SCHWERIN. Angesichts des Lehrermangels steigt in vielen Bundesländern der Druck auf Lehrkräfte, Vollzeit zu arbeiten. In Mecklenburg-Vorpommern nicht: Lehrerinnen und Lehrern soll Teilzeit im öffentlichen Schuldienst auch weiterhin möglich sein. Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) erteilte einer Einschränkung der Teilzeitbeschäftigung wie andernorts eine Absage.
Die nordrhein-westfälische Schulministerin Dorothee Feller (CDU) hatte unlängst angekündigt: Bei Teilzeitanträgen, die nicht im Zusammenhang mit familiären Gründen stehen, soll künftig gezielt geprüft werden, ob nicht der Lehrkräftemangel als dienstlicher Grund einer Genehmigung – zumindest im beantragten Umfang – entgegensteht. Der Verband Lehrer NRW bezeichnete das als fatales Signal. „Man gewinnt keine Lehrer, wenn man den Lehrerberuf unattraktiver macht“, mahnte der Vorsitzende Sven Christopher (News4teachers berichtete).
Kurzfristig lässt sich das System aber durchaus durch eine faktische Erhöhung der Arbeitszeit entlasten. Deshalb machen bereits einige Kultusministerien Druck auf Lehrkräfte, nicht in Teilzeit zu gehen oder – wenn sie bereits in Teilzeit arbeiten – ihre Stunden aufzustocken.
„Lehrerinnen und Lehrer haben individuelle Gründe, in bestimmten Phasen ihres Lebens Teilzeit zu arbeiten”
Mecklenburg-Vorpommern stellt sich dem Trend nun entgegen. „Wir werden die Möglichkeiten nicht beschränken“, betont Bildungsministerin Oldenburg. „Lehrerinnen und Lehrer haben individuelle Gründe, in bestimmten Phasen ihres Lebens Teilzeit zu arbeiten: sei es der Wunsch nach sehr angespannten Arbeitsjahren, die Belastung zu reduzieren, sei es um Familie und Beruf besser miteinander zu vereinbaren oder aber um Angehörige zu pflegen. Alles muss trotz der angespannten Personallage möglich sein. Teilzeit zu beschränken wie andere Bundesländer, kommt daher nicht in Frage“, erklärt Oldenburg.
Außerdem sind weitere Erleichterungen für Lehrkräfte geplant: So sollen die Altersanrechnungsstunden bereits früher gewährt werden. Bislang erhalten Lehrkräfte ab 57 Jahren eine, ab 60 Jahren zwei und ab 63 Jahren insgesamt vier Altersanrechnungsstunden nach Vollendung des jeweiligen Lebensjahres im darauffolgenden Schuljahr. Künftig sollen sie diese Stunden schon im darauffolgenden Schulhalbjahr bekommen. Wer Anrechnungsstunden erhält, muss entsprechend weniger Unterricht erteilen.
So ganz ohne Anreize zur Mehrarbeit von Lehrkräften kommt aber auch Mecklenburg-Vorpommern nicht aus
Auch im Jahr 2023 wolle die rot-rote Landesregierung gemeinsam mit den Verbänden daran arbeiten, die Attraktivität des Lehrerberufs und des Schuldienstes im Land zu erhöhen. So ganz ohne Anreize zur Mehrarbeit kommt aber auch Mecklenburg-Vorpommern nicht aus: Wichtige Schwerpunkte seien die Einführung von langfristigen Unterrichtstundenkonten und Verbesserungen bei der Mehrarbeit von Lehrkräften, heißt es.
Im Schuljahr 2022/2023 arbeiten in Mecklenburg-Vorpommern von den 10.473 hauptberuflichen Lehrkräften an allgemein bildenden Schulen in öffentlicher Trägerschaft 31,2 Prozent in Teilzeit. Von den 1.220 hauptberuflichen Lehrkräften an beruflichen Schulen in öffentlicher Trägerschaft arbeiten 23,9 Prozent in Teilzeit. Der Umfang der Wochenstunden bei teilzeitbeschäftigten Lehrkräften ist allerdings höchst unterschiedlich. Die Spanne reicht von 26 Stunden, das ist eine Reduzierung von einer Stunde, bis zu einem Stundenumfang von unter 18 Stunden. News4teachers
Streit um Lehrer-Teilzeit – GEW: Überlasteten Kollegen bleibt nur noch Krankheit
Danke! Das geht in die richtige Richtung, wenn man auch 2025 noch Lehrer haben möchte, die freiwillig unterrichten.
