„Allgegenwärtigkeit in Klassenraum und im virtuellen Raum“: Was von Lehrkräften künftig erwartet wird

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STUTTGART. Ein Blick in die Zukunft des Lehrerberufs: Baden-Württembergs Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) hat in dieser Woche den Entwurf eines „Referenzrahmens“ vorgestellt, der künftig als „verbindliche Orientierung für die Qualitätsentwicklung an öffentlichen Schulen“ dienen soll – und der nun in die Abstimmung mit Verbänden und Personalvertretungen geht. Das Papier kommt als 73-seitiges Aufgabenheft für Schulen und Lehrkräfte daher, in dem Banales („Lernmaterialien und Lernumgebung sind vorbereitet und zugänglich“) neben Unerfüllbarem („Die Lehrpersonen richten ihre Aufmerksamkeit auf das gesamte Geschehen und die Mitarbeit jedes Einzelnen in der Lerngruppe“) zu finden ist.

Die Ansprüche an Lehrkräfte steigen (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

„Völlig unstrittig ist, dass unsere Schulen und alle im Schulbereich Verantwortlichen nicht nur in Zeiten der Pandemie Großartiges geleistet haben und leisten. Dafür gebührt ihnen unser herzlicher Dank und unsere große Anerkennung“, erklärte Schopper (Grüne) bei der Vorstellung ihres Entwurfs für einen „Referenzrahmen Schulqualität“, der künftig als Leitlinie für die Schulen des Landes dienen soll. „Aber ebenso unstrittig ist, dass wir die Qualität unserer Arbeit auf allen Ebenen sichern, aber auch stets weiterentwickeln müssen.“ Dafür biete der Referenzrahmen Schulqualität eine wichtige Grundlage, denn „er trägt zu einem gemeinsamen Qualitätsverständnis bei“, meinte Schopper.

„Die gelingende Führung einer Lerngruppe ist eine zentrale Basis für den Lernerfolg und die Lernmotivation von Schülerinnen und Schülern“

Der Direktor des Instituts für Bildungsanalysen Baden-Württemberg (IBBW, das das Papier im Auftrag Schoppers entwickelt hat), Günter Klein, ergänzte: „Der Referenzrahmen basiert auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und soll ein gemeinsames Dach bieten, unter dem sich alle Schularten und Schulstufen wiederfinden. Er soll deutlich machen, was wir meinen, wenn wir von Qualität in Schule und Unterricht in Baden-Württemberg sprechen.“

Was meint die Bildungsverwaltung denn damit? Um eine Vorstellung von der Fülle an Ansprüchen zu bekommen, der an Lehrkräfte künftig gestellt wird, macht es Sinn, sich zunächst die Qualitätsmerkmale für die „Tiefenstruktur“ des Unterrichts anzuschauen – die gerade mal zehn Seiten von insgesamt 73 umfassen. Von Inhalten ist dabei noch gar keine Rede. Vier Qualitätsmerkmale lassen sich dazu identifizieren.

Qualitätsmerkmal Nummer eins: strukturierte Klassenführung. „Die gelingende Führung einer Lerngruppe bzw. Klasse ist eine zentrale Basis für den Lernerfolg und die Lernmotivation von Schülerinnen und Schülern; bei den Lehrpersonen spielt die Klassenführung für das Erleben von professioneller Sicherheit eine ent- scheidende Rolle. Zu einer strukturierten Klassenführung gehört die Bewusstmachung von Zielen und Bezugsnormen, um für alle Beteiligten ein verlässliches Lern- und Arbeitsklima in der Klasse zu schaffen und um die verfügbare Lernzeit effizient zu nutzen“, so heißt es.

Die dazugehörigen Qualitätsstandards lauten zunächst: Zielorientierung („Die Lehrpersonen machen den Lernenden deutlich, welche Ziele in der Lerneinheit erreicht werden sollen“; „die Lehrpersonen reflektieren die Lernzielerreichung mit den Lernenden“) und Strukturierung des Unterrichts („Die Lernphasen bauen funktional aufeinander auf; die Handlungsanweisungen der Lehrpersonen sind inhaltlich klar und sprachlich gut verständlich“). Darüber hinaus: „Für den guten und störungsfreien Umgang miteinander liegen klare und begründete Regeln vor.“ Die seien mit den Schülerinnen und Schülern gemeinsam entwickelt worden.

Ohnehin: Der souveräne Umgang mit Unterrichtsstörungen wird als zentrales Merkmal guten Unterrichts verstanden („Die Lehrpersonen steuern vorausschauend das Geschehen in der Lerngruppe.“) Heißt konkret:

  1. „Die Lehrpersonen richten ihre Aufmerksamkeit auf das gesamte Geschehen und die Mitarbeit jedes Einzelnen in der Lerngruppe“ („Allgegenwärtigkeit in Klassenraum und im virtuellen Raum“, so wird die Forderung im Wortlaut überschrieben)
  2. Die Lehrpersonen setzen Strategien und Techniken ein, um Ablenkungen zu minimieren und Störungen vorzubeugen.
  3. Beim Umgang mit Störungen achten die Lehrpersonen darauf, die Aufmerksamkeit der Lerngruppe auf das Lernen möglichst aufrecht zu erhalten.
  4. Die Lehrpersonen identifizieren die Entstehung von Störungen und reagieren der Situation angemessen.“

Ohnehin gilt: „Die im Unterricht zur Verfügung stehende Zeit wird effektiv zum Lernen genutzt.“ Dazu zählt, dass der Unterricht pünktlich beginnt und endet – und es eben wenig Störungen gibt, die die Lernzeit beeinträchtigen.

Das zweite Qualitätsmerkmal: die kognitive Aktivierung der Schülerinnen und Schüler. Dazu heißt es: „Die Schülerinnen und Schüler verbinden mit Lernen eine anregende, sich lohnende und positive Erfahrung. Sie gelangen durch herausfordernde und gleichzeitig passende Aufgaben und durch zum Nachdenken anregende Unterrichtsgespräche zu einem tieferen Verstehen des Lerninhaltes und erweitern so ihr Wissen und ihre Kompetenzen.“

Standards hierfür sind: „Der Unterricht knüpft an das Vorwissen und die Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler an und zielt auf Verstehen und Kompetenzentwicklung im jeweiligen Fach bzw. Lernfeld.“ Die Auswahl und Gestaltung der Lernaufgaben förderten einen kognitiv aktivierenden und vertieften Lernprozess. Und: „In den Lerngruppen finden kognitiv aktivierende Gespräche zum Lerngegenstand statt, an denen sich die Schülerinnen und Schüler engagiert beteiligen.“ Die Schülerinnen und Schüler sollen zudem angeregt werden, eigene Strategien zur Bewältigung von Aufgabenstellungen und Konsolidierung des Lernstoffes „zu entwickeln und aktiv anzuwenden“.

