Nach dem Veto des Innenministeriums gegen ein Volksbegehren für eine breit angelegte Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium klagt eine Elterninitiative nun gegen die Entscheidung. Ein entsprechender Antrag gegen die Ablehnung der Zulassung des Volksbegehrens sei am Montag eingegangen, teilte der Verfassungsgerichtshof Baden-Württemberg mit.
Mit der Klage will die Elterninitiative laut Verfassungsgerichtshof erreichen, dass das Gericht die Zulässigkeit ihres Volksbegehrens feststellt. Wann eine Entscheidung in dem Verfahren fallen soll, ist noch unklar. Man strebe eine möglichst kurze Verfahrensdauer an, teilte das Gericht mit.
Das Innenministerium hatte dem Volksbegehren Ende Juli eine Absage erteilt. Die Durchführung eines solchen Begehrens sei nicht verfassungskonform, argumentierte das Ministerium damals. Das liege unter anderem an den erheblichen Kosten, die der Gesetzentwurf im Fall einer Zustimmung bei einer Volksabstimmung verursachen würde. Zudem hätten in der Gesetzesbegründung die Kosten konkret als Geldbetrag genannt werden müssen (News4teachers berichtete).
Elterninitiative hält an Kritik fest
Die Initiative erneuerte ihre Kritik an der Ablehnung durch das Innenministerium. Die Gründe dafür seien nicht haltbar, teilte die Initiative «G9 jetzt» mit. «Gegen jeden einzelnen Ablehnungsgrund gibt es berechtigte Gegenargumente, welche die Initiative dem Landesverfassungsgericht dargelegt hat», so die Eltern. Zudem habe das Innenministerium aus ihrer Sicht seine Kompetenzen überschritten, weil es das Volksbegehren nicht nur formal, sondern auch inhaltlich geprüft habe.
«G9 jetzt!» kämpft für eine G9-Möglichkeit für alle Klassen. Mit dem Volksbegehren wollen die Eltern erreichen, dass alle Schülerinnen und Schüler am Gymnasium ab dem Schuljahr 2025/2026 die Möglichkeit bekommen, das Abitur in neun Schuljahren zu absolvieren.
Die grün-schwarze Koalition hatte sich im April auf Vorschläge für grundlegende Reformen geeinigt. Unter anderem soll G9 demnach zum Schuljahr 2025/2026 eingeführt werden – jedoch zunächst nur für die Klassen fünf und sechs, dann Jahrgang für Jahrgang aufwachsend. News4teachers / mit Material der dpa
Was ist mit der nicht zu unterschätzenden Menge an bildungsorientierten Eltern, denen G8 sehr recht ist?
Die gibt es kaum?! Warum sollten sich Eltern G8 mit dieser Stundenanzahl, diesem Pensum und diesem Druck wünschen. G8 ist gescheitert, weil man es nicht geschafft hat, die Stundentafel und den Bildungsplan sinnvoll zu entschlacken.
Kann ich mir nicht vorstellen. Alle Kinder mit maximal einer ausreichender Note auf dem Zeugnis und ohne Nachhilfebedarf kommen sehr gut mit g8 klar.
Meine Kinder kommen mit G8 prima klar. Bisher.
Meine Mädels haben beide das G8 problemlos durchlaufen, ohne dass wir uns als Familie verausgaben mussten und die Kinder Qualen ausgesetzt waren. Selbst Hobbys und Freunde waren vorhanden. Das Kindergeld und sämtliche Zuschüsse werden mittlerweile jedoch nur bis 25 Jahren ausgezahlt anstatt wie früher bis 27, da braucht es dann ein schnelles Studium bzw. bei Geldmangel den Verzicht auf den Master oder dann eben kein Freiwilliges Soziales Jahr.
Bei uns auch – das 11. Schuljahr war meist eh lasch. Die Austauschschüler haben es oft übersprungen.