Die bestehenden Teilzeitverträge werden nicht angefasst. Teilzeitgründe wie Elternteilzeit oder Teilzeit wegen Pflege von Familienangehörigen sind durch Bundesregelungen von den Ländern nicht antastbar.
Die Gewährung von Teilzeit aus anderen Gründen wird aber zukünftig nicht mehr genehmigt. Hier kann der Dienstherr nämlich wegen des aktuellen Lehrermangels widersprechen. Das war aber schon immer so.
Die einzige Ausnahme ist die Neueinstellung, da hier der Dienstgeber ja nur zwei Möglichkeiten hat, er nimmt den einzigen Bewerber, der Teilzeit arbeiten möchte, oder die Stelle bleibt zu 100% unbesetzt. Wenn er keine Wahl hat, dann lässt der dienstgeber natürlich die beschäftigung in Teilzeit zu. Für Bestandskräfte wird es aber schwierig im höheren lebensalter Stunden zu reduzieren.
Dann eben Reduzierung per Krankenschein- wenn es nicht anders geht. Ist auch finanziell lukrativer.
Gut so. Sonst flüchten sich noch mehr in endlose Krankheitsphasen.
Weil ihnen dann keine andere Chance bleibt.
Eigentlich selbstverständlich. Wenn man überlegt, dass in anderen Berufen, Frauen auch in Teilzeit arbeiten dürfen. Oder wie soll man sonst den Beruf mit der Familie vereinbaren.
Ich verzichte bewusst auf mehr Lohn, damit ich mehr Zeit für meine Kinder habe.
Und was man nicht vergessen darf, es wird nur die Stundenzahl reduziert, viel andere Aufgaben sind nicht teilbar und bleiben, so dass das Land eher von seinen Teilzeitkräften profitiert.
Deswegen arbeiten Teilzeitkräfte faktisch mehr als Vollzeitkräfte.
Diese alte Leier finde ich Quatsch. Teilzeit bezieht sich nunmal auf die Stundenzahl. Neben weniger Unterrichtsstunden hat man dann auch weniger Vorbereitungszeit und weniger Nachbereitungszeit. Man kommt ggf. später zur Arbeit oder geht ggf. früher nach Hause.
Man braucht weniger Zeit für Korrekturen, denn man schreibt ja weniger (weil man weniger Klassen hat) – aber das hängt auch vom Fach ab (Deutsch vs. Sport). Man braucht weniger Zeit für Elterngespräche, da man ja weniger Schüler hat (wobei das ja nicht von der Anzahl der Schüler abhängt, sondern von den Schülern, die man hat) usw.-usf. Bei uns hat man nun auch weniger Aufsichten, weniger Fachkonferenzen etc.
Zu verlangen, dass man dann bei einer Versammlung früher gehen darf oder das Elterngespräch nicht 15, sondern nur 10 Minuten zu dauern braucht, finde ich sowas von lächerlich.
Haben Teilzeitkräfte jemals verlangt, dass sie auch die Ferien nur teilzeitabhängig bekommen? Die bekommen sie doch auch ganz und nicht nur anteilig!
Selten stimme ich herrn Georg zu, aber in diesem Fall absolut.
Ihre Entgegnungen, @Herr Pappenheimer, sind dagegen Unfug und ziehen ein Problem ins Lächerliche.
Für die Grundschule passen die Aussagen leider überhaupt nicht!!
Für die Teilzeitlehrkraft reduzieren sich meist nur die „schöneren“ Stunden ohne viel Vorbereitung.
