Über Jahrzehnte verrottet: Stadt saniert Schulklos (schafft aber nur einen Bruchteil)

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AUGSBURG. Der Zustand der Klos in Augsburger Schulen sorgte schon für Schlagzeilen. In einer Schule legten die Eltern selbst Hand an, zusammen mit Ehrenamtlichen. Jetzt gibt es ein Programm der Stadt. Das ist allerdings viel zu klein dimensioniert.

Können viele Schüler nur von träumen: ein sauberes Schulklo (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Die Stadt Augsburg bringt die Sanierung maroder Schultoiletten voran. Der Bildungsausschuss beschloss am Montagnachmittag ein Sonderprogramm, über das zunächst 1,25 Millionen Euro bereitgestellt werden. Der Beschluss fiel parteiübergreifend. Die Mittel sollen bis Ende des Jahres auf zwei Millionen Euro aufgestockt werden, dies soll den Start für ein umfassenderes Sanierungsprogramm der Schultoiletten markieren. Mehrere Medien hatten über das Programm berichtet.

Bedarf weit höher

Denn die aktuellen Mittel dürften nicht reichen. Das Schulverwaltungsamt hatte nach Angaben von Grünen und CSU im Stadtrat den Sanierungsbedarf auf insgesamt 18 Millionen Euro geschätzt.

Die zweite Bürgermeisterin und Bildungsreferentin Martina Wild (Grüne) hatte den Antrag zu dem Sonderprogramm in die Wege geleitet, noch bevor in den Medien die Elterninitiative zur Renovierung der Augsburger Ulrich-Schule Wellen schlug. Dem Vernehmen nach wollten manche Schülerinnen und Schüler dort nicht mehr zur Toilette gehen. Eltern hatten dort schließlich teils selbst zum Pinsel gegriffen und Spenden gesammelt, um das Schulgebäude zu renovieren – eben auch die Toiletten. Federführend war dabei die Schwabenhilfe, die sich auf ehrenamtliches Engagement im sozialen Bereich konzentriert.

Toiletten aus 1960er und 1970er

Viele Toilettenanlagen in den Augsburger Schulen stammten aus den 1960er und 1970er Jahren, teilten Grüne und CSU gemeinsam mit. Eine regelmäßige Instandhaltung sei über Jahrzehnte versäumt worden. «Die Toiletten an den Augsburger Schulen sind zum Teil in einem katastrophalen Zustand», sagte Peter Rauscher, Vorsitzender der Grünen Stadtratsfraktion. «Defekte Anlagen, abgenutzte, museumsreife Ausstattung, Uringeruch – der Handlungsdruck ist groß.» Ein gutes Lernumfeld brauche auch intakte und hygienische Toiletten.

Ruth Hintersberger, bildungspolitische Sprecherin und stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CSU-Fraktion, räumte ein: «Die Probleme an den Augsburger Schulen sind mannigfaltig, eines davon sind die teils katastrophalen Zustände der Schultoiletten.» Mit der Neuauflage eines Sanierungsprogramms für Toilettenanlagen an Augsburger Schulen wolle die Stadt den Sanierungsstau weiter angehen und Abhilfe schaffen. News4teachers / mit Material der dpa

Umfrage unter Schülern: Schultoiletten – in Sachsen hui, in NRW pfui

 

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uesdW
9 Tage zuvor

Jetzt fangt endlich an und renoviert mit dem freigegeben Geld. Der Sanierungsweg (es wird ein langer sein, steinig und hart und laut) beginnt bei der ersten Toilette.
Die großen Herausforderungen sind ja, Handwerker zu bekommen, die Sanierungszeiten (während des Schulbetriebs schwierig und herausfordernd, weil die Arbeiten nicht immer leise sind).
Das mehr Geld notwendig ist (über Jahre) ist klar und wer Hochbaumaßnahmen kennt, weiss auch, das die ersten Planungen zumeist deutlich niedriger angesetzt sind.

Der Zauberlehrling
9 Tage zuvor

ubi bene, ibi patria.

Sinngemäß:

Dort, wo ich mein Geschäft in Freude verrichten kann, fühle ich mich wohl.

Es wird Zeit, dass es für Lehrkräfte Fortbildungen in Sachen “Santärhandwerk” gibt. Ach, ich vergaß: Fliesenlegen für Anfänger gibt es danach.

Bildung steht gerade nicht oben auf irgendeiner Agenda.

Realist
9 Tage zuvor

Dass die Arbeits- und Lernbedingungen an den Schulen oft besch… sind, weiß doch mittlerweile jeder.

Insofern orientiert sich Gen Z lieber anders: Lieber das eigene Klo im 4-Tage-Homeoffice als das 60er-Jahre Klo (unrenoviert und unsaniert seit 60 Jahren) in einer vergammelten Schule. “Bildungsrepublik Deutschland” (Wahlkampfslogan der meisten Regierungsparteien seit Jahrzehnten) … Notfalls geht man auch zu den Autobauern: Trotz “Krise” rückt die IG Metall keinen Millimeter von ihrer Forderungen nach 7% Lohnerhöhugen auch für dieses Jahr ab: Der Steuerzahler wird’s schon irgendwie richten, Bundesregierung und Ministerpräsidenten arbeiten nur noch die Details aus. Die Klos können auch noch ein paar weitere Jahrzehnte warten, ist jetzt eh egal. “Autogipfel” klingt eben besser als “Klogipfel”.

