BERLIN. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat junge Menschen ermuntert, eine Ausbildung zu ergreifen und sich am Beginn des Berufslebens nicht zwingend auf ein Studium zu fokussieren. «Wir müssen deutlich machen, dass eine Ausbildung einem Studium als Karrierestart in nichts nachsteht», sagte die FDP-Politikerin der «Neuen Osnabrücker Zeitung» vor dem Hintergrund des Mangels an Fachkräften in vielen Berufen. Beide Wege seien gleichwertig, behauptet sie – wie kommt sie darauf? Hintergrund ist offensichtlich eine Klientel-Kampagne der Liberalen.
Nach dem Europäischen Qualifikationsrahmen, der Abschlüsse innerhalb der EU vergleichbar machen soll, ist die Sache klar: Eine zweijährige Berufsausbildung, die auf einen mittleren Schulabschluss folgt, liegt auf Level drei (von insgesamt acht). Eine dreijährige Ausbildung, die mit der Fachhochschulreife oder der Hochschulreife einher geht, liegt auf Level vier. Studienabschlüsse sind in der Rangliste deutlich höher angesiedelt: der Bachelor auf Level sechs, der Master auf Level sieben. An der Spitze liegt die Promotion, die ohne Studienabschluss nicht möglich ist.
Die Rangfolge hat Auswirkungen – etwa im Lehrerberuf. Bundesweit können Tausende von Lehrerstellen nicht mehr besetzt werden, weil jahrelang zu wenig ausgebildet wurde. Deshalb werben die Kultusminister um sogenannte Seiteneinsteiger, Menschen also, die zwar kein Lehramtsstudium plus anschließendes Referendariat vorweisen können, die aber zumindest ein fachwissenschaftliches Studium mit dem Master abgeschlossen haben. Ist das alles Quatsch? Könnten Handwerker oder Kaufleute genauso in die Schulen kommen, um dort Schülerinnen und Schüler in Fächern wie Deutsch, Mathematik oder Englisch zu unterrichten?
„Ein Meister muss genauso viel wert sein wie ein Master” – sagt der FDP-Landesvorsitzende Joachim Stamp
Aus Sicht der FDP offensichtlich schon. Die nordrhein-westfälische FDP hatte nämlich vor der Landtagwahl (die sie dann allerdings krachend verlor und aus der Landesregierung flog) erklärt, sie möchte die Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung in der Landesverfassung verankern. „Ein Meister muss genauso viel wert sein wie ein Master“, sagte der FDP-Landesparteichef und damalige Jugendminister Joachim Stamp. Vorbild für diese Initiative sei die schweizerische Bundesverfassung.
Darin heißt es (Artikel 61a): „Bund und Kantone sorgen gemeinsam im Rahmen ihrer Zuständigkeiten für eine hohe Qualität und Durchlässigkeit des Bildungsraumes Schweiz. Sie koordinieren ihre Anstrengungen und stellen ihre Zusammenarbeit durch gemeinsame Organe und andere Vorkehren sicher. Sie setzen sich bei der Erfüllung ihrer Aufgaben dafür ein, dass allgemein bildende und berufsbezogene Bildungswege eine gleichwertige gesellschaftliche Anerkennung finden.“
Tatsächlich hat das praktische Konsequenzen für die Bildung in der Schweiz: Die gymnasiale Maturitätsquote (wie die Abiturientenquote dort heißt) liegt bei lediglich 20 Prozent; auch wenn andere Zugänge nochmal ebenso viele Studierende an die Hochschulen bringen, bleibt der Anteil der akademischen Abschlüsse im internationalen Vergleich gering.
„Es muss wieder möglich sein, mit einem mittleren Bildungsabschluss einen verantwortungsvollen Job in unserer Gesellschaft ausüben zu können“, begründete Stamp den Vorstoß seiner Partei. Ein wichtiges gesellschaftspolitisches Zeichen auf dem Weg sei die Öffnung der Polizeidienstlaufbahn auch für Realschulabsolventen, die die schwarz-gelbe Koalition auf den Weg gebracht hatte. Der Schulversuch läuft im August an.
Die FDP wolle aber darüber hinaus gehen und mittlere Bildungsabschlüsse grundsätzlich aufwerten, erläuterte Stamp. Deshalb habe die Landespartei jüngst in einem Beschluss festgehalten: „Kompetenzen und Fähigkeiten müssen Anerkennung finden – unabhängig davon, auf welchem Weg diese erworben wurden.“ An Hochschulen erworbene Kompetenzen sollten daher für die berufliche Bildung genauso anerkannt werden wie umgekehrt.
Wörtlich hieß es dazu im Wahlprogramm der Liberalen: „Wir brauchen starke Schulen für den gymnasialen Bildungsgang und für den akademischen Nachwuchs. Aber ebenso brauchen wir starke Schulen, die hochwertige mittlere Schulabschlüsse vergeben und bestmöglich auf eine berufliche Ausbildung vorbereiten und damit helfen, unseren Fachkräftenachwuchs zu sichern.“
Dafür sei eine Aufwertung der mittleren Schulabschlüsse unumgänglich. „Eine erhebliche Verbesserung der Berufsorientierung an weiterführenden Schulen wollen wir erreichen, indem wir Schülerinnen und Schülern verstärkt die Möglichkeit geben, bereits während ihrer Schulzeit praktische Erfahrungen in ganz unterschiedlichen Bereichen zu sammeln. So sollen auch die beruflichen Möglichkeiten und Entwicklungschancen in Ausbildungsberufen bekannter werden. Auch darüber hinaus wollen wir im Zuge der Berufsberatung über die Karriere- und Verdienstmöglichkeiten im Handwerk und anderen Ausbildungsbranchen informieren, denn die guten Perspektiven, die viele Ausbildungsberufe bieten, werden mitunter nicht richtig eingeschätzt.“
Weiter betonte die FDP: „Um ein gesellschaftliches Umdenken hinsichtlich der Gleichstellung von beruflicher und akademischer Bildung zu erreichen, müssen die Haupt-, Real- und Sekundarschulen in einer Qualitätsoffensive und einem Sonderinvestitionsprogramm Starke Mitte gestärkt werden. Damit wollen wir konkret sowohl eine Aufstockung von Personal und moderner Ausstattung vorantreiben als auch den Ausbau der Vernetzung von Schulen und Ausbildungsbetrieben. Wir wollen die Anerkennung für mittlere Bildungsabschlüsse weiter stärken, so wie wir bereits Realschülerinnen und Realschülern einen Weg in den Polizeiberuf ermöglicht haben.“
Offensichtlich versucht die FDP, damit die Interessen ihrer Klientel zu bedienen – insbesondere die von Handwerksbetrieben. Verbandspräsident Hans Peter Wollseifer forderte unlängst angesichts des Fachkräftemangels in seiner Branche eine „Bildungswende“ in Deutschland. Wollseifer sagte: „Wir gehen von einer Viertelmillion Fachkräften aus, die im Handwerk fehlen. Uns fehlen in der Ausbildung sehr viele junge Leute.“ Ziele etwa beim Einbau von Wärmepumpen seien dann schwierig zu schaffen.
