MÜNCHEN. In Zeiten des Lehrkräftemangels wird es zunehmend wichtiger, junge Menschen für ein Lehramtsstudium zu interessieren und sie anschließend in diesem bis zum Abschluss zu halten. Doch Versuche wie in Mecklenburg-Vorpommern (News4teachers berichtete), für dieses Ziel den fachwissenschaftlichen Studienanteil zu senken, kommen bei Nachwuchslehrkräften nicht gut an.
Das „vertiefte fachliche Studium“ und „das fachliche Interesse“ sind für Nachwuchslehrkräfte am Gymnasium entscheidende Faktoren, die für ein Lehramtsstudium sprechen. Darauf verweist eine Befragung der Referendar- und Jungphilologenvertretung (rjv) im Bayerischen Philologenverband (bpv). Dabei nannten knapp zwei Drittel der rund 400 befragten Referendar:innen an Gymnasien diese beiden Aspekte als ausschlaggebend für ihre Studiumsentscheidung. „Die Umfrage zeigt, dass sich gerade junge Menschen bewusst für den Beruf der Lehrkraft entscheiden, wenn dieser auch mit der Möglichkeit einhergeht, ihre persönlichen fachlichen Interessen zu vertiefen“, schlussfolgert der Vorsitzende der rjv, Alexander Steenpaß. Er mahnt: „Lehrerbildungskonzepte, die diesen Aspekt nicht ernst nehmen, laufen Gefahr, weitere wertvolle Nachwuchskräfte für die Zukunft zu verlieren.“
Bürokratie belastet schon im Referendariat
Daneben gaben über 80 Prozent der Befragten die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen als zentralen Grund für den Berufswunsch Lehrer:in an. Doch die Umfrage zeigt: Ähnlich wie bei den bereits ausgebildeten Kolleg:innen nehmen organisatorische Zusatzaufgaben immer mehr Zeit für die eigentliche Arbeit mit den Lernenden in Anspruch. Schon im Referendariat empfinden über 50 Prozent diese „On-Top-Aufgaben“ als „belastend“ oder gar „sehr belastend“. Hinzu komme, so heißt es von Seiten der Referendar- und Jungphilologenvertretung, dass auch die Anzahl der wöchentlich geforderten Unterrichtsstunden zeitweise dem Ausbildungscharakter der beiden Jahre entgegenstehe.
„Wir sehen die hohe Motivation vieler junger Kolleginnen und Kollegen. Aber nur durch weniger Bürokratie und mehr Zeit für Unterricht und Schüler kann der Beruf für junge Menschen attraktiv sein“, sagt Steenpaß. Wichtig wäre zudem, Teilzeitmöglichkeiten zu erhalten. Diese erhöhten die Attraktivität des Berufes und trügen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei. „Wir halten das Referendariat in Bayern für besser als oft dargestellt. Es sollte alles dafür getan werden, den Beteiligten die bestmöglichen Rahmenbedingungen zu bieten, um nicht weitere Nachwuchslehrkräfte in Bayern zu verlieren.“ News4teachers
Lehrkräftemangel hausgemacht? Viele Studierende (besonders in Berlin) brechen ihr Studium ab
Kapitän Offensichtlich ist unterwegs: Persönliches Interesse am Studienfach und -gang ist entscheidend für den Erfolg.
Von einer noch weiteren Abnahme des fachwissenschaftlichen Anteils in der Lehrerausbildung halte ich auch nichts. Schließlich muss man als Oberstufenlehrer wissen, auf was es im Studium des unterrichtenden Faches ankommt, als nur Mittelstufenlehrer wissen, auf was es in der Oberstufe des unterrichtenden Faches ankommt und als Grundschullehrer wissen, auf was es in der Mittelstufe des unterrichtenden Faches ankommt.
Man muss also deutlich über den Tellerrand hinausschauen. Ob es gleich ein Hotelrestaurant wie in meinem Studium sein muss, kann man an anderer Stelle diskutieren.
Gut zu wissen, dass man das als Grundschullehrkraft oder SekI-Lehrkraft nicht muss, zu wissen, was in der späteren Berufsausbildung oder dem Studium gewusst werden sollte. – Und da ich ein alter weißer Sack bin, spreche ich bewusst noch von Fertigkeiten und Fähigkeiten.
Oberstufenlehrkräfte mögen da kompetenter sein.
Wow, wer hätte gedacht, dass Lehrer sich tatsächlich für ihre Fächer interessieren oder direkt Soziale Arbeit studieren würden, wenn sie vor hätten eher als Sozialarbeiter tätig zu werden?
” ist für Nachwuchslehrkräfte an Gymnasien entscheidend für die Wahl des Lehramtsstudiums gewesen.”
