Nazi-Vergangenheit: Wernher-von-Braun-Gymnasium legt seinen Namen ab

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FRIEDBERG. Wernher von Braun galt lange als Vorbild. Doch der Vater des US-Raumfahrtprogramms diente der Rüstungsindustrie des NS-Regimes, so dass er heute als Namenspatron für Schulen nicht mehr taugt. Ein bayerisches Gymnasium zieht Konsequenzen.

Seine Vergangenheit in Nazi-Deutschland macht ihn als Namenspatron für bayerische Schulen untragbar: Raketenpionier Wernher von Braun. Foto: NASA / Wikimedia Commons
Seine Vergangenheit in Nazi-Deutschland macht ihn als Namenspatron für bayerische Schulen untragbar: Raketenpionier Wernher von Braun. Foto: NASA / Wikimedia Commons

Nach einem kritischen Fernsehbericht will das Wernher-von-Braun-Gymnasium in Friedberg den Namen des wegen seiner Nähe zum NS-Regime in Verruf geratenen Raketenpioniers ablegen. Durch den Bericht in der ARD sei die Schülerschaft bundesweit in ein schiefes Licht gerückt worden, heißt es in einer Erklärung der Schulleitung. Die Schule sehe sich daher zu sofortigem Handeln gezwungen.

«Ich begrüße das ausdrücklich», sagte Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU). «Wernher von Braun ist für eine Schule als Namensgeber nicht tragbar.» Spaenle betonte jedoch, dass das Ministerium der Schule den Namenswechsel nicht verordnet habe: Das per Ministererlass durchzusetzen, wäre völlig falsch gewesen. Die Schule habe einen Dialog gestartet und das Thema intensiv diskutiert. «Das ist gelebte Staatsbürgerkunde, wenn man so will.»

Der Name der Schule in dem Augsburger Vorort war seit Monaten Streitthema. Spaenle hatte schon vor Monaten in diplomatischen Worten an die Schule appelliert, sich die Namensgebung gut zu überlegen. Der Kreistag Aichach-Friedberg hatte den Namenswechsel schon im März gefordert. Der Dialog über die Schulcharta hätte aber eigentlich noch bis zum Ende des Schuljahrs dauern sollen.

Wernher von Braun ist ein Pionier der Weltraumfahrt. Lange Zeit wurde er von vielen Menschen als Vorbild gesehen. Seine Rolle in der Nazidiktatur wurde erst seit den 1990er Jahren kritisch aufgearbeitet.

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Wernher von Braun (1912-1977) hatte während des Zweiten Weltkriegs die V2-Rakete entwickelt. Die in Peenemünde auf Usedom konstruierte V2 erreichte am 3. Oktober 1942 mit einer Flughöhe von 85 Kilometern als erste Rakete die Grenze des Alls. Das Datum wird deshalb oft als Geburtsstunde der Raumfahrt bezeichnet. Der Raketenforscher war Mitglied der NSDAP und der SS.

Adolf Hitler ließ mit V-Raketen («Vergeltungswaffe») später London und Antwerpen bombardieren. Zwangsarbeiter mussten die Waffen zusammenbauen.

Nach dem Krieg arbeitete von Braun in den USA weiter an der Entwicklung von Raketen. Zehn Jahre nach dem Krieg erhielt er die US-Staatsbürgerschaft. Er arbeitet am Apollo-Mondflugprogramm mit und wurde Planungsdirektor der Weltraumbehörde Nasa. Noch 1966 leugnete von Braun, von den unmenschlichen Bedingungen gewusst zu haben, unter denen KZ-Häftlinge die V2 montieren mussten. dpa

Zum Bericht: Großreinemachen in Bayern: Kultusministerium prüft Schulen auf NS-Namen

 

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