Ob eigenes fehlendes Fachwissen, Zeitmangel oder Streit beim Üben mit den Kindern: Im Verlauf der Schulzeit engagieren laut einer bundesweiten repräsentativen Forsa-Umfrage 22 Prozent der Eltern kostenpflichtige Nachhilfe für ihr Kind. Die repräsentative Erhebung wurde vom Nachhilfeanbieter «Studienkreis» in Auftrag gegeben (hier geht es zur Pressemeldung).
Kinder von Eltern mit einem Haupt- oder Realschulabschluss hatten dabei mit 25 Prozent etwas mehr Erfahrungen mit kostenpflichtiger Nachhilfe als Kinder, deren Eltern ein Abitur oder einen Hochschulabschluss besitzen (19 Prozent). Laut der Umfrage steigt der Nachhilfeanteil auf 37 Prozent, wenn die Kinder selbst Klasse 11 oder höher besuchen. Was die Studie unter 2002 deutschsprachigen Eltern zwischen 25 und 69 Jahren mit schulpflichtigen Kindern aber auch ergab: Das Haushaltsnettoeinkommen machte keinen Unterschied.
Das hängt laut «Studienkreis» möglicherweise auch damit zusammen, dass die Kosten für Nachhilfe seit 2011 über das staatliche Bildungs- und Teilhabepaket (BuT) finanziert werden können, wenn Familien Transferleistungen wie Bürger- oder Wohngeld erhalten und die Lehrkräfte in der Schule die Förderung für nötig halten. Obwohl längst nicht alle Berechtigten ihren Anspruch abrufen, können viele Kinder heute dank BuT die Nachhilfe besuchen. Im «Studienkreis» beispielsweise liege der Anteil der BuT-geförderten Schülerinnen und Schüler inzwischen bei rund einem Drittel.
Dennoch glauben 69 Prozent der Befragten, das Nachhilfe vor allem Kindern aus wohlhabenden Familien einen Vorsprung verschaffe. Etwas mehr als jeder zweite Befragte (53 Prozent) sieht es so, dass professionelle Nachhilfe zu einer wichtigen Säule des Bildungssystems in Deutschland geworden ist. Und 48 Prozent sind davon überzeugt, dass Nachhilfe sogar die Folgen des Lehrermangels abmildern kann. Das Volumen des Nachhilfemarkts in Deutschland wird auf 1,5 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt.
Befragt zu den Effekten, die die Nachhilfe gebracht hat, sehen 57 Prozent der Eltern, die Nachhilfe engagiert hatten, nicht nur bessere Noten. Bessere Lerntechniken bei ihren Schützlingen registrierten 34 Prozent, mehr Selbstbewusstsein 29 Prozent, jeweils 18 Prozent höhere Leistungsbereitschaft und mehr Freunde am Lernen.
Der Wunsch ist groß, dass diese Möglichkeit allen zur Verfügung steht: Eine deutliche Mehrheit von 88 Prozent der befragten Eltern ist der Ansicht, dass professionelle Nachhilfe allen Schulkindern unabhängig vom Geldbeutel der Eltern zur Verfügung stehen sollte.
In Hamburg ist das bereits so. Schülerinnen und Schüler, die die Mindestanforderungen in einem oder mehreren Fächern nicht erfüllen, erhalten dort in den Schulen kostenlos Nachhilfe von privaten Anbietern. Förderberechtigt sind nach Behördenangaben auch Kinder und Jugendliche, wenn eine Verschlechterung der Leistungen zu befürchten oder der Schulabschluss gefährdet ist.
Mehr als ein Drittel der Kurse (38,9 Prozent) entfielen auf das Fach Mathematik, gefolgt von Deutsch (37,2 Prozent) und Englisch (11,8 Prozent). Die meisten Kurse (44,8 Prozent) fanden an Grundschulen statt. Dahinter rangierten die Stadtteilschulen mit 36,6 Prozent und die Gymnasien mit 18,5 Prozent. Bemessen nach dem von 1 bis 6 reichenden Sozialindex fanden die meisten Nachhilfestunden (49,5 Prozent) an Schulen der Kategorie 1 und 2 statt, also solchen mit Schülerinnen und Schülern aus schwierigen sozio-ökonomischen Verhältnissen.
Eine unlängst veröffentlichte Studie zeigte auf: Im vergangenen Jahr hat mehr als die Hälfte der so in Hamburg geförderten Schülerinnen und Schüler dank der Nachhilfe doch noch die Kurve gekriegt (News4teachers berichtete). So erfüllten 55,6 Prozent der unterstützen Kinder und Jugendlichen in allen geförderten Fächern die Leistungsanforderungen, wie die Schulbehörde mit Blick auf eine Auswertung des Instituts für Bildungsmonitoring und Qualitätsentwicklung (IfBQ) mitteilte. Von den Schülerinnen und Schülern mit Förderbedarf in mehreren Fächern hätten 65,0 Prozent am Ende des Schuljahrs die Nachhilfe in mindestens einem Fach beenden können.
Das 20 Milliarden Euro schwere Startchancen-Programm von Bund und Ländern, das 4.000 Schulen an sozial besonders heraufordernden Standorten zugute kommen soll, dürfte dazu beitragen, dass künftig solche Gratis-Nachhilfe auch Kinder und Jugendliche andernorts erreicht.
«Die Anzahl der Schülerinnen und Schüler, die die Mindeststandards in den Fächern Deutsch und Mathematik verfehlen, soll an den Startchancen-Schulen halbiert werden», so heißt es in einem Orientierungspapier des Bundesbildungsministeriums, das Schulleitungen erklärt, was sie mit den zusätzlichen Mitteln einkaufen dürfen. «Dazu bedienen sich Startchancen-Schulen geeigneter Programme und Maßnahmen zur Verbesserung, deren Wirksamkeit erwiesen ist. Sie setzen eine gezielte individuelle Diagnostik ein, die eine passgenaue und adaptive Förderung aller Schülerinnen und Schüler ermöglicht.» News4teachers / mit Material der dpa
Hier geht es zum Orientierungspapier des Bundesbildungsministeriums.
SPD fordert Rechtsanspruch auf Nachhilfe (ob von Tutoren oder Nachhilfe-Instituten)
“Eine deutliche Mehrheit von 88 Prozent der befragten Eltern ist der Ansicht, dass professionelle Nachhilfe allen Schulkindern unabhängig vom Geldbeutel der Eltern zur Verfügung stehen sollte.”
Das ist m.E. genau das, was politisch nicht gewollt ist.
Im Zuge der neoliberalen Transformation wurde u.a. auch der Bildungssektor mehr und mehr privatisiert.
Das Mantra auch hier: Der Markt regele das.
(btw: wer war doch gleich nochmal in Regierungsverantwortung in den letzten 20-30 Jahren? Ich frage für einen Freund)
Und der Markt regelt nun einmal vor zuvörderst anhand der Brieftasche.
Wer es sich leisten kann, schickt seine Kinder an Privatschulen oder in Internate.
Wer es sich erlauben kann, nutzt Nachhilfen.
Bildung hat halt in unserer Gesellschaft auch die Aufgabe die vermeintliche Spreu vom Weizen zu trennen. (vgl. Mythos Bildung von El-Mafaalani)
Nachhilfen sind i.d.R. Angebote auf dem freien Markt.
Es gibt durchaus Gründe, warum die NICHT im Schuldienst sind.
Und wenn sie – dem Wunsch der 88 Prozent folgend – kostenlos sein sollen, dann müssen die ja irgendwie in den öffentlichen Dienst überführt werden.
Das kostet…
Wie gut machen Lehrer ihren Job, wenn so viele Nachhilfe brauchen?
Wie gut machen Schüler ihren Job (Hausaufgaben, Lernen, Leistungswillen, Anstrengungsbereitschaft etc.), wenn so viele Nachhilfe brauchen?
Es gibt Lehrer, die erteilen Schülern der Klassen, die sie unterrichten private Nachhilfe. Ein Schelm, der hier etwas wittert.
Aber klar: schuld sind immer die Kinder.
Entgeldlich? Wenn das herauskommen sollte, dürfte der Lehrer arge Probleme bekommen.
Da die Abschlussprüfung in Mathe an Realschulen nach den Pfingstferien lag, boten die Mathelehrer an der Schule meiner Tochter in den Ferien freiwillig kostenlose Übungsstunden an der Schule an, die auch recht gut angenommen wurden.
Der Deutschlehrer bot vor der Prüfung regelmäßig kostenlose Nachhilfe am Nachmittag an (was gar nicht angenommen wurde).
Finden Sie das etwa verwerflich?
Ja. Entgeltlich. Schwarz. Beamteter Lehrer. Das finde ich sehr wohl verwerflich. So wie ich es generell verwerflich finde, wenn Lehrer gegen Bezahlung Nachhilfe geben. Egal, ob ihren eigenen Schülern oder anderen.
Ist ja eigentlich unmöglich, denn alle Lehrer arbeiten ja 60 Stunden. Aber dieser zusätzliche Verdienst ist nicht unüblich.
Was Sie schildern finde ich gut und sehr engagiert.
Das ist nicht zulässig.
Außerdem – darüber denkt man als Lehrkraft aus anderen Gründen als monetären nach.
Und die Klientel, die das überwiegend (aus unterschiedlichen Gründen) braucht, hat kein Geld für Nachhilfe…. E i n e r der Nachdenkanlässe?
Nachhilfe wird in einem gewissen Rahmen vom Amt übernommen. Es kann nicht so sehr eine Geldfrage sein.
Das ist sowas von verboten – das dürfte bei einmaligem Verstoß schon gleich die volle Kündigung sein. Plus Finanzamtsärger.
Nach bestem Wissen und Gewissen im Rahmen der Möglichkeiten, die die Rahmenbedingungen zulassen.
Sie meinen den Selbstbedienungsladen?
Genau, den mit der Selbstscanner-Kasse, an dem in Regel auch Lehrer bezahlen (abgesehen natürlich von ihren grundlegend fehlenden IT-Kenntnissen).
„Das 20 Milliarden Euro schwere Startchancen-Programm von Bund und Ländern, das 4.000 Schulen an sozial besonders heraufordernden Standorten zugute kommen soll, dürfte dazu beitragen, dass künftig solche Gratis-Nachhilfe auch Kinder und Jugendliche andernorts erreicht.
«Die Anzahl der Schülerinnen und Schüler, die die Mindeststandards in den Fächern Deutsch und Mathematik verfehlen, soll an den Startchancen-Schulen halbiert werden», so heißt es in einem Orientierungspapier des Bundesbildungsministeriums, das Schulleitungen erklärt, was sie mit den zusätzlichen Mitteln einkaufen dürfen. «Dazu bedienen sich Startchancen-Schulen geeigneter Programme und Maßnahmen zur Verbesserung, deren Wirksamkeit erwiesen ist. Sie setzen eine gezielte individuelle Diagnostik ein, die eine passgenaue und adaptive Förderung aller Schülerinnen und Schüler ermöglicht.»“
Die 20 Milliarden Euro werden bestimmt nicht für Gratis Nachhilfe für alle ausgegeben (zumindest hoffe ich das) und das ist sicherlich auch nicht mit geeigneten Maßnahmen zur Diagnostik und Förderung gemeint.
