Ukrainische Kinder in deutschen Schulen: Integration mit Herausforderungen

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BERLIN. Drei Jahre nach Beginn des Kriegs in der Ukraine sind die meisten geflüchteten Kinder und Jugendlichen in deutsche Schulen integriert. Doch die Platzierung vor allem in Mittel- und Hauptschulen deutet darauf hin, dass sie oft nicht gemäß ihrer tatsächlichen Leistungsfähigkeit gefördert werden. Auch unter den erwachsenen Ukrainier*innen in Deutschland gibt es ungenutzte Potenziale. So bringen viele Geflüchtete Qualifikationen mit, die auf dem deutschen Arbeitsmarkt besonders gefragt sind – etwa im Bildungssektor. Sie einzubeziehen, würde sich lohnen: Die meisten Familien wollen bleiben.

Der psychische Druck für die Kinder ist groß (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine vor drei Jahren haben etwa eine Million Menschen in Deutschland Schutz gesucht, darunter überwiegend Frauen und Kinder. Seitdem befindet sich zwar die Erwerbstätigenquote im Aufwärtstrend, jedoch hemmen mangelnde Kinderbetreuungsangebote sowie Bürokratie bei der Anerkennung von Abschlüssen die Integration in den Arbeitsmarkt. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie, über die das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung nun berichtet.

Die Gruppe der erwachsenen ukrainischen Geflüchteten besteht danach weiterhin überwiegend (zu 75 Prozent) aus Frauen, allerdings hat sich der Nachzug von Männern seit 2022 leicht erhöht und damit zur Stabilisierung vieler Familien beigetragen. Inzwischen leben zwei Drittel der erwachsenen Geflüchteten in Deutschland in festen Partnerschaften, und der Anteil 20- bis 49-jähriger Frauen, die mit minderjährigen Kindern ohne einen Partner in Deutschland leben, ist von 46 im Jahr 2022 auf 20 Prozent in der zweiten Jahreshälfte 2023 gesunken.

In der Gruppe der drei- bis sechsjährigen Kinder stieg die Betreuungsquote zwar auf 76 Prozent und bei den unter Dreijährigen auf 23 Prozent, jedoch liegen beide Quoten um rund 15 Prozentpunkte unter dem deutschen Durchschnitt. „Die Förderung alternativer Kinderbetreuungsmodelle könnte Barrieren abbauen und den Einstieg in den Arbeitsmarkt für viele Mütter erleichtern. Dabei könnten kooperative Betreuungsnetzwerke und ehrenamtliche Initiativen eine entscheidende Rolle spielen“, so Sabine Zinn, kommissarische Direktorin des Sozio-oekonomischen Panels und Mitherausgeberin des Berichts.

“Die Schulische Integration ist gut, jedoch nicht immer leistungsadäquat”, schreiben die Autorinnen und Autoren. Konkret bedeutet das: Der Großteil der ukrainischen Schülerinnen und Schüler wird inzwischen vollständig in deutschen Regelklassen unterrichtet. Nur noch 16 Prozent der Schulkinder zwischen 7 und 17 Jahren besuchen ausschließlich Spezialklassen. Die Hälfte der Kinder und Jugendlichen nimmt parallel zum deutschen Schulunterricht ein Kursangebot in der Ukraine in Anspruch.

Auffällig sei jedoch, dass ukrainische Kinder verglichen mit der Gesamtschülerschaft überproportional häufig Mittel- und Hauptschulen besuchen. „Dies deutet darauf hin, dass sie nicht immer Schulen besuchen, die ihrem Leistungsniveau entsprechen. Hier besteht Handlungsbedarf, um Chancengleichheit zu gewährleisten“, so heißt es in dem Bericht.

Bildungsaspirationen und Teilnahmerate an Integrationskursen hoch

61 Prozent der Geflüchteten streben eine Berufsausbildung oder ein Studium in Deutschland an, 16 Prozent befinden sich bereits in einer Bildungsmaßnahme. Etwa ein Fünftel der Erwachsenen hat bereits einen Antrag auf Anerkennung von Abschlüssen gestellt, unter anderem in den Bereichen Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung. Jedoch geben 73 Prozent der befragten ukrainischen Geflüchteten an, dass sie mehr Informationen und Unterstützung beim Anerkennungsverfahren benötigen, insbesondere hinsichtlich finanzieller Belange, des Antragsverfahrens sowie der Beschaffung notwendiger Unterlagen.

