Immer mehr Betriebe in Deutschland suchen dringend Azubis. Einer Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) zufolge konnte im vergangenen Jahr rund jeder zweite ihrer Ausbildungsbetriebe (49 Prozent) nicht alle Plätze besetzen. Das ist den Angaben zufolge ein Negativrekord. Mehr als ein Drittel der Betriebe mit Besetzungsschwierigkeiten gab zudem an, keine einzige Bewerbung erhalten zu haben – hochgerechnet könnte das in ganz Deutschland laut DIHK knapp 30.000 Firmen betreffen.
«Der Fachkräftemangel fängt bereits bei den Auszubildenden an», kommentierte der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Lage der Kammer zufolge immer weiter zugespitzt. Inzwischen ist man alarmiert: «Ohne junge Nachwuchskräfte fehlt uns bald die Basis für unsere Industrie, für den Mittelstand, für die kleinen Betriebe – und damit für den Wohlstand auch der jungen Generationen.»
Besonders kleine Betriebe hätten zu kämpfen. Am schwierigsten sei die Besetzung von Ausbildungsplätzen in der Industrie, im Gastgewerbe, im Handel, in der Verkehrsbranche und im Baugewerbe. An der Umfrage der Industrie- und Handelskammern beteiligten sich 13.077 Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen.
Woran es liegt
In den vergangenen Jahren hatten die Firmen auch die Coronapandemie mit Einschränkungen bei Berufsorientierung und Ausbildungsplatzsuche für die schwierige Lage verantwortlich gemacht. Doch klar ist: Hauptgrund ist der demografische Wandel – es kommen einfach nicht genügend jüngere Arbeitnehmer nach, wenn ältere aus dem Berufsleben ausscheiden.
Mängel sieht die Kammer aber auch bei der Berufsorientierung in der Schule. «Wirtschafts-, Finanz- oder Mint-Themen müssen im Unterricht eine größere Rolle spielen», sagte Dercks. Mint steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Außerdem brauchten die Azubis wenigstens ein Minimum an Deutschkenntnissen, Lernbereitschaft und Umgangsformen. An einer soliden Grundausbildung mangele es aber zunehmend.
«Unser Bildungssystem muss an dieser Stelle besser werden. Die Unternehmen nehmen aus der Not heraus immer mehr selbst in die Hand und unterstützen junge Menschen mit Startschwierigkeiten auf verschiedenste Weise», sagte Dercks. Das reiche von Nachhilfe in Deutsch und Mathe bis hin zu Coaching in Sachen Selbstmanagement und Motivation.
Nach Daten der Bundesagentur für Arbeit hat die Bewerberzahl auf Ausbildungsstellen zuletzt um drei Prozent zugenommen. Rechnerisch gab es bis Juli aber 85.000 mehr gemeldete Ausbildungsstellen als Bewerberinnen und Bewerber. Besetzungsprobleme hatten vor allem die Baubranche, Gastronomie, Metall- und Elektroberufe, Verkauf und Logistik.
Vergleichsweise wenige offene Stellen dagegen gab es in der Softwareentwicklung, in der Tischlerei, in Kfz-Technik und Gartenbau, sowie in Maler- und Lackierberufen. Relativ geringe Chancen auf Ausbildungsplätze haben junge Leute demnach in der Tierpflege und in künstlerisch-kreativen Berufen wie Mediengestaltung, Raumausstattung, Kamera- oder Tontechnik.
Schnuppertage, Tiktok: Was sich Unternehmen einfallen lassen
Die meisten Unternehmen sind nach wie vor klassisch unterwegs, wenn sie Azubis suchen: mit Schülerpraktika, auf Online-Stellenbörsen und Ausbildungsmessen. Am besten funktioniere die persönliche Ansprache, sagen sie. 70 Prozent der Betriebe lernt laut DIHK-Umfrage künftige Azubis bei Schnuppertagen, Job-Messen und durch Praktika kennen. Die wichtigsten Botschafter dabei: die eigene Belegschaft.
Doch das allein reicht nicht, um ein Unternehmen überhaupt ins Blickfeld junger Schulabgänger zu rücken. Immer mehr Betriebe haben deshalb nicht nur eine Internetseite (86 Prozent), sondern sind auch auf Social-Media-Plattformen unterwegs. 45 Prozent der befragten Firmen berichteten von Instagram-Accounts, 36 Prozent sind bei Berufsplattformen wie LinkedIn oder Xing aktiv – und immerhin 11 Prozent nutzen Tiktok, Youtube oder Whatsapp um auf sich aufmerksam zu machen.
Ihren Azubis müssen sie inzwischen auch mehr bieten: flache Hierarchien, eine gute technische Ausstattung, finanzielle Anreize und Auslandsaufenthalte sind inzwischen an der Tagesordnung. «Die Unternehmen verstärken ihre Anstrengungen für einen interessanten Ausbildungsplatz», erläuterte Dercks.
Azubis aus dem Ausland
Jeder zweite Betrieb versucht laut DIHK-Umfrage inzwischen auch Auszubildende aus dem Ausland zu gewinnen – besonders in der Gastronomie und in der Transport- und Logistikbranche. Besonders Sprachkenntnisse sind aber weiterhin eine Hürde: 81 Prozent der Betriebe sehen in unzureichenden Deutschkenntnissen ihrer ausländischen Azubis die größte Herausforderung. Umständliche bürokratische Prozesse bei Visa- und Aufenthaltsverfahren erschweren die Einstellung noch dazu. News4teachers / mit Material der dpa
Weniger Menschen, weniger Nachfrage. Da werden noch einige Unternehmen vom Markt verschwinden. Das setzt auf der einen Seite Arbeitskräfte frei, auf der anderen Seite bietet es auch neue Chancen sowohl für Betriebe als auch für Arbeitskräfte. Die Frage ist, wie viel sind beide Seiten bereit zu investieren? Statt auf Ausbildung werden die Unternehmen auf Qualifizierung von Bestandskräften setzen müssen und Arbeitskräfte aus den zeitarbeitsfirmen in die betriebe integrieren müssen. Des weiteren muss in weitere Automatisierungsschritte und die Digitalisierung investiert werden.
Aber wie hält man die qualifizierten Bestandskräfte am ewigen Leben? Irgendwann sind die auch weg? Bleibt dann nur noch KI, wenn man nicht ausbildet. 🙂
Müssen die doch gar nicht, warum sollen die Mirarbeitenden den Untergang der Firma überleben?
Wäre die Zuwanderung hier erheblich vereinfacht, hätten wir diese Probleme nicht. Grüße an die Regierung und die Opposition (CDU), die eine Überarbeitung der notwendigen Gesetze seit Jahren verzögern.
Deutschland ist für viele Zuwanderer (insbesondere Experten) viel zu unattraktiv, dass sollten wir nicht vergessen. Wenn es schon rein rechtlich schwer ist, hier Fuß zu fassen, dann wirds durch die restlichen Rahmenbedingungen hier auch nicht besser.
Und ja, wir brauchen Zuwanderung, um unseren Wohlstand zu erhalten. Der Ausbildungsmarkt wird es allein nicht richten. Selbst wenn es noch mehr unterstützungsangebote für Azubis / Betriebe gibt, um beispielsweise den Azubis mit großen Defiziten unter die Arme zu greifen.
Bei unseren angeworbenen gut ausgebildeten
Pflegekräften aus dem ehemaligen Jugoslawien
wurden vom Arbeitgeber nicht die vorausgegangenen
Berufsjahre anerkannt, sodass bis zu 1000 Euro
weniger pro Monat brutto ihnen bezahlt wurde.
Der Kollege wechselt jetzt nach Süddeutschland ab,
wo diese Vorjahre eine finanzielle Anrechnung erfahren.
Ein angeworbener Kollege aus Südamerika mit einem
abgeschlossenen Studium und einjähriger Berufserfahrung
wurde nur mit einem Taschengeld bezahlt.
Die Sprachprüfungen wurden, bei meiner Ansicht nach
sehr guten Sprachkenntnissen, zweimal von der hiesigen
Ärztekammer nicht positiv bescheinigt und die entsprechende
Sprachfähigkeit nicht bescheinigt.
Ohja, dass mit den Sprachprüfungen habe ich auch bei dem jungen Afghanen erlebt. Sein Problem war bei der Prüfung hauptsächlich die Hörverstehensübung. Wir haben uns gemeinsam ein paar der Aufgaben angehört. Einige Aufgaben hätte ich als Muttersprachler unter Zeitdruck auch nicht gelöst! (Bahnhofsdurchsagen und Flughafen – mit schweizerischem oder österreichischem Einschlag – mehrmaliges Hören oder Pause drücken bei Prüfung nicht möglich) Toll!
Aus meiner Zeit in der Pflege kann ich mich daran erinnern überschwemmt worden zu sein von FSJ , Azubis und Fachkräften wo eine Unterhaltung nur mit Händen und Füßen möglich war , weil nicht mal english verstanden wurde. Aber auch sehr gut sprechende, motivierte junge Menschen, die wegen bürokratischen Lapalien keinen Ausbildungsplatz bekamen, während bei den schlecht sprechenden alles versucht wurde um sie zu halten. Schließlich ist man ja ein soziales Unternehmen und die jungen Menschen müssen entweder ihre Familien daheim vom FSJ-Gehalt mit unterstützen oder haben andere Probleme. Jetzt wo ich in der Kita arbeite ist es nicht anders. Wir bekommen viele Zuschriften von Frauen aus allen Herrenländern, die kaum deutsch können. Nicht, dass die für den Bereich ungeeignet werden aber viele unsere Kinder haben Migrationshintergrund und wir Erzieher sind oft die einzigen sprachlichen Vorbilder und wir tun uns daher immer schwer jemand einzustellen, der schlecht deutsch spricht. Und das ist manchmal echt keine leichte Entscheidung weil die Frauen oft sehr nett und sympathisch sind und wir ihnen gerne berufliche Perspektiven ermöglichen würden.
Er möchte eine Ausbildung zum Mechaniker machen, also nicht direkt mit/an Menschen arbeiten. Ich erinnere mich da an meine ausländischen Mitstudenten vor langer Zeit. Deren Sprachkenntnisse waren am Anfang auch nicht so super. Durch ständigen Kontakt mit muttersprachlichen Mitstudenten und in Vorlesungen und Seminaren, sowie viel Fleiß, waren sie bereits nach einem Semester in der Lage die erforderlichen Studien-Prüfungen mit guten Noten zu bestehen. Learning by doing!
