DÜSSELDORF. Die Demokratie in Deutschland bröckelt. In dem Jahr, in dem das Land 75 Jahre Grundgesetz feiert, erhält die AfD viel Zuspruch – zuletzt in den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen, deren Landesverbände als gesichert rechtsextrem gelten. Zur Unterstützung der Demokratie setzen Politiker*innen anderer Parteien, Gewerkschaften und Verbände auch auf den Bildungsbereich. Ihr Ziel: Demokratiebildung soll Kinder zu starken Demokrat*innen heranwachsen lassen. Tipps, wie bereits Kindertagesstätten dazu beitragen können, bietet die neuste Ausgabe der Zeitschrift DIE KITALEITUNG.
Demokratiebildung ermöglicht Menschen, ihre demokratischen Rechte und Pflichten wahrzunehmen und aktiv für diese einzutreten – schon im Kindergartenalter. Bereits mit einfachen Maßnahmen können Erzieher*innen im Kita-Alltag einen Unterschied machen. Wie genau? Das zeigt die Ausgabe 3/2024 der Zeitschrift DIE KITALEITUNG – produziert von der Agentur für Bildungsjournalismus (die auch News4teachers inhaltlich gestaltet) im Auftrag des Informationsdienstleisters Wolters Kluwer.
„Mitbestimmung und Demokratie lernen Kinder am besten, wenn sie den Raum dafür haben“, sagt dazu Brandenburgs Bildungsminister Steffen Freiberg. Die Frage, ob Kinder im Kita-Alltag beteiligt werden sollten, stellt sich für den SPD-Politiker längst nicht mehr. Im Interview mit der KITALEITUNG erklärt er, wie Brandenburgs neuer Bildungsplan frühe Demokratiebildung und Partizipation in der Kita unterstützt.
2. Schwerpunkt: Medienkompetenz
Ein weiterer Bildungsbereich, der zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist die Medienbildung. Darauf verweist die jüngst erschienene Studie „mini-KIM 2023“. Demnach stehen Zwei- bis Fünfjährigen immer mehr Medien selbst zur Verfügung, zwei von fünf Kindern in diesem Alter nutzen täglich digitale Angebote. Welche Möglichkeiten sich Erzieher*innen bieten, um die Medienkompetenz Ihrer Schützlinge zu stärken – digital wie analog –, verrät Ines Sura, Juniorprofessorin für Medienpädagogik und Medienbildung der Universität Greifswald.
Und wie schon in den vergangenen Ausgaben stehen auch die Personalkrise und die Belastungssituation der pädagogischen Fachkräfte im Fokus. Weitere Artikel beschäftigen sich mit den aktuellen Entwicklungen.
Die digitale Version des Hefts können Sie hier kostenfrei herunterladen.
Das Magazin bedient den großen Informationsbedarf von Kitaleiter*innen, die als Verantwortliche im pädagogischen Betrieb für die Null- bis Sechsjährigen nicht nur die wichtigsten Ansprechpartner*innen für Eltern sind, sondern auch für die Erzieherinnen und Erzieher sowie den Träger. Die Familienpolitik betrifft ihre Arbeit unmittelbar, und die Agentur für Bildungsjournalismus gibt in der KITALEITUNG einen Überblick über politisch relevante Ereignisse und Entwicklungen. Darüber hinaus bietet das Heft fundierte Einblicke in die aktuelle frühpädagogische Forschung und diskutiert die großen erziehungswissenschaftlichen Streitthemen.
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“Demnach stehen Zwei- bis Fünfjährigen immer mehr Medien selbst zur Verfügung, zwei von fünf Kindern in diesem Alter nutzen täglich digitale Angebote.” – Wenn es um digitale Angebote geht, schaffe ich es bei Zweijährigen nicht, davon auszugehen, dass sie “digitale Angebote nutzen würden”.
