Schülerrat will Rapper Haftbefehl im Lehrplan sehen: “DNA unserer Generation”

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OFFENBACH. Die Netflix-Doku über Haftbefehl schlägt hohe Wellen. Junge Menschen sehen in dem Offenbacher Rapper einen authentischen Spiegel ihrer Lebenswelt. Trotzdem lehnt das Hessische Kultusministerium den Vorschlag des Stadtschüler*innenrats Offenbach ab, seine Texte und Biografie im Unterricht zu behandeln. Damit entbrennt ein Streit um die Frage, wie nah Schule an der Realität der Jugend sein darf.

“Wiederholte Neigung zur Kriminalität”: Haftbefehl bei einem Auftritt in Mannheim 2020, Foto: Sven Mandel / via Wikimedia Commons CC-BY-SA-4.0

Die Musik und das Leben des Offenbacher Rappers Haftbefehl sollten nach Ansicht des Stadtschüler*innenrates im Unterricht thematisiert werden. «Haftbefehl ist kein Randphänomen – er ist Teil der kulturellen DNA unserer Stadt und unserer Generation», sagte Luca Albert Dobrita, Stadtschulsprecher von Offenbach. Seine Sprache, sein Werdegang und seine Themen erzählten von der Realität, die viele junge Menschen täglich in der Stadt leben. Beim hessischen Kultusministerium stieß der Vorstoß auf Ablehnung.

«Weder die Texte des Rappers noch sein kontroverses Auftreten in der Öffentlichkeit stehen im Einklang mit dem Bildungs- und Erziehungsauftrag, den die Schulen erfüllen», erklärte eine Ministeriumssprecherin auf Anfrage. Sowohl die Texte als auch die Lebensgeschichte des Rappers verdeutlichten «eine wiederholte Neigung zur Kriminalität bzw. eine ambivalente Distanzierung davon und sind somit keinesfalls geeignet, eine Vorbildfunktion für adoleszente Personen zu erfüllen». Falls der Stadtschülerrat das Thema Hip-Hop oder Rap im deutschsprachigen Bereich im Unterricht aufgreifen wolle, gebe es viele andere Möglichkeiten und Beispiele.

Der Rat seinerseits forderte die «bewusste Auseinandersetzung mit seinem Werk und seinem Lebensweg im Unterricht – insbesondere in den Fächern Musik, Politik & Wirtschaft sowie Deutsch». Sogar konkrete Vorschläge machten die Schülerinnen und Schüler auf der Webseite des Stadtschüler*innenrats:

  • Im Musikunterricht: als Analyse moderner Rhythmik, Sprachrhythmus und Flow
  • Im Deutschunterricht: zur Untersuchung von Sprachvariationen, Dialektik, Mehrsprachigkeit und gesellschaftlicher Ausdrucksform
  • Im Politikunterricht: als Einstieg in Themen wie soziale Ungleichheit, Migration, Aufstiegschancen und Integration

«Wenn Schule ein Ort der Lebensrealität sein soll, dann darf sie nicht nur Goethe lesen, sondern auch Haftbefehl hören», sagte dazu Cengizhan Nas, stellvertretender Stadtschulsprecher. Bildung dürfe nicht ignorieren, wie Jugendliche wirklich sprechen, fühlen und denken. Und das täten sie nun mal nicht wie Goethe vor gut 200 Jahren.

Neue Doku über Rapper Haftbefehl

Die Forderung der Schüler kommt auch vor dem Hintergrund einer neuen Netflix-Dokumentation über Aykut Anhan, der sich als Rapper Haftbefehl nennt. Die Doku spannt einen Bogen vom Offenbacher Hochhausviertel Mainpark, in dem Anhan aufwächst, über seinen kometenhaften Aufstieg als Musiker bis hin zu psychischen Problemen und Drogenkonsum, die fast tödlich waren.

Inhaltlich behandeln die Texte von Haftbefehl meist das Leben im kleinkriminellen Milieu (z. B. in Ich nehm’ dir alles weg oder Psst!). So rappt Haftbefehl beispielsweise detailliert über die Herstellung und den Verkauf von Drogen sowie über die Anwendung von Waffengewalt, wobei er laut Wikipedia eine ambivalente Meinung über das Leben als Krimineller zu transportieren scheint und sowohl die Vorteile, als auch die Nachteile eines derartigen Lebensstils in seinen Liedern behandelt.

