GEW erinnert an die Opfer von Hanau und fordert mehr Demokratiebildung

7

WIESBADEN. Zum fünften Jahrestag des Anschlags in Hanau ruft der Bundespräsident zum Kampf gegen Rassismus und Extremismus auf. Bei einer Gedenkstunde wird an die Opfer erinnert. Der GEW zufolge unterstreichen bundesweit zunehmende rechtsextremistische Vorfälle auch an Schulen, dass Maßnahmen zur Demokratieförderung dringend notwendig sind.  

Der rassistische Anschlag in Hanau vor fünf Jahren war nach Ansicht von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier „ein Anschlag auf unsere offene Gesellschaft und unsere liberale Demokratie“. Das gelte auch für die „vermutlich islamistisch motivierten Anschläge der vergangenen Monate“, sagte das Staatsoberhaupt bei der offiziellen Gedenkstunde zum fünften Jahrestag der Morde.

Am 19. Februar 2020 hatte ein deutscher Täter in Hanau neun junge Menschen aus rassistischen Motiven erschossen. Danach tötete er seine Mutter und sich selbst. Steinmeier rief zum Kampf gegen Rassismus, Rechtsextremismus, Islamismus „und gegen jede andere Form der Menschenfeindlichkeit“ auf. „Es ist an uns, für ein gutes Miteinander zu sorgen, jeden Tag und immer wieder aufs Neue. Das ist die Botschaft, die wir heute hier aus Hanau in unser Land senden sollten.“

Nach dem Anschlag im Februar 2020: Blumen und Kerzen erinnern an die Opfer. Foto: Shutterstock

Bei der Gedenkstunde sprachen auch vier Hinterbliebene vor den etwa 400 geladenen Gästen. Sie forderten ebenfalls ein entschiedenes Einschreiten gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit, aber auch weitere Aufklärung der Tatumstände und personelle Konsequenzen.

Emis Gürbüz, Mutter des ermordeten Sedat Gürbüz, bekräftigte die Kritik vieler Angehöriger an Versäumnissen von Polizei und Behörden in der Tatnacht und danach. Die Entschuldigung des hessischen Innenministers Roman Poseck (CDU) vom vergangenen Jahr für Fehler bei dem Polizeieinsatz akzeptiere sie nicht, sagte Gürbüz. Poseck war vor fünf Jahren noch nicht hessischer Innenminister.

Auch die GEW gedenkt anlässlich des Jahrestages des Anschlags den Opfern und trauert mit den Hinterbliebenen. Der Gewerkschaft zufolge zeigen die zunehmenden rechtsextremistischen Vorfälle an Schulen (News4teachers berichtete), dass die Förderung von demokratischen Vereinen, Organisationen und Initiativen dringend notwendig sei.

Simone Claar, stellvertretende Vorsitzende der GEW Hessen, sieht die schwarz-rote Landesregierung in der Pflicht, Schulen beim Kampf gegen Rassismus, Rechtsextremismus, Antisemitismus und jegliche Form von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit stärker zu unterstützen. Sie betont: „Wir stehen Hass und Hetze entgegen und stehen für Solidarität und Gerechtigkeit. Auch an den Schulen. Demokratische Werte müssen den Schülerinnen und Schülern früh nähergebracht werden. Nur so können sie eigenständig entscheiden, welche Social-Media-Trends zur Unterhaltung dienen oder von Rechtsradikalen vereinnahmt werden.“

„Wir werden die neun Hanauerinnen und Hanauer, die Opfer dieser rechtsextremistischen Terrortat wurden nicht vergessen und weiter an sie erinnern“

Damit die Schülerinnen und Schüler einen demokratischen Umgang erfahren, sei es wichtig, mehr politische Bildung, Schulsozialarbeit und Debattenräume zu schaffen. Außerdem müssten Initiativen, die die Schulen bei der Demokratieförderung unterstützen, mit ausreichenden Mitteln ausgestattet werden. „Um dies zu gewährleisten, sollte die Landesregierung das im Koalitionsvertrag angekündigte Demokratiefördergesetz schnell beschließen und umsetzen“, forderte Claar. Damit würde beispielsweise die Arbeit der Bildungsinitiative Ferhat Unvar unterstützt.