In den Fachoberschulen sitzen zahlreiche Schüler mit mittlerer Reife, die keinen Ausbildungsplatz fanden. Die Unternehmen sind oft zu anspruchsvoll.
In der Oberstufe sitzen zahlreiche Schüler, die keine Ausbildung absolvieren wollten und nicht einmal einen Ausbildungsplatz gesucht haben. “Ich mach Schule”
Ungeeignet für die Oberstufe. Die gibt es auch und nicht zu knapp
Ja, das stimmt, für diese ist es aber ja auch noch schwieriger, einen Ausbildungsplatz zu bekommen.
Ja, aber das hängt vom Bereich ab. Wenn man unbedingt Verwaltungsfachangestellte werden möchte, dann wird es hier mit mittlerer Reife schwer. Und teilweise wissen die Schüler mit 16-17 noch nicht, was sie genau machen sollen. Schüler mit mittlerer Reife, die einen gewerblich-technischen Ausbildungsberuf suchen, die bekommen fast immer den Ausbildungsplatz.
Vielleicht sind es auch die Schüler, die zu anspruchsvoll sind oder einfach noch nicht in die Arbeitswelt wollen. Schon mal daran gedacht?
Und auch, völlig kurios, Fachabiturienten, die ich unterrichtet hatte, finden keinen Ausbildungsplatz im Einzelhandel, da zu hoch qualifiziert. Da kann man sich nur wundern.
Bei uns gibt es eine ganze Reihe von FOS Schülern, die danach eine Ausbildung bei Rossmann, Kaufland oder MäcGeiz beginnen oder eine Ausbildung in der Pflege bzw. als Arzthelfer/-in beginnen.
Es ist schlimm, dass der Staat hier zwei zusätztliche Schuljahre finanziert, obwohl es keinen gesellschaftlichen Nutzen stiftet. Normalerweise müsste jeder Realschulabsolvent und jeder gute Hauptschulabsolvent die nötige Ausbildungsreife besitzen. Da dies in der Realität nicht der Fall ist, werden die Abschlüsse an den Schulen als ungedeckte Blankoschecks verschenkt!
Das ist nicht kurios, das ist nachvollziehbar.
Es gab Jahre, da haben Banken und Sparkassen nur oder überwiegend Abiturienten eingestellt.
Folge: Die Abiturienten haben die Ausbildung absolviert und sind danach gegangen, um ein Studium zu beginnen oder oder oder. Die Realschüler sind meist geblieben und haben sich intern nach oben (oder vom direkten Kundenkontakt weg)geschafft.
Das ging einige Zeit so und dann kam der Wandel. Weniger Abiturienten, mehr Realschüler. Wie es derzeit ist, kann ich nicht sagen – ich verfolge das nicht mehr.
Bei den Einzelhändlern wird es ähnlich sein. Der Abiturient verkürzt und durchläuft ohne Problelme. Nur dann wild es dünn mit den Filialleiterposten und dem internen Aufstieg. Der Abiturient wählt das Duale Studium im Einzelhandel und hat danach bessere Chancen für einen schnelleren Aufstieg.
Daran sieht man, wie der Bachelor den früheren Gesellen ablöst, weshalb Schüler ohne Abitur es noch schwerer haben.
Aus meiner 10. macht von sieben S*S, die die Schule mit bestandenem MSA jetzt kein*e einzige*r eine Ausbildung. Alle gehen weiter zur Schule, einer macht ein FSJ, um danach weiter zur Schule zu gehen.
Noch Fragen?
Klar, Schule ist doch auch viel chilliger als eine Ausbildung, wo es klare Anforderungen gibt und der Chef meckert, wenn es nicht passt.
Sehr interessant, also schiebt man die Verantwortung auf alle anderen und sieht bei sich selbst überhaupt keinen Anteil?
Vielleicht sollten die Betriebe mal eine anonyme Umfrage unter ihren Azubis machen und die Ergebnisse ernst nehmen. Solange viele Betriebe Azubis als billige Arbeitskräfte missbrauchen, wird eine Ausbildung nicht attraktiver.
Welche Rolle spielen die Lockdown-Folgen?
Rückmeldung aus der Ampel und den KuMis:
“Das gibt’s doch wohl gar nicht – wir sind völlig überrascht!! Das werden wir mal im Auge behalten und dann überlegen wir u s mal, ob wir einen Arbeitskreis dazu bilden – übrigens: was gibt es heute Mittag in der Kantine?”
….und im Keller quietscht die Bartaufwickelmaschine ….
Wie wäre es mit polytechnischem Unterricht für alle und dem Fach Werken an GS? 🙂
Es gibt Werken schon ewig an der GS!
In Berlin nicht! In der DDR gab es das noch.
@küstenlehrer
Welches Bundesland/welche Bundesländer haben noch Werken als verpflichtendes Unterrichtsfach in der Stundentafel der GS?
Würden Sie “Werken und Gestalten” auch gelten lassen oder müsste es “Werken” ohne Gestalten sein?
“Werken und Gestalten” lasse ich auch gelten, wenn es nicht auf Kosten des Faches “Kunsterziehung” geht. 🙂 Die Zusammenlegung verschiedener Fächer unter einen Oberbegriff ist nämlich mMn. auch ein Grund für die deutschen “Bildungserfolge” der letzten Jahr(zehnt)e. 🙂
Laut Stundentafel Bayern “Werken und Gestalten” Klasse 1 -4 = 7h gesamt und Mittelschule Klasse 5 – 6 = 4 h gesamt. Kunst, Musik und Sport sind dort jeweils eigenständige Fächer mit eigener Stundenzuweisung.
Danke! In Berlin aber weder “Werken” noch “Werken und Gestalten” in der GS.
Ich habe Schwierigkeiten, Zahlen übereinander zu legen. Auf der einen Seite fehlen Fachkräfte und auf der anderen Seite gibts aktuell etwa 2,8 Mio. Arbeitslose. Sind die Betroffene von den Fachkräftesuchenden bereits abgeschrieben worden?
https://www.arbeitsagentur.de/news/arbeitsmarkt
Es gibt immer eine Sockelarbeitslosigkeit. Gerne hier nachlesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Sockelarbeitslosigkeit
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Genau hier ist das Potential.
Sie haben offenbar den verlinkten Beitrag nicht gelesen. “Sockelarbeitslosigkeit entsteht z. B. durch Arbeitslose, die keinen Arbeitsplatz mehr finden, weil sie relativ kurz vor dem Rentenalter stehen oder wegen gesundheitlicher Probleme nicht vermittelbar sind; weiterhin dadurch, dass nicht jeder Arbeitslose zur Aufnahme jedweder Tätigkeit bereit ist oder nicht jeder Arbeitssuchende für jede Arbeit anforderungsgerecht qualifiziert ist.” Sie entsteht, um das zu ergänzen, auch durch Stellenwechsel und dadurch, dass Stellenangebote und Arbeitslose geografisch nicht zusammenkommen.
Wenn das das Potenzial wäre, auf das Deutschland bauen müsste, sähe es wirklich düster aus.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Doch, den Link habe ich gelesen. Es ist aber alles nur relativ zu sehen. Es ist doch nicht unbekannt, dass auch Renter noch arbeiten gehen (müssen), was nicht unkritisch ist, wenn jüngere Arbeitslose wiedeum nicht zur Aufnahme jedweder Tätigkeiten bereit sind. Auch bei besagten den nicht vorhandenen Qualifikationen ist Luft noch Oben. Letztendlich macht es doch gar keinen Unterschied, welchen Alters jemand ist, der nicht zur Aufnahme jegweder Tätigkeiten bereit ist. Wenn die junge Generation es nicht vorgelebt bekommt…
Was soll denn nun mit den Sockelarbeitslosen geschehen?
Das hängt zweifellos vom Einzelfall ab. Herzliche Grüße Die Redaktion
Der Politik folgend soll deren Existenzminimum gekürzt werden, bis sie arbeiten können… 🙁
Schulen könnten allerdings langfristig dagegen anarbeiten, indem wir nicht jedes Jahr 50.000 oben drauf werfen…
Und wie genau sollten die Schulen dagegen anarbeiten? Lehrermangel, überfüllte Klassenräume etc. führen eher nicht zu einer Verbesserung der Lernentwicklung. Natürlich sprudeln in Deutschland die Steuereinnahmen, aber auch die gesamtgesellschaftlichen Ausgaben steigen immer weiter. Nach meiner Einschätzung steht die Bildung und Erziehung gegenwärtig nicht auf Platz 1.
Dann werfen Sie 50 000 Kinder jährlich oben drauf. Bin nicht Ihr Boss 🙂
Die Zahl der offenen Stellen ist gar nicht so groß und es geht vor allem um spezielle Branchen, meist prekäre wie Leiharbeit, Pflege, Gastro und Helfertätigkeiten in der Landwirtschaft.
https://www.boeckler.de/de/magazin-mitbestimmung-2744-fachkraeftemangel-es-kursieren-falsche-zahlen-5866.htm
… erklärte die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung 2018, okay. Mittlerweile ist der demografische Wandel bekanntlich weiter fortgeschritten – und sogar schon in den Kitas und Schulen spürbar. Alles nur Einbildung?
Verdi (eine Gewerkschaft) stellt aktuell fest: “Der Fachkräftemangel belastet in Deutschland in vielen Branchen nicht nur das noch vorhandene Personal, zum Beispiel in der Pflege, in den Verwaltungen oder im Bildungsbereich. Er wirkt sich auch negativ auf die allgemeine Daseinsvorsorge sowie die Wirtschaft und das allgemeine Wachstum aus.
Eine der Hauptursachen für den Fachkräftemangel ist der demografische Wandel. Deutschland befindet sich in einer Phase, in der die Bevölkerung altert und sich das Verhältnis zwischen Erwerbstätigen und Ruheständlern verschiebt. Laut Statista werden im Jahr 2030 voraussichtlich nur noch 2,1 Erwerbstätige auf einen Ruheständler kommen. Diese Entwicklung führt zu einem Engpass an Arbeitskräften und einem steigenden Bedarf an qualifizierten Fachkräften. Aktuell machen Menschen im Rentenalter noch den kleinsten Teil der Bevölkerung aus. Bereits in 10 bis 15 Jahren werden sie den größten Anteil darstellen, davon geht das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung aus.”