Andere Themen in den Texten des Rappers sind die Diskriminierung von Migranten in Deutschland (Generation Kanack mit Manuellsen) und das Leben in sozial schwachen Bezirken (Glaub an den Herrn mit Manuellsen, Sommernacht in Offenbach). News4teachers / mit Material der dpa

Schülervertreter fordern mehr lebenspraktische Inhalte im Unterricht – wie Steuerrecht

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Rainer Zufall
9 Tage zuvor

“Bildung dürfe nicht ignorieren, wie Jugendliche wirklich sprechen, fühlen und denken. ”
Oh, die Bildungspolitik will es nicht ignorieren, sie will es vorschreiben :/

Rüdiger Vehrenkamp
8 Tage zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Beruft sich Bildungspolitik nicht seit jeher auf die ganzen „Experten“ (je nach eigenem, von Parteiinteressen geleitetem Spektrum)?

Rainer Zufall
8 Tage zuvor

Kenne keine Expert:innen, welche Verbote von Genderzeichen oder lebensweltnaher Musik als Unterrichtsgegenstand fordern – das ist wohl mehr politisch denn wissenschaftlich begründet

Mika
6 Tage zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Ich bezweifle ziemlich stark, dass Haftbefehl „lebensweltnahe Musik“ – bezogen auf die Lebenswelt der überwiegenden Anzahl der Offenbacher Schüler – macht. Koksen die alle, kochen und verticken Drogen?

Dann: armes Offenbach!

Rainer Zufall
5 Tage zuvor
Antwortet  Mika

Die genießen alle “Bildungssprache” in ihrer Musik 😉

Kleopas
7 Tage zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Soll vielleicht ein nicht weiter legitimierter “Stadt-Schülerrat von Offenbach” irgendwas vorschreiben? DIE Jugendlichen, das müsste ja wohl etwas repräsentativer sein.
Das Wort “Bildung” meinte schon immer was anderes als das Milieu der Kleinkriminellen und der Unterschichten im allgemeinen. Für die Schule ist nur die sog “Bildungssprache” relevant, aber das ist keine Erfindung der neuesten Bildungspolitik. Benutzt nicht die Digitalisierung auch zumindest die Schriftsprache (meist auf Englisch), aber keinen “Slang”? Oder irre ich? Oder sollen wir an Gymnasien die Bildungssprache haben und an den anderen Schulen das, was Rapper wie “Haftbefehl” so meinen? Die DNA ist schließlich das, was vererbt wird. Da hat jeder eine andere.

Rainer Zufall
6 Tage zuvor
Antwortet  Kleopas

Partizipation ist nicht “irgendwas vorschreiben”. In diesem Sinne, sehe ich ja das stumpfe Verbot ja kririsch 😉

Wenn Sie meinen, dass in Musik nur Songs verwendet werden, die gesellschaftlich nie aneckten (Rap, Rock ‘n’ Roll, Hip Hop), habe ich bei den Musiklehrer:innen an unserer Schule andere Erfahrungen gemacht.

Lesen jetzt in der Klasse “Tschick” – auch wenn das nicht der von Ihnen beschriebenen “Bildungssprache” entsprechen dürfte und Themen umfasst, die diskutiert werden müssen.

Kleopas
6 Tage zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Das Wort “vorschreiben” wurde von Ihnen zuerst verwendet. Wer will, kann alles mögliche im Unterricht behandeln, aber es gibt Bildungsstandards, die für ganz Deutschland verbindlich sein sollen. Die stammen von der KMK und nicht von Offenbacher Schülern. Zur Musik: Es gibt auch populistische Forderungen, das sozusagen als “Wunschkonzert” aufzufassen, um sich berieseln zu lassen. Es geht aber um die Strukturen in der Musik, um Tonleitern, Intervalle und Akkorde, die Geschichte davon und die Verschiedenheit von Musikgattungen. Wo sonst sollen die Leute das kennenlernen? Im Deutschunterricht kann es auch nicht um den jeweiligen Lieblingskrimi gehen, der angeblich zur DNA gehört. Es geht um Bildung, nicht um ein Sammelsurium von allem und jedem.

