Lehrer halfen bei bundesweiter Fahndung: Kinderschänder verhaftet

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MÖNCHENGLADBACH. Bei der Suche nach einem mutmaßlichen Kinderschänder wurden Schulen in ganz Deutschland um Hilfe gebeten – mit Erfolg: Ein 48-Jähriger Mönchengladbacher wurde jetzt festgenommen, der seine Tochter zwei Jahre lang missbraucht und Bilder von seinen Taten ins Internet gestellt haben soll. Dies berichtet die „Rheinische Post“.

Schulen in ganz Deutschland halfen bei der Fahndung nach dem Kinderschänder. Foto: Jacek NL / Flickr (CC BY-NC 2.0)
Schulen in ganz Deutschland halfen bei der Suche nach dem Missbrauchsopfer. Foto: Jacek NL / Flickr (CC BY-NC 2.0)

An der ungewöhnlichen Fahndungsaktion seien nicht nur das Bundeskriminalamt und sämtliche Landeskriminalämter beteiligt gewesen, sondern auch die Kultusministerien aller Bundesländer, heißt es in dem Bericht. Um einen mutmaßlichen Kinderschänder zu finden, hätten sich nämlich Ermittler von der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität in Frankfurt Anfang April mit einem Foto bundesweit an Schulen gewandt. Es sei das Bild eines kleinen Mädchens mit einem langen Leidensweg gewesen, berichtet das Blatt.

Das Kind wurde offensichtlich missbraucht, Fotos davon wurden ins Internet eingestellt. Das Gesicht des Mädchens sei zu sehen gewesen, das des Täters nicht. Um das Kind von seinem Leid zu befreien, hätten die Ermittler gehofft, dass Lehrer das Kindergesicht erkennen. Die Rechnung sei aufgegangen. Eine Lehrerin aus Mönchengladbach soll es gewesen sein, die den entscheidenden Hinweis gab. Die Spur führte laut „Rheinischer Post“ zu einem 48-Jährigen, der ebenfalls in Mönchengladbach lebt. Er soll seine mittlerweile heute zwölf Jahre alte Tochter seit Frühjahr 2010 zu sexuellen Handlungen gezwungen haben. Seit vergangener Woche sitzt er in Untersuchungshaft. Die Vorwürfe: schwerer sexueller Missbrauch und Verbreitung von Kinderpornografie.

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Der 48-Jährige sei geschieden und lebe getrennt von seiner Familie. Doch nach dem Besuchsrecht habe der Vater seine Tochter alle 14 Tage sehen dürfen. „Dabei kam es immer wieder zu den Übergriffen“, so wird Günter Wittig, Leitender Oberstaatsanwalt der Generalstaatsanwaltschaft in Frankfurt, in dem Bericht zitiert. Normalerweise werde in solchen Fällen mit Täterfotos gefahndet, doch das sei diesmal nicht möglich gewesen. „So schien es uns erfolgversprechend, Schulen in die Suche, die aus Opferschutzgründen nicht öffentlich sein durfte, einzubinden“, sagte Wittig der Zeitung. Dies sei ein erheblicher Aufwand gewesen, denn schließlich habe es keinen Hinweis auf einen Ort gegeben. So seien bundesweit Lehrer befragt worden. Aber die Mühe habe sich gelohnt. „Wir sind vor allen Dingen froh, dass wir das Leid des Mädchens beenden konnten“, erklärte der Leitende Oberstaatsanwalt laut Bericht. Ohne das Engagement der Lehrer sei dies nicht möglich gewesen. Anfang April sei damit begonnen worden, Fotos an die Schulen zu leiten. Ende April gab es bereits den Durchbruch.

Von Hessen, wo die Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität sitzt, wird der Fall nun nach Nordrhein-Westfalen übergeben. Der Prozess gegen den mutmaßlichen Kinderschänder wird wohl vor dem Mönchengladbacher Landgericht stattfinden, sagt Wittig. Ein Termin stehe aber noch  fest. Der mutmaßliche Täter sei vorbestraft wegen des Besitzes von Kinderpornografie, so berichtet die „Rheinische Post“.

Die Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) wurde im vergangenen Jahr bei der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main eingerichtet. Sie ist bislang einmalig in Deutschland. Aufgabe der ZIT ist es, den Staatsanwaltschaften das für die Strafverfolgung in diesem Bereich notwendige Know-How zu vermitteln. Dabei kümmert sich die ZIT nicht nur um spektakuläre Fälle. Sie nimmt sich etwa auch des Themas Cybermobbing an, wie Wittig berichtet – beispielsweise auf der mittlerweile indizierten Plattform  „Ishare gossip“. „Was da zum Teil geschieht, tun wir nicht als Häme unter Kindern und Jugendlichen ab. Da werden Kinder von Kindern an den Pranger gestellt, in übler Form.“

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