Heißt: Wir stehen erst am Anfang der Entwicklung…
Quelle: https://www.verdi.de/themen/arbeit/++co++74debf86-472f-11ee-894c-001a4a160129
Richtig ist, dass der öffentliche Dienst systematisch kaputt gespart wurde. Das ließe sich – den politischen Willen vorausgesetzt – leicht ändern. Attraktive Stellen schaffen, damit wieder eine zumindest solide Daseinsfürsorge gewährleisten – und dann (!) gerne auch ausländische Fachkräfte dafür (!) anwerben.
Wahrscheinlich wieder die Grünen!
Im Spiegel gabes letztens einen interessanten Artikel zu den Folgen des Bürgergelds. Auch gibt es Berechnungen dazu, dass es sich nicht immer lohnt zu arbeiten, wenn man verschiedene Sozialleistungen kombinieren kann.
Da läuft leider vieles schief.
Die Kombination aus Sozialleistungen, Kinder und Schwarzarbeit ist der neue Königsweg.
Aber, aber! Für (vom sog. “Bürgergeld” aus) zusätzliche 1, 67 EUR arbeiten zu gehen lohnt doch richtig!
Okay, /s
Wäre schlimm, wenn die Arbeit so schlecht bezahlt, dass das bloße Existenzminimum höher wäre…
Aber ich meine, Bürgergeld kann man ggf. obendrauf beziehen, dass sich die Arbeit lohnt.
https://www.arbeitsagentur.de/arbeitslos-arbeit-finden/buergergeld/finanziell-absichern/einkommen-ergaenzen
Die Arbeit lohnt sich noch nicht einmal für die Menschen, die mit einem Job nicht über die Runden kommen und infolgedessen einen zweiten Job ausüben.
Geht nicht wirklich irgendwie auf meinen Kommentar ein, aber bei höheren Mindestlöhnen bin ich ganz bei Ihnen! 🙂
Meines Wissens kann man Bürgergeld ergänzend dazu beantragen, dass sich Arbeit – in der Regel – immer lohnen sollte.
Können Sie bitte den Link schicken?
Nr. 30 (20.7.2024) der Printausgabe von DER SPIEGEL, S. 24 – 27
Bezahschranke. Aber so sehr ich die Kolummnen von Fischer vermisse, der Rest ist mir derzeit das Geld nicht wert ^^
Naja, der Beschreibung folgend “[…] wäre eine Rückkehr zu Hartz IV schädlich.”
Also Anegbot verbessern, höhere Mindestlöhne schaffen – das Existenzminimum zu drücken ist der Bezeichnung nach eher schwierig 😉
Es sind sogar fast eine Mio. mehr arbeitslose Menschen, da viele aufgrund höheren Alters niicht mehr in der Arbeitslosenstatistik mitgezählt werden. Zudem werden viele in sogenannten Maßnahmen geparkt, damit sie für eine gewisse Zeit aus der Statistik verschwinden, da sie durch die Teilnahme an der Maßnahme als beschäftigt gelten. Und der höhere Anteil an angehenden Abiturienten und an Studenten verdeckt zudem Jugendarbeitslosigkeit.
Durch die sozialen Medien bekommen Jugendliche leider auch eine völlig falsche Vorstellung davon, wie ihr Leben nach der Schule weitergehen soll. Entweder werden sie angehalten, irgendwelchen Networkmarketing-Leuten auf den Leim zu gehen und ihr eigenes „Business“ zu starten oder sie verlieben sich gleich in den Influencer-Lifestyle und erwarten bereits während der eventuellen Ausbildung genug Geld für ein schnelles Auto, eine Rolex und sechs Wochen Aufenthalt in Dubai. Oft träumen Jugendliche, vor allem aus sozial schwachen Familien, einfach nur von Reichtum. An eine Ausbildung denken sie dabei allerdings nicht.
“Doch klar ist: Hauptgrund ist der demografische Wandel – es kommen einfach nicht genügend jüngere Arbeitnehmer nach”
Das ist m.E. nur eine Teilwahrheit.
Die Produktivität steigt. D.h. es werden gar nicht mehr so viele Arbeitskräfte benötigt.
Bsp.:
Was einst 100 Feldarbeiter gemacht haben, erledigen heute 2 Traktoristen.
Wie viele Jugendliche sind ohne Ausbildung?
Handesblatt:
“Im Jahr 2022 verfügten 2,86 Millionen 20- bis 34-Jährige nicht über eine formale Qualifikation, das entspricht 19,1 Prozent der Altersgruppe.”
Dazu die Meldungen über stetig sinkende Leistungen in der Schule bis hin zur steigenden Schuluntauglichkeit zum Zeitpunkt der Einschulung.
Wenn Arbeitskräfte tatsächlich gebraucht würden, dann sollte sich “die Wirtschaft” schleunigst daran machen, ein ordentliches Bildungssystem aufzubauen, DAMIT formale Qualifikationen gewährleistet werden können.
Auch für jene, die aus sog. “bildungsfernen” Milieus kommen.
Da muss man halt investieren, um die zu ertüchtigen.
// Die Produktivität steigt. D.h. es werden gar nicht mehr so viele Arbeitskräfte benötigt. //
Ich weiß ja nicht in welchem Land Sie leben, aber in Deutschland sinkt die Produktivität seit Jahren. Kein Wirtschaftswachstum trotz Höchstzahl an Beschäftigten. Das liegt an sehr viel unproduktiver Arbeit durch Bürokratie und auch an Bvllsh1tjobs. Was ist die Wertschöpfung von Nachhaltigkeitsmanagern, Wohngeldsachbearbeitern (wurden mit der Reform tausende eingestellt!) oder Vollzeitgleichstellungsbeauftragten?
Die Kombination aus sinkender Produktivität, Demografie, maroder Infrastruktur und Fachkräftemangel wird die kommenden Jahre sehr bitter werden. In der politischen Debatte hört man davon noch nichts.
“In Deutschland sinkt die Produktivität seit Jahren.”
Das ist falsch. Vom vorletzten auf das letzte Jahr hat es einen kleinen Rückgang gegeben (Krankentage?), ansonsten steigt die Produktivität je Erwerbstätigem seit Anfang der 90-er Jahre fast stetig. Gerne hier nachschauen: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/974210/umfrage/produktivitaet-je-erwerbstaetigen-in-deutschland/
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Die einen sagen so, die anderen so.
Zwar wäre eine Produktivitätssteigerung in einer stagnierenden Wirtschaft für ein konjunkturelles Wachstum wichtig. Doch das Gegenteil ist der Fall. Auch 2023 sank die Produktivität der deutschen Wirtschaft: Zwar erhöhte sich das BIP je Erwerbstätigem um 0,1 Prozent. Pro Arbeitsstunde allerdings ging es um 0,8 Prozent zurück. Der erneute Rückgang der Arbeitsproduktivität ist besorgniserregend und gefährdet den Wohlstand in Deutschland.
Gerne hier nachschauen:
https://www.businessinsider.de/wirtschaft/deutschland-faellt-bei-der-produktivitaet-zurueck-das-sind-die-gruende/
Wieso “auch”? Wir haben aufgezeigt, dass die Produktivität seit den 90-er Jahren stetig gestiegen ist, mal mehr, mal weniger – sogar in der Corona-Zeit, in der der Krankenstand Rekordhöhen erreichte. Nur im vergangenen Jahr gab es einen leichten Rückgang.
Insofern lässt sich die Nachricht auch umdrehen: Die sensationell guten Beschäftigten in Deutschland sind heute um über 20 Prozent produktiver als die vor 30 Jahren – und legten sogar in der Pandemie noch eine Schippe drauf.
Bekommen Sie eigentlich von irgendwem Geld fürs Schwarzmalen?
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Nein, aber auch nicht für naives sozialromantisches Schönfärben.
Der Konkurrenzdruck ist in der Population der Schönfärber (noch) größer.
Wir staunen, wie jemand, der oder die sich selbst so viel auf die eigene Bildung einbildet und Niveauverlust auf breiter Front beklagt, offensichtlich nicht mal in der Lage ist, eine sachliche, auf Fakten basierende Diskussion zu führen. Wir haben Ihre Behauptung widerlegt – und Sie reagieren mit billiger Polemik. Das können viele Schülerinnen und Schüler besser. Gerne hier nachlesen: https://www.jugend-debattiert.de/
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Wir haben Ihre Behauptung widerlegt. Ist das so?
Was habe ich behauptet? Nichts!
Quelle war: https://www.businessinsider.de/
Wie reagiert die Redaktion mehr dogmatisch als polemisch?
Auch schön!
Sie behaupten, die Produktivität sei “wieder” zurückgegangen – und verlinken als Beleg auf einen “Welt”-Beitrag, in dem von einer “nur langsam wachsenden Produktivität” die Rede ist. Das ist verfälschend – und unterschlägt das Faktum, dass die Produktivität seit 1990 um über 20 Prozent gestiegen ist. (Mal davon abgesehen, dass der Krankenstand durch Corona als Ursache für beiden kleinen Produktivitätsschwankungen nach 2020 eigentlich selbsterklärend sein sollte.)
Sie zeichnen hier immer wieder ohne Differenzierung das Zerrbild einer Gesellschaft im Untergang und biegen sich dafür die Fakten zurecht, wie es Ihnen gefällt. Wie gesagt, erstaunlich für jemanden, der oder die sich selbst hier als Non-Plus-Ultra-Naturwissenschaftler*in alter Schule darstellt.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Ich behaupte überhaupt nichts, sondern habe lediglich eine andere Quelle einbezogen.
Ich zeichne auch kein Zerrbild einer Gesellschaft im Untergang, sondern
äußere mich lediglich über Tendenzen im MINT-Unterricht unserer Schulen und über die Situation von angestellten Bestandslehrkräften.
Hier muss ich mir keine Fakten zurechtbiegen, sondern berichte aus meiner (und der vieler KuK) täglich erlebten Realität.
Das verbale Herabwürdigen und die z.T. schon diffamierenden Unterstellungen gegen meine Person (und auch andere Foristen) finde ich sehr befremdlich.
