BERLIN. Kinder tun sich mit Konzentrationsaufgaben schwer, sind aber oft gut darin, versteckte „Tricks“ zu entdecken, um sich die Aufgabe zu erleichtern. Dabei helfen ihnen spontane Strategiewechsel, wie eine Studie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung aufzeigt. Fazit der Forscherinnen und Forscher: Schülerinnen und Schülern sollten im Unterricht mehr Möglichkeiten eingeräumt werden, eigene Lösungswege zu finden.
Im Vergleich zu Erwachsenen können sich Kinder noch nicht so gut konzentrieren, sich weniger merken und ihre Aufmerksamkeitsspanne ist verhältnismäßig kurz. Dies ist auf den Stand der kognitiven Entwicklung zurückzuführen. Dadurch – so bisher angenommen – haben sie einen Nachteil beim Lösen von Aufgaben. Dass sich der breitere Fokus jedoch auch als Vorteil erweisen kann, zeigt jetzt eine Studie der Max Planck Forschungsgruppe „NeuroCode – Neuronale Grundlagen des Lernens und Entscheidens“ am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung: Kinder sind gut darin, weniger relevante Informationen zu verarbeiten und mithilfe dieser spontan neue und kreative Strategien beim Lösen von Aufgaben zu finden.
Auch Erwachsene zeigen beim Lösen von Aufgaben spontane Strategiewechsel, ähnlich sogenannten „Aha-Momenten“, die das Lösen einer Aufgabe erleichtern. Der Zeitschriftenartikel zeigt, dass Kinder zwar beim Lösen von Aufgaben mithilfe von herkömmlichen Strategien deutlich schlechter abschneiden, da Ihnen beispielsweise fokussierte Aufmerksamkeit schwerer fällt, sie aber genauso oft wie die Erwachsenen mithilfe von spontanen Strategiewechseln die Aufgaben bewältigen.
„Kinder sind zwar oft weniger fokussiert und leichter abzulenken als Erwachsene, aber flexibel beim Entdecken neuer Lösungen“
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Kinder zwar oft weniger fokussiert und leichter abzulenken sind als Erwachsene, aber erstaunlich flexibel beim Entdecken ganz neuer Lösungen“, sagt Psychologe und Neurowissenschaftler Nicolas Schuck, Gruppenleiter der Max-Planck-Forschungsgruppe „NeuroCode“ am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. „Gerade in Anbetracht ihrer nicht vollständig entwickelten Konzentrationsfähigkeit sind dies wichtige Ergebnisse für das Erforschen von Lernverhalten bei Kindern“, so Schuck weiter.
In der seit dem Jahr 2013 laufenden Studie wurde anhand folgender Methode geforscht: 47 Kinder zwischen acht und zehn Jahren und 39 junge Erwachsene zwischen 20 und 35 Jahren sollten dieselbe Entscheidungsaufgabe durchführen. Bei dieser Aufgabe sollten sie die Position eines Musters mithilfe von zwei möglichen Antworten bestimmen. Die Farbe des Musters war dabei anfangs nicht relevant für die richtige Antwort, begann im Verlauf jedoch mit der korrekten Antwort einherzugehen. Wenn Versuchspersonen dies bemerkten, konnten sie die Aufgabe sehr viel effizienter und einfacher lösen. Die Proband*innen wurden nicht darüber informiert, dass es weitere Faktoren, die Einfluss auf die möglichen Lösungsstrategien haben, geben würde und konnten diese nur eigenständig identifizieren.
Das NeuroCode-Team am MPIB konnte in Zusammenarbeit mit Forschenden der Goethe-Universität Frankfurt am Main, der FernUniversität Hagen, der Humbold-Universität zu Berlin, der UNSW Sydney und der PFH Göttingen folgende Ergebnisse erzielen: Im Vergleich mit den jungen Erwachsenen schnitten die Kinder beim Lösen der Aufgabe in der Regel deutlich schlechter ab. Sie hatten mehr fehlerhafte und verfrühte Antworten. Jedoch war der Anteil von Kindern (27,5%), welche die hilfreiche Farbstrategie entdeckten und nutzten, sehr ähnlich dem der jungen Erwachsenen (28,2%).
