
Hessens Kultusminister Armin Schwarz (CDU) fordert in der Diskussion um Handy-Beschränkungen an Schulen möglichst bald eindeutige Regelungen. Wichtig seien definierte Schutzzonen ohne Smartphones und Klarheit für die Schulgemeinden, sagte er in Wiesbaden.
Die Bildungsministerkonferenz – so der neue Name der bisherigen KMK – hatte sich gestern mit dem Thema beschäftigt. Beim nächsten Treffen der Kultusministerinnen und Kultusminister stehe die Nutzung von Smartphones und Smartwatches wieder auf der Tagesordnung. «Dann muss es konkret werden», forderte Schwarz. Die Bildungsministerkonferenz ist für März 2025 geplant.
Hessen plädiert für einheitliche Handy-Regeln
Der Vorstoß von Schwarz sieht vor, dass nicht mehr die Schulen selbst für eine Regelung sorgen sollen. Besser seien einheitliche Vorgaben in den Ländern oder sogar bundesweit, erläuterte der Minister. Das nehme bei diesem Thema den Druck vor Ort von den Lehrkräften, Schulleitungen und Schulgemeinden. Bislang wird die Handynutzung meist mit Empfehlungen der Kultusministerien von den Schulen selbst geregelt. Nur in Bayern steht die Handynutzung im Schulgesetz.
Mehr Spielen und weniger Chatten
Nach den Vorstellungen von Schwarz könnten Smartphones aus Grundschulen komplett verbannt werden. Sie müssten abgeschaltet den Tag über in den Taschen verschwinden – ohne vor sich hinzubrummen. «Es geht vor allem darum, die Konzentration auf den Unterricht, die Aufmerksamkeit, aber auch das soziale Miteinander während der Schulzeit zu fördern», argumentierte der Minister. «Die Kinder sollen in den Pausen wieder zusammen spielen und nicht alleine in der Ecke vor sich hin chatten.» Auch das Thema Cybermobbing unter Schülern würde so gezielt angegangen, Eltern würden stärker sensibilisiert.
Oberstufen sollen mehr Freiheiten bekommen
In der Sekundarstufe I könnte es laut dem Vorschlag aus Hessen ebenfalls umfassende Beschränkungen geben – gerade für die Pausenhöfe. Es sollen aber Ausnahmen möglich sein, wenn das Smartphone aus pädagogischer Sicht im Unterricht eine Rolle spielt. In den Oberstufen soll die Handynutzung lockerer gestaltet werden. «Zur Einschränkung der Nutzung gehört aber auch immer, die Medienbildung der Kinder und Jugendlichen zu stärken», bekräftigte Schwarz.
Geteiltes Echo
Zustimmung bekommt der Minister von der Stadt Hanau. «Klare, einheitliche Regelungen sind dringend notwendig, um ein besseres Lernumfeld und soziales Miteinander an unseren Schulen zu schaffen», teilte Bürgermeister Maximilian Bieri mit. «Das Land Hessen kann und sollte eine Vorreiterrolle einnehmen, falls die Kultusministerkonferenz jetzt nicht zügig zu Ergebnissen kommt.»
Der Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW Hessen, Thilo Hartmann, erklärte: «Statt Smartphones aus dem Schulalltag zu verbannen, sollten Kinder und Jugendliche lernen, diese verantwortungsvoll und reflektiert zu nutzen.» Verbote verlagerten die Probleme wie Cybermobbing oder Suchtverhalten womöglich ins Private, ohne sie zu lösen. News4teachers / mit Material der dpa
Handy und Tablet haben in den Händen von Kindern bis zur 8 Klasse nichts verloren. Sie müssen erstmal richtig lesen, schreiben und rechnen lernen. Das heißt für mich als ITler, dass sie analog lernen müssen.
Menschen die digitale Schüler-Geräte in der Grundschule oder auch bis zur 8 Klasse fordern, haben schlicht und einfach keine Ahnung. Das Ablenkungspotential die viel zu groß.
Ich sehe es jeden Tag im Unterricht. Die Schüler können nur wischen und klicken. Aber logisches Denken und Verbindungen zwischen unterschiedlichen Dingen herstellen oder abstrahieren kann so gut wie kein Schüler mehr.
Konsequenterweise müsste man dann auch die Tablets aus den Grundschulen verbannen.
Wenn die Kinder wirklich wieder spielen sollen können, muss man mit allen Konsequenzen auch den Ganztag wieder abschaffen.
Prinzipiell bin ich auch sehr für ein generelles Handy-Verbot während der Schulzeit.
Natürlich sollten bei einem offiziellen Verbot auch Vorkehrungen getroffen werden wo und wie z.B. Handys sicher aufbewahrt werden können…
Aber es ist schon geradezu erschreckend, wie süchtig und abhängig viele Menschen davon geworden sind.
