DÜSSELDORF. Seit 2009 gilt in Deutschland die UN-Behindertenrechtskonvention – und damit die Verpflichtung, das Schulsystem „integrativ“ zu gestalten. Doch während an Regelschulen vielerorts Ressourcen fehlen, investieren Kommunen in Nordrhein-Westfalen derzeit Millionen in neue Förderschulen. Eine breite Allianz von Verbänden schlägt Alarm, das Schulministerium verweist auf das Elternwahlrecht – und Eltern aus dem Förderschulbereich drängen auf Ausbau. Der Streit kocht hoch.

Ein Schulbauprojekt des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) bringt die Inklusionsdebatte in Nordrhein-Westfalen erneut auf den Punkt. Für rund 97 Millionen Euro – zuzüglich Grunderwerbskosten – plant der LVR in Neunkirchen-Seelscheid den Bau einer neuen Förderschule für körperlich und motorisch beeinträchtigte Kinder. 180 Plätze sollen dort entstehen. Dass der Verband gleichzeitig ein Haushaltsdefizit von 100 Millionen Euro für 2026 prognostiziert und deshalb an anderer Stelle Leistungen für Menschen mit Behinderungen kürzen will, sorgt für Empörung. Kritik kommt von einer breiten Allianz: Behinderten-Selbsthilfe, Sozial- und Elternverbänden.
Verbände schlagen Alarm: „Nicht mit uns!“
Die Lebenshilfe NRW, der Landesbehindertenrat und der Sozialverband VdK haben sich in einem gemeinsamen Papier klar gegen den Ausbau der Förderschulen positioniert. „Die Kommunen, die unisono beklagen, dass sie für eine Unterstützung des Gemeinsamen Lernens in ihren Schulen kein Geld haben, haben offenbar keine Probleme damit, stattdessen erhebliche Summen in ausgrenzende Förderschulen zu investieren“, heißt es in einer Stellungnahme. Der LVR sei dabei ein „eklatantes Negativbeispiel“.
Die Verbände erinnern daran, dass sich Nordrhein-Westfalen – wie alle übrigen Bundesländer – bereits 2009 mit der Unterzeichnung der UN-Behindertenrechtskonvention im Bundesrat verpflichtet hat, inklusive Schulstrukturen aufzubauen. „Stattdessen soll das Sondersystem der ausgrenzenden Förderschulen, an denen junge Menschen mit Behinderung dann ‚unter sich bleiben‘, offenbar auch noch aus- statt abgebaut werden!“, kritisieren sie. Selbst die CDU habe bislang nur den Erhalt bestehender Förderschulen gefordert, nicht deren Ausbau.
Ihre Forderung ist eindeutig: „Die NRW-Landesregierung muss die Kommunen dazu anhalten, dem § 80 des Schulgesetzes nachzukommen. Er verpflichtet die Kommunen zu einer gemeinsamen und inklusiven Schulentwicklungsplanung.“ Unterstützung der Landesregierung sei im Koalitionsvertrag zugesagt worden, umgesetzt werde sie jedoch nicht. Inklusive Schulplätze in guter Qualität fehlten überall. Eltern hätten deshalb faktisch oft gar keine Wahl – sie müssten ihre Kinder an Förderschulen anmelden, obwohl sie eigentlich den gemeinsamen Unterricht wollten.
Wie viele neue Förderschulen sind geplant?
Die Kritik stützt sich auch auf Recherchen des Elternvereins Mittendrin, der Medienberichte ausgewertet hat. Ergebnis: Städte, Kreise und Landschaftsverbände in NRW planen den Bau von mindestens 30 neuen Förderschulen (News4teachers berichtete). Von einem „immensen Ausbau der Förderschullandschaft“ ist die Rede. Eva Maria Thoms, Vorsitzende des Vereins, warnt: „Es ist alarmierend, dass über Alternativen gar nicht nachgedacht wird. Unser Schulgesetz sieht vor, dass Förderung an den Regelschulen stattzufinden hat.“ Stattdessen würden Eltern beim Beratungsprozess häufig subtil in Richtung Förderschule gedrängt – mit der Botschaft: „Eigentlich sind wir auf ein Kind wie Ihres gar nicht vorbereitet.“ Von echter Wahlfreiheit könne keine Rede sein, solange inklusive Plätze fehlten.
Wie argumentiert das Schulministerium?
Das Schulministerium unter Leitung von Dorothee Feller (CDU) weist die Kritik zurück. Ein Sprecher erklärte gegenüber der Rheinischen Post: „Aus Sicht der Landesregierung sind die Schulen des gemeinsamen Lernens und die Förderschulen für die sonderpädagogische Förderung gleichwertige Lernorte.“ Die Entscheidung über Schulgründungen liege bei den Kommunen. Eltern hätten ein Wahlrecht zwischen Regel- und Förderschule. Der Bedarf an Förderschulen richte sich also nach dem Verhalten der Eltern, die diese Einrichtungen für ihre Kinder als passenden Lernort auswählten.
Was sagen Eltern aus dem Förderschulbereich?
In die gleiche Kerbe schlägt die Landeselternschaft der Förderschulen für geistige und körperlich-motorische Entwicklung. Deren Sprecherin Sylvie Jantze betont gegenüber der Rheinischen Post: „So gut Inklusion auch sein mag, und so sehr wir auch das Bestreben danach unterstützen: Wir fordern dringlichst, das Förderschulsystem weiter auszubauen.“
Der Grund: Immer mehr Kinder hätten einen anerkannten Förderbedarf – landesweit 152.630 im Jahr 2024, fast 37 Prozent mehr als 2006. „Diese Kinder brauchen die Sicherheit der Förderschulen und ihre besondere Ausstattung: breite Fluchtwege, Nebenräume für Auszeiten an jeder Klasse, Pflegeräume, behindertengerechte Toiletten, genug Platz für Alltagsassistenten, viele Aufzüge – mal abgesehen vom Personalbedarf“, so Jantze. „Das ist logistisch an normalen Schulen gar nicht machbar.“
Auch der Verband Bildung und Erziehung (VBE) mahnt, nicht gegeneinander aufzurechnen. Landeschef Stefan Behlau sagte: „Der Bau neuer Förderschulen und voranschreitende Inklusion sollten sich nicht ausschließen. Wir müssen insgesamt mehr Sonderpädagogen ins System bekommen.“ Laut Schulministerium wurden seit 2018 rund 500 zusätzliche Studienplätze für Sonderpädagogik geschaffen.
