BERLIN. Der Deutsche Philologenverband hat – durch die Blume – die aktuelle Initiative der Kultusministerkonferenz (KMK) zur Stärkung der Erinnerungskultur an Schulen kritisiert. „Das Bekenntnis allein reicht nicht“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Die Kultusministerkonferenz will die Demokratiebildung an Schulen stärken – mit einer feierlichen Erklärung zur deutschen Wiedervereinigung. Dies hatte die KMK Ende vergangener Woche angekündigt (News4teachers berichtete). „Die Erklärung soll Schulen dazu ermutigen, sich mit der Geschichte der Wiedervereinigung auseinanderzusetzen und damit die Demokratiebildung zu stärken“, heißt es in dem Beschluss.
Die Initiative unterstreiche zwar, so meint nun der Philologenverband, wie wichtig Demokratiebildung in Zeiten wachsender politischer Unruhen und zunehmendem Extremismus sei (was der Verband ausdrücklich begrüßt). Er betont aber auch: „Erinnerungskultur und auch Gedenkstättenpädagogik brauchen personelle Ressourcen, so dass Erinnerungsorte auch mit voll ausgestatteten Bildungsstellen für die Begleitung der pädagogischen Arbeit mit Schulklassen unterstützt werden.“ Der Philologenverband hält die Unterstützung des Bundes für die pädagogische Arbeit und deren Finanzierung hier für geboten.
„Lehrkräfte stellen sich tagtäglich ihrem Erziehungs- und Bildungsauftrag – und damit auch der Aufgabe der Demokratie- und Wertebildung“, erklärt Philologen-Bundesvorsitzende Prof. Susanne Lin-Klitzing. „Doch angesichts eines zu hohen Stundendeputats sowie einer wachsenden Aufgabenfülle stoßen sie zunehmend an ihre Grenzen.“
„Für die Stärkung der Demokratiebildung und Erinnerungskultur braucht es jetzt nicht nur Worte, sondern Taten“
Der Verband fordert deshalb ein entschlossenes politisches Umsteuern: Demokratiebildung muss sowohl fachlich als auch organisatorisch besser unterstützt werden. „Sie braucht insbesondere die Grundständigkeit der ‚kleinen‘ Fächer, beispielsweise beim Politik- und Geschichtsunterricht. Zudem benötigen die Schulen organisatorische Freiräume. Des Weiteren brauchen wir die vertiefte Auseinandersetzung mit dem Grundgesetz – und zwar verbindlich bereits in der ersten Phase der Lehrkräftebildung“, betont Lin-Klitzing. „Nur wer sich selbst fundiert mit dem Grundgesetz auseinandersetzen konnte, kann Schülerinnen und Schüler dazu befähigen, sich auf diesem Boden aktiv, kritisch und kompetent mit demokratischen Werten und gesellschaftlichen Herausforderungen zu beschäftigen.“
Der Verband erinnert in diesem Zusammenhang auch an die Ergebnisse des Deutschen Schulbarometers: Über die Hälfte der Lehrkräfte wünscht sich mehr Raum und Unterstützung für Demokratiebildung – doch die strukturellen Voraussetzungen fehlen bislang (News4teachers berichtete auch darüber). „Für die Stärkung der Demokratiebildung und Erinnerungskultur braucht es jetzt nicht nur Worte, sondern Taten“, so Lin-Klitzing. News4teachers
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