An den bisher ausgewählten Schulen sind mit Sicherheit in der Regel rund 80 % der Kinder BUT berechtigt, die Nachhilfe kostenlos bekommen.
So gesehen werden Nachhilfeinstitute dahingehend nicht darüber hinaus profitieren.
Ich hoffe doch sehr, dass die ausgewählten Schulen Konzepte entwickeln, die sich um Unterrichtsentwicklung, Diagnostik und Förderung drehen und dann Gelder ausgeben, um diese Konzepte auch umzusetzen (sei es mit zusätzlichem Personal oder sinnvolle Materialien und Ausstattungen). In meiner Gedankenwelt käme da kostenlose Nachhilfe nicht vor sondern eher Ideen, wie man Kinder so in der Schule fördern kann, dass Nachhilfe nicht nötig ist….
Es ist ja absurd, wenn alle Schüler kostenlos Nachhilfe bekommen sollen, weil hochqualifizierte und gut dotierte Lehrer es nicht schaffen, ihnen Dinge beizubringen und dann sollen das schlecht bezahlte und wenig qualifizierte Nachhilfelehrer tun. Wie schaffen die das dann?
Hier wird das Pferd vom Schwanze aufgezäumt.
Manchmal fehlt einfach nur ein kompetenter Erwachsener, der sich 1:1 mit einem Schüler beschäftigt. Und selbst die Gruppen sind ja klein: 3-5 Schüler.
Die Ausbildung der Nachhilfelehrer muss nicht allzu schlecht sein. Studenten des Faches, Lehrer im Ruhestand und früher auch noch oft: Arbeitslose Lehrer, Lehrer im Erziehungsurlaub und auch Lehrer mit ausländischen Abschlüssen, die hier nicht anerkannt werden.
. Unter zu vollen und lauten Räumen, Mobbing und Systemsprenger leiden nicht nur Lehrer, auch erstaunlich viele Schüler.
Die meisten Kinder benehmen sich auch gut, wenn sie zu einem nach Hause kommen.( Ich habe noch nie eines erlebt, was nicht). Auch die Nachhilfeinstitute sind von den Räumlichkeiten her ansprechend. Es findet keine Bewertung statt. Der Nachhilfelehrer steht vollumfänglich auf der Seite des Schülers. Das sind alles keine dollen Dinger, machen aber bei vielen Schülern den Unterschied.
“Unter zu vollen und lauten Räumen, Mobbing und Systemsprenger leiden nicht nur Lehrer, auch erstaunlich viele Schüler.
Die meisten Kinder benehmen sich auch gut, wenn sie zu einem nach Hause kommen”
Könnten das wesentliche Gründe für den wachsenden Nachhilfebedarf sein? 🙂
Die Lösung?. Nur noch Unterricht in Kleingruppen für alle? Oder mehr “Disziplin” und respektvoller Umgang in schönen Schulräumen?
Am besten beides.
Ach ja, man wird ja noch träumen dürfen. 🙂
Wie die das schaffen?
Mit Einzelunterricht oder Kleinstgruppen.
Es geht in der Regel um 1-2 Fächer.
Dann sind es Kleingruppen bzw. Einzel “Untericht”.
Dauer 60-90 Minuten.
Die Nachhilfelehrer sind ehemalige Lehrer oder gute Schüler bzw. Fachleute auf ihrem Gebiet.
Manche Einrichtungen arbeiten nich nur nach, sondern wissen aus Erfahrung, was aktuell in der Schule gefragt ist (Nachbereitung Vorbereitung )
…..
Sobald dann alle das kostenlos (hoffentlich nicht umsonst – alter Witz), werden das auch die Nachhilfen nicht mehr schaffen, wenn es wirklich alle wahrnehmen.
@sagenHAFT
“Hier wird das Pferd vom Schwanze aufgezäumt.”
Liebes sagenHAFTes Lernendes 😉 ,
bei Pferden nennt man das “Schweif“.
Wenn du dein Wissen vertiefen möchtest, dann klicke den Link an:
https://www.pferdefluesterei.de/pferdeanatomie-erklaert-der-pferdeschweif-und-was-er-alles-erzaehlen-kann/
Hier kannst du dann alleine deine Kompetenzen vertiefen, wenn du magst. Besonders gefallen dürfte dir der Basisartikel “Anatomie vom Pferd”.
Natürlich darfst du das auch mit Hilfe von “schlecht bezahlten und wenig qualifizierten Nachhilfelehrern” tun, wenn dir das besser gefällt.
Du bist ein besonderes Lernendes und ich hoffe du fühlst dich schon jetzt gesehen und wahrgenommen, weiterhin viel Freude auch im neuen Schuljahr wünscht dir ein “hochqualifizierter und gut dotierter Lehrer“.
(Wegen der Qualifikation mach dir bitte keine Sorgen, über die Dotierung reden wir mal, “wennst größer und verständiger bist”, gell? 😉 )
Und:
Hömma Olle!
Erzähl uns kein vom Pferd, nä! 🙂 🙂 🙂
You made my day.
Ganz einfach: Kleine, meist leistungshomogene Gruppen und die damit verbundene Möglichkeit, die Kinder zur effektiven Nutzung ihrer Lernzeit zu bewegen, anstatt am Handy zu hängen oder mit den Mitschülern zu quatschen. Das könnten wir natürlich auch an den Schulen machen, wenn wir die entsprechende personelle Ausstattung bekämen.
Und immer mal wieder stänkert jemand gegen Lehrer.
Mögen Sie keine unangenehmen Fragen? Am besten also immer nur 1 Meinung und am allerbesten immer nur Ihre?
“Es ist absurd, wenn alle Schreiner es nicht schaffen, Tische zu bauen, diese hochqualifizierten Taugenichtse!”
Also, “Tische” heisst natürlich im Jahre der Herrin 2024:
– ohne Holz (Waldsterben!)
– ohne Metall (außer “grüner Wasserstoffstahl”)
– ohne Kunststoff (Halllloooo, Kunststoff? Sooooo unökologisch, außerdem haben die MINT-Katzen die Chemiewerker nicht genug gefördert)
– Schrauben nur mit lückenloser Liefernachweiskettenunbedenklichkeitserklärung verwenden!
– ohne Schleifen (Hallllloooooo, Feinstaub sehr, sehr gefährlich!)
– ohne Lacke (Hallo, Lack = Gift, Guft und nochmal Gift!)
– der Tisch soll null Euro kosten
– der Schreiner-Mindestlohn muss selbstverständlich 99 Digitaleuros/Stunde betragen
…ja…also wie gesagt, völlig unverschämt: Nicht mal nen Tisch kriegen die hin!!!!111 😉
“Außerdem haben die MINT-Katzen die Chemiewerker nicht genug gefördert.”
Sooooooo ist es.
Aber hallllloooo stopp, die Schreiner als kompetente Holz-Leute beachten bitte auch das Keltische Baumhoroskop der anspruchsvollen Tisch-Kunden und holen diese in ihrer Lebenswirklichkeit und tagesaktuellen Befindlichkeit ab.
“Denn jeder Baum hat seinen eigenen Charakter, jedes Holz seine ganz eigene Eigenschaft – und jeder Mensch einen Lebensbaum, der Charakter und Schicksal bestimmt.”
https://www.holz-leute.de/magazin/ueber-holz/das-keltische-baumhoroskop
Mein Lebensbaum ist die Kastanie, manchmal will ich aber als MINT-Katze lieber als Trauerweide gelesen werden.
Was ist Ihr Lebensbaum 447?
Mein Lebensbaum ist eine aus völlig unökologischen, dafür aber funktionierenden und übertaktungsfähigen (ohne Durchschmurgeln) Chipbausätzen hergestellte Ti-Grafikkarte.
Diesen guten Bau(m)stoff gibt es aus Taiwann, Geheimtipp fürs Herzchakra.
Ist auch meist Unsinn. Wenn man mal in einem Fach Nachhilfe bekommt um etwas aufzuholen ok, hatte ich selbst früher mal ein Jahr lang. Aber die, die Nachhilfe haben, haben das mittlerweile oft in >=2 Fächern und über ihre halbe Schulkarriere oder länger hinweg. Dazu kommt, dass die Nachhilfelehrer den Schülern oft irgendeinen Schrott beibringen, der dann genau für ne 0815 Standartaufgabe funktioniert und die Schüler aber nicht wissen warum und sobald mal eine Aufgabe ein wenig anders ist, scheitern die Schüler weiterhin komplett.
Ich behaupte auch, dass locker 2/3 der Schüler, die bei mir Nachhilfe bekommen, es nicht bräuchten, wenn ihnen nicht ihre Pubertät, Ehre und Ansehen vor der Peergroup im Weg stehen würden. Nachhilfe und auch Youtube usw. können wirklich gute Unterstützungsangebote sein, aber lediglich zusätzlich und nicht als Ersatz für den normalen Unterricht, das verstehen viele Schüler nicht. Hab auch schon O-Töne gehabt wie: “Das interessiert mich überhaupt nicht, und ich will das auch gar nicht lernen, das kann mir mein Nachhilfelehrer vor der Klassenarbeit beibringen”
Das ist schlecht. Im besten Fall nimmt der Nachhilfelehrer mit dem Fachlehrer Kontakt auf, und sie arbeiten zusammen, nicht gegeneinander.
Schauen Sie mal nach Südkorea in Sachen Nachhilfe.
Eine Tatsache ist, dass Schüler, Fragen und Verständnisschwierigkeit leider nicht mit dem Fachlehrer besprechen, sondern im Zweifelsfalle zur Nachhilfe gehen. Natürlich gibt es hierfür sowohl vielfältige Gründe als auch Ausreden, aber ich bekomme als Lehrer häufig genug gar nicht die Chance, für mein Geld zu arbeiten, obwohl ich es vielfach anbiete.
Die im Artikel genannten Zahlen erschrecken, machen aber aus meiner Sicht massive Mängel deutlich in dem, was wir schulische Grundversorgung nennen.
Ich selbst habe im gymnasialen Bereich in den letzten Jahren mitbekommen, dass mehr als die Hälfte der Schüler unserer Kursstufe Nachhilfe in Mathe bekommen hat. Nun passiert aber folgendes: der Zusatzunterricht ist erfolgreich, die Noten werden besser, die Schüler machen ein passable Abschlussprüfung, alle sind happy.
Nach außen wird das Signal gesendet: es ist alles in Ordnung so wie es ist, es besteht keine Notwendigkeit, irgendwas zu ändern, die Noten sind ja gut – oder wenigstens befriedigend. Was unter den Tisch fällt, ist, dass das Ergebnis am Ende völlig anders ausgesehen hätte, wenn es diese Nachhilfe nicht gegeben hätte. Da es den meisten Familien aus dem Einzugsgebiet der Schule relativ gut geht, vermute ich, dass die Kosten im Wesentlichen von den Eltern oder Großeltern getragen wurden.
was andere Schularten betrifft, kann ich wenig sagen. Wenn im Artikel aber steht, dass das Problem an Grundschulen noch massiver ist, läuft es mir eiskalt den Rücken runter. Das heißt doch, dass Schüler von klein auf daran gewöhnt werden, auf fremde Hilfe angewiesen zu sein.
