DÜSSELDORF. Gestern erschien der erste Teil des Interviews und sorgte für hitzige Diskussionen im Leserforum. Hier ist nun der zweite Teil: Raúl Krauthausen, Mitgründer der Organisation „Sozialhelden“, Autor und gefragter Speaker in Sachen Barrierefreiheit und Inklusion, bezieht pointiert Stellung, wenn es um die Rechte von Menschen mit Behinderungen geht. Im Folgenden nimmt er sich das Gymnasium vor – und kritisiert elitäres Denken.
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News4teachers: Du hast einmal gesagt, eine Schule für alle wäre die Lösung. Das heißt also, es ist nicht damit getan, die Förderschulen abzuschaffen, solange es noch ein Gymnasium gibt und eine Realschule?
Raúl Krauthausen: Nach der UN-Behindertenrechtskonvention, die ja Deutschland unterschrieben hat, und übertragen auf das deutsch Schulsystem bedeutet es, dass das Gymnasium auch eine Sonderschule ist – und zwar für Eliten. Deswegen müssten auch die Gymnasien abgeschafft werden. Und da gibt es Widerstand. Man sagt ja, dass das Bildungssystem in Deutschland schwerer zu reformieren ist als die Kirche. Das liegt nicht an der Hauptschule, nicht an der Realschule und nicht an der Gesamtschule. Es liegt auch nicht an der Sonderschule. Es liegt wirklich am Gymnasium. Diesem Glauben an Eliten. Zu glauben, dass ein Kind an einer Gesamtschule mit gymnasialer Empfehlung schlechtere Abschlüsse macht, das stimmt eben nicht.
Ich meine, das deutsche Bildungssystem ist schon auch ein geiles System. Das muss man mal sagen. Ich will es nicht komplett schlecht reden. Bei uns ist die Ausbildung umsonst bis hin zur Doktorarbeit. Das ist schon krass und in anderen Ländern nicht so. Das System könnte super durchlässig sein, aber trotzdem siebt es aus wie kaum ein anderes System. Ich finde das erstaunlich. Mir fallen jetzt spontan zwei Menschen mit Downsyndrom ein, die in Spanien ihre Studiengänge abgeschlossenen haben. Hier in Deutschland fällt mir noch nicht mal jemand ein mit Abitur. Würde das bedeuten, dass das spanische Bildungssystem so schlecht ist, dass jeder studieren kann? Wahrscheinlich nicht, sondern das würde bedeuten, dass das spanische Bildungssystem durchlässiger ist.
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News4teachers: Bei uns hängen die Bildungschancen zudem ja auch stark vom Elternhaus und Bundesland ab, so die letzte Studie des ifo-Instituts. Apropos Chancengleichheit: Ende Juni tritt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz in Kraft, das auch digitale Medien, die an Schulen im Einsatz sind, barrierefreier machen soll. Ist das aus Deiner Sicht eine gute Sache oder einfach nur ein weiterer Tropfen auf den heißen Stein?
Raúl Krauthausen: Beides. Es ist ein Tropfen auf den heißen Stein, insofern, dass dieses Barrierefreiheitsstärkungsgesetz ja vor allem Medien meint. Digitale Medien, Apps, Automaten, aber nicht Gebäude. Also die Schule muss keinen Aufzug haben, aber die digitale Tafel muss barrierefrei sein, auch im Bezug auf verschiedene Behinderungsarten. Es ist also hauptsächlich eine Verbesserung für sinnesbehinderte Menschen und nicht für mobilitätseingeschränkte. Es ist aber wichtig, dass man das macht.
“Wenn man am Anfang über Barrierefreiheit spricht, denken alle an Rollstuhl und Aufzug. Aber wenn man weiter eintaucht in die Materie, dann meint es so viel mehr”
Die meisten Systeme, die wir inzwischen benutzen, also Android, Windows, macOS und so weiter, die sind in ihrer DNA schon barrierefrei. Bei der Programmierung und Entwicklung von Lehrmaterialien wird das noch nicht automatisch mitbedacht und umgesetzt. Zum Beispiel haben die Bilder nicht immer eine Bildbeschreibung oder die Tools lassen sich nicht mit der Tastatur steuern. KI kann inzwischen viel Arbeit abnehmen, wie zum Beispiel das Bild beschreiben und untertiteln.
Vielleicht sind wir mit dem neuen Gesetz dann wenigstens in Sachen digitaler Barrierefreiheit 2025 so weit, dass wir nicht hinterherhinken, wenn die ganzen behinderten Kinder an unsere Regelschulen kommen und die Inklusion (zu spät) passiert.
News4teachers: Du hattest eingangs erwähnt, dass du jetzt seit über 20 Jahren aktiv im Einsatz für die Inklusion bist. Ist es nicht unheimlich ermüdend, zu erleben, dass die Mühlen so langsam mahlen oder manchmal auch stillstehen? Was gibt dir Energie, um trotzdem weiterzumachen?
Raúl Krauthausen: Ein guter Freund von mir hat mal gesagt: „Vor über 100 Jahren durften Frauen in Deutschland nicht wählen. Zum Glück hat man das Wahlrecht für Frauen eingeführt und es hat trotzdem 100 Jahre gedauert, bis die CDU/CSU diskutiert, ob sie eine Frauenquote braucht. Dürften die Frauen heute immer noch nicht wählen, würde die CDU/CSU das auch nicht diskutieren.“ Das heißt, je tiefer wir in die Materie eintauchen, in dem Fall Wahlrecht, desto mehr entdecken wir, wie Frauen immer noch diskriminiert werden. Und genau so ist es auch beim Thema Inklusion.
Wenn man am Anfang über Barrierefreiheit spricht, denken alle an Rollstuhl und Aufzug. Aber wenn man weiter eintaucht in die Materie, dann meint es so viel mehr. Dann geht es auch nicht nur um Gebäude, sondern auch um Bildungsmaterialien, um Forschung und um Repräsentation. Wie viele behinderte Lehrkräfte gibt es eigentlich? Warum dürfen behinderte Menschen nicht Beamte werden? Also die Thematik wird plötzlich immer größer anstatt kleiner. Und dann muss man sich seinen Themenbereich aussuchen, an dem man arbeiten will, denn in meiner Lebenszeit wird sich wahrscheinlich wenig ändern. Aber man muss dranbleiben. Mein Schwerpunkt ist, und da schöpfe ich quasi meine Kraft und Motivation heraus, die Innovation. Also Inklusion und Innovation. Sich Dinge zu überlegen, wie man sie machen könnte, ohne dass das gleich jemandem einen Zacken aus der Krone bricht. Ich habe vorhin zum Beispiel von KI gesprochen, die hilfreich sein kann.
Ich habe aber auch von Haltung gesprochen. Ich bin fest davon überzeugt, dass Veränderung nicht über Aufklärung herbeizuführen ist. Ich glaube nicht, dass es ein Weg ist, zu sagen, wir müssen erst die Mehrheitsgesellschaft aufklären, dass es Menschen mit Behinderung gibt. Das ist ja allen klar. Es wissen auch alle Männer, dass es Frauen gibt. Was will ich da bitteschön aufklären? Dass Kinder mit Behinderung auch ein Recht auf Spielplätze haben? Okay, zeig mir denjenigen, der anderer Meinung ist. Und werden wir den mit Aufklärung überzeugen? Beim Sexismus ist es genau das Gleiche. Also zeigt mir einen Mann, der sagt, Frauen können das nicht. Okay, aber wirst du den jetzt mit einer Plakatkampagne überzeugt bekommen, dass Frauen das doch können? Eher nicht. In der Kommunikation, und das habe ich ja studiert, nennt man so etwas Streuverlust. Also wir kommunizieren eine Binsenweisheit an Menschen, denen es entweder egal ist oder die nicht überzeugbar sind. Wenn mein Wirtschaftsminister Robert Habeck in irgendeiner Talksendung sagt: „Ja, ja, es ist schon wichtig, dass Frauen in Führungspositionen kommen“, und alle klatschen, alle nicken, dann kann man auch sagen, dass das eigentlich ruinöse Empathie ist. Weil wer, wenn nicht er, könnte an der Lage etwas ändern?
