VDR zum KMK-Gutachten: Vereinbarkeit von Familie und Lehrerberuf nicht mehr gewährleistet

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BERLIN. Jürgen Böhm, Bundesvorsitzender des Deutschen Realschullehrerverbands (VDR), sieht die Vorschläge der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission zum Lehrkräftemangel nach eigenem Bekunden sehr kritisch. „Der vorgelegte Katalog zur Bekämpfung des Lehrkräftemangels ist eine Mischung aus Panikreaktion und Unvernunft!“, stellt er fest.

Zeigt sich entsetzt: Jürgen Böhm, Bundesvorsitzender des VDR. Foto: Marco Urban / VDR

Böhm macht deutlich: „Wer jetzt Flexibilität einschränkt und Teilzeitlösungen kappen möchte, wer jetzt die Ausbildungsqualität für Lehrkräfte absenken möchte, wer jetzt den Druck auf ältere Lehrkräfte erhöht, wird genau das Gegenteil erreichen.“ Als Folge sieht Böhm eine verstärkte Flucht aus dem Lehrberuf, wie sie vielerorten schon zu verzeichnen ist. Junge Menschen, die vor ihrer Berufswahl stehen, würden den Beruf des Lehrers nicht mehr attraktiv finden.

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Vor allem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei nicht mehr gewährleistet, wenn Eltern im Lehrberuf ihr Stundenmaß nicht mehr der Machbarkeit anpassen könnten. Auch eine Arbeitszeitverlängerung für ältere Lehrkräfte oder eine Einschränkung der Möglichkeit der Altersteilzeit sei keine Lösung. Vielmehr sollte man die Lehrkräfte wieder verstärkt mit den wesentlichen Aufgaben und dem Kerngeschäft Unterricht betrauen und von in den letzten Jahren immer mehr zusätzlichen Verpflichtungen entbinden.

Man müsse den Lehrberuf schlichtweg attraktiver gestalten, die Qualität in der Lehrerausbildung stärken und den Lehrkräften ein gewisses Maß an Flexibilität zugestehen. Insgesamt müsse man längerfristig denken, um einen dauerhaften Qualitätsabbau in der Bildung zu vermeiden. „Durch Vorschläge, wie sie die Ständige Wissenschaftliche Kommission in den Raum wirft, wird eine Spirale nach unten in Gang gesetzt, die niemand mehr aufhalten kann und die Situation nur verschlimmert!“, so Böhm abschließend. News4teachers

KMK-Kommission sagt 20 Jahre Lehrermangel voraus – sie empfiehlt: Mehrarbeit für Lehrkräfte, Hybridunterricht, größere Klassen

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Egvina
1 Jahr zuvor

VDR, VBE und GEW haben sich weitgehend passend geäußert. Jetzt warte ich nur noch auf den Philologenverband, der sagt, dass die Stundenerhöhung an allen Schularten außer den Gymnasien wichtig und richtig ist. Je größer der Mangel desto mehr Stunden zusätzlich. An den Grundschulen ist das sogar gerechtfertigt, nachdem die meisten BL deren Lehrer schon, vollkommen unangemessen und nicht zu rechtfertigend, nach A13 eingruppieren, auch wenn das stufenweise geschieht.
An Gymnasien, an denen sowieso die einzig wahren Lehrer arbeiten, die als einzige wichtige Aufgaben wahrnehmen und ohnehin die einzigen Lehrer sind, die überhaupt arbeiten, darf das Deputat selbstredend nicht erhöht werden. Im Gegenteil, dort müsse es wegen der Belastung gesenkt werden, was auch problemlos möglich wäre, da es mit Ausnahme einiger Fächer, einen Überhang an SekII- Lehrern gibt.
(Ironie off)

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Egvina

Die Kommission empfiehlt ja ausdrücklich eine Art von „Abkommandierung“ von Gymnasiallehrern an die anderen Schulformen, das steht auf S. 14 ff. unter der zynischen Überschrift „Weiterqualifizierung von Gymnasiallehrräften“. Wenn aber immer mehr Leute Abitur machen sollen, dann wird das gar nicht mehr möglich sein, weil die Gymnasien jetzt schon aus allen Nähten platzen. Dass der PhV das nicht begeistert kommentiert, ist doch wohl klar.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Egvina

Heißt das „kein A13 für GS-Lehekräfte“?

Die Anforderungen sind sehr unterschiedlich, und deswenigen nicht weniger wert.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor

Die Nichtvereinbarkeit von Arbeit und Familie in der Wirtschaft ist auch der Grund für die Nichtvereinbarkeit von Arbeit und Familie und der Grund für die Nichtvereinbarkeit von Arbeit und Familie bei Lehrkräften!

Abgesehen mal von der Wirtschaft finanziell beeinflussten KuMis und andere Politikerkomiker.

Wieso nur immer – Augen zu, verneinen…?