Der Mensch ist eine biologische Frühgeburt. Zweijährige stecken in einer Phase, in denen ihre Entwicklung rasante Fortschritte macht und von wenigen Fällen extremer Hochbegabung abgesehen finde ich es überzogen, den Zweijährigen eine “aktive Nutzung” der Geräte zu unterstellen. Sie lassen sich berieseln. Und natürlich macht es Spaß, mit einer einfachen Handbewegung einen Effekt bewirken zu können.
Wenn die Medienkompetenz der Zweijährigen auch im Hinblick auf die Digitalisierung gefördert werden soll, kommt anderes zu kurz: Die Freude an der Bewegung draußen, an der Erfahrung von Naturphänomenen, die Beobachtung von Tieren und Pflanzen und, und, und… Sogar das sich ab und zu mal langweilen ist eine wichtige Erfahrung, die eigene Gedanken und Ideen beflügelt.
Wer erinnert sich noch an die Konzeptionen, in denen Kitas zu “waffenfreien Zonen” erklärt wurden? – Mittlerweile gibt es Kindergärten, die von Eltern erwarten, dass sie in der Einrichtung beim Bringen und Abholen der Kinder kein Handy benutzen. Viele Kinder könnten besser sprechen, wenn die Digitalisierung weniger Einfluss auf ihre frühe Kindheit gehabt hätte.
Wenn Eltern ihren Zwei- bis Fünfjährigen täglich digitale Angebote zur Verfügung stellen, dann sollen sie gefälligst auch die Verantwortung dafür übernehmen.
Sobald ich gesundheitlich wieder dazu in der Lage bin, werde ich Kinder im Kitaalter ganz gezielt mit Kinderbuchklassikern wie “Die kleine Hexe”, “Der Räuber Hotzenplotz”, “Geschichten vom Frieder”…., mit Bilderbüchern wie “Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hatte”,
“Doofe Ziege/Dumme Gans”, “Wir sind der Schrecken aller Monster”, “Die Nervkaninchen”, “Das unheimliche Spukhaus”, der “Häschenschule” in der Originalversion, sowie mit Grimms Märchen “indoktrinieren”.
Ich werde versuchen, in so vielen Kindern wie möglich, die Liebe zu schönen Büchern und die Begeisterung fürs analoge zu Lesen wecken.
Ich werde ihnen fröhliche Lieder beibringen – z.B. “Die Affen rasen durch den Wald”, “Alle Kinder lernen lesen”, “Ritter, Ritter sein ist bitter..”,
“Ein Indi-, zwei Indi-, drei Indianer” und drollige Fingerspiele, wie “Kasperltheater”, “Klein Häschen wollt spazieren gehn…” und “Imse Wimse Spinne”.
Wer Lust hat mit dem spiel ich draußen Fangen, Verstecken, “Der Kessel platzt” und “Der Tiger ist los.” Und wer mag, kann nacher noch ‘nen “Papiertiger” mit mir basteln.
Ich bin ü50. Um Demokratie, Partizipation und Digitales kann sich dann von mir aus die GenZ kümmern.
Ich kümmer mich derweil ums Wesentliche.
Vielleicht sollte es mal eine Initiative “Wieder mehr Kindheit wagen”, geben, um mal wieder auf den Boden zu kommen. Was brauchen Kinder wirklich, um zufriedene, selbstwirksame und somit empatische und solidarische Menschen zu sein. Das ist die Basis einer Demokratie. Aktuell entwickeln sich durch digitale Medien abstrakte Parallelrealitäten. Das ist gruselig, und Eltern setzen ihre kleinen Kinder diesen schon aus, weil es so einfach ist.
Liebe Marion, Ihre Pädagogik hat Hand und Fuß und nicht nur einen Finger zum Wischen- bitte bleiben Sie wortwörtlich am Ball. Es könnte so einfach sein, wenn Eltern wieder aufmerksam für die wirklichen Bedürfnisse ihrer Kinder werden würden- aber die Aufmerksamkeit für ihre Kinder können viele Eltern in der Realität durch die ständige Präsenz der digitalen Medien nicht mehr aufrecht halten. Wie schon gesagt, ich finde es einfach nur noch gruselig.