„Unsere Ergebnisse geben Hinweise darauf, dass Erzieher*innen, Eltern und Lehrer*innen weniger auf starre Regeln pochen sollten”
Solange die Kinder nur die anfänglich zur Verfügung stehenden Strategien und Regeln nutzten, die Konzentration und Ausdauer erforderten, schnitten sie schlechter ab. Jedoch entdeckten und nutzen genauso viele Kinder wie junge Erwachsene die Farbregel. Obwohl Kinder also in sämtlichen Bereichen kognitiver Kontrolle schlechter abschnitten, konnte sich ein im Vergleich zu den jungen Erwachsenen nahezu gleicher Anteil von ihnen durch einen “Aha-Moment” verbessern und erlangte dadurch einen ähnlichen Performanzvorteil wie die Erwachsenengruppe.
Das neu gewonnene Wissen rund um den „Aha-Moment“ ist eine wichtige Erkenntnis der Studie. „Unsere Ergebnisse geben Hinweise darauf, dass Erzieher*innen, Eltern und Lehrer*innen weniger auf starre Regeln pochen sollten, und nur den einen konkreten Lösungsweg vermitteln sollten, sondern auch den breiten Fokus der Kinder wertschätzen und fördern sollten. Unsere Befunde zeigen: Wir können stärker in die kreativen Lösungsstrategien von Kindern vertrauen“, sagt Anika Löwe vom NeuroCode Team des MPIB und Co-Autorin der Studie.
Zukünftig solle es mehr Forschung im Bereich kognitive Entwicklungspsychologie zu Kreativprozessen statt zu Konzentrationsschwäche bei Kindern geben. News4teachers
Die Studie rund um Lernverhalten bei Kindern vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin ist im Fachjournal PloS ONE erschienen (Schuck, N. W., Li, A. X., Wenke, D., Ay-Bryson, D. S., Loewe, A. T., Gaschler, R., & Shing, Y. L.,Spontaneous discovery of novel task solutions in children. PLoS ONE, 17(5), Article e0266253).
Wo sich auch Lehrer als Lernende verstehen: Deutschlands spannendster Schulversuch
Ja, Ja die Leute aus dem Elfenbein-Turm, die beim Anblick eines echten Schülers schreiend auf den nächsten Baum flüchten würden, erklären den doofen Lehrern mal wieder wie die Welt funktioniert und wie die SuS ticken.
Konzepte aus der Wissenschaft nehme ich erst dann für voll, wenn einer der Forscher für ein Halbjahr an unserer Schule war und seine Theorie in der Praxis überprüft und vorgeführt hat.
Ist wie mit dem Energiesparen für die Ukraine. Jemand im warmen Arbeitszimmer hat festgestellt, wenn man gleich morgens mit Eis-Wasser von 3°C für 15 Minuten duscht dann kann man die Raumtemperatur über den ganzen Tag auf 15 °C senken. Das erscheint dann immer noch warm.
Wie einfach kann doch die Welt sein.
Sehe ich auch so!
Was man auch nicht außer acht lassen sollte – niedrige bis verschwundene Frustrationstoleranz, fehlendes bis nichtvorhandenes Durchhaltevermögen.
Das sind Dinge, die im Versuchsarrangement sicher nicht im Focus standen oder ich hab`s überlesen. (Mir hat sich der ganze Muster-Farb-Versuch noch nicht zur Gänze erschlossen ….)
Und klar – lässt sich prima im Lernplan integrieren. 😉
Ach so – ein wenig Impulskontrolle sowie Sozialverhalten sollten auch bereits vorhanden sein, um solche Versuche in der Schule zu etablieren.
Was waren noch mal die Gründe, wieso wir davor zurückschrecken?
Ach ja!
Niedrige bis verschwundene Frustrationstoleranz, fehlendes bis nichtvorhandenes Durchhaltevermögen, Lernplan, wenig Impulskontrolle sowie Sozialverhalten, ….
Aber Verhaltensregeln, die ein überwiegend gewaltfreies Miteinander sicherstellen sollen, darf ich noch einfordern – oder?
