GEW beklagt Fachkräfte-Mangel und fordert: Ganztag aussetzen, um Unterricht zu sichern

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BREMEN. GEW-Landesvorstandssprecherin Barbara Schüll fordert die Bremer Bildungsbehörde zum Schuljahresbeginn auf, den Ganztagsbetrieb an Schulen vorläufig zu begrenzen – die Bedingungen dabei seien katastrophal. Sonst drohe an einigen Standorten ein Notstand.

Ganztag aussetzen? Foto: Shutterstock

„Wir haben Schulstandorte, die durch den eklatanten Fachkräftemangel und die erhöhten Anmeldungen von Kindern und Jugendlichen so stark gefordert sind, dass die Entlastung dringend notwendig ist“, sagt Schüll. „Die Lehrkräfte reduzieren ihre Unterrichtsverpflichtung, um dem täglichen Druck standzuhalten“, ergänzt Corinna Genzmer, GEW Stadtverbandsvorstandssprecherin „und fehlen somit als Fachkräfte“. „Auch nicht-unterrichtende Pädagog:innen fallen vermehrt durch Langzeiterkrankungen aus“, ergänzt Schüll.

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Damit Unterricht für alle gesichert erteilt werden könne, sei es sinnvoll, erst einmal den Ganztag auszusetzen und dringend benötigte Kräfte zu schulen und zu qualifizieren. Dies müsse berufsbegleitend, mit engmaschiger Be- und Anleitung durch beschäftigte Kolleginnen und Kolleginnen umgesetzt werden. Dazu brauche es regelmäßige Teamzeit für die Beschäftigten – und anerkannte Abschlüsse für die Quereinsteigenden nach der Qualifizierung. „Die Senatorin für Kinder und Bildung muss jetzt handeln“, sind sich die Gewerkschafterinnen einig. News4teachers

Personalmangel – Kommunen: Rechtsanspruch auf Ganztag an Grundschulen nicht umsetzbar

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fabianBLN
1 Jahr zuvor

Den Ganztag auzusetzen, ist eine gute und richtige Idee, um Unterricht zu sichern. Ich unterstütze das.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  fabianBLN

Die Eltern bzw. deren Arbeitgeber sind aber anderer Meinung.

Sunny
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Es gibt auch Möglichkeiten der Nachmittagsbetreuung wie den Hort für kleinere Kinder… Und ältere Kinder können auch Mal eine Zeit lang alleine Zuhause sein. Ich sehe da jetzt kein Problem.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Sunny

Wo es Horte gibt, ist das womöglich kein Problem, aber es gibt sie nicht in allen Regionen.
Hier gab es sie nie und die Möglichkeit zur Betreuung über den Vormittag hinaus gibt es erst, seit die ersten Schulen den Ganztag anbieten (ca. 10 Jahre), andere Schulen ziehen allmählich nach Oder warten noch darauf. Aber auch an diesen Schulen fehlen Lehrkräfte.

Dabei wird an den Ganztagsschulen ein Großteil der Betreuung von pädagogischen Mitarbeiter:innen (keine Erzieher:innen) übernommen. Würde man dort Stunden streichen, hätte man keine Lehrkräfte gewonnen, könnte aber die Mitarbeiter:innen zur Aufsicht in den Unterricht stellen, der mangels Lehrkräften nicht erteilt werden kann … und wird.

Sonia
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Wenn man qualifizierte und gefragte Mitarbeiter einfach zur Aufsicht irgendwo hinstellt, kündigen diese bald.

Jan
1 Jahr zuvor
Antwortet  fabianBLN

Ich finde das auch gut. Die Eltern sollen einfach ihre Arbeitszeit reduzieren und sich nicht so haben.

Sonia
1 Jahr zuvor
Antwortet  Jan

Das wiederum wird zu Schieflagen in anderen Bereichen führen.

Last edited 1 Jahr zuvor by Sonia
Pitti
1 Jahr zuvor
Antwortet  fabianBLN

Ich finde das auch richtig. Zumal nachmittags sowieso nur noch Verwahrung ist. Und klar, man hat weniger Geld zur Verfügung, aber ich habe meinen Job ausgesetzt, als die Kids klein waren und bin danach wd eingestiegen. Geht!!! Und ja, es gibt Menschen, die brauchen ein zweites Gehalt. Nur sein wir Mal ehrlich, man wird doch heute belächelt, wenn man sagt, man ist Zuhause bei den Kindern. Aber man hat bei allem immer zwei Meinungen.