News4teachers: Du meinst damit Mitgefühl, das eher schadet als uns weiterbringt?
Raúl Krauthausen: Ja, genau. Warum gehst du nicht den nächsten Schritt? Warum sagst du nur, dass das wichtig ist? Und genau das Gleiche passiert auch beim Thema Inklusion. „Ja, Inklusion wäre schon gut. Dafür müssen wir aber erst mal aufklären.“ Es wird aber niemals der König der Behinderten auftauchen und auf den Balkon steigen und sagen: „Liebes Volk, jetzt haben wir alle aufgeklärt. Lassen wir jetzt mal Aufzüge bauen.“ Deswegen ist immer, wenn jemand sagt „Wir müssen aber erst einmal aufklären“, meine Frage: Wenn ich jetzt diesen Raum verlasse, was soll ich tun? Muss ich wirklich meine Nachbarin überzeugen, dass ihr Kind ein Recht darauf hat, mit behinderten Kindern gemeinsam zu lernen? Hat meine Nachbarin überhaupt das Mandat, darüber zu entscheiden? Was würde denn wirklich eine Veränderung erzeugen?
News4teachers: Hast Du eine Antwort darauf?
Raúl Krauthausen: Veränderung würde die Begegnung erzeugen. Also wenn das Kind meiner Nachbarin gegen ihren Willen in einem Klassenraum sitzt mit einem behinderten Kind, wo sie gemeinsam Bio büffeln, ja, dann ist es das gute Recht dieses Kindes, es nicht gut zu finden. Aber es ist nicht das Recht des Kindes, zu sagen: „Du darfst hier nicht sein.” Und nur durch Begegnung lernen wir, dass es vielleicht auch egal ist, ob beim Bio-Büffeln das Kind neben mir einen Arm oder drei Arme hat. Am Anfang kann es auch sein, dass du dich erstmal fremd oder unwohl fühlst. Aber das können wir doch nur abbauen durch die Begegnung und nicht durch die Broschüre, nicht durch einen Aufklärungsfilm. Das funktioniert nicht. Und um Begegnung zu ermöglichen, braucht die Schule erst einen Aufzug, damit die Begegnung überhaupt stattfinden kann. Es bringt nichts, den Kindern in der Grundschule jahrelang zu sagen „Ja, es gibt auch Kinder mit Behinderung.“, und die Schule hat keinen Aufzug. Mit Begegnung meine ich auch keinen Klassenausflug zu einer Sonderschule. Das ist nichts anderes als ein Zoobesuch. Wir können auch die Frage andersherum stellen: Warum hat nicht jede Regelschule so wie Sonderschulen ein Schwimmbad oder einen Snoezelenraum oder eine Kuschelecke? Warum öffnet sich nicht in jeder Schule die Tür automatisch?
Wie schon erwähnt: Jede Schule braucht kleine Klassen und neue Pädagog*innen – die motiviert sind. Also: „Sonderschule für alle!“, sage ich immer. Das Interview führte Sonja Mankowsky/News4teachers
Hier geht es zurück zum ersten Teil des Interviews.
Sonderschule für alle ist gleichbedeutend mit Abschaffung aller Nachteilsausgleiche. Kann Krauthausen, wenn er unbedingt möchte, haben.
Ganz abgesehen davon sind kleine Klassen weder personell noch architektonisch noch finanziell umsetzbar. Wie stellt er sich eigentlich vor, wie die kleinen Klassen zusammengesetzt werden sollen?
Derzeit — politisch und mangels gesellschaftlicher Unterstützung nicht umsetzbar
und weil immer noch zu viele Lehrpersonen mit dem Kopf unter dem Arm inclusive SL meinen: geeeht schoon noch…..wie lange? mit welchem Erfolg ?
Das Argument: Geht nicht,kostet zu viel Geld,haben wir das Personal nicht, geben die Gebäude her….ist unwürdig.
Das würde Inklusion in alle Ewigkeit verhindern.
Soll es wahrscheinlich auch.
“Das würde Inklusion in alle Ewigkeit verhindern.”
GUTE Inklusion würde es verhindern. Derzeit ist ja zu beobachten, wie die Inklusion sonst laufen soll =/
Vor einiger Zeit konnte sich auch noch nicht wirklich jemand vorstellen, dass Mal ein Mensch auf dem Mars landen würde…
Es ist meines Erachtens nach eher eine Frage des politischen Willens und ob man die bereits bestehenden wissenschaftlichen Erkenntnisse ernst nehmen oder weiter ignorieren will.
Es war bisher kein Mensch auf dem Mars und wird es so schnell auch nicht. Aktuell erhofft man sich evtl auf 2039.
“Wie viele behinderte Lehrkräfte gibt es eigentlich? Warum dürfen behinderte Menschen nicht Beamte werden?”
Ja, das frage ich mich auch. Die Gesellschaft ist nicht inklusiv, weil die Schulen es nicht sind oder umgekehrt?
Leider wurde Inklusion als Einladung begriffen, Geld zu sparen. Sie würde jedoch zuerst einmal Geld kosten.
an meiner Schule gibt es 4 schwerbehinderte Lehrkräfte
Und dass Schwerbehinderte keine Beamten werden können/ dürfen, wäre mir neu
Hm, also wenn man irgendwo zwischen gesund und schwerbehindert rumeiert hat man ein Problem, ansonsten ist das in der Regel kein Problem.
Waren die schon zum Zeitpunkt der Verbeamtung schwerbehindert?
Meine Freundin ist schwerbehindert und verbeamtete Lehrerin. Ja, schon vor der Verbeamtung.
War ein Zitat aus dem Interview mit Herrn Krauthausen. Also irrt er wohl an dieser Stelle.
Wie bei einigen anderen Einschätzungen auch.
Die Schwerbehinderungen könnten nach der Verbeamtung eingetreten sein (der wahrscheinlichste Fall); oder trotz Schwerbehinderung stellte der Amtsarzt die Prognose, der Anwärter sei höchstwahrscheinlich bis zum Erreichen der regulären Altersgrenze dienstfähig.
Lesen Sie meine Verlinkung weiter unten. Schwerbehinderung ist kein Ausschlussgrund für eine Verbeamtung.
Der Witz daran ist, dass die Ressourcen und die Veränderungen die damit nötig sind, so einiges andere lösen würde.
Klar kostet das an Anfang richtig viel Geld und auch später ist das kein Sparmodel. Aber wir könnten uns gleichzeitig auch diverse andere Dinge sparen.
In NRW hieß es damals ganz klar, dass schwerbehinderte Lehrkräfte verbeamtet werden können. Bei diesen musste der Amtsarzt auch lediglich eine Prognose der nicht-Dienstunfähigekeit für wenige Jahre erstellen, während es bei uns 30 oder 40 Jahre oder so waren, was grob prognostiziert werden sollte???? Da müssten sich doch schwerbehinderte Kollegen hier besser auskennen, wir haben jedenfalls genug im Kollegium.
