„Wichtig, dass wir Lehrkräfte an uns selbst denken“: Wie sich der Stressjob Schule bewältigen lässt, ohne zu zerbrechen

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IFFEZHEIM. Wie wäre es? Sie fühlen sich ausgeglichen und gehen jeden Tag gerne zur Schule. Weder Korrekturen noch Konferenzen, die Kritik emotionsgeladener Eltern oder das Geläster der Nachbarin über den „Halbtagsjob mit viel zu langen Ferien“ bringen Sie aus dem Konzept. Mit stoischer Ruhe trinken Sie Ihren Kaffee, organisieren noch den familiären Alltag, pflegen die erkrankten Eltern und setzen sich am Abend konzentriert an die letzten Korrekturen der Abschlussklassen. Wie wäre das? Ist es ein Wunschdenken? Ein unerfüllbarer Traum? Trotz aller Herausforderungen im Lehrerberuf: Es gibt Wege aus dem Dauerstress – sagt unser Gastautor, der Schulleiter und Gesundheitsexperte Carsten Bangert.

Der Berufsalltag von Lehrkräften ist extrem belastend. Foto: Shutterstock

Zufrieden und selbstbestimmt durch den Schulalltag – Wege aus dem Dauerstress

von Carsten Bangert

Immer noch und immer wieder zählen Lehrkräfte zu den Berufsgruppen mit sehr hohen Burnout-Raten und Anträgen auf Dienstunfähigkeit. Corona hat diesen Zustand nicht verbessert. Der Kampf um bessere Arbeitsbedingungen hat in den vergangenen Jahren zumindest dazu geführt, dass das Thema „Lehrergesundheit“ mittlerweile auf der Agenda der Kultusbehörden einen festen Platz einnimmt. Zurecht!

Zum Autor
Schulleiter – und Gesundheitsexperte: Carsten Bangert. Foto: privat

Carsten Bangert arbeitet als Schulleiter, Autor und Referent. Er beschäftigt sich seit 20 Jahren mit der Gesundheitsförderung von Lehrkräften. Bekannt wurde er durch das Buch “Wenn Lehrer nicht mehr leben wollen – Depressionen verstehen, vorbeugen, überwinden”, das man mittlerweile nur noch über seinen Online-Shop beziehen kann.

Der Experte für Gesundheitsförderung und Selbstmanagement hat sein Wissen jüngst in dem voll-digitalen Online-Video-Kurs “Atempause für Lehrerinnen und Lehrer” zusammengefasst. Interessierte erhalten weitere Informationen und das kostenlose Info-Video “Warum eine Atempause für Lehrer/innen wichtig ist!” unter: https://aktiv.carsten-bangert.de/.

Die Bilanz ist allerdings noch immer ernüchternd:

  • Nur 17 % aller Lehrer/innen in Deutschland gelten als gesund.
  • 31 % leiden bereits unter Burnout, einem umfassenden Erschöpfungssyndrom oder Depressionen.
  • Mindestens 29 % sind akut gefährdet, in einen ähnlichen Zustand zu gelangen.

Von einer Million Lehrkräften in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind also etwa 600.000 in einem besorgniserregenden Zustand! Die wenigsten von ihnen nehmen allerdings professionelle Hilfe in Anspruch.

Was benötigen diese Personen, damit es ihnen in der Schule wieder besser geht?

Wenn wir die wenigen gesunden und erfolgreichen Lehrkräfte nach ihren konkreten Bedürfnissen fragen, dann sind es oft jene Anliegen, die ich als die „5 A” – Die Grundbedürfnisse erfolgreicher Lehrkräfte zusammengefasst habe (Bangert, 2020, S. 118):

  • Anerkennung und Wertschätzung ihrer Arbeit
  • Autonomie im Handeln und die damit verbundene Verantwortung
  • Anspruchsvolle Aufgaben und damit die Möglichkeit zu persönlichem Wachstum
  • Austausch mit Vorgesetzten, um notwendige Fragen zeitnah zu klären
  • Adäquates Arbeitsumfeld, sprich: vernünftige Arbeitsbedingungen, eine angemessene Ausstattung und unterstützende Kolleg/innen
Die Grundbedürfnisse erfolgreicher Lehrer/innen (vgl. Bangert, 2020, S. 118)

Möchte man das Wohlbefinden der Lehrkräfte verbessern, geht es also zum einen darum, die Rahmen- und Arbeitsbedingungen zu optimieren. Immanente Baustellen in unserem Schulsystem gibt es mehr als genug. Die Aufgabenfülle, die an die Schulen derzeit übertragen wird, ist mehr als fragwürdig. Es ist also notwendig, den bildungspolitischen Kampf um gesündere Arbeitsbedingungen konsequent fortzuführen.

Zum anderen ist es aber wichtig, dass wir Lehrer/innen an uns selbst denken. In meiner Arbeit zur Gesundheitsförderung lag der Fokus bisher weniger auf Bildungspolitik. Ich konzentriere mich bei meiner Arbeit auf die Menschen selbst – ihr Erleben und Verhalten. Dabei beschäftige ich mich seit mehr als 20 Jahren mit der Frage, wie Lehrkräfte konkret mit ihren Beanspruchungen in der Schule gesundheitsförderlicher umgehen können, ohne dabei ihr Engagement und ihre Wirksamkeit spürbar einzuschränken.

Wenn wir also davon ausgehen, dass es neben dem Kampf um bessere Arbeitsbedingungen (Verhältnismanagement) auch darum gehen muss, an uns selbst zu arbeiten (Verhaltensmanagement), drängt sich folgende Frage auf:

Was können wir selbst tun?

Ich lade Sie dazu ein, den Blick auf folgende drei Aspekte der Zufriedenheit zu richten:

  1. Dankbarkeit
  2. Vorstellungskraft
  3. Aktivität

Dabei schlage ich vor, dass Sie die folgenden Übungen konkret durchführen, auch wenn sie Ihnen vielleicht etwas eigenartig erscheinen. In der Praxis haben sie sich als äußerst hilfreich erwiesen. Lesen Sie den folgenden Text also unbedingt zu Ende und steigen Sie nicht vorzeitig aus, wenn Sie an wirksamen Impulsen für mehr Gesundheit und Zufriedenheit interessiert sind.

Keine Sorge: In meinem Beitrag wird es nicht nur darum gehen, dankbarer zu sein oder sich eine bessere Zukunft vorzustellen. Viele Lehrkräfte wissen bereits sehr gut, was sie tun sollten. Die Umsetzung im Alltag gelingt allerdings meist nicht dauerhaft. Aus genau diesem Grund biete ich hier einen anderen Zugang an:

  1. Dankbarkeit

Zunächst geht es darum, den Blick auf das Positive zu lenken:

Viel zu oft sind unsere Gedanken von Mangel, Angst und Unvermögen geprägt. Viel zu oft denken wir an das, was wir nicht haben, nicht können oder machen uns die Dinge bewusst, die uns nicht gelingen mögen. Das ist menschlich, aber nicht wirklich stimmungsaufhellend.