Sie äußern sich nur zum MINT-Unterricht?
„Der leere Lehrstellenmarkt bietet doch riesige Chancen für unsere abgespeckten Abiturienten. Die Allerwenigsten sind dafür fachlich überqualifiziert.”
„Wir haben ein verrücktes System geschaffen, das Menschen zu Low-Performern sozialisiert.“
„Jawohl, wir riechen den zunehmend faden Braten ohne Biss. Immer öfter wird uns auch übel.“
„Der Trend geht aber leider weg von ernsthafter fundierter (tiefer) fachlicher Bildung.
Um nur mal ein paar Beispiele zu nennen.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Hm, das trifft doch aber auf den MINT-Bereich zu, allerdings nicht nur auf diesen.
Habe ich alles auf die MINT-Bildung im gymnasialen Bildungsgang bezogen.
“Die einen sagen so, die anderen so.”
Aber die einen schauen auf jede kurzzeitige Entwicklung, die Statistik zeigt langfristige Verläufe.
Vor ein paar Monaten hieß es noch, Frankreich wäre jetzt die neue Power, dann wuchs deren Wirtschaft nicht wie erhofft und alle stürzten sich auf das nächste Thema.
Die Produktivität stieg stetig, aber da stellen sich eher Fragen wie der demografische Wandel (Fach- und Servicekräftemangel!!) entwickelt,
die Zukunftsfähigkeit der Betriebe gestestet wird, wenn sich Europa und die Welt auf CO2-Neutralität zubewegen
oder was Exportnationen wie wir machen, wenn die Abschirmung anderer Länder voranschreitet.
Der Zeitraum der Redaktion ist falsch gewählt und hat für die heutige und künftige Entwicklung schlicht keine Relevanz. Die wesentlichen Steigerungen seit 1990 fanden bis etwa 2018 statt, seitdem passierte kaum noch etwas.
Die Kurve flacht also ausgerecht jetzt ab, wo wir wegen des demografischen Wandels einen starken Anstieg bräuchten. Die kommenden Jahre werden deshalb von Verteilungskämpfen um den Haushalt und von Steuer- und Beitragserhöhungen geprägt sein, sowie weiterem Verfall jedweder Infrastruktur. Eine Lockerung der Schuldenbremse hilft nur bedingt, weil die Kupons auf unsere Staatsanleihen steigen werden, wenn sich herumspricht, dass in Deutschland wirtschaftlich nicht mehr viel zusammenläuft. Die Bonität war bisher uns Pfund.
Es gab einen Rückgang 2020 – raten Sie mal wieso. Der wurde dann umgehend wieder aufgeholt und übertroffen. Herzliche Grüße Die Redaktion
Da ich die Rohdaten zu der zitierten Statistik nicht einsehen kann, halte ich die Inflation gegen die Produktivität. Gerade das BIP sieht dann ab Mitte 1995 nicht mehr so gut aus.
“Die Arbeitsproduktivität wird berechnet als preisbereinigtes Bruttoinlandsprodukt (der Gesamtwirtschaft) bzw. preisbereinigte Bruttowertschöpfung (eines Wirtschaftsbereichs) je erwerbstätige Person oder je geleistete Erwerbstätigenstunde.” Ums nochmal zu betonen: preisbereinigt. Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/974210/umfrage/produktivitaet-je-erwerbstaetigen-in-deutschland/
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Also Russlands Angriffskrieg ist das Problem?
Manche Branchen haben sich ihre mangelnde Attraktivität auch redlich erarbeitet.
Es wird immer gerne, durchaus auch zurecht, auf die Politik eingedroschen, dass sie den demographischen Wandel auszusitzen versucht, aber die neunmalkluge Wirtschaft, war da wohl auch nicht besser.
Viele Unternehmen wollen auch nicht “ausbilden” sondern “fertige” Menschen konsumieren, für die die Allgemeinheit gefälligst zu sorgen hat. Ich sehe das anders. Da sollen die Unternehmen einmal ein paar Gänge hochschalten und junge Menschen wirklich bilden.
Ok, dann beschreiben Sie mal – was und wie, bitte mit konkreten Beispielen ( die Betriebe leisten sollen )
Ich gehe davon aus, dass wir im dualen System bleiben.
Was sollen Ihrer Meinung nach dann BS, FAK, Technikerschule übernehmen ?
Oh, bei den Betrieben fällt mir eine Menge ein.
“Lehrlingsheime”,
Ausbildungsvergütungen in Höhe des Mindestlohnes,
Übernahme der Fahrtkosten und der Reisekosten,
Erstattung der Kosten für Lehrmittel,
Vermittlung aller den Ausbildungsberuf betreffender Ausbildungsinhalte,
betriebliche “Begleitung” (Nachhilfe) des Berufschulunterrichtes,
Verbesserung der überbetrieblichen Ausbildung, hier Ausstattung der überbetrieblichen Ausbildungsstellen,
usw. usf.
Btw die Berufsschüler machen in den allgemeinbildenden Fächern die gleichen Inhalte wie die Oberstufenschüler an allgemeinbildenden Schulen.
In einigen Berufsschulklassen reicht die Bandbreite der Schulabschlüsse vom ESA über den MSA, das Fachabi, die allgemeine Hochschulreife bis zu Hochschulabbrechern oder Gesellen, die bereits einen Berufsabschluss in einem anderen Berufsfeld haben. Da ist es einfacher eine berufliche Ausbildung an einer Fachoberschule zu machen und so das Fachabitur zu erwerben.
Da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll.
Es wäre ein Anfang, wenn es im Betrieben einen wirklichen Ausbilder mit (sozial-)pädagogische n Kompetenzen gibt.
Einem grobschlächtigen Gesellen den Azubi in die Hand zu drücken, ist nicht mehr state of the art.
Viele Unternehmen sind sehr bildungsavers nach dem Motto wenn ich sie schlau machen, bekomme ich sie nicht mehr dumm und vor allem haben sie dann andere Optionen auf dem Arbeitsmarkt.
Das Interesse besteht darin, dass ein Arbeitnehmer funktioniert, und das nötigste für die nötigste Bezahlung macht. Das erstreckt sich auch auf die Ausbildung.
Es braucht da eine bessere Bildungs- und Ausbildungskultur.
Die vielbeschworenen Bildungsdefiziten können die Unternehmen auch über Ihre Verbände angehen, können Akademien gründen usw.
Meinen Sie mit “manche Branchen haben sich ihre mangelnde Attraktivität auch redlich erarbeitet” das Schulsystem und die Lehrer?
Vielleicht sollten die Lehrer mal ein paar Gänge Hochschulen und junge Menschen wirklich bilden.
Es werden explizit Branchen genannt, die Probleme haben Auszubildende zu gewinnen und es werden auch Branchen genannt, die wenig bis keine Probleme haben, Auszubildende zu gewinnen.
Daraus kann man durchaus seine Schlüsse ziehen, nicht wahr?
Dass viele Lehrer herumlaufen, die den heutigen Anforderungen nicht gewachsen sind, ist geschenkt. Das steht aber nicht in Verbindung damit, ob Branchen für junge Menschen attraktiv sind oder nicht.
Entfällt, da so ziemlich jeder der es NICHT sollte (Eltern, Schüler, politische Beamte) bestimmt, was Lehrer dürfen.
Kkthxbye, nächster Vorschlag bitte.
Wenn “ich” …
1) kein Abiturient bin und auch nicht werden kann (also studierfähig, selbst wenn ich ein Monopoly-Abitur mit 3,7 habe)
2) mich nicht auf Gesellenbriefbasis selbstständig mache
3) in der BRD verbleibe (vereinfachende Annahme)
4) *und jetzt kommts* individuell ökonomisch rational handele, egal was andere darüber quaken, besonders mit 1 oder gar 2 Kindern…
…wieso sollte ich in Pflege, LW, Verkauf, Lager, Handlangerdienste, Gastro etc. arbeiten, statt zu Hause zu bleiben?
Anreize schlagen früher oder später durch.
Kurz gesagt: Alles unter grob 2.5 K NETTO ist eigentlich ökonomisch Blödsinn.
Abgesehen davon, nicht vergessen:
Wirtschaft böse, macht CO2! Degrowth jetzt!
Der Verdienst ist in dem Begriff “Atraktivität” durchaus inkludiert.
Und ja, warum soll man eine (anspruchsvolle) Ausbildung machen, um dann in einer Mindestlohntätigkeit und “Aufstockerkarriere” zu landen? Da muss man schon sehr intrinsisch motiviert und voll Leidenschaft und Werkstolz beseelt sein.
Solche Menschen gibt es, aber offenkundig nicht genug.
Sie sagen es – es gibt eigentlich keinen Grund dazu.
Klingt so, als müsse Arbeit besser bezahlt werden.
Oder glauben Sie, die Betriebe werden aus Prinzip aufhören wollen, weil sie sich nun um Auszubildene strecken müssen 😀
Bin mir nicht sicher, wie Sie auf die Idee von Degrowth kommen, aber – wie schon so oft – stehen wir vor einem Wandel.
Auf wissenschaftlicher Basis ändert sich die Wirtschaftsgrundlage. Es wird weiter investiert, allerdings gehört der Hauptgewinn jetzt jenen, die es CO2-arm bzw. -neutral bewerkstelligen werden.
Leider – warum auch immer – will sich Deutschland saus diesem Wettbewerb verabschieden. DAS wird unsere Wirtschaft prägen, nicht das Anbrechen einer neuen Zeit 🙁
Nö, die hören nicht auf, gebe ich Ihnen recht. Die hören auf und/oder wandern ab.
Ein “Wettbewerb” um CO2 findet höchstens in den Köpfen deutscher Politiker statt – siehe das aktuell anlaufende “grüne Wirtschaftswunder”.
Oweh!
Dann hoffen wir mal, dass Europa, USA und China Ihre Ansichten nicht enttäuschen…
Aber bitte in zehn Jahre nicht AfD wählen, weil alles umgesetzt wurde, was (z.T. längst) angekündigt wurde 😉
Es wird -wie immer in der Politik- eine Mischkalkulation sein.
