SCHWERIN. Ungeachtet der Kritik von Bildungsverbänden an einer Vier-Tage-Woche an Testschulen in Sachsen-Anhalt fordert die FDP eine Prüfung des Modells für Mecklenburg-Vorpommern. Das Modell mit vier Tagen Unterricht in der Schule und einem Tag für Distanzlernen, Unternehmensbesuche oder Praktika fuße auf wissenschaftlichen Erkenntnissen zu sich verändernden Lern- und Lehrbedingungen, erklärte die bildungspolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion, Sabine Enseleit. «Lernen muss nicht zwangsläufig im Klassenzimmer stattfinden», meinte sie.
Das Vier-plus-eins-Modell soll vom kommenden Schuljahr an in einem Dutzend Schulen Sachsen-Anhalts für zunächst ein Schuljahr getestet werden. Bildungsverbände haben das Vorhaben heftig kritisiert. So äußerte der Vorsitzende des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, den Verdacht, es handele sich dabei um ein Sparmodell und die Unterrichtsausfallstatistik solle «massiv» geschönt werden. Ein dauerhafter Niveauverlust sei zu befürchten. Die FDP-Politikerin Enseleit betonte, es sei und bleibe wichtig, verstärkt Lehrkräfte auszubilden und einzustellen.
Auch die FDP in Schleswig-Holstein zeigte – vorsichtiges – Interesse. Die geplanten Tests in Sachsen-Anhalt mit vier Wochentagen Unterricht in der Schule und einem Tag für Distanzlernen, Unternehmensbesuche oder Praktika bezeichnete der Fraktionsvorsitzende Christopher Vogt zurückhaltend als interessanten Modellversuch. Dessen Ergebnisse sollte man sich dann auch in Schleswig-Holstein anschauen. «Mehr Praktika, Planspiele oder Unternehmensbesuche befürworten wir sehr, aber das kann man auch anders organisieren.»
Die FDP schlage für Schleswig-Holstein allerdings nicht nur mit Blick auf die Unterrichtsversorgung und Lernrückstände durch die Pandemie andere Prioritäten vor, betonte der Fraktionschef unter Hinweis auf das von ihm geforderte Maßnahmenpaket. «Wir brauchen mehr Stunden für die Grundschulen, kleinere Klassen und insgesamt mehr Schwimmunterricht an den Schulen», sagte Vogt. «An den weiterführenden und berufsbildenden Schulen müssen wir vor allem die MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) sowie die wirtschaftliche und politische Bildung stärken.» News4teachers / mit Material der dpa
Erstes Bundesland erprobt Vier-Tage-Präsenzwoche (angeblich nicht wegen Lehrermangel)
Dass Distanzlernen hervorragend funktioniert hat, haben wir ja während Corona gesehen. Bin gespannt, wie die Eltern dann ihr Betreuungsproblem lösen. Als Schüler würde ich mich auf die 4-Tage-Woche freuen. Ein Tag mehr, um auszuschlafen.
Theoretisch schon. Wenn ich mit ansehe, wie das Distanzlernen im Lockdown funktioniert hat, werden meine Kinder eine 3 Tage Woche haben, sofern der freie Tag der Kinder der Lehrerin ein anderer ist als der ihrige. Denn wenn ihre Kinder zuhause sind, kann diese Lehrerin nicht arbeiten. Für die anderen Eltern gilt: damit muss man rechnen, wenn man Kinder in die Welt setzt. Betreuung ist nicht Problem der Schule (auch nicht, wenn das Betreuungsproblem schulgemacht ist).
Auch die FDP verschweigt vermutlich bewusst, dass durch diese Vier-Tage-Woche in Wahrheit die Lehrer nur mehr Kurse übernehmen müssen, weil die nach wie vor die gleiche Anzahl Unterrichtsstunden ableisten müssen. Dazu kommen natürlich unentgeltlich Vorbereitung, Nachbereitung, Korrektur, Konferenzen, Elterngespräche für die zusätzlichen Klassen.
Es ist ein Tag weniger angedacht, nicht mehr Tage.
Lediglich die Verteilung der Deputate werden anders über die Woche verteilt werden.
Zumindest lassen sich so 20 % Energiekosten leicht einsparen.
Ich verstehe den Vorschlag so, dass die Schüler vier Tage pro Woche in die Schule kommen, die Lehrer aber nach wie vor fünf. Der freie Tag verteilt sich halt je nach Klasse unterschiedlich. Demnach haben die Kinder netto 20% weniger Präsenzunterricht, die Lehrer dieser Kinder entsprechend auch. Aufgrund des Deputats laut Arbeitsvertrag haben die Lehrer somit Kapazitäten für weitere Klassen.