„Der Fachkräftemangel beschäftigt Unternehmen mittlerweile mindestens so sehr wie Lieferkettenprobleme“
„Wir sind bereit, die Ausbildungskapazitäten hochzufahren“, sagte der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks. „Das Problem liegt woanders: Unsere Betriebe bieten schon seit Jahren Tausende Ausbildungsplätze und damit Ausbildungschancen an, die aber nicht genutzt werden. Wir brauchen Bewerberinnen und Bewerber dafür. Das ist das Problem. Von daher fordern wie die Politik auf, sich unsere Forderung nach einer Bildungswende zu eigen zu machen.“ Die Crux des Ansinnens: Gesamtgesellschaftlich besteht überhaupt kein Bedarf an einer „Bildungswende“ – unter Akademikern herrscht praktisch Vollbeschäftigung.
Die FDP, die damit erst einmal in Nordrhein-Westfalen gescheitert ist, versucht es jetzt offenbar über den Bund, genauer: über das Bundesbildungsministerium, dessen Leitung nach der letzten Bundestagswahl die FDP-Politikerin Stark-Watzinger übernommen hat. „Der Fachkräftemangel beschäftigt Unternehmen mittlerweile mindestens so sehr wie Lieferkettenprobleme“, erklärt die Ministerin (deren eigene zwei Töchter allerdings studieren, wie sie der „Bild“ unlängst verriet). Mit einer Initiative wolle sie der beruflichen Bildung „neuen Schub geben“.
Vorbild Schweiz? Weil zu wenige Akademiker dort die Hochschulen verlassen, muss das Land entsprechend qualifizierten Nachwuchs – übrigens auch Lehrkräfte – im Ausland anwerben. News4teachers / mit Material der dpa
„Überakademisierung ist ein Irrweg!“ Handwerkspräsident fordert Wende in der Bildung
“Wir müssen, wir brauchen, wir sollten, wir wollen ….”, jawohl, wenn die starke Frau Watzinger (FDP) das sagt, dann ist das so. Kein Wort davon, dass die Regierung in der Vergangenheit dafür gesorgt hat, dass fast jeder Abitur machen kann, dass die “starke Mitte” bei Schulen sukzessive abgebaut wurde, dass damit eine Überakademisierung stattgefunden hat aus Angst, dass man Fachkräftebereich zu wenig verdient um überleben zu können (was ja vielfach so ist) und das Ansehen der Handwerksberufe nicht gerade gefördert hat. Jetzt rudert man wieder in die andere Richtung und meint, damit punkten zu können, anstatt von vorneherein mit Augenmaß zu agieren. Sie kapieren es nicht, sie hören nie auf rechtzeitige Warnungen, sie geben nie Fehler zu, um darus zu lernen. So wird das allerdings nichts.
Der Grund für die Aussage ist der Fachkräftemangel, sprich die aktuellen Schulabgänger mit MSA sind für die Betriebe wohl kaum zu gebrauchen und die Abiturienten sind längst nicht alle für ein akademisches Studium geeignet, mit dessen Abschluss sie auch erträglich leben können. So muss man den Spagat schaffen zwischen unter Abitur bist Du nichts und wir brauchen Handwerker (die an sich kein Abitur brauchen).
Alles in Allem mal wieder mein Lieblingsspruch: Geliefert wie bestellt. Bedenke, worum die bittest, es könnte Dir gewährt werden.
Geliefert wie bestellt, so sieht es aus. Bin MSA jedes Jahr dabei – um dort zu scheitern muss man sich quasi aktiv bemühen, es nicht zu schaffen. Also ist der Abschluss nix wert, da kein Scheitern = kein Niveau.
In unserer Region kommen glücklicherweise viele über Bekanntschaften dann in ner Lehre unter. Dort wird dann “nacherzogen”… krasser Realitätsschock, der manche Ex-SuS dann knallhart scheitern lässt.
Aber die Wähler wollten und wollen es so…
“Ein Meister muss genauso viel wert sein wie ein Master”.
Ein Meisterbrief ist für manchen Handwerker gar nicht erschwinglich. Nicht jeder von ihnen vermag den Betrag von mehr als 10.000 € (für Kurse und Prüfungen) aus eigener Taschen aufzubringen.
Die mahnenden Worte der Frau Ministerin wirken fremd wenn man bedenkt, dass ihre eigenen Töchter selbst studieren.
Es mag eine hohe Abiturquote geben. Es betrifft aber bei weitem nicht jeden Schüler. Warum klammert das Handwerk gerade die Schüler, welche nach der Sek 1 nicht nach dem Abitur streben, offensichtlich so vehement bei der eigenen Nachwuchsgewinnung aus?
In der Gastronomie fehlen viele Fachkräfte. Das ist aktuell wohl auch ein hausgemachtes Problem. In den Corona-Lockdown 1+2 waren dort viele Arbeitnehmer gezwungen, sich neu zu orientieren, einfach um den eigenen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Da hat sich der Fokus des Einzelnen verändert. Das hat nun gar nichts mit dem Abitur zu tun.
Ich persönlich empfehle jedem, ein Abitur zu erwerben, wenn er das Zeug dazu hat. Die Schulform ist irrelevant. Selbst danach kann man sich immernoch in die Handwerksbranche orientieren, wenn der Wunsch dazu besteht.
“Ich persönlich empfehle jedem, ein Abitur zu erwerben, wenn er das Zeug dazu hat.”
“Das Zeug dazu haben” sollte Interesse und guten Erfolg beim Lernen bedeuten. Sowie beides nicht gegeben ist, würde ich empfehlen: Lieber keine Zeit vergeuden und einen Beruf ins Auge fassen, der einem zusagt und kein Abitur erfordert.
Meine Anerkennung gilt schon seit eh und je einem guten Handwerkerht statt einem Abiturienten, der mit Ach und Krach seinen Schulabschluss schafft und dann kaum weiß, was er damit werden soll.
Das Handwerk muss attraktiver werden. Ich postete hier bereits an andere Stelle: BerufsAbitur.
abire >>> lat. für abgehen. Das tun doch schon viele und kehren dem Handwerk den Rücken.