Danke. Manchmal möchte ich all die sog. Experten und Klugscheißer beim Kragen packen und ausrufen: “Das sind kleine Kinder! Die wollen einfach nur spielen. Laßt die mit euerem Erwachsenengedöns in Ruhe!
Das ist KINDERGARTEN!
Bauen, Toben, Matschen, Singen, Klettern, Raufen, sich verkleiden, Malen, Basteln, Lachen, Geschichten lauschen, Streiten, sich vertragen – und gut ist.
Das Leben ist noch lang genug für Erwachsenenscheiß.
Und dabei ist es ja nicht so, dass Kinder im Kindergarten nichts zu sagen hätten und ständig über ihre Köpfe hinweg bestimmt würde.
Mitbestimmung wird doch schon seit Ewigkeiten praktiziert.
Mit Abstimmungen im Morgenkreis. “Hättet Ihr Lust mal wieder….?”, “Womit wollen wir uns in nächster Zeit beschäftigen, was interessiert euch zur Zeit besonders?”
Dann werden Themen gesammelt, aufgeschrieben und darüber abgestimmt.
“Was hat euch diese Woche gut gefallen, was nicht, was hat euch gefreut oder geärgert oder traurig gemacht, was könnten wir anders machen?” etc.pp.
Findet doch alles bereits statt.
Was glauben diese Leute eigentlich, wie heutzutage in Kindergärten gearbeitet wird?
Wer sind denn “diese Leute”? Dass in allen Kitas systematisch Mitbestimmung im Kleinen praktiziert wird, halten wir für eine steile These. Und selbst wenn: Ein wissenschaftliches Fundament dürfte der frühkindlichen Bildung kaum schaden.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Mit “diesen Leuten” meine ich z.B. diejenigen, die Forderungen nach mehr Demokratiebildung und Partizipation in Kitas aufstellen. Manchmal erweckt das in mir den Eindruck, “diese Leute” wären nicht immer so ganz auf dem aktuellen Stand, wie die Arbeit in Kindergärten heute aussieht. Ich weiß natürlich nicht, ob das in ALLEN Kitas genauso praktiziert wird, wie ich es erlebt habe.
Aber ich kann mir jetzt wirklich nicht vorstellen, dass es noch Einrichtungen gibt, in denen Partizipation keine Rolle spielt.
Natürlich entscheiden Kinder heute mit bei Themensetzungen, beim Entwickeln von Regeln und Grenzen usw.
In welcher Form und in welchem Ausmaß das stattfindet, wird von Einrichtung zu Einrichtung sicher unterschiedlich sein.
Aber ich finde, da müssen die Fachkräfte vor Ort auch Spielraum und Entscheidungsfreiheit darüber haben, wie sie das umsetzen und was in welchem Umfang zu ihnen und ihrer Einrichtung paßt.
Wer will denn den Fachkräften Entscheidungsfreiheit nehmen? Es geht um Information. Herzliche Grüße Die Redaktion
Na dann ist ja alles gut. 🙂
// Wer will denn den Fachkräften Entscheidungsfreiheit nehmen? Es geht um Information. Herzliche Grüße Die Redaktion //
Das ist nur Ihre Interpretation, denn je nach Träger und Leiteung kann das auch ganz restriktiv durchgesetzt werden.
In unserem Kindergarten wurde innerhalb von ein bis zwei Jahren das komplette Konzept umgekrempelt, alle Einrichtungen mussten auf “offen” umstellen, egal ob die Räumlichkeiten und das Personal das hergaben. Fachberater gehen durch die Einrichtungen und entsorgen unliebsame Bücher, beobachten deren Umgang und die Aktivitäten und “korrigieren” falsches Verhalten. Kinder dürfen etwa nicht mehr zum gemeinsamen Basteln oder Singen angehalten werden, die Morgenkreise sind freiwillig. Mittagsschlaf ist quasi abgeschafft, laut neuesten Erkenntnissen brauchen Kinder das nämlich nicht.
