STUTTGART. Wenn Grundschüler die Anforderungen fürs Gymnasium nicht erfüllen, können sie noch mal eine Prüfung absolvieren, in Berlin und Baden-Württemberg jedenfalls. In Berlin bestanden diesen sogenannten Probetag zuletzt nur 2,6 Prozent der Teilnehmenden. In Baden-Württemberg wurde jetzt ebenfalls ein Test angesetzt – und fast ein Drittel kam durch.

Die Eltern wollten ihre Kinder trotz anderslautender Schulempfehlung aufs Gymnasium schicken – und, immerhin, knapp ein Drittel der 2.075 Schülerinnen und Schüler in Baden-Württemberg hat den sogenannten Potenzialtest bestanden. Insgesamt 639 Kinder haben nach Angaben des Kultusministeriums bei der speziellen Prüfung dann doch noch ein gymnasiales Anforderungsniveau erreicht.
Das seien 31 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gewesen, hieß es in der Mitteilung. «Es ist zu erwarten, dass die Quote von Jahr zu Jahr variieren wird, abhängig vom Leistungsniveau der Teilnehmenden.» Eine Mischung aus landesweit einheitlichen überfachlichen und fachlichen Aufgaben soll dabei noch einmal Kinder identifizieren, die trotz anderer Einschätzung den Anforderungen des Gymnasiums gewachsen sind. Knapp ein Viertel der 639 Schülerinnen und Schüler, die den Test nun bestanden, habe durch gute Leistungen im überfachlichen Teil zum logischen Denken gepunktet, hieß es.
«Der Potenzialtest hat seine Aufgabe erfüllt und eine weitere Zugangsmöglichkeit zum Gymnasium eröffnet», erklärte Baden-Württembergs Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne). Der Großteil der Lehrkräfte sei mit der Durchführungszeit, den Begleitmaterialien und der Organisation sehr zufrieden gewesen. In etwa zwei Prozent aller Viertklässler hätten an dem Test teilgenommen.
Viertklässler können in Baden-Württemberg nur dann aufs Gymnasium wechseln, wenn neben dem Elternwillen entweder die pädagogische Gesamtwürdigung der Klassenkonferenz – insbesondere auf Grundlage der Noten – sowie der überfachlichen Kompetenzen dies empfiehlt oder die entsprechenden Leistungen in der Kompetenzmessung «Kompass 4» erreicht werden. Falls beides keine Prognose für den Schulerfolg am Gymnasium zulässt, kann als zusätzliche Möglichkeit der Potenzialtest absolviert werden. Das Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg (IBBW) stellt diesen bereit. Er wird an Gymnasien durchgeführt und von Lehrkräften dort korrigiert.
Der fachliche Teil basiert nach Angaben des Ministeriums auf dem Bildungsplan der Grundschule und beinhaltet Aufgaben aus den Bereichen Deutsch (Leseverständnis, Rechtschreiben, Sprachgebrauch) und Mathematik (Zahlen und Operationen, Raum und Form, Größen und Messen, Daten, Häufigkeit und Wahrscheinlichkeit). Beim überfachlichen Teil mit Aufgaben zum logischen Denken werde kein Fachwissen in Deutsch und Mathematik benötigt.
In Berlin sorgt aktuell ein sogenannter Probetag für Wirbel, an dem Sechstklässler ohne Gymnasialempfehlung teilnahmen, um doch noch eine Empfehlung fürs Gymnasium zu kommen (in Berlin umfasst die Grundschule sechs Jahrgänge). Lediglich 2,6 Prozent der teilnehmenden Kinder bestand den Test – weshalb zahlreiche Eltern und Schüler nun vor Gericht ziehen (News4teachers berichtete). Auch die baden-württembergische Kompetenzmessung «Kompass 4» hatte für Ärger gesorgt (News4teachers berichtete ebenfalls). News4teachers / mit Material der dpa
Günther-Wünsch: Dass fast alle beim Probetag durchfielen, war “angemessen”
Was schließen wir nun daraus? Die Grundschulbildung (bis Klasse 4) in BaWü ist besser als in Berlin (Grundschule bis Klasse 6)? Oder die Aufgaben in BaWü waren leichter als die in Berlin? Wie gesagt, in BaWü ja dann wohl auf dem Niveau der 4. Klasse, in Berlin aber auf dem Niveau der 6. Klasse.