Im zweiten Halbjahr 2023 hatten 70 Prozent der Geflüchteten einen Integrationskurs absolviert oder befanden sich in einem solchen. Ihre Deutschkenntnisse haben sich deutlich verbessert: Nur noch 12 Prozent geben an, gar keine Deutschkenntnisse zu haben (gegenüber 78 Prozent zum Zeitpunkt der Einreise). 52 Prozent bewerten ihre Deutschkenntnisse als mindestens „ausreichend“. „Der Spracherwerb der ukrainischen Geflüchteten entwickelt sich auch aufgrund ihrer hohen Teilnahmerate an Integrationskursen positiv“, so Nina Rother, Leiterin des Forschungsfeldes Integration im BAMF-FZ und Mitherausgeberin des Berichts. „Für einen noch erfolgreicheren Deutscherwerb sind vor allem eine durchgängige Kinderbetreuung und insbesondere im Rahmen von Berufssprachkursen flexible Kursformate von Bedeutung.“

Fortschritte bei der Arbeitsmarktintegration, aber Potenziale bleiben ungenutzt

In der zweiten Jahreshälfte 2023 gingen im Durchschnitt 22 Prozent der Geflüchteten einer Erwerbstätigkeit nach. Die Erwerbsquote steigt mit zunehmender Aufenthaltsdauer: Liegt sie 13 Monate nach Ankunft noch bei 13 Prozent, steigt sie nach 22 bis 23 Monaten bereits auf 31 Prozent. Allerdings gibt es einige Entwicklungspotenziale auf dem Arbeitsmarkt. Frauen finden viel später als Männer eine Arbeitsstelle, auch wenn sich ihre Erwerbsquote zuletzt um 10 Prozent erhöht hat. Die meisten Arbeitsaufnahmen nach dem Zuzug erfolgen in Berufen wie Reinigung, Speisenzubereitung sowie Erziehung und Sozialarbeit, einschließlich der Heilerziehungspflege. 57 Prozent der Frauen und 50 Prozent der Männer üben Tätigkeiten aus, die unterhalb des Niveaus ihrer letzten Tätigkeit im Heimatland liegen.

Geflüchtete aus der Ukraine bringen ein hohes (Aus-)Bildungsniveau mit, das bislang noch nicht ausreichend für den deutschen Arbeitsmarkt nutzbar gemacht wird: Rund 75 Prozent haben einen beruflichen oder einen Hochschulabschluss und fast 90 Prozent umfangreiche Berufserfahrungen. Viele Geflüchtete bringen außerdem Qualifikationen mit, die auf dem deutschen Arbeitsmarkt besonders gefragt sind, beispielsweise im Gesundheits- und Bildungssektor.

„Eine erfolgreiche Arbeitsmarktintegration könnte somit helfen, dem Fachkräftemangel in Deutschland zu entgegnen und würde für mehr (Planungs-)Sicherheit bei den Geflüchteten sorgen“, so heißt es in dem Bericht. Deren Bereitschaft zur Erwerbstätigkeit sei sehr hoch: 94 Prozent der noch nicht Erwerbstätigen möchten einer Erwerbstätigkeit nachgehen.

„Flexible Arbeitszeitangebote, Unterstützung beim Spracherwerb, frühzeitige Arbeitsmarkt- und Berufsberatung und die Ausweitung von Kinderbetreuungsangeboten könnten die Integration ukrainischer Geflüchteter in den deutschen Arbeitsmarkt beschleunigen. Ein weiterer Baustein ist der Bürokratieabbau bei der Anerkennung ausländischer Abschlüsse und entsprechende Unterstützung bei der Informationsbeschaffung“, so Yuliya Kosyakova, Leiterin des Bereichs Migration, Integration und Internationale Arbeitsmarktforschung am IAB und ebenfalls Mitherausgeberin des Berichts.

Über die Hälfte wollen bleiben, Großteil hat privaten Wohnraum bezogen

59 Prozent der Geflüchteten aus der ersten Zuzugskohorte planen, langfristig in Deutschland zu bleiben; bei später Zugezogenen sind es sogar 69 Prozent. Rückkehrpläne hängen unter anderem stark von der wirtschaftlichen Lage in der Ukraine (60 Prozent) ab. Dies unterstreicht aus Sicht der Autor*innen die Bedeutung von Planungssicherheit für Investitionen in die eigene berufliche Integration. Die Mehrheit der Geflüchteten wohnt in der zweiten Jahreshälfte 2023 in privaten Wohnungen und Häusern. Später Zugezogene haben es schwerer, eine eigene Wohnung zu finden, ebenso Alleinstehende, Geflüchtete mit niedrigerem oder mittlerem Bildungsabschluss und solche ohne Kontakt zu Deutschen.