Rainer Zufall
6 Tage zuvor
Antwortet  Kleopas

“Wer will, kann alles mögliche im Unterricht behandeln”
Offensichtlich nicht ^^

“Es geht aber um die Strukturen in der Musik, um Tonleitern, Intervalle und Akkorde, die Geschichte davon und die Verschiedenheit von Musikgattungen.”
AUẞER die Musikgattung Rap und die Geschichte dahinter? 😉

Kleopas
4 Tage zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

“Offensichtlich nicht”
Wenn ein Lehrer irgendwas Ungewöhnliches behandelt, merkt das doch niemand im Ministerium, es sei denn, jemand beschwert sich. Aber die Offenbacher Schüler wollten das im “Lehrplan” sehen (lt. Überschrift), also “vorschreiben”, und das gleich bei mehreren Fächern. Sooo wichtig das das vielleicht nun auch wieder nicht.

Die “Musikgattung Rap” soll erstmal beweisen, dass sie mehr ist als eine vorübergehende Modeerscheinung, siehe auch den Kommentar von A.J.Wiedenhammer weiter unten. In einer Schule mit 1000 Schülern wird es sehr viele unterschiedliche Ansichten über bevorzugte Musik geben. Da kann sich nicht jeder wichtig machen.

Mika
6 Tage zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Sie lesen Tschick mit den SuS oder Sie sind als SoPä anwesend, wenn der Deutschkollege das Buch mit den SuS bearbeitet? Ich dachte, Sie arbeiten als Sonderpädagoge einige wenige Stunden im Außendienst und sind ansonsten an der Förderschule mit Schwerpunkt GE?
Herrndorf ist ganz normaler Bestandteil des Themenfeldes zeitgenössische deutsche Jugendliteratur, und die Kids finden Tschick zumeist genauso dröge oder spannend wie Faust.

Rainer Zufall
6 Tage zuvor
Antwortet  Mika

“Sie lesen Tschick mit den SuS oder Sie sind als SoPä anwesend, wenn der Deutschkollege das Buch mit den SuS bearbeitet?”
Wo macht dies einen Unterschied in meiner Aussage?
Ich arbeite an einem SBBZ Lernen. 😉

“Herrndorf ist ganz normaler Bestandteil des Themenfeldes zeitgenössische deutsche Jugendliteratur”
Immer schon? DAS ist mit “Bildungssprache” schon immer gemeint gewesen?

Mika
6 Tage zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

„Immer schon“ sicher nicht: Herrndorf hat das Buch ja erst 2010 veröffentlicht.

potschemutschka
5 Tage zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

“Wo macht dies einen Unterschied…?” – Das Sie diesen Unterschied nicht kennen, sagt alles! 🙂 Keine weiteren Fragen!

potschemutschka
6 Tage zuvor
Antwortet  Kleopas

“Die DNA ist schließlich das, was vererbt wird.” – das, was biologisch/genetisch vererbt wird.
Es gibt aber auch noch andere “Arten” von Erbe, z. B. kulturelles Erbe. Aber dieser Unterschied scheint den heutigen Schülern nicht mehr klar zu sein.
Da spürt man den Mangel an schulischer Bildung (Biologie) und den Einfluss der Medien, die seit längerem inflationär mit dem Begriff “DNA” um sich werfen: “Das steckt in seiner/ihrer/unserer DNA. Mir kräuseln sich dann immer die Fußnägel, wenn ich das höre oder lese.
Und warum wird immer der englische Begriff und nicht der deutsche (“DNS”) benutzt?

Kleopas
9 Tage zuvor

Ist das ein verfrühter Karnevalsscherz? Heute ist der 1.11., nicht der 11.11.

447
8 Tage zuvor
Antwortet  Kleopas

“Mehr Haftbefehl wagen !” fände ich garnicht übel.

Küstenfuchs
8 Tage zuvor

Mit solchen Forderungen machen es Schülervertreter einem schwer, sie wirklich ernst zu nehmen.

Wir sollen also wirklich neben Nachteilen auch Vorteile von kleinkriminellem Verhalten im Unterricht besprechen?