Das Ergebnis: Innert weniger Jahre ist der Kindergarten zur Verwahranstalt geworden, gegen den Willen der Erzieherinnen. Die Kinder kommen mit deutlich weniger Fähigkeiten und Sozialkompetenz in die Schulen. Die Grundschule bestätigt das.
“Fachberater gehen durch die Einrichtungen und entsorgen unliebsame Bücher, beobachten deren Umgang und die Aktivitäten und „korrigieren“ falsches Verhalten.” – Das erklärt dann auch, warum ehemalige Bestseller wie “Das Geheimnis glücklicher Kinder” oder Das Geheimnis glücklicher Babys” urplötzlich aus den Regalen einiger Kitas verschwanden, obwohl Erzieherinnen sie selbst angeschafft und auch Eltern als Lektüre empfohlen haben.
So wie ich es kenne, sortieren ErzieherInnen eher selten veraltete Bücher aus. Sie haben zum einen keine Zeit und zum anderen Respekt vor dem Eigentum des Trägers.
Erstaunlich ist, dass Biddulph sich im internationalen Bestseller überaus kritisch über “Kinderbetreuerinnen” geäußert hat – und trotzdem wurde er ähnlich wie Jesper Juul von vielen ErzieherInnen geschätzt und weiterempfohlen. Ob dessen 2012 erschienenes dünnes Büchlein mit der Frage “Wem gehören unsere Kinder? Dem Staat, den Eltern oder sich selbst?” auch von Fachberatungen aussortiert wurde? Juuls Ansichten zur frühen Betreuung in Institutionen waren immerhin sehr kritisch und demokrarische Prinzipien wollte er auch nicht so ohne weiteres auf das Erziehungsverhältnis anwenden. (Stichwort “Gleichwürdigkeit”)
Danke für die Schilderung ihrer Erfahrungen. (Von einer, die findet, dass nicht nur Morgenkreise, sondern auch die Teilnahme an Geburtstagsfeiern freiwillig sein sollte.)
Ich finde, dass Marion und viele andere ebenso grundsätzlich wissen, wodurch und seit wann unsere Möglichkeiten verantwortungsbewusst und eigenständig das Wesentliche zu bestimmen, erheblich beschnitten wurden. Wie andere Angestellte arbeiten ErzieherInnen im Gruppendienst weisungsgebunden. Zum Glück fiel einem dies im Alltag früher meist gar nicht so unangenehm auf, denn die Struktur des Tages wird nicht unerheblich von den Grundbedürfnissen der Kinder nach Bewegung, Nahrung und Schlaf bestimmt.
Gravierende Änderungen an unserer Entscheidungsfreiheit kamen dann leider mit dem Hype um die ach so tolle frühkindliche Bildung. Dokumentationspflichten! – Zu jedem Kind? Da darf man sich die Frage stellen, ob das nicht übertrieben zeitaufwändig ist, wenn es Kindern überwiegend gut geht. Dann dieser würdelose Delfin 4 Test, der Fachkräfte zum Rumkaspern vor Kindern verdonnert hat. Die vielen Fragen von PädQuis und das Geld, dass für Zertifikationen und Rezertifikationen draufgeht und die Zeit, wie wegen Schreibarbeiten anderweitig fehlt. Irgendwie müssen ErzieherInnen den Eindruck haben, dass ihre Proteste und Briefe auf taube Ohren gestoßen sind.