Die Erfahrung der Praxis zeigt eher, dass „kreatives Lösungsfinden“ nur was für fitte Kinder ist. Kinder, die sich sowieso mit dem Lernen schwer tun, profitieren eher von streng vorgegebenen Lösungswegen. Aber was wissen wir schon, wir sind ja „nur“ die LK, die morgens unterrichten…
Sehe ich auch so. Je leistungsschwächer die Kinder sind, desto stärker muss man sie an die Hand nehmen, sprich enger führen, harter Frontalunterricht usw.. Das gilt meiner Meinung nach unabhängig für die Ursache der Leistungsschwäche. Kognitive Grenzen, Desinteresse, Bildungsferne, fehlende oder falsche Erziehung usw. gehören dazu. Binnendifferenzierung funktioniert in solchen Kursen infolgedessen noch weniger als sonst schon.
Das ist eigentlich sogar der sog. Bildungswissenschaft bekannt. Aber in der Schulpolitik liebt man offensichtlich mehr die “weiche” Linie, dass neue pädagogische Methoden (Gruppenarbeit, individuelles Lernen) gut und erfolgreich sein müssen, schon weil sie neu sind und so schön klingen. Und hier schlägt dann auch eine gewisse Anpassung der Wissenschaft zu an das, was politisch gewünscht wird. Eine win-win-Situation.
Bei den Verbänden ist das dann der Disput zwischen GEW und PhV, die sich gegenseitig die “falschen” Methoden vorwerfen. Gut fände ich mal eine repräsentative Umfrage unter Lehrern zu dem Thema.
“Lehrer*innen weniger auf starre Regeln pochen sollten…”
All das oben Beschriebene setzt aber doch voraus, dass es
a) Muster/Regeln gibt
b) die Kinder/Versuchspersonen das Prinzip “Muster”/”Regel” verstanden haben
c) die Versuchspersonen also eine Chance haben, Gleichheiten im/Abweichungen vom Muster erkennen zu können
Auf Schule übertragen würde ich das eher als Stütze der Theorie der Vermittlung “starrer” Regeln sehen:
a) Kinder müssen erstmal lernen, dass es Regeln gibt – auch in Rechtschreibung, Mathematik und Naturwissenschaften.
b) Sie müssen verstanden haben, dass Abweichungen bedeutsam sein können: entweder sind die Abweichungen “positiv”, man kann aus ihnen etwas lernen (Autofahren schadet dem Klima, Lügen fallen auf mich selbst und andere zurück, erkannte Klimaveränderungen erfordern Handeln…) oder neue, kreative Wege erkennen (neue Technologien, Verhaltensstrategien, neue Regeln!…)- oder sie sind “negativ” und führen dazu, dass andere einen nicht mehr verstehen (“kreative Rechtschreibung” oder “kreatives Rechnen”…) oder Prozesse sich weiter gegen uns wenden.
c) Sie können Abweichungen erkennen und dann aufgrund gültiger Regeln und Gesetzmäßigkeiten neue Strategien finden, neue Regeln identifizieren, Neues entdecken, das Gesellschaft und Technologien zukunftsfähig macht.
Wenn ich als Lehrer auf eine korrekte Rechtschreibung oder ein korrektes Untereinanderschreiben beim schrifltichen Rechnen poche, ist gerade das doch die Grundlage, die die Kinder später brauchen, um kreativ und innovativ zu sein. Nur dann können sie Gesetzmäßigkeiten verstehen und Schlüsse ziehen, nur damit können sie ihre schlüsse und Ideen auch wirksam kommunizieren.
Dass “Lehrer*innen weniger auf starre Regeln pochen sollten…” darf m.E. nicht dahin führen, eine “regellose” Schule zu propagieren, den SuS zu suggerieren, sie müssten sich nicht um Regeln der Kommunikation und des Zusammenlebens oder um Gesetzmäßigkeiten der belebten und unbelebten Welt kümmern, seien ihnen gar überlegen, von ihnen unabhängig.
Dem wird nie so sein. Wir alle unterliegen bestimmten Gesetzmäßigkeiten und wenn wir wollen, dass zukünftige Generationen die von vorhergehenden Generationen – bewusst oder unbewusst – verursachten Probleme (Klima, Fachkräftemangel, Gesundheitswesen, Konflikte…) in zukunftsweisender Manier lösen können, brauchen wir erstmal Regeln und Muster, um die Probleme überhaupt erkennen zu können.