Qualitätsmerkmal Nummer drei: konstruktive Unterstützung. „Konstruktive Unterstützung bedeutet emotionale und motivationale Unterstützung sowie adäquate Hilfestellungen und Förderung der Selbstständigkeit durch die Lehrperson. Eine positive Beziehung zwischen Schülerinnen und Schülern und ihren Lehrpersonen sowie individuelle lernförderliche Rückmeldungen tragen nachweislich zur Steigerung der Lernmotivation und des Lernerfolgs bei.“

„Die Schülerinnen und Schüler werden im Sinne der Autonomieunterstützung befähigt, ihr Lernen selbst zu steuern“

Dazu zählen die Beziehungsgestaltung innerhalb der Lerngruppe („Die Lehrpersonen gehen mit ihren Schülerinnen und Schülern freundlich und wertschätzend um und sorgen für ein Klassenklima, das von einem respektvollen Umgang zwischen den Schülerinnen und Schülern geprägt ist“) und eine „positive Fehlerkultur“ („Die Lehrpersonen vermitteln die Haltung, dass Fehler ein Anlass sind, um zu einer guten Lösung zu kommen.“)

Wie sich die damit verträgt, dass Lehrkräfte nun mal auch schlechte Noten vergeben müssen und auch Konsequenzen vom Sitzenbleiben bis hin zu nicht vergebenen Abschlüssen zu verantworten haben, bleibt offen. Das Gleiche gilt für diese Forderung: „Die Lehrpersonen wecken und stärken bei ihren Schülerinnen und Schülern das Zutrauen in ihr Lern- und Leistungspotenzial.“ Weiterer Punkt: „Die Schülerinnen und Schüler werden im Sinne der Autonomieunterstützung befähigt, ihr Lernen selbst zu steuern.“ Last but not least: „Die Lehrpersonen geben zeitnah auf konkrete Lernprozesse bezogene, lernförderliche Rückmeldungen.“

Viertes Qualitätsmerkmal: der Umgang mit Heterogenität und Vielfalt – und, damit verbunden, das Engagement für Chancengerechtigkeit. Im Wortlaut: „Die Lehrpersonen sorgen für eine gute Lernumgebung, in der Verschiedenheiten der Schülerinnen und Schüler beachtet und Nachteile kompensiert werden. Die Lehrpersonen fördern Talente und Begabungen aller Schülerinnen und Schüler gleichermaßen. Unterschiedliche kulturelle Kontexte der Schülerinnen und Schüler werden anerkannt und berücksichtigt. Jeder Schülerin und jedem Schüler soll durch Angebote und Maßnahmen der Schule Teilhabe an Bildung und Gesellschaft ermöglicht werden.“

Soll in der Praxis bedeuten:

  1. „Im Unterricht gibt es für leistungsstärkere sowie leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler differenzierte Lernangebote.
  2. Die Lern- und Bildungsangebote berücksichtigen sprachliche und kulturelle Unterschiede der Schülerinnen und Schüler.
  3. An der Schule werden differenzierte Lern- und Bildungsangeboten bereitgestellt, die den besonderen Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler Rechnung tragen.
  4. Die Schule stellt ergänzend zum Regelunterricht attraktive und leicht nutzbare Förder- oder Zusatzangebote zur Verfügung.
  5. Die Ansprache und Dialogformen in der Schule berücksichtigen die sprachlichen Voraussetzungen und die kulturelle Diversität.“

Nebulös wird darüber hinaus gefordert: „Die Schule versucht Ungleichheiten durch kompensatorische Mittel zu reduzieren und nutzt dazu auch digitale Möglichkeiten.“ Und: „Die Lehrpersonen reflektieren die Gestaltung der Beziehungen zu den Schülerinnen und Schülern und weiteren am Schulleben beteiligten Partnern unter dem Aspekt der Chancengerechtigkeit.“ Sowie: „Die Lehrpersonen reflektieren ihre persönlichen Voreinstellungen bei der Bewertung von Schülerleistungen.“

Und was ist mit den Rahmenbedingungen, die gegeben sein müssen, damit Lehrkräfte die geforderten Qualitätsmerkmale guten Unterrichts überhaupt erfüllen können? Schließlich herrschen Lehrermangel und ein Sanierungsstau, den die GEW allein für Baden-Württembergs Schulen auf vier Milliarden Euro schätzt. Die Inklusion ist noch lange nicht vollzogen; auch die Digitalisierung der Schulen läuft äußerst schleppend. Dazu findet sich im Referenzrahmen: kein Wort. News4teachers

Hier geht es zum vollständigen Entwurf „Referenzrahmen Schulqualität Baden-Württemberg“.

Wegen Lehrermangels: Land plant Beamtenlaufbahn für Seiteneinsteigende an Schulen

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undheitergehtsweiter
1 Jahr zuvor

Nichts Neues eigentlich. Interessant, dass von Lehrpersonen gesprochen wird, also in der Mehrzahl. Dabei ist Teamteaching so selten, wie eine störungsfreie Unterrichtsstunde trotz bester Vorbereitung und „allgegenwärtiger Aufmerksamkeit“ einer Lehrperson.

J. Schuhmacher
1 Jahr zuvor

Allgegenwärtig? Doch eher allmächtig, allwissend und allgütig….

Da hat sich jemand im KM-BW ziemlich schamlos an Leibniz bedient und einfach mal das utopische Bild der „besten aller möglichen Schulen“ gezeichnet! Denn um diesem Forderungskatalog gerecht zu werden, müssten wir nicht nur „allgegenwärtig“, sondern gleich allmächtig, allwissend und allgütig sein. Von wegen „Halbgötter in Weiß“….Götter mit Ledertasche!

Klugscheisser
1 Jahr zuvor
Antwortet  J. Schuhmacher

Es gibt nichts, was wir nicht können ;).
Als ich das erste vor ca 8 Jahren mal den Anforderungskatalog an Lehrkräfte gelesen hatte, dachte ich sie suchen Super(wo)man. Niemand kann diesen Anforderungen gerecht werden.
Besonders nicht im Fall BK, HA10 Metalltechnik… da haben wir immer echte Kracher dabei. Unterricht ist stochastisch möglich.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  J. Schuhmacher

Lehrer:innen sind überirdische Wesen.
Darum findet man auch so wenige, die diese Aufgabe schaffen wollen und können.

