Sternekoch Lafer kocht für Schüler – ein Modell, das Schule macht?

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BAD KREUZNACH. Die Speisekarte zur Eröffnung konnte sich sehen lassen: Frühlingsröllchen mit Sweet-Chili-Soße oder gefüllte Frikadelle mit Kartoffelpüree.  Johann Lafer, bekannt bei Feinschmeckern und TV-Zuschauern, eröffnete an einem Gymnasium im rheinland-pfälzischen Bad Kreuznach seine erste Schulmensa.

Ließ die Kinder zu ihren Wünschen befragen: Starkoch Johann Lafer. Foto: genusshotel / Flickr / (CC BY-NC 2.0)
Will ausschließlich Produkte aus der Region verarbeiten: Starkoch Johann Lafer. Foto: genusshotel / Flickr / (CC BY-NC 2.0)

«Wir betreiben hier Unterstützung von Bildung in Form von Essen», sagte Lafer, bevor hinter einem schwarzen Vorhang die neue Essensausgabe der Mensa enthüllt wurde. Vier Millionen Euro hat der Bau gekostet, er wird durch den Kreis Bad Kreuznach und das Land Rheinland-Pfalz finanziert. Das Projekt soll nach Wünschen der Organisatoren bald bundesweit Schule machen. Vergleichbares gäbe es bislang nicht.

Lafer stieß das Projekt an und ist der Betreiber. Er will fast ausschließlich Produkte aus der Region verarbeiten, eingekauft beim Bauern. Kalkuliert sind maximal 3,99 Euro pro Gericht. Einen Euro davon gibt wiederum der Landkreis. Die Macher des Projekts wollen erreichen, dass die Schüler bald lieber zu Gesundem greifen als zu einer Nudelbox vom Asiaten um die Ecke.

Zu viel Fleisch, zu wenig Gemüse

«Es geht darum, ein neues Verhältnis zu Lebensmitteln zu entwickeln», sagte die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD). Dazu wurde auch der Stundenplan umgekrempelt. Eine fest angestellte Ökotrophologin soll die Schüler künftig über gesundes Essen aufklären.

Es gibt eine gläserne Probeküche und auf den Tabletts bei der Essensausgabe werden einzelne Zutaten erklärt und abgebildet. Die Schüler können über einen «Mensabeirat» mitbestimmen, was auf den Teller kommt. Selbst ihre Handys bleiben von den Neuerungen nicht verschont: Über eine App sollen sie künftig das passende Gericht bestellen können.

Ernährungswissenschaftler der Hochschule Fulda hatten seit über zwei Jahren nach passenden Rezepten geforscht und die rund 1200 Schüler des Gymnasiums befragt. Dabei kam heraus: Viele hielten ihre Ernährung für gesund, obwohl sie zu viel Wurst und Fleisch und zu wenig Gemüse aßen. Lafer zeigte sich immer noch verwundert über manche Antworten: «Bei der Befragung fielen Spaghetti Bolognese durch, Nudeln mit Hackfleischsoße waren aber sehr beliebt.»

Der Sternekoch will künftig pro Tag bis zu 600 Schüler im Zweischichtbetrieb bewirten – und Unwissenheiten rund ums Essen beheben. Wie schwer die Aufgabe werden könnte, wurde bereits heute deutlich: «Am beliebtesten bei uns sind natürlich Pizza, Nudeln und Döner», sagte der Schülersprecher des Gymnasiums. «Ich hoffe, das bleibt auf der Speisekarte.»  JONAS-ERIK SCHMIDT, dpa
(9.11.2012)

 

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