Daran mangelt es offenbar weiten Teilen der früheren und heutigen Verantwortlichen: Sie erkennen nicht, dass sie Teil des Problems sind (“Weiter so…”), aber Teil der Lösung sein müssten (“Nichts bleibt wie es ist, wenn alles bleibt wie es ist”… oder so ähnlich)…
“Starre Regeln” sind besser als uferlose Ausnahmen. Dann lieber keine Regeln und jeder wurschtelt nach Gutdünken vor sich hin.
Schön, dass es doch noch Fans der Methode Lesen durch Schreiben/ Schreiben nach Gehör/Reichelt-Methode gibt.
Ironie off!
Prima Idee!
Und hier kommt noch eine – wir schaffen die Verkehrsregeln ab.
Ampeln werden überbewertet und kosten nur Strom. Win-Win wegen Einsparungen!
Na, den Rest könnt ihr euch denken.
Klappt bestimmt gut – survival of the SUFF-Cars
„Unsere Ergebnisse geben Hinweise darauf, dass Erzieher*innen, Eltern und Lehrer*innen weniger auf starre Regeln pochen sollten, und nur den einen konkreten Lösungsweg vermitteln sollten „ – wie kommt sie darauf, dass ich das machen würde? Eine bösartige Unterstellung, ohne Untermauerung durch Tatsachen!
Und weiter: „… sondern auch den breiten Fokus der Kinder wertschätzen und fördern sollten. Unsere Befunde zeigen: Wir können stärker in die kreativen Lösungsstrategien von Kindern vertrauen“. Ich freue mich immer über kreative Lösungsansätze, weil mir das zeigt, dass mitgedacht und nicht nur konsumiert wird. Leider gibt es das in meinem Arbeitsalltag viel zu selten.
Stattdessen stelle ich fest, dass z.B. bei der Erarbeitung eines neuen Themas mit kreativen heranführenden Aufgaben- und Fragestellungen nur gewartet wird, bis endlich die Lösung/ zu entdeckende Gesetzmäßigkeit usw. als Merksatz an der Tafel stehen. Sich in eine Sache hineinzudenken ist vielen schon zu anstrengend. Die „ Kreativität“ fehlt mir bei den SuS oft dann schon, wenn sie anschließend eigene Bsp. bringen sollen (Ma Kl 7 bis 12/13 GK, EK, LK). Obwohl es vor Praxisbeispielen nur so wimmelt!
„Im Vergleich zu Erwachsenen können sich Kinder noch nicht so gut konzentrieren, sich weniger merken und ihre Aufmerksamkeitsspanne ist verhältnismäßig kurz.“ auch das halte ich für völlig wirklichkeitsfern und verzerrt dargestellt. Ist schlicht interessensgesteuert. Bei gewissen Spielen zeigen die Kids eine erstaunliche Beharrlichkeit, lange Aufmerksamkeit und Merkfähigkeit.
Sollten wir unsere Inhalte vielleicht nur noch über Computerspiele vermitteln? Nein, das war jetzt ironisch gemeint.
Danke für den Beitrag.
Ganz sicher sehen Lehrkräfte kreative Lösungsmöglichkeiten und wissen sie einzuschätzen.
Aber sie wissen auch, wo man Grenzen setzen sollte und muss.
Im Matheunterricht der GS gibt es in vielen Heften unter den Aufgaben die Angabe von Lösungszahlen + 1 Maulwurf, damit die Kinder selbst Lösungen kontrollieren können.
Das KANN hilfreich sein, wenn die Kinder zunächst selbst rechnen und dann nachschauen. Eine Zahl bleibt dann übrig (der Maulwurf), in der Regel sind die anderen Aufgaben richtig. Gerade nach der ersten Erarbeitung, wenn jedes Kind für sich selbst übt, finde ich es hilfreich, weil die Kinder sehr schnell merken, ob sie auf dem richtigen Weg sind oder ob sich Fehler einschleichen.