Solche Aussagen finde ich immer sehr schwierig. Natürlich ist es schön wenn man mit G8 klar kommt. Nur die Umstände und Rahmenbedingungen sind hier nicht beschrieben weswegen es da keine Probleme gibt. Auf der anderen Seite haben in unserem Umfeld aus verschiedensten Gründen viele Probleme mit G8 und das liegt auch nicht immer daran dass es sich hierbei um Schüler handelt, wo die Eltern entgegen der Schulempfehlung sie aufs Gymnasium geschickt haben. Deswegen kann man Ihre Situation auch nicht 1:1 auf andere Schulen/ Schüler übertragen oder das G8 mit dieser Aussage verteidigen. Interessant wäre wie es bei Ihren Töchtern insgesamt in der Klasse bei anderen Mitschülern in Summe gelaufen ist.
Ich weiß nicht genau, auf was Sie hinaus möchten. Ich war alleinerziehend mit drei Kindern und einem Vollzeitjob. Ich würde sagen, das sind erschwerte Bedingungen, insofern halte ich uns für repräsentativ. Das Umfeld hat sich jetzt auch nicht negativ geäußert. Eine Statistik kann ich leider nicht liefern 🙂 genauso sind dann allerdings alles anderen, die behaupten, dass G9 zwingend notwendig ist, zu hinterfragen.
Ich möchte allerdings noch einmal auf den Umstand hinweisen, dass mit der Verkürzung der Schulzeit auch die Auszahlung des Kindergeldes gekürzt wurde. Das finde ich persönlich viel folgenreicher für die Familien und wird überhaupt gar nicht thematisiert und bedacht.
Die haben das Nachsehen. Alle sollen bitte gleich schlecht sein..
Das G9 Abitur ist doch gegenüber G8 nicht irgendwie minderjährig. Das war früher im Westen die Regelgymnasiumzeit.
Indirekt schon. Zumindest Arbeitgeber/Ausbilder bevorzugen bei gleichem Abiturjahrgang (= identisches Zentralabi, identische Prüfungen) tendenziell bzw. merklich diejenigen, die G8 geschafft haben. Weil sie die für belastbarer und zielstrebiger halten. Solange unterschiedliche Schulen im selben Jahrgang eines Bundeslandes unterschiedliche Modelle anbieten, haben die G9er im Alltag oft das Nachsehen. Deren Abi gilt im Vergleich als weichgespült.
Wo ist das Problem? Die sollen im Volksbegehren einfach dagegen stimmen
Man kann nur dafür unterschreiben. Wer dagegen ist, lässt es bleiben, wird aber zahlenmäßig nicht erfasst.
Wen man einfach den Stoff entsprechend gekürzt und somit den Stundenumfang pro Woche nicht erhöht hätte, gäbe es die G9-Initiativen wohl nicht. Aber man musste unbedingt die Schüler unnötigen Stress aussetzen, das rächt sich nun.
Man hat den Stoff vermutlich auch in BaWü gekürzt.
Es liegt daran, dass Eltern ihre Kinder auf Gymnasien schicken obwohl diese die Voraussetzungen dafür (noch) nicht mitbringen. In Hamburg gibt es von der Anzahl her etwa genauso viele Gymnasien wie Stadtteilschulen. Etwa 50% der SuS werden nach der 4. Klasse von ihren Eltern auf ein Gymnasium geschickt. Diese hohe Zahl tatsächlich dafür geeigneter SuS halte ich schlicht für utopisch.
Dabei sollte aber nicht vergessen werden, dass nach Klasse 6 auch viele Schüler vom Gymnasium auf die Stadtteilschule wechseln.
So viele sind das nun auch wieder nicht, hier weniger als 10 Prozent. An dem zahlenmäßigen Verhältnis von Stadtteilschulen zu Gymnasien ändert sich nichts.
https://www.gew-hamburg.de/themen/schule/2024-07/gew-zur-abschulung-vom-gymnasium-in-die-stadtteilschule
Das wäre doch ein gutes Alleinstellungsmerkmal für Gymnasien. Diese müssen G8 machen und können dabei alle in ihren Augen für den “Turbo” ungeeigneten Schüler ablehnen. Alle anderen Schulformen machen dagegen G9. Damit reduziert sich automatisch die Zahl der Gymnasiasten – und der Philologenverband könnte zufrieden sein.