Sollen wir wirklich sein Werk im Musikunterricht besprechen? Warum? So außergewöhnlich oder beispielhaft ist der Künstler jetzt auch nicht. Zudem wäre das vollkommen beliebig. Warum nicht Taylor Swift? Oder gar Helene Fischer, gerne auch mit einer Textanalyse der erschreckend banalen Texte?

Bestenfalls das Beispiel des Einstiegs in Politikthemen würde möglicherweise taugen, das liegt dann aber ohnehin in den Händen der einzelnen Kollegen. Aber auch hier taugt ein verklärter Krimineller kaum als Vorbild.

Rüdiger Vehrenkamp
8 Tage zuvor

Gegen Rap generell ist sicher nichts einzuwenden, aber muss es ausgerechnet „Haftbefehl“ sein? Ich geh mal davon aus, dass in fünf bis zehn Jahren ohnehin kein Hahn mehr nach dem krähen wird. „Apache 207“ oder „Capital Bra“ wären, Stand heute, eventuell adäquater Ersatz und haben nicht diese Drogenvergangenheit.

Pit2020
8 Tage zuvor

@Rüdiger Vehrenkamp

“Ich geh mal davon aus, dass in fünf bis zehn Jahren ohnehin kein Hahn mehr nach dem krähen wird.”

Sic!
Nach den Kollegas der Rap-Zunft auch nicht …

Wenn die “jungen” Leute wüssten, was sie nicht wissen (Grüße gehen raus an die Hattie-Bro-Community 😉 ), dann würden sie sich ein anderes Thema suchen (oder notfalls was von tiktok vorschlagen lassen):

https://www1.wdr.de/kultur/kulturnachrichten/rap-hip-hop-top-40-billboard-100.amp

JoS
4 Tage zuvor

Falsch gedacht. Sowohl Apache als auch Capital Bra sind doch längst out, während Haftbefehl seit gut 15 Jahren relevant ist. Liegt halt auch an der lyrischen Qualität der Texte.

Teacher Andi
8 Tage zuvor

HipHop und Rap muss man verstehen und nicht verurteilen (abgesehen vom dirty Rap). Im Grunde ist es die Stimme benachteiligter und/oder diskriminierter Bürger, und mit dem HipHop Tanz haben schon viele Jugendliche eine Selbstbestätigung gefunden, ohne sich kriminalisieren zu müssen. Aber dieses Musikgenre ist natürlich nicht jedermanns Geschmack, und oft wird es mit Gewalt und Sex in Verbindung gebracht, was so nicht stimmt, denn das sind Auswüchse der Botschaft, so wie es in jeder Form von Kunst/Musik/Jugendtrends gibt. Auch wenn es den Kumis nicht passt, ich behandle diese Themen im Unterricht, muss für mich nicht im Lehrplan stehen.

Küstenfuchs
8 Tage zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Das ist ja auch grundsätzlich vollkommen in Ordnung. Nur ist das alles kein Argument für die Behandlung speziell von Herrn Anhan, in dessen Lebenslauf und Werk Gewalt und Kriminalität sehr wohl eine zentrale Rolle spielen, im Unterricht.

JoS
4 Tage zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Es gibt schon gute Gründe dafür, einen Künstler mit einem absolut eigenständigen, für die Zeit vollständig neuen lyrischen Ansatz im Unterricht zu behandeln. Machen wir ja bei anderen Epochen auch.

unverzagte
7 Tage zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Danke, Teacher Andy, das sehe ich genauso.

447
8 Tage zuvor

Das passt perfekt zu aktuelle Schuldebatten.

Ich persönlich sage auch (und stimme zu, was diese “junge Menschen” betrifft, in deren “DNA” das liegt:
Weniger Noten und Hausaufgaben,mehr Haftbefehl wagen!

Unfassbar
8 Tage zuvor
Antwortet  447

Nach einem Haftbefehl sind Kost und Logis gratis!

AvL
5 Tage zuvor
Antwortet  447

Warum sind Sie beide eigentlich Lehrer geworden ?

Mondmatt
8 Tage zuvor

Genau so hab ich mir die Lehrplangestaltung durch die Schüler vorgestellt.

 «Haftbefehl ist kein Randphänomen – er ist Teil der kulturellen DNA unserer Stadt und unserer Generation»

Das möchte ich dann doch bezweifeln!