Es ist aber nicht hilfreich, wenn die Kinder das System dahinter begreifen, max. die Einerstelle errechnen und dann in den Vorgaben die passende Lösung wählen und darunter schreiben, damit die Aufgaben erledigt sind. Wirklich kreativ, es rächt sich aber.
Gleiches gilt für das Abschreiben vom Nachbarn – immer noch beliebt.
Auch ich erlebe Kinder, die lieber abwarten, statt selbst zu probieren, mitzudenken, zu formulieren, die gewohnt sind, alles Anstrengende abzugeben oder auszusitzen.
Ich vertraue da ganz in die Lösungsstrategien, die Kinder entwickeln können, wenn sie sich selbst darum bemühen.
Ich vertraue nicht ganz, auch nicht der eigenen Lösungskontrolle.
Kinder wollen, wie wir Erwachsenen auch, gern glänzen und da ist die Versuchung zu schummeln, auch vor sich selbst, groß.
Die beste Kontrolle ist noch immer die des Lehrers.
Ich glaube das ist ein Missverständnis.
Die Selbstkontrolle erübrigt die andere Kontrolle nicht, sie kann in bestimmten Phasen helfen, wenn die Kinder sie entsprechen anwenden und nutzen.
Dabei ist zu belohnen oder belobigen, wenn Kinder sich selbst um die Aufgaben und eine gute Lösung bemühen, statt abzuwarten oder abzugucken.
DANKE! Ich hatte keine Lust, den Text auseinander zu nehmen …..
möchte jedoch ergänzen, dass ich es etwas gruselig finde, wenn die Erwachsenen auch keine deutlich besseren/schnelleren Strategien haben……
Und zur Aussage:
„Im Vergleich zu Erwachsenen können sich Kinder noch nicht so gut konzentrieren, sich weniger merken und ihre Aufmerksamkeitsspanne ist verhältnismäßig kurz.“
Möchte ich anmerken:
Im Vergleich zu meinem Pferd können Hunde (noch) nicht so hoch springen, sind weniger schnell und ihre Ausdauerspanne ist verhältnismäßig kurz.
Aber klar – wir Lehrers sind doof.
Wir fordern RechtschreibREGELN, RechenREGELN und Grammatik ein. Und dann auch noch REGELN für den Umgang miteinander!
Das geht natürlich alles ganz und gar an der Bedürfnisorientierung und dem kreativen Denken vorbei…..
Tja – wie immer ist Ironieinside – sie muss nur gefunden werden 😉
Eine Studie, die aus zwei Gruppen besteht mit 39 bzw. 47 Probanten??? Da sind die Fehlerbalken größer als der Effekt (falls man welche anbringt). Diese Forschungsgruppe sollte sich mit dem Thema “Statistik” beschäfitgen, bevor sie solche Studien anfertigt und veröffentlicht.
Es ist übrigens durchaus auch in den Schulen zu beobachten, dass viele SuS so lange gute Noten (in Mathe) haben, solange sie das Probelm im Kopf überblicken. Sie liefern dann eine Lösung, die meistens sogar stimmt. Fragt man nach dem Lösungsweg, können sie diesen nicht benennen. Sie haben intuitiv gehandelt und gedacht.
In höheren Klassenstufen erleben genau diese SuS oft einen Notensturz, weil die Probleme eben nicht mehr im Kopf überblickt werden können. Die SuS haben nie gelernt, sich die Lösungsstrategien anzueignen.
… und das geht nur mit eingeübten Regeln und systematischer Lösungsstruktur.
An dieser Stelle keine Vorgaben zu machen würde bedeuten, die SuS müssen alle Regeln und Vorgehensweisen selbst herausfinden. Dazu haben wir weder die Zeit, noch ist das für den großen Teil der Schülerschaft machbar. Schon bei kürzeren Unterrichtseinheiten schleichen sich da fehlerhafte Denkweisen ein, die man hinterher nur schwer wieder berichtigen kann.
“An dieser Stelle keine Vorgaben zu machen würde bedeuten, die SuS müssen alle Regeln und Vorgehensweisen selbst herausfinden.”
Da kann ich nur zustimmen und ergänzend fragen: Warum sollen die Schüler das Rad neu erfinden?