Bei uns im Lehrerseminar ist jemand in meinem Fachseminar Chemie an Multipler Sklerose erkrankt. Er erblindete dadurch. Und wurde gefeuert.
Ich wurde mit Schwerbehinderung verbeamtet.
Der Amtsarzt musste dann statt einer Prognose bis zum regulären Pensionsalter, nur eine Prognose erstellen, ob ich höchstwahrscheinlich die nächsten 5 Jahre dienstfähig bleiben werde.
Das ist nun über 10 Jahre her und ich bin immer noch im Dienst.
Aber es stimmt, dass vor allem Leute, die krank sind und NOCH keinen Schwerbehindertenstatus haben, das Nachsehen haben. Und das ist irgendwie auch falsch.
Das Ganze ist ja völlig realitätsfremd.
Finde ich überhaupt nicht. Es zeigt sich eher,das gegenwärtige Schulpolitik realitätsfremd ist.
Danke !
Sie meinen hoffentlich auch die Schulträgerfinanzen.
Man kann der Politik viel vorwerfen in der Schulpolitik, aber den demografischen Wendel eher nicht. Extrem kleine Klassen sind weder finanzierbar noch gibt es dafür die entsprechenden Personen auf dem Arbeitsmarkt.
Wer sagt eigentlich,dass kleinere Klassen nicht finanzierbar sind? Genau das ist ohnehin notwendig zu tun.
Dass es gegenwärtig kein Personal gibt,hat natürlich einen langen Vorlauf. Vielleicht sollte man auch daran mal arbeiten?
Es gab auch mal Zeiten, in denen Klassen von 40 und mehr Kindern wunderbar funktioniert haben. Die allgemeinen Lebensbedingungen von damals möchte man heutzutage allerdings nicht mehr sehen, die heutigen Kinder in solchen damaligen Klassen auch nicht. Allerdings dürften die Lehrertypen von damals auch andere gewesen sein als heute.
Es gibt ja dieses Sprichwort:
Harte Zeiten erzeugen harte Menschen
Harte Menschen erzeugen gute Zeiten
Gute Zeiten erzeugen weiche Menschen
Weiche Menschen erzeugen harte Zeiten
Aktuell sind wir im Übergangsbereich zwischen Phase III und Phase IV.
Die Fehler in der Familienpolitik in den vergangenen 30-50 Jahren kann man der Politik sehr wohl ankreiden.
Heute morgen habe ich noch unter den ersten Artikel geschrieben, dass Krauthausen im Kern ja absolut Recht hat und wir Lehrer eigentlich gemeinsam mit Experten auf Spezialgebieten (hier: Inklusion) nach Lösungen zu suchen. Mit dem Status Quo sind doch alle unzufrieden.
Und hier hilft es, nicjt direkt zu meckern, sondern mal zuzuhören und zu versuchen, die andere Position zu verstehen. Das gleiche erwarte ich dann aber auch mit meinen Problemen und Sorgen aus der Praxis…
Ich hoffe, dass jetzt nicht wieder das typische “ist nicht umsetzbar” und “der hat keine Ahnung” losgeht…und auch nicht auf der anderen Seite dieses “immer die bösen, unfähigen, jammerndeb Lehrer” – beides führt nur dazu, dass jeder mit dem Finger auf jemanden zeigt, der (aus seiner subjektiven Sicht) eine schlechte Situation verbessern will und die, die wirklich etwas ändern könnten, beiden Weiten genüsslich den schwarzen Peter zuspielen und der nichts tun.
Also: Moderne Gebäude, mit Schwimmbad, mit Kuschelecke, mit genügend großen und hellen Räumen mit funktionierender Technik, 15 Kinder pro Klasse (dann gerne heterogen!), immer 2 Personen vor diesen Kindern, aber auch Möglichkeiten, zu differenzieren…wo ist diese Schule, da gehe ich direkt hin. Und das werden nicht alle so sehen, aber viele…auf das Ziel kann sich doch fast jeder Lehrer einlassen. Ich sehe auch, dass das die Schule wäre, die man bräuchte.
Jetzt kommt das “aber”: es ist eben nicht so. Und klar, in völlig überfüllten, kaputten, hässlichen, barriere”vollen” Räumen mit einer ohnehin immer heterogeneren und forderenderen Schülergruppe macht es wirklich keinen Sinn auch noch Inklusionskinder zu setzen und zu meinen, dass das irge dem hilft…aber: aus dem schlechten Ist-Zustand kann man ja nicht ernsthaft folgern wollen, dass es nicht das Ziel sein kann, Dinge zu verbessern und einfach alles abzulehnen…
Das war mein kurzes Wort zum Donnerstag , im der Hoffnung, dass es hilft…
Hat gut angefangen der Tag, mit Ihrem Wort zum Donnerstag, danke!
Danke…und das trotz meiner Tippfehler…für die entschuldige ich mich…Handy im Wartezimmer beim Logopäden…
Ja beide Seiten sollten zu hören und Grenzen, Probleme benennen dürfen ohne das da einer im Dreieck hopst. Auch muss man sich ehrlich machen, dass wird kein Sprint das wird ein Marathon oder eher zwei.
Allerdings haben ich ein Problem das hier noch zu nennen sei und das gilt für das Bildungssystem im ganzen ( mit oder ohne Inklusion), so lange die Politik der Meinung ist um jeden verdammten Euro in dem Bereich zu knausern und am liebsten gar nichts dafür zahlen würde mit dem Argument „passt schon irgendwie“, dann ändert sich null.
Wahre Worte!
Herr Krauthausen kennt keine Studenten mit Down-Syndrom in D? Da hätte N4T doch weiterhelfen können:
https://www.news4teachers.de/2022/10/inklusion-kein-ding-der-unmoeglichkeit-studieren-mit-geistiger-beeintraechtigung/
Die Aussage Krauthausens, dass behinderte Menschen keine Beamten werden dürfen, ist schlichtweg falsch, vergleiche hier:
https://www.bundestag.de/resource/blob/413554/7ecbb408f1445452d5dbc1c34714dc7d/wd-3-057-12-pdf-data.pdf
Ansonsten wird sich, so denke ich, kaum ein Lehrer gegen kleinere Klassen, personelle und sächliche Ressourcen für die Förderung aller Kinder (ja, auch der superklugen Kinder), tolle Schulgebäude usw. aussprechen.
Die Teilung des Schulsystems in (überwiegend) adressatengerechte Bereiche wie Hauptschule, Realschule, Gymnasium, Förderschule beruht auf Ressourcenknappheit: Menschengruppen mit ähnlichem Leistungsprofil sind mit weniger Personal unterrichtbar als Menschengruppen mit heterogenem Leistungsprofil. Die dabei entstehenden Ungerechtigkeiten hat die Gesellschaft in Kauf genommen. Ungerechtigkeiten entstehen bei egal welchem Verfahren (selbst wenn jedes Kind sein eigenes Team aus Lehrern, Sozialarbeitern, … bekommt, ist dies nicht gerecht, weil jedes Team aus Individuen besteht, und Individuen interagieren nun mal nicht vorhersehbar identisch) – dessen muss man sich bewusst sein.
Warum Herr Krauthausen das Gymnasium als Hauptfeind der Inklusion bezeichnet, bleibt meiner Meinung nach unklar, ja sogar inkonsistent, da jedes Kind Anspruch auf individuelle Förderung hat.
