Bundesland meldet: Fast jeder zehnte Schüler geht ohne Schulabschluss ab

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Fast jeder zehnte Schüler in Thüringen geht ohne Abschluss von der Schule. Bildungsstaatssekretär Winfried Speitkamp nannte am Mittwoch im Landtag die Zahl von 1660 Jugendlichen, die im Schuljahr 2021/22 ohne Abschluss geblieben seien. Das seien 9,4 Prozent aller Schulabgänger dieses Jahrgangs gewesen. Speitkamp sprach ebenso wie Abgeordnete aller Fraktionen und Gruppen von einer erschreckenden Zahl, die nicht länger hingenommen werden könne.

Schulabbrecher haben kaum Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Andererseits werden Fachkräfte händeringend gesucht. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Ziel der Bildungspolitik der Landesregierung sei es, jeden Schüler so zu fördern, «dass niemand abgehängt wird», so der Staatssekretär. Verbesserungen könnten allerdings nur langfristig erzielt werden. Dafür sei eine enge Begleitung von Schülern, aber auch von Schulen mit hohen Quoten von Schülern ohne Abschluss nötig. «Wir brauchen multiprofessionelle Unterstützung.» Der Staatssekretär verwies auf bisher 463 Schulen mit Schulsozialarbeitern oder Modelle mit speziellen Lerngruppen für Jugendliche mit Problemen.

Die Opposition warf der Landesregierung vor, die Schulen zu gesellschaftlichen Reparaturanstalten gemacht zu haben. 1700 Lehrer fehlten, 50.000 Unterrichtsstunden seien im vergangenen Schuljahr nicht erteilt worden. Der CDU-Abgeordnete Christian Tischner kritisierte, «aus dem ehemaligen Bildungsvorzeigeland Thüringen ist ein Sanierungsfall geworden». Die FDP-Abgeordnete Franziska Baum verlangte, «Schule in Thüringen braucht ein Update».

Vertreter der Regierungskoalition von Linke, SPD und Grünen verwiesen auf den derzeit diskutierten Entwurf eines neuen Schulgesetzes, das Verbesserungen bringen solle. News4teachers / mit Material der dpa

Fast 50.000 Jugendliche verlassen die Schule ohne Abschluss – jedes Jahr. Lehrerverbände streiten über die Ursachen

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DeinGewissen
1 Jahr zuvor

Dass man die Eltern mal in die Verantwortung nimmt, lese ich wieder nicht.

Leseratte
1 Jahr zuvor
Antwortet  DeinGewissen

So ist es. Leider haben wir auch am Gymnasium immer mehr SuS, für die Unterricht ein notwendiges Übel ist, das ihnen den Tag verdirbt. Leistungsbereitschaft heute ist kaum zu vergleichen mit der vor 10, 20 oder 30 Jahren, ich bin seit fast 40 Jahren im Schuldienst…
Handy ist stets präsent, iPad (ab Klasse 9) wird gern im Unterricht zum Spielen benutzt, Konzentrationsfähigkeit, Disziplin und Ordnung werden immer schlechter, junge KuK haben oft keine Lust, auf solche Äußerlichkeiten wie Ordnung im Klassenraum, saubere Tafel (ja, wir habe noch welche neben den Whiteboards, und die werden auch noch benutzt) und Verhalten im Unterricht zu achten…, immer mehr Laissez faire… so wird das nichts.
Es gibt zwar auch noch Lichtblicke, aber …

Mondmatt
1 Jahr zuvor
Antwortet  DeinGewissen

Merke:

Eltern haben mit Bildung und Erziehung absolut nicht zu tun.

Die Rolle der Eltern beschränkt sich in der pädagogischen Auffassung der Politik inzwischen allein auf den Zeugungsakt und die anschließende Geburt.

Anschließend ist in der Stillzeit noch eine Jahr mit den Eltern leider erforderlich. Dafür wird aber intensiv nach Alternativen gesucht.

vhh
1 Jahr zuvor

Das alles gleichzeitig höchster Quote an Einser-Abiturergebnissen. Interessant, da gäbe es sicher viel zu untersuchen, falls man es wissen wollte.

Carsten60
1 Jahr zuvor

Und das alles unter einer länger bestehenden linken (!) Regierung. Wenn das eine konservative Regierung wäre, dann würde sofort das Schulsystem verantwortlich gemacht, aber so? Der Herr Staatssekretär fordert multiprofessionelle Unterstützung, hatten wir sowas nicht schon mal gehört? Was sagen nun die Bildungexperten der Linkspartei, was sagt die Rosa-Luxemburg-Stiftung?

Lera
1 Jahr zuvor

„Gemessen an der Entwicklung seit der Wiedervereinigung war die Quote der Schülerinnen und Schüler ohne Abschluss in Thüringen niemals wesentlich geringer gewesen als heute. Die Abgängerquote lag durchgehend zwischen 7 % und 13 %, wobei die späten 1990er Jahre in diesem Bereich die Jahre mit hohen Abgängerquoten gewesen waren.“

„An den berufsbildenden Schulen ergibt sich ein ähnliches Bild. Auch hier hatte die Quote der Schülerinnen und Schüler ohne Abschluss nie wesentlich niedriger gelegen als im Schuljahr 2020/21. Sie lag durchgehend zwischen 12 % und 19 %, wobei hier die kritischen Jahre zwischen den mittleren 1990er Jahren und 2010 angesiedelt waren.“

https://www.schulstatistik-thueringen.de/html/themen/schullaufbahn/schulabbrecher-thueringen.html