Neue, ansteckenere Omikron-Sublinie: Was XBB.1.5 für Deutschland bedeutet

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BERLIN. Drei Buchstaben und zwei Zahlen sorgen für Beunruhigung: XBB.1.5. Die Sublinie der Corona-Variante Omikron breitet sich zurzeit in den USA aus, auch in Deutschland gibt es bereits Nachweise. Welche Entwicklung ist abzusehen?

Noch ist XBB.1.5 in Deutschland nicht weit verbreitet. Illustration: Shutterstock

Die Sublinie XBB.1.5 der Corona-Variante Omikron könnte sich nach Einschätzung von Experten in den kommenden Wochen und Monaten auch in Europa und Deutschland ausbreiten. «Man kann mit einiger prognostischer Sicherheit sagen, dass die Variante auch bei uns die dominante Variante werden wird», sagte der Bremer Epidemiologe Hajo Zeeb. Anlass zu großer Sorge gebe es aber nicht. «Wir sehen zwar etwas mehr Fälle in den USA, aber da läuft keine gigantische Welle ab.»

XBB.1.5 habe im Nordosten der USA schnell an Häufigkeit zugenommen und dominiere dort seit Mitte Dezember das Infektionsgeschehen, sagte Richard Neher, Leiter der Forschungsgruppe Evolution von Viren und Bakterien am Biozentrum der Universität Basel. Außerhalb des Nordostens der USA sei die Variante noch seltener verbreitet, der Anteil nehme aber zu.

«Die grundsätzliche Variante ist seit Oktober bekannt», sagte Zeeb, der Leiter des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung ist. «Da wurde erstmalig gesehen, dass die Kombination von Untervarianten aufgetreten ist.» Die Besonderheit von XBB.1.5 sei die noch mal höhere Infektiosität. «Die war bei Omikron schon entwickelt, XBB.1.5 toppt das jetzt noch mal.»

«Hoffentlich kommen wir durch den Winter, bevor eine solche Variante sich bei uns ausbreiten kann»

Die Sublinie sei so leicht übertragbar wie keine der bisher bekannten Varianten, hatte die Corona-Spezialistin Maria van Kerkhove von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Mittwoch in Genf gesagt. Es werde angenommen, dass XBB.1.5 einen «großen Wachstumsvorteil» gegenüber den zuvor zirkulierenden Linien in Nordamerika und Europa habe, teilte die EU-Gesundheitsbehörde ECDC am Donnerstag mit. Diese Annahme sei aber noch mit erheblichen Unsicherheiten verbunden.

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Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) äußerte sich bereits besorgt. Am Donnerstag twitterte er: «Hoffentlich kommen wir durch den Winter, bevor eine solche Variante sich bei uns ausbreiten kann.»

Neher zufolge gibt es bisher wenig Informationen über den Schweregrad von Erkrankungen mit der neuen Sublinie. Fälle und Krankenhausaufenthalte hätten in den gesamten USA zugenommen, nicht nur in Regionen, in denen XBB.1.5 vorherrsche, sagte der Experte. Das sei zumindest ein erster Hinweis darauf, dass sich der Schweregrad von XBB.1.5-Infektionen nicht wesentlich von dem anderer aktuell kursierender Varianten unterscheide.

Und was bedeutet die Sublinie für Deutschland? «XBB.1.5 trifft auf eine wieder nachlassende Immunität von Menschen, deren Impfung oder Infektion schon länger zurückliegt», erklärte Zeeb. «Erst in den USA und in der Folge dann auch bei uns in Deutschland.» Allerdings sei die Zahl der Nachweise von XBB.1.5 in Deutschland zurzeit noch sehr gering. «Da muss man noch nicht über neue Maßnahmen nachdenken.»

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts wurde die Sublinie Ende November das erste Mal in einer Stichprobe in Deutschland nachgewiesen. Laut ECDC könnte sie zunehmenden Einfluss auf die Zahl der Corona-Fälle in Europa haben, allerdings nicht schon innerhalb des nächsten Monats, da sie derzeit erst in geringem Umfang vorkomme. Die Häufigkeit von XBB.1.5 habe sich etwa jede Woche verdoppelt, teilte Neher mit. Wenn sich dieser Trend fortsetze, könne man in der ersten Januarhälfte einen Anteil von drei bis sechs Prozent erwarten.