Carsten
1 Jahr zuvor
Antwortet  Pitti

Oh, Pitti, da stimme ich Ihnen aus tiefstem Herzen zu. Als meine Frau mit den Kindern daheim war (bis das jüngste Kind sieben war), kamen einmal KollegInnen (!) von mir zu Besuch und meinten: „Ah, Du arbeitest gar nicht!“. Nur ein flotter Spruch konnte die Situation retten…

GEW-nee!
1 Jahr zuvor

Die Idee ist durchaus charmant, wird aber nicht realisiert.
Es gibt einen Rechtsanspruch bzw. auf die Barrikaden gehende Eltern und Arbeitgebende.
Im Zweifel wird’s den verbeamteten Lehrkräften über eine Mehrarbeitsverordnung aufgedrückt.

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  GEW-nee!

Richtig, aber nicht unbezahlt oder ohne Zeitausgleich im nächsten Schul(halb)jahr. Die aktuellen Corona-bedingten Ausfälle sind schließlich nicht „unvorhersehbar“. Wer hier Vertretung leisten soll, der sollte unbedingt auf seinen Rechten bestehen und sich nicht (wieder einmal) ausbeuten lassen.

Noch 5 Jahre
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Ich befürchte, es wird wieder funktionieren- der Zusammenhang mit Corona wird geleugnet werden- ist ja schon passiert- es wird auf angeblich nicht Vorhersehbares geschoben werden. Und am Ende des Tages geben die Lehrkräfte nach, halten Stunden, machen GTS, Wandertag, Klassenfahrt, Projekte und alles andere- weil sie meist keine E… haben und- den Dackelblick aufsetzend- es ja „für die Kinder“ ist.

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Noch 5 Jahre

Alle freiwilligen Leistungen (Kllasenfahrten, Wandertage, Projekte, …) streichen, Unterricht nur noch nach eingeführtem Lehrbuch (spart viel Vorbereitung), Klassenarbeiten vom Umfang her auf ein korrekturfreundliches Minimum reduzieren. Und in Vertretungsstunden in eigenen Lerngruppen die nächstbeste Aufgabe aus dem Buch bearbeiten lassen, oder falls fachfremd eingesetzt, fragen ob es Hausaufgaben gibt, diese dann bearbeiten lassen. Ansonsten nur beaufsichtigen.

Wenn einer meckert, dann auf die auch führ Lehrkräfte gültige Arbeitszeitverordnung verweisen (unbezahlte Mehrarbeit ist nur zulässig, wenn sie kurzfristig, unvorhersehbar und aus dienstlichen Gründen notwendig ist. Und auch dann maximal drei Unterrichtsstunden im Monat!).

Noch 5 Jahre
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Sehe ich ebenso.

Lanayah
1 Jahr zuvor
Antwortet  GEW-nee!

Der Rechtsanspruch soll meines Wissens erst noch kommen (mag aber sein dass es da Unterschiede in den Bundesländern gibt). Ich finde, dass die GEW Bremen da wirklich mal eine gute Forderung stellt.
Abgesehen davon, was ist schon ein Rechtsanspruch. Den gibt es derzeit schon für die Betreuung kleiner Kinder, er ist aber nicht einforderbar, wenn es keine KiTa- Plätze ider Tagesmütter /väter gibt.

Gelbe Tulpe
1 Jahr zuvor

Die Ganztagsschule nimmt den Schülern die Zeit, den Stoff nach der Schule zu lernen. Daher sollte die Schule maximal bis etwa 13 Uhr mittags gehen. Weitgehender Unterricht darüber hinaus verringert die Schülerleistungen, erhöht die Kurzsichtigkeits- und Rückenschmerzraten der Lernenden und führt auch noch zu steigenden Personal- und Energiekosten.

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

In einer Ganztagsschule sollten die SuS die Hausaufgaben und das Lernen in der Schule eigentlich machen.
Die Kurzsichtigkeits- und Rückenschmerzrate wird durch Computer, Handygaffen und Fernseher auch nicht verbessert denke ich?
Die Personalkosten sind höher.
Die Energiekosten nur, wenn die SuS alle dss Licht, den TV, Computer und das Handy ausschalten und mal raus gehen. Außer wenn es rein um die Energiekosten der Schulen geht, dann ja … Aber etwas weiter denken sollte man dann vielleicht schon.

dauerlüfterin
1 Jahr zuvor

Ich kann diese Forderung nur im Ansatz nachvollziehen.
Das Gros der Stunden entfällt bei uns im Ganztag auf Kräfte, die keine Lehrer sind (vor eine reguläre Schulklasse würde ich viele auch nicht stellen wollen).
Es gibt AG-Stunden, die durch Lehrkräfte angeboten werden und an denen (nicht nur) Ganztagskinder teilnehmen. Hier könnte man sparen bzw. umschichten. Viel ist das vom Stundenvolumen her nicht.

Noch 5 Jahre
1 Jahr zuvor
Antwortet  dauerlüfterin

In RLP muss der Ganztag mindestens zu 50% mit Lehrkräften besetzt werden- eine Quote, die man spielend steigern kann. Und dann an der Stundenanrechnung drehen- AG oder Lernzeiten zählen nur halb, dann passt das schon wieder.