Jeder dritte scheitert am Sporttest: Polizeigewerkschaft klagt über unfitte Bewerber

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MÜNCHEN. TV-Kommissare müssen fit sein. Sie jagen Verbrechern nach und klettern dabei auch gerne mal über Zäune und Mauern. Auch im realen Leben ist körperliche Fitness für Polizisten wichtig. Doch nicht jeder Bewerber bringt diese mit.

Nicht alle Schulabgänger sind fit genug für den Polizeidienst (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Jeder dritte Bewerber für die Polizei in Bayern scheitert nach Angaben der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) am Sportteil des Einstellungstests. Wiederholungen des Tests seien möglich, aktuell nach einem halben Jahr, sagte der Landesvorsitzende Jürgen Köhnlein in München. Wer die Herausforderungen des Tests unterschätzt hat, könne die Wartezeit fürs Training nutzen.

«Die Zeiten, in denen die bayerische Polizei auf eine freie Stelle sieben bis acht Bewerberinnen und Bewerber zur Auswahl hatte, sind leider längst vorbei», sagte Köhnlein. Die Polizei stehe im direkten Konkurrenzkampf mit der freien Wirtschaft und mit anderen Sicherheitsbereichen wie der Bundespolizei oder der Bundeswehr. Zudem werde 2025 auf Grund der Umstellung vom achtjährigen auf das neunjährige Gymnasium ein abiturfreier Jahrgang kommen. «Das heißt ein ganzes Jahr ohne Großteile der Bewerber. Da wiegt jeder Verlust durch einen nicht bestandenen Sporttest doppelt bitter.»

«Es ist wohl eher ein Problem, dass man die körperliche Leistung auf den Punkt abrufen können muss»

Dabei hält Köhnlein die Aufgaben für machbar: «Der Sporttest ist kein Hexenwerk», sagte er. «Es ist wohl eher ein Problem, dass man die körperliche Leistung auf den Punkt abrufen können muss.» Es nutze wenig, nur eine hohe Anzahl an Gewichten stemmen oder schnell laufen zu können. «Die Kombination ist wichtig», riet der Gewerkschaftschef.

Für die optimale Vorbereitung bietet die DPolG nun die kostenlose Handy-App «ready4COP». Mit ihr könnten Jugendliche gezielt trainieren, erklärte Köhnlein. Dass Polizistinnen und Polizisten sportlich sein müssen, erklärt er mit den körperlichen Anstrengungen des Berufs. Fitness sei ein elementarer Bestandteil des Joballtags und gelte als Schlüsselqualifikation. «Sie ist eine Voraussetzung, um die Bürgerinnen und Bürger zu schützen und auch um sich selbst zu sichern.»

Hier geht es zur App «ready4COP».

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7 Kommentare
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Georg
1 Jahr zuvor

Wo ist das Problem? Den Sprachtest haben die doch vor einigen Jahren auch aufgeweicht, indem statt Englisch auch eine andere Fremdsprache nachgewiesen werden kann. Die Kriterien für die Fitness können also auch reduziert werden.

Aber mal ernsthaft: Eine Frau kann noch so fit sein, sie hat keine Chance gegen einen bestenfalls durchschnittlichen Mann. Eine 1,60m, 50kg Frau sowieso nicht. Völlig abgesehen davon, dass die von der üblichen Klientel auf der Straße überhaupt nicht ernst genommen wird.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Unterschätzen Sie mal nicht die kleinen Frauen! Mit Köpfchen, Wendigkeit und den richtigen Griffen haut auch eine kleine Frau einen großen, starken Mann um (es sei denn dieser ist Judoka o. ä.)

Indra Rupp
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Da gibt’s ja Tricks. Krankenschwestern müssen das seit jeher können, einen 100kilo Mann, der kein bisschen mithilft im Bett stützen, umdrehen, ect. Ist aber auch der Beruf mit den meisten Bandscheibenvorfall-Problemen, noch vor „Männer berufen“. Weiß ich von meinen Schwestern und meiner Mutter, die alle drei in dem Bereich tätig sind /waren.

Realist
1 Jahr zuvor

„Die Polizei stehe im direkten Konkurrenzkampf mit der freien Wirtschaft und mit anderen Sicherheitsbereichen wie der Bundespolizei oder der Bundeswehr.“

Ach. Der gesamte öffentliche Dienst steht im „Konkurrenzkampf mit der freien Wirtschaft“. Und 20% voraussichtichler realer Einkommensverlust in 2021, 2022 und 2023 machen das Ganze nicht besser. Die jungen Leute lassen sich halt nicht mehr verar…: „sicherer Job“ (haha, heutzutage bewerben sich die Unternehmen bei den Arbeitnehmern und nicht umgekehrt), „fette Pension“ (haha, mal sehen wie „fett“ die in 20 oder 30 Jahren noch ist…), Nullrunden („Vorbildfunktion der öffentlichen Dienst im Hinblick auf die böse Preis-Lohn-Spirale).

Löhne im öffentlichen Dienst massiv rauf und die relativen Einkommensverluste der letzten zwanzig Jahre im Vergleich zu anderen hochqualifizierten Tätigkeiten in der „freien“ Wirtschaft sowie die Inflationsverluste (s.o.) ausgleichen, dann bewerben sich auch wieder genügend Leute, also wahrscheinlich sind ca. plus 30% notwendig. Und attraktive Arbeitsplätze bieten: Keine Arbeitsplätze in Gebäuden aus den 70er-Jahren mit Möbeln aus den 80er-Jahren und PCs aus den 90er-Jahren. Und „Incentives“ bieten (wie in der „freien“ Wirtschaft), z.B. vom Arbeitgeber bezahlte „Job-Tickets“ für den öffentlichen Nahverkehr, kostenloses Kaffee und kostenlose Snacks am Arbeitsplatz, kostenlose Weihnachstfeier, kostenlose Parkplätze, Betriebs-Kitas usw. usf.

Wird aber alles nicht kommen. Also gehen nur noch die zu Polizei und Co., die woanders nichts bekommen.

Ron
1 Jahr zuvor

„Jeder dritte Bewerber für die Polizei in Bayern scheitert nach Angaben der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) am Sportteil des Einstellungstests.“

Die Anforderungen wurden vor Jahren schon abgesenkt. Bei Frauen gelten nochmal abgemilderte Anforderungen im Sportbereich. Dass nur jeder Dritte den Eignungstest besteht, empfinde ich aber nicht für schlimm. Bürohengste gibt es schon genug.

#Max43
1 Jahr zuvor

Der abiturfreie Jahrgang (Umstellung von G8 auf G9) in BY dürfte nicht der Grund sein. Den Mangel an geeigneten Bewerbern für den Polizeidienst (gD/ mD) gibt es wohl auch in anderen Bundesländern… Häufig machen in den Einstellungstests eben nicht die 18/19jährigen Gymnasiasten das Rennen, sondern Bewerber im Alter so um die Mitte 20. Über die Günde hierfür kann man Vermutungen anstellen. Zum Einstellungstest dürfte nämlich auch eine Repräsentation des Bewerbers vor der Kommission gehören… Und natürlich bedarf es auch einer sportlichen Fitness. Der Schulsport auf dem Gymnasium allein reicht als Vorbereitung auf den Einstellungstest vielleicht nicht aus.

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  #Max43

Es gibt ganze Bücher zur Vorbereitung auf den Einstellungstest bei der Polizei. Auch auf die sportlichen Anforderungen muss man sich vorbereiten. Da sind etwas ältere und lebenserfahrenere Bewerber im Vorteil.