Ich wünschte mir, wir Lehrkräfte bekämen endlich die Ressourcen an die Hand, alle Kinder entsprechend ihren Bedürfnissen zu fördern. Meine Erfahrungen aus ü 25 Jahren Berufsleben und die allgemeine Haushaltslage sprechen da jedoch eine andere Sprache.
“Die Aussage Krauthausens, dass behinderte Menschen keine Beamten werden dürfen, ist schlichtweg falsch, vergleiche hier”
Vielleicht hat sich die Regelung inzwischen angepasst bzw. unterscheidet sich bei den Ländern.
Eine Kollegin gehörte zu einer der Ersten, bei denen die Beweispflicht umgekehrt war, dass sie aufgrund ihrer Erkrankung nicht hätte verbeamtet werden müssen
Fordern kann man viel, die Realität sieht eben anders aus. Kleine Klassen und individueller Unterricht für jeden ist eine sicher richtige, aber wirklichkeitsfremde Forderung.
Ich persönlich möchte nicht, dass mein schwerbehindertes Kind eine inklusive Schule besucht. Schon im Kindergarten konnte ich beobachten, wie er von Kindern geschubst wurde, weil sie Spaß daran hatten, dass er stolpert und nicht reagieren kann. Und das in nur einer kurzen Minute, in der seine I-Kraft seine Tasche geholt hat. Und soll er jeden Tag mitbekommen, dass er anders ist, im Vergleich zu den anderen Kindern nicht viel kann? Das ist doch demütigend.
Ich bin mir nicht sicher, ob Herr Krauthausen als rein körperlich eingeschränkter Mensch die Fähigkeit hat für die zu sprechen, die eine geistige Einschränkung haben. Diese brauchen einen viel größeren Schutz und nicht nur Aufzüge und breite Türen.
Was bin ich froh, dass meine 40 Dienstjahre bald rum sind!
Ja, genau darum geht es, die Lehrer sind froh, wenn es vorbei ist.
Merkt man jeden Tag in der Schule.
Ja, bei manchen Eltern bin ich wirklich froh, wenn deren Kinder aus der Schule raus sind. Das liegt allerdings in den seltensten Fällen an den Kindern.
Finden Sie es nicht makaber, wenn sich ein Forist jemanden wie Herrn Krauthausen und seine Belange anschaut und dann unter dem Nick “Nicht mein Thema” meint, froh zu sein, wegen solcher Leute und Themen bald raus zu sein?
Schade, dass das nur erstmal Müttern hier sauer aufstößt und schade das einem Lehrer dazu wiederum nur ein Schlag gegen Eltern einfällt.
Mein ehemaliger SL hat immer zu Eltern gesagt: „Wenn Sie alles glauben, was Ihr Kind von der Schule erzählt, fangen wir mal an, alles zu glauben, was es von zu Hause erzählt“.
Ist das nicht bereits der Fall? Lustige Anekdote: Unsere Waldbühne spielt mit 80 Personen auf der Bühne Peter Pan. Ein Kindergartenkind aus dem Ensemble spielt das im Kindergarten nach, also dass es alleine im Wald lebt, keine Eltern hat… daraufhin Anruf bei den Eltern, kam lustig in der Waldbühne – WhatsApp – Gruppe!
Aber alle raufen sich die Haare, oh, warum, warum bloß sind die Schüler so schlecht sind. Wie die Lehrer so auch die Schüler.
Ich verstehe wirklich nicht, warum Sie ihre Kinder an einer öffentlichen Schule lernen lassen oder wenigstens die Schule wechseln, wenn Sie derart unzufrieden sind.
Ich bin gewiss ein sehr kritisches Elternteil, aber wir Eltern haben immer nach konstruktiven Lösungen für unsere Kinder gesucht und sie auch gefunden.
Hilfreicher als sich hier ständig bitterlich pauschal über “die Schule” oder “die Lehrer” (wer soll das sein?) zu beklagen, wäre es Ihre Zeit für Lösungen der Probleme, die Ihre Kinder wohl an der Schule haben zu nutzen.
Nichts für ungut.
Erfahrungsgemäß würde ich eher sagen, wie die Eltern, so auch die Kinder. Lernt man die Eltern von vielen Kindern kennen, dann wundert einen gar nichts mehr.
wieder einmal ein sehr sehr sehr guter beitrag. und es gibt da so ein paar sprichwörter. zum beispiel : wer kämpft kann verlieren – wer nicht kämpft hat schon verloren. oder auch : wer lange sinnt beginnt nicht und wer nicht beginnt gewinnt nicht. die lage ist klipp und klar. und die politik muss unbedingt mehr in die verantwortung genommen werden. bis das aber passiert ( egal ob oder wann es passiert ) ist der einzelne mensch unbedingt aufgefordert im rahmen seiner möglichkeiten alles zu tun damit es cooler wird ! wie gesagt : niemand wird zur rettung herbeieilen und sagen so hier habe ich alles hübsch vorbereitet und zuckerwatte ist auch mit dabei. das wird nicht passieren. inklusion ist keine nette neue idee. inklusion ist woraus die welt besteht. schon immer. weil alles miteinander verbunden ist. fachkräfte haben sich aus einem bestimmten grund für ihre berufe entschieden ! darauf muss man sich besinnen zwischen all dem lärm und dem fehlzeiten zusammenrechnen und dem noten überlegen. noten und hausaufgaben : sind ( in der masse ) überholt und über ihren einsatz kann man in den vorhandenen schulischen gremien entscheiden ! neue konzepte wie den FREIDAY einführen : kann man in den schulischen gremien entscheiden ! wie kann die schule inklusiver werden ? kann man pilotklassen starten oder sich schritt für schritt neue strukturen innerhalb der schulen überlegen und sie umsetzen ? die menschen die vor ort sind die dürfen das entscheiden. damit es auch für sie selber cooler wird ! spoiler : es wird vermutlich erst noch anstrengender werden aber dann wird es immer leichter ! weil endlich dieser beschissene druck weg ist der da immer von oben kommt und sich schon in alle zellen des körpers eingeschlichen hat und einen klein hält. man kann das alles schaffen ! man darf ausprobieren ! weil wenn keiner anfängt und alle warten ändert sich : nix.
Vielleicht fangen Sie erst mal wieder mit Groß- und Kleinschreibung an.
bezugnahme erster teil des interviews : bei uns sind auch stühle geflogen. und geodreiecke. und stifte. und schlüssel. so ist es eben. ich darf mich immer entscheiden wie ich auf dinge die passieren reagiere. es geht nicht darum immer lauter zu schreien sondern darum besser zu führen. es sind kinder. sie dürfen noch lernen. und wir dürfen sie auf ihrem weg begleiten ! und anstatt kinder auszuschliessen wenn sie einen stuhl geschmissen haben könnte man sich zum beispiel auch fragen : warum gibt es überhaupt stühle ? ist der mensch zum stundenlangen sitzen eigentlich gemacht ? welche lösung könnte es dafür geben ? ( kinder haben übrigens meist auch SEHR gute ideen ) stattdessen gibt es oft einträge und dies und das und OMG endlich ist dieses kind suspendiert ! das war nicht auszu – halten. halten. darum geht es. und wenn ich zu viel in der hand habe ( verdammt meine klasse ist die schlechteste und diese klausur muss auch noch geschrieben werden und PISA VERA STOLPERWÖRTERTEST DIAGNOSTIK ELTERNGESPRÄCH mist mist wie soll ich das alles alleine schaffen und wie schaffen das eigentlich die anderen ) dann kann man nicht noch mehr halten. spoiler : den rahmenlehrplan schafft man eh nie. niemand schafft das alles alleine. alle wissen das. mehr lehren und begleiten – weniger unter – RICHTEN. alles ist möglich ! wenn man es will. und wenn man das geld nicht bekommt und auch nicht mehr kolleg:innen dann dreht man an anderen stellschrauben weiter. schritt für schritt. denn was wäre wenn die verwaltungen morgen sagen würden : einstellungsstopp. und geld gibt es auch nicht ?
