MAINZ. Mit insgesamt rund 44.000 Lehrkräften ist die Zahl der Pädagoginnen und Pädagogen in Rheinland-Pfalz im neuen Schuljahr auf einen Höchstwert geklettert. Etwa 1.660 neue Lehrkräfte seien eingestellt worden, berichtete Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) in Mainz. Alle Planstellen würden im laufenden Schuljahr 2024/25 mit ausgebildeten Lehrkräften besetzt. Es werde eine gute Unterrichtsversorgung geben. Der VBE sieht das offenbar etwas anders.
„Auch in diesem Schuljahr werden unsere Kolleginnen und Kollegen wieder alles daransetzen, dass das System Schule trotz vieler Defizite funktioniert. Die Herausforderungen sind vielfältig, die personellen und räumlichen Ressourcen knapp. Es wird Zeit zu handeln, um die Lehrkräfte zu entlasten und die Schulen weiterzuentwickeln, damit das Bildungssystem seinem Auftrag gerecht werden kann”, erklärte der VBE-Landesvorsitzende Lars Lamowski zum Schuljahrebeginn in Rheinland-Pfalz. Insbesondere der Personalmangel mache den Kollegien zu schaffen.
Der VBE-Chef betonte: „Der Personalmangel ist immer noch ein immenses Problem im Bildungssystem und das über alle Schularten hinweg. Überall müssen Löcher in der Personaldecke gestopft werden, häufig mit nicht voll ausgebildeten Lehrkräften. Dabei brauchen wir dringend Fachkräfte, um die immer größeren Aufgaben, denen die Schulen gegenüberstehen, zu meistern und ein gutes Lernumfeld für die Schülerinnen und Schüler zu schaffen.”
„Die Arbeitsbedingungen müssen sich deutlich verbessern, damit sich wieder mehr Menschen für den Beruf der Lehrerin und des Lehrers entscheiden, führte Lamowski fort. „Neben A13 für alle Lehrkräfte ist die Ausgestaltung des Arbeitsplatzes ein zentraler Faktor für die Attraktivität des Berufes. Wir müssen multiprofessionelle Teams, mit Schulsozialarbeit, Schulpsychologie und weiteren Professionen fest an den Schulen integrieren. So werden die Kolleginnen und Kollegen entlastet und die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler können ernst genommen werden.”
Um fit für die Zukunft zu werden, müsse man Schule neu denken, erklärt Lamowski: „Es braucht strukturelle Veränderungen im Bildungssystem, um zukunftsfähig arbeiten zu können und die Schulen besser zu machen. Die Kolleginnen und Kollegen müssen entlastet werden, um sich auf das Unterrichten konzentrieren zu können. Die Schulen müssen räumlich, technisch und personell so ausgestattet werden, dass die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit bekommen, ihre Potenziale zu entfalten.”
Insgesamt rund 548.000 Kinder und Jugendliche besuchen nun in Rheinland-Pfalz eine allgemein- und berufsbildende Schule. Das entspricht einem Zuwachs um mehr als 10.000 Schülerinnen und Schüler in Rheinland-Pfalz. Etwa 41.250 Mädchen und Jungen werden eingeschult.
Als Neuerungen kündigte Hubig an:
Im Grundschulbereich gilt ab diesem Schuljahr eine zusätzliche Stunde Deutschunterricht pro Woche in der zweiten Klasse. Parallel wird nach Angaben der Ministerin die Fremdsprachenarbeit in Englisch und Französisch in den Klassenstufen drei und vier konzentriert mit zwei Stunden pro Woche.
Innerhalb des Deutschunterrichts gibt es in der Grundschule eine tägliche verbindliche Lesezeit von mindestens zehn Minuten. Dies ergänze die tägliche Rechtschreibzeit und tägliche Kopfrechenzeit, die es bereits in vielen Schulen gibt, teilte Hubig mit.
Verbindliche Tests für Lesen und Mathe
Verbindlich an den Grundschulen seien ab diesem Schuljahr auch regelmäßige Lernstandserhebungen beim Lesen und in Mathematik mit verbindlichen Tests. Die Zahl der Klassenarbeiten werde in diesem Zuge reduziert: Statt zehn müssen in Deutsch nur noch acht Klassenarbeiten pro Schuljahr in den Klassenstufen drei und vier geschrieben werden. In Mathematik sinkt die Zahl von sechs auf vier Klassenarbeiten.