Natürlich müssen sich auch Referendar:innen an diesen Vorgaben messen lassen. Die, die keine Wunder wirken können, müssen scheitern.

Wer sich vorab informiert oder es im Praktikum bemerkt, schwenkt um und sucht sich ein anderes Betätigungsfeld.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor

Gibt es auch einen Referenzrahmen zur Qualitätssicherung für Kultusministerium und deren gesamten Mitarbeiter:innen?

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Das stammt doch vom Landesinstitut LBBW, das gerade neu strukturiert und durch ein zweites Landesinstitut ZSL ergänzt wurde. Dort sitzen natürlich die abgehobenen Theoretiker, das ist ja das Konzept. Dann kann die Politik sich auf die (angeblich „wiss.“) Landesinstitute berufen, und die wiederum unterstützen bewusst die Politik, ohne es explizit zu sagen. Eine win-win-Situation, die sich natürlich auch in Beförderungen in höhere Besoldungsgruppen niederschlagen kann. Auch der Bildungsplan 2016 wurde vom damaligen Landesinstitut erarbeitet mit zahlreichen „politischen Vorgaben“. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

undheitergehtsweiter
1 Jahr zuvor

https://inklusob.blogs.uni-hamburg.de/?p=100
Beitrag über Teamteaching als „Königsdiziplin“ für (inklusivere) Schulen.
Leider Mangelware wie vieles andere auch. Daher bleibt der Refenzrahmen, was er ist: Papier, das geduldig abgeheftet werden kann, oder als Datei in irgendeiner Cloud verschwinden wird.

Klaus.lehmkuhl
1 Jahr zuvor

Als Erstes sollte Frau Schopper mal die Qualität ihrer Arbeit sichern und weiterentwickeln . Da hat sie zunächst einmal genug zu tun . Sie könnte zum Beispiel die Schulen pandemiefest machen … Das “ In die Tür hängen “ scheint ja nicht zu reichen .

Leseratte
1 Jahr zuvor
Antwortet  Klaus.lehmkuhl

Och, sie hat sicher noch ein paar Taschentücher übrig 😉

Klaus.lehmkuhl
1 Jahr zuvor
Antwortet  Leseratte

Die hat sie bestimmt bei ihrer eigenen Infektion neulich aufgebraucht …

LehrerMaik
1 Jahr zuvor
Antwortet  Klaus.lehmkuhl

Genau, genug zu tun hätte Frau Schopper. Zuerst müsste sie ins Nachdenken kommen über die aktuellen Coronazahlen und dann:

– dringend wäre jetzt ein Lockdown mit Schulschließungen
– sofortige Aussetzung des Präzenzunterrichtes
– ab sofort muss es Onlineunterricht geben
– die Sommerferien müssen abgesagt werden zugunsten von Onlineunterricht

Wir haben Corona, schon vergessen?

alter Pauker
1 Jahr zuvor
Antwortet  Klaus.lehmkuhl

Im KuMi und speziell bei Frau Schopper gilt a) eine andere Zeitrechnung und deshalb b) ein eingeschränktes Vokabular („Schopper-Duden“). Begriffe wie „pandemiefest“ werden noch lange benötigen, darin eingetragen zu werden, bevor sie im KuMi legal verwendet werden dürfen. Nach letzten Informationen wurden kürzlich erst „Rohrstock“ und „Pöbel“ und „allgegenwärtig“ freigegeben.

PrologimHimmel
1 Jahr zuvor

Für mich liest sich das wie ein Handout „Wie werde ich LehrerIn in 30 Tagen.“ Kompaktes für QuereinsteigerInnen. Wir anderen haben das ja schon in Studium und Ref. gelernt.

Julia
1 Jahr zuvor

„Lehrpersonen“- bedeutet diese Begrifflichkeit, dass das jede:r sein kann? Hauptsache, jemand steht in der Klasse?
Inhaltlich sind das alles Binsenweisheiten.

Maria Schwarze
1 Jahr zuvor
Antwortet  Julia

In dem Projekt, wo wir mitgearbeitet haben, wurde das ebenfalls angestrebit. Man muss aber sagen, dass es sich hier um Berufschulklassen handelte.

Besorgter Bürger
1 Jahr zuvor

Ein Fazit kann man ganz sicher jetzt schon ziehen:

Das alles darf auf keinen Fall etwas kosten.

Nicht eine Deputatsstunde mehr, keine Stelle mehr, keinen Euro für Ausstattung oder Personal für die Wartung, keinen Euro für die Sanierung von Schulen etc.

Deswegen: alles wieder nur ein Witz. Ich warte dann auf die Reformen, die auch mit den nötigen finanziellen Mitteln hinterlegt werden.. bis.. wann auch immer..

Bildung darf nichts kosten.. traurig.

Realist
1 Jahr zuvor

Hätte man auch kürzer fassen können:

„Die Lehrkraft ist für jedes reale und potenzielle Problem, dass auch nur im entferntesten mit Schule zu tun hat, voll verantwortlich und hat für eine Lösung ebendieses Problems zu sorgen. Ein Anspruch auf Unterstützung besteht dabei nicht.“

Dazu braucht man keine 73 Seiten „Referenzrahmen“.

simmiansen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Musste gerade bitter auflachen. Mehr ins Schwarze geht nicht!

Rabe aus NRW
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Ich würde das erweitern: … das auch nur im entferntesten mit Kindern, Jugendlichen und der zukünftigen Entwicklung der Gesellschaft zu tun hat …. (denn die Erziehungsarbeit der Eltern und die Arbeit der Sozialarbeiter und Bürokraten machen wir ja auch).

Maria Schwarze
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

DAs ist so. Zumal es nichts Neues ist, wenn man die Schul- und Bildungsgeschichte bis Anfang der 70er Jahre zurückblickt. Neu ist nur der Einsatz von digitalen Medien.

auchdasnoch
1 Jahr zuvor

Wenn ich das alles lese und auf mich wirken lasse, habe ich morgen keine Lust auf Arbeit zu gehen.

Am besten melde ich mich an einer Zauberschule an, an welcher die Kunst vermittelt wird, 28 SuS vollkommen chancengleich gerecht zu werden (5 bis 6 mal am Schultag) und wie man die 24 Stunden am Tag mal flugs verdoppelt.

Biene
1 Jahr zuvor
Antwortet  auchdasnoch

Teilen Sie uns bitte die Adresse dieser Schule mit, dann kann ich mich auch dort einschreiben und andere auch.