Da in der GS im Grunde jeder auch Klassenlehrer ist, bleiben die Hauptkorrekturfächer Deutsch und Mathe (und hier korrigiere ich nicht nur die Arbeiten, sondern ALLES, was die Kinder jeden Tag schreiben und rechnen, das geht in der GS meist gar nicht anders), es bleiben sämtliche Elterngespräche (ich kann nicht sagen, dass ich wegen der Teilzeit nur eine bestimmte Anzahl an Gesprächen anbiete, bei jedem Elternsprechtag sprechen wir mit allen Eltern der Klasse + besondere Anliegen aus anderen Klassen und wenn Vollzeitkräfte kleinere Klassen haben, was bei mir die ganzen letzten Jahre der Fall war, dann habe ich sogar wesentlich mehr Gesprächszeit als diese Kolleginnen trotz Teilzeit), Konferenzen, pädagogische Ganztage in voller Länge (nächstes Jahr dürfen wir davon sogar „netterweise“ drei einplanen), schulinterne Lehrpläne/Konzepte etc. erstellen,…
Hut ab!
Ich würde mir wünschen, meine Kinder hätten auch Lehrkräfte, die alles anschauen/korrigieren.
Ich wage zu behaupten, die Lehrkräfte, die ich während meiner zweiten GS Zeit erlebt habe, machen auch in VZ nur TZ.
Schade, dass es keinerlei Kontrollinstanz gibt, die die einen einbißchen antreibt und die anderen vorm Burnout bewahrt.
Nein, tun sie nicht.
Teilzeitkräfte arbeiten (meistens) prozentual gesehen auf die Stundenzahl mehr.
Absolut arbeiten Vollzeitkräfte (normalerweise) mehr.
Zur Info: Die Schule muss ein Konzept erarbeiten, wie bei Teilzeitbeschäftigten auch die schulbegleitenden Aufgaben reduziert werden können. Wenn nicht vorhanden, bitte einfordern!
Prima! Da hat jemand mal etwas verstanden.
Mein Mann musste fürs kommende Schuljahr ein Attest vorlegen, weil er reduzieren möchte und keine familiären Gründe mehr geltend machen kann. Definitiv der falsche Weg, seine Leutchen dazu zu motivieren, gerne zur Arbeit zu gehen.
In NRW wurden schon im letzten Jahr die Kollegen, die gesundheitliche Gründe für ihren Teilzeitantrag geltend machten, zum Amtsarzt zitiert. Blöd nur, wenn der feststellt, dass die beantragte Stundenzahl noch zu hoch ist und weniger anordnet. Klassisches Eigentor.
Körperliche und geistige Regeneration unter Verzicht auf Gehalt bleibt gestattet.
Kommt jetzt nur noch drauf an, wie man im Nachhinein das “verspricht” deutet.
Entweder sie verspricht es sich daran zu halten.
Oder sie hat sich dabei versprochen und dadurch die Zusage gemacht.
Kann ja auch schnell mal passieren in der Politik.
[Post bitte nicht bitter ernst nehmen]
“Wichtige Schwerpunkte seien die Einführung von langfristigen Unterrichtstundenkonten und Verbesserungen bei der Mehrarbeit von Lehrkräften, heißt es.”
Unterrichtsstundenkonten werden vermehrt so eingeführt, dass LuL über eine sehr lange Spanne, z.B. von 10 Jahren, Arbeitszeiten ansparen können. In 10 Jahren kann aber eine Menge passieren.
So oder so, “Verbesserungen” und Arbeitszeitkonten sind nichts weiter als nudging des Arbeitgebers, mehr zu arbeiten.
Letztlich glaube ich aber den Ausführungen der Linken hier nicht. Entweder verlässt man sich auf die Bevölkerungsstatistik-Prognosen MVs (geht steil bergab) oder es wird gehofft, dass das Nudging funktioniert und zur freiwilligen (kritiklosen) Mehrarbeit führt. Wenn nicht, gilt für die Linke sicher das, was für alle Politiker gilt: Die “Sachzwänge” führen dazu, dass Teilzeit nicht mehr gewährt werden kann. Andere sagen dazu auch “Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern.”