Tina
8 Tage zuvor
Antwortet  Realist

Ganz genau, dann wollen wir auch 7%
und 4 Tage Woche für alle.
# Gleiche Arbeitsrechte #

Thomas Wolfsburg
8 Tage zuvor
Antwortet  Realist

Realist und andere, warum passen sich die Lehrer nicht der IG Metall an und übernehmen die Tarife für alle Lehrbeschäftigten?
Dann habt ihr auch mehr Lohn (glaube momentan habt ihr gar nix und ab Oktober starten die mickrigen 4-5%, zurzeit also einfach Verluste für euch) und ihr habt eine 32 Stunden Woche.
Momentan habt ihr irgendwas zwischen 41 und 55, oder?
Ruhestand auch nicht mit 60, 61 und 62?
na?

Anka
8 Tage zuvor
Antwortet  Thomas Wolfsburg

gute Idee, werde ich unterstützen.
32 Stunden Woche und Rentenabfindung sind richtig und fair 🙂

Stadtbewohnerin
9 Tage zuvor

“Toiletten aus den 1960er und 1970er” klingt nach: Potentiell Asbest im Fliesenkleber (solange der Kleber unbeschädigt ist, ist er ungefährlich). Das sollten dann definitiv Profis mit entsprechender Ausbildung und Schutzausrüstung von der Wand klopfen und keine Eltern!
Vielleicht wäre es aber – sofern freiwillig und professionell angeleitet – eine ganz charmante Aufgabe für die SchülerInnen in der Nachmittagsbetreuung Klassenzimmer selbst zu streichen, es wäre jedenfalls allemal besser als mit Bügelperlen zu basteln oder ähnlicher Nonsense.

Adele Horn
9 Tage zuvor
Antwortet  Stadtbewohnerin

Selbst damit wäre ich vorsichtig. Sowohl als Schulleiter, als auch als Eltern: Marode Schulen: Dürfen Eltern renovieren? – Rheinland – Nachrichten – WDR

Apacho
8 Tage zuvor

Wor brauchen sie nicht mehr so oft, weil ab Klasse 7 einige Stunde von zuhause aus im Selbstlernen oder in digitalern Konferenzen stattfindet. Wir leben das neue arbeiten remote und daher sind wir nicht auf alte Schulklos angewisen. Zumindest nur noch so 60%

Timo
8 Tage zuvor
Antwortet  Apacho

haben auch alle Konferenzen digital, solch ein Segen

Tina
8 Tage zuvor

Da ich alle Konferenzen online mitmache und die Oberstufe zum Teil auch im online Unterricht habe, brauche ich die Schultoilette nicht mehr oft.

Das war auch der Grund für viele Schüler, woanders zu lernen und arbeiten und wir sind alle zufriedener.
#homeoffice# modern Lifestyle# work-Life Balance #

447
8 Tage zuvor

Leider haben auf politischer Ebene diese Eltern nichts verstanden – die erbrachte “Eigenleistung” gibt der Stadt recht, kein Geld dafür so einzusetzen, wie es nötig wäre.

Realist
8 Tage zuvor
Antwortet  447

“Newsflash: Rathaus-Mitarbeiter renovieren ihre Klos, weil das Geld für die Schulen gebraucht wurde.”

Ach ne, nur geträumt…

Adele Horn
7 Tage zuvor
Antwortet  447

Das sage auch ich seit Jahren. Ändern würde sich erst etwas, wenn weder die Eltern noch die Lehrer mehr eingreifen würden. Bis wirklich nichts mehr geht und die Brühe durch die Schulflure läuft, durch den Boden sickert, von der Decke tropft und das Mauerwerk abrissreif mit Fäkalien getränkt ist.

Was manchmal auch hilft: Die Presse informieren, wenn der Ekelfaktor sich besonders schön dokumentieren lässt.

447
7 Tage zuvor
Antwortet  Adele Horn

Das ist der Weg.

PatOber
8 Tage zuvor

Bitter für Augsburger SchülerInnen. Wie haben relative moderne Toiletten, aber die werden ständig kaputtgeschlagen. Jetzt sind sie zu. Es gibt noch genau 3 Toiletten(zellen) für die Jungs – bei ca 2000 Schülern. Teilweise in 1./2. Stock in anderen Gebäude.

Vielleicht sollte man diese Seite auch mal beleuchten. Ist nicht nur ein Problem an unserer Schule.

AvL
5 Tage zuvor

Wie man sich gegen zerfallende öffentliche Gebäude wehrt,
das wird im Film Beckenrandsheriffs dargestellt. Bing-Video