Wie das funktioniert sieht man am “Green Deal” der USA (olololol, der ist so grün wie die frische Asphaltdecke auf der Autobahn)
Machen Sie sich um eine eventuelle Enttäuschung keine Gedanken…sobald die Chinesen ihre deutlich billigeren E-Autos hier ohne Zölle in den Markt gedrückt kriegen…da bin ich beim Decarbonisieren (und ca. 3/4 des Jahres umsonst Auto fahren) gerne dabei, sobald die Eisen-S-Akkus kommen.
Und AfD? Was soll mit der sein? Ich glaube kaum, dass es die in zehn Jahren noch gibt.
Ich kann es echt nicht mehr hören dieses Gejammer. Wenn die meisten Verantwortlichen vielleicht mal zugehört hätten, dann wäre Ihnen klar gewesen, dass die Öffnung der Zugänge zur Universität, die Möglichkeit nach wirklich jedem Abschluss eine Ehrenrunde zu drehen, um diesen zu verbessern und dann doch noch auf die Realschule, auf das Gymnasium oder an die Universität zu wechseln, dann führt das naürlich zu einem Mangel an Auszubildenden. Wenn die Gesellschaft glaubt, dass das Gymnasium der einzige wahre Weg ist, dann fehlen halt Auszubildende. Wenn an meiner Schulart (Mittelschule Bayern) der QA immer leichter wird, dann fehlen Auszubildende. QA 2024 Deutsch Prüfung nach 9 Schuljahren: Schreibe ein Märchen mit dem Titel “Der Zeiträuber”…da fällt Dir als Lehrer echt nix mehr ein…Wenn man im Handwerk doch tatsächlich etwas arbeiten und lernen muss, dann möchte diese Berufe niemand ergreifen. Die Migration könnte hier nützlich sein, aber da hätte man mal nicht nur Stühle in den Schulen dazu stellen dürfen. Und jetzt ja jetzt ist der Auszubildende am Drücker in einem System, dass damit völlig überfordert ist und zwar an allen Ecken und Enden. Ich mache diese Arbeit nur wenn ich von Ihnen mehr Geld, bessere Arbeitsbedingungen, mehr Freizeit und und und bekomme. Reaktion der Politik…Die Alten, die es gewöhnt sind zu buckeln müssen länger und mehr arbeiten, weil sonst ist der Wohlstand in Gefahr. LOL Absolut unlösbares Szenario, denn die Buckler haben auch keine Lust mehr. Die Abschlüsse müssten ab heute schwieriger werden, wer keine Ausbildung beginnt bekommt KEINE Unterstützung. Wer kann aber nicht will erlebt Konsequenzen. Wird nicht passieren…Sehr spannend. Wir hatten Praktikumswoche vor den Ferien. So viele frustrierte Chefs habe ich in 20 Jahren nicht erlebt…”die jungen Menschen möchten sich nicht so gerne anstrengen und deshalb finden wir kaum noch Mitarbeiter”…Schöne Ferien
“… Mint-Themen müssen im Unterricht eine größere Rolle spielen.” Ach nee, warum dann der stetige Weichspül- und Abspeckprozess im Anforderungsniveau naturwissenschaftlicher Fächer gepaart mit einer Inflation von Bestnoten.
Azubis brauchen Lernbereitschaft und Umgangsformen. Sieh an, wer hätte das gedacht!
“Die Unternehmen verstärken ihre Anstrengungen für einen interessanten Ausbildungsplatz.”
Aber, aber liebe Unternehmer und Ausbilder “interessant” reicht schon lange nicht mehr. Für Schulabgänger müssen Lehre (Ausbildung) und Arbeit spannend aber auch völlig entspannt, lustbetont, freudvoll und vor allem komfortabel sein. Leistung, Mühe und Anstrengung sind uncool und nicht akzeptabel.
So wird doch seit Jahrzehnten in unseren Schulen bestellt und von den (oft ungern) Liefernden als Dienstleistung und Servicepaket für die jugendlichen Kunden gefordert.
Didaktische “Herausforderungen” im fachlichen Flachwasser in Form von Laissez-faire-Wohlfühlunterricht quälen viele von uns schon lange und machen SuS als Konsumenten zu Low-Performern.
Eigentlich doch völlig logisch. Wer wundert sich da noch?
„Erfolg darf nichts sein, das man einfach geschenkt bekommt. Die Gesellschaft müsse wieder mehr fordern, ehrliche Rückmeldung zu Leistung geben, zu einer gesunden Form des Leistungsdenkens finden. „Wir haben ein verrücktes System geschaffen, das Menschen zu Low-Performern sozialisiert, mit denen wir nicht zukunftsfähig sind.“
Prof. Dr. Florian Becker (Wirtschaftspsychologe)
Dass mit den Low-Performern ist aber auch nicht richtig. Man darf nicht vergessen, dass durch das G8-Gymnasium sich die Lernzeit für Schüler verlängert hat, und auch die Unversitäten sind durch den Bolognaprozess anspruchsvoller geworden. An meinem Studienfach konnte ich gut sehen, dass die Bachelor-Master-Studenten plötzlich in Fächern Leistungsnachweise zu erbringen hatten wie Klausuren oder Seminararbeiten, wofür im Diplomstudiengang ein Sitzschein reichte. Und mehr PC-Kenntnisse als bis Anfang der 1980er Jahre muss ein junger Mensch auch erwerben. Das führte dazu, dass junge Menschen trotz Noteninflation heute mehr leisten müssen, um überhaupt einen Abschluss bzw. einen Arbeitsplatz zu erhalten, als es noch vor einiger Zeit der Fall war.
Universitäten sind durch die Umstellung auf das Bachelor-/Mastersystem bestimmt nicht anspruchsvoller geworden. Nur weil man die Zahl der kleinen Leistungsnachweise erhöht, steigt der Anspruch nicht. Im Diplom gab es früher eine Abschlussprüfung über alle Inhalte des Hauptstudiums. Dies ist ersatzlos entfallen.
Junge Leute müssen für Abschlüsse heute deutliche weniger leisten als vor 20, 30 oder 50 Jahren. Man muss sich häufig schon aktiv gegen die Verleihung von Abschlüssen wehren.
Es ist heute auch viel einfacher einen Ausbildungsplatz zu finden als vor 20 Jahren.
Das Hauptstudium war erheblich einfacher als der Bachelor.
Für meine Studienfächern (MINT) sind die stetig im Sinkflug befindlichen gymnasialen Anforderungen zunehmend kein Garant mehr, ein solches Fach erfolgreich zu studieren. Die Studenten kommen verstärkt aus dem Ausland.
Viele Studienabbrecher, welchen durch inflationierte Noten und Verflachung fachlicher Ansprüche ein Leistungspotential vorgegaukelt wurde, welches gar nicht vorhanden ist, wären in einer Berufsausbildung besser aufgehoben gewesen, als in der Kursstufe z.T. sogar völlig unmotiviert weitere 2-3 Jahre in mummeliger Wohlfühlatmosphäre zu stagnieren.
Auch schon vor Bologna fielen die Studenten mathelastiger Fächer zu Hauf durch das Studium.
Aber das macht schlechte Fühli-fühlis!
Lehrermammmmma, mach schlechte Fühlis weg!
Sonst Bezirksregierung!
Zumindest genießen Sie Ihr Glück eines Lehrkräftemangels =/
In der Tat. 😀
Der hat mir jedenfalls jetzt schon geholfen, an eine vernünftige Schule zu kommen, die sich noch darüber im klaren ist, dass sie eine Schule ist…und kein Servicebetrieb für Teenygefühle und Elternforderungen.
Seeeeeehhhhr viel besser.
I like it.
Selbst ein Sitzschein kann anstrengend werden! Die vielen Unterschriften bei so wenigen Teilnehmern.
Bitte nicht den Bolognese-Prozess über den Diplomstudiengang stellen.
Freiheit und Eigenständigkeit ist durch Bolognese schwerer zu erreichen. Bolognese ist die Fortsetzung von Schue auf anderem Niveau.
Mehr PC-Kenntnisse als vor 40 Jahren – welch Argument.
Natürlich sind die Bolognastudenten weniger selbstständig, denn sie sitzen ja erheblich länger am Schreibtisch.
Die Schulen machen eigentlich genug MINT. Vielleicht ist im Fach Informatik noch Luft nach oben. Allerdings was ich vermisse ist der Weg der Firmen in die Schule. Es reicht einfach nicht auf einer Berufswahlmesse ein Plakat hochzuhalten und ein paar Kugelschreiber zu verteilen. Wie gerne würde ich als Techniklehrer Dinge wie Digitaltechnik, Microprozessorprogrammierung oder Smarthome vermitteln. Oder mal eine Kellerwand in der Schule tapezieren lassen. Wie wird ein Schrank aufgebaut oder wie wird ein Bild oder Regal gerade an eine Wand gedübelt. Was ich dafür brauche ist Material, Geld und Unterstützung. Da kommt aber nichts. Wie soll ein Kind merken ob es handwerklich begabt ist bzw. wenn ich es feststelle (Laubsäge oder Lötkolben) wie geht es dann weiter?
Aussage 1 ist schonmal völlig falsch. Im Matheunterricht wird kein Mathematik mehr unterrichtet, stattdessen gibt es riesige Handlungssituationen. Die Schüler tippen dann ein paar Zahlen in den CAS-Taschenrechner ein und interpretieren ihr Ergebnis. Dafür haben wir massenschaft Realschulabsolventen und Abiturienten, die weder die Bruch- noch die Prozentrechnung beherrschen.
Die Naturwissenschaften sind auf ein absolutes Minimum heruntergefahren und der Unterricht erfolgt oftmals epochal. Dazu kommen die neuen Rahmenvorgaben für Physik, wo nun nicht mehr gerechnet werden muss, sondern anhand von Artikeln aus der Lokalzeitung beurteilt werden soll, ob Castor Transporte sicher sind.
Der Informatikunterricht läuft in vielen Bundesländern überhaupt nicht. Statt der Vermittlung des logischen Aufbaus wird Medienkunde, das Office-Paket oder die Erstellung von Podcasts geübt. in meinen Bundesland ist dieses Fach ein Totalausfall!
Es braucht keine Firmen in der Schule. Die Schüler müssen zu den Firmen. Wenn das nicht funktioniert, braucht es Druck. Keine Fachoberschulreife hinterwerfen, so dass die Schullaufbahn nach Klasse 10 beendet ist. Staatliche Unterstützungen einschränken, wenn keine Ausbildung aufgenommen wird. Keine dauerhafte Alimentierung von arbeitsfähigen jungen Menschen.