Alexander Christ
1 Jahr zuvor

Meine Meinung dazu:“Es rette sich jeder und alle anderen die ihm lieb und teuer sind vor diesem Schulsystem und vor denen die von oben herab solche Leitlinien für den Umgang von Mensch zu Mensch herausgeben. Es ist klar ersichtlich daß hier einige der Meinung sind den Unwissenden ihre Weisheiten angedeihen lassen zu müssen weil sie offensichtlich davon überzeugt sind daß die Betreffenden es ohne ihre Anleitung nicht können“

Friedrich der Kleine
1 Jahr zuvor

Also wird die „eierlegende Wollmilchsau“ gefordert. Nichts leichter als das!

Lakon
1 Jahr zuvor

Summerhill?

Andre Hog
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lakon

Ne, eher „Winterglen“

Brennpunktschule
1 Jahr zuvor

Im Prinzip alles nicht falsch.

Man bemüht sich darum, vieles davon zu erreichen, immer im Bewusstsein, dass das
– nicht alles gleichzeitig geht
– die Schwerpunkte in verschiedenen Stunden und Klassen unterschiedlich sind
– in manchen Lerngruppen manche Dinge gar nicht erreichbar sind
– die eigene Arbeitszeit endlich ist
– man in der Regel nur eine Lehrkraft im Raum ist
– und die Haltung der Schüler nur zu einem Teil vom Lehrer abhängt, zu einem anderen Teil aber von ihnen selber und von den Bedingungen, die sie z.B. zu Hause erfahren

Etliche der Merkmale lassen sich auch nicht von der einzelnen Lehrkraft erreichen, sondern erfordern eine entsprechende Schulentwicklung, die eine kompetente Schulleitung erfordert (und die entsprechenden Ressourcen natürlich).

Maria Schwarze
1 Jahr zuvor
Antwortet  Brennpunktschule

Nur – wie auch schon hier gesagt – es sollte möglichst nichts oder wenig kosten. Oft wir das Schulsystem in Finnland als Beispiel vorgeführt. Ich vermute hier wird aber auch wesentlich mehr Geld pro Schüler investiert.

Maggi
1 Jahr zuvor

Ich würde sehr gerne mal die Herrschaften in meine Klassen am Tag einladen und sie allgegenwärtig und binnendiffferenziert unterrichten lassen. Nach 60min kommen die heulend raus. So einen Schwachsinn als Rahmenkatalog zu veröffentlichen, ohne nur ansatzweise die Lehrkräfte dazu zu befähigen ist so, als würde ich jetzt sagen, alle Autos fahren ab jetzt mit Strom. Eine tolle Utopie und soweit weg von der Wirklichkeit wie kleine grüne Männchen.

alter Pauker
1 Jahr zuvor
Antwortet  Maggi

60 Minuten? Ich bin durch eigene Anschauung sicher, so lange dauert das nicht. Ein „hochangesehener“ Karlsruher Englisch Prof. hat ausnahmslos jeden unserer Gruppe nach Unterrichtsversuchen „herunter gemacht“. Gebeten, doch selbst eine Stunde als Muster zu zeigen, tat er das, nur verließ er nach knapp 20 Minuten „dampfend“ das Klassenzimmer mit den Worten: „So eine Klasse kann man nicht unterrichten!“ Das war vor rund 40 Jahren. Heile Welt – verglichen mit heutigen Verhältnissen.
Wie wäre das wohl bei den päd. weitgehend unerfahrenen „Fachleuten“ des KuMi?

Maria Schwarze
1 Jahr zuvor
Antwortet  alter Pauker

Ja die Pädagogik-Theoretiker müssen ja etwas (Neues) liefern, um ihre Daseinberechtigung zu beweisen. Die Lehrer und die Schüler dürfen es dann ausbaden.

Andre Hog
1 Jahr zuvor

Allgegenwärtig, allwissend, allmächtig, allwahrnehmend und v.a. absolut fehlerfrei.

Bekommen dann Lehrkräfte, die das Glück haben, dem katholischen Glauben anzugehören, bei der Erfüllung auch gleich die Seligsprechung vom Papst – als Vorbereitung der dann alsbald folgenden Heiligsprechung??

Der Katalog deutet diese Option dringend an.

Rabe aus NRW
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

Also ich glaube da oben gibt es einen Lehrerhimmel, der noch tausendmal toller ist als der normale Himmel, und da komm ich ganz, ganz sicher rein für meine Mühen – und Sie alle bestimmt auch, da machen wir es uns schön, See you!

alter Pauker
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

Mein neuer Heiligenschein kam heute schon mal zur Anprobe.

Rabe aus NRW
1 Jahr zuvor

Nach meiner Erfahrung tun wir das alles schon. Allgegenwärtigkeit? Erzählt mir was Neues.

Bla
1 Jahr zuvor

„Lernmaterialien und Lernumgebung sind vorbereitet und zugänglich“

Also stellt die KM hier Geld und Ressourcen zur Verfügung?
Gerne mal die Schulen diesbezüglich einrichten und Materialien stellen.
Wurde das Bildungsgremium zur Erstellung der Lehrplan-Materialien schon eingestellt und arbeitet daran?

Rabe aus NRW
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bla

Ich habe mal über den PhV versucht (es ging mir ums Prinzip!), mich dagegen zu wehren, dass neue Schulbücher für die SuS eingeführt wurden, wir Lehrer aber alles selbst kaufen mussten – Ergebnis: Es gibt ein Exemplar in der Lehrerbibliothek, das solle ich mir doch bitte kopieren, wenn ich es nicht kaufen will. Soweit zu Geld und Ressourcen (und dem PhV)

laromir
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bla

Klingt irgendwie so, als würde man sonst ohne Material und einfach irgendwie in den Unterricht eiern. Was denken die denn bitte so?

Maria Schwarze
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bla

Viele Schulen haben schon einen Materialpool. Die beruflichen Schulen haben damit vor ca. 15 Jahren damit angefangen. Wirklich sehr hilfreich. Es gab allerdings auch Schattenseiten. In den Projektgruppen waren überwiegend „Ausbilder“ ohne Studium oder mit FH-Ausbildung. Sie haben sich von den gut ausgebildeten und erfahrenen Lehrkräften das Material und die Ideen geholt. Ziel war an einem öffentlich-rechtlich getragenen Bildungsinstitu für berufliche Ausbildung und Umschulung – möglichst viele Lehrkräfte ohne Universitätsstudium einzusetzen – aus Kostengründen versteht sich.