Das ist auch vollkommen ok. Welcher Handwerker kann denn noch mit 67, bald wohl mit 70, die körperlichen Anforderungen des Jobs bewältigen?
Sind Sie denn selbst Handwerker/-in?
Zitat: Warum klammert das Handwerk gerade die Schüler, welche nach der Sek 1 nicht nach dem Abitur streben, offensichtlich so vehement bei der eigenen Nachwuchsgewinnung aus?
Ich weiß nicht, wie es in den Schulen bei Ihnen aussieht oder wie der Stand in Ihrem BL ist.
Ich gehe mal von meinem BL (NRW) aus:
Egal wie man es dreht und relativiert, moralisiert, rumbegründet… wer in NRW die Sek I nicht packt bzw. nicht vernünftig packt ist schlicht und einfach
a) nicht kognitiv leistungsfähig, ergo das böse Wort mit “d”
b) nettoreal anti-sozial (frech, leistungsverweigernd, desinteressiert, suchtkrank, was auch immer)
c) beides, a + b
Wir als Lehrer haben da eine fest verdrahtete Perspektive und einen Auftrag, für den wir auch bezahlt werden: Beraten, helfen wo geht, schulisch erziehen wo erlaubt und möglich. Die Konsequenzen sind für uns aber auch nicht real, nur Worte und Papier.
Der Rest der Welt hat eine andere Perspektive, gerade kleine Unternehmen (und große sowieso): “Wie überlebe ich in Permakrisenzeiten wirtschaftlich so, dass ICH nicht pleite gehe, MEINE Firma gut läuft, MEINE Familie daher gutes Essen und eine warme Heizung hat?”
Ergo:”D*** und/oder a******? Ablage P, nächster bitte!”
Und warum?
In der Realität geht es um reale Dinge mit realen Folgen – wenn der pampige Azubi nicht rechnen/lesen kann oder will, lieber tower defense am “Händi” zockt…
… was kostet es, wenn eine Spritzgussmaschine 30 Min. lang fehlproduziert?
…. was kostet es, wenn dem Privatkunden das Heizungsrohr platzt?
… die Küche des Kunden Wasser saugt, Elektrik streikt, Sicherungen fliegen?
So unglaublich einfach ist das.
Und seien wir mal ehrlich: Beträfe es unsere Küche, unser Auto, unseren Körper gar… da wäre es bei uns mit Auftragsvergabe und “Toleranz” (weil Mathe und Deutsch ja eh so doofe Schuldinger sind!) auch ganz, ganz fix vorbei.
Wo will man denn mit den von Ihnen unter a)+b)+c) gelisteten Menschen denn überhaupt hin? Vom Ende der Schulzeit bis zum Eintritt Rentenalter wären da mal so schlappe 50 Jahre zu überbrücken, mindestens.
Das Handwerk muss attraktiver werden. Dazu gehört, dass ein Interessant den Meisterbrief nicht aus dem eigenen Tasche bezahlen darf. Auch Perspektiven müssen her. Einem 30 Jahren alten Handwerker fallen körperliche Belastungen vielleicht noch einfacher als einem 60 Jahre alten Handwerker.
Die Worte der Frau Ministerin (deren eigene Toechter studieren) helfen nicht wirklich.
Zitat: “Wo will man denn mit den von Ihnen unter a)+b)+c) gelisteten Menschen denn überhaupt hin? Vom Ende der Schulzeit bis zum Eintritt Rentenalter wären da mal so schlappe 50 Jahre zu überbrücken, mindestens.”
Ja, das “Problem” besteht. Klare Sache.
“Attraktivität” ist nicht die Lösung und kann es auch garnicht sein, da das Handwerk auch immer komplexer wird.
Es gäbe eine ganz einfache Lösung: Leistung fordern, abc-Gruppe sanktionieren und ihnen reinen Wein einschenken: Nein, nix Instamodel und Porsche für Dich, Du nix Chef, aufhören rumzuzicken, Arbeiten gehen.
Wird nicht passieren, da dies zum Tod gleich einer ganzen Reihe von politkorrekten Traumhäusern führen würde.
Die andere Lösung (von Zygmund Baumann vor Jahren schon prophezeit: “Die Überflüssigen” ) wird gerade praktiziert:
Wegschieben in Simulationen für sehr viel Steuergeld, “verschwinden lassen” (statistisch gesehen) in Verwahranstalten und Kursen für sehr viel Steuergeld, zuletzt dann Bestechung durch Hartz4 mit optionaler Ausbeutung als Aufstocker oder 1-Euro-Kräfte…für, oh Wunder, viel Steuergeld.
Ich persönlich halte es für zynisch und menschenfeindlich, was bei Lösung 2 passiert… und langfristig für so “gesund” wie Schmerzmittel bei ner Blinddarmentzündung, statt eben die (schmerzhafte, unbequeme) OP durchzuziehen.
Denn wenn das gesellschaftliche Eitergeschwür aus völlig unberechtigter Erwartungshaltung und unrealistischen Vorstellungen, Wegschieben, Belügen und gleichzeitig hintenrum Verachten mal aufbrechen sollte… dann Gnade uns Gott.
Das klingt doch gut und richtig.
PS: Was soll “sic!” in Klammern bedeuten?
Der vollständige Ausdruck lautet: „Sic erat scriptum“ und bedeutet wörtlich übersetzt: „So stand es geschrieben“. Es kennzeichnet somit eine Richtigstellung oder Betonung von einer bestimmten schriftlichen Information, die andernfalls ungewöhnlich oder falsch wirken könnte.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Dann sollte man das “(sic!)” aber nicht nach ihrem Ministertitel setzen. Denn der wirkt ja kaum ungewöhnlich oder falsch. Eckige Klammern wären auch besser, aber das nur am Rande.
Doch, der wirkt – im Kontext des Beitrags – ungewöhnlich. Frau Stark-Watzinger ist für Hochschulen zuständig, nicht fürs Handwerk. Herzliche Grüße Die Redaktion
Und was ist mit der beruflichen Bildung? Hier haben der Bund bzw. das BMBF durchaus eine Zuständigkeit, und zwar im Bereich der außerschulischen beruflichen Aus- und Weiterbildung.
Hab ich mich auch gefragt. Danke.
Wo sie recht hat…
(Der Vergleich mit der Schweiz hinkt übrigens vorne und hinten. Man hat dort zu wenig Abiturienten, was zum Akademikermangel führt.)
Den Bezug zur Schweiz stellt die FDP her – wir erklären nur, was es damit auf sich hat. Herzliche Grüße Die Redaktion
Ich unterstütze diese Auffassung der FDP-Ministerin und hoffe sehr auf ein entsprechendes Umdenken!