Und die Lehrkraft muss dann noch den “freien” Lerntag der Kinder organisieren, also praktisch so etwas wie “Distanzunterricht light”.
Resultat: Mehrarbeit für die Lehrkräfte: Mehr Klassen, mehr Kurse, mehr Lernmaterial bereitstellen.
Glaubt hier wirklich jemand, dass gerade die FDP eine Entlastung der Lehrkräfte im Sinn hat. Weltfremder kann man kaum sein…
Herzhaft gelacht! Danke FDP
Wenigstens ein Bundesland, das offen für neue Wege an Schulen ist! Bitte dieses Modell auch an Schulen in NRW übertragen!!!
Das Schulsystem ist alt, überholt. Die Regeln an deutschen Schulen stammen aus Zeiten, die mit der heutigen Welt nichts mehr zutun haben!
Ein Home-Schooling-Tag pro Woche würde das System zum Guten entzerren, denn viele Probleme, die Alltag an deutschen Schulen sind, würden damit minimiert werden können!
Dass Home-Schooling auch funktionieren kann, hat die Pandemie bewiesen: denn es gab sehr viele Familien, bei denen das Lernen von Zuhause mehr als gut funktioniert hat, auch wenn gerne nur von den gegenteiligen Fällen berichtet wurde in den letzten Jahren.
Es wird immer davon geredet, dass Schulen auf alle Kinder individuell eingehen würde. Aber das ist in der Praxis nicht der Fall. Ich meine mit ALLE Kinder, wirklich alle, nämlich auch die, welche keinen sonderpädagogischen Förderbedarf haben. Weil es scheint in dem Zusammenhang immer nur für diese Gruppe zu gehen, wenn von “auf alle Kinder individuell eingehen” die Rede ist. Aber was ist mit den Kindern, die keinen Förderbedarf haben? Diese haben auch individuelle Bedürfnisse an Schulen und zum Thema Lernen!
Vielen Kindern würde es gut tun, wenn es einen 4-Tage-Woche gäbe! Viele Kinder haben längst begriffen, dass sie für sich selber lernen und dies auch eigenständig zuhause tun. Es müssen nicht alle Kindern nonstop im Klassenraum kontrolliert werden.
Ein anderes Stichwort ist Wahlfächer/Wahlbereiche: viele Fächer müssen überholt werden! Sport ist nicht mehr zeitgemäß wie es an deutschen Schulen praktiziert wird! Warum können alle Kinder nicht Sportarten wählen, die ihnen liegen? Warum muss jedes Kind ein Turn-Künstler sein und von dem Barren einen Salto hinlegen, obwohl es kein Turner ist, sondern Fußballer, Tennisspieler, Leichtathlet… warum werden so viele Schüler in den Sport-Unterricht gezwungen und haben Bauchweh, weil sie eben nicht vom Reck springen und ein Rad-Schlagen können, das aber “auf-Teufel-komm-raus” verlangt wird…
Das kann man genauso auf Kunst/Musik und weitere Fächer projezieren:
wenn ein Kind ein mathematisch-wissenschaftliches Talent hat, aber nicht gut zeichnen, werkeln, singen kann, warum wird es dann mit schlechten Noten in Musik&Kunst bestraft, obwohl es nichts falsch macht, sondern seine Talente woanders liegen?
Warum werden den Kindern an deutschen Schulen nicht viel mehr individuelle Möglichkeiten nach Veranlagung/Begabung mitgegeben, anstatt ihnen mit Zwangsfächern jedes Halbjahr in Form von Noten vor Augen zu führen, was sie angeblich nicht gut machen??
Es liegt in der Natur, dass jeder Mensch andere Talente und Interessen entwickelt. Warum dürfen Schüler nicht entsprechend an deutschen Schulen Fächer/ Themenbereiche wählen, die ihnen liegen? Das wäre in vielen Nebenfächern an weiterführenden Schulen möglich, ohne Wissenslücken in der Allgemeinbildung! Denn es ist nicht nötig, dass jedes Kind ein Turner ist, und nicht jedes Kind muss ein Verständnis für Picasso entwickeln…
Ich frage mich, wie es sein kann, dass sich auch nach so vielen Jahrzehnten nichts an deutschen Schulen inklusive dem überholten Notensystem geändert hat, wie es immer noch praktiziert wird?!
Korrekt, der Distanzunterricht hat bei den bildungsnahen Familien insofern funktioniert, als das die Kinder dadurch nicht schlechter in ihren Leistungen wurden – besser aber auch nicht. Die Kinder mit einer in der Schule schon miesen Arbeitseinstellung wurden dadurch noch schlechter als sonst schon.