Geflüchtete aus der Ukraine sind stärker von psychischen Belastungen betroffen als die Gesamtbevölkerung in Deutschland: 19,4 Prozent berichten von depressiven Symptomen, 14,2 Prozent von Symptomen einer Angststörung. Die Unterstützung niedrigschwelliger psychotherapeutischer Angebote und die Stärkung psychosozialer Beratung für Geflüchtete ist daher empfehlenswert, so schlussfolgern die Autorinnen und Autoren.

Die Befragung fand zwischen Juli 2023 und Januar 2024 statt und unterscheidet zwei Zuzugskohorten (Februar bis Mai 2022 sowie ab Juni 2022). Sie wurde gemeinsam vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), dem Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) und dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) durchgeführt. News4teachers

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potschemutschka
1 Monat zuvor

Aus dem Artikel:
“57 Prozent der Frauen und 50 Prozent der Männer üben Tätigkeiten aus, die unterhalb des Niveaus ihrer letzten Tätigkeit im Heimatland liegen.
Geflüchtete aus der Ukraine bringen ein hohes (Aus-)Bildungsniveau mit, das bislang noch nicht ausreichend für den deutschen Arbeitsmarkt nutzbar gemacht wird: Rund 75 Prozent haben einen beruflichen oder einen Hochschulabschluss und fast 90 Prozent umfangreiche Berufserfahrungen. Viele Geflüchtete bringen außerdem Qualifikationen mit, die auf dem deutschen Arbeitsmarkt besonders gefragt sind, beispielsweise im Gesundheits- und Bildungssektor.”
Tscha, brauchen wir in DE Fachkräfte oder lieber billige Arbeitskräfte? Wenn ich meine Erfahrungen des letzten Jahres mit den D-Sprachkursen für Flüchtlinge so ansehe und höre, dass selbst Lehrer, die diese unterrichten über die zu hohen Anforderungen klagen (Durchfallquote über 50%, auch bei sehr lernwilligen und motivierten Schülern) … , dann glaube ich eher letzteres. Oder liegt es daran, dass die Sprachschulen bei hoher Durchfallquote noch einmal Geld für den Wiederhokungskurs bekommen?
P.S.: Viele der B1-Prüfungsaufgaben würden, meiner Ansicht nach, auch einige deutsch-muttersprachliche Durchschnittsschüler (unter Prüfungsbedingungen) vor Probleme stellen. Der Wortschatz/die Grammatik, die da verlangt werden (B1) sind schon ziemlich “gehobenes” Niveau und das für Menschen, die “nur” eine Ausbildung beginnen (nicht studieren) wollen.

potschemutschka
1 Monat zuvor
Antwortet  potschemutschka

Ergänzung:
Dass viele der Geflüchteten Tätigkeiten ausüben, die unter ihrem ursprünglichen Ausbildungsniveau liegen, also schlechter bezahlte Jobs erhalten, könnte auch eine typisch deutsche “Tradition” sein. “Zugezogene” wurden von den “Eingeborenen” schon immer auf die “billigeren Plätze” verwiesen. Es kann ja schlicht nicht sein, dass deren Ausbildung genauso gut war, wie die der Einheimischen 🙂
Beispiele (ja anekdotische Evidenz, aber keine Einzelfälle):

  • Die Eltern und Großeltern meines Mannes und von mir – als Vertriebene nach dem Krieg, wurden nicht mit offenen Armen empfangen, obwohl Deutsche. Die durften ganz klein anfangen und mussten “sich erst beweisen”, dass ihre Ausbildung etwas Wert war.
  • Nachwendezeit – als es um Gehalteinsstufung ging, wurde ich eine Stufe zu niedrig angesetzt. Es kann ja nicht sein, was nicht sein darf. Nach Studium der Rechtslage und Widerspruch meinerseits, musste mein Abschluss dann doch notgedrungen anerkannt werden.
  • Vielen Ossis, die nach der Wende arbeitslos wurden und in die alten BL abwanderten, wurden Berufs- und Studienabschlüsse nicht gleichwertig anerkannt. Man suchte akribisch nach Gründen, um ihnen weniger als den “Eingeborenen” zu zahlen. Einige hatten den Mut, sich noch einmal entsprechenden Examen im Westen zu unterziehen – Resultat: die Ausbildung/das Studium war ebenbürtig, musste also anerkannt werden. Einige gingen aber lieber gleich ins Ausland, wo die Anerkennung meist problemlos war.