Allerdings: Der Anstieg der Zahl von Kindern mit festgestelltem sonderpädagogischem Förderbedarf ist umstritten – Kritiker sprechen von einer „Etikettierungsschwemme“. Ein Gutachten im Auftrag der NRW-Landesregierung hatte tatsächlich erhebliche Mängel in den Verfahren festgestellt (News4teachers berichtete).
Was kritisieren die Kobinet-Nachrichten?
Scharf kritisieren deshalb die Kobinet-Nachrichten, das Sprachrohr der Behindertenbewegung: „Das Sonderschulwesen wird gestärkt und die Segregation von Schülerinnen und Schülern mit Behinderungen zementiert“, heißt es dort. Die Rede ist von einem „erstaunlichen Wildwuchs beim Bau zusätzlicher Förderschulen durch die Kommunen“. Für die Behindertenbewegung ist klar: Der Bau von Förderschulen ist nicht alternativlos. Die Landesregierung müsse die Kommunen anhalten, endlich inklusive Schulentwicklungspläne vorzulegen – und die versprochenen Aktionspläne für inklusive Bildung dann auch umsetzen.
Wie sehen die Vereinten Nationen die Lage?
Die Vereinten Nationen, die die Umsetzung der UN-Behindertenkonvention überwachen, sehen das ebenso. Schon vor zwei Jahren hatte der UN-Fachausschuss Deutschland in Sachen Inklusion ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Damals hieß es im Prüfbericht: „Der Ausschuss ist besorgt über die mangelnde vollständige Umsetzung inklusiver Bildung im gesamten Bildungssystem, die Verbreitung von Sonderschulen und -klassen sowie die verschiedenen Hindernisse, denen Kinder mit Behinderungen und ihre Familien bei der Einschreibung und dem Abschluss eines Studiums an Regelschulen gegenüberstehen.“
Die Vereinten Nationen empfahlen Deutschland einen umfassenden Plan für den Übergang von der Sonder- zur inklusiven Beschulung – mit klaren Verantwortlichkeiten, verbindlichen Zeitrahmen und ausreichenden Ressourcen. Doch der fehlt bis heute, auch in NRW.
Auch die Landeselternschaft der Grundschulen stellt die Prioritäten infrage. Gerade Grundschulen wollten möglichst inklusiv arbeiten und könnten das aus Mangel an Mitteln oft nicht realisieren, sagte Vertreterin Birgit Völxen gegenüber der Rheinischen Post. „Wir haben insgesamt viel zu wenig Ressourcen, und da die Mittel so knapp sind, ist es natürlich noch viel schwieriger, wenn ein immer größerer Teil davon – Sonderpädagogenstunden zum Beispiel – in Förderschulen geht und nicht ins Regelsystem.“ News4teachers
Als Lehrer einer Inklusionsschwerpunktschule in NRW muss ich klar sagen:
“Wenn eines meiner Kinder einen Förderbedarf hätte, würde ich je nach Förderbedarf, wenn es irgendwie geht auch niemals eine Regelschule wählen“
Ich finde Inklusion wichtig, aber nicht so, wie die Politiker sich diese Vorstellen. Meiner Meinung nach haben Kinder mit der aktuellen Inklusion und bestimmten Förderschwerpunkte wie z.B. LE und GE an einer Regelschule eher Nachteile als Vorteile.
Man muss es klar sagen, die Politik probiert die Inklusion mit so wenigen Kosten zu fahren, wie es nur möglich ist und das in Schulen mit katastrophaler Ausstattung. Bis das die Politiker begriffen haben (hoffentlich innerhalb der nächsten 20-30 Jahre), würde ich das keinem der Kinder zumuten. Recht auf Inklusion hin oder her, die Kinder, die am allermeisten unseren Schutz brauchen sind keine Versuchskaninchen!
Das würden wohl so 95% aller Lehrkräfte an inklusiven Schulen unterschreiben. Leute, die täglich die Praxis erleben.
Wir Förderschullehrer, die an Förderschulen unterrichten und die gescheiterten Inklusionskinder regelmäßig auffangen, sagen das auch.
Ihre Standesvertretung, der Verband Sonderpädagogik, sagt das allerdings nicht. Gerne hier nachlesen: https://www.news4teachers.de/2025/01/das-klare-ziel-muss-sein-inklusion-als-menschenrecht-umzusetzen-angela-ehlers-chefin-des-verbands-sonderpaedagogik-im-gespraech/
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Ich mutmaße, dass der Verband mehr Zeit im Büro und auf Tagungen verbringt, als im Alltag der Inklusion an Regelschulen.
Klar, wenn die nicht Ihre Meinung teilen – müssen das ja arbeitsscheue Linksradikale sein, die den ganzen Tag Kekse fressend auf Tagungen herumlümmeln. Sorry, was für ein armseliger Post.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
In Rheinland-Pfalz gab es letztes Jahr eine Reform der Förderschulen. Kinder mit Förderschwerpunkt LE wurden in Regelschulen eingeschult, Inklusion und so. Die Kinder sollen so lange wie möglich gemeinsam unterrichtet werden.
Mehrstunden für die Klasse? 0
Unterstützung für den GRUNDSCHULlehrer? 0
Ein Kind mit Förderbedarf sitzt also in Klasse 1, ist überfordert. Wenn man es testen lassen will, muss man es vorher mit in Klasse 2 nehmen. Wurde der Bedarf positiv getestet, kann es erst zum Schuljahreswechsel 2 –> 3 zur Förderschule wechseln.