Andere tun es auch nicht, noch nicht mal im Studium.
Das kann ich für andere MINT – Fächer nur bestätigen. Wer dem Kohlenstoff vier Arme gibt und das Kimball – Modell für bare Münze nimmt, wird Chemie nie begreifen. Da hilft auch keine Kreativität.
Ich widerspreche auch der Aussage, dass Kinder sich nicht lange konzentrieren können. Das ist eine Frage, welches Kind sie betrachten und um was es geht.
Haben Sie schon einmal Kinder Bügelperlen stecken lassen? Manche Kinder laufen davon, die anderen machen das versonnen stundenlang. Sie konzentrieren sich darauf.
Haben Sie schon einmal mit einem Kind Memory gespielt? Die Motivation, den Erwachsenen zu übertrumpfen, bringt das Kind dazu, sich ziemlich lange zu konzertrieren.
Konzentrationsfähigkeit kann man fördern … das sollte man auch bei Kindern. Man sollte dies auch einfordern … in kleinen Schritten.
Tun wir das nicht, dann fördern wie die fehlende Konzentrationsfähigkeit…. und das ist in den Schulen ein riesen großes Problem!
Bewusste Konzentration auf etwas, das nicht Spaß macht, gehört zum Alltags- und Berufsleben jedes Erwachsenen. Also müssen auch Kinder schon dazu angehalten werden.
Was aber tut die moderne, ach so kindgerechte, Pädagogik? Sie setzt sehr einseitig auf Spaß und Vergnügen beim Lernprozess. Kinder lernen angeblich nur, wenn sie Lust am Lernen haben.
So wurden Lehrer mehr und mehr in die Rolle des Animateurs gedrängt, der vor allem auf Bespaßung und Unterhaltung achtet statt auf den Lerneffekt.
Kinder können sich aber auch auf eine Arbeit konzentrieren, die keinen Spaß macht. Es muss nur verlangt und trainiert werden. Nach getaner Arbeit sind sie dann meist viel ausgeglichener, zufriedener und stolz auf sich selbst als beim Lernen mit Spaß.
„Kinder gleichen Konzentrationsschwäche durch Kreativität aus“
-> jo… Verhaltenskreativität vielleicht
War auch mein erster Gedanke
Aus dem Grund plädiere ich für äußere Differenzierung.
Hm, interessant. Aber muss man da nicht ganz arg viel voraussetzen, damit das Szenario wie in dieser Studie zutrifft? Also z.B. müssen die SuS anwesend sein, richtig? Und sie müssen wach sein, richtig? Und sie müssen sogar ziemlich regelmäßig anwesend sein, richtig? Und kurz weg zum Arzttermin für die nächsten zwei Stunden ist auch nicht gut, richtig? Und Stoffwechsel, Sauerstoffsättigung, Hormon- und Immunsystem müssen halbwegs in Ordnung laufen, richtig? Und sie dürfen nicht frieren oder hungrig oder mental auf Kante sein, richtig? Und nebendran darf nicht alle paar Sekunden etwas runterfallen oder schreien oder sie in die Rippen stechen, richtig? Und eine Diät aus Zucker, Pommes und Energy Drinks ist auch ungünstig, richtig? Und eine Lehrkraft muss dabei sein, um irgendwie die Sache anzustoßen, richtig? Eine erschöpfte, apathische Lehrkraft oder eine im Nachbarzimmer reicht nicht, richtig? Ein übervoller Lehrplan darf nicht sein, richtig? Eine kollektiv-verordnete Anti-Arbeitshaltung in der peer pressure group, aka Klasse, will man hier auch nicht, richtig? Und in jeder einzelnen Stunden darf es auch nicht so laufen, sonst nutzt es sich ab bzw. die SuS sind weil dauerhochaktiviert dann bald unter-energetisiert, richtig? Und Vieles sonst noch, das abweicht von ganz vielen Alltagsstandards, richtig? – Sonst läuft etwas falsch, richtig?
Sogar ausgesprochen
S e h r r i c h t i g @ Dil
Ganz sehr Dankeschön für Deine praktische Sicht auf den kreativen Schulalltag.