Was schließen wir daraus? Dass der Kompass4-Test und der Potentialtest in BW deutliche Unterschiede aufweisen könnten?
Wenn die Ergebnisse all dieser Tests SO unterschiedlich ausfallen, kann man einfach nur Schlussfolgerung, dass das im Ganzen nicht taugt.
Elfmeter verwandelt, würde ich sagen.
Der Schluss ist weder zwingend noch richtig.
Vielleicht nicht zwingend, aber deswegen keineswegs unrichtig. Auf jeden Fall gibt es keine eindeutige Trennschärfe bei der Gymnasialtauglichkeit. Verfechter der harten Bildungsselektion müssen dies naturgemäß anders sehen, um eine kognitive Dissonanz zu vermeiden.
Was sagt ein Probetag wirklich aus? Können die Grundschullehrer nicht am besten einschätzen, ob das Kind zum Ende der Grundschule, das Zeug fürs Gymnasium mitbringt? Test und Probetage können sicher helfen, aber die Schulzeit ist ja doch eher eine Langzeitveranstaltung. Und selbst für “Spätentwickler” gilt, dass sie auf jeden Abschluss noch aufbauen können. Das Abi ist also noch lange nicht verbaut, nur weil man nach der Grundschule nicht direkt aufs Gymnasium “darf”. Und bringt es wirklich was, wenn die Kinder teilweise mit schlechten Noten im Gymnasium irgendwie durchkommen?
Ein anderer Aspekt: in NRW werden für Gymnasien Zügigkeiten festgelegt, d.h. bei zu vielen Anmeldungen entscheidet das Los und nicht unbedingt die Eignung. Es kann also sein, dass ein 1a Grundschüler abgewiesen wird, weil er einfach Pech hat, ein Wackelkandidat aber das Glück hat, genommen zu werden. Sicher weiß man nie, was in der Zukunft wird, aber man kann ja nur aus dem Moment entscheiden …
Die GS Lehrerin meines Sohnes konnte und kann das nicht. Gefühlt kann die nämlich gar nichts. Einem Kind hat sie Autismus attestiert. Die Familie war völlig durch den Wind. Ergebnis nach langem Warten und Testen und Verzweifeln: alles in Ordnung.
Jahr für Jahr treibt sie zwischen ihren langen “Krankheitsphasen” getrieben durch Wichtigtueri ihr Unwesen. Jahr für Jahr. Bis sie sich mit ihrer fetten Pension vollzeit um ihren Hund, ihr Pferd und ihren Vogel kümmert.
Ein Hoch auf die qualifizierten Beamten.
Danke für nichts
Bitte nicht verallgemeinern: Nicht jeder von uns Lehrern hat einen Vogel.
Das stimmt. Nicht jeder. Aber Hand aufs Herz: sehr viele.
Vielen Dank für ihre Wertschätzung. Ironie off.
Tipp: Umsatteln und den Job einfach besser machen!
Quereinsteiger werden gesucht!
Wieso fühlen Sie sich getriggert? Remedy schrieb “sehr viele” und keinesfalls “alle” oder “die meisten”.
Blinder Korpsgeist a la “Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus” ist kontraproduktiv oder wollen Sie mit inkompetenten Lehrkräfte – und die gibt es durchaus – in einen Topf geworfen werden. Dann hätten die Lehrer-Basher nämlich ein leichtes Spiel.
Ihr Rundumschlag auf die Beamten kann nicht akzeptiert werden. Außerdem kann eine Grundschullehrerin keinen Autismus bestätigen; hier ist der Schulpsychologe zuständig.
Vermutung: Ihre Unzufriedenheit mit der Lehrerin könnte vielleicht mit einer möglichen Überforderung Ihres Sohnes zusammenhängen. Leider suchen viele Eltern oft die Schuld bei den Lehrkräften, die ja in ihrem Halbtagsjob nur versagen und die Vorzüge des Beamtendaseins parasitär genießen.
Ein Hinweis: Erziehung kann nur gelingen, wenn Eltern und Schule vertrauensvoll zusammenarbeiten.
