Fair-Trade-Bewegung: Mit fair gehandeltem Kaffee im Lehrerzimmer fing alles an…

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DÜSSELDORF. Faire Rosen, faire Bananen und faire Schokolade: Fair-Trade-Waren sind längst keine Nischenprodukte mehr. Aber eine faire Schule? Insgesamt 884 gibt es davon inzwischen in ganz Deutschland – Tendenz steigend. Seit 2012 zeichnet der Verein „TransFair“ Schulen aus, die sich für gerechten Handel einsetzen. So wie das Erzbischöfliche Suitbertus Gymnasium in Düsseldorf-Kaiserswerth. Das katholische Haus wurde vor zehn Jahren zur ersten „Fairtrade-School“ in Deutschland.

Heute alltäglich: Fair gehandelte Bananen. Foto: Shutterstock / Thinglass

Mit fair gehandeltem Kaffee im Lehrerzimmer fing alles an. Die Idee für das Engagement im Bereich nachhaltige Entwicklung und gerechter Handel hatten einige Jugendliche aus der Firmgruppe in die Schule mitgebracht, erinnert sich Matthias Schmitz-Arenst. Er selbst ist als Lehrer für katholische Religion schon lange in der kirchlichen Eine-Welt-Arbeit aktiv. Also gründete er mit interessierten Schülerinnen und Schülern eine Fair-Trade-AG am Suitbertus Gymnasium. „Es waren von Anfang an rund 20 Jugendliche dabei, obwohl es ein freiwilliges Angebot war. Alles tolle Leute und sehr engagiert“, berichtet der Lehrer. Der Entschluss, sich bei dem Verein TransFair als faire Schule zu bewerben, war schnell gefasst. Seit November 2012 ist das Suitbertus Gymnasium ausgezeichnete „Fairtrade-School“ – als erste Schule in ganz Deutschland.

TransFair und die Kampagne „Fairtrade-Schools“

Im Jahr 2012 startete der Kölner Verein TransFair die Kampagne „Fairtrade-Schools“. Es ist derselbe Verein, der auch die Fair-Trade-Siegel für Waren wie Bananen, Baumwolle oder Schokolade vergibt. Mitmachen kann jede Schule – von der Grundschule bis zum Berufskolleg. Für die Auszeichnung müssen verschiedene Kriterien erfüllt werden: Am Schulkiosk sollen zum Beispiel nur noch fair gehandelte Produkte über den Tresen gehen, ein Schulteam organisiert Aktionen und auch im Unterricht ist das Thema Fairer Handel fest verankert. Die Umsetzung dieser Punkte dokumentieren die Schülerinnen und Schüler zusätzlich in einem Blog auf der Website der Kampagne. Zwei Jahre gilt die Auszeichnung – danach werden die Kriterien erneut überprüft.

Am Suitbertus Gymnasium ist das Engagement auch Jahre nach der erstmaligen Auszeichnung noch groß. „Die AG ist sehr beliebt, vielleicht auch aufgrund der vielen Erfolge“, vermutet Schmitz-Arenst. Ein Teil der Arbeit der Fair-Trade-Gruppe findet außerhalb der Schule statt – Multiplikatorenarbeit an anderen Schulen oder Veranstaltungen wie Diözesantagen. „Der Unterricht ist aber der zentrale Aspekt: Er kann Bewusstsein schaffen und das Konsumverhalten der Schüler, aber auch das der Eltern, ändern“, erklärt der Lehrer.

Schüler machen Schule: Fair Trade im Unterricht

An der Katholischen Schule sind so die sogenannten „Fairtrade-Lessons“ entstanden, in denen die Schüler der Arbeitsgruppe in die Klassen gehen und in Fächern wie Erdkunde, Politik oder Religion über Fairen Handel referieren. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem Thema Kleidung. Durch den Einsatz der Schüler sind jetzt auch die Shirts und Pullover mit dem Logo der Schule aus fairer Baumwolle hergestellt. Zusätzlich zu den fairen Unterrichtsstunden bieten die Älteren auch eine eigene Fair-Trade-Gruppe für die jüngeren Jahrgangsstufen an – und sorgen somit selbst für Nachwuchs.

Und auch wenn die Schulgemeinschaft des Suitbertus-Gymnasiums zu Anlässen jenseits des Stundenplans zusammenkommt, steht die Weltgemeinschaft regelmäßig im Mittelpunkt. Für die Aktion „Sounds Fair“ hat die Fair-Trade-AG um Lehrer Schmitz-Arenst mit dem Schülerchor zusammengearbeitet. Instrumentalstücke und Gesangsbeiträge sowie Gedichte im Rahmen eines Poetry Slams drehten sich rund um das Thema „Bewusstsein für Fairtrade“. In der Pause der Abendveranstaltung konnten sich Zuhörer, Musiker und Poeten am Buffet mit Kuchen, Limo und Wein stärken – natürlich alles fair gehandelt. Um sich weiterhin „Fairtrade-School“ nennen zu dürfen, stellen die Verantwortlichen der Schule alle zwei Jahre einen Antrag auf Titelverlängerung. So auch Ende 2020, sodass das Suitbertus-Gymnasium weiterhin als faire Schule aktiv ist.

Fair Trade und katholisch – passt das zusammen? Auf jeden Fall, findet Schulleiterin Claudia Haupt. „Was wir in der katholischen Soziallehre haben – Solidarität, den Ausgleich zwischen den Ansprüchen des Individuums und der Gemeinschaft – das lässt sich natürlich mit Fair Trade wunderbar zeigen. Dass man sich selbst reflektiert, auch auf sein Konsumverhalten hin“, erklärt Haupt. Auch wenn die meisten ihrer Schüler wahrscheinlich nicht so weit gehen würden, ein faires Smartphone zu benutzen, wie die Schulleiterin vermutet, ist sie stolz auf das Engagement ihrer Schüler. Und betont: Der Fair-Trade-Gedanke sei auch ein christliches Thema, auf der Höhe der Zeit. Von Maike Müller

katholische-schulen.de

Dieser Text ist ursprünglich zunächst auf dem Info-Portal katholische-schulen.de erschienen, das Informationen über Katholische Schulen bietet. Das Internetportal  wendet sich an Eltern, Lehrer und andere Interessierte – und auch an die Schulträger und Schulleiter der Katholischen Schulen. Neben einem deutschlandweiten Schulfinder, aktuellen Stellenausschreibungen, grundlegenden Informationen über Katholische Schulen und Berichten über Fortbildungsangebote bietet die Rubrik „Themen“ aktuelle Einblicke in das Leben der rund 900 Katholischen Schulen in Deutschland.

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2 Kommentare
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Rainer Zufall
10 Monate zuvor

Wo war dieser Artikel, als über Jogginghosen gestritten wurde? 😀

Finde das Thema extrem wichtig, ABER tatsächlich sponsore ich (meist unausgesprochen) die Bio- bzw. Fair Trade- Produkte, wenn wir einen Verkauf machen… Habe hier im Brennpunkt (noch) Schwierigkeiten, dass Thema angemessen zu thematisieren

Ureinwohner Nordost
10 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Wenn es preislich klappt, kein Problem.

Wenn, wie aktuell, die Inflation die Reallöhne frisst, großes Problem.

Ich warte bis die Reallöhne „echt“ wachsen, und ein Reallohnwachstum generiert wird.
Also nie. 😉