Digitaler Unterricht
1 Jahr zuvor

„ bei den Lehrpersonen spielt die Klassenführung für das Erleben von professioneller Sicherheit eine ent- scheidende Rolle“

Sind Lehrkräfte nun doch Führungskräfte? …mir wird bei Bewerbungen – auch in der Kultusverwaltung – immer vorgehalten, keine Führungserfahrung zu haben. …Unterrichten, Klassenleitung und das Erreichen überdurchschnittlicher Leistungen mit Schülenden sei etwas anderes.

Schattenläufer
1 Jahr zuvor

So geht Schulpolitik doch seit Jahren.

Nichts sinnvolles tun.
Nichts Ausgaben.
Pressewirksame Maximal-Forderungen stellen.
Diese per Verordnung an die Kollegien weiter geben.

Dann wird es komplexer:

Alternative 1
Kommt dank der verbreiteten Resignation keine offizielle Meldung, dass die geforderten Unterrichtsgrundsätze unmöglich um zu setzen sind, dann wird dies als Erfolgreiche Umsetzung gewertet und man gratuliert sich selbst zum durchschlagenden Erfolg des eigenen Genies.

Alternative 2
Wagen sich einige Kollegen doch laut zu protestieren, werden die Lehrer als faul und unfähig diffamiert. Anschließend wird durch weitere Verordnungen und versteckte Drohungen so viel Druck aufgebaut, dass die renitenten Kollegen den Mund halten.
Danach geht es w8ie bei Alternative 1 weiter.

Was tut der erfahrene Lehrer mit solchen Papieren?

Das gleiche wie der Pizzalieferdienst:
Anruf 1: Ich hätte gerne eine kleine Pizza Salami. OK, 45 Minuten.
Anruf 2: Ich hätte gerne 8 große Familienpizzen, 12 mal überbackene Nudeln und 7 mal Salat Nizza. Ok, 45 Minuten.
Anruf 3: Ich hätte gerne eine Sonderpizza von 2 Meter Durchmesser, die Pyramiden mit Käse überbacken und einen Ausflug zum Mars. Ok, 45 Minuten.

Dabei natürlich immer lächeln und winken.

Schattenläufer
1 Jahr zuvor

Lustig ist dabei, wie wenig die Ministerien die wahre Lage in den Köpfen der Kollegien überblicken.

Hierarchie ist eben die Willkür der Führenden, gebremst durch dien Unmut und Trotz der Geführten.

Das funktioniert an Schulen besonders gut.
Einerseits arbeiten hier Leute die sehr schlechte Arbeitsbedingungen haben und durch Leistung fast keinerlei Aufstiegsmöglichkeiten. Von Mitwirkungsmöglichkeiten reden wir gar nicht erst.
Andererseits sind diese Leute gegen Kündigung geschützt. Es gab sogar schon Urteile die feststellten, dass Unfähigkeit für einen Beamten kein Kündigungsgrund ist, sofern er seine Dienstpflichten ansonsten nicht verletzt.

Also bei solchen Verordnungen nicht wundern, dass immer mehr Kollegen einfach die Tür zum Klassensaal schließen und ihr Ding machen. Das was eben geht!
Das ist dann auch schon eher guter Wille.
Sollte es doch ernstliche Evaluationen und Druck geben, dann könnte dieser Druck zu einer akuten Verschlechterung des Wohlbefindens führen!

Jetzt kann sich jeder Laie vorstellen wie das Ausgeht. Schade um das gute Papier.

alter Pauker
1 Jahr zuvor

„Allgegenwärtigkeit“ heißt es. Ich wusste es doch schon seit langem, dass uns Lehrern und Lehrerinnen Göttliches innewohnt – endlich wird es „amtlich“ anerkannt.

Endlich wird auf Kultusebene etwas übertrieben anerkannt, was wir täglich leisten.
Aber was im Text fehlt, sind die wirklich neue Dinge – oder hat man in Stuttgart wirklich keine Ahnung, was wir – quer durch alle Schularten – täglich leisten und als „persönliche oder interne Reformen“ aus der Notwendigkeit heraus und ganz ohne aufgeblasene Beschreibung, längst realisiert haben?
Müsste ich den Text bewerten, würde ich vielleicht drunter schreiben: Sie haben versucht keine Neuigkeiten mit hochtrabendem Vokabular, um kompetent zu erscheinen, als etwas Brandneues zu verkaufen.
Was wieder mal, wie z.B. nach Lehrplanrevisionen auch, kommen wird dürfte ein Rückschritt sein, wie immer, wenn sich im Ministerium Leute als unentbehrlich profilieren wollen-um vielleicht wieder mal eine Beförderungs-Stufe ohne eigenes Zutun nach oben zu purzeln – oder um ihre Existenz im Apparat als unentbehrlich darzustellen.
Warum von Lehrpersonen die Rede ist? Ich nehme an, das soll kein Hinweis auf die Erfüllung unserer Forderung sein, mehr Lehrer/innen pro Klasse einzusetzen, sondern lediglich ein flauer Versuch, das Gendern zu umgehen – Personen sind so schön geschlechtsneutral.

Maja
1 Jahr zuvor
Antwortet  alter Pauker

„ein flauer Versuch, das Gendern zu umgehen“
Von mir aus könnte man gern weiterhin von „Lehrern“ sprechen, ich würde mich als Frau nicht ausgeschlossen fühlen.
Gendern verschafft auch mir nur Erschwernisse im Schreiben, auf die ich gern verzichten würde.
Gibt es noch Hoffnung, dass der ganze Quatsch wieder rückgängig gemacht wird?

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Maja

Wenn Faulheit schon das Kriterium sein muss, dann bitte schön „Lehrerinnen“, da ist „Lehrer“ nämlich tatsächlich mit drin und nicht nur „mitgemeint“. Das Wort enthält also auf jeden Fall schon einmal zwei Geschlechter und nicht nur eins. Ich als Frau wäre mindestens dafür, wenn man unbedingt etwas festlegen muss.
Letzteres möchte ich aber auf gar keinen Fall! Bezeichnen Sie sich und alle anderen Lehrkräfte doch gern als „Lehrer“, aber verlangen Sie das nicht von allen anderen, bitte!

undheitergehtsweiter
1 Jahr zuvor
Antwortet  alter Pauker

Lehrperson in der Einzahl wäre jedoch ehrlicher gewesen und es macht klar, welchem Esel
die ganze Last für den geforderten „Qualitätsunterricht“ aufbürdet werden soll.