Da gibt es aber gleich von den Medienschaffenden auf die Mütze! 🙂
Genau! Auch hier geht’s um schlechte Fühlis, welche vermieden werden müssen.
“Die systematische Wissensvermittlung in der Schule wurde durch das polytechnische Prinzip unterstützt. Das Vordringen der polytechnischen Bildung bis in die Betriebe hat die Verbindung von Schule und Leben gefördert. Das Ziel war, auf der Grundlage eines soliden, mathematisch-naturwissenschaftlichen Wissens und Könnens die Schüler in die gesellschaftlichen und wissenschaftlich-technischen Zusammenhänge der Produktion einzuführen. Der polytechnische Unterricht sollte kein Ersatz einer Berufsausbildung sein, doch er schuf günstige Voraussetzungen für den Facharbeiternachwuchs.”
Solche utopischen Vorstellungen gab es vor vielen, vielen Jahren in der DDR 🙂
Das Zitat stammt von Egon Krenz
Oh Gott, ich habe „Produktive Arbeit“ gehasst. Ich kenne auch niemanden, der sich daran bei seiner Berufswahl orientiert hätte.
Körperlich anstrengende Arbeit ist halt nicht jedermanns Sache. Drei Wochen am Fließband haben mich motiviert, mich noch mehr in der Schule anzustrengen und zu studieren. 🙂 Andererseits habe ich durch diesen Unterricht auch Einblicke in verschiedene nicht-akademische Berufe erhalten und gelernt, diese Arbeit und die Menschen wertzuschätzen. Obwohl ich schon durch meine Eltern und Großeltern (keine Akademiker) den Wert körperlicher Arbeit und verschiedene Berufe kennengelernt hatte, waren das noch mal ganz andere, praktische Erfahrungen. Wieviele Berufe kennt denn heute ein durchschnittlicher Schulabgänger noch?
Nebenbei habe ich auch noch die Scheu vor Maschinen verloren und kann mit verschiedenen Werkzeugen umgehen, als Frau 🙂
Durch diese “schulischen Kontakte” zu den verschiedenen Betrieben vor Ort, war es auch nicht so schwer, ab 14 Jahre eine Ferienjob dort zu bekommen. Das besserte das Taschengeld auf und man bekam noch mehr Einblick in die Lebenswirklichkeit der berufstätigen Menschen. 🙂
So etwas gibt es an meiner jetzigen Schule auch. Und trotzdem (oder gerade deswegen?) wollen die meisten weiter zur Schule gehen.
Wahrscheinlich gerade deswegen! Schule ist weniger anstrengend. 🙂
“Unser Bildungssystem muss an dieser Stelle besser werden.” – Untertreibung des Jahrzehnts! 😀
Die Unternehmen lehnen immer noch genug Schüler mit mittlerer Reife ab, die dann bei uns in den Fachoberschulen aufschlagen, obwoh sie lieber arbeiten würden. Und haben sie dann ihr Fachabitur, lehnt gerade der Einzelhandel diese Bewerber ab.
? Meine S*S bewerben sich nicht bei Betrieben, sondern gleich bei Schulen wie Ihrer. Siehe meinen ersten Beitrag zu diesem Thema.
Dann haben sie wohl von älteren Geschwistern und Freunden gelernt und sparen sich vergebliche Bewerbungen.
Die setzen sich lieber zu Ihnen in die FOS, weil sie dort gemütlich chillen können und es im Winter warm haben.
Nö, im Moment kann man sich die Ausbildungsplätze geradezu aussuchen.
Wir haben ständig Betriebe und Behörden in der Schule, die Werbung machen. Die suchen. Ich habe das gerade alles durch, da meine Klasse diesen Sommer die Sek I beendet hat und in den letzten drei Jahren ordentlich Berufsorientierung mit Kontakt nach “draußen” stattgefunden hat.
Ich lebe übrigens in SH, und die Stadt, in der ich arbeite, ist nicht gerade Boomtown.
Sie müssen in einer Gegend leben, wo das Gefüge anders ist. Solche Gebiete gibt es ja. Wo arbeiten Sie denn?
Bei uns ist es auch so – lokal boomende Industrie, UNGELERNTE(!) kommen bei Schicht auf über 2,6 K netto.
Und werden auch eingestellt.
Mit teils Boni, E-bike, richtigen Firmenfesten, Events, Betriebsrente usw. usw.
Da gibt es nur ein Problem:
Man muss da ARBEITEN.
Überspitzt gefragt:
Woher sollen SuS das kennen?
Also ***richtiges Arbeiten***.
Aus der Schule sicher nicht.
Nachtrag: Na ja, oder die Kids erzählen Ihnen, dass Sie nichts gefunden haben, um nicht ständig belabert zu werden.
Der Fachkräftemangel ist ja nicht überall genau gleich. Während manche großen Betriebe heulen, dass sich nicht mehr so viele wie früher bewerben, von denen wenige ausgewählt werden, finden manche Betriebe gar keine Azubis. Diese sind in der Regel auch bereit, sich Bewerber*innen anzusehen, anstatt sie geistlos über Zeugnisse auszusortieren
Ist halt ne Zangenbewegung:
1) Gibt es noch genug schlechte AGs von früher (die lernen gerade durch Schmerz, gut so)
2) Gibt es immer mehr leistungsunwillige und sich selbst im Weltzentrum sehende SuS (die lernen nicht dazu, da Schule nicht weh tun darf, also hängen sie im System ab, bis es zu spät ist und sich das verfestigt hat)
Beides wirkt zusammen.
Das halte ich für völligen Quatsch.
Es sind SCHON IMMER Schüler*innen durchs Netz gefallen und die Gesellschaft interessierte es nie – es gibt ja genug Arbeitsuchende.
Jetzt haben wir allmählich mehr Plätze als Arbeitnehmer*innen, die Panik wird groß und wir können uns die Verschwendung nicht mehr leisten, selbstgerecht die Schuld auf Menschen ohne Abschluss und deren Eltern zu schieben. Die brauchen wir künftig!
Was Ihr Idee der Leistungsunwilligen außerhalb Ihrer persönlichen Wahrnehmung betrifft, hätte ich gerne eine Quelle.
Ungeachtet dessen muss sich die Gesellschaft überlegen, wie man eben diese Personen zur Arbeit befähigen kann. Frühere Konzepte und sich über Eltern beschweren wirkte nachweislich nicht. 😉
Ich weiss zwar nicht, aus welcher Gegend sie kommen, aber die Gründe, warum “die Unternehmen” die SuS ablehnen. Um welche Unternehmensart handelt es sich?
Auf das Hörensagen der SuS würde ich mich nicht verlassen. Bei uns sagen viele, das sie noch nicht wissen, was sie wollen, und gehen daher einfach noch einmal weiter in die Schule.
In meiner Gegend gibt es genügend Unternehmen, die Azubis suchen.
Allerdings sind das halt auch Stellen, die bei den Jugendlichen nicht Freudenssprünge hervorrufen.
Man miss das Ganze zudem immer regional betrachten. Ein Bekannter aus München hat mir erzählt, dass seitdem die großen Ausbildungsbetriebe (die immer noch hohe Nachfrage haben) in München ihre Azubis jetzt größtenteils selber übernehmen, kleinere Betriebe angefangen haben, selber auszubilden.
Da kann man unbesehen auf die soziale Seite der Sache schauen:
1) Zwang, Pflicht, Anstand – solche Worte und Konzepte sind schon nicht mehr “anti”, auf den Begriffen liegt schon Staub, gegen die muss keiner mehr rebellieren. 😀
2) WARUM sollen diejenigen, die für die Rolle als “Indianer” vorgesehen sind (weil sie nicht genug IQ für Häuptling haben) ihre Pflicht tun, sich zufrieden geben, sich (sprichwörtlich) hinten anstellen?
Auf’m Bau schwitzen?
Am Krankenhausbett schwer heben, emotional leiden?
An der Presse Nachtschicht schieben?
Busse voller Pöbel herumfahren?
Im Sommer Asphaltbahnen ziehen? (Auch “auf’m Bock” noch heiss genug)
Für das Geld?
Wohl kaum, BG + schwarz = massiv mehr Geld bei massiv mehr Freizeit.
Industrietarife sind noch die Ausnahme, aber das killt die Gesellschaft ja gerade auch erfolgreich.
Wofür noch?
Damit “wir” Akademiker uns freuen, dass die Handwerker billiger werden? 🙂
Für das “höhere Wohl” der “Himmelskaste?
Die sich gerade wieder vor aller Augen selbst entschuldet (siehe Olearius, siehe Spitzenpolitiker, Maskendeals, Visagisten…egal welche Partei)
Im Sternenreich der T’au vielleicht, lol.
Es gibt drei Dinge, die müssen stimmen – und keines davon will “unsere” Gesellschaft:
– (faktischer, wie man es juristisch, sozial und verbal verpackt ist egal) Zwang zur Arbeit
– konkrete materielle Anerkennung (Lohn, Arbeitsumfeld, indirekte Boni)
– sozialer Lohn (“Stolz auf Arbeiterklasse”, “Anerkennung geben” erinnert das hier noch wer?)
Wenn nix davon stimmt – dann wächst der Anreiz zum irregulären Lebenslauf bzw. zum Schwarzmarkt immer mehr an.
Und früher oder später schlägt das durch.
Krug, Brunnen und so.
Zwang zur Arbeit am Arsch! XD
Ihre Erkenntniss, Pflegekräfte zur Arbeit zu zwingen ist um 100 Jahre zu spät, um noch als unmenschlich bezeichnet werden zu können.
Aber viele Berufe in Dienstleistung und/ oder Pflege werden viel zu gering bezahlt.
Bisher haben wir keine Roboter, die Kanäle reinigen, Angehörige pflegen oder Kinder anschreien, also brauchen wir höhere Löhne!
Entweder haben wir einen Wettbewerb Hochqaulifizierter oder jemand findet technische Lösungen.
Momentan und vor allem künftig werden Pflegebedürftige und Alte den ggf. tödlichen Preis zahlen…
Ich bin absolut für höhere Löhne.