Es IST eine absolut GRAUSAME Entscheidung des rheinland-pfälzischen Bildungsministeriums gewesen. Die Kinder leiden…
Das sehe ich auch so. Wir haben räumlich gar nicht die Möglichkeit Kinder mit Autismus zB zu beschulen wenn sie einen Overload haben. Es gibt Schüler, die kommen mit so großen Klassen und großen Systemen nicht zurecht, wir sind Inklusions-Schwerpunktschule mit über 1000 Schülern, das ist viel.
Und dann haben wir immer wieder Schüler, die in diesem Rahmen nicht beschulbar sind. Die zB einfach alle 30 sec etwas laut reinrufen durch die Klasse und einfach nicht anders können. Wie soll das gehen mit einer Lehrkraft und ohne Schulbegleitung (bei uns werden aktuell Schulbegleitungen eingespart, dann gibt es eine für die ganze Klasse)? Es ist nicht hinnehmbar, wenn ein Schüler 90 mal in die Klasse reinruft in 45 Minuten. Wie stellt man sich das denn konkret vor? Das wüsste ich echt gerne mal. So jedenfalls geht es nicht.
Ich freue mich über die wertschätzende Investition einiger NRW-Kommunen in Förderschulen. Da hier schon oft (nachzulesende) Diskussionen stattfanden über Pro und Kontra von Förderschulen, erspare ich mir eine Wiederholung der vielen Pro-Argumente.
Die Inklusion, wie sie in Deutschland betrieben wird, dient doch in erster Linie nicht der UN-Behindertenrechtskonvention. In erster Linie ist es für die Politik ein Sparmodell, weil jeder Regelschulplatz ein Bruchteil eines Förderschulplatzes kostet. Die UN-Konvention ist nur das Feigenblatt hinter dem sich alle verstecken und es sich bequem machen können. Von daher bin ich auch als Lehrer ganz klar für Förderschulen.
Klar können wir an Regelschulen motorisch/physisch behinderte Kinder integrieren, aber bei psychischen Problemen sind wir ganz schnell am Ende unserer Möglichkeiten und da ist es für mich ganz klar, dass ich Regelschüler vor dem Inklusionskind schützen muss. Das Kind im Rollstuhl, das bei Inklusionsthemen immer gezeigt wird, ist nicht das Problem, wohl aber das Kind, das aus welchen Gründen auch immer (psychische Überforderung?) seine Mitschüler angreift.
Ja, Zustimmung! Es gibt immer wieder Kinder, die allen anderen (!) in der Klasse durch ihre psychischen Probleme und daraus folgende extreme Verhaltensstörungen das Lernen sehr erschweren oder gar verunmöglichen, weil die Lehrkraft wirklich nur noch damit beschäftigt ist, dieses eine Kind zu überwachen, damit es die anderen nicht angreift, verletzt oder sich selbst und andere gefährdet – Kommentar einiger Mitschüler: “Der war schon immer so und ist in der Grundschule fast nur im Rektorat gesessen…”. Inklusion Ende!
Auch die “normalen”, d. h. lernwilligen, sozialverträglichen Kinder haben ein Recht auf gute Bildung! Die Darstellung von Inklusionskindern mit körperlichen oder Sinnesbeeinträchtigungen verfälscht das Bild, denn das bekommen die Lehrkräfte in der Regel gut bewältigt, ist kein wirkliches Problem, aber bei kognitiven oder psychischen Defiziten Einzelner muss auch die (Bildungs-)Gerechtigkeit gegenüber den betroffenen Mitschülern in den Blick genommen werden!
“Die Darstellung von Inklusionskindern mit körperlichen oder Sinnesbeeinträchtigungen verfälscht das Bild” – tut es offensichtlich nicht: Die im Beitrag beschriebene geplante LVR-Förderschule soll eine für “körperlich und motorisch beeinträchtigte Kinder” werden.
“Auch die “normalen”, d. h. lernwilligen, sozialverträglichen Kinder haben ein Recht auf gute Bildung!” Kinder mit Behinderungen sind also für Sie weder normal, noch lernwillig, noch sozialverträglich? Wow.
Ist das übrigens auch ein Plädoyer für Mädchenschulen? “Sie fallen vor allem durch Negativ-Schlagzeilen auf: Als Störer, Pausenhofprügler, Schulversager – und nun sind sie auch im Gymnasium und an der Uni in der Minderzahl. Können Jungs immer weniger mithalten?” Quelle: https://www.urbia.de/magazin/familienleben/erziehung/was-ist-mit-unseren-jungs-los
Wenn schon, denn schon – oder? Raus damit (Spaß).
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Sie verdrehen hier Worte und verstehen (gezielt) falsch. “Normal” hat in diesem Kontext offenbar eine ganz konkrete und nachvollziehbare Bedeutung: In den Dimensionen Lernwilligkeit und Sozialverträglichkeit ist “normal”, wer jeweils nicht mehr als zwei Standardabweichungen unter oder über dem Mittelwert liegt.
Ein Kind, das sich fortwährend aggressiv ggü. Mitschülern verhält und kein Interesse am Unterricht zeigt, ist, in diesem Sinne, nicht normal, egal, ob behindert oder nicht. Die Glockenkurve ist überall und selbstverständlich lässt sich immer ein “normal” feststellen.
“In den Dimensionen Lernwilligkeit und Sozialverträglichkeit ist ‘normal’, wer jeweils nicht mehr als zwei Standardabweichungen unter oder über dem Mittelwert liegt.”
Wer misst das denn? Und wieso werden solche Abweichungen Kindern mit Behinderung pauschal unterstellt?
“Ein Kind, das sich fortwährend aggressiv ggü. Mitschülern verhält und kein Interesse am Unterricht zeigt, ist, in diesem Sinne, nicht normal, egal, ob behindert oder nicht.”
Bestreitet niemand. Und was hat das mit Inklusion zu tun?
Herzliche Grüße
Die Redaktion
“Wer misst das denn? Und wieso werden solche Abweichungen Kindern mit Behinderung pauschal unterstellt?“
Das muss niemand messen, das war nur eine Erklärung. Aber solches Verhalten pauschal Kindern mit Behinderung zu unsterstellen, ist tatsächlich ein Problem. Aus dem Bauch heraus würde ich sagen, die Größenordnung dürfte vergleichbar sein.