Die Lösung, um das Handwerk für junge Leute attraktiver zu machen, kann das “BerufsAbitur” sein, das in manchen Bundesländern bereits seit 2017/2018 angeboten wird.
https://www.zdh.de/ueber-uns/fachbereich-berufliche-bildung/berufsabitur/
Von Ties Rabe (SPD) kam doch diese Woche ebenfalls diese geistreiche Analyse, woraufhin das Hamburger Abendblatt die LeserInnen befragte. Immerhin 77 % waren der Meinung, es würden zu viele studieren.
Tatsächlich wird die Gruppe der Erwerbstätigen demographisch (und jetzt auch noch Long Covid-) bedingt immer kleiner. Und sie kann halt nicht alles abdecken: die gewollt ungebildeten BilliglohnarbeiterInnen, günstige Fachkräfte (ohne Abitur und Studium), gut bezahlte PolitikerInnen die Jura studiert haben und gut ausgebildete, aber mäßig bezahlte Fachkräfte für die Kitas etc. Es fehlt halt an (fast) allem und es wird noch viel schlimmer werden.
Wir haben übrigens neulich einen phantastischen Gärtner beauftragt, der ein Studium der Ingenieurwissenschaften in der Tasche hat. Er ist allerdings auch teuer. Aber wirklich sehr gut.
Wenn der Meister dem Master gleich zu setzen ist und der Bachelor dem Gesellen entspricht, dann muss ja das Abitur dem MSA entsprechen.
Und warum wird jetzt die staatlich examinierte Pflegekraft – die ja einen dem Fachwirt oder Techniker vergleichbaren Abschluss hat – jetzt so viel niedriger entlohnt als ein Assistenzarzt?
Wenn überhaupt müsste der Techniker-/Fachwirtabschluss einem Hochschulabschluss gleichgesetzt werden. Es gibt nämlich Berufsfelder, die überhaupt keinen Gesellen oder Meister kennen.
Wenn jemand von der FDP was sagt, dann ist es eine “Kampagne”. Wenn jemand von der GEW was sagt, dann wird das ganz anders formuliert. In den Überschriften stecken oft wertende Urteile. Dass Berufsschulen zur Sek II gezählt werden, ist übrigens schon lange so und kam wohl nicht von der FDP. Aber ob ein Durchlaufen der Berufsschule einem Abitur gleichzusetzen ist? Und ein Meister wird ja obendrauf gesetzt, etwa wie ein Studium auf das Abitur. Nach jetziger Regelung kann ein Meister auch ohne Abitur studieren, das ist eine andere Variante. Aber ob das ein Erfolgsmodell ist?
Es handelt sich hier offensichtlich um eine Kampagne, weil Frau Stark-Watzinger nicht mal “was gesagt” hat – sondern (wie der Artikel ausführlich darstellt) einem Parteitagsbeschluss folgt, der auch schon von den Liberalen in Nordrhein-Westfalen umgesetzt werden sollte. Auch die GEW führt Kampagnen – etwa die für “A13 für alle Lehrkräfte”. Daran, gemeinsam einem politischen Plan zu folgen, ist ja auch nichts Verwerfliches. Schlecht ist nur, wenn – wie bei der FDP – das Ziel der Kampagne 1. nicht offen kommuniziert wird und 2. dem gesamtgesellschaftlichen Interesse zuwiderläuft.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Sie gönt sich einen eigenen Internetauftritt:
https://www.stark-watzinger.de/
DIe Gleichwertigkeit von Abschlüssen ist nichts Neues. Und die Gleichwertigkeit des Abiturs der beruflichen Gymnasien und der “gewöhnlichen” ist es auch nicht. @Herr Carsten, befassen Sie sich doch einmal mit den vielen (differenzierten) Bildungsgängen im Berufsschulwesen, dann müssen Sie nicht mit Füllwörtern oder Floskeln wie “ein Durchlaufen der Berufsschule” operieren. Was bitte soll das sein? Sparen Sie sich das Diskreditieren von Dingen, von denen Sie nicht so viel zu verstehen scheinen.
Die Gleichwertigkeit ist eben oft nur formal-juristisch und weniger inhaltlich begründet, z.B. bei Berufskollegs und der gymnasialen Oberstufe. Unsere Politiker sind eben sehr erfinderisch dabei. Wieso soll das Durchlaufen einer Schule eine “Floskel” sein? Wofür bekommt man z.B. die Fachhochschulreife? Ein Abschluss der Sek II ist dafür nicht erforderlich, am G8-Gymnasium genügt das Absolvieren der 11. Jahrgangsstufe und dann ein einjähriges Praktikum. Steht so bei Wikipedia.
Ich habe mich auch gar nicht gegen das alles gewandt, aber es muss einfach auch in der Sache richtig sein und nicht nur so formal betrachtet werden.
Solch dezidierter und differenzierter Quellenlage kann man als Leitender einer BBS natürlich nicht widersprechen. Eine BBS als Schule kann man nicht “durchlaufen”- höchstens physisch. Prof. Drosten zitierend unser Rat: “Bilden SIe sich fort.”
jWas sind das schon wieder für schulmeisterliche Haarspaltereien? Es gibt die sog. “Schullaufbahn”, also ist “durchlaufen” nciht so verkehrt, damit ist nicht “im Gebäude herumspazieren” gemeint. Vielleicht sollte man ergänzen: “den Ausbildungsweg der Berufschule durchlaufen”. Zufrieden? Ich sehe da keine Diskreditierung.
@Herr Andi, in diesem Fall ist es eben keine linguistische Haarspalterei, sondern offenbart meist massive Fehlkonzepte und Kenntnislücken zu den berufsschulischen Bildungsgängen und Schulformen usw. Eine Formulierung wie “den Ausbildungsweg der Berufsschule durchlaufen” bestätigt dies eindrucksvoll. Eine Erklärung spare ich mir- da kann man sich selbst schlau machen, sofern man sich nicht lieber weiter in Floskeln, Wikipedia- Wissen und Fehlkonzepten ergehen mag.
Was hat ein linguistischer Fehltritt mit Kenntnislücken und Fehlkonzepten der berufsschulischen Bildung zu tun? Das ist doch absurd.
Um Ihnen das zu erklären, ist mir meine Zeit zu schade.
Aha. Verstehe. Wenn man Gegenargumente bekommt, wird man arrogant.