Hab ich doch schon oft genug geschrieben – es muss immer BEIDES sein…weder NUR Sanktion/Druck hilft, noch NUR Sozialträumereien…es braucht beides.
“Außerdem brauchten die Azubis wenigstens ein Minimum an Deutschkenntnissen, Lernbereitschaft und Umgangsformen. An einer soliden Grundausbildung mangele es aber zunehmend.”
So, wie lösen wir dieses Problem, das sich in den letzten 10 Jahren massiv aufgebaut hat? Die sozialen Medien sehe ich da nicht unbedingt als hilfreich, da sie die Jugendlichen eher in die falsche Richtung führen, indem sie alles hypen, was Clicks bringt. Der gesunde Menschenverstand zählt da nicht mehr. Wenn Firmen auch noch solche Portale wie TikTok nutzen, dann können sie nicht erwarten, zuverlässiges Personal zu bekommen.
Man sollte mal überlegen, Leistung wieder zu honorieren und nicht jedem leistungsloses Geld hinterwerfen.
Zum Thema Azubi-Mangel:
https://www.ardmediathek.de/video/wdr-retro-hier-und-heute/nachwuchssorgen-in-der-bauindustrie/wdr/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLXNvcGhvcmEtN2E3ZWVjYjItZDM1YS00MWYwLWFlYWMtYmVmNjQxNzUyMTZl
Was es im Retro-Bereich so alles gibt, was heute wieder hochaktuell ist.
Konnte mir den Bericht noch nicht ansehen, aber ist eine frühere Lage mit der jetzigen am Arbeitsmarkt vergleichbar?
Dann fangt an, nicht nach formaler Qualifikation (Noten, Abschlüsse), sondern nach Motivation einzustellen. MSA, w, zwei Praktika in Autowerkstätten, Chefs begeistert – nur Absagen, zu schlechte Mathenote. Ausbildungsplätze mehr als 50 km weg, aber die Azubis sollen sich selbst eine Wohnung am freien Markt suchen und die auch bezahlen? Bei Ausbildungsmessen stehen drei eigene Azubis und ein älterer Mitarbeiter mit ein paar Broschüren und rätselhaften Produkten am Stand und warten darauf, angesprochen zu werden. Professionelle Akquise sieht anders aus.
Es ist sehr unwahrscheinlich, Castingshowgewinner, Influencer oder Profisportler zu werden, das wissen sogar die, die immer darüber reden. Leider klingen die Erwartungen mancher Unternehmen ebenso unerreichbar, dann lieber noch ein paar Jahre Berufskolleg und ein höherer Abschluss. Ich kenne größere Handwerksunternehmen, die seit Jahrzehnten ein klar strukturiertes Ausbildungsprogramm mit Unterstützung für die Berufsschule haben und auch damit werben. Überraschung, sie finden meist deutlich leichter neue Mitarbeiter. O-Ton: “Macht nichts, wenn er wenig Lust auf Schule hat, das Notwendige für die Abschlussprüfungen haben wir bisher allen beigebracht. Ich will sicher sein, dass er nicht zwei linke Hände hat.”
In den genannten Problembranchen kann man die Azubis oft sehr schnell in Teilbereichen regulär einsetzen. Ich könnte mir vorstellen, dass eine intensivere Hilfe dann nicht so weit oben steht und das merken die möglichen Bewerber.
Was machen wir um dieses in der Zukunft zu minimieren?
Wer sehen will, wie weit diese Entwicklung geht, sollte mal nach SüdKorea schauen.
Meiner Meinung nach ist die Diskrepanz zwischen dem Real-Life und dem, was die Jugendlichen in den Medien als solches vorgegaukelt bekommen, erheblich gewachsen. Einfache Berufe und das Berufsleben sind heute viel weniger präsent als vor Jahrzehnten, im Vordergrund stehen Selbstverwirklichung, Freizeit und “Fun”.
Das bezieht sich nicht NUR auf die sozialen Medien, sondern z.B. auch auf die Jugendformate des ÖR. Dazu passt der freudbetonte und Ich-zentrierte Zeitgeist ab dem Tag der Geburt:
Das ist kein Vorwurf an die Jugendlichen, sie können nichts dafür und werden schlicht ver4rscht.
Genau das.
Geliefert wie bestellt.
Wie tief wir gefallen sind seit den Tagen, als Schulen die Buben noch zu echten Soldaten erzogen: Kopf runter, Maul halten, Befehlen unverzüglich Folge leisten.
Aber hey, danach und vor heute… ich schätze genau zu Ihrer Zeit war es perfekt – was für eine glückliche Fügung! 😀
Heilige Einfalt, ich bin noch keine 40.
Was sie hier möchtegern witzig vortragen, kann doch über bestimmte Entwicklungen nicht hinwegtäuschen. Weil Sie auf “Maul halten” ansprechen: ich erlebe die heutige Jugend viel konformistischer, als die frühere. Der hohe Medienkonsum und der maximal konsumptive Lebensstil — auch von Eltern und in social media vorgelebt — erschweren zunehmend das Heranwachsen mündiger Bürger, die den eigenen Verstand bedienen können und wollen.
Wenn sie sich die Statistiken zu den psychischen Erkrankungen junger Menschen anschauen, vor allem die Zunahme in den vergangenen Jahren, haben Sie dann das Gefühl, dass wir bei der Erzeihung und dem Schutz junger Menschen auf dem richtigen Weg sind?
Ich denke, wir sind genauso schlecht vorbereitet worden, nur gab es noch kein modernes Internet, geschweige Soziale Medien.
Wir müssen Lösungen für die neuen (und unbestrittenen) Probleme finden.
In der Vergangenheit und bei den (heutigen) Eltern finden wir keine, sondern wir müssen Ansätze erarbeiten/ grundlegen.
Fernseher sind heute einfach Alltag. Ja, ich kann und werde ausführlich beschreiben, welche Nachteile sie auf die Entwicklung von Kindern haben. Am Ende gehen aber ALLE Kinder zur Schule…
Genau das wird heute auch wieder verlangt, wenn Sie als Schüler einen Shitstorm in den sozialen Medien, Stress mit Lehrern usw. vermeiden wollen.
Oh nein, es fehlen Fachkräfte??? Wird hier nicht immer von der Redaktion propagiert dass nur das Abitur und Studium der wahre Weg zum Glück sei. Da hatten wohl einige jetzt doch das Pech, länger auf einen Handwerker warten zu müssen oder warum wird nun wieder in dieses Horn getönt?
“Wird hier nicht immer von der Redaktion propagiert dass nur das Abitur und Studium der wahre Weg zum Glück sei.”
Nein, das wird nicht “immer von der Redaktion propagiert”. Von der Redaktion wird allerdings festgestellt, dass der behauptete “Akademisierungswahn” nicht existiert und dass es deshalb keine Lösung ist, jungen Menschen den Weg ins Studium zu verbauen. Es gibt nämlich auch zu wenig akademischen Nachwuchs. Gerne hier nachlesen: https://www.news4teachers.de/2024/08/akademiker-luecke-zahl-der-studierenden-bricht-ein-philologen-befuerchten-weiter-wachsenden-lehrkraeftemangel/
Des Rätsels Lösung: Demografie. Wir haben schlicht zu wenige junge Menschen, um die vielen alten Menschen zu finanzieren.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Immerhin haben wir mehr als 300.000 junge Leute zwischen 15 und 25, die als arbeitslos gemeldet sind, sicher nicht alle arbeitsunfähig. Dazu kommen die Dauerstudenten und Reisechiller, die erstmal eine Auszeit nach der Schule brauchen, auch die fehlen dem Arbeitsmarkt und für die Finanzierung der Renten. Es gibt auch andere Gründe, nicht nur den einen immer wieder propagierten.
Für Ihre Behauptungen haben Sie sicher Belege. Herzliche Grüße Die Redaktion
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/154901/umfrage/junge-arbeitslose-deutschland/
Reicht das?
Zu den Gründen (“sicher nicht alle arbeitsunfähig”) sagt diese Statistik gar nichts aus. Wir hätten welche – an erster Stelle: kein Schulabschluss. 50.000 Jugendliche verlassen nämlich jedes Jahr die Schule ohne Abschluss. Wenn nun wir darlegen, dass es besserer Förderung bedarf, um mehr jungen Menschen eine berufliche Perspektive zu verschaffen – kommen Menschen wie Sie, die meinen, die Jugendlichen seien ja selbst schuld (wenn wir uns an frühere Diskussionen mit Ihnen hier erinnern). Es gebe ja Förderung genug.
Jetzt beklagen Sie die hohe Zahl von jungen Arbeitslosen. Was denn nun: Ist jeder seines Glückes Schmied? Dann ist doch alles fein. Oder ist es ein gesellschaftlicher und volkswirtschaftlicher Missstand, dass so viele junge Menschen keine Perspektive haben? Dann ist der Staat zum Handeln aufgefordert.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Kein Schulabschluss bedeutet nicht automatisch, dass man nicht arbeiten kann. Und natürlich ist man bis zu einem gewissen Grad seines Glückes Schmied, wer keine Lust auf Anstrengung hat, kann keinen Traumjob erwarten.
Wo haben Sie die Behauptung her, dass so viele junge Menschen keine Perspektive haben? Sie drehen die Diskussion immer nach Ihrem Standpunkt, ohne die anderen Facetten des Problems zu beachten, und das finde ich nicht fair.
Es hört sich tatsächlich so an, als ob die Politik und die Gesellschaft die Generalschuld an diesen vielen arbeitslosen Jugendlichen haben, wo doch so viele offen Lehrstellen zu verzeichnen sind. Wird hier irgendjemand gehindert, eine Lehrstelle anzutreten? Vom Staat? Von der Gesellschaft? Diese einseitigen Schulzuweisungen führen zu nichts.
Selbstverständlich werden junge Menschen daran gehindert, im Bildungssysstem (und damit dann auch später) Erfolg zu haben – ihnen werden Sprachfertigkeiten in Deutsch abverlangt, die ihnen nirgends vermittelt werden und die sie deshalb nicht haben können. Das hat sogar die CSU mittlerweile erkannt:
«Es geht im Kern darum, für die Kinder das Schlimmste im schulischen Kontext zu verhindern, was man sich vorstellen kann, dass ein Kind die Sprache nicht richtig spricht, nicht gescheit Deutsch spricht und dann im Unterricht nicht mitkommt, sich ausgeschlossen fühlt und natürlich den Lernstand nicht so erreichen kann wie andere, die eben Deutsch sprechen», sagte Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) in München. Kein Kind dürfe durch das Raster fallen, «nur weil es vom Zufall abhängt, ob sich die Eltern kümmern oder nicht kümmern».