Die GEW ist fünf Jahre nach den Morden in Gedanken und Gefühlen bei den Angehörigen. „Wir werden die neun Hanauerinnen und Hanauer, die Opfer dieser rechtsextremistischen Terrortat wurden nicht vergessen und weiter an sie erinnern. Wir sagen ihre Namen: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov.“ News4teachers / mit Material der dpa

Warum das Schulmassaker von Örebro hierzulande kaum jemanden interessiert

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

7 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Besseranonym
1 Monat zuvor

” Um dies zu gewährleisten, sollte die Landesregierung das im Koalitionsvertrag angekündigte Demokratiefördergesetz schnell beschließen und umsetzen“, forderte Claar. Damit würde beispielsweise die Arbeit der Bildungsinitiative Ferhat Unvar unterstützt.”

Ich wünschte mir dieses Gesetz auch für uns.” Damit würde beispielsweise”
die Arbeit der vielen kleinen demokratiewahrenden Initiativen unterstützt, die ohne rechtliche Absicherung allzu leicht auf extreme Seite gestellt werden ( besonders in Wahlzeiten, wenn Erfolge, drastische Maßnahmen der Härte und Stärke wählerwirksam genutzt werden. Die gerichtliche Aufarbeitung komm dann nach der Wahl)
Ich erinnere an : ” Die Schabracken ” einer AfDgröße, um so die Omas gegen Rechts zu diffamieren – fehlen nur noch – antifanah, antidemokratisch, linksextrem – dazu.

unverzagte
1 Monat zuvor

NIE WIEDER IST JETZT

Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov

Neun Menschen, die in Erinnerungen weiter leben werden !!!!!!!!!

Allen Kolleg*innen, die sich für antirassistischen, demokratischen Wertekanon engagieren möchten:

Aufstehen gegen Rassismus agiert bundesweit in lokalen Gruppen und Bündnissen:

Mitmachen@aufstehen-gegen-rassismus.de

GEW in Hamburg bietet zudem regelmäßig sog. Stammtischkämpfer*innen aus:

“Stammtischkämpfer:innen-Ausbildung”
Wir alle kennen das: In der Diskussion mit Arbeitskolleg:innen, dem Gespräch mit der Tante oder beim Grillen mit dem Sportverein fallen Sprüche, die uns die Sprache verschlagen. Später ärgern wir uns, denken, da hätten wir gerne den Mund aufgemacht, widersprochen, und diesen rechten Parolen etwas entgegengesetzt. Hier wollen wir ansetzen und Menschen in die Lage versetzen, die Schrecksekunde zu überwinden, Position zu beziehen und deutlich zu machen: Das nehmen wir nicht hin! 
In den Stammtischkämpfer:innen-Workshops werden Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt, die uns dabei unterstützen, den rechten und diskriminierende Parolen wie beispielsweise denen der AfD und ihrer Anhänger:innen etwas entgegenzusetzen.
Dabei ist klar: Der Stammtisch ist überall. An der Kasse des Bio-Supermarktes, auf dem Spielplatz, in der Bahn oder in der Uni-Lerngruppe. Aber: Wir sind auch überall und wir können durch Widerspruch, deutliches Positionieren und engagierte Diskussionen ein Zeichen setzen, die Stimmung in unserem Umfeld beeinflussen und unentschlossenen Menschen mit einer anderen Meinung Gehör konfrontieren. 
…nächster Workshoptermin:

