BERLIN. Zu wenig Informationen rund um Künstliche Intelligenz, zu wenige Möglichkeiten, neue Tools auszuprobieren, zu wenig Unterstützung beim Thema Datenschutz – Kinder und Jugendliche sehen Defizite in der schulischen Medienbildung. Das geht aus einer Umfrage im Auftrag des Deutschen Kinderhilfswerks unter Schüler*innen im Alter von zehn bis 17 Jahren hervor. Auffällig dabei: Es zeigen sich deutliche Unterschiede in den Bewertungen – abhängig vom Bundesland.
Über die Hälfte der befragten Kinder und Jugendlichen wünscht sich in der Schule mehr Raum, um mit Technik und neuen Tools zu experimentieren (55 Prozent). Fast genauso viele würden sich gerne mehr mit der Frage beschäftigen, wie sie im Internet ihre persönlichen Daten schützen können (52 Prozent). Beim Thema gesunder und stressfreier Mediennutzung und der Vermeidung übermäßiger Mediennutzung ist das Meinungsbild gespaltener: 49 Prozent meinen ausreichend darüber zu lernen, 49 Prozent sehen hier Defizite.
„Können […] nicht länger die Augen verschließen“
„Es muss uns zu denken geben, wenn die Schülerinnen und Schüler Defizite in der schulischen Medienbildung erkennen, etwa bei den Themen Datenschutz und Mediensucht“, mahnt Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerks. „Aufgrund der Bedeutung für die Entwicklungschancen, für die Gesundheit und die Demokratiefähigkeit unserer Kinder können wir vor den Herausforderungen in diesem Bereich nicht länger die Augen verschließen.“ Kinder und Jugendliche müssten in die Lage versetzt werden, Medien aktiv selbst zu gestalten, um damit eigene Ideen, Vorstellungen und Interessen zum Ausdruck zu bringen und die von ihnen konsumierten Medien kritisch zu hinterfragen. „Das wird in Zeiten von Fake News, Desinformation und Propaganda im Internet immer wichtiger.“
An der Online-Umfrage des Sozial- und Politikforschungsinstituts Verian beteiligten sich deutschlandweit 3.218 Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis 17 Jahren. Die Ergebnisse sind Teil des 2. „Kinderrechte-Index“ des Deutschen Kinderhilfswerks, der im kommenden Jahr erscheinen und darstellen soll, inwieweit Deutschland die UN-Kinderrechtskonvention umsetzt.
Neben der Kritik zeigt die Umfrage aber auch, dass es durchaus Bereiche der Medienbildung gibt, die die Kinder und Jugendlichen positiv bewerten. Nach Einschätzung von 70 Prozent der Schüler*innen lernen sie in der Schule ausreichend darüber, wie sie Informationen im Internet suchen und bewerten können. Etwas mehr als die Hälfte gibt an, dass ihnen in der Schule ausreichende Kenntnisse darüber vermittelt werden, was sie tun können, wenn sie online von Fremden belästigt (56 Prozent) oder im Internet gemobbt werden (55 Prozent). Dass sie ausreichend darüber lernen, wie sie mit Apps und Programmen selbst Medieninhalte erstellen können, und welche Inhalte sie kopieren und weiterverbreiten dürfen, meinen jeweils 53 Prozent.
Unterschiede zwischen Bundesländern und Schulformen
Auffällig ist, dass sich abhängig vom Bundesland an vielen Stellen deutliche Unterschiede in den Bewertungen der Schüler*innen zeigen. Dies gilt beispielsweise für die Frage, ob sie ausreichend in der Schule lernen, mit Technik zu experimentieren und neue Tools auszuprobieren. Während 50 Prozent der Befragten in Bayern sowie jeweils 47 Prozent in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz dies bejahen, fällt die Zustimmung in Sachsen-Anhalt (33 Prozent) und Brandenburg (32 Prozent) deutlich geringer aus.
Ebenso spielt die Schulform eine entscheidende Rolle. So sagen lediglich 18 Prozent der Grundschüler*innen, dass sie in der Schule ausreichend darüber lernen, welche Chancen und Risiken Künstliche Intelligenz besitzt. Ihr Anteil steigt mit zunehmendem Alter. Während dies bei den 10- bis 11-Jährigen 22 Prozent und bei den 12- bis 14-Jährigen 34 Prozent angeben, sind es bei den 15- bis 17-Jährigen 45 Prozent. Hofmann fordert, dass Schüler*innen möglichst frühzeitig lernen, damit kompetent umzugehen.
Neben den Bildungseinrichtungen sieht der Chef des Deutschen Kinderhilfswerks aber auch die Eltern in der Pflicht, „die Mediennutzung ihrer Kinder aktiv zu begleiten“. Kinder sollten schon früh wissen, „welche Quellen und Akteure im Netz vertrauens- und glaubwürdig sind“. Für die notwendige Stärkung der Medienbildung in den Schulen fordert Hofmann „mehr finanzielle und personelle Ressourcen, um schulische Konzepte in diesem Bereich voranzubringen und eine gute Zusammenarbeit mit außerschulischen Akteuren zu garantieren“. News4teachers
Zu wenig Informationen rund um Künstliche Intelligenz, zu wenige Möglichkeiten, neue Tools auszuprobieren, zu wenig Unterstützung beim Thema Datenschutz – Kinder und Jugendliche sehen Defizite in der schulischen Medienbildung.
Mich irritiert die Anspruchshaltung sehr:
Die Kinder und Jugendlichen stammen aus einer Generation, in der man zu allen möglichen Fragestellungen online-Tutorials bzw. gleich Erklärvideos findet. Was hält sie davon ab, sich über KI-Tools zu informieren und diese in der Freizeit auszuprobieren?
Ich dachte, das wäre so toll an der Generation – sie müssen nichts mehr selber wissen, weil sie auf ein ganzes Universum von Wissen zugreifen können.
So sagen lediglich 18 Prozent der Grundschüler*innen, dass sie in der Schule ausreichend darüber lernen, welche Chancen und Risiken Künstliche Intelligenz besitzt. […] Hofmann fordert, dass Schüler*innen möglichst frühzeitig lernen, damit kompetent umzugehen.
Und das fordert der Geschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerks…
Ich würde eher fordern, Grundschulkinder einfach Kinder sein zu lassen, sie mit in die Natur zu nehmen, sie Dinge ausschneiden, kleben und basteln zu lassen, ihnen vorzulesen und mit ihnen gemeinsam zu lesen – und die Zeit an Bildschirmen so gering wie möglich zu halten. Aber was weiß ich schon, ich bin ja nur Lehrer und arbeite nicht beim Kinderhilfswerk…