Quelle: https://www.news4teachers.de/2024/07/das-schlimmste-verhindern-verpflichtende-sprachtests-sollen-ab-einschulung-2026-gelten/
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Teils gibt es aber auch junge Menschen, denen ihre Deutschkenntnisse komplett egal sind. Die betreuen wir dann irgendwie. Die sehen ihre Zukunft nämlich in den sozialen Medien als Influencer, Gelegnheitsjobber oder sie kommen irgendwie in ihren Familien unter (nicht selten unter eher fadenscheinigen Bedingungen). Notfalls gibt es Bürgergeld.
Gut, natürlich sind das wieder subjektive Erfahrungen aus der sozialen Arbeit. Als Einzelfälle würde ich sie nicht mehr bezeichnen.
Die Sprache ist nun mal Voraussetzung für Schule und Arbeitsleben, das ist doch in allen Ländern so, warumsoll das bei usn anders sein?
Eben. Erfolgreiche Einwanderungsländer kümmern sich darum – und überlassen es nicht dem Zufall, ob zufällig mal etwas Sprachförderung für eingewanderte Schülerinnen und Schüler vor Ort angeboten wird.
Beispiel Kanada:
“Kinder von Einwanderern und Flüchtlingen werden auf ihre Sprachkenntnisse getestet und können nach einer Bewertung an individuell zugeschnittenen Förderprogrammen teilnehmen. Die Englisch- und Französischkurse sind in dem zweisprachigen Land kostenlos. Sie finden zum Beispiel morgens vor dem regulären Unterricht in Klassenzimmern der Grundschule statt. Aber auch in anderen Fächern haben sogenannte English Language Learners Anspruch auf besondere Betreuung.” Quelle: https://www.sueddeutsche.de/bildung/sprachfoerderung-kanada-frankreich-daenemark-grossbritannien-1.4556313
In Deutschland bekommen Einwanderer von Menschen wie Ihnen gesagt, sie sollen sich gefälligst selbst darum kümmern, dass ihre Kinder Deutsch sprechen – um dann über mangelnden Integrationswillen zu schimpfen, wenn nicht klappt, was nicht klappen kann.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Kanada sucht sich seine Einwanderer gezielt aus und kann dann auch gezielt fördern. Wir werden gerade überschwemmt mit Migranten aller Art, deshalb hinkt ihr Vergleich. Auch die beste Förderung kommt an ihre Grenzen, wenn die zu fördernde Menge zu groß wird. Zudem hinkt der Vergleich, da Kanada mit 10 Millionen km2 zu 40 Millionen Einwohnern andere Kapazitäten hat als Deutschland mit 360.000 km2 und 85 Millionen Einwohnern. Bitte die ganze Bandbreite der Fakten einbeziehen.
Wo werden wir denn “überschwemmt”? Gerne mal seriös informieren – hier zum Beispiel:
“In allen ostdeutschen Bundesländern (außer Berlin) ist zwischen 2022 und 2023 die Zahl der deutschen Beschäftigten, unter anderem altersbedingt, zurückgegangen. Tausende Unternehmen leiden unter fehlenden Fachkräften. Ausländische Beschäftigte konnten diesen Rückgang zumindest etwas ausgleichen: So ist zum Beispiel in Sachsen die Zahl der deutschen Arbeitnehmer von 2022 auf 2023 um rund 7.500 gesunken. Mit einem Zuwachs von 14.800 Beschäftigen haben internationale Arbeitskräfte diesen Rückgang nicht nur ausgeglichen, sondern sogar für ein Beschäftigungswachstum gesorgt. Menschen aus Drittstaaten machen dabei mit rund 8.700 den größten Anteil aus – und halten damit die Wirtschaft in Ostdeutschland am Laufen.” Quelle: https://www.iwkoeln.de/presse/pressemitteilungen/fabian-semsarha-sarah-pierenkemper-lydia-malin-auslaender-halten-die-wirtschaft-in-ostdeutschland-am-laufen.html
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Trotzdem müsste man beim Vergleich DE mit Kanada schon berücksichtigen, dass der Anteil an “refugees” an der Zahl der immigrants in Kanada eher gering ist. In DE sieht das schon anders aus. Anders als in DE ist auch der Anteil der refugees, die in Kanada in “high-skilled jobs ” arbeiten, mit 51% ziemlich hoch. Auch die Herkunftsländer der Migranten unterscheiden sich zwischen Kanada und DE. In Kanada stammen die größten Einwanderergruppen z.B. aus Ländern wo Englisch Amtssprache ist.
Das lässt sich auch umdrehen: Obwohl die meisten Einwanderer bereits Englisch sprechen, ist besondere Sprachförderung von Kindern aus Einwandererfamilien in kanadischen Schulen obligatorisch – was ein Kernproblem der Bildung in Deutschland offensichtlich macht. Denn bei uns ist besondere Sprachförderung von Kindern aus Einwandererfamilien eben nicht obligatorisch. Und dann wundern sich Menschen über die PISA-Ergebnisse…
Herzliche Grüße
Die Redaktion
In der Tat kann man sich über die PISA-Ergebnisse Kanadas wundern. Die Punktzahlen der kanadischen Provinzen schwanken z.B. ähnlich stark wie die der 16 deutschen Bundesländer. Das Schulsystem ist mit 6 Jahren Grundschule und 6 Jahren high-school in allen Provinzen aber ziemlich ähnlich, während in es in DE sehr deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern gibt. Anders als in DE sind die Topscorer in Kanada auch gerade die Provinzen mit den Millionenstädten und entsprechend hohem Anteil an Migranten. Schüler ohne Migrationshintergrund erreichten bei PISA 2022 in Kanada in Mathematik auch nur 2 Punkte mehr als die Vergleichsgruppe in DE , obwohl in Kanada mit 5,8% deutlich mehr leistungsschwache Probanden vorab aus der Stichprobe aussortiert wurden als in DE mit 2,5%. Trotzdem sehe auch ich in mehr oder besserer Sprachförderung von Kindern mit unzureichender Sprachentwicklung in DE eine wichtige Maßnahme um noch stärkere Rückgänge der Leistungen wenigsten etwas zu bremsen. Wenn man sich die Kritik an Bundesländern ansieht, die obligatorische Sprachtests und ggf. Sprachkurspflicht vor der Einschulung einführen wollen, scheinen aber auch hier die Meinungen auseinander zu gehen.
Die Entwicklung ist trotzdem schon ziemlich unterschiedlich. Im Jahr 2000 gab es in DE noch ca. 1,7 Mio Azubis und ca. 1,8 Mio Studierende, Unterschied also ca 6% . Die Zahl der Azubis ist dann kontinuierlich bis auf ca. 1,2 Mio im Jahr 2023 gesunken. Die Zahl der Studierenden ist im gleichen Zeitraum bis auf den Rekordwert von ca. 2,9 Mio gestiegen und verzeichnet aktuell einen leichten Rückgang. Gibt also trotzdem noch gut 2,5 mal so viele Studierende wie Azubis.
Nein, Sie haben Chancengleichheit und Inklusion fälschlicherweise damit gleichgesetzt, dass “jetzt alle Abitur geschenkt bekommen” sollen.
Solche Fakenews kursieren leider durchs Internet.
Ich glaube nicht, dass es das Abitur “geschenkt” gibt. Wenn aber in den Medien berichtet wird, dass es immer mehr Abiturienten gibt und trotzdem die Abschnitte und der Anteil an Einserabsolventen immer weiter zunimmt, wenn sich sogar Lehrerverbände beschweren, dass sich der Wert des Abiturs im Sinkflug befände, es oft bereits ausreichen würde als Antwort die Informationstexte zusammenzufassen und man solche Abiturprüfungen auch ohne Fachkenntnisse bestehen könnte, würde ich nicht ausschließen, dass sich die Ansprüche an Abiturienten verändert haben könnten. Wenn in manchen Bundesländern 12% der 8-Klässler an Gymnasien nicht das Mindestniveau in Lesen oder Rechnen erreichen oder knapp 40% der 9. Klässler an Gymnasien die Regelstandards für den mittleren Schulabschluss verfehlen, aber trotzdem fast 50% eines Jahrgangs dort Abitur machen, deutet das für mich als Laie schon auch auf eine sinkendes Niveau hin. Aber das können die Lehrkräfte hier sicher besser beurteilen als ich.
Nein, nein!!
Wir LuL in den gymnasialen Oberstufen des Landes reißen das alles wieder raus, weil wir kon-se-quent die Lücken, die bis zum Übergang in die OS vorhanden sind, wieder schließen.
Daher die enorme Quote von hervorragenden Abiturnoten.
Ironie off 😉
Aber warum versagten Sie dann so hart bei Pisa? Ihre Besten kamen im Vergleich zum Ausland nicht weit!
Sie betteln doch hoffentlich nicht um kleinere Klassen mit homogenen Schülern und sonstigem work-balance-Geträume?
Bei PISA werden m.W. keine Oberstufenschüler getestet. Im Vergleich zu Ländern wie Finnland, Norwegen oder Schweden etc. lägen z.B. schon die Ergebnisse der Durchschnitte der 16 Bundesländer besser. Da müsste man nicht mal die deutschen Gymnasiasten separat betrachten.
Ok… Was ist Ihrer Meinung nach denn das Ziel des Abiturs?
Es ist ja nicht die Schuld der Schüler*innen, dass sie bestehen…
KÖNNTE sich das Gymnasium – natürlich nur langsam – an eine Zeit anpassen, wo nicht mehr 10% der Bevölkerung zu unseren besten Offizieren ausgebildet werden? 😉
Was das Ziel des Abiturs sein soll, müssten wohl die Bildungsexperten beurteilen. Ich würde meine Hand auch nicht dafür ins Feuer legen wollen, dass in DE schon jemals 10% der Bevölkerung zu Offizieren ausgebildet wurden.