Cybergrooming – ein Alltags-Phänomen: Kinder im Netz mit sexuellen Angeboten konfrontiert

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Ein Viertel aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland ist einer Umfrage zufolge im Internet von Erwachsenen zu einer Verabredung aufgefordert worden. 24 Prozent der mehr als 2100 repräsentativ befragten Heranwachsenden zwischen acht und 18 Jahren machten diese Erfahrung. Und jeder Siebte (14 Prozent) wurde von einem Erwachsenen aufgefordert, sich auszuziehen und dabei die Webcam oder Smartphonekamera einzuschalten. Das ergab eine Erhebung im Auftrag der Landesanstalt für Medien NRW. Die Zahlen seien erschreckend, betonte Direktor der Landesanstalt, Tobias Schmid, in Düsseldorf.

Missbrauchsversuche übers Netz sind offenbar ein Alltagsphänomen. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Im November waren 2163 Kinder und Jugendliche zwischen acht und 18 Jahren vom Institut «KB&B Family Marketing Experts» befragt worden. Der Fokus lag auf dem sogenannten Cybergrooming – der Kontaktaufnahme von Erwachsenen zu Minderjährigen mit sexuellen Absichten. Jeder sechste Heranwachsende (16 Prozent) gab an, ihm sei von einem erwachsenen Online-Kontakt schon mal eine Gegenleistung für ein Video oder Foto versprochen worden. Und 15 Prozent sagten, man habe ihnen ungefragt Nacktbilder zugesandt.

Über alle Schulformen hinweg beschreiben Kinder und Jugendliche solche Erfahrungen, wobei häufiger Haupt- oder Berufsschüler damit konfrontiert sind. Es gebe keine signifikanten Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen. Der Blick auf die genutzten Kanäle zeige, dass die Betroffenen sexualisierte Ansprache vor allem über Instagram, gefolgt von WhatsApp und Snapchat erhalten – aber auch bei Online-Games wie «FIFA22» oder «Minecraft».

«Wir müssen Kinder und Jugendliche vor diesen Übergriffen schützen, ohne sie in ihren Freiheiten einzuschränken. Wir müssen aufklären, ohne Angst zu machen», mahnte Schmid. Die Täter müssten zur Verantwortung gezogen werden. Medienaufsicht, Rechtsstaat und Gesellschaft seien angesichts der drastischen Umfrage-Ergebnisse allesamt gefordert.

Rund 60 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen wünschen sich, dieses Thema im Schulkontext stärker zu behandeln, 45 Prozent es mit den Eltern zu besprechen. Jeweils über ein Drittel der Befragten (35 Prozent) äußern außerdem den Wunsch, den Verdacht von Cybergrooming bei der Polizei zu melden oder bei einer unabhängigen Meldestelle prüfen zu lassen. Newsteachers / mit Material der dpa

Lehrer gesteht sexuellen Missbrauch von Kindern – und „Cybergrooming“

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Küstenfuchs
2 Jahre zuvor

Bei solchen Artikeln merke ich, dass ich mit Teilen dieser Welt nicht mehr mitkomme. Fassungslos und angewidert stelle ich mir einige Fragen:

1. Offenbar sind die Täter ja teilweise deutlich älter als die Opfer. Bei einem 19-Jährigen kann ich den Reiz eines Nacktbildes einer 16-Jährigen ja noch nachvollziehen, aber wie krank muss ich sein, um als wirklich Erwachsener mir Bilder von nackten Jugendlichen/Kindern anschauen zu wollen?

2. Wie komme ich überhaupt in einen Internetkontakt mit Kindern, so dass ich diese virtuell sexuell missbrauchen kann? Wie im Artikel erwähnt über WhatsApp und Co? Schon alleine zur Kontaktaufnahme müsste ich viel (kriminelle) Energie aufwenden.

3. Wo versagen wir in der Schule bzw. wo genau muss unsere Aufklärung noch besser werden? An meiner Schule schicken wir die SV/Oberstufenschüler mit einem Konzept durch die 6./.7 Klassen, weil es sich möglicherweise zwischen Schülern besser redet als von Lehrer zu Schüler. Was braucht es noch?