G8 vor dem Ende? Immer mehr Bundesländer steuern um

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HANNOVER. Vor gar nicht allzu langer Zeit überboten sich die West-Bundesländer beinahe bei der Einführung des Turboabiturs – zu schnell? Fast alle steuern nun mehr oder weniger zurück. Auch GEW und Teile des Philologenverbands haben sich gegen G9 ausgesprochen.

Das Abitur nach zwölf Jahren ist aus Sicht von Bildungsexperten überhastet eingeführt worden. Viele West-Bundesländer rudern nun zurück und bieten das Abitur nach 13 Jahren zumindest als Wahlmöglichkeit wieder an. In Baden-Württemberg, und Nordrhein-Westfalen können Gymnasiasten im Rahmen von Modellprojekten das Abitur nach 13 Schuljahren (G9) ablegen. In Schleswig-Holstein ist dies ebenfalls an einzelnen Gymnasien möglich. Auch der hessische Landtag beschloss Wahlfreiheit für Schulen und Eltern vom kommenden Schuljahr an. Gleiches sieht auch die neue niedersächsische Landesregierung vor.

Einganag eines Gymnasiums (Ausschnitt)
An immer mehr Gymnasien kann wieder das Abitur nach 13 Schuljahren erworben werden. Foto: bbroianigo / pixelio.de

In den Stadtstaaten Bremen, Hamburg und Berlin ist an Gymnasien derzeit nur das Turbo-Abitur möglich, an Gesamtschulen wird die Reifeprüfung unverändert nach 13 Schuljahren abgelegt. Bayern hält am G8 fest, will aber ein sogenanntes Flexibilisierungsjahr einführen. Rheinland-Pfalz ist das einzige Bundesland, das das Turbo-Abitur nie eingeführt hat. In den meisten ostdeutschen Bundesländern wurde das Abitur immer schon nach lediglich zwölf Jahren abgelegt. An Gesamtschulen wird hier allerdings auch 13 Jahre gelehrt.

Einer Umfrage unter Eltern zufolge wünschen sich im Westen 80 Prozent und im Osten 50 Prozent die Rückkehr zu 13 Schuljahren. Väter und Mütter beklagen die Stofffülle, den Leistungsdruck und die fehlende Zeit für außerschulische Aktivitäten wie Sport oder Musik.

Die GEW in Niedersachsen hat sich jüngst ebenfalls für die Rückkehr zum Abitur nach 13 Jahren ausgesprochen, sowohl an Gesamtschulen als auch an Gymnasien. Und auch der niedersächsische Philologenverband, die Interessenvertretung der Gymnasiallehrer, hat vor einer Woche überraschend ebenfalls für die Rückkehr zum Abitur nach 13 Jahren an Gymnasien plädiert. Dann sei wieder mehr Zeit für die Persönlichkeitsentwicklung der Schüler, sagte der Verbandsvorsitzende Horst Audritz.

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Nicht ganz so entschlossen gab sich Peter Silbernagel, Philologen-Chef in Nordrhein-Westfalen. Im Interview mit News4teachers sagte er: „Ein Zurück zu G9 hielte ich nicht für sinnvoll, aber die Probleme mit G8 sind noch nicht gelöst.“ Es brauche mehr Mut zur Lücke, weil in 8 Jahren nicht das gleiche Progamm durchgezogen werden könne, wie in 9. (News4teachers mit Material der dpa)

(22.02.2013)

zum Bericht: Umfrage: Zwei Drittel der Hamburger gegen G8

zum Bericht: Fast die Hälfte der Gymnasien in Hessen kehrt G8 den Rücken

zum Interview mit Peter Silbernagel

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