Allerdings müssten dann auch viele der Gymnasiallehrkräfte die Gymnasien verlassen, was bei einigen vermutlich Schnappatmung verursachen dürfte. An den G9-Schulen kann man sich dafür mehr Zeit lassen, um den gleichen Stoff zu vermitteln bzw. diesen zu vertiefen. Die erlesenen Turbo-Gymnasiasten sind schließlich – nach Meinung vieler hier im Forum – per se so hoch intrinsisch motiviert, dass sie von selbst lernen und daher mit verkürzen Zeit keine Probleme haben sollten.
Dass sich die Qualität des Abiturs verbessert, ist zwar zweifelhaft, aber schlechter dürfte es auch nicht werden.
Das ist doch genau das, was wir in BW die letzten 20 Jahre hatten?! G8 am Gymi, G9 an den RS und später GMS…Verstehe den Kommentar nicht….
Das will doch keiner. Aus Gründen der leistungsgerechtigkeit sollen die Anforderungen an das Abi am GY nicht höher sein als an anderen Schulformen mit gymnasialer Oberstufe. Das “Qualitätssiegel GY” im Kopf des Abgangszeugnisses soll aber auf jeden Fall erhalten bleiben.
Mein Lösungsvorschlag wäre ja SekI-Schulen für alle in Form von IGS oder KGS und Gymnasien als reine SekII-Schulen, die alle Oberstufenformen zusammenfassen und in einem beruflichen und einem allgemeinbildenden Zweig beschulen. Der erste Zweig endet dann mit der FHR und der andere mit der AHR jeweils nach zwei Jahren Qualifizierungsphase.
Dann müssten aber wohl leistungsdigferenzierte Kurse in der Sek I angeboten werden oder der Standard allgemein in der Sek I wieder deutlich anziehen. Wie soll denn sonst der ganze fehlende Stoff nachgeholt werden?
Die haben doch ein Jahr mehr als auf dem Gymnasium-warum fehlt da Stoff, obwohl es auf dem Gymnasium bislang noch in einem Jahr weniger geht? Und formal macht man auf einer Gemsamtschule das gleiche Abi wie auf dem Gymnasium.
Mir scheint, mit der Rückkehr zu G9 behebt man ein Problem, damit man ein viel dringenderes nicht angehen muss.
Ich finde den Standard an den Realschulen (noch) deutlich besser, als an den Gesamtschulen. Da geht es oft drunter und drüber, aber das wollen viele nicht sehen. Also bitte nicht…
Dann macht man die SEK1 auf einer RS oder GMS (6 Jahre) und wechselt mit Quali in die Oberstufe eines Gymnasiums (3 Jahre) = G9?!?
G8 ist für geeignete SuS schaffbar. Vielleicht kann die @Redaktion recherchieren, warum das in den neuen Bundesländern tatsächlich möglich ist. Dort gibt es, trotz des G8, auch Abschlussnoten im Bereich von 1,0.
Recht einfach: Weil es dort von der gymnasialen Elternschaft akzeptiert wird. G8 hat auch im Westen funktioniert. Gerne hier nachlesen: https://www.diw.de/de/diw_01.c.497179.de/publikationen/roundup/2015_0057/empirische_befunde_zu_auswirkungen_der_g8-schulzeitverkuerzung.html
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Weil es im Osten noch nie anders war, wird es natürlich akzeptiert. G9 war das westliche Modell. Die Beweggründe, den Westen anzupassen, waren gar nicht pädagogischer sondern wirtschaftlicher Natur.
Ändert meine Meinung nicht. Für Gymnasiasten genügt ein G8, also für die SuS, die wirklich für diese Schulform tatsächlich geeignet sind.