Welchen Abschluss kann man denn an einem Berufskolleg (Sek II) erwerben? Dem Abitur äquivalent ist der nur bei beruflichen Gymnasien (jedenfalls in NRW), sonst höchstens Fachhochschulreife. Was also bedeutet “Sek II” genau? Was ist ein Abschluss der Sek II? Mir scheint das eine bewusst herbeigeführte Terminologieverwirrung zu sein. Man kann diese Sek II eben auch teilweise “durchlaufen” ohne Abschluss. So meinte ich das. Ein Gymnasium kann man auch ohne Abitur “durchlaufen”. Man kann auch studieren ohne Abschluss.
Was in diesem System inhaltlich äquivalent zu welchem anderen ist, bleibt unklar. Alles ist formal-juristisch. In manchen Bundesländern heißen die Berufskollegs einfach “Berufsschulen”, offenbar um Verwirrung zu stiften. Und trotz alledem haben wir angeblich zu wenige höhere Abschlüsse, seltsam.
Die Herren @Carsten und Andi, möglicherweise trägt das zur Klärung bei. Bezugspunkt ist das berufliche Schulewesen Rheinland- Pfalz.
https://bm.rlp.de/de/bildung/schule/bildungswege/berufsbildende-schule/
Hat denn hier irgendeiner gesagt, dass die Berufsschule nur eine Ausbildungsrichtung hat? Es geht hier einzig und allein um einen linguistischen Faux Pas, kommen Sie herunter von Ihrem hohen Ross.
??? Wie sind Sie denn drauf? Was ist Ihr Problem?
Nein, eigentlich will ich`s nicht wissen.
Wieso ??? Im Artikel geht es um eine Bundesministerin. Und die Redaktion bezog sich im Beitrag explizit auf NRW. Das föderale Chaos ist nirgends so groß wie beim beruflichen Schulwesen. Wer blickt da noch durch?
Jeder Berufsschulabschluss ist ein SekII-Abschluss, da Berufsschulen Schulen der Sekundarstufe II sind. Das gilt auch dann, wenn der höchste an der berufsschule erworbene Abschluss ein Mittlerer Schulabschluss ist.
Berufsschulen sind Teile von Berufkollegs oder eben beruflichen Schulen.
Berufkollegs bieten eine Vielzahl von Bildungsgängen und Bildungsabschlüssen an. Das beginnt mit dem Berufsvorbereitungsjahr und endet mit der allgemeinbildenden GOSt, wie sie auch an GY und GE existiert. Normalerweise wird mit Berufsschule eine Schule mit Fachschulklassen verstanden. Berufsfachschulen unterhalten Klassen für unterschiedliche Ausbildungsberufe, neben dem Fachunterricht erhalten die SuS auch Unterricht in allgemeinbildenden Fächern wie z.B. Deutsch, Mathematik, Geschichte und Sport.
Auf der Seite “Berufskolleg” in NRW steht, dass die reinen Berufsschulen (die so genannt werden) neben der FHR auch einen MSA und den Hauptschulabschluss als Abschluss vergeben. Das ist ein Sek-I-Abschluss. Das mit “Sek II” ist eben eine beschönigende Terminologie. Das Abitur gibt’s nur an den beruflichen Gymnasien, das ist eine Untersparte. Die “Fachoberschule” führt auch nur zur Fachhochschulreife, nur mit einem extra 13. Schuljahr auch zur fachgebundenen Hochschulreife.
Die Bürokraten haben sich ausgetobt und alles möglichst unübersichtlich gestaltet.
In Bayern ist das nicht möglich, und das macht Sinn. Ich kann doch nicht davon ausgehen, dass ich nach einem Überbrückungsjahr mit Praktikum die Fachhochschulreife habe, ohne das Fachabitur gemacht zu haben. Gerne dürfen die nachschreiben, aber ihnen das Abi zu schenken, ist wieder ein typisches Fehlgewächs in den Köpfen der Bildungsminister, das kennen wir zur Genüge. Ich kenne etliche Gymnasiasten, die an der FOS erstmal krachend gescheitert sind, da der Bildungsweg (zum Glück) ganz anders aufgebaut ist. Die sind sehr schnell von ihrem hohen Ross heruntergekommen, und wer am Gymnasium keinen Bock hatte, wird auch die Fachoberschule nicht schaffen. Aber das Fachabi nachzuwerfen fördert natürlich solche Auswüchse. Im Ergebnis müssen wir immer mehr Studenten finanzieren, die dann doch irgendwann aufgeben. Wie kann man im KuMi so begriffsstutzig sein?
Selbst in Bayern gibt es die Hochschulzugangsprüfung – dann können Sie an einer Uni studieren, sogar ganz ohne Abitur oder Meister.
Dass Bayern anders sei als die anderen Bundesländer existiert eben oft nur als Wunschvorstellung im Kopf.
Die Hochschulzugangsprüfung setzt eine berufliche Qualifikation voraus, und wenn es eine Prüfung für den Hochschulzugang gibt, dann ist es ja in Ordnung. Aber ich bezog mich auf die Aussage Carstens, dass man nach der 11. Klasse Gym ohne Abitur/Fachabitur den direkten Zugang erhält. Und das gibt es in Bayern nun mal nicht. Bitte genau lesen!
Nach der 11 hat man aber nur den schulischen Teil der FHR, es fehlt dann noch der betriebliche – aka Ausbildung, vormals Lehre.
Warum wurden die Auszubildenden schon früher “Stifte” genannt?
Weil stifte Nieten ohne Kopf sind:)
Der berufliche Teil kann auch durch ein Praktikum abgedient werden, habe ich doch geschrieben. In BaWü zählte auch der Wehrdienst.
Auf den Berufsschulen kann man ja sein ganz normales Abitur machen, Fachabitur ebenfalls und für diejenigen, für die das auch nichts ist, gibt es in jedem Bundesland nach der Berufsausbildung die Hochschulzugangsprüfung (man braucht also nicht einmal den Meister, um studieren zu können).
Die Fachhochschulreife (das ist kein Fachabitur) ist ein aus der Zeit gefallenes Relikt und sollte eigentlich endgültig gestrichen werden.