Ich finde, Kinder sollten sich auch ihren Zahnputz-Rythmus, die Sprit-Sorte für‘s Auto, ihre Geschwister und wöchentlich die Balkonbepflanzung aussuchen dürfen.
Die Musiknote setzt sich keinesfalls nur aus Gesangsnoten zusammen, sondern die SuS bekommen auch grundlegende Kenntnisse in Notenlehre /Musiktheorie, Musikgeschichte usw. Diese Bereiche sind nicht vom Gesangstalent abhängig. Selbst die Gesangsnoten basieren auch auf Textsicherheit und Rhythmus, sodass da niemand mit Noten schlechter als befriedigend abschneiden muss. In Kunst dürfte es ähnlich sein. Die Fächer aber einfach schon in unteren Klassen wahlweise weglassen zu dürfen würde bedeuten, dass den SuS doch ein großer Teil kulturellen Allgemeinwissens fehlen würde, das sie aber als Basis brauchen, um sich dann später selbst das herauszusuchen, was ihnen gefällt, was sie selber für Musik hören oder vielleicht sogar selbst spielen möchten. Wenn ich nichts oder nicht viel kenne – und die Musik- und Kunstwelt ist ja wirklich sehr vielfältig, wenn man z.B. an die große Bandbreite von klassischer Musik, Jazz, Rock und Pop usw. denkt – kann ich mich auch nicht für etwas entscheiden. Auch im Sportunterricht wird für alle Muskelgruppen trainiert. Und ohne z.B. ausreichende Armkraft, die nun mal auch mit „unbeliebten“ Grundübungen wie Liegestützen usw. trainiert wird, hat man auch in den „beliebteren“ Sportarten Probleme, weil muskuläre Voraussetzungen fehlen. Das erweist sich immer wieder bei den Tests fürs Skilager. Um sich beim Skifahren nicht zu verletzen bzw. um die Verletzungsgefahr zu minimieren, müssen die SuS bei uns vorher bestimmte Tests absolvieren. Wer die deutlich nicht besteht, darf nicht mitfahren.
Dazu kommt ja noch, dass gerade SuS, deren Elternhaus kaum Unterstützung sportlicher Art gibt oder kulturelle Akzente setzt (Theater, Konzert…), von vielem völlig ausgeschlossen wären und davon nie eine Ahnung bekämen.
In der Oberstufe, wenn eine gewisse Basis da ist und man sich schon eher in Richtung Studium / Beruf orientiert, ist ja dann die Wahl verschiedener Kurse möglich.
Sehe ich auch so, Alina! Das deutsche Schulsystem benötigt eine grundsätzliche Reform. Immerhin darf in NRW nun auch die Schule um 9 Uhr beginnen.
Zitat:
“Das Schulsystem ist alt, überholt. Die Regeln an deutschen Schulen stammen aus Zeiten, die mit der heutigen Welt nichts mehr zutun haben!”
Das Auto stammt auch aus einer Zeit, die mit der heutigen wenig zu tun hat, genau so wie die Eisenbahn, Flugzeuge, Computer, Windräder, Häuser, das Rad usw.
Zitat:
“Warum muss jedes Kind ein Turn-Künstler sein und von dem Barren einen Salto hinlegen, obwohl es kein Turner ist, sondern Fußballer, Tennisspieler, Leichtathlet… ”
In welchem Sportunterricht ist das denn der Fall? Würden die Kinder nicht mit verschiedenen Sportarten in der Schule in Berührung kommen, wüssten viele gar nicht, dass sie gute Leichtathleten, Turner, Schwimmer, Volleyballer usw. sind.
Interessante Idee! Man soll es ernsthaft prüfen.
Nichts gegen solche Überlegungen, aber da passt etwas nicht zusammen. Auf der einen Seite führen wir kostenintensiv verpflichtende Ganztagschulen ein, auf der anderen Seite sollen dann Schüler tageweise komplett zu Hause bleiben. Was denn nun? Ich bin eher der Meinung, dass der verpflichtende Ganztag gescheitert ist, weil er für viele Lehrer und auch Schüler belastend ist und mehr Nachteile denn Vorteile bringt. Gerne freiwillige Angebote, aber nicht mehr der Missbrauch von Schülern als Erziehungshilfen für Problemjugendliche.
Für diejenigen SuS, die eigenverantwortlich arbeiten können, engagiert und interessiert sind und zu Hause entsprechende Unterstützung und Ausstattung haben, ist das eine gute Idee.
Die Wahrheit ist leider, dass das bei den wenigsten so ist, daher nicht praktikabel. In der Praxis würde das dann für viele ein mehr oder weniger freier Tag.
Es ist unfassbar, dass über dermaßen dummes Zeug überhaupt diskutiert wird. Es liegt auf der Hand, dass es nicht funktionieren kann.