Ersetzen Sie die Gedanken des Mangels, der Angst und des Unvermögens mit Gedanken des Dankes. Wie sagte einst Sir John Templeton: “Das beste Mittel, um Angst zu überwinden, ist tiefe Dankbarkeit.”

Im Folgenden stelle ich Ihnen eine Frage, die Sie am besten schriftlich (!) beantworten. Nutzen Sie die Kraft des geschriebenen Wortes für sich.

Wofür sind Sie dankbar?

Hören Sie auf Ihr Herz. Vielleicht sind Sie dankbar für Ihr Umfeld, Ihr Wissen, Ihren sicheren Arbeitsplatz, die wertvollen Beziehungen in der Schule, die Tatsache, dass Sie Menschen in ihrer persönlichen Entwicklung begleiten dürfen?

Was ist es genau, das Sie wirklich mit Dankbarkeit erfüllt?

In diesem Zustand der Fülle und Dankbarkeit verweilen Sie bitte, während Sie sich den Fragestellungen des nächsten Themas widmen:

  1. Vorstellungskraft

Nun geht es darum, Ihr Unterbewusstsein zu nutzen – die Kraft der Imagination:

  • Stellen Sie sich genau vor, wie Sie sich Ihr Leben (in der Schule und neben der Schule) wünschen.
  • Stellen Sie sich vor, wie es wäre, wenn Ihnen all das gelänge.
  • Fokussieren Sie sich auf diesen idealen Zustand. Fragen Sie sich dabei nicht, wie es Ihnen gelingen kann, diesen Zustand zu erreichen. Darum geht es zunächst nicht. Stellen Sie sich nur Ihren idealen Zustand vor!

Am besten schließen Sie die Augen, während Sie sich die ein oder andere der folgenden Fragen stellen.

Wichtig: Es geht um Ihren Idealzustand, nicht um Ihre aktuelle Situation!

  • Wie gehen Sie morgens aus dem Haus?
  • Wie kommen Sie in der Schule an?
  • Welchen Menschen begegnen Ihnen dort?
  • Wie gehen Sie mit diesen Menschen um?
  • Wie gehen diese Menschen mit Ihnen um?
  • Wie gestalten Sie Ihren Unterricht?
  • Wie gehen Sie mit Kritik, wie mit einem/r disziplinlosen Schüler/in um?
  • Wie erleben Sie die Pausen?
  • Wie empfinden Sie die Phasen der Korrekturen oder Unterrichtsvorbereitungen?
  • Wie gestalten Sie Ihre Freizeit, die Feierabende, Wochenenden, Ihre Ferien?

Konzentrieren Sie sich voll und ganz auf Ihr Vorstellungsvermögen. Betrachten Sie diesen idealen Zustand vor Ihrem geistigen Auge.

Wie fühlt sich dieser Zustand für Sie an?

Wenn Sie mögen, können Sie Ihrem Unterbewusstsein noch folgende Fragestellungen mitgeben:

  • Was muss ich tun, um diese Ziele zu erreichen?
  • Worauf muss ich mich konzentrieren?
  • Alles, an das ich glaube ist … .
  • Was werde ich als ersten Schritt zum Ziel konkret unternehmen?

Machen Sie diese Übung regelmäßig und immer wieder und lassen Sie Ihr Unterbewusstsein für sich arbeiten. Es wird Ihnen eine Antwort auf Ihre Fragen geben. Davon bin ich überzeugt!

Wenn Sie sich im Klaren darüber sind, was Sie wirklich wollen, ist bereits ein großer Schritt getan. Um Ihr Ziel zu erreichen, genügt es jedoch nicht, sich die Ziele bloß bewusst zu machen. Es braucht mehr. Es braucht Handlung – Aktivität.

  1. Aktivität

Nach dem regelmäßigen Durchführen der eben vorgestellten Imagination wird Ihnen bald bewusst sein, in welchen Bereichen Sie sich noch entwickeln können bzw. wollen.

Gehen Sie es JETZT an und verändern Sie Ihre Situation hier und heute. Aufschieben ist keine Lösung und wird in der Regel zu einem noch weniger befriedigenden Zustand führen. Warten Sie nicht bis “irgendwann”, denn “irgendwann” ist JETZT.

In dieser wichtigen Phase der Aktivität sind Impulse und Anregungen von außen hilfreich, damit Sie sich durch die Auseinandersetzung mit anderen Sichtweisen weiterentwickeln können.

Dieses Gegenüber kann ein Coach, ein/e gute/r Freund/in oder auch eine Weiterbildung sein. Ändern Sie die Perspektive! Betrachten Sie die Dinge aus einer anderen Flughöhe! Umstände lassen sich nicht so leicht ändern wie unsere Einstellung.

Demnach können wir mehr für unser Wohlbefinden tun als wir manchmal glauben.

Meine 10 Bausteine aktiven Selbstmanagements geben einen Überblick über Ihre Handlungsoptionen. Das Modell beinhaltet zahlreiche Bereiche schulischen Handelns, in denen man sich weiterbilden kann, wenn man offen für Veränderung ist:

Zehn Bausteine Aktiven Selbstmanagements (Bangert, 2005 und 2019)

 

Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Arbeit an den Bausteinen nicht alleine zu einem besseren und dauerhaften Wohlbefinden führen wird. Folgender Aspekt ist entscheidend: Die Arbeit an unserem Mindset, an unserer Haltung, unseren Einstellungen.

So entwickelte ich in den letzten Jahren ein Online-Intensiv-Seminar, in dem ich anbiete, neben den zehn Bausteinen auch am persönlichen Mindset zu arbeiten. Folgende Fragestellungen stehen hierbei im Mittelpunkt:

  • Was ist Dir wirklich wichtig?
  • Was treibt Dich an?
  • Warum arbeitest Du so selten für Dich?
  • Wie kann es Dir gelingen, noch effizienter zu arbeiten?

Bei Interesse erhalten Sie weitere Einblicke in meine Arbeit, indem Sie sich den kostenlosen Video-Kurs „Warum ist eine Atempause für Lehrerinnen und Lehrer so wichtig?“ auf meiner Homepage sichern (https://aktiv.carsten-bangert.de/).

Fazit: Der Kampf um bessere Arbeitsbedingungen an unseren Schulen muss auch (aber nicht nur!) wegen des notwendigen Arbeits- und Gesundheitsschutzes der Lehrkräfte weitergehen. Bildung ist in Deutschland unsere wichtigste Ressource. Die Bildungspolitik hat alle Hände voll zu tun, wenn sie unsere Lehrkräfte dauerhaft gesunderhalten möchte. Gesunde Lehrkräfte sind eine wesentliche Voraussetzung für gesunde Schulen.

Gleichzeitig ist es notwendig und wichtig, dass wir Lehrkräfte immer wieder den Blick auf uns selbst richten. Wir Lehrkräfte können unser Wohlbefinden maßgeblich durch Aktives Selbstmanagement und die Arbeit an unserem Mindset verbessern.