Folgende drei Dinge scheinen mir hier deutlich zu werden.
Einen 4. Punkt möchte ich hinzufügen.
Wenn auf einem Gymnasium die Hälfte einer Jahrgangsstufe (im Fach Mathe-in anderen Fächer vlt.auch, wenn vlt. auch nicht in dem Umfang) Nachhilfe in Anspruch nehmen muss, dann ist das ein Anzeichen dafür, dass nicht jedes Kind auf ein Gymnasium gehört. Daran ändert auch ein G9 nichts, weil dort die angebliche Mehrzeit für Hobbys und Freunde dann wahrscheinlich auch in der Nachhilfe verbracht wird.
Es kann auch bedeuten, dass der Schüler kein Generalist ist. Wenn er überall Zweier und Einser hat, dann stört die Vier in Mathematik.
Meine Erfahrung ist, dass Nachhilfe eher von guten als von schlechten Schülern gesucht wird.
Es ist doch eher zu hinterfragen, wie mal in der Grundschule eine Gymnasialenpfehlung bekommen hat. Oder ist man ganz plötzlich in Mathe von 1 (Grundschule) auf 4 (Gymnasium) abgerutscht?
Smartphone, Pubertät + abwesende Eltern, die tolle “peer group”.
Da ist von 1 auf 4 null Problemo.
Genau das ist das Problem: Es sind halt zu viele Schüler an Gymnasien und Realschulen, die nicht an diese Schularten gehören. Mit Nachhilfe und geringeren Anforderungen mit zum Teil lachhaften Bewertungsschlüssel erreichen sie dann doch noch das von den Eltern gesetzte Ziel.
“stellt sich dann doch die Frage, ob ein gutes Abschlusszeugnis doch eine Frage des Geldes ist”
Mich überrascht nur, dass Sie das scheinbar überrascht. Dass der schulische Erfolg sehr stark vom sozialen Status der Eltern abhängig ist, sollte doch allgemein bekannt sein.
Das mit dem sozialen Status kann zwar sein, muss aber nicht unbedingt auf alle Gruppen zutreffen. Gibt auch Eltern die selber keine Akademiker sind, eher bescheidene Deutschkenntnisse aufweisen, den Lebensunterhalt der Familie als Kleinselbstständige mit viel Zeitaufwand sichern müssen, aber deren Kinder regelmäßig in der Schule mit Spitzennoten und hohen Bildungsabschlüssen glänzen. Außerdem wurden ja laut Studie Nachhilfeangebote von Familien, deren Einkommen unterhalb des Medians lag, mit 21 % sogar knapp häufiger wahrgenommen als von Familien mit Einkommen über dem Median mit 20%.
Ja, auch in meinem Umfeld gibt es vor allem Nachhilfe im Fach Mathematik. Der Unterricht hier ist leider oft zu schlecht.
Man kann auch bei schlechtem Unterricht etwas lernen.
Es gibt da einen Trick:
Wenn etwas nicht verstanden wurde, einfach den Lehrer fragen!
Gerade an Gymnasien gerät man mit Nachfragen leider sehr oft an die falschen und schadet sich selbst. Das ist aber hauptsächlich ein Problem des Systems und weniger der einzelnen Lehrkräften.
Und wie immer die Gelbe Tulpe mit einer pauschalen Beurteilung der Sachlage.
Wer hätte es nicht erwarten?
Wer den Nachhilfeunterricht in Deutschland kritisiert, sollte aber jedenfalls wissen, dass in Südkorea (einem der PISA-Sieger, nicht nur beim Ranking, sondern auch bei der geringen Abhängigkeit des Erfolgs von der sozialen Herkunft) dieser private Nachhilfeunterricht um Größenordnungen verbreiteter und wichtiger ist, obwohl man sogar versucht hatte, ihn zu verbieten oder einzuschränken. Auch in China gibt es dieses Problem:
https://www.dw.com/de/kampf-gegen-exzessive-nachhilfe-in-ostasien/a-58740288
FRAGE: Ist das nun auch ein Zeichen für die schlechten südkoreanischen bzw. chinesischen staatlichen Schulen? Oder ist es ein Zeichen für was anderes, vielleicht einen übertriebenen Bildungsehrgeiz auch bei weniger begüterten Leuten?
Mein Vorschlag: Alle Lehrer wegen Unfähigkeit entlassen und die Stellen mit den Nachhilfelehrern besetzen! Dann geht es endlich wieder aufwärts mit dem deutschen Bildungssystem. Und für die Eltern wäre es kostenlos!
(war das jetzt Ironie? Ich bin mir nicht sicher!)
Ich würde an Schulen gerne so arbeiten können wie es an Nachhilfeinstituten möglich ist. Die Gruppengröße und die Ausstattung. Und es gibt wirklich leuchtende Kinderaugen – und die der Eltern, die bezahlt haben.
Genau mein Humor, danke!
Das war eine sehr gute Antwort auf sagenHaft, zumindest habe ich Sie so verstanden.
Die Lösung ist einfach! Verkleinert die Gruppengröße auf Nachilfeniveau (4-6) Schüler! Problem gelöst!
Wenn nicht der Lehrermangel und die mangelnde Bereitschaft der Länder wären
Kleiner Einwand: Auch in einer Gruppe mit vier geistig überforderten Schülern erreicht der beste Lehrer nichts.
Es kommt immer auf den Lehrer an, aber auch auf den Willen und das Leistungsvermögen der Schüler. Hier sind halt oft Grenzen gesetzt, die leider sehr häufig verwässert werden.
Hauptsache am alten System festhalten, hm?
… und wie lautet Ihr praktikabler, konkreter Vorschlag? (meiner war übrigens halb-ironisch 🙂 )
P.S. Wo schrieb ich was von “am alten System festhalten und welches sollte ich Ihrer Meinung nach meinen?
Wir könnten uns an erfolgreichen Bildungssystemen in anderen Demokratien orientieren, anstatt weiterhin zu behaupten, es gebe 16 verschiedene Lösungen, die wir in aller Ruhe verfolgen können
Also weg mit dem Föderalismus im Bildungssystem! Das wäre schon mal ein guter Anfang! Wird aber nicht passieren!
Kooperationsverbot aufheben, wissenschaftlich fundierte Aufstellung DES Schulsystems sowie Orientierung an demokratischen Gewinnern der Pisa-Studie o.ä.
Die KMK kann sich wegen mir weiterhin aufplustern, sollte aber zum Liefern verpflichtet werden.
Aber wie schon oft geschrieben, die Bevölkerung schert sich nicht um die Kinder
Bei gleichem Unterrichtsstoff verbessert sich durch Nachhilfe alles, Noten, Lerntechniken, Selbstvertrauen, Freude am Lernen, super. Was ist da anders? Mehr persönliche Betreuung, mehr Übungszeit, kleinere Gruppen?
Ich hätte da mal einen Vorschlag, damit auch alle davon profitieren können: Kindergeld streichen, davon kleinere Klassen, moderne Gebäude und Materialien, garantierte Förderkurse und Zeit für Beziehungsarbeit finanzieren. Das müssten doch 90% der Eltern befürworten. (ja, Ironie)
Oder, liebe Politiker, sagt doch einfach ehrlich, dass dieses kostenlose Bildungssystem ein Auslaufmodell ist. Das tolle Startchancenprogramm gleicht Defizite aus, die durch jahrzehntelange, immer größere Überlastung des Schulsystems entstehen. Die Abhilfe soll sein, ein kostenpflichtiges Zusatzsystem zu subventionieren? Und wenn mal wieder Geld fehlt, wo wird dann gestrichen?
In Hamburg gibt es keine kostenlose Nachhilfe für jene, die sie brauchen. Es gibt die Pflicht, an einer Lernförderung (!) Teilzunehmen. Und zwar für maximal zwei Fächer, über welche die Zeugniskonferenz entscheidet. Diese darf auch privat stattfinden, aber ohne Nachweis des tatsächlichen Besuchs (ja, ganz richtig).
Der Unterschied der Lernförderung zur Nachhilfe ist, dass sich jeder, der es sich leistet kann, so viel Nachhilfe holen kann, wie er/sie lustig ist. Auch mit Durchschnittsnoten. Zur Lernförderung wird eine Schülerin halt verpflichtet.
Ferner ist die Lernförderung zwar Privat, das klingt aber hochtrabender als es ist. Es entsteht der Eindruck, hier wären Profis am Werk. Lernförderung für Klasse 6 können aber z.B. auch angehende Abiturienten abhalten. Die Verträge mit jenen sind Privatwirtschaftlich, ja.
Ob die Lernförderung zielführend ist, darüber kann man streiten. Ich sage es mal so: Wenn man seit Klasse 5 Lernförderung in Mathematik brauchte, nun in Klasse 10 ist und immernoch Lernförderung braucht, dann hätten die Eltern vielleicht mal etwas Zielführenderes suchen sollen (wird bei BuT übrigens dann auch übernommen). Es gibt aber auch jene, denen es hilft – vor allem, wenn die Kurse klein sind. Mit 15 Schülerinnen kann man in 45 Minuten keine zieldifferente Lernförderung erreichen. Apropos: Ja, richtig, 45 Minuten in der Woche.
Die Sache mit der Lernförderung ist folgende: Sie muss auch für Abiturienten in den Hauptfächern stattfinden, obwohl diese freiwillig an den Schulen sind. Manche werden übers Ziel getragen, im Hamburg werden manche auch über die Ziellinie geworfen.
Ich würde mir häufiger hier eine Einordnung wünschen. Die Informationen so ohne jegliche Kontext Grenzen an Nutzlosigkeit.
Der Beitrag gibt eine Einordnung – wissenschaftlich gestützt. Nur fällt die Bilanz positiver aus als Ihre Beobachtungen (was nicht heißt, dass sie falsch ist). Herzliche Grüße Die Redaktion
Die Studie über die Nachhilfe wurde vom Nachhilfeanbieter “Studienkreis” in Auftrag gegeben. Das ist ja wie bei Studien über Gesundheitsgefahren vom Rauchen, in Auftrag gegeben von der Tabakindustrie.
Nachhilfe also in die gleiche Ecke stellen wie Tabakindustrie, alles klar.
Mehr und belastbarere Zahlen wären erfreulich, aber das genaue Erfassen von Nachhilfestunden ändert nichts am Problem, dass einige Schülerinnen und Schüler den Stoff nicht bewältigt kriegen.
“Die repräsentative Erhebung wurde vom Nachhilfeanbieter «Studienkreis» in Auftrag gegeben” – das hat schon ein kleines Gschmäckle.