Schön und gut…hält der Realität und dem Stand der Forschung nur schon lange nicht mehr stand. Das kann man unter anderem hier tagtäglich lesen, auch wenn das zumeist nicht intendiert ist.
Es sind nicht nur inzwischen gänzlich andere Fähigkeiten gefragt und von Nöten, ob einem das passt oder nicht.
Die Zeiten, gab es wohl sowieso noch nie, in denen 20 Heranwachsende in einem Raum saßen und gebannt-andächtig mit einem Lächeln auf den Lippen lauschten, während der OStR frontal über die tiefen seines Faches schwadronierte, sind vorbei.
Und nein, das Gymnasium besteht nicht nur aus Leistungskursen in der Oberstufe und nein, Gymnasiallehrer arbeiten auch an anderen Schulformen als reine Gymnasien.
Ihre Wünsche und Nöte verstehe ich.
Als verrenteter Lehrer ist mit allerdings nicht verständlich, daß junge Leute, die Lehrer werden möchten plötzlich auch noch Sozial-, Förder-, Freizeitpädagoge, Psychotherapeut, Psychologe… sein sollen.
Das alles sind ehrenwerte Berufe, jedoch anderer Fakultäten, nicht der Lehrerjob.
Wie zuvorkommend, dass Sie die Antwort auf Ihre Fragen gleich mitliefern.
Im Druckerhandwerk hat man wahrscheinlich auch irgendwann einmal die Vorstellung weit von sich gewiesen “IT-Experte” sein zu sollen.
Werter GBSMensch, Sie verwechseln meinen Kommentar mit einem anderen.
Ich habe keine Fragen gestellt und sie selber beantwortet.
Ich habe lediglich einige Feststellungen geschrieben.
Sie verwirren mich mit ihrem Kommentar zu meinem?!
Wenn einem etwas “nicht verständlich” ist, kann man daraus durchaus eine Frage ableiten.
PS:
Zu dem, was Sie sich unter “neuen Lehrern” vorstellen, werden Sie nur sehr wenige junge Menschen finden.
Beweis? Man sieht es an der Anzahl der erfolgreichen Lehramtsabsolventen, die an den Schulen ankommen, z.B. ein Nachfolger für mich (DoppelMINTler).
Man findet so wenige, weil es sich herumgesprochen hat, dass das Berufsbild und die Ausbildung nicht mehr mit der Realität in Einklang zu bringen ist.
In benachbarten Berufsbildern reißt die Bewerberzahl und die Absolventenzahl nicht ab. Jedenfalls ist mir das nicht bekannt.
Das hilft den Schülern, die gerne “irgendwas mit” Physik, Chemie, Biologie, Mathematik, Technik (im weitesten Sinne) erlernen oder studieren möchten nicht weiter.
Sollen solche jungen Menschen ihr Berufsziel erreichen dürfen?
Dann werden diese Begabten vielleicht bald bei den vielen Psychologen… als Patienten besuchen. Ihr Ziel?
Wer sollte denn so blöde sein, bei den Durchfallquoten?
Wenn schon Ingenieurwissenschaften, dann Market-Ing.
Erstens schließt das Eine das Andere nicht aus und zweitens ist das Lehramt nicht dazu da, seine Fachnerdigkeit oder Hobbies auszutoben.
Es gibt genügend Berufe in theoretischen und angewandten Naturwissenschaften. Dazu muss niemand Lehrer werden. Gleichwohl ist es natürlich der Notausgang oder die bequemere Option oder war es zumindest.
Bei allen Schwierigkeiten, die das mit sich bringt, halte ich es nicht für die schlechteste Entwicklung, dass dieses Klientel sich selbst aussortiert.
Im Gegensatz zum Lehrer sitzt der moderne Schriftsetzer jetzt allerdings fast ausschließlich vor dem Computer und muss nicht gleichzeitig noch die einzelnen Buchstaben per Hand in antiquitierte Druckmaschinen einsortieren und diese regelmäßig ölen und warten, weil “er das schon immer gemacht hat und das zum Berufsbild gehört”.
Und er muss sich auch nicht damit herumärgen, dass diese Maschinen sich ihre Freizeit und Nächte wieder in den sozialien Medien vertrieben haben, so dass er die Maschinen in der ersten Hälfte des Arbeitstages erst einmal wieder arbeitsfähig machen muss unter anderem dadurch, dass er die diversen Konflikte zwischen den Maschinen aufarbeitet, die sich in den sozialen Medien am Vortag ergeben haben.