Zahlreiche in der Praxis erprobte und wirksame Methoden liegen bereits vor. Machen Sie sich immer wieder bewusst, wofür Sie eigentlich dankbar sein können. Fokussieren Sie sich mit all Ihrer Vorstellungskraft auf Ihren gewünschten Zustand. Lassen Sie in der Zwischenzeit Ihr Unterbewusstsein für sich arbeiten. Und wenn Ihnen dieses sagt, in welchen Bereichen Sie sich weiterentwickeln sollten, hören Sie auf Ihre innere Stimme und gehen Sie Ihre Themen konsequent und zeitnah an.

Sie brauchen nicht viel, um mehr Wohlbefinden zu erleben:

Ruhe, wertvolle Denkanstöße, Zeit für eine gründliche Selbstreflexion und ein offenes Herz für die persönliche Entwicklung!

Bleiben Sie in dieser ganz besonders kräftezehrenden Zeit gesund und achten Sie gut auf sich selbst!

Ihr Carsten Bangert

Quellen:

Bangert, Carsten (2005). Mit aktivem Selbstmanagement zu mehr Gesundheit und Zufriedenheit im Lehrberuf. IN: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (Hrsg.). Lehrergesundheit. Tagungsbericht 141. Berlin, Dortmund, Dresden. Seite 57-74.

Bangert, Carsten (2019). Vertreib die Affen mit den Kieselsteinen. Impulse für Gesundheit und Zufriedenheit von Lehrerinnen und Lehrern. Weinheim: Beltz.

Bangert, Carsten (2020). Was gute Lehrerinnen und Lehrer ausmacht. Und was wir von ihnen  lernen können. Weinheim: Beltz.

https://www.carsten-bangert.de/
https://aktiv.carsten-bangert.de/

Corona bringt Lehrer massiv unter Druck: Sie arbeiten einen Tag pro Woche mehr – zwei von drei sorgen sich um ihre Gesundheit

 

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57 Kommentare
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Georg
2 Jahre zuvor

Wo kommen die Prozentzahlen her und was ist mit den anderen 23%?

Ich hätte ein tolles Rezept gegen Burnout: Rückkehr zur Halbtagsschule und Mut, den Stift auch mal hinzulegen. Da jeder Lehrer zwei Feierabende pro Tag hat, endet der zweite bei früherem ersten zwangsläufig auch früher. Das gilt insbesondere auch für Teilzeitkräfte, die pro Unterrichtsstunde mehr Zeit in die Vorbereitung investieren als Vollzeitkräfte, weil letztere schlicht und ergreifend nicht die Zeit dafür haben.

Defence
2 Jahre zuvor
Antwortet  Georg

Bitte niemand darauf reagieren. Einfach stehen lassen.

Georg
2 Jahre zuvor
Antwortet  Georg

Ich reagiere mal darauf:

https://www.news4teachers.de/2022/03/schweizer-studie-haeufige-externe-betreuung-kann-das-kindliche-verhalten-beeinflussen/

Zitat: “ Je mehr Zeit in Krippen oder bei Tagesmüttern verbracht wurde, desto eher zeigten sich auffallende Verhaltensweisen, die nach dem Primarschulalter allerdings wieder verschwanden.“

Zum Glück gibt es den Zusatz.

MeinSenf
2 Jahre zuvor

Es tut mir leid, ich habe keine Zeit für solche Übungen, ich muss arbeiten. 😉

KARIN
2 Jahre zuvor
Antwortet  MeinSenf

Unnötiger Aktionismus!
Was soll das?
Wir werden noch mehr Arbeit statt Entlastung erhalten!
Sehe gerade den Bayrischen Stammtisch!
Hier wird erzählt , wie unbürokratisch anscheinend Schulen und Kitas reagieren und die Kinder/ Jugendlichen herzlich und gerne aufnehmen oder aufnehmen werden!
Würde ich gerne auch so sehen aber es wird nicht die Tatsache sein!
Wir laufen jetzt schon am Limit in allen Bereichen, wir können das nicht mehr ohne Zusatzkräfte obendrauf leisten!
Frau Aigner hat aber hier schon etwas den Optimismus gebrochen und Hoffnung auf Kindergärtner* innen und Lehrer* innen aus der Ukraine angesprochen, ohne diese wäre die Menge an Kindern nicht zu bewältigen!
Immerhin, eine mit realistischer Einstellung!

Dil Uhlenspiegel
2 Jahre zuvor

Stellen Sie sich vor, sie sind satt.

Menta
2 Jahre zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Ich stell mir vor, ich hab Luftfilter.

dickebank
2 Jahre zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Aber dann kommt einem doch automatisch Brecht in den Sinn:

„Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich kotzen kann.“

Und darüber hinaus die Frage, bin ich satt oder habe ich es satt?

@Dil lassen Sie mich und weitere Interessierte jetzt nicht dumm sterben. Aufklärung tut Not.

Dil Uhlenspiegel
2 Jahre zuvor

… und ein Studientipp noch:
„Überleben ums Verrecken“, Rüdiger Nehberg

Mein Name ist Hase
2 Jahre zuvor

Ist der Artikel noch Information oder schon Marketing?

Georg
2 Jahre zuvor

Das habe ich mich auch gefragt.

Thomas Schultz
2 Jahre zuvor

Es scheint befremdlich, wenn bei einem kaputten, nicht funktionsfähigen System nicht das System geändert werden soll, sondern sich einfach nur der Einzelne im System einer Traumwelt hingeben soll, um das Unerträgliche erträglich zu machen.

Die Lehrergesundheit ist in den letzten Jahren ins Zentrum gerückt??? Ja, aber in ganz merkwürdiger Weise behandelt worden…

Berufsschul-Lehrer NRW
2 Jahre zuvor
Antwortet  Thomas Schultz

Die Lehrer kündigen doch seit Sommer 2021 zunehmend. Gerade bekommt man in der Wirtschaft viele Stellen wenn man sich vom Beamtenmindset löst.

derlehrer
2 Jahre zuvor

Drei Zahlen aus Brandenburg – Mittelzuweisung pro Jahr und Lehrkraft:
2020: 50€
2021: 10€
2022: 30€.
Es steigt wieder ab! Sicher ein Fortschritt in Bezug suf andere Bundesländer, aber was macht man mit 30€ pro Jahr?!

Mika
2 Jahre zuvor

An der Stelle „schreiben Sie auf, wofür Sie dankbar sind“ habe ich aufgehört weiterzulesen. Das erinnert mich zu sehr an eine ehemalige Tätigkeit als Lehrkraft bei einem evangelischen Träger. Jede Forderung nach besseren Arbeitsbedingungen und/oder angemessener Bezahlung wurde erst mal mit dem Hinweis abgelehnt, dass wir doch dankbar sein sollten, diesen großartigen Beruf ausüben zu dürfen. Ich denke, dass es für den AG definitiv gesünder, weil stressfreier ist, wenn die AN die Ursachen für berufsbedingte Erkrankungen bei sich suchen: so hat der AG nicht die Mühe, die Arbeitsbedingungen verbessern zu müssen, und billiger ist das auch. Dem AN bringt dies jedoch wenig.