Den Fachkräften wurde keinerlei Entscheidungsfreiheit eingeräumt, als es darum ging, Ein- oder Zweijährige in Regelgruppen aufzunehmen. Sie wurden damit überrumpelt, dass auf einmal Anbauten oder Kitaconteiner für eine weitere Kindergruppe das Außengelände verkleinerten und so dafür sorgten, dass es weniger Platz für insgesamt noch mehr Kinder gab. Eine Win-win Situation nur für Politik und Wirtschaft, nicht aber für alle Kinder und ihre ErzieherInnen. Gut möglich, dass das Thema “Partizipation der Kinder” Erzieherinnen deshalb so oft sauer aufstößt, weil ihre Stimmen pro notwendige Veränderungen souverän übergangen wurden und werden.
Am allersauersten stößt mir auf, dass ständig von Partizipation, Mitbestimmungsrecht und Demokratiebildung die Rede ist. Aber bei der grundsätzlichen Frage, ob ein Kleinkind überhaupt Wert darauf legt in den Genuss seines Mitspracherechts in Krippe oder Kindergarten zu kommen oder ob es lieber noch ein wenig mehr Zeit bei seinen Eltern verbringen möchte, da redet plötzlich KEINER mehr vom Mitbestimmungrecht des Kindes.
Weil es den Erwachsenen DA nicht in den Kram passt.
Oder wenn es sich kränkelnd oder unausgeschlafen morgens am Mama oder Papa klammert – Selbstbestimmungsrecht des Kindes? – Tjoa, heut mal ausnahmsweise nicht.
Damit will ich keineswegs behaupten, dass sich morgens haufenweise verzweifelt schreiende Kleinkinder in den Eingangstüren deutscher Kitas festspreizen, weil sie nicht rein wollen. Die meisten kommen doch recht gerne und einigermaßen gut gelaunt herein marschiert.
Aber manche auch nicht. Oder nicht immer. Vielleicht weil sie einfach noch zu klein und überfordert sind, vielleicht weil sie nicht richtig gesund sind, vielleicht weil sie überhaupt nicht ausgeschlafen haben oder weil sie grundsätzlich nicht so begeistert von größeren Menschenmassen sind.
Und auch von den gut gelaunt hereinmarschierenden würde der ein oder andere manchmal gerne schon Mittags abgeholt werden, muss aber immer bis zum Ende bleiben.
Mitspracherecht? Nö, in dem Fall leider nicht. Und noch NIE, habe ich auch nur von einem schlauen Experten eine Antwort auf diesen doch sehr eklatanten Widerspruch bekommen. Da herrscht dann jedesmal betretenes (eisiges?) Schweigen.
Und worum geht es eigentlich hier im Artikel?
Kinderrechte? Vordergründig vielleicht. Aber im Grunde gehts um die große Flatter die jetzt alle schieben, weil AfD und “Unseredemokratie” in Gefahr und so.
Deshalb müssen, sollen…äh dürfen jetzt schon Kitakinder in der Massenaufbewahrung Klassen- bzw. Gruppensprecher wählen, damit sie später mal ordentliche Demokraten werden.
Ich bin ganz dolle zuversichtlich, dass das hevorragend funktionieren wird.
Um hier mal dem Eindruck entgegenzuwirken, es handele sich um neue – und beliebige – Ansprüche, die an Kitas gestellt werden:
“Kindertagesbetreuung hat in unserer demokratisch verfassten Gesellschaft den Auftrag, schon die jüngsten Kinder auf ein Leben in Vielfalt, gegenseitiger Anerkennung und Selbstbestimmung vorzubereiten. Die Vorgaben, die das Kinder- und Jugendhilfegesetz hierzu macht, sind eindeutig. Sie binden den Bildungs-, Betreuungs- und Erziehungsauftrag an die Ausbildung von grundlegenden Sozialkompetenzen und die Beteiligung von Kindern an allen sie betreffenden Angelegenheiten. So gibt das Achte Sozialgesetzbuch klar vor, dass der Förderauftrag sich nicht nur auf die geistige und körperliche, sondern auch auf die soziale und emotionale Entwicklung des Kindes bezieht. Die
‘Vermittlung orientierender Werte und Regeln’ ist wesentlicher Bestandteil der pädagogischen Arbeit (SGB VIII, § 22 Abs. 3).