Bei nicht-deutschsprachigen Migranten ist es natürlich noch viel einfacher, diese auf die “billigeren Arbeitsplätze” zu verweisen. Aber dann bitte auch nicht immer jammern, wir brauchen die Zuwanderung von Fachkräften, denn anscheinend will DE nur billige Arbeitskräfte.
So gut wie wir kann schließlich kein anderer sein. (Der letzte Satz ist Zynismus)

Echt
1 Monat zuvor
Antwortet  potschemutschka

Mit Einführung des TVöD können alle Fachkräfte, welche nicht durchgängig beim gleichen AG im öffentlichen Dienst angestellt sind, bei jedem Stellenwechsel wieder runtergestuft werden. Es scheint eher eine durchgängige Haltung zu sein, Fachkräfte möglichst kostengünstig zu halten. Über freie Träger ergibt sich weiteres Einspotenzial, da häufig nicht tarifgebunden. Herabstufung geht immer. Nach oben hin, kann z.B. ein sogenanntes “Besserstellungsverbot” angeführt werden und Aufstiegsoptionen deckeln. Zumindest im öffentlichen Dienst, zählt der “richtige” Abschluss. Aufstieg durch Fleiß, Können und Einsatzbereitschaft ist schwierig.
Das scheint, typisch deutsch zu sein und nimmt, wenn dies endlich erkannt wurde, Vielen zusätzlich die Motivation.

potschemutschka
1 Monat zuvor
Antwortet  Echt

Das wird aber nicht nur im ÖD so gehandhabt, wenn ich mich so an einige Erfahrungsberichte von Bekannten erinnere.

kanndochnichtwahrsein
1 Monat zuvor
Antwortet  Echt

“Zumindest im öffentlichen Dienst, zählt der “richtige” Abschluss.”

Bei Lehrern nicht: Sek II-Abschluss, aber in Zeiten von Lehrerüberschuss auf Sek I-Stellen eingestellt und dort bis heute…
Kam billiger… aber nicht auf den Abschluss an…
Man macht sich die Welt, wie sie grad gefällt…

potschemutschka
1 Monat zuvor

Zählt bei Lehrern nicht auch noch mit, in welchem BL man den Abschluss gemacht hat? Oder wird das überall gleich anerkannt?

dickebank
1 Monat zuvor

Und in anderen teilen des ÖD hat z.B. der PR verhindert, dass Dipl.-Ing. (TU/TH) auf Dienstposten, die für Dipl.-Ing. (FH) ausgeschrieben waren, gesetzt worden sind, um einen Verdrängungswettbewerb zulasten der FH-Absolventen zu verhindern. Schule ist halt ein eigener Kosmos – dank der chlorreichen 16. Wobei, damals waren es nur 11 Kasperköppe.

potschemutschka
1 Monat zuvor
Antwortet  potschemutschka

Aus aktuellem Anlass noch eine Ergänzung:
Im Kiezclub lernte ich gerade eben einen jungen Mann kennen, der Hilfe suchte für das Schreiben seiner Bewerbung. Er möchte Altenpfleger o. ä. werden. Er erzählte uns einen Teil seiner Lebensgeschichte (sprich tsehr gut deutsch). Er kam vor einigen Jahren als unbegleitetes Kind nach DE, wurde in einem Heim für kognitiv- und körperlich Beeinträchtigte untergebracht und dort beschult. Er selbst ist nicht körperlich beeinträchtigt und offensichtlich auch nicht kognitiv. Er holte den Schulabschluss durch viel Eigeninitiative nach.
Das erinnerte mich an einen ehemaligen Schüler ndH, der in den 90er Jahren plötzlich durch Wohnortwechsel in meine damalige 8. Klasse an der Sonderschule/Lernen kam. Auch der war nicht lernbehindert. Die Eltern wurden aber, trotz Hauptschulempfehlung und guter D-Kenntnisse des Jungen, von der Hauptschule “abgewimmelt” und zur Sonderschule geschickt. Ich dachte bisher immer, das war ein unglücklicher Einzelfall, den wir zum Glück für den Jungen damals noch gerade rücken konnten.
Hmmm, ist wohl doch nicht so selten..
Aber wir brauchen Fachkräfte!
Ommmm…!

potschemutschka
1 Monat zuvor
Antwortet  potschemutschka

P.S.: Interessant war noch – als wir den jungen Mann fragten, warum er einen Pflegeberuf erlernen will, antwortete er, dass er in dem Heim gern den anderen mit Beeinträchtigungen geholfen habe und ihm das Spaß gemacht habe. Er ergänzte aber noch, dass er dort das Gefühl hatte, als “Hilfspfleger” und “Mädchen für alles” ausgenutzt zu werden. Deshalb ist er dort weg und hat sein Leben selbst in die Hand genommen (Schulabschluss nachgeholt).

