für den Nobelpreis für Medizin nominieren: Sie scheinen das Virus in den Schulen besiegt zu haben, ohne RKI-Richtlinien!!
Hauptsache die SuS werden in den Schulen verwahrt, damit die Wirtschaft boomt!
Aber vielleicht erleben wir ja noch die nächsten Wahlen, dann folgt die Quittung dafür, zumindest von uns!

dickebank
3 Jahre zuvor
Antwortet  Tomcat

Ganz einfach, weil sich die verschiedenen Verbände gegenseitig schwächen.
Drei Viertel aller Lehrkräfte sind Beamte, die sich in unterschiedlichen berufsständischen Gruppen organisieren können. Je nach Schulform bzw. Lehramt gibt es unterschiedliche Verbände. Diese sind jeweils in Landesgruppen aufgeteilt. Das einzige, was diese Verbände eint, ist die Verbandsmitgliedschaft im DBB. Im Grunde genommen sind diese Gruppen die Pendants zu Listenvereinigungen bei Betriebsratswahlen. Sie sind in erster Linie auf die Tätigkeit im Bezirkspersonalrat und im Hauptpersonalrat ausgerichtet, wobei man wissen muss, dass jedes Schulkapitel einen eigenen Personalrat hat, sowohl auf Bezirks- als auch aufLandesebene. Der größte Teil der verbeamteten Lehrkräfte ist übrigens nicht in einem dieser Verbände organisiert.
Die einzige Gewerkschaft, die im DGB organisiert ist, ist die GEW. Diese konkurriert im Bildungsbereich von Kindergärten/Kitas, offener Ganztagsschule sowie Hochschulen mit VER.DI.

Bundesweit fallen sowohl die Gruppen im DBB als auch die Bildungsgewerkschaften durch politische Forderungen im Bildungsbereich auf. Für den bereich der frühkindlichen Bildung und die Hochschulen, für die der Bund die Verantwortung trägt, ist das auch sinnvoll. Nur für den Bereich der allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen sind die Verlautbarungen der Bundesvereinigungen der entsprechenden Verbände ohne jeglichen Wert, da für den Bereich der Schulen die Länder ausschließlich zuständig sind.

So sind die Verhandlungsführer von DBB und VER.DI in der Tarifunion bei den Verhandlungen mit der TdL sowohl bei tarifpolitischen als auch bei arbeitsrechtlichen Forderungen für Lehrkräfte deutlich weniger durchschlagkräftig als die anderer Bereiche des ÖD der Länder wie Polizei-, Steuergewerkschaften etc., die einheitliche Forderungen erheben während die Lehrerverbände uneinheitliche Vorstellungen haben.

Daher haben die Schulministerien so leichtes Spiel, sie verfahren nach dem Motto „divide et impera“.

Der Organisationsgrad tarifbeschäftigter Lehrkräfte ist geringer als der der verbeamteten Lehrkräfte. Vermutlich ist das so, weil die Tarifbeschäftigten nicht als „Streikvieh“ für ihre verbeamteten Kolleg*innen herhalten wollen. Die Angestellten streiken und die Beamten übernehmen die Abschlüsse „Eins zu Eins“, damit sich die Netto-Klaffe auch weiterhin vergrößert. Jede erhöhung des Gehaltes von tarifbeschäftigten Lehrkräften führt zu höheren Sozialabgaben. Die Beiträge zu den privaten Krankenzusatzversicherungen steigen zwar auch, aber dies geschieht unabhängig von den Besolungsanstiegen.

TeachinginBerlin
3 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Vielen Dank für Ihre m.E. schöne Darstellung der Situation.
Des Weiteren ist die Repräsentation der Lehrkräfte durch die Gewerkschaften ein Witz. Die letzten Verhandlungen waren an Lächerlichkeit nicht zu überbieten aus Sicht angestellter Lehrer*innen. Die Gewerkschaften erreichen für unsere Arbeitsbedinungen wenig bis gar nichts. Daher sehe ich auch in meinem Bekanntenkreis unter uns Junglehrer*innen trotz starker linker politscher Einstellungen eine starke Abneigung insbesondere der GEW gegenüber. Bei der letzten Personalversammlung wurde sich darüber gefreut, dass vor allem wir Berliner so toll mitgemacht haben. Kein wunder, sind doch überall woanders fast alle verbeamtet. Was wohl passieren wird, wenn Berlin nicht mehr in der TV L ist und die Lehrer*innen mal echt Forderungen (statt mehr Geld) erkämpfen würden? Vielleicht bekommen wir es ja bald zu sehen.

Adiemus
3 Jahre zuvor

Herzlichen DANK für dieses Interview- absolut ALLES auf den Punkt gebracht.

Wenn sich heute wieder nur mit Präsenzunterricht „beschäftigt“ wird, sollte schon morgen kein Lehrer mehr in der Schule erscheinen.

Der Protest und schließlich die nötige Revolution gelingen nur „von unten“!!

Svenja
3 Jahre zuvor
Antwortet  Wunder SAM
Fassungslose Lehrerin
3 Jahre zuvor
Antwortet  Svenja

Endlich! Bravo, SuS!
Wenn wir schon gar nichts machen können, muss es von den Schutzbefohlenen ausgehen! Ein paar Fehlstunden kann man verschmerzen!
Applaus für jede/n von ihnen, der/die sich gegen die unsägliche Situation an den Schulen wehrt!

Gümnasiallehrer a.D.
3 Jahre zuvor
Antwortet  Svenja

Das sind keine Streiks.