Last edited 1 Jahr zuvor by undheitergehtsweiter
CoronaLehren
1 Jahr zuvor

Mal schauen, was daraus wird. Die letzte Qualitätsoffensive „Fremdevaluation“ ist dann doch sang- und klanglos nach einer Runde untergegangen und im Sande verlaufen. Vom Messen allein wird das Badewasser nicht wärmer. Da nutzt auch die angedachte Evaluation der Digitalisierung nichts, die zeitgleich vorgestellt wurde. Von aufgestellten Regeln wird der Lehrermangel nicht behoben. Wie von anderen gefordert, sollte es tatsächlich einen Referenzrahmen für die Arbeit des KM geben, damit solche Patzer wie dieses Jahr im Mathematikabitur Berufliche Gymnasien nicht passieren. Wer fördern will, muss auch fordern. Und nicht jeder ist in der Lage eine allgemeine Hochschulreife zu erlangen. Wenn allerdings jeder beim Marathon hinten ankommen soll, muss man die Bedingungen des Marathons ändern.

Klugscheisser
1 Jahr zuvor
Antwortet  CoronaLehren

Habe in der Revision eine komplette Stunde Lehrer-Schüler- Gespräch gemacht… Kurzfilm, danach drüber diskutiert.

Ergebnis der Revisionsperson war mir ernsthaft lulu, da diese Stunde so für die Schüler immer gut funktioniert hat. Und DAS ist mir das wichtigste, und nicht die Kreuze in irgendeinem Evaluationsbogen.

Achja, die Schule muss insgesamt nachbessern. Wir sind halt keine Marvelhelden, sondern Menschen. Sollen sie einmal im Jahr vorbei kommen und gucken und verordnen.

Ich lächle und winke. Und gebe auch ohne Visite mein bestes.

Last edited 1 Jahr zuvor by Klugscheisser
Uwe
1 Jahr zuvor

Ich bin 25 Jahre Lehrer und habe den Blödsinn den die Kultusministerien so absondern zuletzt im Referendariat gelesen.

Klaus.lehmkuhl
1 Jahr zuvor
Antwortet  Uwe

Ich nicht einmal da – und das war 1987 bis 1989 … Obwohl es damals in NRW mit Jürgen Girgensohn noch einen Kultusminister gab , der als Ex – Realschulleiter Ahnung hatte . Nicht wie die Laiendarsteller , die heute die KMK bilden und wieder nichts tun werden , um den Präsenzunterricht zu sichern . Letztes Jahr um diese Zeit hatten sie ja Corona per Dekret beendet …

Uwe
1 Jahr zuvor
Antwortet  Klaus.lehmkuhl

Bis Corona kam (die Särgebauer ist mir deswegen namentlich bekannt) habe ich mir nicht mal die Namen oder die Parteizugehörigkeit der Kultusminister*innen gemerkt. Lohnt einfach nicht, es wird sich nichts zum Besseren ändern.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

Und sie leben glücklich bis ans Ende ihrer Tage.

Last edited 1 Jahr zuvor by Dil Uhlenspiegel
Noch 5 Jahre
1 Jahr zuvor

In Rlp gab es für solcherlei Elaborate mal eine AQS- Agentur für Qualitätssicherung, wohin so mancher unfähige SL und Referent (nur einmal eine -in) weggelobt worden ist. Ist inzwischen geschlossen.
Es ist in der Sache ja alles durchaus richtig, aber nicht zum Nulltarif und alles stets als Additum.
Mir ist`s inzwischen egal, wer unter mir KM ist. Zum Positiven ändert sich in meiner Dienstzeit sicher nichts mehr.

Friedrich der Kleine
1 Jahr zuvor
Antwortet  Noch 5 Jahre

Hat aber natürlich auch wieder Mehrarbeit bedeutet, die gute AQS – allerdings nicht für die „Oben“.

Palim
1 Jahr zuvor

So ist es.
Und es schafft Begehrlichkeiten an Schule, also Lehrkräfte, was sie alles schaffen und auffangen sollen.

Nach Veröffentlichung stopft man weitere Inhalte hinein, die man an irgendein Schlagwort anheften kann.

Michael Felten
1 Jahr zuvor

„Die Lehrpersonen richten ihre Aufmerksamkeit auf das gesamte Geschehen und die Mitarbeit jedes Einzelnen in der Lerngruppe.“

Dass die Redaktion dies als „unerfüllbar“ bezeichnet, ist irreführend.

Tatsächlich skizziert dieses Kriterium eine der wesentlichen präventiven Garanten für störungsarmen Unterricht (vgl. Kounin: „Techniken der Klassenführung“).

Niemand muss das zu 100% einlösen – aber als Richtungsweiser ist’s doch superwichtig!

http://www.eltern-lehrer-fragen.de/index.html

Hubbeline
1 Jahr zuvor
Antwortet  Michael Felten

Wenn ich wie in der letzten Woche geschehen nicht anders kompensierbare Ausfälle von knapp 50% der Lehrkräfte damit abfange, dass ich tagelang gleichzeitig in 3 (Grundschul-) Klassen rumturne, dann fällt mir das mit der Aufmerksamkeit und dem gesamten Geschehen echt schwer. Oder darf ich dann 100% durch 3 teilen?

Michael Felten
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hubbeline

Klar, diese Todsünde der Schul- und Finanzministerien (und damit auch der MP) macht natürlich einen Riesenstrich durch vieles …

Falsch wird das Kriterium dadurch natürlich nicht.

Michael Felten
1 Jahr zuvor
Antwortet  Michael Felten

U.a. wegen dieser Mehrgleisigkeit ist das Unterrichten ja eine so hochgradig anstrengende Tätigkeit – vergleichbar mit der von Piloten.

Und diese werden bekanntlich früh verrentet – weil Flugzeuge nach Fehlhandlungen sofort & sichtbar abstürzen … im Gegensatz zu Kindern.

Ein Team um Schaarschmidt hat übrigens erforscht, wie viele Entscheidungen eine Lehrkraft im Laufe eines Tages zu fällen hat (große wie kleine) – Ergebnis: über 6400.

Allzuviel Individualisierung ist insoweit in großen Klassen schlichtweg unrealistisch.

Klugscheisser
1 Jahr zuvor
Antwortet  Michael Felten

Dazu noch um die gefühlten 3000 Microtasks am Tag.

Maria Schwarze
1 Jahr zuvor
Antwortet  Michael Felten

Ist aber doch nicht neu. Was soll den so etwas?

