Studentenwerke warnen vor „Katastrophe“ wegen Bafög-Staus

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DÜSSELDORF. Wer studieren will und aus einer weniger betuchten Familie stammt, braucht Bafög. Doch darauf müssen Antragsteller oft viel zu lange warten. Nächstes Jahr wird eine Rekordzahl an Studierenden erwartet. Die schon mit Antragswellen kämpfenden Studentenwerke schlagen Alarm.

Bis ein Bafög-Antrag bearbeitet wird, kann viel Zeit vergehen. Foto: Jörg Sabel / pixelio.de
Bis ein Bafög-Antrag bearbeitet wird, kann viel Zeit vergehen. Foto: Jörg Sabel / pixelio.de

Nach massiven Klagen über zu lange Bearbeitungszeiten bei Bafög-Anträgen fordern die Studentenwerke eine rasche Lösung von der nordrhein-westfälischen Landesregierung. Angesichts wachsender Studierendenzahlen fehlten etwa 40 Stellen in den Ämtern, um die zu erwartende Antragsflut zu bewältigen, bilanzierte die Arbeitsgemeinschaft der Studentenwerke NRW. Es wird erwartet, dass der doppelte Abiturjahrgang 2013 und die geburtenstarken Jahrgänge in den kommenden Jahren so viele Studierende an die Hochschulen bringen wie nie zuvor.

«Das lässt sich mit dem jetzigen Personalstand nicht bewältigen», warnte der stellvertretende Sprecher der Arbeitsgemeinschaft, Jörg Lüken. Ohne höhere Landeszuweisungen drohe in den Ämtern «eine Katastrophe». Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD) äußerte sich zuversichtlich, in den laufenden Haushaltsberatungen Verbesserungen zu erreichen.

Im vergangenen Jahr hatten die Studentenwerke in NRW rund 115 000 Anträge auf Leistungen nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (Bafög) zu bearbeiten. Für das laufende Jahr prognostizieren sie eine Steigerung auf fast 127 000 und für nächstes Jahr auf über 134 000 Anträge. Derzeit erhalten gut 18 Prozent der Studierenden in NRW Bafög.

Die durchschnittliche Bearbeitung dauere zwei Monate, Wartezeiten von einem halben Jahr gebe es aber auch, berichtete Lüken. Die Bearbeiter hätten pro Jahr und Kopf bis zu 700 Anträge zu bewältigen. Im Moment gebe es aber keinen katastrophalen Stau in den Ämtern, sagte Schulze.

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Kein Geld für neue Studentenwerke

Ein weiterer Brennpunkt sind die «Studentenbuden». Lüken sagte: «Es wird immer schwerer, attraktiven bezahlbaren Wohnraum zu finden.» In NRW leben derzeit 36 947 Studierende in Studentenwohnheimen. Die Durchschnittsmiete liegt bei 222 Euro – das ist vielerorts billiger als der private Wohnungsmarkt. Deutliche Engpässe gibt es aktuell in Aachen, Düsseldorf, Köln, Münster und Siegen.

Neubauten könnten nicht mehr finanziert werden, bilanzierten die Studentenwerke. Allerdings seien innerhalb von zwei Jahren 11 000 Wohnplätze mit 120 Millionen Euro energetisch saniert worden, betonte Schulze. Die Studentenwerke hätten darüber hinaus 20 Millionen Euro in Modernisierungen investiert. Nach Abschluss weiterer Sanierungen sollen nächstes Jahr insgesamt 37 200 Plätze in modernen Wohnheimen zur Verfügung stehen.

Auf den doppelten Abiturjahrgang seien die Hochschulen in NRW gut vorbereitet, meinte die Ministerin. Über Einzelheiten will sie Ende September informieren. Lüken mahnte aber: «Ein gutes Stück Weg liegt noch vor uns.»

Die FDP sieht die Hochschulen vor dem im Oktober beginnenden Wintersemester mit Finanzproblemen alleingelassen. «Die Kompensationszahlungen der Landesregierung wiegen den Wegfall der Studienbeiträge bei weitem nicht auf», kritisierte die Hochschulexpertin der Landtagsfraktion, Angela Freimuth, in einer Mitteilung. Die rot-grüne Landesregierung hatte die Studiengebühren in NRW im vergangenen Jahr abgeschafft. dpa
(31.8.2012)

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