W.
2 Jahre zuvor
Antwortet  Mika

@Mika
Das hat mich auch sofort erinnert an Muster im Verhalten und Denken nach Art von „Was hat diese Frau denn im Dunkeln draußen zu tun, und dann noch im kurzen Rock?!“
Diese Muster sind ja über Jahre etabliert, außerdem hat sich da ja auch ein ganzer Markt (Coaching) in der Folge ebenso etabliert.
Argumentativ ist es in meinen Augen irgendwo zwischen „schwach“ und „infam“, wenn man
– überlasteten Arbeitnehmern (Angestellte aller Art, Beamte)
– erkrankten Personen
zurückmeldet, sie seien selber zu einem ganz beachtlichen Teil „schuld“ an ihrer Lage, wohl wissend, dass sie dieser lange bestehenden Situation überhaupt nicht ausweichen konnten!

W.
2 Jahre zuvor
Antwortet  W.

Gerade eben entdeckt:
https://www.youtube.com/watch?v=2qxBCw27ZAk
Das kostet NULL Euro ( sorry, Herr Bangert ) und hat einen etwas anderen Ansatz:
Da ist nämlich auch die Rede von „Würde“ und „Lass dir deine Würde nicht nehmen.“ und „sich nicht verführen lassen“.
Also auch nicht verführen lassen zu
– Sei ( gefälligst ? ) dankbar! ( DAS wird einem ja von Kleinauf eingetrichtert: „Du weißt ja gar nicht, wie gut DU es hast!“ )
– sich ( gegen Geld ) einlullen zu lassen, um dann endlich dankbar zu sein für eine unwürdige Behandlung.
Zum Bangert-Modell auf den Punkt gebracht:
Für Ver****** auch noch bezahlen?
Netter Versuch.
Danke. Danke NEIN!
Da behalte ich lieber
– Euros
– und vor allem Würde. ( Die Würde macht Menschen für die Leute „am Ruder“ ja oft unbequem. Gut so. )

Pit2020
2 Jahre zuvor

“ Wie kann es Dir gelingen, noch effizienter zu arbeiten?
Bei Interesse erhalten Sie weitere Einblicke in meine Arbeit, indem Sie sich den kostenlosen Video-Kurs „Warum ist eine Atempause für Lehrerinnen und Lehrer so wichtig?“ auf meiner Homepage sichern (https://aktiv.carsten-bangert.de/).“

Wie kann es mir gelingen, noch effizienter zu arbeiten?
Nach dem Lesen dieses Promo?-Textchens (in wöchentlich erscheinenden TV-Zeitschriften könnte man eine monatsfüllende Serie daraus machen) habe ich gelacht wie schon lange nicht mehr.
Danke, lieber Herr Bangert.
Ich gehe dann mal an den Schreibtisch und arbeite in bester Laune noch effizienter, auch weil es Sonntag ist und draußen die Sonne scheint.
Was bin ich dankbar. (Ich muss schon wieder lachen! Danke, danke, danke!)

Kalila
2 Jahre zuvor

Dass man versuchen soll, sich ein marodes System, dem die Leistungsträger offenkundig egal sind, schön zu imaginieren, kann man nur hochgradig zynisch nennen. Bringt man das Dargestellte auf den Punkt, heißt es doch, dass ausgebrannte, depressive Kollegen selbst schuld sind: Sie haben keinen Erfolg damit gehabt, sich für das, was gut läuft (die eigenen Kinder und dass man die Miete zahlen kann), hinreichend dankbar zu fühlen. Ernsthaft?
Ich musste auf einer vergleichbaren schulinternen Fortbildung teilnehmen, vom KM gesponsert. Der Referent war auch der Meinung, dass es „ein bisschen wie Urlaub“ sei, wenn die S eine Stillarbeit machen, man könne derweil ja mal aus dem Fenster gucken… Purer Zynismus.

KARIN
2 Jahre zuvor
Antwortet  Kalila

Mir wurde in einer Fortbildung erzählt, sobald die Schüler sehr laut werden oder sind, soll ich umso leiser sprechen!
Wenn die Schüler sehr anstrengend sind, soll ich mich kurz entschuldigen, vor die Zimmertüre gehen, mehrfach durchatmen und dann, wesentlich entspannter, wieder vor die Klasse treten!

TheTeacher
2 Jahre zuvor
Antwortet  KARIN

„Mir wurde in einer Fortbildung erzählt, sobald die Schüler sehr laut werden oder sind, soll ich umso leiser sprechen!“ Das ist doch ein sinnvoller und oftmals wirksamerer Vorschlag und gehört auf jeden Fall in den persönlichen pädagogischen Werkzeugkasten. Ich frage ohne böse Hintergedanken: Was stört Sie daran?

Vor die Tür gehen ist für mich jedoch tatsächlich kein gangbarer Vorschlag. Falls das jemandem jedoch hilft, ist das auch ok.

Susi
2 Jahre zuvor
Antwortet  TheTeacher

„oftmals wirksamerer Vorschlag“ – falsch! Klappt nur bedingt beim ersten Mal. Danach haben die Schüler*innen das Prinzip erfasst und werden – zumindest im Brennpunkt – nicht mehr leiser. Und nun?

Vor die Tür gehen: Die Schüler*innen unbeaufsichtigt zu lassen birgt ein nicht überaschaubares Risiko und könnte schnell zum Versicherungsfall werden. Du hast also die Wahl: Durchatmen oder Dienstaufsichtsbeschwerde. Die Schüler*innen wissen übrigens wie dieser Prozess in Gang gesetzt wird: Harmlose Mine bei der Klassenlehrkraft während des Klassenrates und schwupp geht alles seinen Weg.

Allesamt m. E. also nur bedingt brauchbar für den Werkzeugkasten in Extremsiuationen!

