Wegen Energiekrise Schwimmbäder schließen? IHK schlägt das vor (und erntet Kritik)

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BERLIN. Angesichts drohender Gasknappheit muss aus Sicht des Hauptgeschäftsführers der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK) mehr gespart werden. Ein Vorschlag ist, Schwimmbäder zu schließen. Die Kritik lässt nicht lange auf sich warten.

Bald schon wieder auf dem Trockenen? Aufgrund der Corona-Krise fand Schwimmunterricht monatelang nicht statt – und jetzt kommt die Energiekrise. Foto: pxhere

Schwimmbäder schließen, um Gas zu sparen – diese Idee hat der Hauptgeschäftsführer der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK), Jan Eder, ins Gespräch gebracht. «Wir müssten eigentlich die Schwimmbäder schließen und den Leuten sagen: Ihr müsst jetzt in den See springen, um Gas zu sparen», sagte Eder am Montag dem RBB-Inforadio. An anschließend hagelte es Kritik an dem Wirtschaftsfunktionär – von Parteien, aber auch dem Landesportbund (LSB).

«Ich halte nichts davon», sagte Lars Düsterhöft, Sprecher für Soziales der SPD-Fraktion. «Wir reden da auch über Schwimmkurse.» Diese seien gerade für Schülerinnen und Schüler wichtig. Auch nach Ansicht von Christian Wolf, Sprecher für Energie der FDP-Fraktion, müssen Schulschwimmen und Vereinssport möglich bleiben. «Denn im Herbst und Winter kann man nicht mal eben in den See springen.» LSB-Präsident Thomas Härtel sieht das ähnlich: «Gerade das Schwimmen leistet einen wichtigen Beitrag zur Daseinsvorsorge.»

«Uns ist selbstverständlich bewusst, dass in allen Bereichen Energie-Einsparungen vorgenommen werden müssen», sagte Härtel. Natürlich müsse auch der Sport seinen Beitrag leisten und seine Infrastruktur daraufhin prüfen. Der LSB und alle betroffenen Akteure – auch die Berliner Bäderbetriebe – arbeiteten gemeinsam mit Hochdruck an Maßnahmen, um die schlimmsten Folgen einer drohenden Energiekrise abzuwenden.

Der Pressesprcher der Linksfraktion, Thomas Barthel, wies darauf hin, dass die Bäderbetriebe mit der Senkung der Wassertemperatur schon etwas unternommen hätten. Das bestätigte eine Sprecherin der Berliner Bäderbetriebe: «Wir haben bereits zu Beginn der Sommersaison Anfang Mai die Temperatur in den Sommerbädern um zwei Grad verringert, in den Hallenbädern um ein Grad.» News4teachers / mit Material der dpa

Dass immer weniger Kinder schwimmen lernen, liegt auch im Lehrermangel begründet

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5 Kommentare
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Schattenläufer
1 Jahr zuvor

Das was man von der Wirtschaft erwartet.

Man muss es nur verstehen andere zu opfern. Zum Erhalt der eigene Renditen ist bei den Anderen kein Opfer zu groß.

Man muss den Gedanken nur mal zu Ende führen.

Wenn die Kinder nicht schwimmen können, dann brauchen die Eltern nicht mit ihnen ins Schwimmbad. Hurra, mehr Zeit für Überstunden.

Wenn ab und an mal wer ertrinkt. Was solls.
Die Kindergärten und Schulen sind eh so voll, dass man über die Klassengrößen diskutiert.
Als Erwachsene sollen die Kinder ja auch nicht im Schwimmbad rum hängen, sondern für die Renditen der Aktionäre arbeiten.
Und wenn sie dann eines Tage alt sind entlastet es die Rentenkassen wenn ab und an einer absäuft.

Das ist stringentes Denken zum Wohle der Wirtschaft.

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

… mehr Nichtschwimmer >>> noch weniger Facharbeiter.

Folgenlos bleibt nix.

Rike
1 Jahr zuvor

Die Berliner Seen: seit Juni immer wieder Zerkarienalarm (Larven niedlicher Saugwürmer) und normalerweise ab August weit verbreitet Blaualgen (erzeugen Brechdurchfall, stinken ziemlich faulig). Jetzt aufgrund der Wärme auch schon im Juli aufgetreten.
Die Berliner Bäderlandschaft: eine seit Jahren von Sanierungsstau geprägte, in weiten Teilen marode und energetisch auf dem Stand der frühen 80er Jahre Großbaustelle.
Es ist so schon ein Krampf, den Kindern unter diesen Bedingungen die Schwimmkurse in Kl. 3 zu ermöglichen. Von Trainingsbedingungen für Schwimmvereine usw. will ich gar nicht reden, da könnte ich ein Buch schreiben- habe 10 Jahre die Wasserverteilung für unseren Verein „erstritten“. Da vergeht auch den letzten Kids das Sporttreiben im Verein. Leider…

Teach_Me_Well
1 Jahr zuvor

Wie wäre es mit Appellen der Wirtschaft an die Adresse der Politik, mit allem Ernst und Willen diplomatische Lösungen zu finden und mal vom hohen (Schlacht)Ross hinabzusteigen?

unverzagte
1 Jahr zuvor

In der „möchtegern“ Sport – Eventcity Hamburg entzog der Senat den Schulen bereits schon vor ca. 13 Jahren aus Kostengründen alle Schwimmstunden: BademeisterInnen sind viiiel günstiger erstaunlicherweise für gleiche Qualität. Wozu also bitte noch ein Sportstudium, eine Ausbildung reicht hier.
Schulschwimmbecken wurden ebenerdig dicht zementiert. Diese Flächen bieten sich aktuell für Trockenschwimmübungen an, da öffentliche Schwimmbäder aufgrund Personalmangels geschlossen und die Schulsporthalle eh ständig besetzt sind.
(Ironie off)