Die Abiturienten, die hier eingesetzt sind, sollten sich in der aufgewandten Zeit eigentlich auf ihr eigenes Abitur vorbereiten. Für das Halten von Lernförderung gibt es halt Geld, ist so etwas wie ein Nebenjob). Nach außen verkauft sich das insgesamt als soziales Lernen.
Ich habe Zweifel, dass Abiturienten das überhaupt schon können, weil sie die nicht Voraussetzungen für das Halten von Förderunterricht… äh Lernförderung mitbringen. Sonst könnten sie sich dann spärer ggf. das Studium zum Lehrer sparen, gerade mit den Fächern Mathe, Deutsch und Englisch.
Kommt darauf an. Bei manchen Schülern reicht es, den Stoff einfach nochmals zu wiederholen. Wiederkäuer wie die Kuh. Dieses System benutzt auch das hochgelobte Singapur übrigens: Stunden werden online gestellt, und der Schüler kann sie sich so oft ansehen, zwischendurch stoppen etc, wie er will.
Welche Schüler nehmen verpflichtet die Lernförderung in Anspruch, wenn sie denn dort auch tatsächlich regelmäßig vor Ort erscheinen? Die Zielgruppe, um die es dort geht, braucht eher qualifiziertes Lehrpersonal.
Die Verkindlichung (nett gesagt) erreicht neue Höhepunkte.
Irgendwie auch cool.
“9 von 10 Computerbesitzern fordern neue Grafikkarten – umsonst.”
Ein wenig wirr/ weird. Irgendwie fehlt doch der Bezug zum Thema,
aber egal, eine Verwechselung in der Kommentarspalte wird es sein.
Aber immerhin sind 8 Follover bei diesem herausragenden
Kommentar gefolgt.
Übrigens, was war da noch mit le Bons ?
Genau, haha!
Ich kann es kaum erwarten, dieses Jahr 50.000 neuen Abgänger*innen Bürgergeld zu zahlen.
Das ist doch nicht unser Problem, gerade an Schulen! 😛
Ach was, das ist doch gelebte Solidarität.
Bei dem Millionenhaufen an BG-Empfängern und den Steigerungsraten für BG und gleichwertige (nur anders benannte) Leistungen…da machen 50.000 (von denen grob 20.000 eigentlich noch abzuziehen wären) nun wirklich keinen Unterschied mehr.
Welche 20 000 sind abzuziehen?
Diejenigen, die eh niemals wertschöpfend arbeiten werden. (Was auch völlig ok ist, die können halt) Zahl habe hier aus dem Forum.
“niemals wertschöpfend arbeiten”
Was meinen Sie damit? Schwerstmehrfachbehinderte? Es würde mich wundern, wenn diese jährliche Zahl so hoch sein sollte
Wie gesagt, ich habe die Zahl hier aus dem Forum. In die 50K werden wohl angeblich auch diejenigen reingerechnet, die (mit absehbarer Wahrscheinlichkeit) eh niemals auf dem normalen Arbeitsmarkt unterwegs sein würden.
Ich persönlich habe das nicht näher überprüft, war für mich jetzt auch nicht der zentrale Punkt.
Der Markt wird es regeln!
Ich glaube nicht, dass Schüler heute dümmer sind als vor 15, 20 oder 50 Jahren. In Mathe, Deutsch und Englisch und auch in den letzten Jahrzehnten nichts mehr dazu erfunden. Woran liegt es also? An den Prioritäten.
Wer in der Schule (warum auch immer) nicht mitarbeitet, keine Fragen stellt, keine Hausaufgaben macht und nachmittags nicht auch mal in die Bücher schaut, der kommt halt nicht mit. Der Markt wird es regeln. Wieso soll die Allgemeinheit für die Faulheit zahlen?
Meine Erfahrung: viele Kids, die Nachhilfe haben, nehmen es in meinem Unterricht sehr locker. Zitat: “Ich lern das eh dann noch in der Nachhilfe.”
Tja…
Wenn die Eltern das dulden…und die Kinder nicht an den Kosten beteiligen..
Ich habe als Student jahrelang Nachhilfe gegeben und sehr vielen Schülerinnen und Schülern geholfen. Am Anfang dachte ich: “Wow, bin ich gut”. Aber bald ist mir aufgefallen, dass es wohl kaum an mir und an der kompletten Unfähigkeit alle Mathelehrer im Umkreis liegen kann. Alle doof bis auf ich? So selbstverliebt bin ich dann doch nicht. Also geht man mal in die Analyse:
Da sind die Kinder, die einfach nur mal eine weitere und andere Erklärung für eine Sache brauchen. Diese benötigen heutzutage eigentlich keine bezahlte Nachhilfe, weil Lehrer Schmitt oder Daniel Jung das auf Youtube gut erledigen.
Der Kern aber hat andere Probleme: Wenn in der Schule von den 45 Minuten einer Mathestunde nur maximal 10 Minuten aufmerksam verfolgt werden, reicht es oft nicht. Und hier sind die Gründe gestiegen: Neben der klassischen Ablenkung durch den Nebenmann kommt heute die digitale Ablenkung. Und zwar die, bei der das Handy aus ist. Die Mädels machen sich auch offline Gedanken, ob der Influencerin oder auch Mitschülerin Bibi die neue Bluse von (Markennamen einsetzen) steht oder ob ihr Freund Schluss gemacht, und die Jungs sind in Gedanken dabei, einen möglichst guten Weg zu finden, Monster abzuschießen. Die objektiv völlig belanglosen Online-Dramen beschäftigen die Kinder auch in der Mathestunde, wenn das Handy aus ist, und die Lehrkraft kann das weder bemerken noch abstellen.
Und nun kommt der Nachhilfelehrer: Das Kind hat in der Zeit der Nachhilfe keine Zeit für Ablenkung, weil der Nachhilfelehrer alleine durch das Setting die Aufmerksamkeit permanent einfordert. Und prompt erfolgt eine vernünftige Beschäftigung mit dem plötzlich gar nicht mehr so schweren Stoff.
Man sieht: Der Erfolg von Nachhilfe hat in den meisten Fällen nichts mit den Personen zu tun. Nicht mit der Unfähigkeit der Schullehrkräfte und nichts mit der Kompetenz der Nachhilfelehrer.
Danke für Ihre Ausführung, die ich so unterschreiben kann.
Ich unterrichte heute genauso, wie ich meinen Nachhilfeunterricht gestalte. Bzw. auch umgekehrt. Gleiche Arbeitsblätter und sogar gleiche Probeklausuren werden verwendet.
In der Schule können die wenigsten meinen Unterricht folgen. Bei der Nachhilfe hat eigentlich keiner ein Problem.
Die Gründe dafür haben Sie gut dargelegt.
Super Analyse, der ich noch einen Punkt hinzufügen möchte – und zwar die Erwartung der Eltern.
Mein Kind mag in einem Fach Probleme mit den Erklärungen eines Lehrers haben, ständig abgelenkt sein oder in der großen Lerngruppe untergehen und dadurch schlechte Noten haben. Das muss auch von niemandem beabsichtigt sein.
Aber wenn ich nun extra eine passende Nachhilfe engagiere und bezahle, dann erwarte ich auch Ergebnisse. Diese Erwartungshaltung kennt auch mein Kind. Und dann gelten keine Ausflüchte mehr wie “Der Lehrer mag mich einfach nicht.”, sondern dann muss es Leistung geben.
Das ist übrigens auch der Grund, warum ich gegen Gratis-Nachhilfe bin:
Die Kinder haben bereits (gratis) Unterricht, den sie aus bestimmten Gründen nicht annehmen. Eine Gratis-Nachhilfe bringt dann wenig, wenn Kinder auch keinen Bock darauf haben und dort nicht vernünftig arbeiten.
Kann ich bestätigen: Mein eher lustloser und unmotivierter Französisch- Nachhilfeschüler (14) brachte erst dann seine gesamten Lernutensilien (vorher gern mal vergessen) sowie eine zumindest leicht gesteigerte Aufmerksamkeitsbereitschaft mit, als ich ihm erklärte, wie viel Geld sein alleinerziehender Vater für jede Stunde an mich überweist.
Es gibt da noch einen ganz simplen Effekt, der ist so einfach, dass er mit der Verweildauer in der Pädagogenwelt exponentiell steigend häufig übersehen wird, weil doofe Realität:
Angenommen, eine Bildungsdrohne 448 würde für eine Nachhilfestunde gebucht werden, die (schwarz) 30 EUR kostet.
Angenommen, Vater Karl-Heinz (Maurer) oder auch Mutter Erna (Warenlogistik LIDL) kämen nach Hause und erführen, dass ihr Sprössling das sauer verdiente Geld zum Fenster rauswarf, indem er nicht zuhörte oder einfach die Haustür nicht öffnete…tja-haaaaa….da brauchen wir jetzt erstmal 17 komplexe, doppelt faktengecheckte Studien zur soziokulturellen Interaktionsmustern, um das Müüüüüsteeeeerium zu ergründen, wieso das wohl nur einmal passiert…. 😀
Die Studie zeigt ganz gegenteilige Ergebnisse zu den üblichen Narrativen, dass Nachhilfe hauptsächlich ein Phänomen wohlhabender Akademiker wäre . Demnach wäre es ja eben nicht vom Einkommen der Eltern abhängig und bei Eltern mit Haupt- oder Realschulabschluss sogar weiter vebreitet. Manche Dinge stellen sich bei näherer Betrachtung bisweilen anders da, wie sie auf den ersten Blick erscheinen mögen.
Jein. Auch bei den Nachhilfeinstituten gibt es verschiedenste Angebote. Gruppenunterricht, Einzelunterricht, Unterricht in Präsenz, Onlineunterricht …
Gibt es eigentlich auch eine Statistik, wie sich die Zahl der Schüler, die Nachhilfe in Anspruch nehmen (müssen?), in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat und über die Gründe, warum gefühlt immer mehr Nachhilfe benötigen? (Dieses Gefühl nährt sich aus der Beobachtung, dass immer mehr verschiedene “Nachhilfeinstitute” in meinem Stadtbezirk wie Pilze aus dem Boden schießen).
10 von 10 Nachhilfeinstituten wollen gerne eine öffentlich finanzierte, privatwirtschaftliche Säule im Bildungssystem sein.
Nice, was ich feststellen konnte ist, dass die SuS, die Nachhilfe erhielten, im Unterricht nicht aufpassten/mitmachten. Warum auch, denn in der Nachhilfe wurde ihnen dann ja der Stoff mundgerecht vorgekaut – entweder im Einzelunterricht oder in Kleingruppen. Vor den Arbeiten wurden dann die eigentlichen Fachlehrkräfte der Schule gebeten, zusätzliche Materialien zur Verfügung zu stellen, um sich auf die Klassenarbeiten vorbereiten zu können bzw. vorbereiten zu lassen.