Klar man findet den Rapper ” Haftbefehl” cool.

Die große Mehrheit der Schüler dürfte aber weder dessen Herkunft aus einem Problemviertel, noch später dessen Werdegang teilen.

Die Mehrheit stammt aus bürgerlichen Familien und wird später normale Berufe im Handwerk, Industrie und auf dem Büro ergreifen. Viele werden sogar studieren.

Traurige Nachricht an alle Heranwachsenden. Nur ein Bruchteil der erwachsenen Bevölkerung verdient sein Geld als Rapper, Influencer, Profi-Fußballer, Model oder Türsteher. Die Mehrheit der Erwachsenen verdient ihre Geld mit uncoolen Sachen.

Das Thema “Haftbefehl” wird dabei leider kaum eine Rolle spielen.

Die Schule ist in der traurigen Situation junge Menschen auf ein Arbeitsleben vor zu bereiten, das momentan so gar nicht ihren Träumen entspricht.
Lauter uncoole Sachen wie Mathe, Politik, Deutsch, Fremdsprachen usw.

Wie geht das jetzt weiter?

Deutsch in Jugendsprache. Tschill ma alda. Wird die Bank sicher freuen, wenn der neue Lehrling als Bankkaufmann die Kunden zukünftig so begrüßt.
Der Bau von Schlagringen, Messern und Ninja-Sternen im Werkunterricht?
Anbau pflanzlicher Drogen in Bio?
Chemie hat auch eine Menge Potential. Wie macht man LSD, Koks oder Söders Kristall-Met.
Informatik mit Recherchen in Porn-Tube und dem Darknet.

Sorry für die Spaßbremse. Die hochbegabten, über behüteten, kritik-intoleranten Früchte unserer Lenden werden leider auch so uncooles Zeug wie Mathe brauchen um später ihren Lebensunterhalt verdienen zu können.
Ich fand früher auch ACDC cooler als Schule. Deprimierender Weise brauchte ich das Wissen um das Werk und den Werdegang von ACDC nicht ein mal in meinem Berufsleben wirklich.

Wenn man anfängt über solche Vorschläge ernsthaft nach zu denken, dann sind wir echt auf dem Weg von einer Schule zu einer Verwahranstalt in der die jungen Möchte-Gerne-Gangster-Rapper bespaßt werden damit sie zufrieden sind und nicht nerven.

Ein Traum geht in Erfüllung Damian-Patrick-Augustin kann alle Texte von “Haftbefehl” auswendig. Ganz klare Sache! Hochbegabt!!!
Wo bleibt das Stipendium????

Tabasco
8 Tage zuvor
Antwortet  Mondmatt

Hm, vor 200 Jahren hätten Sie über Georg Büchner und seinen Woyzeck vermutlich genauso geschrieben. Was bildet der sich auch ein, Proleten zu Hauptfiguren zu machen und alle geltende Poetik sattsam in die Tonne zu treten…
Ob in fünf Jahren noch einer weiß, wer „Haftbefehl“ ist, wird sich herausstellen. Wahrscheinlich ist, denke ich, dass der bedeutendste deutsche Literaturpreis nicht nach ihm benannt wird. Klar ist aber auch, dass Rap als Kunstform längst etabliert ist – und damit in die Lehrpläne gehört.
Für Deutsch ist „Sprache im Wandel“ in den meisten Bundesländern vorgesehen und das sollte sich dann m.E. nicht darin erschöpfen, ob „Weib“ zu Goethes Zeiten anders konnotiert war als es das heute ist, sondern heutige Ausdrucksformen müssen berücksichtigt werden.
Ob dieser Wandel nun anhand des Beispiels „Haftbefehl“ oder anderer Künstler:innen behandelt wird, ist da nicht vorrangig, aber dass die Offenbacher SuS sich aus Lokalpatriotismus für „Haftbefehl“ im Unterricht aussprechen, ist leicht nachvollziehbar.

JoS
4 Tage zuvor
Antwortet  Tabasco

“Was bildet der sich auch ein, Proleten zu Hauptfiguren zu machen”

Danke, an Büchner musste ich auch denken. Das Spießbürgertum wird sich wohl nie ändern.