Was mit dieser scheinbar logischen und positiv formulierten Aussage implizit transportiert wird, ist die Botschaft, daß die Durchlässigkeit des Bildungssystems zu groß ist und erschwert werden muss, um dieses pol. gesteckte Klientel-Ziel zu erreichen. Anrufe und Kampagnen alleine werden nicht ausreichen, um sich eine unterbezahlten, in vielen Berufen sehr anstrengenden und mit wenig Aufstiegschancen verbundenen Lehrstelle schönzureden und Kindern dazu zu motivieren diesen Weg einzuschlagen, denn: “Nicht jeder kann (gut bezahlter) Meister:in” werden. Nur wenige, können sich die Meisterprüfung leisten, es werden – aus Sicht dieser Partei und ihrem Klientel – vielmehr einfache und vor Allem billige, anspruchslose Arbeiter:innen gebraucht. Im Klartext, bedeutet die Aussage dieser Bildungsministerin, daß kaputtgesparte, schlecht ausgestattete Schulen und steigender Leistungsdruck unsere Kinder viel besser auf die genannten Anforderungen vorbereiten, als perfekt ausgestattete, wohlgehütete (elitäre) Einrichtungen. Die Kindern müssen lernen “etwas auszuhalten”, mit niedrigen Ansprüchen (später dann monetär) leben zu lernen und tendenziell eher authoritätshörig, statt innovativ, kreativ, aufgeklärt und zu intelligent zu sein. (Ganz nebenbei wird die liberal extrem unbeliebte “Fridays For Future”-Mentalität etwas gedämpft: wer täglich schwitzt und wenig Komfort hat, kann nicht mehr auf hohem Niveau jammern, sondern muß sehen wir er/sie bleibt, der Kampf um den späteren Gymnasial-/Studienplatz überwiegt, dieser Weg fördert Egoismus, statt Gemeinschaft). Die ebenso benötigte elitäre Schicht, wird eher gesondert bedient, nur noch zum kleinen Teil in den “normalen” Einrichtungen. Deshalb stellte ich Eingangs die Hypothese auf, daß es im Kerne um eine Senkung der Durchlässigkeit unseres Bildungsystems geht. Das was über Jahrzehnte erarbeitet und bewerkstelligt wurde, wird vielleicht von einer Kleinstpartei eingerissen und zerstört. Erneut zu kurz gedacht, Deutschland lebt von seiner Innovationskraft, seiner Bildung und kreativen findigen Menschen, denn wir haben keine Rohstoffe. Man denkt stattdessen kurzfristig, ohne langfristige strategische Planung und vorbereitenden Investitionen. Es werden zu Gunsten von Wählerstimmen und Machterhalt nicht zielführende Strategien und Wege beschritten. Mir tun die Kinder leid, die unter solchem #Leadership in den kommenden Jahren zu leiden haben und leiden werden. Gute Nacht, Bildung. Es lebe die pervertierte Freiheit einer Minderheit.
Zitat: Die Kindern müssen lernen „etwas auszuhalten“, mit niedrigen Ansprüchen (später dann monetär) leben zu lernen und tendenziell eher authoritätshörig, statt innovativ, kreativ, aufgeklärt und zu intelligent zu sein. (Ganz nebenbei wird die liberal extrem unbeliebte „Fridays For Future“-Mentalität etwas gedämpft: wer täglich schwitzt und wenig Komfort hat, kann nicht mehr auf hohem Niveau jammern, sondern muß sehen wir er/sie bleibt, der Kampf um den späteren Gymnasial-/Studienplatz überwiegt, dieser Weg fördert Egoismus, statt Gemeinschaft)
Das ist in jeder real existierenden Gesellschaft so – es ist schlicht unmöglich, dass alle “Chef” sind. Gegenversuche sind mit zahllosen Toten und Hungerwirtschaft oft genug gescheitert.
Auch die FFFler und ähnliche linke Vorfeldorganisationen dürfen gerne mal wertschöpfend arbeiten, etwa mal ne Wand dämmen oder 100 Bäume pflanzen, statt z. B. in ner Energiekrise Energiebetriebe zu sabotieren, wie unlängst geschehen.
Ironischerweise stimme ich Ihrer grundsätzlichen Kritik trotzdem zu – ich sehe das *Problem* nur woanders: Das Kriterium für den Schulerfolg sollte die kognitive Leistungsfähigkeit sein… und eben nicht relative Armut oder die Befriedung von Klientel über zu leichte Abschlüsse.
Und da sehe ich bei allen Parteien “schwarz”, da das kurzfristig massiv Wählerstimmen kostet und nur langfristig uns allen was bringt.
Auf der Ebene der individuellen Gerechtigkeit kann und muss man jedem zum Abi raten. Gründe: Siehe oben, “race to the bottom” – Dynamik: Was individuell gut ist, ist kollektiv schlecht und verschlimmert das Problem.
Zitat: “Auf der Ebene der kann und muss man jedem zum Abi raten.”
Es ist doch Unsinn, wegen der Fiktion von individueller Gerechtigkeit zu einem Abitur zu raten, wenn es nur mit Mühsal und Unlust erreicht wird.
Was kann sich solch ein Schüler mit dieser ihm zuteil gewordenen “individuellen Gerechtigkeit” denn kaufen?
Im Leben zählt die individuelle Zufriedenheit und nicht eine “individuelle Gerechtikeit”, auch wenn viel Wirbel um sie gemacht wird.
“Was kann sich solch ein Schüler mit dieser ihm zuteil gewordenen „individuellen Gerechtigkeit“ denn kaufen?”
Besser entlohnte Ausbildungsplätze
Größe Auswahl an Ausbildungsplätzen
Mehr Möglichkeiten bei beruflichen Wechseln
Man gehört nicht zu der “Resterampe”, die nicht einmal das Jedermannabi geschafft haben (Grüße gehen raus an die Politik, die dafür verantwortlich ist)
…
Da gäbe es noch viele weiter Gründe
Dafür lohnt es sich den Daumen auf der “Mühsal und Unlust” zu behalten.
Das Fazit ist doch: besser ein mieses Abi als tolles MSA (außer du machst dann noch dein Abi an einem Berufskolleg).
Zitat: Im Leben zählt die individuelle Zufriedenheit und nicht eine „individuelle Gerechtikeit“, auch wenn viel Wirbel um sie gemacht wird.
Das sehe ich eher als ein großes Problem, ist natürlich eine subjektive Meinungsfrage.
Beispiele:
1) Ein kurzes Stück entfernt ist ein Wohnblock Hartzer – durchaus nette, freundliche Menschen. Gute Gesprächspartner. Die stehen so um 11:00 rum kollektiv auf, Käffchen im Kollektiv, im Laufe des frühen Nachmittags verschwinden sie (je nach Laune und Auftragslage) zu diversen “Nebenjobs”, schwarz versteht sich. Kann ich jede Ferien beobachten. Dass diese Leute zufrieden, relaxed und (so wirkt es jedenfalls) glücklich sind ist aus meiner subjektiven Sicht ein Problem.
Genauso wie ihre Freude über die fleissig gezeugten Kinder,die werden wie sie.