“Und was hat das mit Inklusion zu tun?”
Bzgl. dieser beiden Parameter (Lernwilligkeit und Sozialverträglichkeit): vermutlich nichts, zumindest nicht unmittelbar.
Mittelbar eventuell schon. Man stelle sich vor: Eine integrative Gymnasialklasse hat zwei extrem verhaltensauffällige Kinder. Eins davon ist der klassische Problemschüler. Laut, frech, stört fortwährend den Unterricht.
Das andere Kind zeigt ähnliches Verhalten, hat aber zudem einen Schwerbehindertenausweis.
Was wird passieren? Kind Nr.1 verfehlt das Klassenziel und wird solange die Schule wechseln, bis es in eine Klasse kommt, in der sein Verhalten näher am Mittelwert liegt, i.d.S. “normal” ist.
Kind Nummer 2. wird in der Klasse verbleiben.
Die anderen Kinder leiden also darunter, das Kind Nr.2 überproportional viel Aufmerksamkeit des Lehrers einnimmt und auch noch den Unterschied stört. Kind Nr. 1 ist nach der Erprobungsstufe auf einer anderen Schule, Kind Nr. 2 wird bleiben.
Das Gedankenexperiment zeigt: Auch wenn verhaltensauffällige Kinder unter Kindern mit Behinderung nicht überrepräsentiert sind, sorgt der inklusive Ansatz in solchen Fällen dafür, dass mehr unauffällige Kinder länger schlechteren Unterricht erhalten.
Eine Bewertung dessen möge jeder für sich selbst finden. M.M.n. ist das ein Dilemma, dass sich ersteinmal nicht auflösen ist.
„ Und was hat das mit Inklusion zu tun?“
Dass diese Kinder sehr wohl Inklusionskinder sind (emotional-sozialer Förderbedarf), aber eben aufgrund fehlender Ressourcen jeglicher Art nicht das bekommen, was sie bräuchten.
Was ist denn “emotional-sozialer Förderbedarf” genau? Gerne mal definieren. Und warum lässt sich dieser windelweiche Bedarf nur durch Reduzierung der curricularen Inhalte fördern (wie eben an Förderschulen)? Gibt’s keine leistungsstarken Kinder mit “emotional-sozialem Förderbedarf”? Ist eine rhetorische Frage: Doch, gibt es. Was für eine Schule bekommen die denn dann? Auch das verraten wir gerne: meistens Privatschulen, finanziert vom Jugendamt. Weil das staatliche Schulsystem dann endgültig mit seiner Aussortieritis am Ende ist. Gerne hier nachlesen: https://www.news4teachers.de/2022/04/kostenuebernahme-durch-jugendaemter-wie-privatschulen-dem-staat-helfen-die-zahl-der-schulabbrecher-zu-senken/
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Emotional-sozialer Förderbedarf ist ein seit vielen Jahren feststehender Fachbegriff, den die Redaktion meiner Meinung nach kennen sollte. Dazu gehören z.B. alle Formen von Autismus.
“Emotional-sozialer Förderbedarf” ist eine Gummi-Diagnose, für die es keine Standards in Deutschland gibt (weshalb der Anteil an Förderschülern, je nach Bundesland, schon mal doppelt so hoch wie andernorts ausfallen kann). Gerne hier nachlesen: https://www.news4teachers.de/2024/05/mogelpackung-inklusion-gutachten-deckt-auf-warum-es-immer-mehr-kinder-mit-dem-stempel-foerderbeduerftig-gibt/
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Die Kategorie ist aber durch vorgesetzte Dienststellen festgelegt worden.
Und diese vorgesetzten Diensstellen sind zufällig die gleichen, die dafür sorgen müssen, dass das System auch ausgelastet ist?
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Emotional-soziale Entwicklungsstörung: die andauernde Unfähigkeit, das eigene Verhalten angemessen zu steuern.
Falls Sie das „windelweich“ finden: Sie haben dann vielleicht noch nie mit Kindern zu tun gehabt, die plötzlich austicken, auf andere mit Scheren losgehen, Stühle und Tische durch die Gegend werfen, schreiend unter dem Tisch sitzen, auf Fahrten einfach abhauen oder versuchen, vor den Zug zu springen.
Seien Sie versichert , dass diese Diagnose nicht leichtfertig gestellt wird. Diese Kinder haben definitiv ein behandlungsbedürftiges Problem, und vermutlich nicht nur eins. Aber dazu befragen Sie am besten Experten in sozialpädiatrischen Zentren.
Ich reduziere Förderschulen im Gegensatz zu Ihnen nicht auf: „Da machste nen minderwertigen Abschluss.“.
Für mich sind das Schulen, welche den momentanen Bedürfnissen dieser Kinder am ehesten gerecht werden können, da dort das dafür ausgebildete Fachpersonal vorhanden und die Gruppen kleiner sind. Warum soll ein Kind bei entsprechender Leistungsfähigkeit dort keinen MSA machen können? Sie können es und sie tun es auch.
In BB bieten die Förderschulen ALLE Abschlüsse an: Ich zitiere den Par. 30(1) des Brandenburgischen Schulgesetzes:
„ (1) Förderschulen fördern die schulische und berufliche Eingliederung, gesellschaftliche Teilhabe und selbstständige Lebensgestaltung von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Sie vermitteln eine allgemeine Bildung und umfassen den Bildungsgang der Grundschule, die Bildungsgänge der Sekundarstufe I und den Bildungsgang zum Erwerb der allgemeinen Hochschulreife. Die Schule mit dem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt “Lernen” oder die Schule mit dem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt “geistige Entwicklung” vermittelt eine allgemeine Bildung und führt jeweils einen Bildungsgang zum Erwerb eines eigenen Abschlusses.“
Gern mal im Schulgesetz des Landes BB stöbern!
Mit freundlichen Grüßen,
Mika
“Für mich” – wir dachten, das Schulsystem ist zunächst mal für die Schüler da. Und 50.000 Schulabbrecher in Deutschland jedes Jahr, ein Gutteil davon von Förderschulen, sind nicht gerade ein Qualitätsausweis.