Allgemeine Schlussfolgerung, die Schule hat es im Gegensatz zur Nachhilfe nicht gebracht:(
Ich habe im Unterricht immer eigene Aufgabenstellungen genutzt und vor den Arbeiten auf die Aufgaben in den Arbeitsheften verwiesen. Die selbst erstellten Aufgaben habe ich dann leicht abgewandelt in die KA eingebaut. Diejenigen, die im Unterricht mitgearbeitet hatten, haben die sache im Allgemeinen dann während der Arbeit schnell geblickt:)
Nun jaaaa, …
grundsätzlich ist der Gedanke eine Überlegung wert.
Allerdings würde ich ebenso grundsätzlich die SuS der Gymnasien davon ausnehmen: Der Besuch dieser “Anstalt” ist freiwillig und bei schwachen SuS i. d. R. pädagogisch von Lehrkräften nicht empfohlen – oft wurde sogar intensiv davon abgeraten.
Worin liegen die größten Unterschiede vom Unterricht in den Klassen zum Nachhilfeunterricht?
1. Die Lerngruppen sind weitaus kleiner als eine Klassengröße, meist eine einstellige Zahl oder gar nur ein Schüler, und die Gruppen werden sehr sorgfältig homogen (!) zusammengestellt. Hier ist gutes Eingehen auf die aktuellen Bedürfnisse möglich! Damit kann man mit einzelnen oder Minigruppen üben, auf Fragen antworten, keiner kann sich ausklinken oder zwischendurch andere Beschäftigungen ausüben, das fällt auf.
2. In Nachhilfe gehen Schüler entweder aus eigenem Antrieb oder zumindest aufgrund von Notwendigkeiten, die sie einsehen, um z. B. Nichtversetzung vorzubeugen. D. h. sie müssen aufgrund dieser Lage was arbeiten, ob es ihnen nun passt oder nicht. Sie können sich nicht unauffällig in der großen Anzahl wegducken oder sogar Störungen produzieren, sonst fliegen sie raus. Derartige intrinsische oder extrinsische 😉
Motivation ist hilfreich, und die weitaus intensivere Zuwendung und Zeit, die die Lehrkraft dem einzelnen geben kann, bringt was.
Schlussfolgerung daraus: Unser Schulsystem könnte durch kleinere und homogenere Klassen und intensiveren Zuwendungsmöglichkeit der Lehrer in vielen Fällen genau diese Nachhilfe unnötig machen. Steckt endlich mehr Geld in die Personal- und Raumressourcen der Schulen, statt mit immer mehr Heterogenität und Zusatzaufgaben in den Klassen die pädagogische Arbeit unleistbar zu machen! Kein Wunder, dass immer weniger Menschen Lehrkräfte werden wollen.
Auf jeden Fall trägt Nachhilfeunterricht zur Steigerung des Bruttoinlandsprodukts bei. Beinahe hätte ich Bruttosozialprodukt und “in die Hände gespuckt” geschrieben. Die Jugend lässt einem doch nicht mehr los. Derzeit sind wir wirtschaftspolitisch in einem Sturzflug, den ein sterbender Geier (wieder eine Anspielung für die Generation Ü50) nicht besser hinlegen könnte. Die Nachhilfe wirkt auf jeden Fall positiv.
Positiver als die Beseitigung einer Umweltkatastrophe oder der Einkauf von Kriegsgerät bei Rheinmetall.
Wer Nachhilfe braucht, sollte einfach mal im Unterricht besser aufpassen und seinen eigenen Geist bemühen.
Gratis. Natürlich. Gerne.
Das folgende wird nicht auf Gegenliebe stoßen:
Ich habe ca. zwei Jahrzehnte meines Lebens mit Nachhilfe, Förderuntericht, Seminaren, Prüfungsvorbereittungen, Unterricht im zweiten und dritten Bildungsweg, Erwachsenenbildung etc. gearbeitet und das, muss man mit natürlich nicht glauben, sehr erfolgreich und das über alle Klassenstufen und Schulformen.
Die meisten Kinder, Jugendlichen, jungen Erwachsenen waren in der Regel und der überwiegenden Mehrzahl kognitiv auf der Höhe oder mehr als auf der Höhe. Das war selten das Problem.
Ich habe im Lauf der Jahrzehnte mehrere Problemfelder identifiziert, die alle darauf hinauslaufen, dass Lehrpersonal nicht ihren Job gemacht haben, furchtbar oder miserabel war.
1. Die Beziehungsqualität stimmt nicht. Ich schrieb neulich unter einem anderen Beitrag, dass Lehrer Experten für (junge) Menschen sein müssen und das ist haüfig nicht der Fall.
2. Es wird mit den Schülern nicht an Notenökinomie gearbeitet.
Man kann mit sehr einfachen Mitteln in ziemlich kurzer Zeit, zumal wenn die Ausgangsnoten schlecht sind, eine Verbesserung von ein bis drei Noten erreichen, schlicht dadurch indem man den Schülern entsprechende Hinweise zur Notenökonomie gibt
3. Gerade in sprachlichen Fächern fehlt die notwendige Systematik.
4. Nicht wenige Lehrer sind fachlich nicht auf der Höhe.
5. Es fehlen fast vollständig Kenntnisse über Entwicklungspsychologie ( ich nenne das zusammenfassend so) und damit einhergehend eine völlige Überschätzung der Leistungsfähigkeit von Menschen in ihren jeweiligen Phasen.
Abseits dessen ist mir wohl bewusst, dass man als Akteur in unserem Bildungssystem viele Dinge nicht in der Hand hat und es viele Dinge gibt, für die man nichts kann.
Natürlich ist es besser, wenn 20 Kinder in der Klasse sitzen statt 30. Es ist besser, wenn alle Kinder Muttersprachler sind und es ist auch besser, wenn alle Kinder kompetente Eltern haben.
Ein gewichtiger Grund, warum ich diese Tätigkeiten nicht mehr mache, ist dass ich es irgendwann nicht mehr ertragen habe, wie sehr und nachhaltig man – gerne in einer unheilvollen Allianz von Eltern und Lehrern – auf kleinen Kinderseelen herumtrampelt.
In ein oder zweijährigen Vorbereitungsklassen für Abschlussprüfungen habe ich lernen müssen, wie zerstört und deformiert junge Menschen mit 17, 18, 19 aufwärts bereits sein können.
Ich schreibe das, weil ich hier schon länger mitlesen und vielen Beiträgen leider entnehmen muss, dass viele Schreibende es sich hier sehr einfach machen und dass so eine Attitüde vorherrscht, dass nichts etwas mit einem selbst zu tun hat und man alles externen Faktoren anlastet.
Eine Folge dieser Einstellung ist die seit Jahrzehnten prosperierenden Nachhilfelandschaft und der seit Jahrzehnten wachsende Bedarf nach Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe.
@GBS-Mensch
In welchem Fach/welchen Fächern haben Sie Nachhilfe bzw. Förderunterricht erteilt?
Überwiegend Deutsch und Englisch, teilweise auch Mathe.
Chapeau! Drei sehr anspruchsvolle Fächer, nach Ihren Angaben in “Nachhilfe, Förderuntericht, Seminaren, Prüfungsvorbereittungen, Unterricht im zweiten und dritten Bildungsweg, Erwachsenenbildung etc…. über alle Klassenstufen und Schulformen…” also auf höchst unterschiedlichen Niveaus und unterschiedlichen Klientels. Sie sind ein Genie! Welches Studium hat Sie zu dieser tollen Karriere befähigt oder sind Sie ein “Naturtalent”?
Sie dürften noch vieles andere ergänzen, aber das spare ich mir jetzt einmal.
Ganz ursprünglich habe ich ein kaufmännisch, betriebswirtschaftliche Ausbildung gemacht, dann irgendwann ein paar Geistes- und Sozialwissenschaften studiert und ein paar andere Fächer u.a. Jura anstudiert.
Ich weiß natürlich, dass Ihre Frage rhetorischer und gehässiger Natur war. Lehrer eben.
Gleichwohl können Sie es sich so vorstellen, dass ich ein prekärer Akademiker bin, der im Bildungs-, Betreuungs-, Coachings- und Beratungsbereich schon so ziemlich alles gemacht hat. Sehr viel davon im Hochstress- und Hochkonfliktbereich. Aufgrund dieses Erfahrungshintergrundes sind halbwegs normale Kinder die reinste Erholung für mich im Vergleich zu Suchtkranken, die mit dem Messer auf einen losgehen.
Einige Sachen waren furchtbar und die würde ich nie wieder anfassen, wie etwa Aktivierungsmaßnahmen fürs Jobcenter.
4. Nicht wenige Lehrer sind fachlich nicht auf der Höhe.
Und welche der Fächer sind bei Ihnen mit eine Lehrbefähigung versehen?
Die Wahrheit liegt wie immer auf dem Platz und wenn ich Ihre Ergebnisse (als Akteur im System Schule) zu verantworten hätte, wäre ich an ihrer Stelle nicht so arrogant und ignorant, vor allem nicht den Akteuren und Professionen gegenüber, die diese Ergebnisse auszubügeln haben.
Nein, keine Gegenliebe.
Aber aus vielleicht unerwarteten Gründen. Die Sichtweise ist auf andere Art ebenso einseitig auf bestimmte Aspekte fokussiert wie Lehrern vorgehalten wird.
Ich bin ebenfalls der Meinung, dass, abgesehen von sehr wenigen Förderschülern, die kognitiven Fähigkeiten vorhanden sind. Warum es trotzdem oft Probleme gibt? Nicht unbedingt aus den aufgezählten Gründen.
Beziehungsarbeit hängt nicht nur von Expertentum ab, sondern auch von Empathie und Zeit. Das erstere haben einige, andere weniger, aber Zeit, im chaotischen Betrieb mit 30-50% Verwaltungsaufgaben, die hat kaum jemand. In Relation zu diesen Problemen sehe ich in meinem Umfeld eher unerwartet gute Ergebnisse im Beziehungsbereich.
Notenökonomie klingt schön, habe ich vor Jahrzehnten als Nachhilfelehrer auch genutzt, immer zufriedene Eltern. Zusätzlich allerdings auch am langfristigen Effekt gearbeitet, Grundlagen und Verständnis. Kochrezepte sind ein Grund, warum Schüler lieber im Unterricht ‘wichtigere’ Dinge tun. Wozu verstehen, wenn es mit Schema X auch geht?
Über Sprachen weiß ich nicht genug, aber als Klassenlehrer frage ich auch manchmal etwas verwirrt die KuK, die Antwort ist meist Spiralcurriculum.
Der vierte Punkt ist eher dreist, mindestens absurd pauschal.
Der fünfte Punkt ist schlicht falsch, grundlegende Entwicklungspsychologie kann ihnen jeder Lehrer darlegen. Praktisch konkurriert die aber mit der Pädagogik: Ohne Anforderungen an der Grenze gibt es wenig Weiterentwicklung. Schule ist nicht nur Wissen anhäufen, sondern, viel wichtiger, es anzuwenden, komplexes Denken zu entwickeln. Das kann bei den Anforderungen manchmal zu weit gehen, aber immer im Wohlfühlbereich der Leistungsschwächsten zu bleiben ist keine Lösung. Das sind die, die oft zur Nachhilfe kommen.