Damit verknüpft sind unveräußerliche Beteiligungsrechte. Kinder sind entsprechend ihrem jeweiligen Entwicklungsstand in alle sie betreffenden Entscheidungen miteinzubeziehen, was seitens der Träger von Kindertageseinrichtungen sichergestellt werden muss (SGB VIII § 22a; SGB VIII § 45 Abs. 2). Darüber hinaus machen die Bundesländer in ihren Bildungsplänen Vorgaben für das Feld der frühkindlichen Demokratiebildung.” Quelle: https://www.dji.de/themen/politische-bildung/demokratiebildung-in-der-kita.html
Herzliche Grüße
Die Redaktion
“Damit verknüpft sind unveräußerliche Beteiligungsrechte. Kinder sind entsprechend ihrem jeweiligen Entwicklungsstand in alle sie betreffenden Entscheidungen miteinzubeziehen, was seitens der Träger von Kindertageseinrichtungen sichergestellt werden muss.”
Aha. Und wie stellt der Träger jetzt genau sicher, dass die Zweijährige, die sich beim Bringen an Mama klammert und partout nicht bleiben will, (Mama es aber eilig hat zur Arbeit zu kommen), dass also diese Zweijährige altersgerecht in die sie betreffende Entscheidung miteinbezogen wird.
Die kann man allenfalls versuchen mit ihrem Lieblingsspielzeug abzulenken oder ihr mit sonstigen “Lockvogelangeboten” den Besuch der Einrichtung schmackhaft machen. Man kann sie auf den Arm nehmen und trösten und ihr Gelegenheit geben am Fenster der Mama nochmal zuzuwinken.
Als “Mitspracherecht” an der Entscheidung, ob sie bleiben oder lieber mit Mama gehen möchte, würde ich das nicht sehen.
Für mich hat das eher mit Manipulation zu tun, damit die Erwachsenen ihren Rechten oder Pflichten störungsfrei nachkommen können.
Kindermund: “Müssen wir schon wieder Kita-Konferenz machen?”
Kinder bestimmen das Essen. Finde ich gut. Bei uns gab es immer Kartoffelbrei. Würg!
Also wenn ich damals das Essen hätte bestimmen können, dann hätte es jeden Tag “Hefeklöße mit Heidelbeeren” gegeben. Aber ich weiß nicht, ob die anderen Kinder das gut gefunden hätten. 🙂 Wie wird das entschieden? Abstimmung/Mehrheitsentscheidung? Das diskriminiert/frustriert dann aber manche Kinder, die dann niemals ihr Lieblingsessen bekommen. Gibt man diesem Kind dann doch die Chance (Entscheidung Erzieher? “überzeugen” der Kinder?) kann es passieren, dass das Kind gemobbt wird, weil alle das essen müssen, was vielleicht nur einer wollte? Könnte auch wieder zu Konflikten führen, die dann natürlich wieder demokratisch gelöst werden können .:)
Mir ist gerade eingefallen. in meinem DDR-Kindergarten (sehr großes Außengelände9, den ich von 1963-65 besuchte, wäre das mit den Hefeklößen jeden tag vielleicht sogar möglich gewesen. Da gab es nämlich eine eigene Küche. Das Mittagessen wurde jeden Tag in der zugehörigen Küche frisch zubereitet. Das war fast wie bei den Großeltern. da konnten wir Enkel uns auch immer wünschen, was wir essen wollten und Opa musste das dann auch essen. Naja, im Kindergarten konnten wir uns das damals leider nicht wünschen. Manchmal gab es meine Hefeklöße, manchmal aber auch Porree-Eintopf. Den Geruch von gekocjten Porree konnte ich jahrelang nicht ertragen, aber ich habe es überlebt und esse Porree jetzt ganz gerne. 🙂
Das mit dem Essen lief bei uns immer recht unkompliziert.