Ja, warum gibt es überhaupt Stühle? Echt jetzt!//
Stimmt …. Entspricht nicht den Grundideen des „bewegten Unterrichts“ -Denn: Sitzen ist das neue Rauchen.
Nur weil Raúl Krauthausen das sagt, ist es ja nicht automatisch richtig. Laut Hattie, der das immerhin erforscht hat, spielt die Klassengröße nur eine kleine Rolle für den Lernerfolg, die Persönlichkeit des Lehrers hingegen eine große.
Auf welche Forschungen bezieht sich Raúl Krauthausen?
Wünschenswert finde ich kleine Klassen trotzdem. Das macht es uns Lehrern natürlich leichter in verschiedener Hinsicht. Ich bin also nicht dagegen.
Für “Bildung” ist doch jeder Experte. Wissen wir doch seit Jahren.
So kann man Hattie natürlich auch zitieren – machen in der Regel die (Bildungs)politiker:innen so und gehört deshalb nicht weiter verbreitet. Richtig ist: Wenn der/die Kolleg:in ein absoluter Volldepp ist, bringen auch die kleinsten Klassen nix. Umgekehrt aber: Um seine Professionalität – und das ist im Kern der Beziehungsaufbau zu den Schüler:innen – entfalten zu können, müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Insofern ist die Klassengröße kein direkter Einflussfaktor auf wirksamen Unterricht (da sind wir bei Hatties Studie), wohl aber eine notwendige Vorbedingung für die Möglichkeiten, die uns für unsere Wirksamkeit zur Verfügung stehen. Hörenswertes Interview mit Hattie vom letzten Juli, hier Originalton Englisch, in derselben Reihe auch KI-Übersetzung uns Deutsche: https://app.podcastguru.io/podcast/1647804131/episode/4bbc9b0d85194fd0173799cd2501b08e
Und genau aufgrund dieser Aussage, ist alles was Hattie sagt, für mich zunächst anzuzweifeln. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Klassengröße eine massive Rolle spielt, egal was ein Herr Hattie sagt. Aber es gibt ja auch Menschen, die sind der Meinung, dass man einen KI-Roboter vor eine Klassen stellen könnte, und die Kinder dann lernen würden.
An dieser Stelle wäre es mal nötig, darauf zu schauen, was Hattie tatsächlich sagt.
“Ein weit verbreitetes Missverständnis, das Hattie aufklärt, betrifft die Bedeutung der Klassengröße – ihm wird unterstellt, er würde behaupten, die hätte keinen Einfluss. Er betont nun: „Ich weiß nicht, wer sich ausgedacht hat, dass in einer Klasse 30 Schüler sitzen sollen. Das war keine gute Idee.“ Kleinere Klassen könnten sich sehr wohl positiv auswirken – aber nur dann, wenn Lehrkräfte die zusätzlichen Möglichkeiten effektiv nutzen. „Wenn einzelne Kinder mehr Redeanteil bekommen, hat das einen großen Effekt. Doch oft bleibt der Unterricht unverändert“, erklärt er. Und dann sei die Wirkung nahe null, trotz eines immensen Investitionsbedarfs, der sich durch eine flächendeckende Verkleinerung der Klassen ergebe. Statt genereller Verkleinerungen spricht er sich deshalb für gezielte Fördermaßnahmen aus.” Quelle: https://www.news4teachers.de/2024/12/das-ungerechteste-schulsystem-das-ich-kenne-warum-bildungsforscher-hattie-glaubt-dass-deutschland-ohne-bildungsreformen-nie-an-die-pisa-spitze-kommt/
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Liebe Redaktion,
welcher (nicht völlig gewissenlose und routiniert Erlasse/Gesetze brechende) Lehrer würde das denn NICHT nutzen?
Wer das nicht nutzen würde, so eine große Chance wie ‘ne normale (=heute “kleine”) Klasse…so jemand ist grundsätzlich untauglich und/oder würde immer versuchen zu betrügen.
Ist doch ‘ne rein sprachliche Ente, um wieder auf “Verkleinerung geht nicht weil-weil-weil” zu kommen…
Hattie berichtet von Ergebnissen empirischer Bildungsstudien. Herzliche Grüße Die Redaktion
“Mir fallen jetzt spontan zwei Menschen mit Downsyndrom ein, die in Spanien ihre Studiengänge abgeschlossenen haben. Hier in Deutschland fällt mir noch nicht mal jemand ein mit Abitur” – Diese Aussage von Herrn Krauthausen suggeriert, dass (fast) jeder Mensch mit Down-Syndrom (Trisomie21) keine kognitiven Beeinträchtigungen hat und nur die Lehrer schuld sind, wenn diese Menschen nicht das Abitur schaffen. Das stimmt so nicht!
An anderer Stelle bei n4t hatte ich schon mal links zu Trisomie21 bereitgestellt, deshalb verzichte ich jetzt darauf. Aber vielleicht kann mein “rain zufälliger” Sonderpädagogik-Kollege zu diesem Thema noch etwas ergänzen?
Vlt darf ich eine Frage stellen: Was folgern Sie aus Nachstehendem ?
[…] ” Medizinische Probleme wie Herzfehler, Darmfehlbildungen, Seh- und Hörstörungen, etc. führten früher dazu, dass sich die Kinder wegen fehlender und unzureichender Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten nicht gut entwickeln konnten. Heute haben sie dank des medizinischen Fortschritts viel bessere Chancen.
Die Erforschung der geistigen Entwicklung hat ergeben, dass Menschen mit Down-Syndrom weit größere Fähigkeiten haben, als man ihnen früher zugetraut hat. Bei Menschen mit Down-Syndrom entwickelt sich die Intelligenz nach den gleichen Gesetzmäßigkeiten wie bei nicht behinderten Menschen, jedoch in einem verlangsamten Tempo.” […]
https://down-syndrom.org/de/selbsthilfe-downsyndrom/down-syndrom-entwicklung/#link
Ich folgere daraus, dass das Spektrum der Menschen mit Trisomie21 sehr vielfältig ist und das es da noch viel zu untersuchen gibt. Zum Glück hat sich in den letzten Jahrzehnten viel getan. Trotzallem ist bei den Betroffenenen die Zahl derer mit kognitiven Beeinträchtigungen größer als in Vergleichsgruppe. So ist zumindest mein Wissensstand, aber vielleicht weiß Rainer Zufall da mehr. Sein Studium ist noch nicht so lange her, da wurden bestimmt neuere Studien berücksichtigt. Ich kann nur von den ca. 6 Down-Kindern, die ich im unterricht hatte, und einem Fall aus dem entfernteren Familienkreis, sowie den Artikeln, die ich gelesen habe ausgehen.