Geradezu lustig ist Ihr Hinweis auf das Brandenburgische Schulgesetz, um die Realität zu beschreiben. Dann ist das auch Realität, Paragraf 1: “Die Schulen sind so zu gestalten, dass gleicher Zugang, unabhängig von der wirtschaftlichen und sozialen Lage, der nationalen Herkunft, der politischen oder religiösen Überzeugung und des Geschlechts, gewährleistet wird. Es ist Aufgabe aller Schulen, jede Schülerin und jeden Schüler individuell zu fördern. Schülerinnen und Schüler mit besonderen Begabungen, sozial benachteiligte Schülerinnen und Schüler sowie Schülerinnen und Schüler mit Behinderungen sind besonders zu fördern.”
Wegsortieren kann übrigens mit dem letzten Satz nicht gemeint sein – sonst müsste es ja Sonderschulen auch für besonders Begabte oder sozial Benachteiligte in Brandenburg geben. Gibt’s aber nicht.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
“Es ist Aufgabe aller Schulen, jede Schülerin und jeden Schüler individuell zu fördern. Schülerinnen und Schüler mit besonderen Begabungen, sozial benachteiligte Schülerinnen und Schüler sowie Schülerinnen und Schüler mit Behinderungen sind besonders zu fördern.”
Und genau hier liegt der Hase im Pfeffer.
Es fehlt der Satz “Das Land sorgt dafür, dass das möglich ist.”
Solange das Land nicht dafür sorgt, dass die geforderten Dinge auch umsetzbar sind, sind solche Sätze eine Verhöhnung sämtlicher Schulen und Lehrkräfte, die das Pech haben, dieses nicht umsetzen zu können, weil die Ressourcen nicht vorhanden sind.
Hören Sie bitte auf, sich über uns zu echauffieren!
Wie unverschämt ist bitte, von uns zu verlangen, doch gefälligst umzusetzen, was irgendwelche Politiker*innen sich ausgedacht haben, auch wenn es unmöglich ist?!
“Das steht da aber.” Echt jetzt?!
“Von uns” – sind Sie das System?
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Gut, dann kommen eben alle auf eine Schule. Und diejenigen, die die Inklusion ablehnen, gehen auf gesonderte Schulen.
Wie wäre es mit (frei nach Raúl Krauthausen): Förderschule für alle! Gerne hier nachlesen: https://www.news4teachers.de/2025/01/sonderschule-fuer-alle-jede-schule-braucht-kleine-klassen-raul-krauthausen-ueber-inklusion-in-der-bildung/
Herzliche Grüße
Die Redaktion
“Und 50.000 Schulabbrecher in Deutschland jedes Jahr, ein Gutteil davon von Förderschulen, sind nicht gerade ein Qualitätsausweis.”
Schom Corinna Rüffer sagte vor zwei Jahren und 11 Tagen:
„Förderschulen bedeuten soziale Exklusion und rauben Kindern systematisch ihre Zukunft: Ein großer Teil der dort Lernenden sind Kinder mit Lernbeeinträchtigung aus Familien mit geringem Einkommen. Etwa 50 Prozent aller Jugendlichen, die ohne Schulabschluss dastehen, kommen von Förderschulen. Sie haben kaum Chancen auf einen Ausbildungsplatz oder anständig bezahlte Arbeit“ (https://www.news4teachers.de/2023/09/nach-pruefbericht-der-vereinten-nationen-gruenen-sprecherin-foerderschulen-abschaffen/).
Einer der fundamentalen Denkfehler der Debatte wurde auch dort offenbar, denn:
Oder:
Vielleicht machen Schüler, die (auch bei jeder erdenklichen Förderung) bereits vom gegenwärtigen Hauptschulniveau hoffnungslos(!) insb. kognitiv-intellektuell überfordert sind, einen Wesentlichen Teil der Gesamtmenge aus, ist die Schulabbrecherquote bei Beibehaltung des Niveaus gewissermaßen unveränderlich.
… bis jmd. auf die Idee kommt auch hier weiter das Niveau zum Erhalt eines Schulabschlusses zu senken oder diesen gleich komplett bedingungslos zu machen………
Brauchbarer werden damit Schulabbrecher, deren Abbruch weniger schmeichelhafte Ursachen hat, für die Wirtschaft damit aber auch nicht.
Man würde lediglich (analog zur Abiturientenschwemme) den Markt komplett verwässern und den Druck auf Hauptschüler, die tatsächlich einen Hauptschulabschluss verdienen und es ohnehin bereits schwer am Markt haben, die eigenen Chancen nochmals drastisch reduzieren.
tl:dr
Wie kommt Fr. Rüffer auf den Trichter, Förderschulen “raub[t]en Kindern systematisch ihre Zukunft” und zieht nicht in Betracht, dass ein evtl. wesentlicher Teil (das Gros) der Schüler dort eine Regelschule am Ende mit einem Schulabsachluss verlasse?!
Auch der Abschluss der Förderschule Lernen ist ein Abschluss, der prinzipiell berechtigt eine Ausbildung zu beginnen. An meiner Schule ist die Berufsvorbereitung in der Oberstufe ein Riesending in Kooperation mit den Rehaberatern des Arbeitsamtes und kein Schüler, der uns verlässt steht vor dem Nichts. Einige machen gleich eine klassische Lehre, andere besuchen ein Berufsbildungswerk um zunächst eine Fachpraktikerausbildung zu machen, einige wagen sich an den mittleren Bildungsabschluss ran. Die Schüler / innen aus dem Bereich Geistige Entwicklung finden ihren Platz in der Werkstatt für angepasste Arbeit, was aber auch keine Einbahnstraße sein sollte.