Wichtig sei, die Entwicklung genau zu beobachten, sagte Zeeb. Die fortlaufende Sequenzierung von Proben sei sehr wichtig und müsse auf hohem Niveau beibehalten werden. Dafür müsse man europaweit zusammenarbeiten. «Es sollte ein guter Anteil von Fällen aus allen Ländern sequenziert werden. Das ist wichtig, um dann wirklich relevante Veränderungen möglichst frühzeitig zu erkennen.» News4teachers / mit Material der dpa

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Georg
1 Jahr zuvor

Nach meinem Stand ist diese Variante zwar ansteckender, aber im Verlauf (Krankenhauseinweisungen) nicht gefährlicher als alle bisherigen Varianten. Ich erwarte somit keine nennenswerten Änderungen für Deutschland im Allgemeinen und den deutschen Schulen im Speziellen.

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

„keine nennenswerten Änderungen für Deutschland im Allgemeinen und den deutschen Schulen im Speziellen.“

Natürlich nicht, das hat aber nichts mit Infektiösität und Gefährlichkeit der Varianten zu tun. Denn wir haben ja ein „ganz normales Schuljahr“ nach Glaubenbekenntnis der „Glorreichen 16“. Das unabhängig von Corona auch die Grippe und RSV immer noch in den Schulen wütet und zu massivem Krankenstand führt, liegt doch bekanntermaßen nur daran, dass die f… Säcke keine Lust haben zu arbeiten und alles künstlich hochspielen. Und die Krankenhäuser und Kinderarztpraxen sind auch nur deshalb so überlastet, weil heutzutage jeder dorthin geht, der ein leichtes Ziehen im linken Zeh hat…

Marie
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Sie haben recht, es wird sich nichts ändern: die Schüler werden reihenweise krank, die Lehrer werden reihenweise krank, aber interessieren wird es niemanden mehr. Außer vielleicht die Eltern, die „urplötzlich“ wieder die Kinder im homeschooling haben, weil nicht mehr genügend Leute zur „Betreuung“ in den Schulen sind.

Sissi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Die WHO ist in puncto Krankenhauseinweisungen anderer Meinung, s.br.

Eins von vielen Problemen: sollte sich diese schnellste Variante bisher ausbreiten, ist, dass naheliegt, logisch ist:
Bei vielen sorgen vorangehende covid-Infektionen immer noch zu unterschiedlichsten Beeinträchtigungen, auch was das Immunsystem betrifft.
Eine erneute Infektion kann so sehr wohl wieder zu Krankenhauseinweisungen führen.*

“ Könnte, normalerweise, vielleicht, möglich “ – stammt alles aus dem Wortschatz der im Artikel genannten Experten.
Ich komme da möglicherweise auf den Gedanken, dass es vielleicht ….

Dr Taylor ist sich nach bisherigen Auswertungen sicher

https://twitter.com/drclairetaylor/status/1610747156779962372

SB-Nightlife
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Was wir sehen werden ist das vermutlich in den Prüfungszeiträumen wieder vermehrt LuL und SuS fehlen werden….

Ron
1 Jahr zuvor

Der Drops ist gelutscht. Ich gehe nicht wieder in den Lockdowns. Ich kenne ca. ein Dutzend ungeimpfter Kollegen, die alle bereits Corona hatten und nach wenigen Tagen deutlich schneller wieder auf den Beinen waren, als der Rest der Welt.

Ulrike
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Eine Meinung, aber hier bei news4teachers nicht gerne gelesen. Wie es in der Realität draußen ausschaut mit Ihrer Meinung, nun ja, ist eine andere Frage…

Mike M.
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Unsere vier ungeimpften Kollegen fielen 4-6 Wochen aus. Was machen wir jetzt mit unseren Mini-Statistiken? Und was sagen die aus?
Vielleicht, dass wir „vom Rest der Welt“ gar keine Ahnung haben.

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mike M.

Dass ihre vier Kollegen frei erfunden sind. Aber das wissen Sie selbst.

Pitti
1 Jahr zuvor

Ansteckend er ist für das Schulsystem und den Schulbetrieb auch nicht gut. Zu viele Ausfälle könnte es geben, Lehrer krank oder auch zuviel Nachholbedarf, Schüler krank. Wann wird es endlich besser…………….

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

Junge Menschen für das Lehramt gesucht. Gesundheit und Belastbarkeit wünschenswert.

Mike M.
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Leider heißt es: Belastbarkeit nötig, Gesundheit egal. Bitter.