Canishine
8 Tage zuvor

Und da sage noch einer, wenn ich Abends Musik (oder so) höre oder Netflix schaue, wäre das keine Arbeitszeit. Man weiß ja schließlich nicht, was demnächst im Lehrplan steht.

Götz
8 Tage zuvor

Ich glaube, die Schülerinnen und Schüler können das selbst am besten: Sie kennen ihre Lebenswelt und sollen die Prioritäten so setzen wie sie meinen.- In einem selbstgestalteten und selbstorganisierten Lernprozess ohne weltfremdes Lehrpersonal und bevormundendes Ministerium.

Rüdiger Vehrenkamp
8 Tage zuvor
Antwortet  Götz

Demnach setzen wir „Fortnite“ und „am Handy chillen“ mit auf den Lehrplan? Ich hätte es 1997 ebenfalls gefeiert, wenn der Umgang mit einem Tamagotchi im Bio-Unterricht durchgenommen worden wäre.

Götz
8 Tage zuvor

Wieso “wir”? Ich war am Lehrplan noch nie beteiligt, habe ihn stets nur exkutiert.

Rüdiger Vehrenkamp
8 Tage zuvor
Antwortet  Götz

Na, dann engagieren Sie sich doch. Es gibt doch sicherlich ein Forum zur Mitarbeit. Und nach ihrem Einlass müsste ein neuer Lehrplan ja sehr leicht zu erstellen sein: Alles rauswerfen und die Kinder entscheiden lassen, denn die kennen ihre Lebenswelt am besten und wissen, was sie lernen möchten 🙂

447
8 Tage zuvor

Ich bin dafür.
Lernen ist eh patriarchal-kapitalistisch und/oder für Streber.

Erste Stunde: Gemeinsames Entflammen von Schultüte, dazu vergleichende Textarbeit im Hörverstehen: Haftbefehl versus Kapital, brah!

AvL
5 Tage zuvor
Antwortet  447
447
3 Tage zuvor
Antwortet  AvL

Keine Ahnung, wie Sie jetzt auf Kriminalität kommen.

Weder solcher Sprechgesang noch Tüten rauchen ist illegal. Im Gegenteil ist doch beides erlaubt, von vielen Menschen ganz demokratisch erwünscht und gewollt.

Wo liegt das Problem?

potschemutschka
6 Tage zuvor
Antwortet  Götz

“In einem selbstgestalteten und selbstorganisierten Lernprozess ohne weltfremdes Lehrpersonal und bevormundendes Ministerium.”
Richtig! Das sehe ich auch so:
Niemand hindert die Schüler daran, sich in ihrer Freizeit mit “Haftbefehl” zu beschäftigen, keiner redet ihnen da hinein!
Wenn es im Lehrplan steht, würden ihnen die Lehrer oder gar das Ministerium ja so einiges vorgeben. Wollen die Schüler wirklich, dass ihnen jemand ihre DNA in kleinen Häppchen vorgekaut serviert?
(Ironie?)

Heinz
8 Tage zuvor

Deshalb haben Schüler in vielen Gremien auch lediglich ein Beratungs- und kein Mitbestimmungsrecht.

Rainer Zufall
8 Tage zuvor
Antwortet  Heinz

Weil es wenig inhaltliche Argumente dagegen gibt und man es den Schüler:innen lieber ausschlägt, als sich selbst erklären zu müssen?

Annemaus
7 Tage zuvor

Es gibt auch viele andere Künstler, die sich viel mehr um den deutschsprachigen Rap und Hip Hop verdient gemacht haben.

Falco: “Rock me Amadeus” ist bis heute das einzige deutschsprachige Lied, das es auf Platz 1 der US-Charts geschafft hat. Seine Raps sind von der Rhythmik und Schnelligkeit auch weit ansoruchsvoller. Deshalb ist er auch so schwer zu covern. Falco gehörte auch zu den Musikern mit dem absoluten Gehör.

Tic Tac Toe: Die wohl erste weibliche Rap-Kombo mit drei Frauen, die alle einen sichtbaren Migrationshintergrund haben. Mit Songs wie “Warum”, “Küss mich nicht” und “Spiegel” haben sie auch gesellschaftliche Themen wie Drogentod, Kindesmissbrauch und Schönheitsdruck angesprochen.