( Fraulau hat Dir wirklich viel beigebracht 😉
“Zukünftig solle es mehr Forschung im Bereich kognitive Entwicklungspsychologie zu Kreativprozessen statt zu Konzentrationsschwäche bei Kindern geben.”
Wenn ich nicht mehr darauf achte, woher die Konzentrationsschwäche kommen könnte, tue ich dem Kind/ Jugendlichen nicht unbedingt einen Gefallen. Ob ein Hyperaktiver immer positiv kreativ sein wird oder ein Zurückhaltender sich einfach nicht traut, seine Kreativität zu zeigen ? Mir wird zu global mit dem Riesenbereich Konzentration/ Konzentrationsschwäche umgegangen.
MMn haben auch Kinder gute Tage, an denen auch konzentrativ mehr geht, an denen sie auch kreativ zur Höchstleistung auflaufen.
Für nicht so gute Tage ist etwas zum Festhalten/Regelschnur gar nicht so schlecht; an diesen Tagen reichts vlt nicht zur kreativen Herleitung, – Ausnahmen immer möglich.
In der Wirtschaft ist Kreativität schon seit einigen Jahren eine deer Schlüsselqualifikationen und bei mir kommt manchmal der Gedanke auf:
Lasst die Kids doch noch ein bisschen Kind sein und versucht sie nicht schon jetzt – untermauert mit Studien ( mit winzigem Probandenanteil) vorwärts zu pushen. Kinder profitieren auch von klaren Strukturen, Regeln ( jedenfalls bei meinen drei beobachtet), wenn diese nicht überzogen werden.
D.h. nicht, dass ich etwas gegen kreatives Lernen/Erarbeiten habe; ich erinnere mich nur an den Lernzirkelhype, als dann mehrere Klassen meinten, ob ich Ihnen nicht einfach eine Stunde mal etwas erzählen, an die Tafel schreiben wolle.
Bsp aus der Wirtschaft/IT
https://www.innolytics.de/was-ist-kreativitaet/
Ja, ich würde den SuS sehr gern die Möglichkeit geben, selbständig Lösungsstrategien zu entwickeln. Es gibt da jedoch ein Haupthindernis: den Rahmenplan, der ab Klasse 5 (davor kann ich es nicht beurteilen) derart vollgestopft ist, dass es schon rein zeitlich gar keine andere Wahl gibt als vormachen/nachmachen. Am Fehler lernen – eine meiner Lieblingsmethoden, aber nicht umsetzbar, weil das eben Zeit braucht – und Zeit für Fehler läßt der Rahmenplan nicht, im Gegenteil, er läßt auch zum Üben viel zu wenig Zeit.
Sorry, aber wieder eine Neuentdeckung? Braucht man für das Erkentniss, dass Kinder kreativer und ohne Grenzen denken, immer wieder eine Studie?
Ich fordere auch schon seit langem, dass ein komplett autonom fahrendes Automobil gebaut wird, dass max. 1,5 Liter Wasser auf 100km als Treibstoff verbraucht.
Aber die Ingenieure der Autoindustrie und alle anderen damit befassten Kräfte sind einfach zu unfähig, um eins zu bauen.
Wer Analogien findet, hinkend oder nicht, darf sie behalten…
Kleinere Klassen und man kann vielleicht individueller fördern.
Zu den jetzigen Bedingungen in Schulen aus meiner Sicht:
unmöglich.
Kreativität beim Lernen finde ich gut. Es entspricht auch den Reformen und Zielen der KMK in den letzten Jahren.
4+5 = 6 Prima, im Kopfstand stimmt es..
Der Fogel, Prima, wenn man aus dem Blatt einen Flieger bastelt fliegt es sogar.
Siegermächte des 2.WK? Deutschland! Prima Deutschland wurde richtig geschrieben.
Kreativität als Lösungsmöglichkeit wird sicher die Abi-Quote auf 100% heben.
Ich befürchte nur, selbst die ziemlich sinnfreie Pisa-Studie wird mit kreativen Lösungen ihre Probleme haben.
Das Genie unser deutschen Bildungswissenschaftler und der KMK ist seiner Zeit eben immer weit voraus.