Nick
1 Monat zuvor

“Die meisten Familien wollen bleiben.” Wer baut dann nach dem Krieg die Ukraine wieder auf? Wer soll das Land dann zukunftsorient gestalten?

potschemutschka
1 Monat zuvor
Antwortet  Nick

Die Teile der Ukraine, die an Russland fallen, wird wohl kein Ukrainer wieder aufbauen wollen und dahin wird wohl auch kaum einer zurück wollen!

ed840
1 Monat zuvor

Die 22% Erwerbsquote ist schon fast zwei Jahre alt. Nach meinen Informationen betrug die Quote im März 2024 bundesweit bereits 26,5% , in Bayern 32,4%. Tendenz zunehmend.

TheTeacher
1 Monat zuvor

Es kann niemanden überraschen, dass viele ukrainische Kinder nicht in den Schularten landen, die ihrem intellektuellen Potenzial entsprechen. Plötzlich hatte ich zwei ukrainische Mädchen in der Klasse, die ich mit auswendig gelernten Begrüßungsfloskeln auf Ukrainisch willkommen hieß – aber dann war mein Ukrainisch auch schon am Ende. Die eingesetzte Übersetzungssoftware half zwar hier und da, aber während ich den schriftlichen Input größtenteils gewährleisten konnte, war es mir unmöglich, komplexere Sachverhalte von den Schülerinnen zu erfragen oder ihre schriftlich erstellten Inhalte zu überprüfen. In Englisch funktionierte es noch am besten, da ich die Vokabeln auch mit der zunehmenden ukrainischen Übersetzung einführen konnte und der Unterricht ohnehin auf Englisch stattfand (5. Klasse). Ansonsten konnten wir jedoch in diesem ersten Schuljahr in Deutschland kaum eine Note vergeben.

Eine fremde Umgebung für die Schülerinnen, ein Rucksack voller Ängste und Unsicherheiten, neue Schriftzeichen und eine unbekannte Sprache – wie sollte man da zeitnah feststellen, welche Schulart für die Schülerinnen nicht nur passend, sondern auch auf Dauer bewältigbar ist? Die kleinen Klassen auf niedrigem Niveau waren für ihr momentanes Leistungsniveau die beste Wahl. Da ich an einer Gesamtschule unterrichte, hatten meine Schülerinnen die Möglichkeit, aufzusteigen. Eine hat inzwischen die gymnasialen Kurse erreicht, die andere den Realschulzweig. Es war anstrengend und vielleicht nicht ganz ausreichend, aber ich bin trotzdem zufrieden mit den Fortschritten.
An anderen Orten hätten meine Schülerinnen diese Möglichkeiten wahrscheinlich nicht gehabt, und ich weiß um meine privilegierte Position. Die meisten anderen Lehrer und ukrainischen Schüler hatten vermutlich nicht so viel Glück. Im Rückblick sehe ich jedoch wenig Handlungsoptionen, die den Bedürfnissen der Schülerinnen gerecht(er) geworden wären.

Den Wunsch und Bedarf erkenne ich zwar, aber die Lösung sehe ich nicht. Wären Testversetzungen an andere Schularten möglich? Mir fällt da auf die Schnelle nicht viel ein. Deshalb interessieren mich auch die Handlungsmöglichkeiten, die möglicherweise im Bericht genannt werden.

kanndochnichtwahrsein
1 Monat zuvor
Antwortet  TheTeacher

Eigentlich für alle Kinder besser und ein Lösungsansatz:
Integrierte Schulen, damit keiner wechseln muss, wenn er nicht so gut mitkommt oder besser als die anderen ist.
Aber Gesamtschulen und Co. haben noch massiven Verbesserungsbedarf – auf dem Papier integriert, in der Realität aber oft an Gymnasialstandards ausgerichtet und viele Kinder gehen gleich in Klasse 5 verloren, weil nicht genug, nicht individuell und nicht angemessen gefördert werden kann.
Der Gedanke ist gut, aber bei der Umsetzung hakt es.

Zumindest Zuwandererkinder sollte man vornehmlich an integrierte Schulen schicken, damit sie nicht als “Versager” von den Gymnasien geräumt werden müssen, wenn sie es nicht in zwei Jahren geschafft haben, mit minimaler Förderung auf Gymnasialniveau zu kommen.
Diese Kinder schlagen dann total frustriert und demotiviert an den anderen Schulen auf und finden sich auch dort erstmal gar nicht zurecht, haben längst den Anschluss und eine adäquate Perspektive verloren…