In den “Alten” doch auch. Die APO-SekI – z.B. hier in NRW – sieht doch den MSA mit dem Zusatz FOR-QQ vor. D.h. dass derjenige, dem dieser Abschluss aufgrund seiner Noten zuerkannt wird, nach der 10 direkt in die Qualifizierungsphase einsteigen kann und nicht die Schleife über die EF machen muss.
Meine Meinung:
Eltern von Gymnasialschülern und Gymnasialschülerinnen , die für Ihre Kinder G9 wünschen, sollten diese auf ein berufliches Gymnasium schicken. Die dortigen Oberstufen haben sich bewährt (3 jährige Oberstufe oder Aufbauform ab Klasse 8)
G8 an “ normalen “ Gymnasien sollte beibehalten werden. Begabte motivierte, leistungsfähige Kinder mit guter Auffassungsgabe und Lerneifer können sich dort durchaus wohlfühlen.
Das Geld sollte vorrangig in Grundschulen und Kitas investiert werden.
Denn dort müssen gesamtgesellschaftliche Aufgaben gelöst werden.
Vielleicht wäre ergänzend auch eine flexible Grundschulzeit zwischen 3 und 6 Jahren denkbar.
Die Grundschulen sind ja schon Gesamtschulen!
G9-Initiativen sind oft Initiativen von Eltern, die auf Biegen und Brechen das Abi am Gymnasium (wegen des Klientels) für ihre Kinder wollen, obwohl diese nicht dafür geeignet sind. Oder sie sind nicht bereit, als Familie die Kosten eines Abis auf Biegen und Brechen zu tragen, d.h. dem Kind ausreichend Zeit zum Lernen geben (weniger Ausflüge, Shopping, Wochenendtrips etc.), auch mal dahinter sein, dass gelernt wird, Bildung und Leistungsbereitschaft als Werte selbst vorleben etc.
Kinder, die auf der GS schon gute Leistungen zeigten, früh ohne Eltern-Pushing lernten und lernen wollen, schaffen G8 gut.
Aber G9 an der Gesamtschule schmeckt vielen aus sozialen Gründen nicht. Bitte Gymnasium, aber bitte leicht.
So ist es.
Ich sehe üverhaupt keine Vorteile in G8.
Dann ist man halt ein Jahr früher fertig und hat die “Chance” 48 / 49 Jahre bis zur Rente zu arbeiten.
Spart dem Bildungssystem doch “nur” Geld und Ressourcen. Der Einzelne hat doch nur begrenzt was davon. Abzgl. des Risikos, es ggf. gerade wegen der verkürzten Zeit nicht zu schaffen, würde ich sogar davon abraten.
Die Kinder sollen gerne die Schule ernst nehmen und gute Abschlüsse anvisieren, aber die Zeit, Kindheit und Jugend auch genießen.
“Performen” können sie dann später noch genug.
Müsste ich eine Initiative für G9 starten, dann wäre das meine Motivation.
Ist meines Erachtens zu kurz gesprungen. Meine Tochter hat letztes Jahr unter G8 ihr Abitur gemacht, und ich habe mir in den drei, vier Jahren davor oft gewünscht, wir hätten schon G9. Weil so viel Unterricht ausfiel, der nie nachgeholt werden konnte. Ein zusätzliches Jahr hätte noch so einiges retten können, das sie stattdessen in der Freizeit zu Hause aufholen musste. Das hat zwar geklappt, denn wir hatten als Familie die Ressourcen dafür. Viele andere aber leider eben nicht.
Eine hochintelligente Freundin meiner Tochter, die bis Ende der 10. Klasse zu den Besten der Schule gehörte, hatte in der Oberstufe einen regelrechten Zusammenbruch. Mehrere andere haben freiwillig die 10. oder 11. wiederholt, einer hat vorzeitig abgebrochen. “Ausreichend Zeit zum Lernen” lief wochen- und monatsweise fast auf asiatische Verhältnisse hinaus, wo keine Zeit mehr für irgendwas anderes war, und das kann nun wirklich nicht das Ziel sein. Nicht umsonst ist in Asien die Selbstmordrate unter Kindern und Jugendlichen enorm hoch. Dort findet zum Glück nun langsam ein Umdenken der Verantwortlichen statt und man beginnt sich an Europa und anderen Erdteilen zu orientieren.