Und ein “Fahrradtraining” oder ein “Verfassungsviertelstündchen” muss er auch nicht vor Beginn der eigentlichen Tätigkeit durchführen. Oder gleichzeitig die “Security” in seinem Betrieb sein, weil sich die Druckmachinen gegenseitig die Bleibuchstaben entgegenwerfen…
Jupp. Dafür verdient der “moderne Schriftsetzer” auch max einen Bruchteil dessen, was die geschundene Lehrerseele heimträgt.
Und nun? Hab ich Mitleid? Nein.
Sie schaffen es tatsächlich, wirklich jeden Beruf erfüllender und “besser” (in allen Facetten) wahrzunehmen als Ihren eigenen…
Jupp. Bin und bleibe eben Realist!
ps: Viel Spaß mit ihrem 13. (und 14. (?) bzw. Gewinnbeteiligung) Monatsgehalt!
Ohje, immer diese Lehrerbefindlichkeiten. Aber dennoch:
Sie bestätigen doch selbst, dass das was Sie gelernt haben nichts mehr mit der Realität zu tun hat.
Was glauben Sie denn, was in Bezug auf Wahrscheinlichkeit, Sinnhaftigkeit, Praktikabilität und Effizienz eher passieren wird? Dass man die Lehramtsausbildung an die Realität anpasst oder die Realität an die Lehramtsausbildung?
Oder mit anderen Worten: nur noch die werden ihrer Welt zukünftig Lehrer, die minderqualifiziert (in manchen Bundesländern braucht man ja nicht einmal mehr einen Hochschulabschluss, also irgendeinen) sind und sich in so einer prekären Lage befinden, dass sie keine besseren beruflichen Perspektiven haben…
Werden wir noch zynischer: Wer nichts wird, wird #durchgestrichenan#Wirt#durchgestrichenaus# Lehrer.
Bis dahin hält diese Bildungsdrohne mit ChatGTP, Youtube, großzügigen “Lernzeiten” und keinen Hausaufgaben die Stellung.
Immerhin sind ja die Fühlifühlis der Schüler das wichtigste Produktionsgut der Schule – mit Piepen und Tröten sowie etwas Rattern liefert diese Smartmachine ab, Industrie 2.0, yeah!
Nee, in anderen Worten braucht man Menschen mit einem anderen Skillset bzw. eine Ausbildung, die ein solches vermittelt.
Es gibt nun wirklich myriaden von Erfahrungsberichten, dass man nach der heiligen Lehramtsausbildung vor den Klassen und vor der Realität völlig blank dasteht.
Da muss der Groschen doch irgendwann einmal fallen.
In jedem anderen Beruf würde man seinem Lehrherren aufs Dach steigen, wenn man für die präsenten Anforderungen des Berufsbildes nicht vorbereitet wurde und sich nicht verzweifelt und nutzlos an der Realität abarbeiten.
J̌a doch, die Groschen sind doch schon gefallen: es möchten viel zu wenige junge Menschen den “neuen Lehrerjob” machen.
Sieht man doch an den Schulen.
Mit “Ihrem” Berufsbild bekommen Sie keine Lehrer mehr. Man sieht es doch.
Nö, die jungen Menschen möchten nicht mit einer Ausbildung, die mit der Realität nichts zu tun hat unvorbereitet ins offene Messer geschubst und verheizt werden.
Einerseits und andererseits ist es auch nicht das Schlechteste, wenn ein gewisses Klientel eine andere Laufbahn als die des Lehrers einschlägt. Damit ist allen Beteiligten geholfen.
“Wer nix ist und wer nix kann, geht zur Post oder deutschen Bahn” war dereinst, heute heißt es:
“Wer nix ist und wer nix kann, der fängt demnächst als Lehrkraft an!”
IT ist dermaßen breit aufgestellt (theoretische Informatik, Softwarearchitektur, angewandte Informatik, Hardwareentwicklung, Systementwicklung, um nur wenige Bereiche zu nennen), dass sich kaum jemand als „IT-Experte“ bezeichnen kann. Ein ehemaliger Drucker ist heute vielleicht am ehesten als Experte in der Anwendung einer problemspezifischen Software zu bezeichnen.
Ich glaube, dass Sie die ERWARTUNGShaltung von Politik, “N”GOs, Elternverbänden usw. sehr treffend aufgegriffen haben.
Ihre Argumentation hat nur ein kleines Problem:
So wenig, wie Lehrer den “andächtig lauschenden” Gymnasialkurs der Vergangengeit “fordern” können (also, fordern ja, kriegen nein) – so wenig wird “ob einem das passt oder nicht”-Logik funktionieren.