TheTeacher
2 Jahre zuvor
Antwortet  Susi

Liebe Susi,
da Sie offensichtlich der Ansicht sind, dass dieser Vorschlag nicht wirksam ist, dann lassen Sie es eben. Ein generelles „falsch“ zu entgegnen erscheint mir für eine Pädagogin etwas unpassend oder gar unprofessionell. Falls Sie die Kinder auch so von oben herab unterrichten würden, würde ich mich nicht wundern, wenn diese Ihnen häufiger Probleme machten.
Ich unterrichte übrigens tatsächlich im Brennpunkt (und das nicht seit gestern) und habe mit dieser Art im Umgang mit Störungen schon oftmals gute Erfahrungen gemacht, wobei mein Werkzeugkasten breit, aber sicherlich nicht erschöpfend, aufgestellt ist. Es mag übrigens nicht immer sofort klappen, aber welche pädagogische Maßnahme tut das denn? Wenn Sie die Kinder überschreien wollen und sich damit auf Dauer lächerlich und ihre Stimme kaputt machen wollen, nur zu. Und natürlich „durchschauen“ die Kinder das System. Das ist doch gewollt. Das Gelingen des Unterrichts ist nur mit den Kindern und unter einem bekannten Regelrahmen möglich. Die Schüler müssen und sollen erkennen, dass ein gewisser Lautstärkepegel, zumindest in meinem Zimmer, nicht dauerhaft vorherrschen wird, ich das aber nicht durch Schreien erreichen will und ich kann Ihnen versichern, dass ich in der Lage bin überdurchschnittlich laut zu schreien.
Aber wie gesagt, bei mir klappt das und ich setze das Leiserwerden erfolgreich ein, möchte das aber niemandem Aufdrängen, aber vielleicht ans Herz legen. Wer dauerhaft Probleme im Klassenzimmer hat, darf sich und seinen Unterricht oder seine Methoden durchaus auch einmal hinterfragen. „A…-Klassen“, die überhaupt nicht zu bändigen sind, sind doch wirklich sehr selten, auch im Brennpunkt.
Ich schrieb bereits, dass vor die Türe gehen für mich nicht in Frage kommt.
Wie sie auf Extremsituationen kommen ist mir schleierhaft. Karin beschrieb eine Unterrichtssituation, in der es sehr laut wird. Falls Sie das als eine Extremsituation wahrnehmen, dann denke ich, dass Sie nicht im Brennpunkt stehen .

Alla
2 Jahre zuvor
Antwortet  KARIN

@KARIN
Ja, dieser Blödsinn wird immer wieder vermittelt. Wird dadurch aber nicht wahrer!

Genau wie die Arbeit in „multiprofessionellen Teams“ die, nur weil dieser Begriff existiert, keinesfalls vorhanden sind! Nicht, weil LK nicht teamfähig sind, sondern weil das multiprofessionelle Team nur aus EINER Person, dem Klassenlehrer, besteht!

Hellus
2 Jahre zuvor
Antwortet  Alla

Eben. Welcher Handwerksmeister will sich bei der Bezahlung denn dazu hinreißen lassen? Ein Windei ganz besonderer Güte, die „multiprofessionellen Teams“.

potschemutschka
2 Jahre zuvor

Ich verstehe den Artikel so. Das Bildungssystem und die Arbeitsbedingungenin den Schulen müssen sich gar nicht ändern. Die Lehrer sollen sich einfach nur die idealen Arbeitsbedingungen vorstellen, dann wird das schon. Wer das nicht kann, selbst schuld. Immer diese undankbaren Lehrer und Erzieher, die sich nicht die Mühe machen, jeden Tag etwas zu finden, woür sie den ganzen Experten, die wissen wie Schule geht, dankbar sein können. Ich gelobe hiermit, jeden Tag, bis zu meinem vorgezogenen Ruhestand im Juli, dankbar zu sein (,dass ich den Ruhestand vorgezogen habe!)

Alla
2 Jahre zuvor
Antwortet  potschemutschka

@potschemutschka
Ich habe verlängert, aber im Juli ist auch für mich Schluss! Dafür bin ich extrem dankbar! Immer wenn ich denke es geht nicht mehr, schaue ich mich im Kollegium um und sehe die Leute, die nicht in 4 Monaten gehen dürfen! Vorgezogener Ruhestand ist sooo schwer zu bekommen, dafür muss man schon seeehr krank sein, zumindest im „Prien-Land“. Aber mich kann man nicht weiter dienstverpflichten, bin seit August 2021 in Rente!
Die Motivationsschreiben im Postfach („Stellen Sie Ihre Erfahrung Ihren Schülern weiterhin zur Verfügung, denken Sie auch an die Flüchtlingskinder aus der Ukraine, die auf Sie angewiesen sind!“) lösche ich einfach! Das tut gut!
Vielleicht werde ich ein oder zwei Flüchtlingskinder unterstützen, aber das werde ich entscheiden, wenn ich wieder halbwegs fit bin. Und dann auch nur privat, ehrenamtlich und wie ich es für richtig halte!

laromir
2 Jahre zuvor

Ja. Lehrergesundheit bedeutet bei uns auch in erster Linie, dass wir irgendwelche coaching oder Entspannungsprogramme machen sollen. Natürlich morgens vor 8 oder abends nach 18 Uhr. Damit wir uns in der wenigen Freizeit für den Job gefälligst gesund halten. Das ist so ein Witz. Wenn bei uns jemand was zu den Arbeitsbedingungen sagt, kommt „Mach einfach Yoga, dann wird alles gut“. Ich kann mir viel schönreden, aber nicht alles. Und ich fahre jetzt einfach lieber Engagement zurück, statt Yoga zu machen, um noch 3 Jobs mehr leisten zu können. Wer das will, bitte. Die Anforderungen sind teilweise einfach absurd.

kanndochnichtwahrsein
2 Jahre zuvor

Unsägliche Augenwischerei!
Glaubt irgendjemand, dass sich mit „ich träum mir die Welt, wie sie mir gefällt“ irgendwas ändern wird?
Vielleicht halte ich mit „schönreden“ (sorry, so hört sich das für mich an) ein, zwei Jahre länger durch, bin dann noch ein, zwei Jahre früher vollkommen verbraucht und ausgelaugt als eh schon.
Es ist im Grunde das, was viele von uns seit Jahren/Jahrzehnten eh schon machen: sich selbst davon überzeugen, dass alles gar nicht so schlimm ist, wie es scheint und man selbst den Fehler macht (welchen auch immer) und am Ende andere noch viel größere Probleme haben. Das war schon lange so, wurde mit Corona ins Absurde getrieben und soll uns jetzt noch über die Kriegsfolgen hinwegtragen????

Wir brauchen Politiker, die der Realität ins Auge sehen, die tatsächliche Verbesserungen auf den Weg bringen – und zwar nachhaltige, die bei jedem einzelnen Lehrer persönlich und individuell ankommen.
Außerdem braucht es für „Notfälle“ (Krankheit/Burnout, persönlicher Neuorientierungsbedarf) Alternativen zur Berufsunfähigkeit, die unser Wissen und können für die Schule erhalten, die uns nicht aus unserer Zukunftsplanung werfen, die für Schule gewinnbringend sind und nicht dem Einzelnen in den Augen der GEsellschaft als „Versagen“ angelastet werden und damit das Bild des Lehrers in der Öffentlichkeit weiter demontieren.

Dann finden sich vielleicht auch nochmal neue, junge Kollegen, die nicht schon vorher wissen, dass sie in eine Sackgasse geraten.