Es gebe zudem einen Ausbau des Ganztagsschulnetzes. Knapp 1.300 allgemeinbildende Schulen im Land hätten mittlerweile Ganztagsangebote in offener und verpflichtender Form, sagte Hubig. Das seien über 80 Prozent aller Schulen in Rheinland-Pfalz. 1.644 Schulen gibt es im Land.
Mittlerweile hätten 99 Prozent der Schulen in Rheinland-Pfalz eine gute WLAN-Basisausstattung. «Wir werden das Bildungsportal RLP, das digitale Bücherregal und den Schulchat weiter vorantreiben und haben mit dem KI-Tool ‘fobizz’ einen echten Nerv getroffen», berichtete die Ministerin. «Das Interesse der Schulen an den Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz ist ungebrochen groß.»
Die Bildungsministerin betonte die Bedeutung der digitalen Kompetenzen für die Schülerinnen und Schüler. Die Kinder und Jugendlichen müssten lernen, mit Social Media und Tiktok umzugehen. Wichtig sei daher auch, dass es einen Digitalpakt 2.0 gebe und dieser von der Bundesregierung ausreichend finanziell ausgestattet sei. Das Lesen und Schreiben auf Papier sei aber weiterhin genauso wichtig. News4teachers / mit Material der dpa
Zitat: “Innerhalb des Deutschunterrichts gibt es in der Grundschule eine tägliche verbindliche Lesezeit von mindestens zehn Minuten. Dies ergänze die tägliche Rechtschreibzeit und tägliche Kopfrechenzeit, die es bereits in vielen Schulen gibt, teilte Hubig mit.”
Sowas Ähnliches verkündete schon vor Jahren die ehemalige Bildungssenatorin in Berlin, Frau Scheeres, macht aber keiner. Bei uns zumindest.
Auch die Zahl der Deutschstunden wurde erhöht. Bringt aber nichts, wenn nach den gleichen Methoden wie bisher gearbeitet wird.
Es liegt daran, dass die Unterrichtszeit mit viel zu viel anderem Kram vollgestopft worden sind.
Nochmal zur täglichen Lesezeit (de jure auch in Berlin, de facto aber nicht). Wie ist das denn gemeint, 10 Minuten täglich? Da liest dann der Lehrer 10 Minuten täglich vor? Oder 1 Kind liest täglich 10 Minuten laut? (Und die anderen?) Oder so viele, wie man halt in 10 Minuten täglich schafft? (Also 3,4,5 – und die anderen?) Oder alle lesen im Chor 10 Minuten täglich?
Also in NRW lesen da alle gleichzeitig. Ich kann nur sagen keiner hält es für effizient und effektiv.
Laut lesen im Chor oder alle schauen 10 Minuten auf eine Seite im Buch?
Also 10 Minuten pro Tag sollte einer Lehrkraft, die ihren Beruf ernst nimmt, jedes Kind doch wert sein. Bei dem Gehalt!
🙂 Bei ca. 25 Schülern a 10 Minuten ist der Unterrichtstag schon fast rum. Aber wer beaufsichtigt die jeweils anderen 24 in der Zeit?
besser bezahlen, 4-Tage Woche, 30-40% homeschooling/office.
Einfach anpassen an die derzeitige Arbeitsmarktlage. Fertig.
Sonst geht der Physiklehrer in die Firma mit besseren Bedingungen und nimmt ab 59 die Abfindung mit.
Sehr geehrte Redaktion,
in der heutigen “Berliner Zeitung” (28.08.2024) wurde ein offener Brief gegen den Bildungsniedergang abgedruckt. Geschrieben von einer Gruppe von Veteranen, die in der DDR leitende Funktionen in der Wirtschaft ausgeübt, große Kombinate geführt und in der Marktwirtschaft als Mitglieder von Vorständen und als Berater im In- undd Ausland tätig waren. Adressiert wurde dieser offene Brief an Frau Stark-Watzinger, Frau Günther-Wünsch und Herrn Habeck. Vielleicht könnten Sie diesen Brief hier bei n4t zur Diskussion stellen.
Mit freundlichen Grüßen
potschemutschka