Das Spektrum der Menschen mit Down Syndrom ist in der Tat groß. Aber dass sie ein Abitur bestehen können mit allen Anforderungen, wenn sie sich nur genug anstrengen, kann ich nicht glauben.
Ich kann mir auch kaum vorstellen,dass manche in Mathematik die Hauptschulabschlussprüfung bestehen. Vielleicht, wenn sie die ” Mosaikform” haben, eine Variante des Down Syndroms, bei der nicht alle Zellen von der Trisomie betroffen sind.
Es stimmt, medizinisch kann heute besser geholfen werden, das gibt natürlich für die Betroffenen bessere Voraussetzungen. Selbst bei einfacheren Leiden, wie zum Beispiel häufige Atemwegsinfekte, die sehr beeinträchtigen können, kann man heute besser eingreifen. Unsere Tochter war von einem chronischen Schnupfen und Nebenhöhleninfekten geplagt, fast das ganze Jahr über. Seit sie vom Hausarzt mit einem Kortisonnasenspray und hochdosiertem Sinupret forte behandelt wird, ist sie frei davon, und braucht auch nur noch ganz selten Antibiotika.
Das wichtigste ist allerdings die Kognition, und die scheint mir doch sehr verschieden zu sein. Im Laufe der Zeit ist mir aufgefallen, dass die Menschen mit Down Syndrom in unserem Bekanntenkreis , die trotz aller Förderung nicht sprechen gelernt haben, einige Wochen zu früh zur Welt gekommen sind.
Sie hatten in Ihrer gesamten Laufbahn nur zwei Kinder mit Down-Syndrom?
Zahlen können Sie also auch nicht lesen/verstehen?:Ich schrieb:
“…ca. 6 Down-Kindern (in Worten circa sechs), die ich im unterricht hatte, und einem Fall aus dem entfernteren Familienkreis :::” Dazu muss ich noch ergänzen, ich war SoPäd für Lernen und Sprache und an einer Hilfsschule tätig, die Downies waren damals in der Mehrzahl in Fördertagesstätten untergebracht und nur einzelne schafften es an die Hilfsschule. Aber wenn Sie mich schon so fragen – während des Praktikums an der Fö-Tagesstätte von Volker Keßling (während des Studiums 4 Wochen in den Semesterferien 1980), lernte ich erstmalig 4 kennen. Während der Recherchen (für meine Diplomarbeit) in einer Kita für (kognitiv) behinderte Kinder auch noch zwei. Und dann noch während meiner freiwilligen Aushilfe in den Winterferien 1990 auf der Station für mehrfach schwer-behinderte Kinder in der Kinderklinik noch 3. Soll ich jetzt für Sie zusammenzählen wieviele das sind? Oder schaffen Sie das alleine? (kann sein ich habe noch 1 oder 2 vergessen. Ich habe keine Strichlisten über meine Schüler aus 40 Dienstjahren geführt)
Reicht Ihnen das? Und das ich in den letzten Jahren weniger Downies im Unterricht hatte, liegt auch daran, dass diese “dank” der pränatal-Diagnostik anscheinend seltener werden.
Rainer, geben Sie es auf, mir irgendwas “nachweisen” zu wollen. Zeigen Sie lieber mal, was Sie wissen über Trisomie21. Bei AD(H)S (u. a. behinderungsspezifischen Themen hier) haben Sie ja auch schon nichts konkretes beigetragen. Warum glänzen Sie nicht mal mit Ihrem modernen Sonderpädagogen-Wissen? Meins ist ja, zugegeben, nicht unbedingt auf dem neuesten Stand. Also: It´s your turn!
Ups, ich meinte sechs Kinder – viel besser
Sorry, habe ich zu spät gesehen! Zahlen können Sie wohl doch lesen, wenn auch anscheinend mit Mühe 🙂
Alles klar, dann muss ich Ihre erste Antwort ja nicht mehr lesen ^^
Besser isses, denn diese Antwort könnte Ihrem “Weltbild” über mich und Sie selbst evtl.schaden. Oder was können Sie persönlich bieten? Okay, dafür dass Sie weniger Berufserfahrung haben, können Sie ja nun wirklich nichts. Aber an neuestem Fachwissen (aus Ihrem Studium) können Sie mir doch sicher Paroli bieten, oder? Ich würde mich darüber wirklich freuen, denn das könnte den Regelschullehrern hier sicherlich mehr helfen, als Ihre bisherigen … Kommentare! Und auch wenn Sie sich immer wieder wünschen, ich solle doch meinen Ruhestand endlich genießen (a ka hier die Kl… halten). Den Gefallen tue ich Ihnen sicher nicht. Ich habe nämlich immer noch ein Herz für (behinderte) Kinder!
“Besser isses”
OK 🙂
P.S.: “Die Erforschung der geistigen Entwicklung hat ergeben, dass Menschen mit Down-Syndrom weit größere Fähigkeiten haben, als man ihnen früher zugetraut hat.” – Früher galten diese Menschen alle als geistig-behindert und man hat sie deshalb kaum gefördert. Jetzt weiß man inzwischen, es gibt verschiedene Varianten (z. B. Mosaik-Variante) und Ausprägungen der kognitivenund sonstigen Fähigkeiten. Je früher und besser diese Kinder individuell gefördert werden, desto besser können sie ihr Potential ausschöpfen. Es heißt aber mMn. nicht, dass alle Menschen mit Trisomie21 Abitur machen und studieren können (es sind eher weniger).
Danke für Ihre Antworten.
Wurde behauptet, dass “alle ! Menschen mit Trisomie21 Abitur machen und studieren können” ? – ich glaube nicht.
Da ich die Entwicklung einiger Kinder von klein auf kenne, bin ich immer wieder hoch erfreut, was möglich ist, – deutlich mehr, seitdem wenigstens Medizin und zunehmend mehr auch der Sozialbereich wie von down-syndrom.org beschrieben ( s. link oben) vorgehen.
Ich finde schon, dass die Aussage von Herrn Krauthausen irgendwie suggeriert, dass sehr viele Schüler mit Trisomie21 Abitur machen könnten, wenn nur die Lehrer richtig inkludieren würden. Das sehe ich nicht so, obwohl einzelne (wenige) durchaus dazu in der Lage sind. Er weckt dadurch falsche Erwartungen und Hoffnungen bei den Eltern und schiebt den Schulen den “schwarzen Peter” zu, wenn es eben nicht zum Abi reicht. Deshalb meine Kritik.
Allerdings freue ich mich als Sonderpädagoge sehr, dass die Wissenschaft heute viel weiter ist und die betroffenen Kinder frühzeitig gezielter gefördert werden und dadurch viel bessere Entwicklungsmöglichkeiten bekommen könn(t)en. Ob das aber unter den jetzigen Inklusionsbedingungen optimal möglich ist, bezweifle ich stark. Erschwerend kommt hinzu, dass in der breiten Gesellschaft immer noch die Meinung vorherrscht, dass (fast) alle Menschen mit Down-Syndrom stark kognitiv beeinträchtigt sind.
Ich lese heraus, man sollte diese Menschen mehr unterstützen und wenn nicht das, sie versuchen lassen, denn: diese Menschen arbeiten viel viel härter, um ihre Ziele zu erreichen.
Wenn sie von Anfang an eingeschränkt werden und das werden Sie großteils immer noch, weil……Uninformiertheit, hilft da kein aufgesetztes “Fühlifühli” sondern die Bereitschaft zum Versuchenlassen und auch dazu, nicht unbedingt elfenbeinerne andere Wege zu gehen.
