Gymnasium kämpft um die Rückkehr seiner Schülerin Bivsi – und erreicht schon mal, dass die Stadt weitere Abschiebungen aus Schulen verbietet

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DUISBURG. Das Duisburger Steinbart-Gymnasium lässt nicht locker. Eltern, Lehrer und Schüler machen gegen die Abschiebung der 14-jährigen Bivsi und ihrer Familie nach Nepal mobil – heute mit einer Demonstration vor dem Rathaus der Stadt. Das Mädchen, Schülerin der Schule, war unangekündigt und vor den Augen ihrer entsetzten Mitschüler aus dem Unterricht herausgeholt worden, um sie zum Flughafen zu bringen. Mittlerweile hat sich Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link (SPD) in den Fall eingeschaltet – er will sich dafür einsetzen, dass Bivsi in Duisburg Abitur machen kann. Darüber hinaus hat er angeordnet, dass es keine Abschiebungen aus den Schulen der Stadt mehr geben soll, wie die „Rheinische Post“ berichtet.

Vor zwei Wochen waren Beamte der Ausländerbehörde in der Schule erschienen, um Bivsi R. zunächst zu ihrer Familie und dann zum Frankfurter Flughafen zu bringen, von wo aus mit ihren Eltern nach Nepal abgeschoben wurde. Mitschüler reagierten geschockt und mussten medizinisch und seelsorgerisch betreut werden. In einem Internet-Interview gegenüber der Lokalzeit Duisburg des WDR sagte das Mädchen unter  Tränen: „Ich konnte mich noch nicht mal von meinen Freunden und meiner Klasse verabschieden“. Sie sei nach Hause gefahren worden und habe mit ihrer Familie unter Zeitdruck packen müssen. Dann sei die Familie zum Flughafen gebracht und in ein Flugzeug nach Kathmandu gesteckt worden – sie habe sich dabei wie ein Schwerverbrecher gefühlt.

Demo zum Rathaus

„Deutschland ist meine Heimat, ich kann fließend deutsch. Nepalesisch kann ich nicht so sprechen. Deshalb wird es hier schwer“, sagte die Gymnasiastin, die in Deutschland geboren wurde. Die Familie lebte bereits seit fast 20 Jahren in Deutschland. Der Vater arbeitete als Sushi-Meister in einem Duisburger Restaurant. Am heutigen Montag, 12. Juni, wollen Eltern, Lehrer und Schüler vom Steinbart-Gymnasium bis zum Rathaus ziehen, um Bivsis Schicksal öffentlich zu machen, wie das Nachrichtenportal „Der Westen“ berichtet. Sie haben laut Bericht eine Petition an den nordrhein-westfälischen Landtag geschickt, um eine Rückkehr des Mädchens zu erreichen. Obwohl nach einer Abschiebung eigentlich eine einjährige Wiedereinreisesperre gilt, gibt es offenbar juristisch zwei Wege – entweder Bivsi bekommt ein Schülervisum, müsste dann aber ohne ihre Eltern zurückkehren. Oder die Familien erhalte ein so genanntes „humanitäres Visum“, das Menschen in besonderen Notlagen die Einreise ermögliche. Das müssten Behörden hier unterstützen, so heißt es in dem Bericht.

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Ist das menschenwürdig? Gymnasiastin (14, in Deutschland geboren) wird aus der Klasse geholt, um sie abzuschieben – Mitschüler traumatisiert

Tatsächlich gibt es Hoffnung. Aktuell werde „auf verschiedenen Ebenen“ geprüft, so berichtete Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link (SPD), ob Bivsi zurück nach Deutschland geholt werden könne – und es gebe Möglichkeiten. „Dafür habe ich mich in den letzten Tagen stark gemacht“,  sagte er und betonte: „Dieser Fall führt uns vor Augen, wie brutal manchmal das Ausländerrecht in Deutschland ist. Das fällt jedem, der drauf guckt, schwer und geht auch nah. So auch meinen Mitarbeitern und auch mir“, sagte er. Außerdem habe er die Ausländerbehörde angewiesen, keine weiteren Abschiebungen mehr aus Schulen vorzunehmen.

Laut „Der Westen“ will sich zudem die von Eltern und Schülern der Schule angesprochene SPD-Bundestagsabgeordnete Bärbel Bas beim Auswärtigen Amt in Berlin dafür einsetzen, dass sich in dem Fall etwas an der Einreisesperre „machen lässt“. Bas: „Das ist ein tragischer Fall, der zeigt, wie fragwürdig die Rechtslage und wie wichtig ein Einwanderungsgesetz ist. Ich kann die Fragen der Mitschüler verstehen, warum eine vollintegrierte Familie abgeschoben wird.“ bibo / Agentur für Bildungsjournalismus

Immer öfter werden Schüler aus Klassenzimmern abgeführt – Polizei-Gewerkschaft und GEW fordern: Schule muss Schutzraum sein

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