Einer
1 Jahr zuvor

Zwei Punkte wurden nicht genannt: der Datenschutz und das Urheberrecht.
Das Urheberrecht muss selbstverständlich geachtet werden. Deshalb dürfen Bücher nicht kopiert werden. Auch Arbeitsblätter aus Aufgabenheften dürfen nicht vervielfältigt und weitergegeben werden.
Der Datenschutz steht natürlich über allem. Noten oder Fehlzeiten dürfen ausschließlich den Eltern mitgeteilt werden. Und das auch nur, wenn der Schüler zu Beginn des Schuljahres noch nicht volljährig war. Ausbildbungsbetrieben dürfen solche Informationen nicht erhalten. Auch im Unterricht genutzte Software darf keinerlei personenbezogenen Daten der Schüler speichern.

Die Vorstellung ist richtig. Aber es sind optimal Vorstellungen. Manchmal ist Schule auch optimal. Aber halt nur manchmal.

Schule und Unterricht lebt von den Menschen, die daran teilnehmen und von deren Beziehungen untereinander. Lehren ist beziehungsarbeit. Manchmal klappt es sehr gut und spielerisch. Manchmal ist es hartes Brot.

Klugscheisser
1 Jahr zuvor

Kleines Schmankerl aus NRW:
Wir haben jetzt ein tolles Handout zur Leistungsbewertung bekommen.
Auch da sind wir fachlich einfach zu schlecht, deswegen gibt es dazu jetzt 188 Seiten von der Bezirksregierung Köln.
Glaubt keiner?
hier: https://www.jdbk.de/images/stories/JDBK/Bezirksregierung_K%C3%B6ln_Leistungsbewertung_am_Berufskolleg.pdf

Vielleicht finde ich in den Ferien dazu Zeit.

Last edited 1 Jahr zuvor by Klugscheisser
Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  Klugscheisser

@Klugscheisser

188 Seiten von der Bezirksregierung Köln …?

Sind das dann noch LeiTlinien … oder LeiDlinien?

Klugscheisser
1 Jahr zuvor
Antwortet  Pit2020

Habe noch nicht reingeguckt, war zu geschockt von der Seitenanzahl. Vielleicht bekommen wir es später noch eingedampft auf Din A 4 Papier laminiert.
😀

Gabriele
1 Jahr zuvor

Wanted!
„eierlegende Wollmilchsau“!
Wieder einmal Forderung nach Erfüllung einer „Quadratur des Kreises“!

wieder einmal, diesmal im Politikfeld „Bildung, Schule“, basierend auf bzw. garniert mit Binsenweisheiten aus der Schuldidaktik und Schulpädagogik, Binsenwahrheiten aus dem Erfahrungsschatz von Generationen von Lehrkräften, die in den letzten Jahren u.a. mit der Vermittlung von sog. „Kompetenzen“, Testeritis und Evaluationen, Erstellung des Leitbildes der Schule, Bildung einer „Corporate Identity“ … , beschäftigt waren.
Neben den eh schon vielen Baustellen, wohlgemerkt, so der vermehrten Digitalisierung, der Arbeit mit Moodle, Whiteboard …, um nur einige neuartige Herausforderungen zu nennen.

Sehr viel „alter Wein in neuen Schläuchen“!
Will man denn „das Rad wieder einmal neu erfinden“?

Denn sehr Vieles sind echt Banalitäten, Allgemeingut in der Lehrerausbildung und -tätigkeit, auch zahlreiche „Alte Hüte“ finden sich in neuem Gewand.

Hat Frau Schopper denn z.B. schon mal was von der Hattie – Studie gehört?
Ich vermute, wohl eher nicht. Ist aber jeder – fortgebildeten – Lehrerkraft wohlbekannt.

– Ist das Projekt nun also dem Profilierungsdrang von Kultusministerin Schopper geschuldet? Eine Art „Leistungsnachweis“, den sie abliefern will?

Ist sie bestrebt, auch ihre Duftmarke in der Bildungslandschaft Baden-Württembergs zu hinterlassen, in die Schulgeschichte des Ländles mit (vermeintlichen!) Neuerungen einzugehen?

– Oder soll die Daseinsberechtigung des Think-Tanks IBBW (Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg) belegt werden?

Schließlich ist es doch ein mit Steuergeldern aus dem Etat der Landesregierung von BaWü für das Kultusressort finanzierter wissenschaftlicher Forschungsbericht einschließlich abgeleiteter Leitlinien, die in den Entwurf „Referenzrahmen Schulqualität …“ des IBBW einfließen.

Wohl eine Gemengelage von beidem. Und eine gehörige Portion Aktionismus!

Wir haben doch wahrlich bereits genug Baustellen in der Schule!
Schulische Bewältigung der Defizite, der unterrichtlichen und psychischen Corona-Auswirkungen, schulische Integration von Ukraine-Geflüchteten, eklatanter Lehrermangel, marode Gebäude usw. usw. … .
Wieso denn dann nun noch ein „Fass aufmachen“ in Bawü?

Pure Geldverschwendung! Lächerlicher Aktionismus! Wirklich unnötig wie ein Kropf!

Besser wäre Festhalten an bzw. Rückkehr zu „altbewährtem Gemeingut“ und Perfektionierung von – nun bewährten – Neuerungen!

Sparen ist doch nun wohl das Gebot der Stunde!
Die „Zeitenwende“ (O. Scholz) wird vielfältige Schockwellen mit sich bringen.

Nicht nur durch den Krieg in der Ukraine, durch den demografischen Wandel und deren vielfältige Folgen für unseren Sozialstaat, angesichts drängender Herausforderungen durch den Klimawandel, unabdingbaren Investitionen in die Umstrukturierung unserer Wirtschaft, Neuordnung der Weltordung, … .

Die sparsamen Schwaben sollten ihrem Ruf alle Ehre tun, und das unsägliche Unterfangen zur Luftnummer werden lassen, besser dem Projekt gleich eine Abfuhr erteilen – ungeachtet des Geldes, das bereits durch Kultusministerin Schopper dafür verbrannt wurde.

alter Pauker
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gabriele

Warum das mit der Ministerin Schopper gerade spannend wird? Eine kleines Einleitung mit Parallelen dazu:
Wer jemals von Stuttgart und seinen fabelhaften Werken gehört hat weiß, dass es teurer werden MUSS!
 
