Vom Anbau bis zum Endprodukt: nachwachsende Rohstoffe vor Ort entdecken – mit einer Exkursion

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GÜLZOW-PRÜZEN. Die Klimakrise beschäftigt Schülerinnen und Schüler dauerhaft, das zeigen die Fridays for Future-Proteste eindrücklich. Seit 2018 kämpfen Millionen Jugendliche weltweit für einen Wandel in der Klimapolitik – hin zu mehr Nachhaltigkeit. Nachwachsende Rohstoffe spielen dabei eine entscheidende Rolle. Für diese will das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) Kinder und Jugendliche sensibilisieren. Dabei setzt das BMEL auf das Exkursionsnetzwerk „NawaRo machen Schule“, das Lehrkräfte unterstützen soll, das Thema Bioökonomie im Unterricht aufzugreifen.

Für Kinder im Grundschulalter eignen sich beispielsweise Waldklassenzimmer, um sie an das Thema nachwachsende Rohstoffe heranzuführen. Foto: Shutterstock/Evgeny Atamanenko

Der Begriff „Bioökonomie“ beschreibt laut dem BMEL ein Wirtschaftssystem, das auf nachwachsenden statt fossilen Rohstoffen basiert. Im Fokus stehen nicht mehr Kohle, Erdöl und Erdgas, sondern beispielweise biologische Ressourcen wie Pflanzen, Mikroorganismen und Pilze. Bereits heute bilden nachwachsende Rohstoffe die Grundlage zahlreicher Produkte des täglichen Lebens, darunter Arzneimittel, Kosmetika, Farbstoffe und Textilien, erklärt die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR), die das Exkursionsnetzwerk rund um nachwachsende Rohstoffe im Auftrag des BMEL koordiniert. „Themen wie Klimawandel, Ressourcenknappheit und Nachhaltigkeit gewinnen zunehmend an Relevanz, die sich in den Lehrplänen noch nicht immer widerspiegelt. Viele Pädagogen möchten diese Themen aber schon heute ins Curriculum einbauen; Exkursionen können hier helfen, den Lehrplan punktuell zu ergänzen“, erklärt Anton Windirsch, Referent für Öffentlichkeitsarbeit bei der FNR. Auf der Suche nach passenden Lernorten soll das Exkursionsnetzwerk „NawaRo machen Schule“ Lehrkräfte unterstützen.

Exkursionen können hier helfen, den Lehrplan punktuell zu ergänzen.

Vom Anbau über die Verarbeitung bis hin zum nachhaltigen Endprodukt – über die Internetseite des Netzwerks finden Lehrpersonen eine Übersichtskarte außerschulischer Lernorte, an denen Schülerinnen und Schüler einen Einblick in die Bioökonomie erhalten. Dazu gehören aktuell unter anderem Bauernhöfe, Holzbaubetriebe und Zimmereien, chemische Labore und Produktionsanlagen, Biogasanlagen sowie Erlebnis- und Bildungszentren.

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„Die Lernziele der Bildungsangebote unterscheiden sich je nach Altersgruppe“, erklärt Windirsch. Während in der Primarstufe die Lernenden ein grundsächliches Verständnis erwerben sollen, welche Rohstoffe es gibt und welche nachhaltigen Ressourcen die Gesellschaft nutzen kann, stehen in der Sekundarstufe bioökonomische Zusammenhänge im Mittelpunkt. „Hier bieten sich etwa Bildungszentren an, in denen Themen wie Klimawandel, Ressourcenknappheit, erneuerbare Energien, Ersatz fossiler Rohstoffe, Kaskadennutzung und so weiter im Rahmen eines anschaulichen Vortrags oder Workshops behandelt werden.“ Angebote, die demonstrieren, wie aus natürlichen Rohstoffen nachhaltige Produkte werden, zum Beispiel in einem Industrielabor oder einer Bioraffinerie, eigneten sich besonders, um die Neugierde der Schülerinnen und Schüler zu wecken. Für ältere Jugendliche seien Ausflüge in die Bioökonomie zudem im Zuge der Berufsorientierung wegen der vielfältigen Berufsfelder interessant.

Qualitätskontrolle sorgt für Mehrwert

„Zu den Exkursionszielen gehören nicht nur etablierte Lernorte wie die ‚Klima Arena‘ in Sinsheim, sondern auch kleinere Unternehmen, die ihre Arbeit und ihren Beitrag zum Klimaschutz vorstellen wollen“, sagt Windirsch. Ein Beispiel dafür ist der Unverpackt-Laden „die waagschale“ in Norderstedt, Schleswig-Holstein: Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher Jahrgangsstufen können sich bei einem Besuch einen Einblick verschaffen, wie ein Unverpackt-Laden arbeitet, und sich mit den Gründerinnen zu den Themen Zero Waste, Nachhaltigkeit, Plastikmüll und Ressourceneinsparungen austauschen. Die Ziegler Holzbau GmbH in Pünderich, Rheinland-Pfalz, lädt Kinder und Jugendliche von der 1. bis zur 13. Klasse zu einer Besichtigung des Betriebsgebäudes ein. Dabei erfahren sie, wie das Unternehmen Häuser aus Holz baut und welche Vorteile für den Klimaschutz damit verbunden sind.

Dass es sich bei den Angeboten tatsächlich um thematisch passende Bildungsprogramme mit Mehrwert handelt, prüft die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe im Zuge einer Qualitätskontrolle. Erst im Anschluss nimmt sie den jeweiligen Lernort ins Netzwerk auf. Seit dem Projektstart im Oktober 2021 haben sich bereits über 100 Exkursionsorte registrieren lassen, in mehr als 50 Fällen haben die Lernangebote bereits die Kontrolle passiert – und das Netzwerk soll noch weiter wachsen, betont Anton Windirsch. „Viele junge Menschen haben von Bioökonomie zunächst nur eine vage oder abstrakte Vorstellung, doch Beispiele für eine biobasierte Wirtschaft finden sich schon jetzt quasi vor der Haustür. Durch eine Exkursion wird die Idee, die hinter dem Begriff steht, Schülerinnen und Schülern erfahrbar gemacht und somit für sie greifbar.“ Anna Hückelheim, News4teachers

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