Wenn es die genannte unheilvolle Allianz gibt, zeigen Sie Lehrer und Eltern an. Ich erlebe jedenfalls, wie 12,13jährige in keinem einzigen Fach Interesse an irgendeinem Thema haben, stattdessen sich und andere so gut wie möglich ablenken oder ärgern. Sind dann alle ihre Lehrer unfähig?
Überspitzt könnte man sagen, sie sehen die Mehrzahl der Lehrer entweder als dumme Faulenzer oder sadistische Psychopathen. Dafür gibt es noch ziemlich viele ‘normale’ SchülerInnen, mal mit mal ohne Nachhilfe.
Ich danke Ihnen für die ausführliche Antwort. Ich kann hier leider nicht alles schreiben, was ich zu schreiben hätte, aber ich will etwas kursorisch antworten.
Zur Lernökonomie:
Natürlich wäre es das Ideal, dass Schüler sich auf einer tieferen, wissenschaftlichen Ebene für etwas interessieren und entsprechenden Input aufnehmen.
Das entspricht nur leider nicht der Realität. Nicht jeder hat an allem Interesse und für alles Talent.
Aber auch dann ist man es seinen Anvertrauten für meinen Teil schuldig, sie mit den Basics und Lernökonomie in einem Notenbereich zwischen Zwei und Vierbzi halten. Und das geht.
Es ist natürlich immer dann schwer, wenn man es als Lehrperson als oersönliche Beleidigung empfindet, dass manche von denen, die voeinem sitzen kein sonderlich es Interesse oder Talent haben und dann die “reine Lehre” auspackt und zum Maßstab macht.
So ziemlich das Brot-und-Butter Klientel in der Nachhilfe sind Jungs in der siebten, achten Klasse, also das Altersspektrum zwischen 13 und 15 Jahren (Eine Altersgruppe, die Sie anschnitten und die sich für nichts interessiere). Ich persönlich nenne das das “Absturzalter”.
Zumindest als männlicher Mensch sollte man sich aus eigener Erfahrung daran erinnern, dass es ziemlich schwer, wenn nicht gar unmöglich ist, sich auf den Unterricht zu konzentrieren, wenn man alle fünf bis zehn Minuten eine Erektion hat, das Gehirn in Hormonen badet und sich auch sonst auf alinks gekrempelt wird. Da helfen auchdie üblichen Lehrersorüche von Konzentration, Disziplin, sich auf den Hosenboden setzen und bli, bla Blub nicht weiter.
Also im entwicklungspsychologischen Teil sind Sie hier leider durchgefallen.
Was Sie als “dreist” bezeichnen, ist leider Alltag. Vieles, was Lehrer unterrichten ist, sehr freundlich gesagt sehr unpräzise. Um ein sehr einfaches Beispiel zu bemühen, das jeder kennt:
” he, she, it…s muss mit.” (Das steht sogar nicht selten in Lehrbüchern) Die meisten Kinder sind sehr folgsam, kognitiv auf der Höhe und können das auch perfekt anwenden.
Nur steht da aber nicht he, she oder it sondern Mary, Paul oder the car und schon bricht alles auseinander. Was macht man dann? Und dann steht da in rot ein “f” und unter dem Test oder der Arbeit steht in rot eine schlechte Note.
Fünf Jahre Schule und die Kinder wissen nicht, was ein Subjekt ist noch können sie die dritte Person Singular identifizieren.
Ich könnte mich hier noch über so wahnsinnig viele Beispiele und Themenfelder auskotzen, in denen sie absolut unterirdisch unterrichtet wird, aber ich erspare mi das einmal und belasse es bei dem Hinweis, dass (vergleichsweise) sehr schlecht bezahlte (häufig) Honorarkräfte ausb8geln müssen, was studierte, mit zwei Staatsexamina ausgestattet Menschen in der Besoldungsstufe A14 nicht gebacken bekommen.
Und selbstverständlich, Sie sind ja Lehrer, heben Sie die Bedrängnisse vor, unter denen Sie leiden.
Würden Sie das Dienstleistern durchgehen lassen, von denen Sie etwas wollen?
Was können die Kinder dafür? Ich habe inzwischen 25 Jahre im sozialen Bereich auf dem Buckel (nicht nur mit Kindern) und kenne diese Rechtfertigungen, Begründungsmuster und Rationalisierungen durchaus aus anderen Kontexten.
Verstehen Sie mich nicht miss. Nicht jeder Job, nicht jeder Beruf ist einfach. Ich weiß das. Aber eine Quote von bis zu 25 Prozent von Menschen, die eine Ersatzdienstleistung brauchen, ist schon happig zumal wir uns einigermaßen einig waren, dass es sich um Menschen handelt, die die kognitiven Voraussetzungen mitbringen. Von Schulabbrechern etc. haben wir da noch nicht einmal geredet.
Ich persönlich würde da als Lehrer ins Grübeln kommen.
Diese “Versagensquoten” kenne ich sonst nur aus der Arbeit mit Suchtkranken, Langzeitarbeitslosen oder Haftentlassenen.
Ich musste fast lachen, als ich Ihre Darstellung der in Hormonen badenden Jungen mit Dauererektion las, aber sie ist ein guter Einstiegspunkt, um nochmal auf das zu verweisen, worauf einige Mitschreiber schon hinwiesen: Die Bedingungen in der Schule sind anders! Oder warum sollte ein Junge nicht ebenso badend abgelenkt bei Ihnen in der Nachhilfe sitzen? Richtig, die Ablenkung (in kleinen Gruppen) ist (eher) nicht so unmittelbar vorhanden.
Abgesehen davon teile ich Ihre Vorstellung von dem völlig seinen Hormonen ausgelieferten Kind (hier geschlechtsneutral) nicht, obwohl sie immer wieder herangezogen wird, um alle möglichen „Ausfälle“ zu entschuldigen. Wäre es tatsächlich so, dass der Verstand (und die Vernunft) hinter den „Trieben“ zurücktreten dürfte und müsste, dann dürfte man sich z.B. bei Jungs nicht über Anmachsprüche und Anzüglichkeiten (oder gar Schlimmeres) aufregen. Sie können ja nichts dafür. Und müsste man dann „zur Eindämmung der Hormonflut“ auch wieder über Kleiderordnung und gar die Koedukation nachdenken.
Allerdings stelle ich nicht die Herausforderung im Zusammenhang mit Sexualität für junge Menschen infrage. Wenn man abends Pornos guckt, dann trägt man das ggf. in den Schultag hinein, mit Konsequenzen für die Aufmerksamkeit. Und auch ohne erotische Intensivbefeuerung werden Jugendliche über tausend Kanäle mit allem möglichen Unsinn zugeschüttet, ohne oder mit wenig Hilfestellungen, wie damit umzugehen ist.
Aber hier liegt die Ursache eher nicht bei inkompetenten und beziehungsunfähigen Lehrern (ich kenne übrigens nur Lehrer, die auch Lächeln können), sondern außerhalb der Schule, was Schule nicht auffangen kann. Ein Lehrer kann nicht bei der großen Anzahl der Kinder zu jedem in eine Beziehung treten, die auch nur annähernd genügend Tiefe erreichte, um eine Lösungsperspektive für alle Probleme von Heranwachsenden zu geben. In einzelnen Fällen mag das gehen. Das wollen aber die Kinder auch größtenteils nicht (auch, wenn sie grundsätzlich gerne Lösungen erfahren würden), wobei sie z.T. schon selbst beziehungs“gestört“ sind. Für die meisten Kinder scheint es ausgeschlossen, dass ein Informatik- oder Lateinlehrer womöglich die eine oder andere Antwort auf sie (teils unbewusst) beschäftigende Fragen haben könnte. Sie sehen also den Lehrer nicht als Menschen, der sich letztlich mit den gleichen Fragen wie sie auseinandersetzt, nur schon etwas länger.
Ihre fachlichen „Anschuldigungen“ mögen Ihren Erfahrungen entsprechen, allerdings möchte ich die Frage stellen, ob Sie denn mit Lehrkräften in Kontakt treten und all diese Dinge besprechen, z.B. auch als Perspektivwechsel zur Schülerschilderung. Mir begegnen auch immer wieder Arbeitsweisen von Nachhilfelehrern, bei denen ich nicht so glücklich bin, wenn z.B. mathematische Formalitäten abgeändert oder Arbeitsweisen zusätzlich eingeführt werden, die eigentlich mehr verwirren als helfen (und das alles ohne Rücksprache mit mir). Man könnte auch hier unterstellen (wie Sie es anscheinend gerne tun), dass der Nachhilfelehrer sich auf meine (und des Schülers) Kosten profilieren möchte.
Zur Notenökonomie kann ich nur sagen, dass Sie sich da möglicherweise eine Arbeitsweise angeeignet haben, die effektiv ist. Da gäbe es evtl. etwas zu lernen. Bei einzelnen meiner Schüler zweifele ich an, dass ein Notensprung von zwei Noten so einfach möglich wäre. Zudem sehe ich es auch nicht als meine Kernaufgabe an, ggf. die Faulheit und oder Abgelenktheit bestimmter Schüler ökonomisch zu überpinseln. Und auch hier gilt die Frage nach der Gleichheit der Bedingungen (30:1?).
Zur Versagensquote: Leider muss man sagen, dass wir ja teilweise tatsächlich mit Suchtgefährdeten (Computer, Social Media, Porno, Alkohol und Drogen, Essstörungen, Depressionen, …) und Langzeitarbeitsverweigerern arbeiten, in einer Gruppentherapie mit 30 Teilnehmern (natürlich lange nicht alle so belastet), sechs Sitzungen am Tag. Darüber mache ich mir tatsächlich regelmäßig Gedanken.
Der Unterschied ist/war Beziehung. Sicherlich, da haben Sie Recht, ist es leichter in einer Fünfergruppe eine Beziehung aufzubauen als in einer Dreißiger.
Ein weiterer Unterschied war, dass die entscheiden konnten, ob die mit mir arbeiten wollten, oder nicht. Sie mussten nicht, wenn die Beziehung nicht stimmte. In der Schule haben sie die Wahl nicht.
Nein, man muss Kindern oder Jugendlichen nicht alles durchgehen lassen, weil sie sich in einer bestimmten Phase befinden.
Man kann, muss, sollte auch dann Grenzen setzen, aber mit dem ausgesprochenen oder unausgesprochen Zusatz:” Kind, ich weiß es ist schwer und ich weiß, dass es nicht deine Schuld ist und es wird vorbei gehen.”
Also Empathie und Kompetenz, und so…
Zu Ihren Problemen mit Nachhilfelehrerin kann ich keine Stellung nehmen, zu Ihrem Fach auch nicht so sehr…
Ich kann Ihnen sagen, dass sich zu meiner Zeit ca. drei von vier Lehrern geweigert haben, mit mir zu sprechen.
Mathe habe ich, wie Sie das formulieren würden, eher fachfremd unterrichtet.