Und noch etwas: Warum geht die Zahl der Lehramtsstudierenden ständig zurück? Wahrscheinlich wegen eines völlig problemfreien Berufsalltags, der sie erwartet, wenn sie ihr Studium abgeschlossen haben, und einer üppigen Bezahlung.
Mit keinem Wort habe ich erwähnt, dass es sich um meinen Sohn handelt. Keine Sorge, der ist in allen Belangen unauffällig – und wir Eltern auch, obwohl uns die Hutschnur platzt, wenn wir sehen, was an dieser Schule los ist. Aber nicht unser Zirkus, nicht unsere Affen. Zum Glück.
Aber guter Move: Hinweis auf Missstände als eigene Überforderung zurückspiegeln.
Was ich geschrieben haben: Es geht um seine GS Lehrerin. Deshalb haben wir die ganzen Dramen auch mitbekommen. Die Kinder erzählen ihre Geschichten und Eltern sind in der Regel auch vernetzt und sprechen miteinander.
Und ja, eine GS Lehrerin kann keinen Autismus diagnostizieren. Aber wie verstehen Sie die Aussage: “Ihr (zur Klarstellung: nicht meins) Kind ist seltsam. Ich gehe davon aus, dass es autistisch ist. Vielleicht lassen Sie das abklären”.
Diese Lehrerin mag eine unrühmliche Ausnahme sein, aber sie wird noch viele Jahrzehnte ihr Unwesen treiben. Oder man stellt sie für teuer, teuer Geld kalt.
Warum geht die Zahl der Lehramtsstudierenden zurück?
Vielleicht aus dem gleichen Grund, warum die Zahl der Ärzte, Bäcker, Fliesenleger, IT Spezialisten,… zurückgeht.
Um nochmal auf die GS Lehrerin meines Sohnes zurückzukommen: ja, diese Person verhält sich parasitär. Und sie wird vom System gestützt und geschützt und richtet viel Schaden an.
Ich zitiere Ihren ersten Satz: “Die GS Lehrerin meines Sohnes kann und konnte das nicht.”
Es gibt also an der GS XYZ eine “sehr schlechte” Lehrerin.
Wie viele Lehrer unterrichten dort?
Ich kann Ihnen übrigens aus eigenem Praxisversuch etwas anderes zurückgeben:
Seit über einem Jahr mache ich OBJEKTIV richtig, richtig schlechten Unterricht – dies ist für mich massiv entspannend.
Ich entschied mich nach jahrelangem Rumärgern und Wehren dazu, wo ich objektiv guten Unterricht (bildend, fordernd, Wissen produzierend) machte.
Die “sich austauschenden” (=nicht studierten, geschweige denn gebildeten, rumlästernden) Eltern und Schüler sind sich total einig: 447 beste!
Gerade gestern noch ging ich mit einer Referendarin durch das Schulgebäude, die bekam ganz große Mangakulleraugen: Überall Strahlegesichter, “Halllooo Herr X”, “Ey, voll korrekt” und so…ich dachte schon die kriegt gleich ‘nen Bewunderungsherzinfarkt.
Wenn Eltern und Schüler die Lehrkraft superdupergut finden – das ist häufig genug ein Indiz für objektiv SCHLECHTEN Unterricht.
Die Youtube-Videos und Projektarbeit für heute habe ich übrigens mut Tab-Wechsel gerade rausgesucht, während ich diesen Beitrag geschrieben haben, dürften so 5-10 Minuten gewesen sein.
Nicht schlecht. Unfähig.
Dank solcher Gesprächs- und Mailinhalte wie in Ihrem Kommentar haben bei uns im Schulamtsbezirk drei Kolleg*innen hingeschmissen bzw. Krankenstand angemeldet.
Vertretungslehrer zusätzlich gibt es keine, d.h. es fällt viel aus oder muss von den anderen irgendwie aufgefangen werden. Die brechen jetzt auch langsam zusammen und weg.
Gibt natürlich auch viel Gemecker von Elternseite.
Danke für nichts!
Es spricht doch alles dafür, dass das BaWü-Modell bestens funktioniert. Kinder, die am Gymnasium völlig überfordert sind, werden dort nicht angemeldet. Kinder, die trotz fehlender Empfehlung durchaus eine Chance haben können, werden angemeldet.