Nanu?
7 Tage zuvor
Antwortet  Annemaus

Oder Oli P.

A.J. Wiedenhammer
7 Tage zuvor

“Haftbefehl” gehört vielleicht zur DNA einiger – hier besonders lauter und in
ihrer momentanen Position hervorgehobener – Schüler, aber sicherlich nicht zu der aller. Noch nicht einmal zu der der Mehrheit, würde ich behaupten, wenn ich mir die Individualisierung des Musikgeschmacks samt Wegen zum Kennenlernen/Konsumieren anschaue. (Im Gegensatz zu “Früher”, als die “TopTen” o ä. zum notwendigen Grundwissen von Heranwachsenen gehörten.)

Aber selbst wenn: Wer kommt denn auf die Idee, dass Schule unbedingt das behandeln muss, mit dem sich manche (!) Schüler schon freiwillig beschäftigen? Ist es nicht mindestens genauso empfehlenswert, dass die Schule hilft, den jeweiligen Horizont zu erweitern? Vielleicht sogar dahingehend, wo die jeweilige Peergroup gerade mal nicht hinblickt? Blick über den Tellerrand? Verlassen der altbekannten Komfortzone?

Hier scheinen mir sowieso ganz persönliche Vorlieben die Motivation für die Forderung zu sein. Und wie schon andere gesagt haben: Bitte die Schnelllebigkeit solcher Vorlieben nicht verkennen: Ich stelle manchmal die Frage in den Raum, wie heutige Grundschüler in ein paar Jahren wohl die heutige Hypes kommentieren würden: Genervtes bis überhebliches Augenrollen und “Das war noch in Schwarz-weiß, oder…?” sind da durchaus vorstellbar.

potschemutschka
7 Tage zuvor

Wissen diese Schüler eigentlich, was “DNA” ist? Vielleicht sollte man erst einmal mehr Biologie unterrichten?

S.B.
7 Tage zuvor

Da behandle ich lieber andere Beispiele mit mehr musikalischem Anspruch.

Teacher Andi
7 Tage zuvor
Antwortet  S.B.

War klar …….

S.B.
6 Tage zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Was war klar?

Canishine
7 Tage zuvor

„Sogar konkrete Vorschläge machten die Schülerinnen und Schüler auf der Webseite des Stadtschüler*innenrats: […]“
Wenn es also zur DNA der Generation gehört, dass sie gerne moderner Rhythmik, Sprachrhythmus und Flow im Vergleich zu den verschiedenen anderen Musikformen analysieren, im Sprachunterricht Sprachvariationen, Dialektik, Mehrsprachigkeit und gesellschaftlicher Ausdrucksform in unterschiedlichen und vielfältigen Kontexten untersuchen und nach dem Einstieg in Themen wie soziale Ungleichheit, Migration, Aufstiegschancen und Integration diese Themen vertiefen und alle anderen Themen interessiert bearbeiten möchte, dann besteht überhaupt kein Grund zur Skepsis.

Mika
6 Tage zuvor

„ Haftbefehl ist kein Randphänomen – er ist Teil der kulturellen DNA unserer Stadt und unserer Generation»

Ups, wirklich?

Koksen ab 13, Verurteilung wegen Drogenhandels mit 21, daraufhin Flucht vor dem Strafantritt ins Ausland, Ausbildung bereits nach 3 Wochen abgebrochen, immer mal wieder antisemitische Entgleisungen mit darauffolgender Entschuldigung…
Seine Texte sind Geschmackssache – mir zu sehr das kriminelle Milieu als cool herausstellend, aber so muss Gangstarap ja.

Ich wohn zum Glück nicht in Offenbach, kann mir gut vorstellen, dass nicht mal ein Viertel der Offenbacher der Beschreibung von Haftbefehl als „Teil der kulturellen DNA der Stadt“ zustimmt – zumal Haftbefehl seit 2023 in Dubai lebt.

Klar sollte man sich in Schule mit den „Kids dieser Stadt“ beschäftigen, und warum nicht mit Haftbefehl. Ist halt die Frage, wo man es reinquetscht. Freie Spitzen sind ja nun eher Mangelware im Rahmenplan.

potschemutschka
6 Tage zuvor
Antwortet  Mika

“Teil der kulturellen DNA unserer Stadt und unserer Generation” – Hmmm, wirklich von allen dieser Generation in dieser Stadt?
Wenn das also genetisch (DNA) bedingt ist und nur einen bestimmten Teil der Menschen betrifft, also andere ausschließt? …. woran muss ich da gerade denken? … Ist das nicht diskriminierend (gegen Ältere und Nicht-Offenbacher)?