Als fauler Nichtversteher fand ich es immer sinnvoll, die Kinder vor dem Auswendig lernen des kleinen oder großen Einmaleins mit dem Kommutativgesetz vertraut zu machen. Dann muss man sich wesentlich weniger merken.
Dass Sie es nicht als Kernaufgabe sehen, die Noten Ihrer Schüler zu verbessern oder wie Sie sagen zu “überpinseln”, ist aus meiner Sicht ein ganz großer Teil des Problems.
Ich frage mich gerade, wie haben mein Vater/Schwiegervater und meine Großväter damals ihre Hormone in den Griff bekommen? Die haben alle mit 14 Jahren eine Ausbildung begonnen und erfolgreich abgeschlossen. Die Jungen meiner Generation waren in der Pubertät auch nicht wesentlich unkonzentrierter in der Schule als die Mädchen. Meine 2 Söhne haben diese Hormonschwemme auch ganz gut gemeistert und mein Enkelsohn (mitten in der Pubertät) kriegt das bis jetzt auch hin. Gibt es vielleicht doch noch andere Ursachen für die Konzentrationsprobleme zu vieler der heutigen Teenager? Das mit der Pubertät ist ja ein alter Hut und die meisten Lehrer wissen das (war jedenfalls in meinem Studium auch ein Aspekt in Entwicklungspsychologie) und können damit umgehen. Auch Lehrer waren selbst mal Teenager und manche sehen das auch bei den eigenen Kindern und deren Freunden.
Als man früher in der guten alten Zeit mit 14 in die Maurerlehrer ging, hatte man wohl nicht ständig gleichaltrige Azubininnen um sich herum.
Selbstverständlich gibt es auch andere Ursachen, wie zum Beispiel unterirdisches und langweiiliges Lehrpersonal, das noch nicht einmal Durstende in der Wüste mit einer Flasche Wasser begeistern könnte und dann wahrscheinlich noch langatmige Schmähtiraden halten würde, dass Menschen in der Wüste durstig sind.
Mein Sohn kommt damit auch ganz gut klar, weil ein Absturz von zwei Noten in ein oder zwei Fächern von einer Eins nicht so tragisch ist.
Ihr Beispiel aus dem E-Unterricht ist super. Und auch zutreffend.
Der Effekt ist aber leicht erklärbar:
Zumindest laut Lehrwerk ist so ein übles, kapita-lustisch-bourgeoises Zeug wie “Subjekt” (also Grundlagengrammatik, mit der man sich ganz viel erschliessen kann) GARNICHT VORGESEHEN.
Ich kenne genug (meist, aber nicht immer jüngere) KuK, die Ihnen zwar fünf gegeneinander rotierende fishbowls in die Klasse setzen können…aber SELBST nicht wissen, wo das Subjekt im Satz ist oder oder oder.
Von daher, das übliche:
Grammatik ist langweilig und ätzend, also war/ist insbesondere isolierte Grammatik ausdrücklich unerwünscht – wird doch blank und unveschönigt der IQ und/oder Lernaufwand offengelegt.
Also: Soll weg.
Also: Kam es weg.
Also: Schlechtere kognitive Auslastung.
Also: Weniger verstehen.
…
..
.
Tja-ha.
Ich spar mir mal das Sprüchlein fast: Geliefert wie _____________.
Als ich damit befasst war, war Grammatik noch nicht “verboten”.
Live-Update aus der ersten Schulwoche:
In drei Englischkursen sind 0 SuS ohne weitgehende Hilfestellung) in der Lage, dass Subjekt im Satz zu erkennen – oder wissen auch nur, was ein “Subjekt” ***überhaupt*** ist.
“Verb” das gleiche, erst bei der Formulierung “Tu-Wort” regen sich einzelne Erinnerungen aus der GS-Zeit oder so.
Kein Vorwurf an die SuS, erkläre ich es halt.
Naja, nun…Wem wollen Sie jetzt anlasten, dass Kinder Jahre und über ein Jahrzehnt 30 Stunden die Woche und mehr zur Schule gehen und die grundlegendsten Dinge nicht können?
Und viele Dinge sind unter Ansetzung vernünftiger und wohlwollender Maßstäbe auch nicht mehr zu erklären.
In unseren Klassen für Neuankömmlinge beispielsweise kommt niemand auf die Idee, den Kindern Wörterbücher in die Hand zu drücken.
Stattdessen hält man denen Aufgaben unter die Nase, die sie unmöglich lösen können, schlicht weil sie das deutsche Wort nicht kennen und auch nicht kennen können und eben kein Kompendium haben, in dem sie nachschlagen können.
Und selbst wenn sie das Wort kennen und es um die Rechtschreibung geht und man ihnen dann ans Herz legt, einmal in ihrem Grundschulwörterbuch oder im Register Ihres Arbeitsmaterials nachzuschauen, gucken die einen an, wie die Kuh wenn’s Blitz, übrigens nicht nur die Neuangekommenen Kinder.
Das sind so Dinge, über die ich nicht hinwegkomme und die doch Anlass zur Frage geben, was da so in zahllosen Unterrichtsstunden von nicht gering bezahlten Lehrkräften mit abgeschlossenem Studium, zwei Staatsexamina und teilweise jahrzehntelangen Aufenthalt im Schulbetrieb so getrieben wird.
Nachtrag:
Beziehungsarbeit kann man auch mit einem Blick in die Augen, einem Lächeln und einem Zwinkern leisten.
Das geht auch mit wenig Zeit und man begegnet in so einem Schultag in einem Schulgebäude auch soeinigen Menschen, bei denen man das anwenden kann.
Nachhilfe: Ich gebe die Fortbildung ” Lernen lernen” für Kinder und deren Eltern. Der Raum platzt aus den Nähten, die Stühle reichen nicht.
Elternabend Schule .. äh ja… schön, dass 20 Prozent erschienen sind.
Manchmal glaube ich, dass alles schon so durchkapitalisiert ist, so dass nur Wert hat, was etwas kostet.
Vielleicht wäre Schulgeld ein Ansatz.
“…so dass nur Wert hat, was etwas kostet.”
Auf einige mag das zutreffen. Vielleicht ist die Fortbildung auch einfach interessanter. Vielleicht erschöpfen sich die meisten Elternabende auch auf ein paar Bulletpoints auf einer DIN A4 Seite, die man in einer Minute verarbeitet hat und erspart sich die 60-90 min nach Feierabend.
Nein, die Elternabende werden grundsätzlich nur von den Eltern besucht, die sich für ihr Kind interessieren. Die Erziehenden, die dringend kommen müssten, treten nicht in Erscheinung.
Selbiges gilt übrigens auch für Elternsprechtage. Eltern, die dringend kommen sollten, treten nicht in Erscheinung. Diese Erziehenden müssen extra eingeladen werden, ob sie dann auch auftauchen ist steht dann auf einem anderen Blatt Papier.
“Nein, die Elternabende werden grundsätzlich nur von den Eltern besucht, die sich für ihr Kind interessieren.”
Ersetzen Sie die Aussage durch, die Elternabende werden grundsätzlich von Eltern besucht, die durch ihre Anwesenheit Interesse vorgeben und sich dadurch soziale Validierung versprechen…Dann kommen wir der Sache näher. Das sind dann so die typischen Elternsprecher…
Abseits dessen haben sie Recht.
Aber jetzt einmal unter uns. Warum soll ich mich da hinsetzten, wenn mit einer Mail alles erklärt ist. Sie wollen da doch auch nicht sitzen und beschweren sich hier lauthals über die Belastung. (Ob Sie persönlich das tun, weiß ich nicht, aber viele hier)
Lernentwicklungsgespräche oder Elternsprechtage oder wie das in jedem Bundesland so heißt, sind eine andere Sache.
Der Mensch – das soziale Wesen.
In Präsenz lässt sich durchaus, gerne noch mal die eine oder andere Nachfrage stellen, die auch andere interessiert. Allerdings: manche Erziehenden sind wie unsere SuS im negativen Bereich der Aufmerksamkeit, weil durch Gespräche und Mobilfunkgerät abgelenkt. Dann darf man das Ganze gerne nochmal erklären.
Sie wissen schon die Sache mit dem Apfel, der vom Baum fällt.
Joa, vieles , was kein Geld kostet ist in Deutschland leider nichts wert.
In Hessen wünsche ich mir oft die Lehrmittelfreiheit ganz weit weg. Dann hätten die meisten SuS zb endlich ordentliche Schulbücher.
Bei der kostenlosen Nachhilfe wird’s dann bald ähnlich sein: Ach da muss/will “ich” gar nicht hin!
Und dann?
Sie könnten es kombinieren. Die Aussicht auf Schulerfolg (und Entlastung der Eltern) ist immerhin etwas anderes als Orga
Sie mögen es erneut als Ablenkung von der eigenen Verantwortung als Lehrer aufnehmen, aber die Deformation von jungen Menschen ist sicherlich eine mit gesamtgesellschaftlichen Ursachen, bei dem Schule ein Teil sein kann, aber die dort Beschäftigten auch selbst Betroffene der Deformationen sind.
Allein die große Zahl an Themen bzw. Problemfeldern neben dem Unterricht, die zunehmend als Aufgabe der Schule angesehen werden, zeigt, wie groß der Bedarf der Gesellschaft an Orientierung in all diesen Bereichen geworden ist. Diese Problemfelder sind wohl kaum alle in der / durch die Schule entstanden.
Zu den aufgelisteten Punkten und dem Vorwurf, man würde es sich leicht machen wollen: Was erhoffen Sie sich als Reaktion der hier Lesenden? Es bleibt fast zwangsläufig nur der Verweis darauf, dass es sich andere an Bildung beteiligte (oder auch nicht beteiligte) Gruppen ebenfalls leicht machen wollen. Oder wie sonst sollte man z.B. die breite Forderung nach kostenloser Nachhilfe deuten?
Auch Ihnen danke ich für Ihren Beitrag.
Nein, die Problemfelder sind in der Mehrheit der Fälle nicht in der Schule oder vorgeschaltet in der Kita entstanden. Wobei es auch Fälle gibt, in denen emotional gesunde und glückliche Kinder fertig gemacht werden. Aber das ist eher eine Randerscheinung.
Ich denke, dass wir beide wissen, dass die Wurzel im familiären Umfeld liegt und wir beide wissen, dass es Dinge gibt, die man nicht ändern kann und dass man auch nicht einfach den Zauberstäbe schwingen kann.
Worauf ich allerdings abstellen ist, dass man die Defizite oder meinetwegen in einigen Fällen das Desaster, was man vorfindet, nicht noch verschlimmert.
Und das ist das was kritisiere. Und das bei achte ich seit Jahrzehnten täglich, dass Kindern, die ihren Schmerz, Ihre Not, Ihre Bedürfnisse auf, zugegeben, nervige, spezielle, unangepasste, originelle Art zum Ausdruck bringen, dafür noch einen eingeschenkt bekommen. Wie gesagt täglich und mehrmals täglich.
