DÜSSELDORF. Auch im neuen Schuljahr bestimmen zahlreiche Baustellen die Arbeit der Schulen in NRW. Die Integration der neu zugewanderten Kinder und Jugendlichen, die schulische Inklusion oder die Beseitigung von Mängeln bei der Umsetzung der Schulzeitverkürzung stellen die Lehrerinnen und Lehrer vor große Herausforderungen. „Wir benötigen mehr Investitionen und ein gutes ‚Baustellenmanagement‘, damit 2016/17 ein gutes Schuljahr für die Kinder und Jugendlichen sowie die Lehrerinnen und Lehrer in NRW wird“, sagte Dorothea Schäfer, die Vorsitzende der GEW NRW, heute in Essen.
„Die GEW erkennt an, dass das Land zusätzliche Stellen für das gemeinsame Lernen und die Beschulung Geflüchteter bereitstellt. Unsere Schulen benötigen allerdings deutlich mehr Stellen für Inklusion, Sprachförderung und Integration als im Haushaltsentwurf für 2017 vorgesehen sind“, erklärte die Landesvorsitzende der GEW NRW. Für die Versorgung und Integration von Flüchtlingen stelle das Land im kommenden Jahr rund 4,1 Milliarden Euro bereit. „Das ist viel Geld, aber wenn die Maxime ‚Priorität für Bildung und Integration‘ heißen soll, muss nachgebessert werden“, verlangte sie und ergänzte: „Das kann das Land nicht alleine stemmen, wir brauchen ein bildungspolitisches Konzept aus einem Guss mit finanzieller Beteiligung des Bundes.“
Schäfer bekräftigte ihre Kritik an der Neuregelung zur Unterrichtung neu zugewanderter Schülerinnen und Schüler. Offenkundig wolle das Schulministerium die Bildung zusätzlicher Vorbereitungsklassen für Flüchtlingskinder vermeiden, um Zuwachs an Integrationsstellen zu vermeiden. „Wer bewährte Konzepte ablöst, muss gewährleisten, dass die Kinder und Jugendlichen bestens gefördert und integriert werden sowie eine Überforderung der Lehrerinnen und Lehrer ausgeschlossen wird.“
Bei der Beseitigung der Mängel bei der Umsetzung der Schulzeitverkürzung sei besseres Baustellenmanagement dringlich erforderlich. „Wer populistischen Positionen im beginnenden Wahlkampf etwas entgegensetzen will, muss hier liefern“, so Schäfer weiter.
Nach wie vor stelle auch die Umsetzung der Inklusion die Schulen vor große Probleme. Es fehle an ausgebildeten Lehrkräften, konkreter Unterstützung und zielgerichteter Steuerung vor Ort. Ohne eine Reduzierung der Klassengrößen in den Inklusionsklassen auf 20 Schülerinnen und Schüler und eine durchgängige Doppelbesetzung werde die Inklusion scheitern, warnte Schäfer abermals.
Dabei können schon jetzt freie Stellen an den Schulen häufig nicht wieder besetzt werden. Schäfer warnte: „Wir steuern auf einen erheblichen Lehrkräftemangel zu. Nicht nur die Grundschulen haben Probleme, vakante Stellen wieder zu besetzen. Es gibt einfach nicht genug Bewerbungen.“ Die GEW NRW fordere deshalb schnell wirkende Maßnahmen, um Lehrermangel vorzubeugen und regional teils gravierende Unterschiede bei der Versorgung mit Lehrerinnen und Lehrer schnell abzubauen.
Schäfers abschließende Mahnung: „Wenn Schulen personell unzureichend ausgestattet sind und Ressourcen fehlen, wenn Lehrerinnen und Lehrer nicht gerecht bezahlt und nicht entlastet werden, wird unser Schulsystem die aktuellen Herausforderungen nicht bewältigen können. Die Landesregierung ist am Zug.“