Die Mitschüler allerdings, können auch oft Nachhilfe in Wissen um Erkrankung und Empathie? brauchen
Und ich erlebte auch, dass Pflege durch Mensch mit Trisomie21 nicht erwünscht war.
Nimmt man diese Erfahrungen, so glaube ich wirklich, dass hier einige die Forderungen des H.Krauthausen 🙂 Pops klären, harten Gegenständen auszweichen….
als Zumutung sehen – wohl, vielleicht, kann sein, weil das noch einer auf den Wackelstapel der zusätzlichen Anforderungen/Aufgaben ist – aber einer mit Sinn.
Rainer, bitte konkretisieren Sie mal an konkreten Beispielen aus Ihrem Erleben Ihre folgende Aussage: “Wenn sie von Anfang an eingeschränkt werden und das werden Sie großteils immer noch, weil……Uninformiertheit”.
Danach informieren Sie uns hier bitte über den neuesten wissenschaftlichen Stand zu Trisomie21, damit die Foristen hier in Zukunft besser informiert sind und ihre Schüler auch entsprechend aufklären können.
Und den letzten Teil Ihres Kommentars, ab: “Nimmt man diese Erfahrungen, …” überarbeiten Sie bitte noch einmal komplett, damit man verstehen kann, was Sie damit eigentlich sagen wollen.Danke!
1 Sorry, was Rainer tun soll, müssen Sie Ihm sagen.
2 Wenn Sie, was hier öfters passiert, Widerspruch, andere Meinungen (besonders in Bezug auf die neuen BL) versuchen umzukehren, indem Sie sie als schlecht verständlich bezeichnen 😉 so ist das taktisch nicht dumm – aber mir gegenüber unnötig – das machen ganz viele Lehrer, mochte ich noch nie.
[Kann gerne darauf achten und jeweils verlinken ?]
Da ich aber nicht quasi wie Sie im Forum lebe, – das Thema war mir als häufig Betroffener einfach wichtig, weil Eltern sich oft über Lehrer/ den Umgang mit leicht gehandicapten SuS beschwerten – , besteht keine Nervgefahr.
Ich habe zukünftig ein Problem damit, Eltern zu besänftigen bzw. glaube Ihnen sicherlich mehr davon, was sie so erzählen.
https://www.news4teachers.de/2025/01/aschaffenburg-fluechtlingsrat-fordert-bessere-betreuung-von-asylbewerbern/#comment-663732
Entschuldigung, ich habe Sie tatsächlich mit Rainer Z. verwechselt. Das ändert aber nichts an Teil 1 und 3 meines Kommentars. Die sind für mich leider wirklich nicht richtig verständlich (und deshalb wohl die Verwechslung). Tut mir wirklich leid! Teil 2 ist dann natürlich hinfällig, weil nur für meinen Sopäd-Kollegen bestimmt.
Oh mei – vielleicht tanzen Sie auf zu vielen Hochzeiten ( verständlicher: bearbeiten zu viele n4t-Artikel gleichzeitig 😉
Da könnte was dran sein 🙂 Allerdings versuche ich immer, bei Themen, die mich interessieren, die Kommentare zu verstehen. Um Missverständnisse zu vermeiden, bitte ich eben manchmal um genauere Erläuterungen. Mein Fehler!
P.S.: Aber warum Sie oben meine Meinungen/Erfahrungen mit den neuen BL ins Spiel bringen, muss ich wohl nicht verstehen, denn das hat mit dem Ausgangsartikel und Trisomie21 so gar nichts zu tun. 🙂
Öhm ok..
zu 1:
Sie schrieben selbst, dass es sich um ein Spektrum handelt, das sich primär durch eine langsame Entwicklung ausszeichnet.
Ein Schulsystem, welches sich nicht an den Kindern/ Lernständen orientiert, sondern am Alter und darüber hinaus ein nach oben nur zäh durchlässiges Schulsystem hat.
Wie viel muss da zufällig passen, das es jemand mit Downsyndrom von Gent an die Förderschule und so weiter bishin zum Studium in der beschränkten Schulzeit schaffen kann… =/
zu 2:
“Allerdings freue ich mich als Sonderpädagoge sehr, dass die Wissenschaft heute viel weiter ist und die betroffenen Kinder frühzeitig gezielter gefördert werde”
Sie kennen sich Ihrer eigenen Aussage doch nicht aus…
zu 3:
Sie sind alt und haben Angst vor Veränderungen.
Aber hey, Sie sind im Ruhestand.
Eines Tages werden Sie bereit sein, Menschen echt hilfreiche Tipps geben 🙂
Oooohmmm…
“Diese Aussage von Herrn Krauthausen suggeriert, dass (fast) jeder Mensch mit Down-Syndrom (Trisomie21) keine kognitiven Beeinträchtigungen hat und nur die Lehrer schuld sind, wenn diese Menschen nicht das Abitur schaffen.”
Nur sagte er es nicht und sprach nur von zwei Fällen anstatt es über alle zu behaupten. Oder meinen Sie ernsthaft, Herr Krauthausen wäre im Rahmen seiner Tätigkeiten keinen anderen Msnschen begegnet?
Und wie kommen Sie darauf, er würde – nachdem er über die Inklusion und das Schulsystem redet – den Lehrkräften die schuld geben?
Es ist nicht die Anzahl der Arme, oder, übersetzt, keine körperliche Einschränkung des einen Kindes beeinflusst direkt Lernerfolg und Chancen eines anderen Kindes. Sind in einer Klasse drei Kinder mit ESE, viermal ADHS und noch ein Schüler im autistischen Spektrum, drei erwachsene Schulbegleiter, keine Doppelbesetzung, dann sieht das schon leicht anders aus. Ja, diese Kinder haben selbstverständlich ein Recht auf inklusive Beschulung, aber die findet hier nicht mehr statt. Hier findet für kein Kind Schule im üblichen Sinn statt! Hören, Sehen, körperliche Einschränkungen – alles relativ problemlos realisierbar, aber es gibt einen Unterschied zu ESE, Lernen usw. Die aufgeführten ‘selbstverständlichen’ Problemlösungen sind eben keine für diese Schüler und die gewünschten “…kleine Klassen und neue Pädagog*innen – die motiviert sind.” werden nicht kommen. Es ist übrigens nicht die fehlende Motivation, nur so nebenbei, zum tausendsten Mal.
Auutomatiktüren gibt es nicht, weil sie a)reparaturanfällig und b)in den Augen der meisten Eltern ein Sicherheitsrisiko sind. Viel Spaß dabei, die Mehrheit der Eltern zu überzeugen.
Sie müssen “Automatiktüren” nur richtig interpretieren, z.B. so wie bei Star Trek: Hinter jeder Tür stehen (unsichtbar für die Schüler) zwei Lehrkräfte, die die Tür auf- und zumachen…
in vielen Schulen stehen doch mittlerweile die Türen einfach offen, weil sie eh defekt sind. Doof nur, dass das meist Brandschutztüren sind.
Die müssen dann aber auch das charakteristische Geräusch der öffnenden und schließenden Türen imitieren… schüüüiiiiittt ….. schiiiiiuuutttt!
Herr Krauthausen hat ein paar sehr wichtige Punkte angesprochen, aber es scheint, als wäre es wieder vergeblich.
Er kritisiert, dass Veränderung oft nur durch leere Worte und Aufklärungskampagnen vorangetrieben werden soll, anstatt endlich konkrete Maßnahmen zu ergreifen.