447
5 Tage zuvor
Antwortet  potschemutschka

Sie werden hiermit von der Zentralagentur “Gutdenk” verwarnt: Hören Sie sofort auf, Muster zu erkennen.
Zu erkennende Muster werden über die zentrale Amtspost zugestellt.

potschemutschka
5 Tage zuvor
Antwortet  447

Oh, sorry!
https://www.idrlabs.com/de/matrizen-iq-test/test.php
Ist meine Skepsis gegenüber IQ-Tests doch nicht unbegründet. 🙂

Dreamghost
5 Tage zuvor

Mein früherer Lehrer hat vor 10 Jahren gesagt: Haftbefehl/Kollegah’s Erfolg ist die Schuld der Deutschlehrer: Eine tiefgehende Textanalyse und kein Schüler hört es mehr freiwillig.

potschemutschka
4 Tage zuvor
Antwortet  Dreamghost

Da könnte was dran sein. 🙂 Meine D-Lehrerin hat es auch geschafft, mir z.B. “Die neuen Leiden des jungen W.” madig zu machen. Wir sollten es über die Ferien lesen und ich fand es toll. Dann kam die Te xtanalyse im Unterricht …

AvL
5 Tage zuvor

Einige der hier abgedruckten Kommentare sagen mehr über die fehlende Nähe der Absender zu dieser Jugend selbst aus, als dass diese Kommentare in der Lage wären, die Erlebniswelt der dortigen Jugend in Mannheim zu beschreiben. Ja, Mannheim ist eine Stadt mit einem sehr hohen Anteil an Menschen mit einem Migrationshintergrund. Und diese Musik spiegelt eben die Erlebniswelt dieser Jugendlichen. Es ist deren Realität.

Machiavelli
5 Tage zuvor
Antwortet  AvL

Aha. Sie sind’s also, der das alles richtig zu beurteilen weiß. Entweder ist man Ihrer Meinung oder man hat irgendein psychisches Problem. So einfach ist das.

Hysterican
4 Tage zuvor
Antwortet  Machiavelli

.ärztlich diagnostiziert – aus der Ferne – anhand weniger Worte…
Tja, wer kann – der kann!
Hut ab!! – oder auf dem Vorstellungsniceau eines knallharten GangsterRappers doch eher “Kopf ab”?

Canishine
4 Tage zuvor
Antwortet  AvL

Wenn Sie damit meinen, dass ich keine sonderliche Nähe zur Heldenverehrung im Bereich der Kriminalität, Drogensucht usw. empfinde, dann haben Sie Recht. Und ich würde den Kindern und Jugendlichen auch eher empfehlen, dazu auf Distanz zu gehen, denn sie löst ihre realen Probleme und Fragen nicht im Geringsten.
Wenn Sie meinen, dass es verschiedentlich an Verständnis für die Situation oder das Gebaren von Kindern und Jugendlichen fehlt, würde ich das auch bejahen, bin aber nicht sicher, ob man das aus den Kommentaren herauslesen kann.

Machiavelli
5 Tage zuvor

Ich schaue da gerade rein. Ich mag den Film bzw. die Doku nicht. Es wirkt doch wie eine “Selbstbeweihräucherung”, was man ganz oft hat bei solchen Leuten, die um jeden Preis Ruhm & Reichtum erwerben wollen, dafür alles tun und manchmal im übertragenen Sinne und manchmal auch wortwörtlich über Leichen gehen, um uns dann am Ende zu sagen, dass sie daran eigentlich nicht schuld sind und sie doch eigentlich ganz lieb sind. Aber, man hat, egal, wie man lebt, immer eine Wahl. Ob man sich beugt oder nicht, entscheidet man immer selbst. Auch wenn man nur ein “kleiner Dealer” war, man hat mit dem Dealen andere Menschen zerstört und das hat man in Kauf genommen und es war einem egal, Hauptsache, man hat davon profitiert.