Der Förderschulabschluss ist kein regulärer Schulabschluss. Finden Sie mal einen Ausbildungsplatz damit – außerhalb von Behinderteneinrichtungen.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Ist in anderen Bundesländern auch so
Das kann ich Ihnen sehr einfach erklären, anhand selbst erlebter Praxisbeispiele (alles ‘echte’ ESE-Kinder):
Fall 1:
Wie “fördern” Sie ein Kind, das jede Lehrkraft ausser mir versucht, mit Zirkel, Schere und zuletzt einem Teppichmesser zu stechen ? (5. Klasse)
Fall 2:
Wie “fördern” Sie ein Kind, dass nach einem halbjährlichen Psychatrieaufenthalt, Medikamentation + dauerhafter Therapie ebenfalls zwecks “stechen” gerne zur Schere greift, später sich dann auf das Beissen verlegt und eine Kollegin so heftig in den Arm beisst, dass diese ins Krankenhaus muss mit infizierter Bisswunde und Piratennarbe danach? Und ansonsten dauerhaft schweigt ? (5./6. Klasse)
Fall 3, jetzt wirds richtig lustig:
Wie “fördern” Sie einen 9./10. Klässler, der solche Impuls- und Wutprobleme hat, dass er eine Sporthallenbank mit bloßen Händen zertrümmert (unter Selbstverletzung) und der WEISS, dass er aufgrund seiner “Gratisdiagnose” (seine Worte) eh “machen kann was ich will, also pass auf was Du sagst” ?
Alle diese Fälle haben gaaaanz toll “vernetzte” und “engagierte” Eltern gemeinsam, , die alle gaaanz genau wissen, dass sie ein “Recht!!!!” auf inklusive Beschulung haben.
Und natürlich völlig beratungsresistent sind.
DAS ist (Pseudo)Inklusion live.
Und ESE wächst rapide an.
Die Rollstuhlbilder sind schlichte Propaganda, um den Mitleidsreflex zu triggern – hätte ich ein “Rollstuhlkind” als Inklusionsschüler würde ich Kind plus Stuhl freiwillig die Treppen hochtragen/schieben.
Und bevor es wieder (absichtlich) missverstanden wird: Nein, nicht alle GU-Kinder und auch nicht alle ESE-Kinder sind so.
Aber ein “richtiges” reicht, um eine Klasse zu zertrümmern.
In einer normalen Schule KANN man solchen SuS nicht helfen.
Fall 1 & 2 endeten übrigens in der Unterbringung (der die Eltern natürlich erst zustimmten, als alles zu spät war und schon Zwang im Raum stand) Fall 3 auf einer Polizeiwache und vor Gericht, wir haben nie genau erfahren was los war.
Was lässt sich schon anderes machen mit dem jungen Hannibal Lecter – als Förderschule? (Spaß.)
Oder mal anders gefragt: Wie viele der 344.000 Förderschüler in Deutschland sind mit einem Teppichmesser auf Mitschüler losgegangen? Oder haben ein Klassenzimmer zertrümmert? So, wie die Schulgebäude aussehen, wohl ziemlich viele (nochmal Spaß).
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Ich habe 40 Jahre an einer Schule für körperliche und motorische Entwicklung gearbeitet. Diese Schulen sind 3 -zügig, Grund- und Hauptschule, Schwerpunkt Lernen, Schwerpunkt Geistige Entwicklung. Als die E Schulen verkleinert oder ganz abgeschafft wurden, führte das dazu, dass immer mehr Schüler mit Autismus Spektrum Störung, schwerem ADHS und sonstigen Problemen psychischer Art bei uns eingewiesen wurden, weil wir eben zu einem ganz normalen Hauptschulabschluss führen, wenn Schüler diesen erreichen können. Auch klassische E- Schulen hatten schon immer das Ziel die Schüler zu stabilisieren und sie dann wieder in die Regelschule zu integrieren oder, wenn das nicht möglich ist, zum Hauptschulabschluss zu führen. Das waren nie Schulen mit Schwerpunkt Lernen, wobei man auch dort den Hauptschulabschluss machen kann, dauert nur 1-2 Jahre länger, die die Schüler aber auch brauchen.
Diese Privatschulen musst du erst mal finden und wenn sind sie der allerletzte Strohhalm für Systemsprenger, die es leider auch gibt – hatte ich selbst einmal und ich konnte dem Mädchen nicht helfen, so sehr ich es versucht habe.
Wenn die Förderschule, als letzte Auffangstelle, einem Mädchen nicht mehr helfen kann – und auf Private setzen muss, die den Karren dann aus dem Dreck ziehen sollen -, dann ist das staatliche Schulsystem offensichtlich am Ende. Genau das kritisieren wir.
Schulpflicht ist nicht nur eine Sache, die die Kinder und Jugendlichen betrifft. Der Staat übernimmt damit auch eine Verantwortung, die er nicht mal eben delegieren kann, wenn’s ihm zu mühsam wird. Meinen übrigens nicht nur wir: https://www.lto.de/recht/hintergruende/h/bundesnotbremse-schulschliessungen-wechselunterricht-recht-auf-bildung-schule-bverfg
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Die E Schulen wurden schon vor 30 Jahren massiv abgebaut, während der Bedarf eigentlich gestiegen ist. Kinder- und Jugendpsychiater haben ellenlange Wartezeiten. Wenn ein Kind nicht akut suizidgefährdet ist, passiert ewig nichts, selbst wenn die Eltern sich bemühen.
“In den Dimensionen Lernwilligkeit und Sozialverträglichkeit ist “normal”, wer jeweils nicht mehr als zwei Standardabweichungen unter oder über dem Mittelwert liegt.”
???
Sie meinen aber keine Standardabweichung vom IQ-Test oder? Sonst müssen so einige Schüler*innen aus dem Gymnasium in die Sonderschule gekarrt werden…
Welche Erhebung/ Normalverteilung von Welche Glockenkurve meinen Sie?
„ Ist das übrigens auch ein Plädoyer für Mädchenschulen?“
Oooch, ich finde, dass in manchen Fächern koedukativer Unterricht eher zum Nachteil ist: in Mathe, Chemie, Informatik, Physik zum Nachteil der Mädchen, in Sprachen und Musik zum Nachteil der Jungen.