Inklusion passiert aber nicht durch Broschüren oder schöne Reden, sondern durch echte Begegnungen und strukturelle Veränderungen!
Schulen brauchen keine weiteren Diskussionen, sondern handfeste Reformen, um endlich allen Kindern gleiche Chancen zu ermöglichen.
Dann los, her mit den Reformen! Folgende Rahmenbedingungen:
-Baumaßnahmen sind derzeit weder in nötigem Umfang finanzierbar, noch gibt es die Arbeitskräfte
-mehr Lehrer gibt es nicht, sie sind einfach nicht da
-Lehrkräfte mit Förderqualifikation gibt es noch weniger
-alle derzeitigen Schüler, auch die sogenannten normalen, dürfen in ihrem Lernerfolg nicht behindert werden
-in der KMK sitzen Politikerinnen aller Parteien,
-Bundesländer stellen nur die Vorteile ihres eigenen Systems heraus und halten es für den Maßstab aller Bildung
-die Mathe- und Deutschfähigkeiten sollten im neuen System besser gefördert werden
-das alles bitte an jeder deutschen Schule, mit Berücksichtigung aller denkbaren Förderschwerpunkte
Ja, bitte, sofort anfangen…immer noch nicht fertig? Womit anfangen? Warum sollte ich das wissen, wer will denn sofort alles geändert haben?
Egal, verlieren wir eben fünf Jahrgänge im Chaos, die Betriebe und das Leben werden es schon auffangen? Halloooo, wir ändern nicht das Süßwarensortiment, es geht um Menschen, und zwar nicht ausschließlich um jeden zwanzigsten Schüler, sondern um alle!
Ich bin in etwa das gleiche Alter wie Herr Krauthausen und ganz ehrlich: Nein zu meiner Zeit war es nicht normal, dass Verhaltensauffällige Schüler andere mit Stühlen bewerfen. Ich behaupte, dass Herr Krauthausen keine Ahnung hat, was es bedeutet, wenn in einer Klasse 3 Kinder mit massivem ADHS und 2 Kinder mit ES sind, und das ist mittlerweile bei uns die völlige Normalität.
Ich bin an sich großer Fan von Inklusion, aber nicht zu diesen Bedingungen und mit diesen Konsequenzen, die es aktuell gibt. Für mich hört Verständnis an der Stelle auf, wo andere unter diesen Schülern leiden und ich kann aus mittlerweile vielen Erfahrungen sprechen, dass teilweise ganze Klassen unter dem ein oder anderen hochgradig ADHS Kind leidet oder unter dem ein oder anderen Autisten.
Das Problem ist, dass diese Schüler oft Narrenfreiheit bekommen und nur wenig Konsequenzen bekommen, weil man ununterbrochen Rücksicht auf diese Schüler nimmt. Alle anderen Kinder leiden oft darunter, weil es im Schulsystem sowieso kaum Konsequenzen gibt und das Kind lange in den Brunnen gefallen ist.
Ich gebe ihm recht dabei, dass eine Doppelbesetzung (zu 100% der Stunden) und deutlich kleinere Klassen die Probleme vermutlich lösen würden, diese Bedingungen werden wir aber niemals bekommen.
Sie begegnen den subjektive Erinnerungen Krauthausens mit Ihren subjektiven Erinnerungen?
Es läuft derzeit nicht gut – keine Frage – aber wenn Sie das Forum lesen, werden Sie auf nicht wenige Personen stoßen, welche die Inklusion als ganzes immer noch nicht zu akzeptieren in der Lage zu seien scheinen.
Nicht bei Herr Krauthausen, sondern bei diesen Persönlichkeiten biedert sich eine Politik an, die wider besseren Wissen alles als umkehrbar oder [kostengünstige, gymnasiumfreundliche Lösung enfügen] zu verkaufen versucht 🙁
Wer denkt denn Mal so simpel zusammen, dass die Schulsysteme aus Skandinavien und Canada nicht nur nur bei Leistungsvergleichstests besser abschneiden, sondern auch einfach inklusiver gestaltet sind als die deutschen Schulsysteme?
Die “deutschen Schulsysteme” ? Sicherlich nicht alle 16. Würde man die deutschen Bundesländer bei PISA getrennt auswerten, lägen z.B. die Bundesländer Sachsen und Bayern nach Pkt noch vor Kanada. Auch die Schüler ohne Migrationshintergrund waren in Kanada bei PISA 2022 Mathe nur ähnlich gut /schlecht wie die Pendants in Gesamt-DE. NOR und ISL liegen bei bei PISA 2022 schon bei den Gesamtschnitten hinter Gesamt-DE. Wenn man die Punktzahlen der einzelnen Schülergruppen ohne/mit Migrationshintergrund betrachtet liegt FIN auch schlechter als Gesamt-DE,. Wenn man bei DK und SWE noch die übermäßig hohen Ausschlussquoten in der Stichprobe berücksichtigt, auch diese Länder. Von den jeweiligen Quoten die sich dort in der Schule nicht wohl und fehl am Platz fühlen mal gar nicht zu reden. Die wären in DE deutlich niedriger.
Ich meine, das deutsche Bildungssystem ist schon auch ein geiles System. Das muss man mal sagen. Ich will es nicht komplett schlecht reden. Bei uns ist die Ausbildung umsonst bis hin zur Doktorarbeit. Das ist schon krass und in anderen Ländern nicht so.
Ach! …auch ein geiles System? Ja, was denn nun? Jedes (Schul-) System ist mit Sicherheit verbesserungswürdig, unseres auf jeden Fall! Und das wissen wir LK wahrhaftig ALLE! Tatsächlich wüssten auch alle LK wie man alles, nicht nur die Inklusion, verbessern könnte. Die Kommentare hier weisen deutlich darauf hin. Allein, es fehlt am politischen Willen!
Bitte, Herr Krauhausen, schreien Sie die Politiker gaaaanz laut an! Vielleicht haben wir dann endlich “Glück”!
Btw. ein kleiner Nebenschauplatz, der mich doch sehr erstaunt::
Wie kommt er nur darauf, dass in Deutschland die Ausbildung umsonst (=kostenlos?) bis hin zur Doktorarbeit sei?
Das wüsste ich aber! (Zwei erwachsene Kinder mit Studium, eines davon mit Doktortitel)
Was das über die Zeit gekostet hat, davon könnte ich mir wahrscheinlich einen neuen SUV kaufen – pro Kind!)
Ich kann mir gar nicht vorstellen, welche finanziellen Aufwendungen Eltern von behinderten Kindern / Jugendlichen / Studierenden zu stemmen haben / hätten, wenn sie ihre Kinder so fördern wollten wie es nötig wäre – selbst bei “besten inklusiven Voraussetzungen”!
Oder meinte er mit “umsonst”, dass eh alles “für die Füße” sei? Im Sinne von “könnte man auch lassen”?
Umsonst im Sinne dass sich hierzulande die Studenten nicht mit teuren Studienkrediten je nach Uni Verschulden wie in USA. Dort kostet das Studium selbst , also nicht die Lebenshaltung mal leicht 100.000 Dollar.
Wenn man in den Parteien sieht, wieviele Menschen mit Behinderung dort vertreten sind, sei es an der öffentlichen Stelle im Plenarsaal oder im Hintergrund in den Geschäftsstellen, dann braucht man sich nicht zu wundern, dass Inklusion nicht selbstverständlich ist.
https://www.andererseits.org/mitbestimmen/