Ich finde nicht, dass man den Jugendlichen sowas aufbürden sollte, obwohl es nachweislich auch anders geht. Zumal viele dann schon mit 17 an der Uni landen und für jeden Killefit am Studienort die Unterschrift ihrer Eltern benötigen. Das ist doch Mist. Ich bin froh, dass mein Sohn 2026 wieder unter G9 Abitur macht, auch wenn er es sicher ebenfalls unter G8 geschafft hätte. Ihn haben wir allerdings auch in den privaten Schulsektor wechseln lassen, wo weit weniger Unterricht ausfällt, die Klassen/Kurse viel kleiner sind und auch baulich und ausstattungstechnisch viel bessere Verhältnisse herrschen. Sowas wie 2021 – 2023 wollten wir nämlich nicht nochmal erleben.
Meine beiden Kinder besuchen ebenfalls eine Privatschule. Die von Ihnen beschriebenen dortigen Gegebenheiten kann ich gern bestätigen. Bei dieser G9-Initiative stellen sich für mir zwei Fragen. 1.) Wer soll das bezahlen, gern der Steuerzahler? und 2.) Was geschieht mit den SuS, die dort in BW prima mit G8 klarkommen, Langeweile für ein Jahr? Vielleicht sollte man den Blick in die neuen Bundesländer schweifen lassen. Dort kommen die SuS mit G8 klar. Dort gibt’s dabei auch die Traumnote von 1,0. Warum ist das dort so?… Viele SuS gehören einfach nicht auf ein Gymnasium. Nicht jedes Kind kann Arzt, Richter oder Wirtschaftsboss werden. Das sollten diese fordernden Eltern mal verinnerlichen abstatt für ihre Fehler bei der Schulformwahl den Steuerzahler zur Kasse bitten zu wollen.
Mal ehrlich: Wer wirklich nicht fürs Gymnasium taugt, wird doch in den meisten Fällen gar nicht erst die Qualifikationsphase erreichen. Wenn dann aber _in_ der Qualifikationsphase dauernd Unterricht ausfällt und die Schüler damit alleine gelassen werden, wie ich oben schrieb, hat das wenig mit überambitionierten Eltern zu tun. Hier hat in manchen Fächern bis zu 60% des Unterrichts nicht statt gefunden. Der Stoff musste fürs Abi aber trotzdem parat sein.
Je kürzer man die Schulzeit haben will, desto weniger Spielraum hat man für Missstände aller Art im Schulsystem. Derer gibt es aber leider immer mehr statt weniger. Als Steuerzahler bin ich gerne bereit, a) zur Beseitigung beizutragen und b) auch Schülern eine Chance zu geben, die vielleicht aus diversen persönlichen Gründen ein Jahr mehr brauchen. Sie nicht?
Ich zahle meine Steuern, und das nicht zu wenig. Aud deren Verwendung (Ausgaben) habe ich keinen Einfluß. Nach meiner Einschätzung stehen gegenwärtig Bildung und Erziehung nicht auf Platz 1 der Empfängerseite.
Die Schüler, die ein Jahr länger brauchen stehen bei G9 denen gegenüber, die sich nunmehr langweilen werden. Die neuen Bundesländern zeigen, dass es mit G8 funktioniert. An deren DDR- Vergangenheit kannst nicht liegen, die gibt es seit mehr als 20 Jahren nicht mehr.
Und mal ehrlich, es wird sicher den einen oder anderen Hauptschüler geben, der ein Jahr länger bräuchte, um sich in der Gesamtschule für seinen Realschulabschluss zu qualifizierten. Interessiert das jemanden?
Klar interessiert auch das. Dass da nicht so vehement für eine Lösung gekämpft wird wie beim Abitur, ist aber doch kein Argument, dass auch niemand sonst es besser haben darf.