2) Der (fast erwachsene) Schüler D. hat mich neulich ganz relaxed und gechillt in seine Zukunftspläne eingeweiht. Sie involvieren gewisse Substanzen, Hartz4, viel Freizeit und Co. sowie (für seine Verhältnisse) viel bares Handgeld, nennen wir es mal so. D. ist wenig im Unterricht, üblicherweise braungebrannt, ausgeschlafen und gut gelaunt.
Dass D. “glücklich” ist (und natürlich immer ne neue Freundin am Arm hat), ist aus meiner subjektiven Sicht ein Problem. Immerhin, aus “Respekt” will er das nicht an/bei der Schule machen… tjoa.
Tut mir leid, mit der Verherrlichung von individuellem “Glück” kann ich garnichts anfangen. Kann man natürlich anders sehen, logo.
Die Durchlässigkeit im Bildungssystem ist per se nicht schlecht und bietet gerechte Chancen. Aber es muss ein klares Konzept auf die Beine gestellt werden, denn mit der Aussage, dass ein Meister und ein Master gleichwertig seien, beweist man wieder einmal mehr, dass die Bildungsminister ohne Weitsicht und fundierte, pädagogisch sinnvolle Arbeit und Vorbereitung an der Oberfläche kratzen. Man hat sich in der Vergangenheit auf Reformen und Aufgaben konzentriert (um sie s schnell nach “unten” weiterzugeben), die kaum einem was genutzt haben, allenfalls geschadet. Wirklich kompetente Bildungsexperten sind weit und breit nicht zu sehen, die Politik holt sich schon immer diejenigen, die in ihr “Konzept” passen. Zum Leidwesen der Betroffenen.
Nun sind Fachkräftemangel und Überakademisierung auf der Agenda, was schon längst hätte Thema sein sollen, und es kommen wieder nur hohle Phrasen statt aus den Fehlern zu lernen. Ich möchte wetten, dass die langfristigen Folgen und die vielen Begleiterscheinungen eines solchen Vorstoßes mal wieder nicht auf dem Schirm sind und damit das nächste Dilemma ausgelöst wird, das dann wieder ein anderer Minister zu lösen versucht. Und so geht es munter weiter.
Vielleicht haben die sich im Dämmerschlaf befindlichen Bildungsminister noch nicht bemerkt, dass ein Meister an bestimmten Hochschulen durchaus studieren kann, aber allzu leicht sollte man es nun auch nicht machen. Schon mal daran gedacht, für begabte Lehrlinge die Meisterprüfung staatlich zu bezuschussen? Ach, das passt ja wieder nicht ins Budget! Wann fangen die Kultusminister und ihr großer Beraterstab endlich an, pädagogisch sinnvolle und der Arbeitswelt zuträgliche Politik zu machen. Für die jetzige Leistung hätten die weder einen Meister- noch einen Mastertitel verdient. Das war jetzt ein populistischer Vergleich, musste aber einfach mal sein!
“Wirklich kompetente Bildungsexperten sind weit und breit nicht zu sehen, die Politik holt sich schon immer diejenigen, die in ihr „Konzept“ passen.”
Das Konzept hat auch einen Namen: Parteibuch
Einer handwerklichen Ausbildung ihrer eigenen Kinder stünde die Frau Ministerin bestimmt mit Offenheit und Wohlwollen gegenüber…
Mal eine Modellrechnung:
Feinwerkmechaniker (Schlosser im Handwerk) => Bruttogehalt 2700€
Feinwerkmechaniker Meister => Bruttogehalt 3350€
Industriemechaniker (Schlosser in der Industrie) => Bruttogehalt 2900€
Industriemechaniker Meister => Bruttogehalt 3800€
Ingenieur => Bruttogehalt 5300€
Alle Berufe machen Abi und starten mit 18 Jahren ins Berufsleben und Arbeiten bis 67.
FW: 3,5 Jahre Ausbildung 42 Monate x 900€ Ausbildungsvergütung = 37800€
45,5 Jahre Beruf 543 Monate x 2700€ Bruttolohn = 1474200€
Verdienst eines Berufslebens: 1,5 Millionen € also etwa 30850€ jährlich brutto
FWM: Ausbildung = 37800€
5,5 Jahre Geselle 66 Monate x 2700€ Bruttolohn = 178200€
Kosten für Meister Ausbildung -10000€
40 Jahre Meister 480 Monate x 3350€ Bruttolohn = 1608000€
Verdienst eines Berufslebens: 1,8 Millionen € also etwa 37000€ jährlich brutto
IM: 3,5 Jahre Ausbildung 42 Monate x 1000€ Ausbildungsvergütung = 42000€
45,5 Jahre beruf 543 Monate x 2900€ Bruttolohn = 1574700€
Verdienst eines Berufslebens: 1,6 Millionen € also etwa 33000€ jährlich brutto
IMM: Ausbildung = 42000€
5,5 Jahre Geselle 66 Monate x 2900€ Bruttolohn = 191400€
Kosten für Meister Ausbildung -10000€
40 Jahre Meister 480 Monate x 3800€ Bruttolohn = 1824000€
Verdienst eines Berufslebens: 2 Millionen € also etwa 41000€ jährlich brutto
ING: 5 Jahre Studium 60 Monate x 800 € Kosten = -48000€
44 Jahre Ingenieur 528 Monate x 5300€ = 2798400€
Verdienst eines Berufslebens: 2,75 Millionen € also etwa 56100€ jährlich brutto
Mit gleicher schulischer Ausbildung verdient der Facharbeiter in seinem Arbeitsleben also etwa 1,25 bis 0,75 Millionen weniger, also monatlich 2100 bis 1300€ monatlich.
Dafür genießt er in seinem Arbeitsleben die Freuden von körperlicher Arbeit (bis 67!), Wechselschicht, Arbeit im Freien.
So lange das so ist, bleibt alles Geschwätz von Gleichwertigkeit der Ausbildungen eben nur Geschwätz.
Da hilft auch kein “Ich find das gut” aller Hornveilchen und Co.
Würde mich wundern, wenn das Hornveilchen seine Kinder überzeugt Krankenpfleger/in zu werden, wenn die Chance besteht auch Arzt oder Ärztin zu werden.
Die Wirtschaft will und kann die Gehälter der Facharbeiter auch nicht zu 100% an die Gehälter der Akademiker anpassen. In manchen Berufen ist die Bezahlung für Facharbeiter natürlich ausbaufähig.
Ansonsten leben wir eben in einer Welt der Gewinnmaximierung. Das müsste doch vor Allem die FDP leben.
Warum sollte ein junger Mensch mit Abi also für durchschnittlich 3000€ körperliche Arbeit im Wechselschichtsystem machen, wenn er auch für 5500€ sitzende Tätigkeit am PC machen kann.