Sissi
2 Jahre zuvor

Danke @ kanndochnichtwahrsein
Ich darf ein Beispiel anfügen?
2 KuK mit diagnostizierter F – Erkrankung sollten pensioniert werden.
1- ging in Frühpension, sieht keine Chance auf Rückkehr, verdammt immer noch das System Schule, kommt mit der Frühpension nicht klar
2- klagte gegen Frühpension, – nach Amtsarztdiagnose, Gutachten widerlegte Amtsarzt, dieser ist immer bereit – ernst zu nehmende Ratschläge zu geben, nicht für alle, denn einige ängsteln nach 5 Jahren noch, ala
‚ könnte ja ansteckend sein ‚ .
Die Debatten zu A12 – A13, Stundenhin, Stundenher, sieht er als absolut resilienzschädigend, ab und zu im Tandem mit ihm Unterricht: ein Traum.

Momo
2 Jahre zuvor

@kanndochnichtwahrsein: Genauso schaut es aus!!!

dickebank
2 Jahre zuvor

Schönreden hilft nicht, aber schönsaufen wäre ein Versuch wert.

Sagt der Psychologe: „Alkohol ist keine Lösung“ – Und wer ein MINT-Fach hat weiß es halt besser: „Alkohol ist ein Lösungsmittel“.

Tigrib
2 Jahre zuvor

Wahrscheinlich erzählt er den Kumis das gleiche! Das wäre zumindest eine Erklärung für das.was gerade abgeht…

Nicole
2 Jahre zuvor

Da ich zur Elternfraktion gehöre, mal eine Frage, da mir die Erfahrung fehlt.
Was stresst am Lehrerberuf am meisten? Ich könnte mir vorstellen:
– undisziplinierte SuS? Keine Ruhe in der Klasse?
– Überstunden?
– nervige Eltern?
– schlechte Ausstattung der Schule?

Kann man als Lehrer die Arbeit, also Unterricht und Nacharbeit überhaupt in 40 Wochenstunden schaffen? Wenn nicht, werden die Überstunden ausgeglichen?

Und jetzt die umgedrehte Frage:
Was sind die schönsten Momente des Lehrerberufes? Vielleicht:?
– die Klasse hört gespannt zu, wenn man etwas erklärt und hat es auch noch verstanden
– es ist gelungen, die SuS für etwas zu begeistern
– man trifft SuS Jahre später wieder, aus denen etwas geworden ist
– ein gutes Klassenklima und eine gute Beziehung zur Elternschaft
– nette Kollegen

K.
2 Jahre zuvor
Antwortet  Nicole

Schwer, das in wenigen Worten zu beantworten.

– große Klassen mit vielen auffälligen und förderbedürftigen Schülerinnen, ohne dass es dafür angemesse Ressourcen (Teamteaching) gibt. Dadurch muss man permanent omnipräsent sein und dabei noch Motivation und gute Laune verbreiten und trotzdem mit Konsequenz auf unangemessenes Verhalten reagieren
– sehr viel Verwaltungsaufwand, den man neben dem Unterricht wuppen muss. Auch hierfür könnte es Verwaltungskräfte geben
-zeitfressende Korrekturen, die gefühlt niemals zu Ende sind- damit verbunden sehr regelmäßige Abend-und Wochenend-Arbeit (der Schreibtisch und die To-do-Liste ist niemals leer)
– 80Millionen Experten im Hintergrund, weil sich ja schließlich alle in Schule auskennen.
– Kultusminister, die völlig weltfremd sind und einen im Stich lassen, was während der Pandemie noch viel deutli her wurde.

Aber die tägliche Begegnung mit den Schülern ist es, was den Beruf wertvoll macht. Nicht erst dann, wenn man Schüler nach Jahren wiedersieht, sondern das tägliche Miteinander ist das entscheidend Schöne.

laromir
2 Jahre zuvor
Antwortet  Nicole

Eine volle Stelle ist nicht in 41.5h (das ist die Zeit, die bei uns angesetzt ist) zu schaffen. Es sei denn, man bereitet den Unterricht nicht wirklich vor, korrigiert Arbeiten nicht gründlich, arbeitet in keiner Arbeitsgruppe mit, kümmert sich wenig um die Kinder und versucht jedem Elterngespräch aus dem Weg zu gehen.
Was wirklich nervig ist, sind Eltern die grundsätzlich in allen Fächern (und das bekommt man im Klassenteam ja mit) sowieso alles besser wissen und die Helikopter- und Rasenmähereltern, die gleich bei der Schulleitung oder im Schulamt hängen. Stressig ist auch, dass man alles an Schieflage in der Gesellschaft retten soll, Erziehung, Sucht, ungesunde Ernährung, Medienverhalten usw. Dinge, auf die wir teilweise nicht mal Einfluss haben. Dafür bekommen wir Anerkennung unterhalb Niveau – Bordsteinkante. Wir sind prinzipiell immer faul, unfähig, bringen Kindern nix oder das Falsche bei und nur Lehrer, weil es zu nix gereicht hat und unser Abi zu schlecht war (Zulassung für mein Studium war an NC gekoppelt, der war immer im 1,x Bereich, soviel dazu). Es kommen immer Aufgaben dazu, keine fallen weg, Eltern drohen einem usw. Die Kinder sind für mich jedenfalls kein Problem oder wirklich sehr selten. Das System nervt. Wenig Zeit für pädagogische Arbeit, wenig Vernetzung zwischen Fächern, zu viel Bulimie-Lernen, in den Kumis hört eh keiner zu, statt Kollegen fragt am externe „Experten“. Kollegen kann man sich ja nicht aussuchen, die können teils eben super sein und teils ein Problem. Und ja, man freut sich über Nachrichten von Ehemaligen, ja, man freut sich über Kinder, die sich noch an Sachen aus den letzten Einheiten erinnern oder motiviert an Projekten arbeiten und man Erfolge bei Wettbewerben usw hat. Aber das reicht als Motivation irgendwann nicht mehr aus, wenn man gefühlt kein eigenes Leben mehr hat und der A… der Gesellschaft ist. Ich habe im letzten Jahr mal meine Arbeitszeiten notiert und bin auf fast einen Monat Mehrarbeit gekommen. Ohne finanziellen Ausgleich natürlich ( Freizeit war ja eh nicht drin) und damit war ich nicht alleine. Das mache ich jetzt einfach nicht mehr mit. Ich steige aus manchen Dingen jetzt schweren Herzens aus. Junge Kollegen fragen immer öfter, wie sie das packen sollen, was sie im Ref zeigen sollten, wie sie eine volle Stelle stemmen sollen UND sich in Schulgemeinde, Schulentwicklung usw. einbringen sollen. GAR NICHT, es ist nicht zu schaffen, zumindest nicht gründlich und nicht befriedigend, sondern nur halb. Irgendwas bleibt dabei auf der Strecke, oft das eigene Leben, bis man am einem Punkt ist, an dem man resigniert, aussteigt oder sonst etwas, was für die Kinder und die Schule dann nicht gut ist ( mich persönlich manchmal traurig macht), aber ab einem gewissen Punkt Selbstschutz bedeutet.