Und als Volkswirtschaft verkraften wir ein paar, die sich langweilen, im Zweifelsfall immer noch besser als einen Haufen junger Menschen, die man vorzeitig abschreibt, nur weil man einem altpreussisch anmutenden Härte-Ideal nachhängt. Obendrein zu Zeiten, wo staatliche Schule insgesamt kaum noch funktioniert. Nicht mal mehr baulich / technisch.
Für die, die sich langweilen gibt’s dafür übrigens auch immer mehr Drehtürmodelle, Uni-Angebote, Möglichkeiten zum Überspringen und Ähnliches. Dürfte gerne mehr werden, ja, aber Rom wurde bekanntlich auch nicht an einem Tag erbaut.
Nun, was soll’s, bleiben Sie von mir aus maximal hart, es spielt ja keine Rolle. NRW hat, wie viele andere Bundesländer auch, wieder auf G9 umgestellt und damit Fakten geschaffen. Ich gönne es meinem jüngeren Kind, auch wenn es G8 garantiert ebenfalls geschafft hätte.
Sie gönnen ihrem Kind das G9-Gymnasien offensichtlich als kleine Wohlfühloase. Aber die störende schwierige Schülerschaft (Integration und Inklusion in nicht einfachen Fällen) soll da natürlich gern draußen bleiben. Für diese Schüler gibt’s ja die Gesamtschulen mit ihrem Oberstufenzweig (auch G9). Ich hoffe, dass nun viele zögerlichen Eltern ihre Hemmungen beiseite lassen, von ihrem Elterwahlrecht nachhaltig Gebrauch machen und die unerwünschte Schülerschaft bei den G9-Gymnasien beschulen lassen. Auch ein paar Systemsprenger tun den neuen Gymnasien ganz gut.
Schüler, die mit weniger Stress lernen können – Gott bewahre! Wo kämen wir denn da hin? Wir sollten nicht nur G7 erzwingen, sondern unbedingt auch Karzer, Rohrstock und Prügelstrafe wieder einführen! 😀
Einen Bewerberüberhang haben in NRW übrigens immer noch eher die Gesamtschulen. Und, Überraschung!, auch Gymnasien müssen nicht jeden Schüler nehmen, wenn sie die Ablehnung plausibel begründen und gut dokumentieren können.
G7? Das Gegenstück wäre das G10, also noch mal ne Spur softer.
Es geht doch nicht darum, was die Gymnasien nicht müssen. Vielmehr dürfte es darum gehen, was die Eltern, gern mit Unterstützung von einschlägigen Fachanwälten, für Ziele im Auge haben. Die Gymnasien wollen nicht? Hhm dann mal auf den Weg zur Schulaufsicht gemacht.
PS: In ganz NRW haben nur 3 Gymnasien beschlossen, G8 beizubehalten. (Das hatte die Landesregierung nämlich freigestellt.) https://rp-online.de/nrw/panorama/g8-oder-g9-nur-drei-gymnasien-in-nrw-bleiben-bei-g8_aid-37866397#:~:text=Trend%20zu%20G9%20an%20Schulen,Abitur%20nach%20neun%20Jahren%20zur%C3%BCck.
Tja. 🙂
Wie stellen die Eltern sich “sofort für alle” denn praktisch vor? Alle Gymnasien hätten dann im betreffenden Schuljahr mindestens einen Jahrgang zusätzlich im Gebäude bzw. Unterricht. Es herrscht doch schon jetzt Lehrer- und Platzmangel. Und so mancher Zwölftklässler, der normalerweise in 8 Monaten Abi machen würde, wäre sicher nicht begeistert, wenn ihm so kurz vor knapp die Planung über den Haufen geworfen würde.
Der Ansatz der Landesregierung mag einige oder auch viele enttäuschen, ist aber m. E. tatsächlich der einzig wirklich praktikable. (Und das von mir, die ich oft genug über Regierungen aller Art schimpfe …)
Ich hoffe, das Gericht wird es genauso sehen. Das ist wohl auch das Problem, dass Eltern und Politiker etwas entscheiden, dass Schüler und Lehrer so gar nicht wollen …