Denn statt hackenzusammenknallendem Kaisertumsbeamten mit Zwirbelbart und “Jawoooooll, Frau Amtsmann, werde Schülerboxsack-b*tch sein wie befohlen! Am Elternsprechtag Schuhe der Eltern polieren, verstanden, Ausführung!” werden die freundlich-weichen, egalitären Gen-Z-Typen halt…einfach nix sagen und einfach nicht Lehrer werden.
Also, die richtigen.
An sich selbst findenden Quer-/-um-Seiten-Springer-Ein-Aus-Steigern wird es wohl keinen Mangel geben.
Ist dann eben so.
Ich verstehe nicht, worauf Sie hinaus wollen. Mir ging es darum, dass die Lehramtsausbildung nichts mit der Realität zu tun hat und dass man das ändern sollte.
Sind Sie dafür, dagegen. Ist es Ihnen egal oder warten Sie darauf, dass sich die Realität ändert?
Aber soweit ich Sie in Ihren Beiträgen richtig verstanden habe, sitzen Sie Ihre Zeit ab.
Was hält der Realität und dem Stand der Forschung nicht stand?
Dass die gut ausgebildete Lehrkraft auch didaktisch besseren Unterricht hält (vgl. Teds-M-Studie, oder Coactiv-Studie)?
Siehe auch:
https://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/paedagogen-pisa-wehe-wenn-der-mathelehrer-rechnen-muss-a-689146.html
(auch wenn diese Studie schon etwas älter ist, eine vergleichbare neuere gibt es nicht)
Der Weg ist auch oft ein anderer, und mancher Kollege gibt es auch zu: ” Ich habe x und y studiert, weil es mich interessiert, was mache ich nun beruflich damit? Hmmm….Lehrer? ” Das das in eine Art Raubtierdompteur ausartet, konnte er vorher nicht wissen.
Auf der anderen Seite wäre es tatsächlich mein Konzept von Pädagogik , den Lehrer mehr den Stoff aussuchen zu lassen. Und der Lehrer sollte fachlich besonders gebildet sein, damit er Schüler begeistern kann.
Ich selbst hatte solche Lehrer, die auch einmal etwas machten, obwohl es nicht direkt im Lehrplan stand, weil sie selbst große Freude daran hatten, und die sind mir auch im Gedächtnis geblieben.
Ja, die “verbotenen und gefährlichen” Experimente, von einer Expertin demonstriert und erklärt, hat mich auch in mein Zweitfach geführt.
Mein Erstfach -> reine Eigenmotivation.
Und immer schön weit über die Lehrpläne hinaus
Erstmal muss es ein 13. Monatsagehalt geben, wie woanders!
Die Arbeitszeit muss runter auf 32-34 Stunden pro Woche
Ich hoffe wirklich, dass sich der ganze Beruf und somit auch die Ausbildung verändert. Von Lehrer*in zu Lernbegleiter*in. SuS müssen auf das Leben danach vorbereitet werden und das heißt nunmal lebenslanges Lernen. Wenn man nie gelernt hat, sich Dinge selbstständig beizubringen, wird das unnötig schwer. Die Welt verändert sich zu schnell, als dass wir an dieser alten Unterrichtsform festhalten könnten.
Was für eine Ausbildung bräuchte man denn dann eigentlich überhaupt noch? Tagesfreizeit, Kenntnisse in Erster Hilfe und ein Herz für Kinder genügen, wenn diese sich in Zukunft ohnehin alles selbst beibringen.
Von Lehrer*in zu Lernbegleiter*in. SuS müssen auf das Leben danach vorbereitet werden und das heißt nunmal lebenslanges Lernen. Wenn man nie gelernt hat, sich Dinge selbstständig beizubringen, wird das unnötig schwer.
Es sollte keine “entweder/oder”-Debatte sein. Zu gelingendem Lernen gehört eine ganze Menge, von der Situation (dem “setting”), über Motivation, bis die Auswahl der einzelnen Lernschritte usw. Das fällt vielen Kindern und Jugendlichen schwer und wirklich selbstorganisiertes Lernen funktioniert für viele SuS (noch) nicht.
Manche Dinge kann man auch kaum vernünftig selbst erlernen, bspw. praktische Fähigkeiten: Wie führe ich im Sport bestimmte Bewegungen richtig aus, wie gehe ich mit den verschiedenen Werkzeugen in AWT richtig um, wie führt man bestimmte Experimente korrekt durch usw.
Auch dauert es unfassbar lang, wenn man sich alles selbst beibringen muss. Manchmal ist da der gute alte “Erklärbär” die sinnvolle Option.
Insofern sollte der Lehrer m.E. nicht zum Lernbegleiter verkommen, aber durchaus immer wieder Phasen einbauen, in denen selbstständiges Lernen besprochen und geübt wird.