Meine vollste Zustimmung zum Vorschlag von Herrn Schwarz. Ich finde das -besonders als allgemeine Vorschrift -vernünftig und sogar praktikabel.
Warum nur wundert mich die Stellungnahme aus der GEW kein bisschen? Herr Hartmann möge bitte erklären, warum Probleme wie Cybermobbing oder Suchtverhalten besser lösbar sind, wenn die Geräte allgegenwärtig sind.
Über Cybermobbing oder Suchtverhalten kann man auch sprechen, ohne ein Handy dabei zu haben. (Echt, das geht.) Steht in Entzugskliniken auch auf jedem Tisch eine Flasche Alkohol, damit man bei Therapiegesprächen anschaulicher darauf Bezug nehmen kann?
Die Schulen haben sicher ganz ungeduldig darauf gewartet,dass Ihnen ein Minister ein fast zwanzig Jahre altes Problem erklärt.
“Statt Smartphones aus dem Schulalltag zu verbannen, sollten Kinder und Jugendliche lernen, diese verantwortungsvoll und reflektiert zu nutzen.» Verbote verlagerten die Probleme wie Cybermobbing oder Suchtverhalten womöglich ins Private, ohne sie zu lösen”
Also Cybermobbing in der Schule löst irgend etwas besser? Hören die Leute sich eigentlich selbst zu bei solchen Statements? Es IST bereits verantwortungsbewusst und reflektiert, Orte zu haben, an denen Handys keine Rolle spielen.
Verantwortungsvoll und reflektiert. Bin ich mal vor Lachen vom Stuhl gefallen. Wäre ja nicht so, dass wir bislang nichts im Bezug auf Medien gemacht hätten. Halten sich sich viele einfach nicht dran und die Hälfte der Eltern interessiert es eben nicht. Die wollen nur Ruhe und keine Diskussionen über Handynutzung. Jugendliche Vollpubertiere sind eben nicht grundsätzlich zurechnungsfähig, sondern in ihre Entwicklung gerade überall unterwegs.
Handys waren zu meiner Zeit (ich bin jetzt 33 Jahre alt) an allen Schulen verboten, wo ich war. Meine Mutter musste immer mein Handy vom Schulleiter abholen. Dabei wollte ich es einfach nur nutzen um in der Pause Musik zu hören. Als Musiker war mir das schon immer wichtig. Darum bleib ich dabei: Handys gehören generell erlaubt.
Für sowas gibt‘s MP3-Player.
Aber auch die müssen in der Schule verboten sein. Der Eine möchte in Ruhe Musik hören in der Pause (oder heimlich im Unterricht), der Nächste will halt in Ruhe Nintendo spielen oder in Ruhe auf TikTok Katzenvideos gucken. Wo ziehen Sie die Grenze?
Es geht darum, dass die Schule ein sozialer Ort sein soll, an dem sich die Kinder miteinander beschäftigen, spielen und sich unterhalten sollen. Da haben Handys, Konsolen und MP3-Player nichts verloren.
Ich habe dieses Jahr mal meinen Kalender strapaziert: Vier Gespräche jede Woche im Schnitt mit Eltern, bei denen die erste Erklärungsinstanz, die Klassenlehrkraft, die von den Gremien der Schule beschlossenen Regeln trotz Unterschrift unter der Schulordnung durch die Eltern bei Aufnahme der Kinder nicht bewirken konnten, dass die Kinder aufhören, Bild- oder Tonaufnahmen am Schultag zu machen, Bilder von Mitschülern usw. im Netzt verbreiten usw.
Drei Anwaltsschreiben von Eltern, mehrere vom Schulamt, da viel Eltern sich gleich dort beschweren, wenn „Kai-Uwe“ auf tiktok spezifische Bilder einer Mitschülerin veröffentlich und die Eltern das als notwendigen Schritt in der Sexualentwicklung sehen und das sanktionierende Verhalten der Schule als pädagogisch skandalös – und wie gesagt: Ich bin als Leiter nur der Brandlöscher.
Was spricht bei solchen Verhaltensweisen, die immer mehr zunehmen, dafür, es den Schulen auch mal einfacher zu machen und eine allgemeine Regel einzuführen? Das Wischiwaschi alles ist Schön der GEW kann ich so nicht mehr hören.
Es gibt für Alkohol Grenzen, für Waffen, für Drogen – und ähnlich dramatisch wirken sich derzeit die Medien derzeit leider aus
Wie wäre es mit Angeboten?
An allen weiterführenden Schulen, die ich kennen gibt es nur langweilige Schulhöfe.
Ein paar Körbe und Fußballtore, Tischkicker, Schachbretter, Boule, eine Bibliothek, Tische mit Lego Steinen…
Es gäbe so viele Möglichkeiten. 🙁
Unser Schulträger ist pleite. Schulhöfe interessieren ihn nicht und auch Elterninitiativen nicht, die das kostenfrei machen wollen. Da stören dann Rettunsgwege usw.