Nicht umsonst hat man sich dort viel Mühe mit Stuttgart 21 gegeben, um zu zeigen, dass und wie man Milliarden, im wahrsten Sinne des Wortes, für einen Bahnhof und für meilenlange Tunnel vergräbt.
Wirklich erstzunehmende Gutachten und Berechnungen zeigen, dass er mit nur 8 Gleisen jetzt schon zu klein ist, um den Taktverkehr zu bewältigen und nicht ausreichen wird.
Aber ob die Entscheider des Bahnhofs oder KuMi ‘in Schopper: Beratungsresistenz muss man erst beweisen, um „dazu“ zu gehören – und das funktioniert ja bei ihr schon ganz ordentlich – siehe Schulen und Corona. Jetzt steigen in BW die Inzidenzen wieder mit BA5 – neuer Versuch.
 
Ein echtes Stuttgart braucht eben seinen „Flughafen BER – Effekt“- ob bei der Bahn oder im Kultusministerium spielt keine Rolle. Nur teuer muss es sein – und alle aufregen.
Das dicke Ende, an welchem manch einer über die nächsten Jahre hin noch mehr Bahnhofs-Reibach als bisher schon macht, kommt erst noch.

Unsere Steuergelder versickern über das KuMi in ganz anderen Kanälen, zum Beispiel für Evaluations-Unsinn oder bei IT-Firmen für untaugliche Software (die aber mit 7 stelliger Summe bezahlt werden musste-Vertrag ist Vertrag!) , wie auch für Hardware an Schulen, wo man seitens der Kultusverwaltung „vergessen“ hat langfristige Wartungsverträge abzuschließen, weshalb z.B. Laptops (mein Dienstlaptop auch) bald wieder an die Anbieter zurückgegeben werden müssen – aber das sind im Vergleich zu S21 nur Peanuts-aber gut als Übung für höhere Ziele.
 
Schwäbisches Köpfchen und Sparsamkeit: Fehlanzeige.
Waren die sieben Schwaben recht schlaue Kerle, versucht man es heute ganz anders. Man profiliert sich als Hauptstadt der Besserwisser und der Inkompetenz – von den Bahnhofplanern und deren Lobby bis hin zu den Ministerien – und jetzt ist das Kultusministerium dran zu „glänzen“ und zu beweisen was es kann.
 
Ob es Frau Schopper schafft, noch mehr Geld sinnlos zu verpulvern, wie die sang und klanglos abgetauchte Frau Eisenmann? Die Wetten laufen.
 

Gabriele
1 Jahr zuvor
Antwortet  alter Pauker

Anmerkungen/Randbemerkungen ad Beitrag von „alter Pauker“:

– Ex-KuMi Frau Eisenmann wurde qua Landtagswahl in BaWü de facto „abserviert“, ihre Schulpolitik von den WählerInnen de facto abgestraft.

– die ständig weiterhin anfallenden Folgekosten für die Instandhaltung/Inbetriebhaltung (!) der Tunnelröhre durch die Schwäbische Alb erweisen sich als langfristige und niemals endende Finanzbürde: unvermeidliche Fixkosten, ein wirkliches „Fass ohne Boden“!!
Soweit ich das geologische Gutachten erinnere, muss die Röhre laufend weiterhin bis zum Jüngsten Tag (!) gegen das Eindringen/Einsickern von Wasser abgedichtet werden.

Schattenläufer
1 Jahr zuvor

Die Liste ist übrigens unvollständig.
Es fehlt die Translokation!
Ich war immer der Meinung, dass das gleichzeitige Erscheinen an mehreren Orten für Lehrer als Einstellungsvoraussetzung gilt.
Kennt doch jeder:
Unterricht im 1. Stock bei der Klassen 10.1, gleichzeitig Mitaufsicht bei der 8.3 im Erdgeschoss und der 6.2 im 2. Stock.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Das war’s! Ich wusste, es fehlt noch etwas Alltags-Zentrales im Papier, aber kam selbst nicht drauf.

Und die Macher vom Papier lesen vielleicht hier
und denken da geschwind: Wie alles wohl die Basis find?
Sturer Esel im Revier, gefällt es dir?
„ii-aa, ii-aa“
So nimmt’s Missverständnis seinen Lauf. Drum passt auf eure Lasttier‘ auf!

Maria Schwarze
1 Jahr zuvor

Die Lehrpersonen setzen Strategien und Techniken ein, um Ablenkungen zu minimieren und Störungen vorzubeugen.
Beim Umgang mit Störungen achten die Lehrpersonen darauf, die Aufmerksamkeit der Lerngruppe auf das Lernen möglichst aufrecht zu erhalten.
Die Lehrpersonen identifizieren die Entstehung von Störungen und reagieren der Situation angemessen.“ – Aber welches diese „Techniken“ sind. Ich selbst habe vor etlichen Jahren mal an einem Projekt mitgearbeitet, „Die Lehrkraft als Lernberater“. Gewünscht waren Lerngruppen von ca. 60 Personen. EIne Lehrkraft. Natürlich sollte die Lehrkraft das individuell zusammengestellte Material auch entsprechen der situativen Anforderung zusammenstellen. Das Ganze hat nicht funktioniert. Könnte aber gehen, wenn portefolioartig Standardmaterial zusammenstellt wird und Schüler, die sich gerne „drücken“ oder permanent stören in eine extra Lerngruppe separiert werden. Außerdem – eine Lehrkraft ist illusorisch – mindest zwei wären nötig, um eine Betreuung bei Fragen, Hilfestellung für den Lernfortschritt etc. zu gewährleisten. Auch die Mischung gleichzeitig Präsens- und Onlineunterricht zu geben funktioniert nicht – haben wir im NachhilfeKursen schon vergeblich versucht.

Gabriele
1 Jahr zuvor
Antwortet  Maria Schwarze

Liebe Maria Schwarze,

eine kleine Anmerkung, Ergänzung:

ein renommierter Anglistik-Dozent an der Universität Augsburg warnte vor Jahren in einer Lehrerfortbildungsveranstaltung zur Fachdidaktik vor einem Zerrbild, einer Perversion der künftig angesagten „LehrerIn als Lerncoach“:
die Lehrkraft als „bloße Lehrertapete“!

Seine Worte führten damals zu allgemeiner, zustimmender Erheiterung des Plenums, die „Lerntapete“ wurde zum geflügelten Wort im Insider-Sprech.

„Lerncoach“ war nun didaktischer Neusprech. Ein neuer, vorgegaukelter Königsweg zum Lernen!

Die Befunde der Hattie-Studie über die lernentscheidende, sehr vielschichtige Rolle und zentrale Bedeutung des Lehrers als Person und Persönlichkeit lagen noch nicht vor, Hatties Erkenntnisse waren damals noch in weiter Ferne.