Forumsleserin
2 Jahre zuvor

Mich stresst am meisten die geringe Wertschätzung und der Druck, den ich von Seiten der Schulleitung immer stärker wahrnehme. Soviel zur Funktion des Autors.

xy
2 Jahre zuvor

Dieser Selbstoptimierungshype schwappt mit Verzögerung an die Schulen. In der Wirtschaft ist es schon lange angekommen. Fitness, gesunde Ernährung und Achtsamkeit. Der zynische Brüller bei 80 Stunden in meiner Branche. Hier sind alle zufrieden, wenn sie nicht mit Mitte 50 vom Herzinfarkt ereilt werden.
Die Coacher, die unerträgliche Zustände mit Brainwashing erträglich machen wollen, werden nicht mehr eingeladen, weil diese weltfremde Schwurbelei niemand mehr erträgt.
Selbst meine Frau als ehemalige Leistungssportlerin sieht diesen oft als sportlichen Ehrgeiz getarnten Selbstoptimierungswahn kritisch, da der dahinter stehende Narzissmus häufig sehr deutlich wird.
Reale Probleme benötigen reale Lösungen.
Pippi Langstrumpf hat ausgedient.

Erzieherin
2 Jahre zuvor
Antwortet  xy

„Reale Probleme benötigen reale Lösungen.“
Das ist für mich der treffendste Satz in allen Kommentaren.

n3cron
2 Jahre zuvor

Wie wäre es, wenn Lehrer mal in einem 40 Stunden Job in der privaten Wirtschaft arbeiten würden… Ich glaube manchmal ist es doch meckern auf hohem Niveau.

W.
2 Jahre zuvor
Antwortet  n3cron

@n3cron
Das bedeutet „Wochenende“ schon am Mittwochabend, spätestens Donnerstagmittag punkt 12.
Wochenendarbeit ist endlich Geschichte.
Perfekt.
Sorgen Sie ganz schnell dafür, dass das
– ein belastbares Gesetz wird
– alle „oberhalb“ von LuL ( also deren Vorgesetzten ) an dieses Gesetz halten.
Vielen Dank im Voraus für Ihre Mühe, bitte machen Sie schnell.
Und bitte halten Sie uns auf dem Laufenden.

laromir
2 Jahre zuvor
Antwortet  n3cron

Ich habe bereits außerhalb der Schule gearbeitet, mit Bereitschaftsdienst, Wochenende usw. Von daher kenne ich beide Seiten und kann den Aufwand vergleichen. Ich habe noch nie für so viel Arbeit so eine geringe Wertschätzung und miese Behandlung erfahren, wie in der Schule. Soviel dazu. Im Job außerhalb der Schule konnte ich Überstunden abfeiern oder hab am Wochenende eine Zulage bekommen, dazu Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld und nach der Arbeitszeit war dann auch tatsächlich frei.

Susi
2 Jahre zuvor
Antwortet  n3cron

Bevor ich in als Lehrerin gearbeitet habe, waren mir solche Gedanken auch nicht fremd. Nun arbeite ich – auf dem Papier – insgesamt 45 h/w – davon 15 LWS in der Schule und 30 h/w in der Wirtschaft. Was glauben Sie wohl, bei wem ich die Arbeitszeiten einhalten kann? Genau, in der Wirtschaft. In der Schule kommen (ohne Vorbereitung) noch mindestens 3 h/w drauf, weil ich nicht schnell genug aus Lehrer*innenzimmer und Schulhaus verschwinde und Schüler*innen und Kolleg*innen inkl. Schlulleitung nur noch eine glitzekleine Nachfrage haben. Dazu kommen Vorbereitungszeiten von 4 – 5 Stunden.

Das ‚hohe Niveau‘ ist also in meiner Realität auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Probieren Sie es doch einfach auch mal aus!

Den Ansatz mit der Dankbarkeit finde ich allerdings gut. Es geht im Grunde darum ein positives Verhältnis zu seiner Tätigkeit aufzubauen und negative Gedanken nicht zuzulassen. Es ist in der Tat wichtig, seine Gedanken auf Positives auszurichten, damit die Stimmung nicht in eine Abwärtsspirale gerät. Das Leid der Kolleg*innen jedoch zu kommerzialisieren, finde ich moralisch sehr fragwürdig auf dieser Ebene. Dazu gibt es professionelle Therapeuten.

Realist
2 Jahre zuvor
Antwortet  n3cron

„40 Stunden Job in der privaten Wirtschaft“

Bla bla, so sieht dort die Realität aus (Studie in einem britischen Unternehmen):

„Studie zeigt: Wir sind nur 2 Stunden und 53 Minuten pro Tag wirklich produktiv

Soziale Medien (47 % / 44min)
Nachrichten lesen (45 % / 1 Stunde und 5 Minuten)
Private Gespräche mit Personen im Büro (38 % / 40min)
Kaffee holen (31 % / 17min)
Raucherpausen (28 % / 23min)
Nachrichten auf dem Mobiltelefon beantworten (27 % / 14min)
Snacks essen (25 % / 8min)
Essen zubereiten (24 % / 7min)
Anrufe beim Partner oder bei Freunden (24 % / 18min)
Suche nach neuem Job (19 % / 26min)“
https://www.andreashobi.com/parkinsonsche-gesetz/#produktiv

Wenn Sie richtig arbeiten wollen, kommen sie in eine Schule!

Rosa
2 Jahre zuvor

Herr Scholl vom PhV-BW bringt es auf den Punkt und unterstützt die Märchenstunde und falschen Versprechungen von Frau Schopper als KM in BW nicht! https://www.phv-bw.de/phv-bw-zur-pressemitteilung-des-kultusministeriums-ferienband-2022-foerderung-ueber-lernen-mit-rueckenwind-auch-in-den-ferien-moeglich-vom-11-03-2022/ Die ferien haben sich alle an der Schule verdient um Lebensfreude zu tanken um die nächste Schulphase zu bestehen. Das Talent von Frau Schopper und die Märchenstunde findet keinen Anklang an der Schule und es sind falsche Signale und Versprechungen die ausgesprochen werden, um die Gemüter zu beruhigen. Ein besseren Einfall hat unsere KM nicht auf Lager.

Rosa
2 Jahre zuvor

Lehrermangel lässt die Lehrer zerbrechen! https://www.zak.de/Nachrichten/Lehrermangel-und-Corona-Kultusministerin-Theresa-Schopper-zu-Gast-beim-Online-Buergerdialog-148953.html Die Lehrer sind am Limit mit Ihrer Arbeitsleistung und Frau Schopper als KM kommt Ihrem Arbeitsauftrag nicht nach.

laromir
2 Jahre zuvor

Ich habe bereits außerhalb der Schule gearbeitet, mit Bereitschaftsdienst, Wochenende usw. Von daher kenne ich beide Seiten und kann den Aufwand vergleichen. Ich habe noch nie für so viel Arbeit so eine geringe Wertschätzung und miese Behandlung erfahren, wie in der Schule. Soviel dazu. Im Job außerhalb der Schule konnte ich Überstunden abfeiern oder hab am Wochenende eine Zulage bekommen, dazu Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld und nach der Arbeitszeit war dann auch tatsächlich frei.