Auch bei uns gibt es eine Hauswirtschaftskraft, die täglich frisch kocht. Sie weiß, was den Kindern schmeckt. Ihr Speiseplan richtet sich nach folgenden Kriterien:
-Es soll den Kindern schmecken
-Es muß abwechslungsreich sein
-Es muß gesund sein (nicht
immer, manchmal gibt’s auch
Schnitzel mit Pommes, Pizza-
Schnecken, Milchreis oder
Schokopudding)
Manchmal, wenn sie die Speisepläne für die nächsten Wochen plant, streckt sie den Kopf zur Durchreiche zwischen Küche und Essraum heraus und fragt: “Kinder, was soll ich nächste Woche kochen?”
Vorschläge werden notiert und in die Essensplanung mit aufgenommen. Darum gibt es ja, wie oben erwähnt, nicht immer nur gesundes Essen. Aber selbst wenn es Schnitzel mit Pomnes oder Pizza-Schnecken gibt – in der Mitte des Tisches steht immer ein großer Teller mit Gurken, Möhren, Tomaten und/oder Paprika, von dem sich die Kinder bedienen dürfen, wovon sie durchaus reichlich Gebrauch machen.
Allergien, Unverträglichkeiten, religiöse Vorschriften werden dabei selbstverständlich berücksichtigt. Wenn es z.B. etwas mit Schwein gibt bekommen die muslimischen Kinder eine Variante mit Pute oder Rind.
Ich glaube aber, dass die meisten Kitas diesen Luxus nicht haben. Da gibt es Essen vom Caterer oder Tiefkühlkost.
Da wird’s mit den persönlichen Vorlieben schon komplizierter.
Außerdem sieht das Essen oft nicht sehr appetitlich aus, ist matschig und enthält wenig frisches Obst und Gemüse.
Dafür ist es “preiswert”.
Das ist die nächste Scheinheiligkeit, die mich furchtbar aufregt: Gesunde Ernährung ist soooooo wichtig.
Da müssen schon die Kitas, bla, bla, bla.
Also werden Projekte zum Thema gesunde Ernährung gestartet. Es wird mal zusamnen Gemüse für ‘ne Suppe oder ‘nen Eintopf geschnippelt.
Und wenn das Projekt rum ist, gibts mittags wieder die warmgehaltene oder aufgetaute, aber äußerst preisgünstige Pampe vom Essenslieferanten.
Naja, zumindest haben die Kinder mal ‘ne echte Möhre gesehen und wissen jetzt, wie gesundes Essen aussehen und schmecken könnte, wenn sie es denn bekämen.
Wenn Kinder schon ganztags außer Haus betreut werden müssen, dann sollten sie neben dem Recht auf Mitbestimmung auch ein Recht auf gesundes, frisch zubereitetes Essen haben.
“Lediglich jede dritte Kindertageseinrichtung sorgt für gesunde Gerichte für Kleinkinder.”
Quelle: https://www.kita.de/wissen/kita-essen/
Vielen Dank für die Zeitschrift, sie ist wirklich sehr unterhaltsam. Je mehr ich darin lese, umso froher bin ich, dass meine Kinder aus dem Alter heraus sind. Sie haben im Kindergarten vielleicht ihre Rechte nicht gekannt und konnten nicht über das das Essen abstimmen, aber sie wurden von ihren (meist erfahrenen alten DDR-) Erzieherinnen geliebt. Nebenbei haben sie gelernt zu singen, mit Besteck zu essen, einen Stift zu halten, Tische zu decken, mit der Schere zu schneiden, auch mal Unliebsame Dinge zu machen und sich gruppenverträglich zu verhalten.
Ja, das war eine furchtbare Zeit als Kindererziehung und -förderung im Kindergarten noch eine intuitive und natürliche Herzensaufgabe für gut ausgebildete Fachkräfte war. Wo bleibt da die Medien- und Demokratiebildung, wo die Digitalität? Da muss dann schon ein Studium her!