Lösung kann es nur sein sich von den Abi für alle Prinzip zu lösen und die schulischen Anforderungen für einen Studienbeginn so zu steigern, dass das Studium nicht mehr praktisch jedermann zugänglich ist.
Nachdem die Politik der Bevölkerung den Erwerb der Abi aber in den letzten Jahren praktisch als Grundrecht verkauft hat, dürfte das recht unpopulär sein.
Warum also was unpopuläres tun, wenn man mit hohlen Phrasen von der Gleichwertigkeit auch aus der Nummer raus kommt.
Ist zwar keine Lösung, verdeckt die eigene Passivität bei der Problemlösung aber ausreichen gut.
Das reicht in der Politik und bei der FDP schon zwei mal.
Tipp:
Eventuell sollte das Handwerk mal zusammen legen und eine größere Parteispende machen. Erfahrungsgemäß wirkt das auf die FDP unglaublich motivierend.
Gute Rechnung!
Und wenn man noch die Beitragssbemssungsgrenze der gesetzlichen RV sieht (84.600 €), dann kommt Ihr Ingenieur mit 5.300 € Bruotto auf 1,65 Entgeltpunkte pro Jahr – ohne 13. / 14. Gehalt
Der Handwerker / Meister bewegt sich eher im Rahmen des Durchschnittsgehaltes von aktuell 39.000 €. Macht dann einen Entgeltpunkt pro Jahr.
Überschlägig hat der Ingenieur am Ende eine 50 % (0,65 Entgeltpunkte pro Jahr mehr abzgl. einer ggf. längeren Ausbildungszeit) höhere Rente.
So ohne Weiteres würde ich meinen Töchtern also nicht unbedingt einen handwerklichen Beruf nahe legen – jedenfalls nicht abhängig beschäftigt im Handwerk.
Mit Abitur würde ich dann eher auf die Selbständigkeit setzen. Oder auf eine gewerbliche Ausbildung in einem Industrieunternehmen als Alternative.
Dass man mit einer höheren/längeren Ausbildung mehr verdient, ist ja ein Grundprinzip. Nur wird das letztlich ad absurdum geführt, wenn am Ende alle eine gleich lange bzw. gleichwertige Ausbildung durchlaufen. Die Gewinnmaximierung wird dann genauso bei den Akademikern zuschlagen.
Warum gibt’s eigentlich einen Mangel an IT-Spezialisten? Bestimmt nicht wegen eines Mangels an Abiturienten oder Leuten mit Fachhochschulreife. Es dürfte wohl manches auch an inhaltlichen Schwierigkeiten liegen, die nicht jeder bewältigt. Was ist denn mit den “Risikoschülern”, die in 9 Schuljahren kaum Lesen und Schreiben gelernt haben? Ja natürlich, die müssen allumfassend “gefördert” werden mit mehr Psychologen und mehr Sozialarbeitern, damit sie auch alle Abitur machen und das Einkommen haben, das Sie oben vorrechnen.
Sie haben vergessen, das Lebenseinkommen von Berufspolitikern auszurechnen, die nach mehreren Ämtern wie Bürgermeister, Abgeordneter, Sparkassendirektor usw. am Ende auch mehrere Pensionen additiv ausbezahlt bekommen, ganz im Gegensatz zu “normalen” Beamten, die immer nur EINE Pension beziehen dürfen. Aber dass alle Leute Berufspolitiker werden, das wird wohl auch nicht gehen, oder?
Gelernt: Kaufmann im Groß- und Einzelhandel.
Bin ich nun soviel wert wie ein BWLer?
(Heute nix mit gendern).
Gendern und verhunzen Sie unsere Sprache ansonsten? Das würde mich schwer enttäuschen.
Solche Kampagnen sind gut gemeint, aber ziemlich nutzlos. Angebot und Nachfrage bestimmen letztlich den Wert, auch den von Ausbildungen und Berufen.
Ich bin überzeugt, dass die Folgen der Abiturientenschwemme und langjährigen Verachtung der dualen Ausbildung ganz von allein für künftige Wertverschiebungen sorgen wird.
Die Nachfrage nach Ausbildungsberufen hat m.E. noch lange nicht ihren Höhepunkt erreicht. Das treibt die Löhne in die Höhe und das Ansehen von Handwerkern steigt automatisch.
Umbrüche brauchen nur ihre Zeit, doch sie kommen unweigerlich.
Gutes Beispiel für Nachrichten, die in mir ein hohes Level kognitiver Dissonanz verursachen.
Die FDP könnte damit anfangen, die Staatliche Anerkennung von Erziehern entsprechend ihres Ausbildungslevels zu bewerten und zu honorieren (bzw. dies den Trägern mit höheren Investitionen in entsprechenden Bereichen zu ermöglichen).
Die liegt nämlich im EQR tatsächlich gleichauf mit einem Bachelorabschluss oder Meisterbrief auf Level 6.
Tja.
Die Bildungspolitik der FDP steht schon im krassen Widerspruch dazu, nicht?
Zum Karrierestart setzt der erreichte Schulabschluss momentan noch einem Studium zum Beginn des Berufsleben ganz sicher krasse Grenzen und so bleibt die berufliche Ausbildung.
Auch wenn die Ministerin der FDP dies ein wenig anders anders zu sehen scheint:
„Bettina Stark-Watzinger MdB Bildung
Der mündige Bürger, der ein selbstbestimmtes Leben führen möchte, steht im Mittelpunkt liberaler Politik. Sein Vorankommen möchten wir unterstützen. Mit unserem Ziel der weltbesten Bildung wollen wir Chancen für alle schaffen. Investitionen in Bildung, Ausbildung und Qualifizierung wollen wir daher deutlich erhöhen. Jeder der sich anstrengt, verdient Respekt vor seiner Leistung – unabhängig seiner Herkunft oder seines Schulabschlusses.“
https://www.stark-watzinger.de/
Ein Facharbeiter der nach 2 Jahren Berufstätigkeit eine 2-jährige Weiterbildung zum Staatl. geprüfte Techniker macht, hat auf jeden Fall eine höhere Bildung erreicht als ein Abiturient mit Bachelorabschluss.
Den 2.Bildungsweg immer noch zu diskriminieren, ist völlig untragbar.
Insbesondere im Vergleich mit anderen europäischen Abschlüssen, wo man in ein paar Wochenendkursen zum Bachelorabschluss gelangt.
Und selbstverständlich könnte ein Techniker Mathematik, Physik, Englisch oder Deutsch als Quereinsteiger unterrichten.