DerDip
2 Jahre zuvor

Die Arbeitsbedingungen an den Schulen sind m.E deutlich verbesserungsbedürftig. Dies gilt m. E. insbesondere für Teilzeitkräfte und Lehrer die Klassenleitungen oder ähnliche Aufgaben wahrnehmen und somit eine Menge an zusätzlichen Aufgaben erledigen müssen, die mit dem normalen Deputat an Stunden nicht abgedeckt werden können.
Auf der anderen Seite machen es sich manche Lehrer gegenseitig oder sich selbst das Leben schwer.
Wieso müssen denn Lehrer am WE oder am Abend arbeiten? Das müssen sie doch nicht. Wann Vorbereitungen erfolgen oder wann Klassenarbeiten korrigiert werden, kann jeder für sich entscheiden.
Zudem müssen die Lehrer auch nicht ständig erreichbar sein. Eigentlich reicht es doch vollkommen aus, wenn die Mails ein oder zweimal am Tag geprüft werden. Keiner ist gezwungen, am Wochenende Anfragen zu lesen, geschweige denn zu antworten.

Friedrich der Kleine
2 Jahre zuvor
Antwortet  DerDip

Ha, wehe ich lese meine Mails nicht. Dann wird Rabatz gemacht, was mir einfällt…

Und wenn ich am Nachmittag nach Hause komme und vielleicht sage und schreibe 1 bis 2 Stunden nicht arbeite, rutscht eben vieles in den Abend oder das Wochenende.

Ääähhh, ich wusste bis jetzt noch gar nicht, dass Teilzeitler belasteter sind als Vollzeitler.

laromir
2 Jahre zuvor

Es geht hier vielleicht eher darum, dass du am Ende die Teilzeit nicht arbeitest, sondern doch vollzeit, weil ja nur die Stunden weniger werden. Konferenz, Wandertag, Klassenfahrt usw. hast du ja trotzdem am Bein, also alles was du mit Vollzeit auch hast. Aber viele sehen keine andere Lösung als zu reduzieren, weil sie es sonst nicht schaffen. Und Mo Familie muss man abends und am Wochenende arbeiten, weil die eigenen Kinder ja mittags evtl. Auch mal ein wenig Zeit abbekommen wollen. Außerdem reicht es mit korrekturinzensiven Fächern nicht aus, wenn man mittags mal 1-2 h korrigiert. Da schafft man in der Sek II vielleicht 4 Klausuren, was alleine für eine Kurs schon 1 Woche Zeit bedeutete (im Idealfall von nur 20 SuS pro Kurs, eher mehr). Nun hat man ja manchmal 2-4 Arbeiten die Woche. Wird also schwierig mit Mittags mal ein wenig hinsetzen

xy
2 Jahre zuvor
Antwortet  DerDip

Es gibt doch wohl auch bei Lehrern eine definierte Arbeitszeit? Wenn mit Selbst-Monitoring die vorgegebenen Stunden erreicht sind, ist alles darüber hinaus als Überstunde zu werten. Alles andere ist Selbstausbeutung und erklärt die Burnout Quote in sozialen Berufen.
Warum gibt es keine Arbeitszeiterfassung bei Lehrern? Auch Korrekturen und Meetings sind Arbeitszeit.

laromir
2 Jahre zuvor
Antwortet  xy

XY: Problem erkannt. Frag doch mal in den Kumis nach. Da will keiner Arbeitszeiten erfassen, die können sich schon denken, was dabei rauskommt. Und wenn bei 40 KuK pro Woche nur 1 h mehr aufliefe ( 1h wäre ein Träumchen), dann wäre das schon eine Stelle mehr. Das gilt es eben zu vermeiden. Und Eltern sind Wähler, die darf man nicht verärgern usw. und dann Forderungen, dass wegen Fortbildung der Unterricht nicht ausfallen soll und deswegen alles online von 14 bis 18 Uhr oder noch später stattfinden muss. Als ob das Freizeit wäre und als ob ich nach 8h Unterricht am Stück noch aufnahmefähig wäre. Das sind ja diese Forderungen, die immer oben drauf kommen, plus neue Projekte und neue „Ideen“ von oben. Und selbst wenn man Überstunden aufschreiben würde, wann soll man die denn abfeiern? Es geht ja nicht immer nur ums Geld, sondern auch um Gesundheit und Regeneration. Menschen in sozialen Berufen sind sich in der Regel ihrer Verantwortung für andere Menschen bewusst und schmeißen selten einfach alles hin. Das wird mittlerweile schamlos ausgenutzt, deswegen wollen immer weniger in die Pflege, die Kita oder die Schule. Für Lehrer und Erzieher reicht es da nicht mal mehr fürs „klatschen“. Problem nur: keine Betreuung der Kinder, keine Pflege der Alten, kein Unterricht und keine angemessene Versorgung der Kranken, wenn Menschen in sozialen Berufen ( oft Frauen!) so behandelt und systematisch überstrapaziert werden.

Ulrike
2 Jahre zuvor

Der Ansatz basiert auf der NLP-Methode „Reframing“, vulgo: Schöndenken hochproblematischer Arbeitsbedingungen.

Friedrich der Kleine
2 Jahre zuvor

Ommmmmmmm!
Die Welt ist schön, alles supi, ich bin glücklich und zufrieden.
Ommmmmmmm!
Vielen Dank für die realitätsnahen Tipps und Tricks, um meinen Alltag in ein traumhaft schönes Taka-Tuka-Land zu verwandeln.

Sinnlos
2 Jahre zuvor

Ich habe all seine Übungen durchgeführt:
Zuerst habe ich mir vorgestellt, wie ich morgens fröhlich zur Arbeit gehe, wie toll es dort ist und wie gut ich mich fühle. Schnell wurde klar, dass diese Arbeit und das Schulleben nicht vereinbar sind…
Also bin ich aktiv geworden und habe meine Kündigung geschrieben. Heute bin ich sehr dankbar, dass ich gekündigt habe 😉

Ich glaube so hat Herr Bangert das nicht gemeint….

Friedrich der Kleine
2 Jahre zuvor

Vielleicht sollten wir uns an seiner Schule bewerben. Dort kann man allen Ballast abwerfen und einfach nur unterrichten. Herrlich!

Simsi
2 Jahre zuvor

Liebe Kolleg*innen, puh – unser Job ist echt anstrengend – bei mir ganz besonders in diesem Schuljahr, da wir gerade völlig unterbesetzt sind. Die Rahmenbedingungen müssen sich sehr dringend ändern! Was mir gerade den Alltag erleichtert ist etwas ganz simples : immer wieder mal ein nettes Wort an die Kolleg*innen richten. Die freuen sich und die Anerkennung kommt zurück. Ein Allheilmittel ist das nicht, aber immerhin braucht man dafür keinen teuren Kurs oder intensive Außeinandersetzung mit sich selbst und es hebt einfach die Stimmung ein bißchen. Gutes Durchhalten Euch allen!