Sorry, aber solche Kommentare regen mich auf. Wie gut kennt ihr euch mit Förderschulen, ihrem Aufbau und ihren Zielen aus? Die Kollegin hat völlig recht. Bei den meisten Kindern mit einer körperlichen Einschränkung liegen noch weitere Probleme vor und Kinder mit psychischen Problem brauchen meiner Meinung nach erst mal eine richtige Diagnose und dann eine Behandlung ehe sie vielleicht wieder in der Regelschule unterrichtet werden können. Bis dahin versucht sie die Förderschule in ihren kleineren Klassen und mit dem entsprechenden Personal aufzufangen, so gut es geht, denn leider wurden gerade die Förderschulen mit Schwerpunkt E als 1. eingespart.
“Erst mal” – wie viele Schüler kommen wohl von der Förderschule ins Regelsystem zurück? Die Antwort: “Förderschüler:innen haben kaum Aussicht auf Schulformwechsel.” Gerne hier nachlesen: https://bildungsklick.de/schule/detail/foerderschuelerinnen-haben-kaum-aussicht-auf-schulformwechsel
Das System entwickelt offenbar Klebekraft.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
“Es gibt immer wieder Kinder, die allen anderen (!) in der Klasse durch ihre psychischen Probleme und daraus folgende extreme Verhaltensstörungen das Lernen sehr erschweren oder gar verunmöglichen”
Klingt heftig, wie es an Ihrer Schule läuft! Naja, tatsächlich läuft es bei Ihnen besser als an den Förderschulen – da muss noch ordentlich nachgebaut werden, um Ihr Niveau zu erreichen.
Was sagten denn die Sopäds bei Ihnen bzw. die sonderpädagogische Beratungsstelle?
Es gibt auch Rollis mit ESE. Rolli sieht man, ESE eben nicht.
ese merkt man aber sofort und ist sehr oft nicht mehr regelschulfähig in den 30er Klassen. Rolli, Mikrofon oder Tauben Schüler beim sprechen anschauen sing, gleiche kognitive Fähigkeiten vorausgesetzt, egal.
ESE wird vor allem zielgleich unterrichtet.
“Von daher bin ich auch als Lehrer ganz klar für Förderschulen.”
Warum nicht für eine richtige Umsetzung der Inklusion?
“[…] da ist es für mich ganz klar, dass ich Regelschüler vor dem Inklusionskind schützen muss.”
An der Wahlurne, bevor Sie überhaupt einen Fall kennenlernten, der Ihre Vorstellung antrifft? Aber so ein Rollifahrer kann auch ganz schön viel Geschwindigkeit aufbieten und Blinde können Sie noch im Dunkeln vermöbeln.
Aber egal. Das Beispiel im Artikel ist ja eine Förderschule für “das Kind im Rollstuhl”, der Schläger kommt in jedem Fall zu Ihnen – da läuft es ja objektiv besser! Haben Sie keine Vorstellung, wie viel Geld wir in die Förderschulen pumpen müssen, dass es da so gut läuft wie an Ihrer Schule? 😀
“Aus Sicht der Landesregierung sind die Schulen des gemeinsamen Lernens und die Förderschulen für die sonderpädagogische Förderung gleichwertige Lernorte.“ (Schulministerium Feller)
Ich kann mich daran erinnern, dass es vor 15 Jahren hieß: Ein Kind an einer SEK 1 Schule verursacht jährlich Kosten von ca. 3.500€. Das gleiche Kind an der Förderschule verursacht Kosten in 4-6 facher Höhe. Da sollte jedem klar sein, warum die Politik nach Inklusion schreit und warum die Inklusion in der Form läuft, wie sie läuft.
Will man wirklich psychisch behinderte Kinder in den Regelschulen unterrichten, braucht jedes dieser Kinder einen Letnbegleiter mit Master-Studium in der Tasche für sich alleine und das wirklich jeden Tag in jeder Stunde inkl. Krankheitsreserve. Da wird das dann aber für die Politik unbezahlbar teuer und außerdem wachsen dermaßen qualifizierte Lernbegleiter nicht auf Bäumen. Wir haben sie schlicht nicht.
Das Kind im Rollstuhl ist in der Regel mehrfachbehindert, hat Wahrnehmungsprobleme, verfügt nur begrenzt über Sprache, hat epileptische Anfälle usw. Kinder mit Behinderungen rein körperlicher Art, wie sie in den Medien gezeigt werden, sind eher selten und gehören selbstverständlich an die Regelschule, genau wie Kinder mit chronischen Erkrankungen.
Eine meiner letzten Klassen, war eine Abschlussklasse an der Schule für körperliche und motorische Entwicklung mit 9 Schüler/innen, alle auf dem Entwicklungsstand von 2 – 4 Jährigen plus teilweise Riesenpflegebedarf. Wir hatten viel Spaß trotz Corona, aber unsere Unterrichtsziele hatten so gar nichts mit denen an der Regelschule zu tun, weil die Bedürfnisse dieser Jugendlichen ganz andere waren.
“Das Kind im Rollstuhl ist in der Regel mehrfachbehindert, hat Wahrnehmungsprobleme, verfügt nur begrenzt über Sprache, hat epileptische Anfälle usw. Kinder mit Behinderungen rein körperlicher Art” – wie viele Kinder mit solchen Behinderungen gibt es wohl in Deutschland? 344.000 sicher nicht. Das ist die Zahl der Förderschülerinnen und -schüler in Deutschland.
“Weil die Bedürfnisse dieser Jugendlichen ganz andere waren” – nehmen wir auch bei Schüler*innen in Regelschulen häufig so wahr. Gerne hier nachlesen: https://www.news4teachers.de/2025/07/manchmal-viel-wichtiger-als-der-unterricht-wie-emotionale-unterstuetzung-von-lehrkraeften-das-wohlbefinden-von-schuelern-praegt/
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Als Vater eines geistig behinderten Schülers begrüße ich den Ausbau der Förderschulen ganz ausdrücklich!
Da Ihr Sohn wahrscheinlich nicht an eine dieser geplanten Schulen gehen wird, wüsste ich gerne, warum Sie dies begrüßen:
Ist die Kritik an der aktuellen Umsetzung der Inklusion in Deutschland oder sehen Sie konkrete Vorteile einer Förderschule – ungeachtet der Ausstattung?