Sonnabend, 22. März 2025 – 10.00 bis 16.30 Uhr 
GEW im Curiohaus (Hinterhof) – Raum A, Rothenbaumchaussee 15, 20148 Hamburg
Anmeldung erforderlich: agr.hh-stammtischkaempfer@t-online.de

Echt
1 Monat zuvor
Antwortet  unverzagte

Geht es um Kämpfe oder Gespräche? Im Kampf gibt es Gewinner und Verlierer. Suchen Sie Verbindendes oder gibt es nur die richtige und die falsche Meinung. Wenn einer gesellschaftlichen Spaltung im Sinne einer demokratischen Auseinandersetzung entgegengewirkt werden soll, finde ich den Kampfbegriff sehr bedenklich. Uns alle verbindendet sicher mehr, als uns trennt. Der Kampfbegriff dient m.M.n. eher der Stärkung politischer Extreme und verhindert gegenseitiges Verständnis, Kompromissfindungen und letztlich ein demokratisches Miteinander und friedvolle gesellschaftliche Entwicklungen.

Unverzagte
1 Monat zuvor
Antwortet  Echt

Rassismus ist keine Meinung. Es kann, sollte und wird garantiert weder ein “uns” noch “Verbindendes” mit Faschist*innen geben. Im Sinne des weiterhin aktuellen Grundgesetzes ist dies auch für “Echte” verpflichtend.
Gespräche dürfen durchaus kämpferisch praktiziert werden.
Daran ist absolut nichts Verwerfliches. Kämpfe sind nicht per se unfair. Auch in Diskussionen gibt es Niederlagen ebenso wie überzeugende Argumentationen.
Schade, dass der Begriff Kampf insbesondere in diesem Kontext für Sie derart negativ konnotiert ist.

Warnen Sie gar bezüglich notwendiger Brandmauer ernsthaft vor gesellschaftlicher Spaltung?

Echt
1 Monat zuvor
Antwortet  Unverzagte

Ich störe mich sehr an dem Kampfbegriff. Die gesellschaftlichen Fronten verhärten sich immer mehr. Dies führt dann zwangsläufig tatsächlich zu mehr Radikalisierung- Rechts und Links. Dies verhindert letzlich die Lösung gesellschaftlicher Probleme und setzt eine Spirale weiterer gesellschaftlicher Verhärtungen, Wut und Radikalisierung in gang.

Tatsächlich radikalisierte Menschen, wie die Täter von Hanau u.a., erreichen Sie mit Ihren Argumenten ohnehin nicht. Brauchen wir noch mehr Radikalisierte oder sollten wir unterschiedliche Meinungen wieder mehr aushalten, hinterfragen und uns bemühen gemeinsame Lösungen zu finden, statt zu verurteilen.

Zuhören, sich auseinandersetzen, eine Meinung haben und äußern und sich reflektieren- wenn das Miteinanderreden nicht mehr möglich ist, dann ist die Demokratie wirklich in Gefahr.

unverzagte
1 Monat zuvor
Antwortet  Echt

Ob Sie sich weiterhin sehr am “Kampfbegriff” stören mögen, wenn Sie selbst oder Ihre Liebsten um Ihr Leben kämpfen m ü s s e n, weil Sie zufällig Opfer eines der innerhalb eines Jahres um 20% gestiegenen rechten Anschläge werden ?

Echt
1 Monat zuvor
Antwortet  unverzagte

Ich stelle fest, dass Sie mein Ansinnen auf eine generelle gesamtgesellschafliche Verständigung leider nicht so verstanden haben,wie ich es gemeint habe. Ich bezog mich dabei nicht auf die Extreme, die sich aufgrund zunehmender Polarisierung leider verstärken. Dieses gilt es nämlich zu verhindern. Das gelingt nur, wenn man wieder mehr Verständnis oder Akzeptanz für unterschiedliche Meinungen entwickelt. Ich setze weiter auf Verständigung und nicht auf Kampf und hoffe, dass wir diese Diskussion im Kommentarbereich somit friedlich beenden.