Natürlich nicht nur von Lehrern, auch von anderen Professionen. Aber die meiste Zeit wird eben in der Schule verbracht.
Ich bin der Ansicht, dass man im sozialen Bereich den Anspruch haben sollte, Dinge besser zu machen und sich auch die notwendigen Kompetenzen dazu aneignen sollte.
Was ich mir erhoffe? Ich erhoffe mir die traute kognitive Dissonanz ein wenig zu stören.
Ihr Bestreben, die Kinder vor Ungerechtigkeiten der (einzelner, mehrerer, vieler) Lehrer zu schützen, ehrt Sie, und ich weiß sicherlich ebenso um die Existenz von solchen Situationen. Allerdings bitte ich Sie zu bedenken, dass Sie mit Ihren teils drastischen und pauschalisierenden Formulierungen eben auch vielen Lehrern einen „einschenken“, die tägliche mit Engagement, Kompetenz und viel Arbeit genau die Lücken der Gesellschaft zu stopfen versuchen, die Sie beklagen. Ich höre aus vielen Beiträge eher den gleichen Frust heraus, der auch bei Ihnen zu hören ist (siehe Ihre Hoffnung). Dass die Äußerungen dann nicht immer konstruktiv und differenziert sind, ist zwar wenig hilfreich, für mich aber nachvollziehbar.
So wie ich ihn erlebe, ist der Lehrerberuf zunehmend fordernd und denn er verschiebt sich / erweitert sich zunehmend in Bereiche, in denen tatsächlich mehr „Sozialkompetenzen“ gefordert sind (und eingefordert werden). Die Entwicklung solcher Sozialkompetenzen geht aber letztlich nur mit einer individuellen Persönlichkeitsentwicklung und die geschieht nicht mal eben in Fortbildungen. Damit meine ich sowohl Kompetenzen zur vermehrt nötigen Unterstützung von Schülern, als auch Kompetenzen, die einem beim Umgang mit belastenden und konfrontativen Situation helfen (ich mag das Wort Kompetenzen hier eigentlich nicht so richtig, denn es geht um menschliche Entwicklung).
So wie Sie Ihren Werdegang schildern, kann ich dem nur mit Respekt begegnen. Aber bitte stellen Sie sich den Lehrerberuf nicht zu leicht vor oder denken Sie bitte nicht, dass es sich viele Lehrer leicht machen.
“. Die Entwicklung solcher Sozialkompetenzen geht aber letztlich nur mit einer individuellen Persönlichkeitsentwicklung und die geschieht nicht mal eben in Fortbildungen.”
Das ist sehr richtig. Das funktioniert aber nicht, wenn man ständug bei den Kollegen Dunning und Krueger auf dem Schoß sitzt.
Das ist Äpfel mit Birnen zu vergleichen!
Die Bedingungen im Setting Schule sind ganz andere. Um das zu beurteilen, müsste man schon mal den Unterricht dort hospitieren.
Ich kann Sie einmal in Settings entführen, da werden Sie noch Geld dafür bezahlen, dass Sie mit Tränen der Dankbarkeit und Rührung in den Augen auf Knien in Ihre Klasse zurückrutschen dürfen.
Entspringen solche Aussagen der typischen Lehrersrroganz, für die Ihr Berufsstand so geschätzt und geliebt wird oder ist das einfach komplette Selbstabsorbtion? Wenn Sie einmal Zeit haben, dann bitte ich um Aufklärung.
Was mich betrifft, verbringe ich jeden Arbeitstag in einer Schule und gelegentlich sitze ich auch im Unterricht und ganz regelmäßig gebe ich auch selbst Kurse.
Was ist denn Notenökonomie? Geringstmöglicher Aufwand für maximalen Effekt bei den Noten? Und die “Hinweise zur Notenökonomie” sind ein Zaubermittel? Könnte es sein, dass die zerstörten 17-19-Jährigen einfach überfordert waren mit dem Abschluss, den sie da erreichen sollten?
“Könnte es sein, dass die zerstörten 17-19-Jährigen einfach überfordert waren mit dem Abschluss, den sie da erreichen sollten?”
Gegenfrage: Könnte es sein, dass die ganzen Burnoutlehrkräfte und Deputatsreduzierer einfach überfordert mit ihrem Job sind?
Notenökonomie kann vieles bedeuten. In a nutshell sich so zu verhalten und das zu tun, was eine bessere Benotung zur Folge hat.
Zum Beispiel in einer Arbeit die Aufgaben nicht nach ihrer Nummerierung zu bearbeiten sondern die Aufgaben zu scannen und dann die Aufgaben zuerst zu bearbeiten, die man auch lösen kann und sich nicht an einer Aufgabe eine halbe Stunde festzubeißen, bloß weil es vielleicht die erste Aufgabe ist, und dann keine Zeit mehr zu haben, für die Aufgaben, die man hätte lösen können.
Das mit der Reihenfolge der Aufgaben ist natürlich richtig, aber von alleine kommen die nicht darauf? Auch nicht bei Tests wie PISA oder Vera? Und die Lehrer sagen nie was dazu, dass es auf die Reihenfolge nicht ankommt? DAFÜR braucht es professionelle Nachhilfelehrer? Aber bei Deutsch und Fremdsprachen wird das wenig helfen, wenn zusammenhängende Texte zu bearbeiten sind.
“DAFÜR braucht es professionelle Nachhilfelehrer?”
Offensichtlich schon und offensichtlich wird es anderweitig nicht erklärtoder gelehrt.
Ich habe jetzt auch ein sehr basales Beispiel gewählt, weil ich keine Lust habe mir die Finger wund zu schreiben.
Aber das ist ja das traurige und beschämende daran: Es ist so basal, dass es keine Rechtfertigung dafür gibt, dass es im Regelunterricht nicht erledigt wird.
“Aber bei Deutsch und Fremdsprachen wird das wenig helfen, wenn zusammenhängende Texte zu bearbeiten sind.”
Auch das ist, je nach Struktur und Aufgabenstellung, falsch.
Also, mit der Notenökonomie hat er doch absolut recht.
Absolut üblicher Tipp, oder?
Und am Ende ist es wieder Eltern gegen Lehrkräfte – welch Freude!
Ich blase immer ins gleiche Horn, aber wir sollten doch bitte allmählich ernsthaft über das Schulsystem sprechen, anstatt über mehr oder weniger Nachhilfe/ Elternverantwortung und den Traum, letzteres durchsetzen zu können…
Wenn Polizei oder Feuerwehr so schlecht ausgestattet wären, dass jede/r zweite einen privaten Dienstleister bezahlen müsste, um das gleiche Ergebnis zu erzielen, würden wir das System besser aufstellen anstatt über mangelndes Gefahrenbewusstsein oder “faule” Feuerwehrleute zu zanken -____-
Hmmm
Laut Statista sind 267000 Menschen bei einem privaten Sicherheitsdienst tätig und 333000 bei der Polizei. Das “jeder zweite muss einen privaten Dienstleister bezahlen” ist also nicht ganz verkehrt …
Oweh.. es tut mir leid, dies Ihnen erklären zu müssen, aber Sie können keinen privaten Sicherheitsdienst beauftragen, Straftaten aufzuklären.
Wissen Sie, die Gewalt in der Gesellschaft obliegt dem Staat. Die Ausführende Gewalt ist z.B. die Polizei. DIE dürfen Straftaten ahnden, ihr persönlicher Sicherheitsdienst darf das nicht. Tatsächlich werden die für ganz andere Sachen bezahlt – Ihr Beispiel hat nichts mit meinem Kommentar zu tun.
Also wenn mal etwas schlimmes passiert, rufen Sie die Polizei und keinen privaten Sicherheitsdienst 😉
Bei der Polizei ist der Trend zur privaten Zusatzleistung (Sicherheitsbranche) stetig ungebrochen, Wachstumsmarkt.
Also…von daher…
Spannend. Wenn ich ausgeraubt, belästigt oder bedroht werde, an welchen privaten Dienstleister muss ich mich wenden?
Und dürfen die jetzt auch verhaften? Bemerkenswert wenn ja!
Ich schätze mein Beispiel eines normalen 110-Anrufs wurde gänzlich durch Ihre privaten Zusatzleistungen ersetzt – einfach erstaunlich!
Netter Versuch, aber die Sache ist ganz einfach (immerhin wollte Drohne 447 auch im Studium schon kaptalistisch dazuverdienen):
Private Sicherheit hält einen extrem hohen Prozentsatz der Stressmacher draussen oder verfrachtet sie dahin (billiges Angebot), weg (etwas teurer) oder ausserhalb der Wahrnehmungsschwelle (teuer bis Vollprofis).
Dadurch müssen Sie garnicht erst irgendwelche Polizisten anrufen, die 20 Minuten nachdem alles vorbei ist ankommen, zielsicher herumrelativieren und am liebsten den Leuten noch die Anzeigen ausreden wollen.
So einfach ist das.
Und darum wird dafür auch bezahlt.
Türsteher spielen ist keine Aufgabe der Polizei.
Lehren ist die Aufgabe von Schulen und muss häufig durch Nachhilfe kompensiert werden
Hausfriedensbruch, Raub, KV verhindern IST der Job der Polizei. Es ist wortwörtlich deren Jobbeschreibung, auch und selbst im Privatleben(!) als Polizist.
Kann/darf sie oft genug nicht. (Extreme Vereinfachung)
Also wird dafür bezahlt, dass es erst garnicht dazu kommt.
Wer es nicht glaubt macht einfach ein Fest, öffentliche Veranstaltung, Konzert usw., kauft KEINE Sicherheit ein und ruft bei der nächsten Polizeiwache an. Bitte Mitschnitt des Gespräches hier hochladen. 🙂
Die Bezahlung und der soziale Schutz bei Krankheit stehen in der Kritik bei privaten Sicherheitsdiensten. Ein Beispiel : Kölner Sicherheitsdienst in Kritik | Securityszene.de
Welche Befugnisse haben private Sicherheitsdienste? – Deutsche Anwaltauskunft
Kleine Anfrage im Düsseldorfer Landtag zu privaten Sicherheitsdiensten in
NRW MMD18-2191.pdf (nrw.de)
…dann wären diese Gruppen aber wahrscheinlich besser respektiert, wenn die Kosten für deren Einsätze jedem bewusst wären und (auch heute schon, was ja möglich ist), auch konsequent eingefordert werden.
Ich sagst ja, alles was keine Kosten verursacht ist nix wert.
…unabhängig vom maroden Schulsystem!
Kein Witz: Wenn all die guten Seelen bei der Polizei ihre Überstunden einlösen sind wir am Ende!
Meinen höchsten Respekt den Beamt*innen, aber eben darum wählte ich ja das Beispiel der Polizei! Bei Problemen muss das System verbessert werden, nicht über “faule” Polizei oder schlechte Eltern gestritten werden
Und dann gibt es auch keine Fußballspiele mehr Live zu sehen !
Heul, schluchz, bäh, das geht ja gar nicht.
Richtig, müsste es.
Leider Konjunktiv, da keine Verhandlungsmacht.