Wo sehen Sie denn (bei der derzeitigen Ausprägung) die Vorteile?
Aber schön, dass Sie die Betroffenen belehren wollen, die sich ihr eigenes Bild gemacht haben.
Die Vorteile sind doch klar. An einer Regelschule müsste der Sonderpädagoge lediglich die unterrichtenden Lehrkräfte beraten, an der Förderschule muss er selbst unterrichten.
Klugscheißer hier und arbeiten da, wer die Vorteile nicht sieht, ist betriebsblind.
Verstehe ich gut.
Ich bin Grundschullehrerin und Mutter von einem geistig behinderten Kind.
Als Mama kann ich nur folgendes sagen: Unser Sohn war, obwohl seine Behinderung auch vor der Schule schon klar war, in einer Grundschule. Es haben sich alle Mühe gegeben, trotz allem konnte man ihm nicht richtig gerecht werden.
An der Grundschule war er zwar akzeptiert, hatte aber immer eine Sonderstellung. Zu Geburtstagen wurde er nicht eingeladen, weil er bei den Aktivitäten eh nicht hätte mithalten können.
Die weiterführende Schule hätte ihm meiner Meinung nach noch weniger gerecht werden können und da wäre die Ausgrenzung sicherlich noch schlimmer geworden.
Das wollten wir ihm nicht zumuten und haben ihn dann lieber an einer Förderschule angemeldet.
Seit er jetzt in die Förderschule mit einer kleinen Klasse mit nur 9 Kindern und mindestens 2 Lehrern in der Klasse gewechselt ist, hat er sich super weiterentwickelt und konnte endlich Freunde finden. Er wird zu Geburtstagsfeiern eingeladen und dort werden halt Aktionen geplant, bei denen die Kinder gut mitmachen können, weil alle Kinder ein Handicap haben.
Bevor die Ausstattung und die Personalsituation in den Schulen nicht entsprechend ausgebaut wird, haben behinderte Kinder keine gleichwertige Chance.
Als Grundschullehrerin:
Was helfen mir 2 sonderpädagogische Stunden in der Woche, wenn ich in der restlichen Zeit alleine mit 29 Kindern klar kommen muss und gar nicht weiß, wo ich zuerst helfen soll. Und meist bleibt es ja nicht bei einem Kind. Ich habe im Moment 2 Kinder mit durchlaufendem AO-SF Verfahren und 3 Kinder, bei denen es im Raum steht, auch Ese.
Die Ese-Kinder flippen aus, wenn man sie nicht 1:1 im Blick hat, die anderen muss ich vor ihnen schützen, da sie schnell mal aggressiv werden, die ganz schwachen/unorganisierten Kinder brauchen meine Hilfe, um überhaupt arbeiten zu können, dem nächsten ist schlecht, ein anderer braucht ein Pflaster, der eine muss zum Klo, der nächste findet sein Heft nicht, ein anderer will mir noch etwas von gestern erzählen, die HA müsste ich eigentlich auch noch kontrollieren und die starken Kinder kommen und sind schon fertig bevor einige nichtmals den ersten Buchstaben geschrieben haben.
Diese „Zustände“ werden von Durchgang zu Durchgang, gefühlt zumindest, immer schlimmer, die Kinder immer unselbstständiger und kommen mit immer weniger Kompetenzen in die Schule. Die Schere wird immer größer.
Ich könnte noch ewig weiter schreiben…
Mein Fazit ist aber:
Solange nicht mehr Personal und bessere Ausstattung in den Schulen vorhanden ist, sind Förderschulen dringend erforderlich. Viele Kolleginnen fühlen sich ja jetzt schon am Limit.
Genau
Genau – das mit den Freunden auf Augenhöhe ist das eigentliche Problem und jedes Kind bemerkt schnell, dass es mit den anderen nicht mithalten kann und deshalb immer Sonderaufgaben bekommt. Da werden die Verhaltensprobleme unter Umständen hausgemacht. Ich habe regelmäßig mindestens ein Jahr gebraucht um nur das Selbstbewusstsein dieser Kinder wieder aufzubauen, wenn sie dann irgendwann zu mir in die Klasse kamen.
Inklusion und Sonderschulen werden gegeneinander ausgespielt, wer hätte es kommen sehen… (gähn)
Immerhin witzig: “Aus Sicht der Landesregierung sind die Schulen des gemeinsamen Lernens und die Förderschulen für die sonderpädagogische Förderung gleichwertige Lernorte.“
Anscheinend lief die Inklusion bisher zu gut an den Regelschulen, dass Millionen in die Sonderschulen gebuttert werden müssen – eine wichtige Erkentniss!
Nächstes Mal, wenn eine Kolleg*inn sich eine bessere Inklusion wünscht, weise ich auf ihre mangelnde Dankbarkeit hin, wie gut es in den Regelschulen läuft im Vergleich zu den SBBZ XD
Sagt der Sonderpädagoge, der an einer Förderschule arbeitet und nur ab und zu mal an der Regelschule einzelne Kinder exkludierend betreut…
Ah, schneller 😉
Da stehen wir alle gleich schlecht da und im gleichen Regen – vernünftige oder gar GUTE Investitionen in den Bildungsbereich, das gibt es nicht.
Die Tochter von Freunden hat das Down Syndrom und wird an einer Grundschule inklusiv unterrichtet. Leider klappt das überhaupt nicht: Das Mädchen merkt immer und überall, dass es bei den anderen Kindern nicht mithalten kann. In der Pause und in der Freizeit will niemand mit ihr spielen, u.a. weil sie sehr undeutlich spricht.
Dass die Schulbegleiterin in zwei Jahren schon dreimal gewechselt hat, sei nur am Rande erwähnt.
https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/ehemalige-schule-am-kastanienweg-das-wurde-aus-schuelern,schule-320.html
Dieser Artikel zeigt die andere Seite der Medaille auf. Inklusion um jeden Preis?