Das sind Demonstrationen – die ich begrüße.

S.
3 Jahre zuvor

Sehr gutes und unaufgeregt geführtes Interview bei stürmischer Lage! Vielen Dank dafür an Herrn Böhm und News4Teachers – ich hoffe, es wird auch von Politiker*innen gelesen werden.

Bitte mitzeichnen:
https://www.openpetition.de/petition/online/bildungsgerechtigkeit-und-gesundheitsschutz-in-der-pandemie

Georg
3 Jahre zuvor

Ich bezweifle, dass die Minister die Situation nicht ernst genommen haben.
Denen waren nur andere Sachen wichtiger. Also wurde gehofft, dass es nicht so wild wird und versucht die Wahrheit durch fantasievolle Statistiken so zu drehen, dass es passt.
FDP und CDU wollen die Lobby der Wirtschaft bedienen. Eltern MÜSSEN arbeiten, also MÜSSEN Kinder zur Schule.
Die SPD versucht als Retter der Bildungsgerechtigkeit Profil zu gewinnen. Sind ja bald Wahlen.
Für solch hohe Ziele wie Lobby und Wählerstimmen kann man ein paar Infektionen schon mal billigend in Kauf nehmen.
Also seid wachsam, merkt euch die Gesichter gut. Es sind ja bald Wahlen.

Svenja
3 Jahre zuvor

Danke an dieser Stelle für das hervorragend geführte Interview: gute Fragen, sehr durchdachte, ehrliche Antworten. Genau so ist es! Bis auf Frau Dr. Eisenmann – Kultusministerin in BaWü, die ihre Machtstellung immerhin dazu nutzte, um den Eltern hinsichtlich der Aussetzung der SchulPRÄSENZ-Pflicht entgegen zu kommen, d.h., Eltern selbst entscheiden zu lassen, WO ihr Kind lernt – trumpeln alle anderen KM hier auf der Gesellschaft in unverantwortlicher Weise herum. Nicht jede Familie MÖCHTE Betreuung in dieser Zeit.

NN
3 Jahre zuvor
Antwortet  Svenja

Die lässt entscheiden……ja. Die Schulen machen nicht mit. Sind nicht vorbereitet!
Es gibt in Wirklichkeit keine Möglichkeit.
So sieht es leider aus.

Svenja
3 Jahre zuvor

Ich glaube langsam – bis auf BaWü – war es den Kultusministerien schlicht EGAL, ob und wann eine zweite Welle kommt. Die haben sich wahrscheinlich nur um ihr eigenes Plexiglas gekümmert, Hauptsache, das Geld stimmt am Ende des Monats.

dickebank
3 Jahre zuvor

Den Landesregierungen ist lediglich wichtig gewesen, dass sie wegen der fehlnden Betreunngsmöglichkeiten nicht von wahlberechtigten Eltern und den lobbystarken Gruppen der Wirtschaftsverbände an die Wand genagelt werden können.

Da außer für die Sekretariate sowie die Hausmeister und das Reinigungspersonal an Schulen die Arbeitsstättenverordnung nicht gilt und SuS ohnehin keine Mitarbeitenden sind, sind Schulen kein Fall für die staatliche Gewerbeaufsicht. Deshalb gibt es doch die B A D GmbH. Und denen fehlen die Kapazitäten um mit den örtlich zuständigen Personalratsvertretern sämtliche Schulen zu inspizieren und die Corona-Maßnahmen abzunehmen. Die Lehrerräte an den einzelnen Schulen haben ein Recht gehört zu werden, mitwirkungspflichtig sind aber die Personalräte der personalführenden Stellen. Das ist in der tatsache begründet, dass die schulleitungen gegenüber den bei ihnen eingesetzten Lehrkräften weisungsbefugt sind, die arbeitsrechtlichen Angelegenheiten aber im Aufgabenbereich der Personalräte liegen
Da in NRW das MSB schon der Meinung war, die HPR nicht beteiligen zu müssen, da es ja auf der Grundlage von Erlassen Anordnungen getroffen hat, waren die Lehrerräte der Schulen rechtlich komplett außen vor. Wenn SL nicht ganz mit dem Klammerbeutel gepudert waren, haben sie bei der Umsetzung der „befohlenen“ Maßnahmen „ihre“ Lehrerräte mit ins schuleigene Boot geholt.

Matthias Zwerschke
3 Jahre zuvor

Meine Frau und ihre Kollegen bekamen heute einen Brief vom Gesundheitsamt. Sie müssen in Quarantäne wegen einem Schüler der 10. Klasse der Corona hat! Das dumme nur der Brief kam heute. Ende der Quarantäne laut Brief gestern, Beginn vor 14 Tagen! Jeder der Lehrer hat natürlich Telefon! Ein Schelm wer Böses dabei denkt oder doch nicht! Schließlich sind die Lehrer nicht ausgefallen. Hier wird mit dem Leben vor allem älterer Lehrer gespielt, Vielleichts gibts dann irgendwann ein Denkmal auf nem Heldenfriedhof! Ist offensicht billiger als jetzt konzertiert und angemessen zu handeln!

dickebank
3 Jahre zuvor

Das Versagen der Briefzustelldienst ist eklatant. – Oder was wollten Sie uns sagen:)

Stink Sauer
3 Jahre zuvor

Ich ertrage diese Kultusminister nicht mehr. Die haben doch ihren Job nur, damit sie sich Minister nennen können. Von Schule haben die keine Ahnung .